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Dresdner Journal : 19.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-04
- Tag 1882-04-19
-
Monat
1882-04
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 19.04.1882
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M89. Mittwoch, den 19. April. 1882. ^dvoavmeotsprolir Iw s«ot,ed«ll L,iek«: ^Lbrlicb: .... IS H»rlc. L U»rll bO ?k. Limvln« Kuwwsru: I0?5. Hi>»i»rd»Id <!«», <1«»vt»cden ksiobv» tritt kost- uaä 8tgwp«Iru«ehlitb bioru. Isseratenprelsvr ^ür äev Ii»um einer xeepültsoen ?stitrsils 20 ?f. Ootvr „Lin^sssaät" äie 2«ilo SO kk. lei I»b«Uen- unä 2iSsrnsittr 50 A ^u5«-i>I»b Dres-nerZournal. loseratenannaNme »nü^Lrter F>. Lranck^tetter, Ovwmls»iouLr rie, Oresänsr ^onrn»I«; «»mkur^-Nerliu-Viso - I.«ip»>x L»««I Lr,»I»u rrenktsrt ». U : <0 I^oA/rr,- e«rIio-Vi«n Siuodnrz kr»,r -I.«ipi>8-kr»ll1lkllrt ». H. Hiillrken: u . A/u«»«» Lsrlin: />iruli</e»i<tanlLremeu: <8c)i/otle,' Lr»«I»n: F Lurra« kr»olikurt » H : A. ^»«Ae^sebs Üuctitmnilun^; vörli»»: <?. A/ü/ier,' 8»vnov«r: (I. i8c/iü«*ier, r»rt» L»rUo-rr»nklurt » H 8tut>8»rt: /laude FOo., »Lmbarx: ^14. Lterner Irsekvlneu r I^Llicb mit Xumahms 6sr Sonn- unö keiertaxo Fbsocls kür <ten lol^enäsn l^_ Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ikersnsxekvrr Löm'al. Lrpeäition 6vs Dresdner 1oarn»1v, Dresden, ^«iugerstrasss Ko SO. Ämtlichcr Thcil. Dresden, 6. April. Se. Majestät der König haben dem Privatjchuldirector l)r. pbil David Eduard Wäntig in Großschönau das Ritterkreuz II. Elaste vom AlbrechtSorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 6. April. Se. Majestät der König haben dem Rector Friedrich Ferdinand Michael in Hirschfelde da» AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Wien, Montag, 1?. April, AbendS. (Lorr.- Bur.) Die „Ung. Post" meldet: Am Freitag, spätestens am Sonnabend wird die erste mrrito- rische Plenarsitzung der ungarischen Delegation stattfinden. Die Dauer der Verhandlungen wird wahrscheinlich kurz sein, so daß der Scdluß am nächsten Montag in sicherer Aussicht steht. London, Montag, 17. April, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses beantragte Gorst eine Motion, betreffend die Freilassung des Zulukönigs Cetewayo auS unge rechter Gefangenschaft. Der Premier Gladstone erklärte, es sei ver früht, jetzt eine Entscheidung über daS Schicksal Cete« wayo's zu treffen, da der Zustand deS ZululandeS kein befriedigender sei. Die Regierung müsse, bevor sie eine Entschließung faste, erst prüfen, ob eine Frei lassung Letewayo'S oder selbst eine eventuelle Wieder einsetzung derselben in sein Königreich da» Zululand pacificrren werde oder nicht. Gorst zieht nach dieser Erklärung Gladstone's seinen Antrag zurück. St. Petersburg, DienStag, 18. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein Telegramm des „GoloS" auS E hrrson von gestern meldet, daß am 1V. und 11. d. MtS. Judencrawalle in den Orten BereSnegowatoie und WissumSk deS Chersonschen KreisrS auSgrdrochen find, welche sich auf Fenster- einwrrfen beschränkten; Plünderungen find nicht vorgrkommen. Heute sind auS dem erster« Orte wieder beunruhigende Nachrichten eingelangt. ES wurden Maßregeln zur Entsendung von Truppen getroffen. Auch in Dudassu haben Judenerceffe stattgefunden, infolge deren Truppen dorthin ent sandt wurden. Ein gemißhandelter Jude ist ge storben. In Nowaja-Praga kam e- gestern gleich- falls zu einem Tumult; eine zahlreiche Volks- menge drwolirte Schenken, Buden und Häuser. ES wurden Truppen auS Elisabetgrad dorthin beordert. Tunis, Montag, 