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O Nummer 2 — 23. Jahrgang »mol wöchenll. verustsprei!: für Januar 3.50 3Ie»t.-Mark Kniktgekt: Brrcchunng der Anzeigen «ach Real.-Mark Preise: Die eiugeipultenc Peiitzeiie 2VZ f. Familien« n. Bereiusanzeigc». Gesuche 15^. Die «l etit-!llclla»>ezeile, dömin breit, üv Z. Ofie«te«,ebühr iiir Selbstabholer 15 «j. bei itebeiiendunfl durch die Post außerdem Vor >o »schlag, krrl! iiir liik ciiireimimmer 15 iienten-l'kenttls». Äejchäillicher Teil: Jose» tzopman», Dresden Tageszeit u DonnersLaq, 3. Januar 1324 Im Falle holierec bemalt e«l> ckn jede Verpslichiung cnck, Lieseruug sowie Erfüllung von Auzeigen-Austrägeu und Leistung von SchadeuerPY. Fürundcullich und durchFern» iprecherübermiilelte Anzeigen iibernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingelandte und mit Rückvorto nicht versehene Mamvkciple Iverdn nichi ansbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis 8 llhr nachmittag». Hauptschritileitcc: Dr. Josef Albert, Dresden »«»-»»'on >>«>» vxitvüil»«"« Dresden-Altstadt >p. ölbeiNi easw 4« ch Fernruf 32722 / llwstsiheckkontoDreSdeu G7k»7 rmnMW Md WM » Lik Ne» dkl Ml ' ZB MM Ms » Druct und Verlag, Saxonia » Buchdruckkeroi G. m. b. H. D ceSden-Altstadt tll, Holbemstraßc 18 Das itlltriialisiialr Zirkkitsamt md die Lktilsche Akdkitkrj-a>t Die diplomaLischen Neujahrsempsänge Ansprachen des Nuntius Paeelli» des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten — Versöhnlichere Aeusiernngen in Paris und Brüssel? — Dr. Stresemanns politische Mission in LuMuo — Reichstagsnruwahlen bereits im März? Der EWftttig bk'si!! Ntllhspmslhtütku Berlin, 2. Januar. Beim Reichspräsidenten fand am Nrujahrötage der übliche Empfang des diplomatischen Korps statt, zu dem sich die Botschafter und Geschäftsträger sämt licher an Deutschland vertretenen fremden Mächte cingefunden hatten und bei dem auch dce Reichskanzler zugegen war. AIS Doyen dcS d i p > o m a t i s ch e » Korps hielt der apostolische Nuntius Monsignore Paeelli folgende Ansprache: „Der Beginn deS neuen Jahres sieht wiederum die 'Ver treter der fremden Staate,, um Ihre Person, um Ihnen und der deutschen Nutw«, deren höchstes Amt Ihnen anbertrant ist, ihre Glückwünsche und Wünsche darznbieten. DaS eben ver flossene Jahr ist nicht ohne Schmerzen und Leide» für die Menschheit dayiugrgnnge». Aber besonders an diesem Tage, den man gewöhnlich «nt Freude und Fröhlichkeit feiert, richten sich unsere Blicke mit umso grösserer Teilnahme ans gewisse un glückliche Kreise des 'Volkes, i» dessen Mitte wir leben. Das sind dir werktätigen Stände ebenso wie die Geist eSarbei te r, das ist der Mittelstand, das sind Kranke, Greise, Jeanen und Kinder, denen oft das atlernötigste zum Lebe» fehlt. Wir sprechen den edlen Herzen unseren Beifall ans, die sich bemühen, ein so erschüt terndes Eiend zu mildern und wir wünschen herzlich, das- alle Nationen sich jener gesnnden und ruhigen Wohlfahrt ersrenen möchten, die anf Gerechtigkeit und friedlicher Arbeit und auf brüderlicher Liebe beruht. DaS ist eS, Herr Reichspräsident, was ich, der ich jetzt wiederum die Ehre habe, bei dieser Gelegenheit im Namen deS beim Reiche beglaubig ten diplomatischen Korps a„ Sie bas Wort z» richten, mit ganzem Herzen von der göttlichen Bvrscbung, der höchste» Lenkerin der inenschlichrn Geschicke erflehe." Reichspräsident Eberl erwiderst hierauf mit folgenden Worten: „ES ist mir eine ganz besondere Freude, Wienern«» nnS Ihrem Mnnde die Glückwünsche entgegen zn nehmen, die Sie mir und dem deutschen 'Volke aus Anlass