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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960613015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896061301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896061301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-13
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
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Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarts. V?tra-Veilaaen (gefalzt), nnr mit -er Morgen»Ausgabe, ohne Postdesörderung SU—, Mit Postdesörderung 70.—. ÄnnahmeschluK skr Anzeigenr Ab «ad «Ausgabe: Vormittag« 10 UHL Morg«»-Ausgabe: Nachmittag- 4 Utz» Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Unreinen sind stets au die tkrpeSitian »» richten. Druck und Verlag non E. Volz in Leipzig 288. Sonnabend den 13. Juni 1896. 98. Jahrgang. Vie Ablehnung des Assessorenparagraphen. Der preußische Landtag har den sogenannten Assessoren paragraphen, der weit über die Grenzen des preußischen Staatswesens hinaus die lebhaftesten Erörterungen hervor- gerufeu hatte, mit einer stattlicheren Mehrheit verworfen, als vor den Pfingstfer,en. Man wird der nationalliberalen Partei zugeben müssen, daß sie bei der Ablehnung des Paragraphen von den sachlichsten Erwägungen auSgegangeu ist. Die freisinnige Presse bat mehr oder minder offen eingestanden, daß ihr die Absicht der Regierung vor allen Dingen darum verwerflich sei, weil voraussichtlich die Anstellung jüdischer Richter seltener er folgen würde, als bisher; die -Organe des Centrums haben darauf hingewiesen, daß in culturkampfsroden Zeiten die katholischen Assessoren zurückgcsetzt werden könnten; die Nationalliberalcn allein haben weder einer Gruppe, noch einer Confession zu Liebe oder zu Leide gestimmt, sondern sich lediglich von der Rücksicht auf die Unabhängigkeit des Richterstandes leiten lassen. Die nationalliberale Partei wird sich dieses Erfolges um so mehr freuen können, als er von nicht zu unterschätzender nationaler Bedeutung ist. Denn es ist unleugbar, daß die Annahme des Paragraphen die Besorgniß vor einem Anwachsen der reacrionären Strömung in Preußen erweckt und dadurch die ohnehin in letzter Zeit leider in Süddeutsch land, d. h. in Bayern und Württemberg, mehr hrrvor- tretenden particularistischen Strömungen gefördert hätte. Man kann sicher sein, daß der „Beobachter", das „Vater land" und ähnliche anunational gesinnte Blätter den Fall weidlich auSgebeutet und ihre Leser mit der „absoluten Herrschaft des oftelbiscken Iunkerthums m Preußen" gruselig gemacht hätten. Jetzt aber müssen si^ lehen, baß dieses Junkerthum im preußischen Landtage doch keineswegs all mächtig ist. Kann man sich so der Ablehnung deS Paragraphen freuen, so muß man doch sagen, baß damit nur ein negatives Resultat erzielt worden ist und daß zwei positive Schäd en in der preußischen Justiz bestehen bleiben. Der eine ist die durch die Ueberfüllung der höhere» Justizcarriöre hervor gerufene sehr späte feste Anstellung der Assessoren als Richter, sowie die damit verbundene Proletarisirung des Anwalts standes. ES ist ein ungeiunoer und unnatürlicher Zustand, daß Jemand, der bereits mit dem Studium, der Militairdienstzeit und dem Vorbereitungsdienst 8 bis 9 Jahre zugebracht hat, ehe er das Assessorexamcn be stehen konnte, nun abermals 4—5 Jahre warten muß, bis er endlich mit einem Gehalte von 2400 und einem be scheidenen Wohnungszuschuß als Richter Anstellung findet. Dadurch werden die