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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Pg>. ÄkP^tanftatt«» Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PoftbotenundunI-reAus- »ft«rr »I>d DkickLIlsfttll«» " — - nehmen zu jeder Zeit Bc- AeLinnen entäeoen Kall- höherer Dcwall, Krieg »der sonstig» Betriebsstörungen besteh« dein Anspruch aus Lieserung »»3-ttu-, »derKürzung de» Bezugspreise». — Rücksendung eingrsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Port» beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: diellgespaltene Raumzeil« AXSoldpfennig, die Igespaltenegeil« der amtlichen Bekanntmachungen 4VDold- psennig, die »gespaltene Reklame,eil« im tätlichen Tkilk loo G-ldpsennig. R-chw-isungsgkbühr ro Galdpfennig. Bor. geschriebene Trscheinnngs» —, , . tage und Plakvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichllgt. Anleigen, annahm« dis »orm.IVUHr — - U Für die Richtigkeit der durch Fernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianjpruch erlischt, wenn der Betrag durch «läge eingezogen werden muh oder der Auftraggeber inKonkur« gerät. Anzeigen nehmen alle Bermittlungsftellen entgegen. Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts uud Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Nr 61. — 86 Jahrgang Teicgr Adr »Amtsblatt Wilsdruff - Dresden Postscheck Dresden 2640 Montag, de«14 März 1827 Mologa. Von besonderer volkswirtschaftlicher Seite wird uns geschrieben: Was ist Mologa? Eine Aktiengesellschaft zur Ver wertung von Holz- Und diese „Mologa, Holzverwer- tungs-A.-G. hat sich mit der Bitte um eine Subvention in Höhe von 20—25 Millionen Mark an das Reich ge- wandt. Es soll, wie von verschiedenen Seiten behauptet wnd, em befürwortendes Gesuch des Auswärtigen Amtes beim Reichskabmett vorgelegt worden sein und auch der deutsche Botschafter in Moskau soll sich für die Unter stützung der Gesellschaft eingesetzt haben. Von anderer Seite wurden schwere wirtschaftliche Bedenken geltend gemacht. Bei dieser Gelegenheit erinnert man Nch wohl noch daran, welche scharfen Auseinandersetzungen entstanden, als das Reich an die Junkers-Werke eine größere Subvention gegeben Hut, weil diese Werke bekanntlich im Ausland größere Unternehmungen ausgebaut haben. Die „Mologa" beruht auf einer großen -valdkonzession, die vom Russischen Staate im Jahre 1922 vorgegeben worden ist. ..„.Nordwestlich von Moskau liegen die viele Hektar Wälder, die von der „Mologa A.-G." ausgebeutet sollen. Ursprünglich hatte man nur eine reine L„,°"^'Uhr ins Auge gefaßt, hatte außerdem gehofft, das Eni für die Herstellung von Zellulose, also für ^oprerindustrie, verwerten zu können. Leider ist aber aus diesen großzügigen Plänen so gut wie gar nichts ge worden, weil diese Konzession mit Verpflichtungen belastet war, die nicht bloß den Gesamtaufbau des Unternehmens behinderten, sondern auch die Durchführung weitaus schauender Pläne unmöglich machten. Zum Beispiel hatte die Gesellschaft die Verpflichtung übernehmen müssen, vor bildliche Arbeiterwohnungen zu bauen, ferner den Bau einer Eisenbahn; zudem stellte es sich heraus, daß das ge wonnene Holz auf dem Weltmarkt kaum verwertbar war. Vor allem aber war das Kapital, mit dem die Gesellschaft gegründet war, sehr gering; bei der Umstellung auf Gold ergab es sich, daß sie nur über ein Aktienkapital von 300 000 Mark verfügt. Beteiligt daran waren vor allem Stinnes, genauer gesagt die „Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G.", die jetzt in der Nhein-Elbe-Union bzw. den Vereinigten Stahlwerken aufgegangen ist, und eine süddeutsche Firma, die in den letzten Jahren schwere Verluste erlitten hat, so daß sie sich fast ganz aus dem russichen Geschäft zurückziehen mußte. Es wirkt erstaunlich, wenn jenen 300 000 Mk. Aktien kapital aus dem Jahre 1925 Gläubiger in einer Höhe von 29 Millionen Mark gegenüberstehen, eine Summe, die sich bis heute noch beträchtlich vermehrt haben mag. Einer