deS licutige» TageS im Namen dcS diplomatischen Korps ans-,»spreche» die Güte hatten. Mit aufrichtiger Genugtnnng stelle» »vir fest, dass weite Kreise der fremden Nationen sich der i» D e » tschl a » d herrschende» Not bewusst geworden sind und von» Geiste wahrer Menschlichkeit beseelt, »ns Hilfe und Beistand geleistet habe». Manches Leib ist dadurch gemildert und vielen ist ans diesem Wege wirksam geholfen worden. ES ist bei Be ginn des neuen Jahres der seh » li ch st e W n n s ch des deut schen 'Volke?, das« In seinem harten Kampf um sei» Leben und seine Ankunft der Tag kommen möge, da ihm ruhige Arbeit und friedliches Lebe» im Kreise der Boiler best!,irden sei. Mit der Hossnnng, dafi der von Ihnen so warm gewür digte Geist der wahre» 'Menschlichkeit im »enr» Jahr sich weiter nnsbresten und immer tickerc Wurzeln snsscn möge, ver binde ich, Herr Nuntius, meine Herren, die Bitte, Ihren Ober- Händler», Regierungen und Völkern meine herzlichste» und auf richtigste» Wünsche für ein glückliches und friedliches neues Inh r zu übermitteln." Anschließend emvsing der R'ichsvräsiden! den Reichskanz ler, die R e i ch S in i n i st e r und Staatss e irr! ä >- o. Kier-- bel hielt der Reichskanzler Dr. Marx folgende Ansprache: „Namens dee bicr v»'sammelten Minister »ad Staats sekretäre des Reiibes bade ich die Ehre. Herr» Reichspräsident,,, die herzlichste» G l ü ri w n n s ch e za ,» n e neu Ja h r e zn entbiele». Da? Iahe lststst. das nunmehr hinter ,:»s liegt, hat uns-rei» Volke „nr» Vaterland besonders Harle Schickka'.SschlSge beschiedrn. Ich brauche nur an- die Besehnng der Ruhr hi„- znweisen nnd alle die nugel-ener.ichen Fobverscl,e,„„„ae„. di' sich daran geknüpft habe». Die. schwere Veeiuträhtiguug unseres Finanz- und Wirt-Hast SlebenS, die dadurch verursacht worden ist, zwing' uns seht, geradezu lmi'ale Massnahme» zu tresse». um lnenigstens die „oldürsligsteu B.'dürsnsise unseres SlaalS- lebens zu bestreiteu. Es gehört der ganze Slarkmnt der deni- jchen Nation dazu, den« Jahre tw2t und der politische» Eut- Wicklung tu ihn, getrost eutgegenznst'heu. Aber die edlen Eigenschaften des deutschen Volkes, die in der Zeit der Not bewnderS hell zutage trete», lassen nnS Hossnnng schöpsen, das; eS nnS trotz aller entg-gensiehrnden Hindernisse inogüch sein wird, daS deutsche Volk und Vaterland einer- besseren In tun ft entgegenzufübre». Die Männer, die Sie, hochverehrter Herr Reichspräsident, mit Ihrem Vertrauen beehrt und an »eranlworlnngsoolse Regierungsstellen benckeu haben, suhlen sich heute ganz be sonders von dem ernsten und heiligen Pflichtgefühl durch- drmigen, ' von neuem feierlichst zu erklären, daß sie ihre ganze Kraft daransepc» wcrdcu. um unser gelirbteS deutsches Pater ! land im koinmenden Jahre an-7- seinem tirstn Verfall l> e r n n s z n f ü h r c n und die wirti'chastlichi-n und sinau- zielte» Verhältnisse nach Möglichkeit zn gesunder Entwich»»,; zu bringen. Eine Negierung, die fest in sich vereint nnd entschlossen ans daS geuieinpinie Ziel, daS deutsche Vaterlano zn retten, ihre Kraft »ad Anstrengung einseht, wird in eiumütigem I» jainmenwirkcn mit Ihnen, Herr Reichspräsident, eine Gewahr dafür bieten, dass daS Iah r 1 i> 2 4 eis o tgreich sein «oird für den. Wiederaufstieg unseres Volkes nnd gleiches!" In seiner Erwiderung führte der Reichspräsident folgendes ans: „Die Glückwünsche, die Sie mir ,zum neuen Jahre aus,;u- sprechen so sremwlich waren, erwidere ich Ihnen aufs herz lichste, Mit lebhafter Genugtuung nehme ich Ihre von großem vaterländische» Pflichtgefühl getragene Versicherung