Angehörigen weniger bemittelter Stände entweder von der höheren Juitizcarriöre ausgeschlossen, oder gezwungen, sich in materielle Verbindlichkeiten zu stürzen, die späterhin ihrem Ansehen und ihrer Unabhängigkeit als Richter gefährlich werden können. Ein zweiter und bedenklicher Nachtbeil der Ueberfüllung der Justizcarriöre ist die Gefahr der ungenügenden Aus bildung der Referendare während des Vorbereitungsdienstes. Namentlich bei den Landgerichten und den OberlandeS- gerichten ist die Zahl der Referendare oft eine so große, daß weder die Richter, denen sie überwiesen sind, noch gar die Präsidenten die Ausbildung der jungen Leute sorgfältig beobachten und leiten können. Wenn man aber weiß, wie völlig frei von praktischen Kenntnissen die meisten Referendare in ihren Beruf eintreten, so kann man ermessen, wie wichtig eine gründliche Ueberwachung und Anleitung ist. Wenn die Zeit des Vorbereitungsdienstes in dieser Hinsicht nicht ge nügend auSgenutzt ist, so entsteht eine Lücke, die später nicht mehr auSgefüllt werden kann. Denn wer al« Referendar nicht gelernt hat, klare und verständige Erkenntnisse zu fällen und schriftlich auszuarbeiten, der wird auch als Assessor und Richter nichts Hervorragendes leisten. Diesem Uebelstande kann sehr wohl durch eine von uns wiederholt und, wenn wir uns recht erinnern, letzthin auch von der „Post" vorgrschlageue Maßregel gesteuert werden. Man gebe den OberlanbesgerichtSpräsidenten da« Recht, nach Maßgabe ihrer Erfahrung nur so viel Referendare in ihrem Bezirke anzustellen, als mit Sicherheit sorgfältig ausgebildet werden können. Selbstverständlich wird die Zahl nicht eine so beschränkte sein dürfen, daß der Nachwuchs für die Ge richte, die Staatsanwaltschaft und dir Anwaltschaft den Be darf nicht deckt. Eine Ungerechtigkeit oder Voreingenommen heit bei Auswahl der Referendare braucht nicht befürchtet zu werden, wenn man Cautelen dafür schafft, daß die Auswahl nach einem bestimmten Modus zu erfolgen habe, am besten nach einem gemischten System sowohl unter Berücksichtigung deö Zeitpunkte« des Bestehen« des ersten Examen«, wie der dabei bewiesenen Kenntnisse. Freilich müßte zu diesem Zwecke das erste Examen beträchtlich gründ licher sein, al« gegenwärtig. Den» wenn in 4 Stunden 8 Candidatrn geprüft werden, so ist e« unmöglich, von dem Grade der Kenntnisse des Einzelnen eine richtige Vorstellung zu erlangen. Wir machen mit gutem Grunde diese Vorschläge im selben Momente, in dem wir unserer Freude über die Ablehnung de« Assrfforrnparagraphen Ausdruck geben. Denn da« sicherste Mittel, di« Wiederkehr bedenklicher Gesetzentwürfe zu Ver bindern, besteht in der Beseitigung von Mißständen, die al« bequeme Vorwände für Pläne ganz anderer Art genommen werden können. Deutsche- Reich. * Lei-rt», 12. Juni. Die Untersuchung gegen den Buch binder Jacobi in Freiburg i. B. wegen anarchistischer Umtriebe und Hochverrat!,« ist dem Vernehmen nach schwer belastend gewesen, so daß Jacobi sich ohne Zweifel wird vor dem Reichsgericht zu verantworten haben. Dir von au-wärtS verbreitete Mittbeiluug, in gleicher Angelegenheit sei gegen den Buchbinder Mach» er au- Freiburg i. B. di« Anklage erhob«« worden, bestätigt sich dagegen nickt. K. Berlin, l2. Juni. Mit dem Beschlüsse der Budget commission des Reichstags über den Vertrag deö Reiches mit der Neu-Guinea-Compagnie wegen Uebernabme der Landeshoheit von Kaiser-Wilhelms-Land u. s. w. sind wir einverstanden. Aber der Ton, den der Abg. Bebel bei der