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Schönburger Tageblatt ««p «r. 1«« Mwooch, dcu 12. Jill 1SSL Drohender Bergarbeiterftreik im Ruhrgebiet Wittee«ngöbericht aufgenommen am 11. Juli. Mittag« 12 Uhr: Varvweterstaud 766 mm reduziert aut den Meerersgiegel rtzerwoweteefta«» -s- 22.,° L. (Morgen« 8 Uhr 4- 20" O. Tiefste Rachttewperatur -s- 10,»* L.) Feuchligkett-grhaU der Luft nach Lamprecht« Polymerer 44°/,. Daup»»« 4 v'. «tudrichluug Ost. MederschlagSmeuge in den letzten 24 Stunden bi» früh 7 Uhr: V,v mm. Daher WittrruugSan-sichte« für den 12 Juli: Hritere« Wetter. Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der StandeSawtSbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Häufungen, Laugeuleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchur-dorf, Riederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Valienburger Anzeiger. Diese« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen de« Amtsgericht» und de« Stadttat« zu Waldenburg. Verantwortlich für Redaltton, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg. Erscheint täglich mit «umrahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten bt«Borm.SUHr de, Ausgabetages. Bezugspreis monatlich 20 Mi., im vor aus zahlbar, durch di» Post bezogen monatlich SO Mi. Nnzelne Nrn. 80 Pfg Sonntags-Nr. 1 Ml. Inse ratenpreis 1 Zeile 8.— Ml., Reklamezrtle 88 mm breit 8 Marl, die dreigespaltrne Zelle im amtlichen Telle 7.— Ml. Hinwelle aus Anzeigen und Eingesandt» 1 Petit-Zrll» 2 Ml. Nachwrisungsgebühr 2 Ml. T-gründet 1878. Fernsprecher Nr. S. Postschließ- fach Nr. 8. Postschtcklonto Amt Leipzig Nr. 448«. Anzeigenannahmeschluß Lorin. S Uhr am Tasgabtt« Leschäftrstell» in Waldenburg Sachsen, Obergass» W. Geschäftszeit: Vormittag 7—1, Nachm. 2—5 Utz,. 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November, der Lag der dentscheü Sch»»H, zu« Feiertag ertlSrt. Die R«hrh,it für Poincar^ in der französische»» Kam «er hat sich vermindert. Llotz» George so» den amerikanischen Botschafter Harvey ans Möglichkeit eine« BankerottS der deutsche» Revo lutio» aufmerksam gemacht haben. Zwischen Voten «nd RnmSnien ist ei» VK«dniS abge- schlossrn wordr«. K«d panisch, Mjuifteri»« ist bereits wieder gestürzt. Der wisenbahverstreik in Amerika nimmt eine ernste Wend««« *W«ld-«bttrg, 11. Juli 1822. Im SteueraurfchN^ he« Reich«tag« wird zur Zeit die D»rlage über die Zwangsanleihe in Verbindung mit einer Deform de» Erbschaft,. und Einkommensteuergesetze« be sten. A« Sonnabend sollt« die dritte Lesung der drei Derlagen im Steuerautschuß beginnen. Der ReichSflnauz- pii«ister Herme« hat die Notwendigkeit der Reform der grschaftrsteuer zugegeben; gegen die Reform der Einkom mensteuer hatte er größere Bedenken, da vorher eine Ver- ^ndigung mit den Ländern herbeizufühveu sei, denn die ganzen der Länder und Gemeinden würden durch die Hinderung der Einkommensteuer stark beeinflußt. An« Entwarf brr Zwangtzanleih« wurde von drutsch- B'vnaler Seite eine vollkommen neue B-rlage eingebracht, die eingehend von vr. Helfferich begründet wurde, vr. Helfferich ging von dem Bedanken au«, daß infolge der pMlrrweile eingetretenen weiteren Geldentwertung und »er Geldknappheit der Plan der Z»«ngs,nleihe, so wie er jB Gteuerkompromiß gefaßt und in dem Besetz über die -ende,ungen im Finanzwesen vom 8. April 1822 grund s-tzlich festgelegt sei, «nsgcgeben werden müße, gab aller- ding« zu, daß die- nur mit Zustimmung aller am Steuer- ko-spcvmtß beteiligten Parteien möglich sei; die Deutsch- nationalen haben sich damal» nicht dem Steuerkompromiß o»«eschl,ffe». Ler von ihm anSgearbeitete Entwurf sieht eine freiwillige mit 4°/, verzinsliche innere Anleihe vor, die in der Zeit vom i. Juli bi« zu« 30. Oktober l»sz zu einem ZrichnungSpreiS von 80 Prozent aufgelegt wer den soll. Diese freiwillige Anleihe wird durch Pflichtzeich- nn»g ergänz», d«ren Höhe der Finanzminister in der Weise festsetzt, daß sich