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WWÄ-EmHckl WM Grscheittt ;eden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk.' 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei in's Haus. Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Zernsdorf, - Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, * Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u.s.w° für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal Grgcrn crller Gerirerrröe-Verwcrltrrngerr öer: rrirrliegerröerr Ortschaften. Nc. 49 Donnerstag, den 1. März 1900. 50. Jahrgang. Deutscher Reichstag. Berlin, 24. Februar. Auf der Tagesordnung steht zunächst das Extra- vrdinarium des Militäretats. Bei der Forderung von 20 Mill. Mk. als achte Rate zur Vervollständigung der wichtigsten Festungsanlagen bemängelt Abg. Gröber (Centr.) die Höhe der Summe und die rasche Steiger ung dieser Ausgaben von 2'/, Mill. Mk. vor sieben Jahren bis auf gegenwärtig 20 Mill. Mk. Kriegs minister v. Goßler giebt zu, daß man die bisherige Bedeutung der Festungsanlagen verschieden beurrheilen könne; thatsächlich seien wir gezwungen, Aenderungen in unserem Festungswesen vorzunehmen, die Festungs gürtel bei den Städten fallen zu lassen und dafür einzelne Positionen stärker zu befestigen. Die Erfahr ungen zeigten, daß solche feste Positionen das Gros einer feindlichen Armee für lange aufzuhalten ver mögen. Jedenfalls bitte er für diesmal die Forder ungen zu bewilligen. Er könne versprechen, daß sich ein Credit von solcher Höhe sür diesen Zweck nicht wiederholen werde. Der Titel wird bewilligt. — Auch im Uebrigen tritt das Haus überall den Beschlüssen der Budgelcommission bei. Damit ist der Militäretat erledigt. — Es werden noch die von der Commission beantragten Resolutionen angenommen. — Es folgt die e.ste Berathung der Vorlage betr. Bestrafung der Entziehung (Diebstahl) elektrischer Arbeit mittels eines Leiters, der zur ordnungsmäßigen Entnahme elektrischer Arbeit nicht bestimmt ist. Nach der Recht sprechung des Reichsgerichts finden bekanntlich bisher die Strafbestimmungen über Diebstahl auf Ent wendung elektrischer Energie noch keine Anwendung, weil dieselben die Körperlichkeit voraussetzen, diese Vor aussetzung aber hinsichtlich der elektrischen Energie nickt zutrifft. Abg. Esche (nl.), Müller-Meiningen (freis.) und Gröber (Centr.) stimmen der Tendenz der Vorlage zu. Abg. Gröber findet es nicht richtig, den Diebstahl an elektrischer Energie unter Umständen nur mit Geldstrafe zu belegen, diesen also milder zu be- handeln, als Diebstahl an körperlichen Sachen. Abg. Stadthagen (soc.) hält es für viel nothwendiger, ehe man die elektrische Energie schütze, die menschliche Arbeit zu schützen, z. B. gegen schwarze Listen. Die Vorlage geht hierauf an eine Commission. — lieber eine Petition betr. die communale Besteuerung der Consumvereine beantragt die Commission Uebergang zur Tagesordnung. Abg. Wurm (soc.) empfiehlt Ucber- weisung zur Berücksichtigung an den Reichskanzler. In Sachsen seien von d-m Gemeinden vielfach geradezu ErdrosselungSsteuern gegen die Consumvereine ein- gesührt worden, das stehe in offenbarem Widerspruch mit der Reichsgewerbeordnung. Selbst in Preußen, wo gegenwärt g nur über eine Waarenhaussteuer ent schieden werde, widersetze sich die Regierung dein Ver langen von Interessenten, die Steuer so hoch zu schrauben, daß es auf eine Erdrosselung hinauslaufe. In Sachsen scheue man sich nicht, die Consumvereine, noch dazu gerade der ärmeren Bevölkerung, steuerlich zu unterdrücken. Weshalb werde nicht gegen andere Großbetriebe von Leuten