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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830915
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-09
- Tag 1883-09-15
-
Monat
1883-09
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1883
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toS.» s,l 7!,^- 7U- n S34i, 12«^ 1M^- ös.— M.iö bulao 122.- »3.- 9823 i»3b>I 99 3 > IUI.« W^2L 12».- t«S29 K5.L 137.9^ >2« - 762° IS8.M 167.W M.7» «US «1S8 8U8Ü »Tr.»: ISK79 20V01 l«i« 3U1»i 162» I7I.W Eli »eout- ZLLlloU SSL«, 19845, 1912c. ! 196.48 I3k,.7b 9SL9 >LL- 'lA-bU lall» E- >, 96.90 WL- 967° l0ll» I 1L7b t346- 1SL- 13690 ISl.- 1LLL0 179.- ÜS^ 4929 7610 4929 Aba 83- 4890 «390 1929 148- 97 — 4339 1949Ü 96.- 19679 U939 133 7° sö- 4690 60- ua- ».-- 98.7° »7- IMc- I7cu>) 4990 b»üa 71.2 > IL8-- 138- 49/« 9 3Ü 10b- 78- 1672, »1»« 374'„ >31»» 1k>7»,. l»'l« ltt», isa>!, 199-3 ISI'u »4/0 luiba 1M.- 991 9.67 93.92 UL- «I»»2 83129 »di- nndar - 2». - Usti. uber- Stim- tol,°r uv2i: Hili- ri.'dt.) Oeto- >/, 6. a /,„ ürstts »S.. i«X» »Uon. 0.68. Erfcheknt täglich früh S'/, Uhr. Nr-action und Lrprditiou IohanneSgasse 83. Sprechftundrn -er Nr-arNou: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. llUr »u Niick»»9» «tnzrl-nbtrr Vl-nuicrivt» : 3i«»«cü»» »><t »»rtultluU »>el A»n«H«e s« f», tztr »Schftfslgende tztn»«« deftt««te» Anserate an Wachentagen »i» S Uhr Nachmittag», an «an»» und Festtagen früh di» '/,v Uhr. Zu -rn Filialen fiir 3ns.-^nna>ime: Htta Klemm, Univerfitätsstraße 21. Lauts Lösche» Katharinenstraßr 18, p. nur dta <,S Uhr 'kiv'.igtr.TiWlilllit Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, tzaudels- und Geschäftsverkehr. 258. Tonnaben- den 15. September 1883. Auflags LS,L«sö Ah-nliements-rel« viertelt. 4'/« Mid incl. Brtugerlohu k KU- durch die Post bezog« S KU. Jede einzelie Nummer X) Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» für Lrtratetlaßi» atz»» PostbesSrderung öS ML «it Pvstbesörderuug 48 Mk. Inserate Saespaüene Petitzeile ro Pf. GrSgere Schriften laut nuferem Preis» vrrzeich»iß. Tabellarischer ».Ziffernsatz nach hohen» Tarif. tterlameu «nter -em Krdartionsstrich die Spaltjeile SV Pf. J»serat» fi»d stet« an die GrZedtttan ,u sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlnag praavnmeraaäo oder durch Post. Nachnahme. 77. Jahrgangs Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1«. September Bormittags nur bis jzv Uhr geöffnet. LxpeäMon äe8 Iltzlprlxer ^asediritles. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Nachdem in letzter Zeit wiederholt bei un- Beschwerden und Anzeigen Uber die intensive Lustverpestung, welche hier und da durch Ansammlung von Knochen in Rohproduclen- geschästen, namentlich aber beim Ausladen der in solchen ^-eschSsten angesammclten Knochen und bei deren Tran-port auf Wagen vor sich geht, eingegangen sind und diese Klagen auch begründet befunden worden sink, so wird zur Beseitigung diese» gesundheitspolizeilich unzulässigen UebelstandeS hier durch allen Inhabern von solchen Geschäften bei Vermeidung einer Geldstrafe von 1 bis 15V oder entsprechender Hasl- strafe aufgegeben, die angesammelten Knochen durch Kohlcn- pulver, Äetzkalk oder Carbolsäurepulver derartig zu dcS- insiciren, daß sowohl beim Lagern, wie beim Ausladen und Transport die Verbreitung von Fäulnißgeruch au-geschlossen ist. lieber die Befolgung dieser Anordnung werden wir genaue Controle führen lassen. Leipzig, den 5. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Lr. Teorgi. Lohse. Nichtamtlicher Theit Jur Lage. Die „Norddeutsche Allg. Zeitg." nimmt, wie schon telegraphisch erwähnt wurde, Anlaß, an hervorragender Stelle dagegen Verwahrung einzulegen, baß ein „künstucher Gegen satz" zwischen Rußland und anderen Mächten, besondere zu Deutschland „conitruirt" werde. Wenn der Artikel den Zweck haben sollte, Rußland gegenüber beruhigend zu wirken, oder der in Berliner leitenden Kreisen herrschende» Stimmung Ausdruck zu geben, so dürste er mindestens als überflüssig, wenn nicht gar als verfehlt zu bezeichnen sein. Denn daß in Deutschland Niemand, weder an leitender Stelle noch irgendwo im Volke, einen Krieg, und zumal mit Rußland, herbciwünscht, braucht wahrhaftig nicht nochmals versichert zu werden, und wenn man in den panslavistischen Kreisen NioSkauS und Petersburgs Auge und Ohr der Wahrheit nicht grundsätzlich verschließen will, muß das auch dort längst be griffen sein. Wenn man dort sich öfter den Anschein zieht, als ob man anderer Auffassung sei, so vermögen wir darin eben nur eines der vielen Anzeichen der unfreundlichen Gesinnung zu erblicken, die thatjächlich in Rußland dem deulscken Reiche gegenüber Vorbanden ist. Den Gegensatz zwischen Rußland und anderen Mächten haben wir und hat die Presse niemals „künstlich construirt", er ist da und wird so lange da sein, «IS von russischer Seite nicht in Wort und Thal gezeigt wird, daß man keinen Gegenfatz will. Es ist ein völlig ungerechtfertigter Vorwurf, den das osficivse Blatt der deutschen Presse macht, daß sie durch ihre immerhin nur ab- wrhrenden Bemerkungen dazu beitrage, im russischen Volke den Glauben zu erwecken, al- ob irgend Jemand daran denkt, Rußland anzugreifen. Diesen Glauben sucht ganz im Gegrntheil die russische Hetzpresse fortwährend unter den eigenen Landsleuten zu verbreiten, und der deutschen Presse gebührt ganz besondere Anerkennung dafür, daß sie die Haltlosigkeit und völlige Unbegründetheit dieser Hetzereien zu wiederlegen, sich immer wieder und wieder angelegen sein ließ, lrs ist richtig, daß in Berlin, Wien und Rom durchaus der Wunsch vorherrschend ist, nicht nur mit Rußland, sondern mit aller Welt in Frieden zu leben, und wir gerade haben wiederholt und weit früher als die „Nord deutsche" darauf bingewiesen, daß dem deutsch-österreichischen Bündnisse, dem Italien beigetreten, lediglich der Charakter eine» FriedenSbnndeS beiwohnt. Auch daß selbst bei dem siegreilben AuSgange eines Kampfes mit Rußland uns kein politischer Vorlheil als Ergebniß winkt, ist so häufig von der deutschen Presse erörtert worden, daß der abermalige Hinweis der „Norddeutschen" überflüssig erscheint. Dem gegenüber bleibt cS eine Thatsache, daß nicht nur die Pforte, sondern ganz Europa, sämmtliche Vertragsmächte, welche den Berliner Frieden unterzeichnet haben, bei der Entwicklung der bulgarischen Angelegenheiten im höchsten Grave inler- essirt sind. Das russische Uebergewickt daselbst steht in schrossem Widerspruch mit der Oberhoheit, welche der Pforte in dem genannten Vertrage über das Fiirstenthum Bulgarien zugesichert und verbürgt worden ist. In sämmtliche» Cabinetten findet man in der Behandlung, welche von Seiten Rußlands dem Fürsten widerfahren ist, einen unzulässigen TerroriSniuS, und in der That würde, wenn Europa den Vorgängen kn dieser Weise ungehindert freien Laus ließe, die Stellung Rußlands aus der Balkan- Halbinsel nicht nur zum Nachlheile der Türkei, sondern ganz Europa- verschoben werten. DaS ist so einleuchtend, daß selbst ein Blatt wie die „Kreuzzeitung", welche seit ihrem Bestehen in Berlin immer die Sache Rußland» vertreten hat, sich den verhängnißvollen Consequenzen nickt verschließt, und mit Recht