der selbstlosen und verantwortungsvollen Arbeit im Dienste des dcnlscheu Volkes entgegen. Mit Recht wiesen Sie darauf hin, das; das vergangene Jahr dem deutschen Veike schwere Opfer gebracht hat, insbesondere blicken unsere Brüder an Rhein und Ruhr anf ein Jahr harter Bedrängnis zurück. Wir erinnern nns heute aber auch dankbar des Opfermutes, mit dem alle Schichten der Bevölkerung das barte LoS getragen haben nnd »och tragen werden. Möge das neue Jahr diesen deutschen Gebieten eine Erleichterung bringen, dadurch, das, cs gelingt auf der Grundlage des wahren Friedens nnd des Rechtes der Völker die Lebensmöglichkclt und die wirtschaftlichen Interesse» ihrer Bewohner wieder zu entfalten. Trotz der groben wirtschaftlichen Not sah sich die Reichs- regierung zu tiefeinschneidenden Maßnahmen gezwungen, die den Einzelnen schwer treffen, aber doch notwendig sind, um die Lebensfähigkeit des Landes zu erhalten. Don« schlimmsten Elend ist aber bei ab-» Anstrengungen des Reiches nur zn steuern, wenn jeder Einzelne nach Kräften m i t h i I s t. Man kann mit Befriedigung festsielien, tvs; bei nns wie im Anstande sich viele menschenfreundliche Herze» und Hände rege». Aber an die vielen »nter uns, die noch unbe rührt vo» ver 'Not bcs Voltes abseits stehe», richtet sich unser dringender Appell zur Menschenpfticht. Zur Erhaiiuug unserer nationalen Existenz ist heute mehr denn je der Wille zur Zusammengehörigkeit notwendig. Im Hervorheben des Gemeinschaftlichen, im Willen zur VolkSzu g e - Hörigkeit, liegt der Weg zur Zukunft unseres Volkes, Das; dieser 'Wille und dieser Geist der Sammlung das dmische Volk im neuen Jahre mehr als bisher leiten möge, ist mein herz lichster Wunsch am heutige» Tage: hierzu »ach besten Kräften b.-izniraggn. ist die aufrichtige 'Bitte, die ich an Sie meine Herren richte!" Im Anscblns; hieran empfing der Reichspräsident den ReichStagSpräsidenten Löbe nnd den Vizepräsidenten Dr. Rie ster, die ibm die Glückwünsche deS Reichstage? übermittelten. Anschließend sprach eine Abordnung deS ReichSrateS den, Reichspräsidenten die Glückwünsche anö. Günstige Ausnahme in Paris Paris. 2. Januar. Die N e »> a h r S b o t s ch a s t !>-) d r >i t s ch r n R eichs k-a nzle r S hat in Paris eine an' i-rard „t- lich gii »stlgr Aufnahme gefundr». Man erksii t m l de» HmwtgcdU'-km dieser Botschaft einverstanden z» scsn n ch beglück wünscht Herrn Dr. Marx z» der von ihm gewählten Ion». für me Paris, 2. Januar. HavaS berichtet aus Berlin: Ei- V r- tceter der französischen V erlicie r K olo ,lie hat bei dem gestrigen Emosaug in der französischen Botschaft den Wunsch culSgedrückt, das; die geplanten Abkommen zwischen Frank reich nnd Deutschland möglich gemacht werden. Die französisch« Kolonie bringt de» Wunsch zni» An:,druck: DaS Jabr !924 möge eine politische Entspannung bringen, csic für die französischen Geschäftsleute in Deutschland d'e Gcundlage d'? Er folges sei, damit s'e ihre Ausga'eu st,i J„!i-re'se der sran-osischen Industrie und des sra»zösische>r Handels dnrchsüuren könne» Ter fran'ösi'che Botschafter De Margerie veisickierie aie Franzosen in Berlin der grösste» Aasuierksamleit, die die sran- zösische Negierung der A i e d e r a n s u g h m e der Handels« bezieh» »gen zwischen Frankreich und Dentschlaad widme, und erklärte: Möge das Jahr 1l>2t allen den-n. die die Ans. gäbe Huben, Vc» Frsi-de» wieder h rzustellr», jenen ebrliche-e Wilh'n nnd jene Herrschaft über sich selbst, jenen Glanb-.