wie Stumm rc. vorgegangen? Sächs. Geheimer Rath Dr. Fischer weist die Angriffe Wurm's auf die sächsische Regierung zurück und stellt fest, diese habe laut Regulativ eine Sonderbesteuerung der Consumvereine und großcopitalftischen Vereinig ungen nur zugelassen zu d-m Zw.ct, um einen Aus- gleich zu schaffen, falls in einer Gemeinde den kleinen Gewerbetreibenden das Arbeiten du ch eine übermäßige Ausdehnung jener großen Geschäftsbetriebsformen fast unmöglich gemacht werde. Von einer Absicht, die Consumvereine zu erdrosseln, könne keine Rede sein. Was die Frage der Zulässigkeit der Steuer anlange, so werde dieselbe nächster Tage vor Gericht zur Ent scheidung gelangen, da ein sächsischer Consumverein die angeblich zu Unrecht geforderte Steuer zurück gefordert habe. Er zweifle nicht, daß das Recht der Gemeinden zur Erhebung der Steuern werde anerkannt werden. Abg. Dr. Oertel wendet sich gleichfalls gegen Wurm und bestreitet, daß die Umsatzsteuer der Consum vereine gar so drückend wirke. Seine Freunde hätten die Genossenschaften nie als ein Heilmittel anerkannt, sie erkennten sie an, soweit sie Productivgenossenschaften seien, nicht aber, soweit sie die Kleinbetriebe ver drängten. Auf dem Gebiete des Grundbesitzes habe der Großgrundbesitz keinen Vorsprung vor dem kleinen Besitz. Er und seine Freunde seien durchaus bereit, auch andere Großbetriebe, Mühlen, Brauereien rc. staffelmäßig nach dem Umsatz zu besteuern. Zahlreiche Consumvereine in Sachsen zahlten trotz der Steuer noch sehr hohe Dividenden. Er bitte jedenfalls den Antrag Wurm abzulehnen. Hierauf wird die Ver handlung vertagt. Der Krieg um Transvaal. Die Kapitulation Cronjes und seiner kleinen Heldenschaar haben wir bereits gestern Nachmittag gegen 2 Uhr durch Extrablatt und sodann in der Abends ausgegebenen Nummer mitgetheilt. Es wird überall in der Welt, mit Ausnahme Englands, nicht allein in Deutschland, schmerzlich berühren, daß der 8tägige heldenmüthige Widerstand Cronjes und seiner Streiter ein vergeblicher gewesen ist. Wenn diese Burenschaar den hoffnungslosen Kampf endlich aufgegeben hat, so wird doch der Heldenmuth der Burenkämpfer für alle Zeiten über alle Verunglimpfungen erhaben bleiben, die englische Zeitungen dem tapferen kleinen Bauernvolke zugcfügt haben. Die heute vorliegenden Meldungen aus englischer Quelle besagen: London, 27. Febr. Von Lord Roberts i noch folgendes ausführliche Telegramm eingegangen Heute früh wurde mir durch einen Parlamentär ein von Cronje unterzeichnetes Schreiben überreicht, in welchem er mittheilte, daß er sich bedingungslos er gebe. Ich erwiderte, Cronje möge selbst in das britische Lager kommen und die Truppen müßten nach Niederlegung der Waffen aus dem Lager heraus- kommen. Cronje erschien um 7 Uhr und bat um freundliche Behandlung, sowie daß seine Frau, seine Enkel, sein Sekretär, sein Adjutant und sein Diener ihn begleiten dürften. Ich sagte dies zu. Ein höherer Offizier wird mit Cronje nach Kapstadt gesandt werden, der für eine respektvolle Behandlung Sorge zu tragen hat. Cronje fährt am Nachmittag nach Kapstadt ab. Die gefangenen Burentruppen gehen heute, eingetheilt in Kommandos unter den eigenen Mitgefangenen Offizieren, nach Modderriver-Station ab. Von dort werden sie mit der Eisenbahn nach Kapstadt gebracht. En weiteres Telegramm Lord Roberts von heute besagt: Dis gefangenen Buren betragen etwa 4000 Mann, hiervon sind 1150 Mann Freistaatburen, der Rest Transvaulburen. Von den Officieren sind 29 Transvacler und 18 Freistaaten. An Geschützen wurden 'rbeutet: drei 75-Centimeler-Kruppgeschütze- Nennpfünder, cin