17. April, AbendS. (W. T. B.) Anläßlich der Ueberreichung deS CardinalS- huteS an den Erzbischof Allemand-Lavigerie fand heute eine Festlichkeit Statt, zu welcher die Con- suln der auswärtigen Staaten und zahlreiche Per- sonen von Distinction geladen waren. Der englische Consul brachte einen Toast auf Allemand-Lavigerie au», in welchem er den Wunsch aussprach, daß die Vorsehung dem Erzbischöfe noch ein lange» Leben schenken möge, damit er das Werk der Mildthätigkeit, der Humanität und der Versöhnung fortsetzen könne. — Allemand-Lavigerie forderte die Anwesenden auf, auf die Gesundheit des BeyS zu trinken, welcher Allen Schutz verleihe und ein Beispiel der Toleranz gebe, indem er Allen ohne Unterschied die freie Ausübung ihrer Religionsgebräuche gestatte. Washington, Montag» 17. April, AbendS. (Tel d. DreSdn. Journ.) DaS Repräsentantenhaus hat mit 291 gegen 37 Stimmen die Bill ange- nommen, welche die Einwanderung chinesischer Arbeiter in die Vereinigten Staaten für 19 Jahre suSpendirt. Dresden, 18. April. Nachdem die Ernennung de» StaatssecretärS v. GierS zum Nachfolger des Fürsten Gortschakow von ganz Europa als ein Sieg über die panslawistischen Schreier freudig begrüßt worden ist, lassen die neuesten Nachrichten aus Rußland über da» Vorgehen de» Ministers des Innern, Grafen Jgnatiew, gegen die Juden nicht nur, sondern gegen die Ausländer überhaupt, speciell aber gegen die im Zarenreiche leben den Deutschen den Wunsch, daß auch an dieser Stelle eine der friedlichen Haltung des auswärtigen Amte- besser entsprechende Politik zur Geltung kommen möge, nur noch dringender erscheinen. ES läßt sich nicht leugnen, daß die panslawistische Partei, die der „wah ren Russen*, wie sie sich selbst nennt, mehr und mehr an Macht und Bedeutung gewinnt. „Wahres russi sches Verständlich* ist, nach der ausgesprochenen Mei nung Skobelew'S, nur bei Solchen möglich, in deren Adern einzig und allein russisches Blut fließt. Bei dieser Tendenz wird man begreifen, daß die pansla wistischen Kreise mit lebhafter Besorgniß auf die be deutende Zunahme des TeutschthumS in Rußland und Polen blicken. Es ist ein Factum, daß ein Project vorliegt, nach welchem die in Rußland lebenden Deut schen, welche immobilen Besitz haben oder erwerben wollen, sich nach 5 Jahren entscheiden müssen, ob sie russische Unterthanen werden wollen, oder nicht. In letzterm Falle sollen sie zur Aufgabe ihres Grundbesitzes oder zum Verlassen de» Lande» gezwungen werden. Die „Nowoje Wremja* schrieb im Anfänge diese- Monats: „In den höheren Regierungssphären soll gegenwärtig die Frage über die Naturalisation aller Ausländer, die länger, als 5 Jahre in Rußland leben, angeregt sein. Denjenigen, welche sich weigern, in den russischen Unterthanenverband einzutreten, wird eine gewisse Frist gewährt, nach deren Ablauf sie Rußland zu verlassen haben.* — Hierzu bemerkte der in deut scher Sprache erscheinende „St. Petersburger Herold*: „Wir wundern uns, daß die „Nowoje Wremja* dieses alberne Gerücht in ihre Spalten aus genommen hat, denn so viel von internationalen Ver trägen und Abmachungen, die alle Staaten mit Ruß land, sopie unter sich geschlossen, sollte doch die „No woje Wremja" verstehen, um zu begreifen, daß keine Regierung irgend eine» Staaies die Frage der Unter- thanenschaft überhaupt nur anrühren wird, und zwar aus dem sehr einfachen Grunde nicht, weil kein Staat der Welt riSkiren kann, noch will, sich mit allen übrigen Staaten zu überwerfen und sich außerhalb deS internationalen VölkerconcertS muthwilliger Weise zum eigenen Schaden zu begeben. Es läßt sich ja nicht