-ii »:>d jeiees F-rin gefühl für die Er'üllnng internationaler Vensilichiungen gebeir, die allein in der Lage sind ein danerchafteS Gebäude für d e inter« nationale Solidarität n.ifzui'ichte». Ulüergü^ ^tüjilhrsrkdt Paris, 2. Januar. P rüsidcnt M ilser a » d hat gestern im Elhsee die diplomatischen Vertreter empfangen und ihre Neu« jahrSwünsche durch 'Verniittlnng des päpstlichen Nuntius Bon I. Ersing. M. d. N. Im T-iil 13 des Versailler FriedenSvertrageS haben die «Siegerinächto zur Verbrühniung ihrer iil diescin Bertrage nieder- gelegten Ungeheuerlichkeiten gegen das denische Volk Bcstimmnn- gen über eine Organisation der Arbeit getroffen, die besagen, das; diese Ocganisat-on der Arbeit gegen Ungerechtigkeit, Elend, Entbehrungen Arbeitslosigkeit Vor gehen, und für bessere Arbeitsbedingungen der Arbeiter eintreten soll. Ebenso ist ausgesprochen, das; die Freiheit des gew-rk- sickw ft lieben Zusammenschlusses grundsätzlich Anerkennung finden solle. Und zum Schlüsse heisst eS, das; die verteagschliesteiide» Teile von den Gefühle» der Gerechtigkeit und Menschlichkeit geleitet, diese Bestimmungen getroffen hätten, um einen dnuerndeu Welt frieden zu sichern. Diese „Organisation der Arbeit" hat sich in Genf gebildet unter dem schönen Namen Internationales Arbeits amt. Da Deutschland vor dem Kriege anf dem Gebiete der Sozialpolitik an der Spitze aller Kiilturnationeir stand und anf den früheren internalivnaken NrbeitSkvngressen die Führung hatte, durfte die deutsche Arbeiterschaft erwarten, das; daS neu» geschaffene internationale Arbeitsamt dieser Tatsache gerecht, und mithelfen wird, die deutsch- Sozialgesetzgeönng vor der Zertrüm merung durch den frcmzösischen Militarismus zu schützen. Die Hoffnungen der deutschen Arbeiterschaft sind schwer enttäuscht worden. Die französische Leitung der Saargruben hat die deutschen Bergarbeiter von der Saar ansterordentlich ungerecht behandelt. ES kam zn einem Streik. Die streikenden Bergarbeiter wandten sich an das internationale Arbeitsamt in Genf um Vermittlung. Und was tat dieses? Nichts! lind warum nichts? Weites sich keine Ungnade in Paris zuziehen wollte! In den Satzungen des Amtes beißt «s aber so schön, es sollte für Beseitigung von Ungerechtigkeiten sorgen. Dieser Vorgang veranlasste mich, im HanShaltSausschus; des Reichstages Protest gegen das Arbeits amt zu erheben und zu beantragen, das; Deutschland seine Bei träge zum internationalen Arbeitsamt hernntersetze. Die Sozial demokratie war gegen den Antrag nnd der Meinung, das; man dem internationalen Arbeitsamt Zeit lassen müsse, bis es sich d-urchgesetzt habe. Inzwischen sind wieder eine Reihe von Mona- tcn verstrichen nnd der Nuhrkawpf liegt hinter uns. WaS int das Internationale Arbeitsamt «vähreird nnd nach dem Nlchr- kampf? Tausende von Beamten, Angestellten und Arbeitern wnrden von französischen Militärs gooaltsam aus ihren Wohnungen herauögehalk, mussten Hab und Mut im Stiche lassen »nd wnrden von ihrer Heimat vertrieben, und daS JntcrnaiionaleArbeitScimi? ES tat nichts. Während der Arbeitszeit dringt französisches Militär in die Kruppsche Fabrik ei» und erschießt deutsche Arbeiter, lind das Internationale Arbeitsamt? ES tat nichtSl Zahlreiche Bergarbeiter wurden, als sie in den Nachtstunden von der Grube zu ihrer Wohnung gingen, von französischen Sol daten erschossen. Und das Internationale Arbeitsamt? ES tat ni ch t S ! Die Führer und Vertrauensleute der gemerkschasilnh organisierten Arbeiterschaft wurden von den Franzosen zu Hun derten aus den: besetzten Gebiet ansgewiesen, lind das- Inter nationale Strbeitsamt? ES tat nichts! Die Verwaltnnq der „Regie-Bahnen" km besetzten