auf Brund dc» zu erwartenden JahreS- ertrage« der Vermögenssteuer ein ZeichuungSbetrag der Anleihe von rund 60 Milliarden Mark ergibt. Ler Höchstbetrng der Pflichtzeichnungen soll der zehnfache Be trag der für da» Jahr 1923 zu zahlenden Vermögens steuer sein Diese Pfl,chtzmchn«»gen sollen aber erst erfolgen, sobald eine endgültige, der Leistungsfähigkeit Deutschland» angepaßte Neuregelung der deutschen Repa- rationslaflen erfolgt ist Wie Helfferich anSsührte, will er dadurch verhindern, daß auch die ZwangSankeihe in da» bodenlos« Faß der Repa,ation»kosten fl eßt. Aber da» Eteuerkomprvmiß ist damals auf anderer Grundlage ge schloffen worden. Ihm hat die deutsche Volk-Partei trotz schwerer Bedenken i« einzelnen zugeflimmt, will nur auf diesem W«ge er möglich war, eine den Interessen der deutschen Wirtschaft tragende große Steuergesetzgebung durchzudrücke», aber auch, weil man sich der vckenntnii nicht verschloß, daß zur Beseitigung der Inflation, insbe sondere zur Deckung der un« auferlegten Sachleistungen, erheblich« Aufwendungen zu mache« seien. Von diesem Bedanken ging der Abgeordnete Or Becker (Hessen) in seinen Ausführungen au». Er erklärte, daß die deutsche Volkspartei auf dem Boden de» Steuerkom- promisse» stehen wolle, obgleich er nicht verkenne, daß durch die mittlerweile eingrtrene Geldknappheit und den weiteren Sturz der Mark eine außerordentlich «schwierige Lage für die deutsche Wirtschaft und de« Besitz eingetreteu sei. Der »orgelrgte Entwurf entspreche aber durchaus nicht dem Eteuerkomprvmiß. Die Partei werde deshalb nur dann der Vorlage zustimmen können, wenn sie dem Sinn der damaligen Abmachungen entsprechend abgeändert und die von den übrigen Pdrteten und der Reichsregierung gege benen Zusicherungen gehalten würden. Roch sei keine Vorsorge dafür getroffen, daß der Staatshaushalt ernstlich ans die zu treffenden Ersparungen durchgeprüft werde insbesondere sei bi» jetzt die von der deutschen Volk-Partei verlangte Persönlichkeit zur Durchführung der Sparsamkeits aktion nicht bestellt. S» müffe aber eine besondere Per sönlichkeit diese Aufgabe übernehmen, denn au» den ein zelnen ReffortS heraus könne die Hilfe nicht kommen. E» müffe unbedingt Ernst gemacht werden mit der Be- settigung de» Fehlbeträge» in der Eisenbahn und Post. Mit Tariferhöhungen allein sei die Frage nicht zu lösen. Für diesen Fehlbetrag sei die Anleihe unter keinen Um ständen in Anspruch zu nehmen. Er erklärte e« nicht für »»gewöhnlich, sondern im höchsten Grade bedenklich, wenn in der an die Reparationskommisffon gerichteten Rote der Reichsregierung die Einnahme der Zwang»anleihe unter den ordentlichen Einnahmen angegeben sei. Ein schwerer politischer Fehler sei auch, daß in dieser Rote der Entwurf der Zwangranleih« mit alle» Einzelheiten enthalten sei, obgleich sich doch die Reichsregierung hätte sagen müssen, daß der Reichstag erhebliche Aendirungen vorsehe» werde. Diese Nenderungen müßten i« Geiste der damaligen Ver handlungen über da» Steuerkompromiß erfolge». Da» Steuerkompromiß habe die Zwangsanleihe auf eine Mil liarde Goldmark beschränkt. ES sei deshalb unmöglich, einem Entwurf zuzustimme«, der unter Umständen über >iesen Betrag hinanSgehr, da insbesondere mit Rückficht auf die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse da» be- chloffene Opfer nicht noch erweitert werden könne. Er ei aber bereit, der sozialdemokratischen Anregung zu olgen, da Zuschläge erhoben würden, wen» die Zwang«- anleiht den Betrag von SV Milliarden nicht erreiche. Die großen Bedenken vr. Becker» wurde» von den Ver tretern der demokratischen Partei, de» Zentrum« und der bayerische» Bolkspartei vollauf gewürdigt. Bon sozial- demokratischer Seite wurde die Geldknappheit bestritten, lleichsstnanzminister Herm«» erklärte sich zu Zugeständnissen »ereit. Eine Sparsamkeitsaktion sei in die Wege geleitet, k» steht zu hoffen, daß die ZwangSanleihe eine Form er- hält, di, den