Maximgeschütz aus Transvaal, ein Krupp-und ein Maximgeschütz aus dem Oranje-Frei- taat. --Das Kriegsamt veröffentlicht eine Verlustliste, >ec zufolge die Zahl der englischen Verwundeten bei Paardeberg 740 Mann beträgt. Unter den gefangenen Buren befindet sich auch der Kommandant der Buren-Artillerie, Major Albrecht. London, 27. Febr. Die Nation nimmt den Sieg Lord Roberts ruhig auf und erkennt an, daß der Feldzug jetzt erst beginnt. Die Königin empfing die Nachricht von der Uebergabe des General Cronje mit großer Freude und drückte Lord Roberts in einem Telegramm ihre Glückwünscheaus. Telegramme ausallenTheiledesReiches geben der Freude über das Ereigniß Ausdruck. Der Eindruck der Nachricht ist der einer ungemeinen Er leichterung und Genuglhuung über die Uebergabe, die sich gerade am Majubatags vollzog. Vor der Wohnung dcs Lordmayors und vor dem Kriegsamte veranstaltete die Volksmenge Kundgebungen. ES herrscht die Ansicht, daß das Ergebniß und die Er- folge Lord Roberts sehr wichtig sind und das Ge lingen anderer Operationen der Engländer begünstigen werden. Als militärische Leistung betrachtet, ist der englisch? Erwlg nicht weit her Gmcral Roberts hatte eine mindestens 10fache U bennocht uw sich versammelt, und er hätte gerc.d zu Wund r von Unfähigkeit vol- zichen müssen, wenn ein anderer Ausgang, als di, Kapitulation erzielt worden wäre. Immerhin wäre -s lhöricht, zu verkennen, daß der moralische Erwlg den die Engländer nunmehr errungen haben, ein großer -st. Er wird den Engländern auch besonders darum wählten, weil sic ihn am Tage vo Majubah-ll, «.iso am Jahrestage einer schweren Niederlage zu verzeichnen haben, die die TranSvealcr den Engländern bei einer früheren Wosscnprobe beckrachten und den diese seitdem mit Recht als einen der schwärzesten Flecken auf dem nationalen Ehrenschilde d trachten. Was den praktischen Erfolg anbelangt, den die Engländer nunmehr nach mehr als 4 monatiger Dauer des Kruges erzielt, so wird er gewiß nicht zu hoch angeschlagen werden dürfen. Die ersten englischen Depeschen gaben die Zahl der Gefangenen aut 3000 an, die weiteren au? 4000. Durch diesen zwar immer hin empfindlichen Verlust kann aber die Krall der Buren noch nicht gebrochen sein. Auch anderwärts laßt man Vie Lage so auf, als ob der eigentliche Kampf erst beginne. Es wird gemeldet: Paris, 27. Febr. Der „Tem^s" sagt anläßlich der Kapitulation Cronjes, England wird, je weiter cs in das Gebiet der beiden Republiken cindringe, desto größere Schwierigkeiten vor sich finden. Eine weise Regierung würde jetzt Frieden schließen. Die Mensch heit, Afrika und vor allem Eng'and würden dabei nur gewinnen. NeWyotk, 27. Febr. (Meldung des „Ncutcr- schen Bureaus.") Der frühere Generalkonsul von Transvaal in London, Montague White, sogt: gestern in einer Unterredung mit einem Berichterstatter, mit der Gefangennahme des Generals Cronje würde der Krieg noch nicht beendet iein, der Krieg würde erst mit dem Falle von Pretoria enden. Die Aussichten sür eine Intervention seien nicht günstig. Ich glaube nicht daß in dieser Hinsicht in Europa etwas zu erhoffen ist, so lange nicht Rußland eingrcill, was aber nicht wahr scheinlich ist. Als einzige Hoffnung bleib: ein Vor gehen der Vereinigten Staaten, wenn diese entschiede' Stellung nehmen würden, würde der Krieg in vierzehn Tagen zu Ende sein, denn England brauche die Ver einigten Staaten. Die Thotsache, daß eS Cronj: gelang, während eines Rückzuges wcht nur den größten Theil seiner Truppen, sondern vor allem auch seine Aitillerie bis auf 6 Stück aus der Umschlingung dcs Feindes zu retten, muß