Beralhung dieser Angelegenheit angeschlagen hat, hatte unseres Erachtens schärfer zurückgewirsen werben müssen, als es nach den vorliegenden Berichten geschehen ist. Wenn er im Hinblick auf die Mitglieder der Compagnie sagte, das Reich werde im Interesse einer kleinen kapita listischen Clique regiert, so ist das eine ebenso freche Beschimpfung jener Geiellschaftsmitglieder, die ein großes Risiko lediglich im öffentlichen Interesse übernommen halten, als auch der Reichsregierung. Wenn einer der Lager halter der socialveinokratischen Consumverein e Sachsens anwesend gewesen wäre, so hätte er vielleicht Herrn Bebel darauf aufmerksam gemacht, daß dieser Herr mit der Verurtkeilung einer die deutsche Arbeiterschaft kapitalistisch ausbeulenden Clique seiner Sphäre und der Wahrheit näher geblieben wär«, als mit jener verleumderischen Aeußerung. 6. H. Berlin, 12. Juni. Der Berliner Social demokratie will im gewerkschaftlichen Kampfe nichts mehr gelingen, und voller Sorge sehen die gewerkschaftlichen Führer der Zukunft entgegen; denn den Massen, denen wegen ihrer Ziiacbörigkeil zur Socialdcmvkratie goldene Berge (ge waltige Lohnerhöhungen, stark verkürzte Arbeitszeit rc.) ver sprochen worden sind, könnten doch allmählich die Augen auf gehen. Auf Gnade und Ungnade haben die Musik- »n strumen tenm acber capituliren müssen, KOO sind arbeitslos und 200, die als Agitatoren gehetzt haben, werden überhaupt nicht mehr angestellt. 3000 haben die Berliner Arbeiter als wöchentliche Unlerstützungssumme aufzubringen, damit diese Hauplhctzer feiern können. 2000 Hut mach er streiken seit acht Wochen; in den letzten vier bis fünf Tagen sind beträchtliche Arbeitskräfte von aus wärts gekommen, so daß die Schlackt alö verloren angesehen werden muß. Die GewerkschastScommission hat zwar einen flammenden Aufruf erlassen, der die gesammte Arbeiterschaft Berlins zu Beiträgen auffordert, aber die Aufforderung wirb wenig fruchten und 4—500 Hulmacher haben kein« Anstellung in den hiesigen Fabriken mehr zu erhoffen. Die An gestellten der Privatpost haben schon nach drei Tagen die Schlacht verloren und 200 Mann haben ihre Brodstellen ein gebüßt; der beschlossene Boycolt über die Privatpost wird sich als ein Schlag ins Wasser erweisen. Die Metall arbeiter haben feit dem 1. Mai 40 000 geopfert, aber den Wiedereintritt in die Fabriken haben sie nicht erzwingen können. Von nächster Woche ab werden wir rund 2000 Agitatoren und verführte Existenzen haben, welche die Socialdemokratie zu ernähren hat; — bei der gänzlichen Mittel losigkeit und da Herr Singer die Gelder der Parteicasse absolut nicht für die Streikbrüder hergeben will, wird dies sehr schwer halten. Die Maurer haben mit der Ncu- Jnfcenirung ihres Streikes Fiaeco gemacht; 500 Mann haben die Arbeit verloren; die Zimmerer klagen über Zuzug von auswärts und Streikbrecher. Auf bas heiße Streiksieber wird daher im Herbst oder schon früher eine Ernüchterung folgen, die um so fühlbarer sein wird, je zahlreicher die „Genossen" sind, die während der Streikbewegung ganz ver lernt haben, sich als Arbeiter zu fühlen und zu leben. Hoffentlich erinnern sich dann die Norhleidenden, wer das Elend verschuldet hat. * Berlin, 12. Juni. Die „Nordd. Allgem. Ztg." wieS dieser Tage in einem Leitartikel noch einmal darauf hin, daß in die Margar incvorlage das Verbot des Färbens der Margarine und die Bestimmung, daß Butter und Mar garine sowohl bei der Verfertigung und Verpackung wie in den Verkaufsräumen getrennt gehalten