weist da» ccnservative Blatt auch auf die Besorgnisse hin, welche in Bezug auf die orientalischen Eisenbahnsragen bereit» laut werden, auf die Befürchtungen, daß in Folge ceS russischen Einflüsse» der Ausführung der Eisenbahnverbindungen, zu »velchen sich da» Fiirstenthum Bulgarien in der.au« der vouttrenco ä quLtre dervorgegangenen Vereinbarung verpflichtet hat, Hindernisse in den Weg gelegt werden. Ja. die „Kreuz zeitung" spricht »eraderu von allerlei „nicht unverdächtigen Absichten" für d Zweck großrussischer und verwandter Ten denzen» süt v ? auch mit Rumänien Fühlung gesucht »erde. Diese mheit und Ehrlichkeit de» couservativcn BlatteS sticht wohlthuend ab gegen die — eigenthümliche Art der „Norddeutschen". E» liegen eben wieder einmal schreiende Thatsache» vor. welche Europa ausfordern, vor Rußland aus der Hut zu sein, nicht aber AuSvrüche „der Phantast» der Sensation-macher", und wenn auch der „Nativnal-Zeitung" heute noch nichts davon bekannt ist, daß wegen der Vorgänge in Bulgarien von irgend einer Seite — nicht einmal von der zunächst inlercsnrten Pforte — Beschwerde geführt worden sei, in wenigen Tagen dürfte ihr vielleicht mehr davon zur Kenntniß gekommen sein. E» ist übrigens nicht zu über sehen. daß unmittelbar hinter dem erwähnten (an die Adresse der deutschen Presse oder — Rußland» gerichteten) Artikel die „Norddeutsche" sich veranlaßt findet, Italien eine Schmeichele» zu sagen. DaS gute Einvernehmen der drei Staaten, Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien, beruht aus der Natur der Thatsachen und der politischen Verhält- - nisse und bedarf keiner „ornamentalen Bekräftigung" durch - periodische Ministcrzusammenkünste; so sagt das ofticiösc Blatt, I um Mancini gegen den Vorwurf zu vertoeibigen, der ihm an«' geblich in der italienischen Presse gemacht worden, weil er nicht über die Alpen gegangen, um in Salzburg bei der Eon- serenz zwischen Fürst Bismarck und Gras Kalnoky zugegen zu sein. Dieser „Vorwurf" ist in den, Grade nicht erhoben worden, wie eS die „Norddeutsche" darstellt und unnütz auf Journalistik" zu sprechen. Wen» daS Enlrefilct indessen den- Zweck hat, den Eindruck LeS ersterwähnten Artikels etwas abzuschwächcn, dann ist er allerdings erreicht» aber besstss wären vielleicht beide Erörterungen unterblieben. stellt hat. An diese gewiß selbstverständliche Thatsache knüpfen aber manche Blätter allerlei Combinationen über den grundlegenden Inhalt dieser Vorlagen, wie Wegfall des Reichszuschusses re. Wir können nun positiv versichern, daß alle diese Mittheilungen haltlos sind. Die Arbeiten werden, soweit al» tbunllch, eifrig gefördert; Uber die großen principiellen Grundlagen sind aber bis zu diesem Augenblicke bestimmte Entschließungen noch nicht gefaßt. Man chird kaum fehl gehen, wenn man annimmt, daß bei dem vrrmuthlich im September noch erfolgenden kurzen Aufenthalt de» Reichskanzlers in Berlin die letzten Entscheidungen Strossen werden solle», lieber den Zeilpunct, zu welchem Reichskanzler in Berlin sein wird, verlautet nicht« »stimmte-, doch hört man, daß der StaatSsecretair im .Samt des Inner», Staatsministcr von Bötticher, welchem "kuSarbcirung dieser Vorlagen obliegt, zu dieser Zeit r schlesischen Reise bereit« zurückgekehrt sein dürste", her den EinberusungStermin dcS preußischen igeö ist, so schreibt man der „Nat.