der Hauptgläubiger dabei ist nun der Nusslsche Staat. Er hat direkte Vorschüsse gemacht, außerdem hat aber auch die Russische Staatsbank 12 Mil lionen Reichsmark geliehen, und dieser Kredit in Höhe von zusammen 16 Millionen Reichsmark ist im Laufe dieses Jahres hinfällig. Der russische Volkskommissar für das Konzessionswesen, Joffe, hat denn auch betont, saß die „Mologa" zur Weiterführung ihres Betriebes nicht bloß neuen Kapitals benötige, sondern auch jenen Kredit abdecken müsse, hat aber verlangt, daß die übrigen Gläubiger, also vor allem die Rhein-Elbe-Union, auf nnen Teil ihrer Forderung verzichten müssen oder zum mindesten in Zinsstundungen einwilligen sollen. Die Rentabilität der „Mologa" ist aber nach einem bericht einer Treuhandgesellschaft an eine Unzahl von Voraussetzungen geknüpft, deren Erfüllung keineswegs scher ist. Infolgedessen ist das Subventionsgcsuch auf lehr energischen Widerstand gestoßen, besonders, da das stnternehmen fast nur russische Angestellte und Arbeiter beschäftigt. Vor allem aber wurde auf die Tatsache hin- ßcwiesen, daß die große landwirtschaftliche Konzession in Rußland, die die Krupp-A.G. erworben hat, gleich- ialls auf sehr große finanzielle Schwierigkeiten gestoßen st, daß außerdem ein anderes derartiges Un ernebn^ sas deutscherseits im Verein mit der Bank für seutsche aufgebaut ist, im ersten Jahre seines Bestebens »neu Verlust erlitten hat, der die Hälfte des Gesamt- iktienkapitals ausmachte. Hier hat man einen energischen Strich unter die ganze Geschichte gemacht und auf die Konzession verzichtet. Bei einem Entgegenkommen gegen die „Mologa" durch die Neichsregierung werden sofort eine ganze Reihe rein deutscher Unternehmungen mit der Klage kommen, daß ihren Kreditgesuchen sein Gehör geschenkt worden ist. Ist doch z. B. auch der »rupP-A.-G. ein Reichskredit verweigert worden, ob wohl er für die Rationalisierung eines in Deutschland gelegenen Betriebes verwandt werden sollte. Ob mit tiner Rentabilität der „Mologa" in absehbarer Zett zu rechnen ist, bleibt fraglich. Es wird in Deutschland Stim men genug geben, die darauf verweisen, daß wir bei uns serartige Millionenbeträge viel besser verwenden können als für den Aufbau einer Gesellschaft im Ausland, die der deutschen Volkswirtschaft kaum von Vorteil ist. Wiederaufflackern der mexikanischen Revulution. London 14 .März. Wie aus Mexiko gemeldet wird, kam. in Los Altos zu einem heftigen Kampf zwischen Ausständigen ""d Aegierungstruppen. 42 Insurgenten und 6 Regierungssol- verloren dabei ihr Leben. Vie knttcheiüungen in 6enl. Regelung der oberschlesischeu Schulfragr. Der Kampf um das Saargebiet. Der Völkerbundrat hat am Sonnabend die ober- schlesische Schulfrage erledigt. Es handelt sich dabei, wie aus dem Bericht des kolumbischen Ratsmitgliedes Urrutia hervorgeht, um eine Lösung, die lediglich eine einverständ liche Regelung für die gegenwärtig umstrittene Frage der Schulzugehörigkeit bringen will und soll. Im Interesse der zurzeit des Unterrichts beraubten Kinder und der durch Zwangsmaßnahmen betroffenen Eltern soll dadurch ein Weg geschaffen werden, um die sofortige Ein- fchulung der Kinder herbeizuführen. Eine schnell funktionierende oberste Entscheidungsstelle soll für alle etwa noch vorliegenden Streitfälle geschaffen werden. Das bereits im wesentlichen bekannte Verfahren läuft darauf hinaus, Kinder mit deutscher wie auch solche mit doppelter Sprache, soweit die Eltern das wünfchen und die Möglichkeit zur Verfolgung des Unterricht gegeben ist, Minderheitsschulen zuzuführen. Die letzte Entscheidung liegt beim Präsidenten Calonder, der auf Kosten Polens durch einen schweizerischen Pädagogen bei der Behandlung dieser Frage unterstützt wird. Im Schlußsatz betont de: vom Rat genehmigte Bericht, daß es sich lediglich um ein« Sondermaßnahme zur Regelung eines durch das Genfei Abkommen vom 15. Mai 1922 nicht vorgesehenen Falles handelt, daß aber das vorgeschlagene Verfahren „in