leugnen, daß nur ein verschwindend kleiner Pro centsatz der seit einem Jahrhundert eingewanderten Fremden, resp. deren Kinder und KindeSkmder rus sische Unterthanen werden; obgleich diese Familien schon seit einigen Generationen, trotz ihres nicht russischen Familiennamens und ihrer lutherischen, resp. katholischen Eonfession, vollständig sich als „Russen* fühlen und Rußland als ihre He>math an sehen, in welcher sie geboren, sowie den Kaiser von Rußland als ihren wirklichen rechten Kaiser und Herrn betrachten, und Rußland und dem Herrscher- Hause in ganzer Treue und in ganzer Liede von Her zen zugethan sind, bleiben sie trotz Alledem fremdlän dische Unterthanen. Es klingt geradezu wie ein Hohn auf den gesunden Menschenverstand, daß russische Or gane auf die hier lebenden friedlichen, fleißigen, nüch ternen und soliden Deutschen in hetzerischer Weise ihr Augenmerk richten, anstatt ihr ganze» Augenmerk le diglich darauf zu richten, wie man die scheußliche Pest des Nihilismus vernichtet. Freilich, auch die Tollheit ist ansteckend und äußert sich m fanatischen und verschrobenen Köpfen verschieden." Was der „St. Petersburger Herold" vor zwei Wochen noch als „albernes Gerücht" bezeichnete, muß er in seinen neuesten Nummern an der Hand von Thatsachen als ein unwiderlegbares Factum zu gestehen, indem das St. Petersburger, dem Ober polizeimeister, respective dem Ministerium des Innern unterstehende Paßbureau, wenn auch auf Umwegen, durch Paßplackereien dasselbe Ziel anstrebt. Das genannte Blatt schreibt nämlich: „Es wird uns von vielen Seiten übereinstimmend milgetheilt, daß seit etwa 10 Tagen das hiesige (St. Petersburger) Paß bureau den ausländischen Deutschen mit der Umwech- selung des jährlich zu erneuernden Passes Schwierig keiten mache. Die genannte Behörde ertheilt jetzt keine neuen Pässe mehr auf Grund des abgelaufenen und auf Vorlegung von Matrikeln des deutschen Consulats und de» deutschen HeimathSschemeS, welche Papiere bisher zur Legitimation für genügend galten; sie ver langt vielmehr die Vorzeigung des OriglnalpasseS resp. des Wanderbuches, mit dem die Deutschen, und fei es vor 60 Jahren, ins Land gekommen sind. La nun diese längst abgelaufenen und völlig nutzlos gewordenen Pa piere vielfach nicht mehr im Besitze der betreffenden Per sonen sind, die großjährig gewordenen Söhne und Töchter der letzteren aber vielleicht niemals Deutschland gesehen und demnach dergleichen Document- nie gehabt haben, so wird entweder die Existenz dieser Leute bedroht, oder doch zum Mindesten ein großer Wirrwarr angerichtet. Uebrigens sind von diesen neuen Maßregeln nicht nur deutsche Staatsangehörige, sondern die Angehörigen aller Staaten betroffen worden. Wir waren heute selber Zeuge, wie ein Paar Engländern, die ihre eng lischen Originalpösse, mit denen sie ins Land gekom men, nicht mehr besaßen, die Paßerneuerung rundweg abgeschlagen wurde. Dieselben erklären, daß sie sich nunmehr bei ihrer Botschaft befchweren würden. Im Uebrigen spielen sich gegenwärtig alltäglich Scenen im Paßbureau für Ausländer ab, und tagtäglich werden reihenweise die fremden Staatsangehörigen abgewiesen, weil dieselben nicht mehr im Besitze ihrer vergilbten und werthlos gewordenen Originalpässe resp. Wander bücher sind, welche eben, laut der neuesten Verfügung, mit Schnüren und Siegeln an den russischen Aufent haltspaß angeheftet werden müssen. Wir bemerken noch, daß, da die meisten in Rußland seit Jahrzehnten ansässigen Ausländer naturgemäß nicht mehr im Be sitze ihrer Originalpässe resp. Wanderbücher sind, mit denen sie in das Land gekommen, dieselben für jeden Tag der Versäumniß 30 Kopeken Strafe zu zahlen haben, und da dieselben naturgemäß ihre Origi nalpässe voch nicht herbesschaffen können, so sind mir gespannt, welche Maßregeln in Bezug auf diefelben nunmehr getroffen werden mögen. Sicherlich werden demnächst die hiesigen (St. Petersburger) Vertreter der auswärtigen Mächte die nöthigen Schritte thun, damit diese Paßmisere ihrer Schutzbefohlenen aufhöre.