-Zkg.", bis jetzt .. bestimmter Beschluß gefaßt worden. In Regierungs- kreilen ist man irdoch der Meinung, daß die Einberufung so früh wie möglich erfolgen werde, und man trifft schon jetzt in den einzelnen Resj'ortS Vorbereitungen. Namentlich ist «au im Eisenbabnministcrium beschäftigt, die Vorlage», be aeti P bauscht, um abermals von der „SensationSmacherei der trefs- der Erwerbung der dafür in Aussicht genommenen sechs Privatbahnen auSzuarbcilen. welche voraussichtlich die ersten BerathungSgegenstände deS Landtages bilden dürsten. Mau glaubt schon jetzt mit Bestimmtheit annehmen zu können, daß die Erklärungen der betreffenden Privatgesellschaften den Vorschlägen der Staatsregierung entsprechen werden, und La diese Erklärungen bereits bis zum 15. October bei der x-klpjlg, 15. §tpiemükk 1888. EtaatSregierung abgegeben werden müssen, wenn die letztere Eme ungemein er,reuliche Erscheinung »st die so sehr a„ ihr Anerbieten sich gebunden erachten soll, so glaubt man. bedeutende Verbesserung im Bau größerer eisern < Dampfschiffe und die rege Thätigkcit in diesem wichtis / Zweig der Industrie, welche aus unseren deutschen Schiffs werften an der Nord- und in noch höherem Grade an der Ostseeküste jetzt statlfindct. Noch kurz vor der Gründung des deutschen Kaiserreiches »»'ßten wir unsere KriegSdanivfcr „König Wilhelm", „Kronprinz", „Friedrich Karl", „Victoria", „Augusta" aus sranzösischcn und englisch»» Werften er^au»» unl- auch bei nothwendigen Reparaturen dort ausbessern lasse», werl alle» Dies in den deutschen Häsen ganz unm»glich ge schehen konnte. Jetzt werden nicht allein alle unsere Kriegs schiffe aus den Wersten von Danzig, Stettin, Kiel, Hamburg und Bremen erbaut, ohne daß auch nur die geringste Kleinigkeit dazu vom Auölande bezogen zn werden braucht, sondern mehrere unferer deutschen Wersten haben sogar zahlreiche Bestellungen zum Bau großer Kriegs« und HandelSdampfer von aus wärtigen Staate» erhalten. Aus der Werst der Gesellschaft „Vulkan" bei Slctti» hat die chinesische Regierung schon zwei große eiserne Dampsfregatten, die vorzüglich ausgefallen sein sollen, erbauen lassen. In Rostock inerten eiserne HandelS- dawpfschiffe für Norwegen und für russische Rheder auf dem Kaspisckcn Meer erbaut, welche über Kronstadt, dann durch Canäle und auf der Wolga nach Astrachan befördert werden. In Gaarden bei Kiel hat die chinesische Regierung jetzt 2 KriegScorvettcn bestellt und die spanische Negierung aus einer Werft bei Bremen Torpedodampser bauen lasse», wahrend in Elmshorn in Holstein die Wersle Dutzende von Schaluppen für englische Fischer ansertige». Gegenwäriig bereisen Marinc- Ossicicre aus Griechenland »iid Rumänien die Werste von Stettin und Kiel, um dort Bestellungen auf Kriegsschiffe für ihre Regierungen vorzubereilen. * Nach neueren Bestimmungen wird die Auslösung LeS diesjährigenPanzergesckwaberS nicht, wie ursprüng lich beabsichtigt, bei der Insel Fehmarn, sondern im Kieler Hasen siattsinden. Die beiden Panzcrsrcgatten „Kron prinz" und „Friedrich Karl" begeben sich von Kiel nach Wilhelmshaven zur Abrüstung, während die Panzer- sregatlen „Kaiser" und „Deutschland" in Kiel bleiben, denn sie sind nach einer CabinetSordre vom 4. September von der Marinestakion der Nordsee getrennt und der Marinestalion der Ostsee überwiesen worden. Durch diese wichtige DiS- locirung bat die deutsche Ostsee flotte in ihrer Aggresstv- krast eine sehr crbebliche Verstärkung erfahren. Bisher befände» sich in Kiel keine Panzersregatten, sondern nur die fünf gepanzerten AuSfallcorvcltcn „Hansa", „Sachsen", „Bayern", ..Württemberg", „Baden" (eine sechste gepanzerte Corvette ist im Bau begriffen). Wenn mit den Corvctten der Sachscnclasse jetzt die beiden stärksten deutschen Panzer- srrgatten vereinigt werden, so ist die deutsche Schlachtflotte der Ostsee zunächst wenigstens stark