werden sollen, erst durch die Commission eingefügt worden seien. Die Ab sicht, welche die verbündeten Regierungen mit ihrem Entwurf, der obige beiden Bestimmungen nicht enthielt, verfolgte, kenn zeichnet die „N. A. Ztg." wie folgt: Wiederholt hat der Herr Landwirthschaftsminister im Reichstag den Gründlich in den Vordergrund gestellt, daß die Vorlage über den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Erjatzmittelu nicht eine reelle Coucurrenz der Margarine gegen die Butter, jondern nur einen unlauteren Wettbewerb beseitigen solle, daß man daher auch keine Maßregeln beschließen möge, welche die Margarine an sich zu einem schlechten Product stempeln wurden. Nicht darin liege — so hob der Minister hervor — der Schwer« punct des Gesetzes, möglichst viele scharfe Paragraphen darin zu haben, sondern darin, Laß die Reichsregierung bezw. die Einzel« regierungen in die Lag« gebracht würden, das Gesetz mit aller Strenge wirklich zur Ausführung zu bringen; d>e in der Regierungs vorlage enthaltenen Bestimmungen würden ausreichcn, um einen unlauteren Wettbewerb der Margarine gegen die Butter zu be- fettigen. DaS Färbeverbot wurde bekanntlich vom Reichstag in zweiter Lesung mit 138 gegen 97 Stimmen, die Vorschrift betreffs der getrennten Verkaufsräume mit 151 gegen 113 Stimmen angenommen, obwohl die Vertreter des Bundes raths mit schlagenden Gründen die Unhaltbarkeil beider Be stimmungen nackgewiesen hatten. Daß auck bei der dritten Lesung im Plenum dafür eine Mehrbeit sich finden wird, rrsckeint kauin zweifelhaft. Die „Deutsche TageSztg." erklärt nicht nur die Aufrechterhaltung deS FärbeverboleS und der Ladrntrennuna, sondern auch die Wiederaufnahme de« Phe- nolphlhalein-Zusatze« für unerläßlich. WaS wird nun der BundeSratb thun? Nach dem Artikel der „N. A. Ztg." sollte man meinen, er würde daS Gesetz -blehnen. Ader StaatSfccrelair v. Boetticher hat einer Abordnung von Ham burg-Altonaer Detaillisten schon erklärt, die Regierung würde nur daS Färb «verbot ablehnen, dagegen die Laden- Trennung zugestehen. V. Berlin, 12. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser stieg heule früh um 6»/, Uhr im inner« Schloßhofe des hiesigen Schlosses zu Pferde und ritt nach dem Tempelhofer Felde, wo die Besichtigung de« 1. und 2. Garde-Dragonrr- Regiment- stattfanb. Nacp der Besichtigung frühstückte der Kaiser im Kreise deS OfficiercorpS deS 1. Garde-Dragoner- Regiment- „Königin von Großbritannien und Irland" lind keh-ie dann mit den. sahrptanmäßigen Zug« um l Ubr 10 Min. nach Wildpark zurück. Die Besichtigung des Garde- Kürassier- und des 2. Garde-Ulanen-RegimentS findet morgen früh von 6 Ubr ab ans dem Tempelhoser Felde statt. Berlin, 12. Juni. (Telegramm.) Der dem Reichs tage zugegangene Nachtrags-Etat für das Artillerie- Waffenwescn fordert die Bewilligung von 457 057 " Schwerin, 12. Juni. (Telegramm.) Die Groß herzogi n-Wit twe Marie von Mecklenburg-Schwerin wird mit ihrer Tockter der Herzogin Elisabeth an der Ent- hüllungsseier des Kyffhäuserdenkmals am 18. Juni lbeilnebmen. * ttzncsen, 10. Juni. Bei der letzten FrohnleichnamS- procession kamen wieder Ausschreitungen vor, indem einigen Deutschen, welche sich in unmittelbarer Nähe aufhielten, von Polen die Kopfbedeckung her untergeschlagen wurde, in Folge dessen mußte die Polizei einschreiten. * Hörde, 10. Juni. Der Kreistag bat beschlossen, den Bau von Arbeite rwob nunge u zu fördern. Eine unter Zuziehung von Arbeitern ausgenommen« Erhebung über die