Jntereffch, unserer Wirtschaft gerecht wird. Nun-fchau. Loitsche« Weich. Am Saale de« Palmengarttnö in Frankfurt sprach am Sonntag Scheidemann «der di« Gntwicklung der politischen Zuständ* in Denlschland feit 181». Einer der größten Feh ler v,n 1-18 sei der gewesen, die Freiheit der Press» aufrecht zu erhalten. Gegen die Reaktion müffe der Kampf bi« auf« Messer geführt »erden. Lie Ausnahme der deut schen Volkspartei in die Koalition lehnte er ab. Er rechne auf die Hilfe de« ehrlichen demokratischen Bürgertum«. Lie sozialistische« Parteien aSein seien nicht in der Lage, Deutsch land zu repräsentieren Die Einigkeit unter den Arbeitern schreite fort. Zu« Schluß forderte er die Auflösung de« Reichstag«. Oberprästdent Ns«ke hat da» „Göttinger Tageblatt* auf drei Wochen verboten. Der Rrich«minister de« Innern hat durch Verordnung vo« 8. Juli besti»mt, daß di« Abstimmung in vberschlesien über die Autonomiefrage am Sonntag, den 8. September, stattfindet. Zu» Abstimmung-lriter ist Oberprästdent Bitta in Oppeln ernannt. »er Rechtsantschuß de« Reichstag» hat am Montag de« Gesetzentwurf über di« Straffreiheit für politisch« Straf taten angenommen. Dagegen stimmten die Leutschnationalen, die Bolkspartei und die bayerische Volkspartei. L«» Barantiekomitö hat «in« Unterkommisfion für Staat«- einnahmen eingesetzt. Liese stellte die deutsche öffentliche Schuld a« 31. Mai auf 373,288 Millionen Papiermark fest, dazu kommt di« Reparationsschuld mit 13,640 Milliinen Goldmark, d. h. als» 130,67» Millionen Papiermark, zu sammen öOS,S68 Millionen Papiermark. Liese Ziffern be weisen, daß von w«it«rr« Geldzahlungen Lcutschland« keine Rede sein kann. Der amerikanische Handelsattache bei der Botschaft in Ber lin hat einen eingehenden Bericht über die fürchterliche Lag» Deutschland« an die amerikanische Regierung ge richtet. Lieser Bericht hat angeblich außerirdentlich alannie- rend in Amerika gewirkt und schwere Befürchtungen für di» deutsche Republik hervorgerufen. Au« Kempten bei Bingen ist die 40jthrig« ledige Elise Weiner verschwunden. Sie wollte über die Htilburgbrücke nach dem Krankenhause in Geisenheim, ist dort aber nicht eingetroffen und auch nicht zurückgekehrt Bet »in Postanstalten in Bonn ist eine Leberwachung«- stell« für vriefsendungen durch die Besatzungsbrhörde ein gerichtet worden. Lie Rrichrregierung bemüht sich nachdrücklich für die Be endigung de« Berliner Zeitungrstreik«, der gefahrdrohend zu werden beginnt. Fall« bi« heute Dienstag keine Einigung erfolgt, will di» R«gi«rung «ine Einheitszeitung herautgeben, damit den gesährlichen Gerüchtebildungen entgegengetreten w«r- de» kd>. Li« Versammlung drr Buchdrucker am Montag beschloss Fortsetzung de« Streik«. Lie Reichregierung hat in einer Note nach München nach drücklich »in Verbot der Regiment«f«iern »erlang», da« Bayern bisher nicht erlassen hat. Ler Reichstag wird am Donnerstag seine Sommrrferie» beginnen, nachdem Dienötag und Mittwoch die Etruergrsetze in 2. Lesung und am Donnerstag die Schutz und Eteuergesetze in 3. Lesung verabschiedet sind. V-perr-ich. Die mit den österreichischen Angelegenheiten befaßte Ab teilung der Reparationskommisfion hatte über da« Gesuch der österreichischen Regierung zu entscheiden, da« Privilegium auszuheben, dem auch die österreichischen Etaat«einkünste aus Zöllen, Wald- und Guttbesitz, sowie die Monopol« uatrr- worfen find. Dies« Sinkünft« stellen gegenwärtig die letzte Hoffnung zur Erlangung einer Finanzaktion zugunsten Sester reich« dar, die der österreichische Staat seinen Geldleihern anzubieten vermag. Der »Temps* erklärt hierzu, daß sich allerding« kein« Regierung der Gefahr aussetzen würde, durch ein« Absag« da« österreichische Volk zur Verzweiflung zu bringen. Urwttkretch. Li« Tagung de« Obersten Rate« scheint »muittolbar bevorzupehen. Lloyd George und Schanze» stellten fest, daß die Finanzkatastrophe in Deutschland sosortige Hilfe erfordere.