genug, den offenen Kamps auf hoher See mit irgend einer Ostseemacht riSkiren und jedenfalls eine Blokade der deutschen Häfen von russischer Seite verhindern zu können. ES kann kemcm Zweifel unter liegen, daß die forcirtcn Anstrengungen Rußlands, seine See macht in der Ostsee zu verstärken, die Heranziehung der beiden deutschen Panzersregatten von der Nordsee in die Ostsee ver anlaßt hat * Wer sich einen Begriff von dem in der fortschritt lichen Presse gegen die nalionallibcrale Partei eingerissenen Ton machen will, der lese den jüngsten Artikel der Berliner „LolkSzeitung", betitelt: „Die nationaltiberale Partei", zwei Spalten voll gröbster Insulten und Sckmäbuiigcn. Wir sind Beleidigungen und Verunglimpfungen dieser Art in der fortschrittlichen Presse, vie dann gelegentlich wieder über den wachsenden Parleihaß und die Verrohung deS ösfentlichen Lebens klagt, an der sie in erster Linie schuld ist, viel zu sehr gewöhnt, al- daß r» uns einsallen könnte, gegen dieses Ihcilweisc geradezu sinnloseGerededie nationalliberale Partei vcrtbcidigen :u wollen. Den Beifall dieser Leute wird diese Partei hoffentlich nie finden. Geradezu ergötzlich ist eS, wenn die „VolkSzcilung" der nationalliberalen Partei nicht nur den liberalen, sondern auch den nationalen Charakter abspricht, in einem Artikel geschrieben zur Feier de« Tage», an welchem die Fortschrittspartei mit welsischer Hilfe den Wahlkreis deS Herrn Von Bennigsen zu erobern trachtet. Mit Ultra- montaiien und Welsen Hand in Hand ist die Fortschritts partei in allen neueren Wahlen gegen dir Nationalliberalen vorgegangen; trotzdem will sie uns belehren, nicht nur darüber, waS liberal, sonbera auch wa» national ist. * OssicikS wird gemeldet: „Wenngleich, wie die Verhält nisse augenblicklich eS als gerechtfertigt erscheinen lassen, an «ne Berufung des Reichstag» vor dem Beginn« de» JahreS l884 nicht gevackt wird, so herrscht doch im ReichSamt de« Innern lebhafte Thätigkcit. um diejenigen großen svcialpolitischen Vorlagen vorzubereiten, welche die Allrrhöcbste Botschaft vom 14. April d. I. in Aussicht ge daß die Einberufung de» Landtage«, schon mit Rücksicht aus die spätere Einberufung de» Reichstage» und da» von beiden Körperschaften zu erledigende Arbeitspensum, bereits in der ersten Hälfte de» November erfolgen werde. » * » * Ueber den Aufstand in Kroatien, den di« unga rischen Blätter nicht «ehr todtzuschweigen vermögen, schreibt «an »ns von der kratnisch-kroatifchen Grenze: „Dir ^richte aus Kroatien, welche ihren Weg. richtiger Umweg, über Pest nehmen, um dort im Sinne de» Magyarismu» zugestutzt und alSdann in der deutschen Press« verbreitet zu werden, sind unbedingt als eine völlig unwahre, ten denziöse Darstellung der Lag« und Vorgänge in Kroatien zu bezeichne». In jenen Berichten ist von allen möglichen Dingen, von Baucrunruben, socialdcmokratischen Umtrieben, Jukenverfolguiigen. Plünderungen und Aebnlichem. aber nur nickt vo» der eigentlichen Ursache der aufständischen Bewegung: dem heftig zum Ausdrücke gelangten Hasse der kroatischen Bevölkerung gegen die Magyaren und die Pest er Re gierung die Rede. ES bandelt sich gegenwärtig durchaus nicht mehr um vereinzelte Bauernunruhen, sondern die Be wegung, von ausschließlich nationalem Charakter, zieht immer größere Kreise und hat bereits thatjächlich die Bedeutung eines AusstandcS angenommen. Selbst die ungarischen Blätter müssen jetzt gestehen, daß die Nachrichten au» dem ehemaligen noatischcn Mililairgrenzgcbicte „sehr ernst" lauten. Tie ganze Bevölkerung zwischen Glina und Petrina befindet sich in vollem Aufstande und