Gebiet «erklärt kategorisch: Wir lehnen das BetriehSrälegeseh ab. Nnd VaS Internationale Arbeitsamt? ES tut nichts! Durch die Gewallvolilik der französischen Nationalisten ist die gavze deutsche Arbesierversichi-rnng. Invaliden-, Kranten- und Unfallversicherung leistnngSuusähig geworden. Elend nnd Not steigt in der deutschen Arbeiterschaft ins- Riesengroße. Ilnd daS Internationale Arbeitsamt? Es tut nichtsI Die Arbeitslosigkeit in Deutschland steigt durch die Gewalt politik, die gegen Deutschland geführt wird, ins Riesengroße. Wir haben drei Millionen volle Erwerbslose und zwei Millionen Kurz arbeiter. lind das Internationale Arbeiisamt? Es tut nichts! Im Friedensvertrag beißt eS klar und deutlich, das; das Internationale Arbeitsamt für die Beseitigung von Ilngerechtig- keit. Elend und Enibebrnngen der Arbeiter sorgen sollle, ans dein 6Hfühle der Gerechtigkeit und Menschlichkeit, Die denische Arbei terschaft und mit ihr Millionen deutscher Volksgenossen leben in einem grcmeii Elend und werden von Frankreich immer tieser ins Elend hineingestoßen. lind das- Jnlernationgle Arbeitsamt? ES schweigt zu allem! ES läßt die mnsterhafte deutsche Sozialgesetzgebung in Trümmer schla gen uns tur, als obgarnichts passieren würde. DaS Internationale 'Arbeitsamt bat sich in Genf, wie be richtet wird, ein prächtiges Verwaltungsgebäude errickilek. Rund 13l> Ben «nie aller Nationen, darunter sechs Deutsche walien ihres Amtes. Na h Zeitnnasiueldungen sind eine Reihe von AnS- ick'üssen gebildet worden, nm die soziale Notlage der arbeitenden Klassen aller Länder zn studieren. , Zu diesem Zwecke reisen die Beamten des Internationale» Arbeitsamtes in der ganzen Weit herum un, das Elend der arbeitenden Klassen zn „studieren" und „Material" zu sammeln. Deutschland scheinen sie bis jetzt ge mieden zn haben. Aber warum denn? Ihr Herren, kommt doch nach Deulschiand, da braucht ibr das Elend nicht zu suchen und zu studieren, hier findet ibr es auf der Straße. Geht in die Volksschule» und laßt Euch die arme« Kinder zeigen, die kein Hemdchen ans den, Leibe haben und hungernd zur Schicke gehen müsse». Und dann besinnt Euch auf das, was Euch Satzung?, gemäß auferlegt worden ist, und tut Eure Pflicht! Und wenn Ibr dies wahrheitsgemäß tun wollt, dann müsst Ihr der -West sagen, wie es in Deutschland auSsiclst, nnd wer an all diesem in den letzten Jahren entstandenen Elend Schuld ist. Der Präsident des Internationalen Arbeitsamtes ist ein Franzose. Bin ich recht unterrichtet, daun ist er auch Sozialist. Herr Präsident! Es mag Ihnen ja schwer fallen, ein Wort gegen die Gewaltpolitik Ihrer Pariser Regierung zu sagen. Bedenken Sie aber, daß, wenn Sic das- nicht tun, die ganze deutsche Sozialgesetzgebung verfallen wird. Ein »nersetz- lirhcr Verlust. Sic wird aber nicht nur der deutsche,, Arbeiter schift verloren gehe». Die Arbeiter der ganzen Welt werden die Folgen zn tragen haben. Der Untergang dieser sozialen Werte wir» an den Namen de» Internationalen Arbeits amtes gebunden sein. DaS Urteil der Geschichte wird dann für MI»»»,«»»!,»«»»»!»»»»««»»»«,»,»«»«,»!«,! » -MW»VM»»>»ae>W das Internationale Arbeitsamt ein vernichtendes sei». Das- Recht wird cb-.n trop allem, «venu auch erst nach Jahrzehnte» «nieder zu, Geltung kommen. — Viel isi verloren, doch noch nicht alles. Würoe das Internationale Arbeitsamt sich jetzt »och zu einem entscheidenden Schritte anfrafsen und wahrheitsgemäß sagen, warum das Elend tatsäglich größer wird, cs- würde nicht nur der 'Arbeiterschaft in Deuisck'laich. nein, der ganzen 'Welt einen Dienst erwiesen.