* Alles, was der russische Journalismus bisher an Hetzereien gegen Deutschland geleistet, ist durch eine soeben erschienene Broschüre übertroffen worden, „Der Deutsche und der Jesuit in Rußland* betitelt, welche in St. Petersburg massenhaften Absatz findet Feuilleton. Nedigirt von Ott» Banck. Refidenztheater. Am 16. und 17. April trat Hr. Felix Schweighoser, der sich dies Mal dem Dresd ner Publicum nur in wenigen seiner vielseitigen dra matischen Gestalten zeigt, in seiner dritten Rolle auf. E» war diese Partie die Titelrolle in „DerTheater- onkel*, Posse mit Gesang von O. F. Berg. Schnell- sieder heißt dieser Mann, und manche Namen anderer Personen, z. B. Steckenbleiber, Pausenmacher, Aurora GraSteufel kennzeichnen den burlesken Ton, in welchem der routinirte Theaterschriftsteller und Redacteur deS Wiener „Kikeriki*diese flüchtig skizzirte, aber sehr schwäch lich erfundene Arbeit gehalten hat. Doch dies soge nannte Stück hat noch eine andere Seite, die man neben der übertrivialen Geschmacklosigkeit und dem derben Bierbankdialog nicht so ohne Weiteres mit in den Kauf nehmen kann, will man nicht die mäßigsten Anforderungen de- sittlichen Anstande- verhöhnen. E» tummelt sich nämlich in den Faktoren dieser Posse eine ausgesuchte Verkommenheit, ja Gemeinheit der Gesin nung und Lebensauffassung; von ven beiden MauvaiS- sujetS Baron Lucca und Baron Kanarr brS hinab zu Schnellsieder, die GraSteufel und die fchomlofen Elevin nen der Theaterschule hinab, gehören alle der unsau bersten Gesellschaft an, mit Ausnahme eine» jungen Oekonomen, der ein ehrlicher, aber stupider verspotteter Mensch ist. Ueberall begegnen qir dem Misäre einer käuf- lichen, intriganten Gesinnung, und die Satire grotei- ker Komik ist in diesen Menschenjammer hineingebaut und nutzt ihn zur Kurzweil au». Dieser bittere Pessi- miSmnS, diese schmutzigen Elemente, mit denen han tiert wird, erfüllen mit Abscheu, und e» ist peinlich, wenn wir diese Empfindung im nächsten Augenblick wieder gegen ein heiteres Lachen über die komische Gewalt deS Hrn. Schweighofer zurückdrängen müssen. Der Künstler trägt wieder zündende Couplets vor und spielt trefflich und mit frischestem Humor inner halb seiner Aufgabe, doch diese zwingt ihn, das Can- caturbild de» Verfasser- wiederum durch ein Caricatur- bild zu verwirklichen. O. B. Die Concertsaison fand einen glänzenden Abschluß mit dem am 17. April im großen Saale deS Gewerbe- Hause- abgehaltenen vierten ProductionSabende deS TonkünstlervereiuS. Sind auch die Räume de- „Hotel de Saxe* den vorzugsweise intimen Darbietungen dieser künstlerischen Vereinigung auf dem Gebiete der Kammermusik günstiger, so muß doch andererseits die warme Theilnahme, welche die wahren Freunde der Tonkunst diesem, wesentlich nur auf der Opserwillig- keit der Mitglieder der königl. Kapelle basirenden Vereine entgegenbringen und durch welche die Wahl eines größern LocaleS bedingt wurde, mit aufrichtiger Befriedigung erfüllen. Hochverdienstlich ist da» Be streben, an den UebungSabenden besonder» beifällig aufgenommene Novitäten dann auch den weiteren Kressen vorzuführen. Die daS Programm eröffnende