keine: Weise dahin ausgelegt werden dürfe, als umfasse es ein« Abänderung der Bestimmungen dieser Konvention". Aul diese Tatsache wies Reichsminister Dr. Stresemann ir einer von ihm abgegebenen Erklärung hin. Alsdann begann der Rat mit der Frage der Einrichtung des Bahnschutzes im Saargebiet. Zunächst trug Scialoja den Bericht der Saarregierum vor, die mit vier gegen eine Stimme folgendes bean tragt hat: 1. Einführung einer Eisenbahnlinienkommission vor 100 Personen und eines internationalen militärische! Eisenbahnschutzes von 800 Personen, über die die Saar regierung im Einvernehmen mit den zivilen und mili tärischen Rheinlandbehörden zu verfügen hat. 2. Zulässigkeit der Berufung der beiden in Forbaü und Saargemünd stehenden französischen Bataillone. 3. Hoffnung, daß nach Durchführung dieser Vor schlage die französische Regierung die derzeit im Saar gebiet stehenden Truppen abberufen werde. Der Kanadier Stephens, der noch Präsident der Saar regierung ist, empfahl auch seinerseits die Annahme diese- Vorschlages. Nach den Ausführungen von Stephens verlas Dr Stresemann eine sorgfältig formulierte Erklärung die darin gipfelte, dem Völkerbund verschiedene Zusatz« zu den vorliegenden, von Scialoja begründeten und vor Stephens erörterten Vorschlägen nahezulegen. Es handel sich um folgende vier Punkte: 1. Abzug der Truppen zu einem festen in Genf be stimmten Termin. 2. Herabsetzung der Zahl der Bahnschutztrupperi auf ein vernünftiges Maß von einigen hundert Mann 3. Festlegung des internationalen Charakters der zu schaffenden Sonderformation. 4. Festlegung der Bestimmung, daß die Bahnschutz truppen nur unter außerordentlichen Umstünden Be fugnisse gegenüber der Bevölkerung erhalten. Der Reichsminister begründete diese Erfordernisse da mit, daß die Schaffung einer besonderen Bahnschutztrupp-, im Versailler Vertrag nicht vorgesehen sei und deshal« gegenüber ihrer Schaffung ein Nechtsvorbehalt zu machen fei. Die deutsche Regierung würde jedoch diese Frage nicht zum Anlaß nehmen, um prinzipielle Grund sätze zum Austrag bringen zu lassen, und sich mit dem Kompromiß abfinden, wenn den vorerwähnten Forderun gen Rechnung getragen werden könnte. Der Reichsminister, der sich gegen jede Vertagung der Frage ausgesprochen hatte, richtete in seinem Expose, das den deutschen Standpunkt zu den einzelnen Fragen des näheren begründete, an den Völkerbundrat die Bitte, den Bericht und seine Einwände vielleicht im Einvernehmen mit dem Präsidenten der Negierungs-» Kommission Zu prüfen und festzustcllen, ob alle diese Fragen hinreichend geklärt sind, ob nicht vielmehr ein Mißver hältnis zwischen der vorgesehenen Zahl der Schutz- rruppe und dem von Scialoja selbst unterstrichenen Bc- vnrsms nach Erleichterung der Wohnungsfrage bestehe. , Stresemann wies dann weiter auf die scharfe N n t e rschcidttng hin, die der Versailler Vertrag selbst für besetztes Gebiet, das einer interalliierten Behörde unterstehe, und für das Saargebict, das dem Völkerbund mit seinen 56 Mitgliedern untersteht, macht: „Der Völker bund besteht aus Nationen, die nicht nur unsere ein maligen Kriegsgegner umfassen." Er wolle jedoch keinrn fixierten Antrag stellen, wie auch der Bericht Scialoias v»s «nm grmn yaoe, wahrend der Präsident der Regie rungskommission lediglich die Prüfung des Vorschlags empfohlen habe. Er schlug deshalb als Diskussionsbasis die obenerwähnten vier Punkts vor, dis er diesmal im Gegensatz zn seinen übrigen in deutscher Sprache gemachten Ausführungen in französischer Sprache formuliert verlas« und schloß mit dem Hinweis darauf, daß er sich auch bei diesen! Vorschlag in einer schwierigen Situation befinde und keinen Instruktionen seiner Negierung, sondern nur seinem Gewissen folge, ebenso, wie das in der oberschlesischen Schulfrage geschehen sei. Denn ihm seien praktische Lösungen wichtiger als theoretische Bedenken, wie er sie im gegenwärtigen Fall gegenüber der Schaffung des Bahnschutzes selbst, für den der Versailler Vertrag keine Rechtsbasis abgibt, zurück gestellt habe. Er appellierte dann an das allseitige Inter esse, das für die Schaffung einer Grundlage zu einer ein mütigen Erklärung des Rats bestehe. Die Fortsetzung der Verhandlung wurde nach der Übersetzung der Aus führungen des Reichsaußcnministers in die englische und französische Sprache unterbrochen. * Regelung der Gaarfrsge. 