hat die Massen ergriffen. Dabei ist zu bemerke», daß die Landleute jener Gegenden, welche zun, Militairgrenzgebicle geboren, lauter triegSlücktige Soldaten sind, die also dem Ausstande völlig militairisch geschulte Stämme liefern können. Auch im Jahre 1848 erklärte sich da» ganz inilitairisch organisirte Grenzgebiet Kroatiens zuerst gegen die magyarischen An maßungen, griff zu den Waffen und bildete die Hauptmacht der kroatischen JnsurrcctionS-Armee, welche unter dem Ober befehl deS Banns von Kroatien. Feldmarschall-LieutenantS Jellatschitsch, in Ungarn einrückte. — ES gewinnt den An schein. daß die Aufständischen sich im Militairgrenzgebicle sammeln und organisiren wollen, um alSdann gegen Agram vorzurücken, wo man sich vorläufig in Erwartung der Dinge, die da kommen sollen, ruhig verhält. In den Gebieten von Ototschac und Lika, welche an Dalmatien grenzen, besorgt man auch jeden Augenblick den AuSbruch de» Aufstande», der dort um so bedenklicher wäre, weil er sich auch nach dem ohnedies unzufriedenen Dalmatien er strecken könnte. Reisende, die au» Kroatien in Laibach an gekommen, erzählen, daß nur eine Meile von Glina 4000 Insurgenten stehen, welche von den Behörden die Ueberqabe der Stadl verlange». Die Behörden sind vollständig rathloS, weil sie keinerlei VertheidigungSmittcl besitzen; auch sollten viele kroatische Untcrbeamte und ehemalige Ossiciere mit den Insurgenten gemeinsame Sacke machen. In der Festung Karlstadt sind aus einem Magazin 800 Gewehre verschwunden, was nur im Einverständnisse mit den miliiairischcn Aussicht- organen geschehen konnte. In der Umgebung von Kreutz und WaraSdin haben sich siebenzehn große Dörfer dem Ausstande angeschlossen, waS die Insurgenten um mindestens 8000 Mann vermehrt hat. Da in Kroatien, Agram ausgenommen, nur sehr wenig österreichische Truppen nicktkroatischcr Nationalität stehen, so ist vor läufig die Ausbreitung de« Aufstande» gar nicht zu ver hindern; waS die Pcster Blätter von dem Einschreiten der Gendarmen erzählen, gehört zumeist in da» Gebiet der Fabel, weil die wenigen Genvarmen gar nicht in der Lage sind, die Massenausstänve zu unterdrücken. — Ja den südsteirrmärkische» Städten Petau und Marburg sind bereit» eine Menge Flüchtlinge au» Kroatien eingetroffen. Ter kroatische Babe- ort Krapina ist seit einem Monal gänzlich verödet, weil sich in seiner Nähe starke bewaffnete Bauernhausen Herumtreiben. AuS Graz und verschiedenen anderen Städten der Steier- mark sind mittelst der Eisenbahn Truppenverstärknngen nach Kroatien gesendet worden. Ebenso ist da- ganze 7. Jntanterie- Regiment au» Kärnten über Marburg nach Kroatien abgegangen. Soeben verbreitet sich die Nachricht, der au» Agram auSgewiesene Landtag» - Abgeordnete Startsche- witsch hätte sich mit einem anderen Führer der kroatischen Nationalpartei, dem Rechtsanwalt Tutkan, in da» Lager der Insurgenten begeben." * Die „Moskauer Zeitung" läßt sich au» Berlin melden, daß der Gebeimabtheiliing der Spandauer ewehrsabrik der Besebl zugegangen sei, den von einem Herrn Liwt schal in Wilna erfundenen Apparat für „automatische» Schießen au» Gewehren bei der Dcrlbeidigung" in bedeutender Anzabl anzufertigen. Diese Nachricht wicder- gebend, schreibt das Blatt de» Herrn Katkow: „Dieser Lppor»t, der In Wilna «nt» Gt. Petersburg ge prüft wurde, aber bei out unbeachtet blieb, sehr wahrscheinlich wohl, weil in den Luge» unserer sogenannten Specialisten daraus- ländische Diplom fehlt», bietet die Möglichkeit, im Kampf mit säst un- skhlbar» Sicherheit za schießen. Die in den letzten Jahren gemachten Ersahrungen Hoven