Sonate in 6-äar (op. 25) für Pianoforte und Vio loncell von Jean Loui» Nicodä hatte sich schon bei der erstmaligen Bekanntschaft al» eine hochwillkommene Bereicherung der Violoncellliteratur erwiesen. Sie ist die überaus feinsinnig, graziös und geistreich conci- pirte Arbeit eines unter uns lebenden jungen Compo- nisten, bei welchem tüchtiges musikalisches Wissen mit lebhafter Phantasie und Sinn sür charakteristischen Wohllaut Hand in Hand geht. Am wirkungs vollsten sind ohne Zweifel die beiden Mittelfätze: ein Scherzo » la Luvo^urä«, welches ein frei erfundenes nationales Motiv mit großer Delicatesse behan delt, und daS Larghetto, in welchem das Violoncell des Hrn. Kammervirtuos Grützmacher eine bezau bernde Fülle und Schönheit des Tones entfaltete. Allerdings verlangen auch die übrigen Sätze, wenn sie zur vollen Geltung gelangen sollen, eme solche Inter pretation, wie sie dieser Meister nicht nur nach der technssch-virtuosen Seite, sondern auch in Bezug auf geistvolles Erfassen und individuelle Gestaltung zu bieten vermag. Hr. Nicod« zeigte sich in der Wieder gabe deS Clavierparts al« ein Pianist von großer Distinction. Hr. Kammersänger Degele sang, von Hrn. Krantz trefflich begleitet, die von Robert Schu mann componirte Chamisso'sche Ballade „Die Löwen braut* und erntete durch seinen stilvollen, ergreifenden Vortrag reichen Beifall. Mit einer virtuosen Glanz leistung ersten Ranges erfreute Hr. Concertmeister Rappoldi durch daS im großen Stile gehaltene und vorgetragene Concert (in ungarifcher Weise) sür die Violine von Jos. Jcachim, d.ssen immense Schwierig keiten von ihm spielend überwunden wurden. Die Orchesterbegleitung führten unter Direktion de» Hrn. Kapellmeister» Schuch Mitglieder der königl. Kapelle schwungvoll au». Rudolf Günther. und sogar auf den Straßen verkauft wird und über welche man der „Schlefifchen Zeitung* au» der russischen Hauptstadt unterm 13. d. Folgende» schreibt: „Die Broschüre beginnt mit einer Vertheidigung deS Generals Skobelew, und in dieser Beziehung heißt e» gleich zu Ansang: „Es ist auch Jedermann bekannt, was der General sagt, nämlich daß bei un» der Deutsche Herr im Hause ist, daß wir Spielzeuge seiner Politik, Opfer seiner Jntriguen, Sklaven seiner Macht sind. Das ist den Deutschen selbst am besten be kannt. Bei uns ist auch nicht der kleinste Winkel, in welchem nicht ein Deutscher säße. Der Letztere ist Diplomat, Beamter, MilitärbefehlShaber, Publicist, Gutsbesitzer, Professor, Erzieher, Bankier, Kaufmann, Handwerker, Arzt, Apotheker, Bäcker, Schneider, Schuh macher; mit einem Worte der Deutsche ist bei uns zu Hause wie die Küchenschaben. Aber der Russe, sei er auch von der ausgezeichnetsten Erziehung, von Talent und Erfahrung, bleibt ohne Anstellung und ost ohne einen Bissen Brod. Von den Deutschen au» jedem Amte verdrängt, entsagt er gezwungen der Arbeit, kommt auf Abwege und wird entweder ein Müßig gänger, oder ein Anarchist.* Man kann sich nach dem eben Gesagten nicht wundern, wenn es dann an einer weitern Stelle dieser Hetzbroschüre heißt: „Man muß mit General Skobelew darin übereinstimmen, daß wir uns von den Deutschen nicht anders befreien kön nen, als durch Betonung unsers starten nationalen Be wußtsein» und mit dem Messer in der Handl* Nachdem hierauf auseinandergesetzt worden ist, daß auch alles finanzielle Elend Rußland» von den Deut schen herstammt, und daß erst in den letzten 20 Jahren etwa 4 Milliarden Frcs., welche eigentlich Rußland zukamen, nach Deutschland gewandert sind, heißt eS: „Bisher dachten wir, daß wir ohne Deutsche überhaupt untergehen müßten, und wer sollte daS eigentlich nicht nlch denken? In der Osfiziertliste wimmelt e» von Deutschen, in der St. Petersburger Akademie der Wissenschaft — Deutsche; in der stühern dritten Ab- theilung — Deutsche; endlich die wichtigsten Posten in der Diplomatie — Deutsche. Gewiß ist, daß sich unter Jenen viele bereits russificirte Deutsche befinden; dafür existiren aber auch, und vielleicht noch mehr, Russen, welche deutsch denken und handeln.