das Vertrauen der Buren auf eine erfolg reiche Fortführung des Kampfes entschieden stärken. Lord Roberts wird jetzt vermuthlich seinen Vor marsch auf Blumiontcin fortzusetzen such». Ungehin dert wilder sein Ziel nicht erreichen. Wie der Londoner Daily News auS Lorenzo Marquez telegraphiert wird, iabcn Burcnt'uppen bereits vor 8 Tagen begonnen, ich 30 Meilen von Blumfontein zu konzennieren. lebrigens hat Cronje durch seinen zähen Widerstand seinem Vaterland einen unsagbaren Dienst geleistet, ndcm cr das feindliche Hauptheer mehr als eine Woche ang scsthielt und den Vormarsch aas Blumfontein ver hinderte. Das ist eine kostbare Zeit, welche die Buren zweifellos mit allem Eiier zu V:rtheidigungSv0ikchrungen, wie sic die neue Lage erfordert, ausgenutzt haben werden — In einem von burenlleundlicher Seite stammenden Berichte wird noch darau' aufmerksam gemacht, daß es sich bei der Gefangennahme nur um ein vereinzeltes Kommando unter Cronje handeln könne. In einer Depesche vom Rcutcrschen Bureau vom Sonntag wurde elbst zugegeben, daß eine große Zahl d-r eingcschlossen gewesenen Buren entkommen sei, wobei die letzteren ur geringe Verluste erlitten hatten. Die übrigen Ka-wscyollen Cronjes und Vic zur Hilie herbeigecilt n Korps aus Natal und dem Kapnorden werden sich eScn*alls vereinigt habe" und dem weiteren Vordringen Roberts Widerstand leisten. Ueber vie Situation Cronjes vor der Kapitulation äußerte ach d:r „S.aadarS" wie folgt: „Der Widerstand der Buren Cronjes ist unter allen Umständen ein erstaunliches Beispiel zäher Aus dauer. Man hat angeführt, daß der Burenführer dafür harten Tadel verdient, daß er das Leben seiner Soldaten unnöthig verschwende, seit er wissen muß, daß der Kampf hoffnungslos ist. Dem mag so sein; aber selbst wenn uns das grausame Opfer mit Grausen erfüllt, können wir doch nicht umhin, diesem hervor ragenden Heldenmuth unsere Bewunderung zu zollen. Es ist dies eine Episode, die uns ein neues Bild von der Entschlossenheit der Buren entwirft. In jedein Falle kämpft der Feind diesmal gegen eine schwere Uebermacht. Man nimmt an, daß Cronje einige 8000 Mann zur Verfügung hat, vielleicht sogar weniger. Sie waren erschöpft und ermüdet durch einen äußerst schwierige» Marsch, denn wie es heißt, sind sie von Magersfontein bis Paardeberg nicht aus dem Sattel gekommen. Sie werden von einer be deutend überlegenen Armee eingeschlossen, die einige der besten Infanterie- und Kavallerie-Regimenter der Welt enthält und von den ausgezeichnetsten Generälen der Jetztzeit geführt wird. Die Stellung der Buren ist als eine „Todesfälle" geschildert, die von einigen unserer Batterien in der Längsrichtung bestrichen wird, während andere sie von höher gelegenen Punkten vollständig beherrschen. Aber trotz aller Nachtheile haben sie einige Tage, anscheinend mit unerschüttertem Muth, den ungleichen Kampf gewagt. Am Montag ersuchte Cronje um einen 24 stündigen Waffenstillstand, und als dieser verweigert wurde, kam eine Botschaft, aus der gefolgert wurde, daß der Burengeneral sich zur Uebergabe vorbereite. Lord Kitchener machte sich mit ziemlicher persönlicher Gefahr auf den Weg, um über die Kapitulation zu verhandeln, aber er wurde be nachrichtigt, daß es sich um ein Mißverständniß handele und daß General Cronje nicht die leiseste Absicht zur Uebergabe habe. Daher wurde der Kampf am Dienstag, Mittwoch und vielleicht auch an den folgenden Tagen fortgesetzt. Wir hoffen, daß unsere Verluste nicht schwer sein werden, denn es scheint, daß das Gefecht sich von unserer Seite ledig lich auf eine Beschießung durch Artillerie handelt, die