un- gelehrt, daß beim Schießen au- gewShn- lichen Gewehre» kaum die vierhundertste Kugel trifft. Die Eng länder behaupten, daß während der egyptischen Expedition kaum die tausendste Kugel das Ziel getroffen hat. Daraus erhellt die Wichtigkeit uud der Nutzen des von Herrn Liwtschak erfundenen Apparats, der uns angeboren, aber zurückgewielen wurde. In Deutschland hat mau die Sache anders ausgesaßt. Jeder erfinderische „Gedanke" erfordert ein» technische Ausarbeitung. Die Militai» aulorüätea in Preußen fürchten dieses nicht und werden unzweifelhaft aus dem von ihnen erworbenen Geheimnis mit der Zeit Nutzen ziehe». In Preußen verschleudert man nicht Geld; der Umstand, daß der Npvarat bestellt ist und der Erfinder bereits im Juli ausgesordert wurde, aus Kosten der preußischen Regierung nach Berlin zu kommen, dürste beweisen, daß eS sich um einen ernsten Gegenstand handelt. Wir habe» erfahren, daß Herr Liwtschak seine Erfindung auch Frankreich und Oesterreich, aber erfolglos angedoten hat. Man prüfte und prüfte und lobt« sogar in Oesterreich die Erfindung, schob sie aber bei Seite, weil die Erfindung eine weitere Ausarbeitung fordert, hauptsächlich aber wodl, weil die Einführung der Erfindung als eia kühner Schritt erscheint, de» man nur unternimmt, wenn man vom Nutzen eine» solchen Schritte» fest überzeugt ist. Auf dem Gebiete der KciegSkunst kSnneu zu einer solchen Uebrrzeugung nur die Personen gelange», die genaue Kenner des Militairsaches sind und dasselbe beständig studircn. Man sehe doch unser militairischeS Fachblatt, den „Oru- sheinhj Sbornik", an. WaS finden wir in demselben? Nichts als Uebersetzungen und Auszüge von französischen und deutschen Arbeiten, die bereit» zwei Jahre vor dem Erscheinen des bctreffeaden Bande« de- russischen nmitairischea Fachblaites im Ausland« veröffentlicht wurden. Der „Orusheinyj Soornik" hat bisher mit keinem Wort der Monographie des Obristen Wolozkii „DaS Gewehrseuer im Gefecht" gedacht und doch ist die Schrift bereits in deutscher Ueber- setzung erschienen." Bei dieser Gelegenheit sei eine- Aufsehen erregenden Tagesbefehls de« General-JnspectorS der Cavallerie, GroßfürstenNikolaus, gedacht. Dieser hatte den General der Suite Levitzki damit beauftragt, die taktischen Beschäf tigungen einig« Eavallerie-Officiereorp», namentlich der der 7., 8. und 9. Eavallerie-Divisionen, ein« genauen Prüfung zu unterziehen, üb« deren Ergebniß er mm einen scharfen Tagesbefehl erlassen hat. Wir entnehmen der umfangreichen Ordre Nachstehende«: mein« Verfügung vo» 18. Aebrmrr 1880 war «nf das Ausführlichst« »»smnrühergefetzt »orde», tu welch« Wesse dir taktische» Beschifftlgungcu der Ofstcirre artettrt »erde» sollten, welch« Bedeutung sie für di« kriegSgemiß« Ansbildung der Ofstcirre und Truppeutheil« haben, sonne alles dasjenige, wa- unbedingt ijeder Lavallerie^Osstcter genau wissen mnß. Trotz alledem ersehe ich, daß selbst bi- heute noch nicht alle Regiments- Lommandeure, sogar auch nicht die höheren Befehlshaber die Nothwendigkeit jener Hebungen anerkennen und bis jetzt in der Meinung befindlich sind, daß ein ungenügendes taktische» Wisse» durchaus obae Bedeutung für die gute Dienstrepulatio» uud Sei» HinderungSgruud zur Beförderung iu höhere Stellung«» sei. von diesem Gesichtspunkte au» leite» manch« Lonnnandeure jenen Dienst- zweig nur der Form nach, ohne die geringste eigene Theilnahm« au demselben. Daher fordere ich alle DivisionS-Commaudeure aus, die strengste Aufmerksamkeit auf die taktischen Beschäftigungen der Osficiere zu richten und für einen ungenügenden Erfolg derselben die Regiments- Lommandeure