* Nunmehr werden die Deutschen als Unterdrücker der Religion und des Glaubens bezeichnet und u. A gesagt: „Die chinesische Mauer aus Stahlbronze, welche um Deutsch land aus den Geldern der französischen KriegScon- tribution errichtet ist, hat nur den Zweck, die auf die Cultur gegründete christliche Welt mit Zerstörung zu bedrohen.* Es ist nicht möglich, alle derartigen, nahezu an Blödsinn streifenden Stellen wörtlich anzuführen, und ich erwähne nur noch den Schluß de» ersten Capitels. Derselbe lautet: „Mache Platz, russische» Volk, der Deutsche kommt. — Der Verschlagene und In trigant? — Derselbe.* Die folgenden Capitel sind der Auseinandersetzung gewidmet, wie der Deutsche schuld sei an der im Volke herrschenden Erbitterung, an der Ausbreitung des Nihilismus, an dem immer stärker auftretenden Wucher, an dem durch die Herr schaft der Bureaukrasse verursachten Schaden, überhaupt an jeder Art von in Rußland vorhandenen Schäden; ferner daß die russische auswärtige Politik dadurch, daß ein Deutscher dieses Ministerium verwalte, von Deutschland abhängig fei, und daß „die deutsche Lüge — das Product des deutschen SocialiSmu» — Glau ben, Gesetz, Ordnung, familiengesellichaftliche» und staatliches Leben ze störe*. DaS letzte Capitel ist gegen die Jesuiten m Rußland, welche natürlich mit den Deutschen in Zusammenhang gebracht werden, ge richtet, ist also sür diese Auseinandersetzung ohne wesentliches Interesse. Wer ist aber der Verfasser dieser Hetzschrift ersten Ranges, deren moralische Wir- kungen gewiß nicht ausbleiben werden? Ein Hr. K. Inga Svendson. Novelle von Otto Roqurtte. (Fortsetzung.) Roderich ging mit der Lampe in sein Museum, neben welchem sich das Schlasgemach befand. Die kleine Flamme erleuchtete den Raum nicht, sie warf nur einen grellen Schein aul den Arbrit-tisch, wäh rend Dämmerung und weiterhin Dunkelheit herrschten. Er ließ sich einen Augenblick in den Sessel vor dem Tische nieder. Da lag noch der Strauß, von dem er erfahren, daß Konradine ihn gebunden, Inga ihn hin« gelegt hatte. Er nahm ihn in die Hand und legte ihn an seine Stelle zurück. Aber er konnte nicht sitzen, er brauchte noch Bewegung. Nachdem er den Raum ost genug auf und nieder geschritten, öffnete er die GlaSthür, durch welche die nebelkühle Wiesenlust herein- strömte, und hier, an den Psosten gelehnt, blickte er eine Weile inS Dunkel hinaus. In sein Innere» war rin R>ß gekommen, Vergangenheit und Gegenwart sanden keine Vermittlung mehr, und selbst dem festen Willen gegenüber tauchten berückende Fragen und Möglichkeiten aus. Sein Jugendleben war in wohlgeordneten und schönen Verhältnissen hingegangen. Mußte er in seiner Schulzeit und in den akademischen Jahren den größten Theil deS Jahre» außerhalb de» Hause» zu- bnngen, welche- ihm zum Vaterhause qew.rden, so gewahrte es «hm m der stud»ensre«en Mußezess alle Vortheile, die einem Sohn zu Theil werden können. Dieser Vortheile war er sich bewußt, und ein früh entwickeltes Pflichtgefühl und reger Trieb zum Lernen hatten ihn schnell gefördert. Die Mittel waren ihm
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