die Buren mit ihrer unterlegenen Artillerie nicht in wirksamer Weise beantworten können. Aber wenn das Lyddit nur halb so surchtbare Wirkung hat, wie man vermachet, wie muß eine Truppe aussehen, die seit Sonntag beschossen wird? Dezimirt, hijslos und, wie man glauben sollte, hoffnungslos klammern sich die Buren an ihre Schützengräben. Zwei Erklärungen lassen sich hierfür finden. Es ist möglich, daß die Wirkung unserer Geschosse nicht so furchtbar ist, wie unsere artilleristischen Autoritäten angaben. Theoretisch soll allerdings eine Beschießung mehr durch moralische Einflüsse auf die Nerven der Vertheidiger wirken, als durch die Vernichtung von Leben. Aber die thörichte Widerspenstigkeit der Buren ist ein Beweis gegen ein gut Theil dieser Behandlung. Oder aber, es mag sein, daß sie sich noch hoffnungsvoll an den Glauben klammern, daß ihre Kameraden in Natal im Stande sein werden, ihnen H'lfe zu bringen; und wenn sie auch hart bedrängt werden, mögen sie noch immer dem Erscheinen des Entsatzcorps entgegensetzen. Aber es ergiebt sich noch eine dritte Alternative. Cronjes Truppen mögen von der grimmigen Entschlossenheit ihrer Führer mitgerissen sein und vorziehen, unter dem britischen „Höllenfeuer" zu sterben, als sich über wunden zu erklären. Es ist ein heroisches, melancho lisches Beginnen. Wenn die Natur des Buren in Betracht kommt, prophezeit man nicht gern; indessen aus den Berichten geht hervor, daß es sich nicht um ein in die Länge gezogenes Gefecht handeln kann. Wenn Cronje sich nicht durchschlagen kann, so muß er sich früher oder später ergeben. Selbst wenn die Beschießung keinen Erfolg haben sollte und Lord Roberts nicht die Schützengräben im Sturme nehmen will, muß der Hunger sich wirksam geltend machen. Zweifellos haben die Buren Lebensmittel aus ihrer Flucht von Magersfontein mit sich genommen, aber sie können kaum für eine Belagerung versorgt sein." Der nunmehr in die Hände der Engländer ge- rathene General Cronje, der „Löwe von Transvaal", wie er dort g mannt wurde, ist in England nicht be sonders gut angeschrieben. Die Übeln Erfahrungen, die England mit Cronje gemacht hat, reichen über zwanzig Jahre zurück, in die Zeit, als nach der Schilderhebung der Buren am Dinganstag 1880 eine kleine britische Garnison in Potchefstroom unter Oberst Winslow eingeschlossen war. Commandant Cronje leitete die Belagerung. Bei dieser Gelegenheit soll er, wie man dem vielgelssenen Buch Fritz Patricks „The Transvaal fron. Mithin" (W. Heinemann) entnimmt, sich mehrerer Verletzungen des Kriegs- und Völker rechts schuldig gemacht haben. Einige britische Unter- thanen wurden, als Spione verdächtig, kurier Hand erschossen. Beim Angriff auf die Stadt soll Cronje gefangene englische Soldaten in die Gesechtslinie gestellt haben, sodaß sie von ihren eigenen Kamerc-den er schossen wurden. Zwei kranken Frauen, welche die belagerte Stadt zu verlassen wünschten, verweigerte er die Erlaubniß und eine davon starb. Als am 6. März zwischen Sir Evelyn Wood und Joubert auf Laings Neck ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde, verheimlichte Cronje diese Meldung den Belagerten, uhr mit der Belagerung vierzehn Tage lang fort und zwang dadurch nach großem Berlust die Garnison, )ie Waffen zu strecken. Dieser Treubruch machte da mals so großes Aufsehen, daß sogar Gladstone nach Abschluß des Friedensvertrages und nach der Räum ung des Transvaal auf einer Sühne bestand. Eine 'ruppe britischer Soldaten marschirte aus der Kolonie Natal nach Potchefstroom zurück, besetzte die Stadt und zog sich nach mehrwöchentlichem Aufenthalt mit