800 Mann französischer Bahnschutz. Im weiteren Verlauf der Verhandlung wurde schließ lich der folgende Vorschlag der Regierungskommission des Vaargebiets einstimmig angenommen: Der Rat nimmt Kenntnis von dem Bericht der Negic- rungslommission vom 18. Februar bezüglich der Frage der Transport- und Tansitfreiheit auf den Eisenbahnen des Saargebiets. Die von der Regierungskommission vorgeschlagene Organisation wird innerhalb einer Höchst frist von drei Monaten verwirklicht, und infolgedessen wird die im Saargebiet stationierte Truppe innerhalb der gleichen Frist zurückgezogen. Der Bahnausschuß eben so wie die Bahnschutztruppe werden unter den Befehl der Regierungskommission gestellt und ihr verantwortlich sein. Die Bahnschutztruppe wird ihre Befugnisse gegen über der Bevölkerung nur bei außergewöhnlichen Um ständen ausüben dürfen. Der Bestand von 800 Mann, der für diese Truppe angegeben ist, stellt die Höchstziffer dar. Sollte die Regierungskommission zur Auffassung gelangen, daß eine Verminderung dieser Zahl möglich ist, wird sie die zu diesem Zwecke ^notwendige Maßnahmen treffen können, ohne sich vorher mit dem Rat in Ver bindung zu setzen. Verlängerte AmtSdauer der Saarreglerung. Der Völkerbund hat ferner in einer nicht öffentlichen Sitzung die Amtsdauer der jetzigen Mitglieder der Saar- rcgierung, mit Ausnahme des Präsidenten Stephens, um ein weiteres Jahr verlängert. Gleichzeitig wurde der der zeitige Präsident Stephens mit der vorläufigen Weiter führung der Präsidentschaft beauftragt. Reichsminister Dr. Stresemann sprach bei dieser Gelegenheit den Wunsch aus, daß eine neutrale Mehrheit der Regierungskom- mission geschaffen werden möge. Diesen Wunsch hat der Nat zur Kentnis genommen. Schließlich wurde beschlossen, daß künftig kein Mitglied der Saarregierung länger als fünf Jahre amtieren soll. Diesen Entschließungen gingen längere Reden von Briand, S c i a l o j a, V a n d e r v e l d e, Stephens und Chamberlain voraus. Nach einer längeren Rede machte Dr. Stresemann folgende Vorschläge: 1. Festsetzung einer HSchstsrist von drei Monaten für den endgültigen Abzug der französischen Truppen ans dein Saargebiet. 2. Inanspruchnahme der neuen Organisation unter alleiniger Autorität der Regicrungskommission und nur in besonderen Fällen. 3. Belassung der Entscheidung über die notwendige Ziffer des Bahnschutzes bei der Regierungskommission mit einer Begrenzung auf 800 Mann als Höchstzahl, wo bei sich der Völkerbundrat mit der endgültigen Ziffer, die nach den Darlegungen Stephens-innerhalb der Regie rnngskoinmission im Sinne einer möglichen Herabsetzung um einige hundert Mann gefunden werden dürfte, nicht mehr zu befassen haben wird. Dr. Stresemann erklärte hierzu, falls diese drei Ge sichtspunkte vom Völkerbund anerkannt würden, werde es ihm möglich sein, dem Bericht zuzustimmen. Entscheidend für ihn sei, daß er nicht unter der ersten Präsidentschaft des Vertreters des Deutschen Reiches die erste Abstimmung im Völkerbundrat habe stattfinden lassen wollen. Der Rat nahm hierauf einstimmig die oben genannten Vorschläge an. Damit war die Tagesordnung erledigt. Wie ans Kreisen der deutschen Delegation verlautet, ist in den Verhandlungen der letzten Tage auch die Frage erörtert worden, ob die nächste Tagung des Völkerbund rates, die am 13. Juni beginnt, in Berlin stattfinden solle. Die Entscheidung hierüber dürfte in den Verhandlungen zwischen den Regierungen nicht vor Anfang Mai zu er warten sein. Eine offizielle Aufforderung ist knsher ar die deutsche Regierung noch nicht gerichtet worden.