ebens» verantwortlich zu machen, wie sie die« für die anderweitig« dienstliche Ausbildung und die wirthschastlicheu ver- l.ultnisse ihrer Truppentheile sind." * Ueber eiuen älter» serbisch-russischen Streitfall der seinerzeit kurz gemeldet wurde, dringen jetzt nähere Einzelheiten in die Oeffentlichkeil, die immerhin von kenn zeichnendem Interesse sind und deshalb verzeichnet werden mögen. Ueber den Conflict zwischen der orthodoxen Kirchen- obrigkcit und dem Abt des serbischen Klosters in Moskau weiß nämlich die russische „Petersburger Zeitung" Folgende- zu berichten: „Am 11. April d. I. wandte sich der Abt des serbischen Klosters zu Moskau, Feofil, an den Metropoliten von Moskau, mit der Erklärung, daß der serbische Metro polit Feodossi ihm verschreibe, in den Kirchengcbeten an Stelle dcS abgesetzten Metropoliten Michael seinen, Feodossi'S, Nanicn zu nennen. Se. Eminenz antwortete dem Abt: „DaS kann ich nicht zulasten". Der Abt hielt sich infolge dessen für verpflichtet, die Worte deS Moskauer Metropoliten dem Metropoliten Feodossi zu melden, dcc dem Abte vor schrieb. die „Kirche zu versiegeln und Moskau zu verlassen". Ter serbische Gesandte. Oberft Horwatowilsck, erfuhr gelegent lich seiner Anwesenheit in Moskau zur Zeit der Krönung hiervon und bedeutete dem Abt, daß cr daS Verbot dcS Moskauer Mctrovoliten nicht zn respectircn und den Namen Feodossi MraowitschS zu erwähnen habe, wenn er, Horwato- witsch, am 9. Mai der Messe in der Klosterkirche beiwohnen werde. Feofil wandte sich dieserbalb aus» Neue an den Metropoliten von Moskau. Se. Eminenz verbot ihm zuni zweiten Male die Erwähnung Feodossi'S und fügte hinzu, daß der h. Synod, dem er hierüber berichtet, sein Auf treten gebilligt habe. Am 9. Mai wohnte Ob-rst Horwatowitsch mit dem Obcrstlieutcnant Andshelowilich dem Gottesdienst in der Klosterkirche bei, und bei dieser Gelegenheit wurde der Name deS Metropoliten Feodossi zum ersten Male in daS Kirchengebet eingescklvssen. DieseHandlungö- wcise Horwatowitsch'- wurde am selben Tage den höchste» Sphären in Moskau bckannt. Die Zeitung „Wostok" brachte die Angelegenheit ganz genau und theilte auch die Worte mit. die Horwatowisch dem Adt Feosiel angeblich gesagt hatte: „Wir wünschen, daß die Einschließung Feodossi'S in das Kirchengebet gerade jetzt statthabe, jetzt zur Zeit der Krönungs feier, denn ein Bruck mit Rußland ist unS schon lange erwünscht." Am 10. Mai berief der Oberprocurator des h. SynodS den serbischen Abt zu sich und «theilte ihm eine Verwarnung. D« h. Synod stellte dem Metro politen von Moskau anheim, die Kirche de» serbischen Kloster» zu sckließen und den Abt nach Serbien auS- zuwrisen. Doch hielt eS Se. Eminenz nicht für mög lich. diese Maßregel gleich während der KrönungStage zur Ausführung zu bringen und verschob sie auf einen geeig neteren Zeitpunkt. Indessen fuhr man fort, den Namen Feodossi'S im Gebete zu nennen. Am 28. Mai erschien in den Zettunaen die Bekanntmachung, daß in der Kirche deS serbischen Klosters eine Seelenmesse zur Erinnerung an den serbischen Fürsten Michael Obreno.vitsch stattfinden solle. Am 29. Mai fanden sich ru dieser Seelenmesse all« Glieder der serbischen Gesandtschaft ein, mit den Herren Horwatowitsch und Marinowitsch an d« Spitz«. In der Kirche war viel Volk anwesend. Nach dem Gottesdienste begaben sich die Glieder der Gesandtschaft in die Wohnung de» AbleS, wo in Gegenwart von etwa 25 Eingelodenen Trinksprüch« auSaebrachl wurden aus König Milan, den Kaiser von Rußland und auf den österreichischen Kais«.
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