Wohnungsverbälknisse im Kreise bat trübe Verhältnisse er geben. Es zeigte fick, wie weit im hiesigen Kreise ein großer Tbeil der Wobnräume hinter den aller-bescheidensten Anforde rungen zurückstebt. Abgesehen von der schlechten Beschaffen heit der Wohnungen fanden sich von 250 120 als übervölkert, 53 als hochgradig übervölkert. Der Kreis will nun insofern helfend eingreifen, als er die Gründung von Bau-, Spar- I und DarlebnSvereinen nach dem Muster deS Dortmunder I Vereins anregen und sich als Mitglied bei solchen Vereinen I mit einigen Gescbäftsanrheilen anschlicßen will. Außerdem will er den Vereinen die Hilfe des Kreisbauvieisters zur Ver fügung stellen und erforderlichen Falls auch die von der Landesbank für die Herleihung von Capitalicn geforderten Bürgschaften übernehmen. * Iserlohn, 10. Juni. Die Kreissynode Iserlohn, die dieser Tage hier eine Sitzung abhielt, nahm Stellung zu der Forderung der konservativen Partei auf Vorlegung eines Volksschulgesetzes im Sinne des Grafen Zedlitz. Die Synode erachtete einmüthig ein solches Verlangen als sehr bedauerlich und mißbilligte eS. Weiter war die Synode der Ansicht, daß durch die Einführung der fakultativen Civilehe den Interessen der Kirche nicht gedient werde und es bei dem jetzigen Zustande zu verbleiben habe. * Darmstadt, 12. Juni. (Telegramm.) Die Regierung wird voraussichtlich morgen in der Zweiten Kammer die Interpellation Osann bezüglich der Verstaatlichung der hessischen Ludwigsbahn beantworten. * Fürth, 10. Juni. Der Aluminiumschläger.Streik ist, nach fünfwöchiger Dauer, vollständig im Sand verlaufen. Die Arbeiter nahmen, ohne einen Beschluß des Streikcoinitös abzuwartcn, Li« Arbeit zu den bisherigen Bedingungen wieder auf. * Saargcmünd, 10. Juni. Wie die „Metz. Ztg." berichtet, hat der Papst durch Vermittelung de« Cardinals Rampolla an den hiesigen Reichslagsabgeordneten Pfarrer Colbus einen Bries „voll Wohlwollens und Ermulhigung" gerichtet. Der Papst spendete Herrn Colbus den apostolischen Segen und machte ihm einen kostbaren Ring zum Geschenk. Das Pariser Blatt „Libre Parole" deutet dieses päpstliche Wohl wollen als Anerkennung für die franzosen freundliche Gesinnung, die Pfarrer Colbus in seinen RcichStagSreden bekundet habe. * Karlsruhe, 12. Juni. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung der Zweit en Kammer wurde der Antrag Wacker und Genossen auf Aenderung derVerfassun «zurück gezogen. Im Verlaufe der Debatte erklärte der Minister des Innern, die Regierung sei im Allgemeinen nicht gegen die Einführung des direkten Wahlsystems, sie be stehe nur auf Cautelen gegen den unberechtigten Einfluß der großen Masse. Eine derartige Cautele erblicke die Regie rung schon darin, wenn neben einem Theil aus direkter Wahl hervorgegangener Abgeordneter ein anderer Theil indirekt gewählt würbe. * Stuttgart, 12. Juni. (Telegramm.) Der Groß herzog von Baden besichtigte gestern mit dem Könige 3 Stunden hindurch die Landwirtbfckastliche Ausstellung in Cannstatt. Um 5^/, Uhr fand im Residenzschlosse ein Gala diner statt. Abends besuchten die Monarchen das Gartenfest in Cannstatt. Heute Vormittag besuchte der Großherzog die hiesige Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbc, ver weilte daselbst 2 Stunden und nahm um 12 Uhr an dem von dem AuSslellungS-Comits in dem Terrassensaal gegebenen Frühstück Tbeil, zu welchem 30 Einladungen ergangen waren. Der Großherzog beabsichtigt Nachmittags nach Karlsruhe zurückzukehren. * Ulm, 12. Juni. (Telegramm.) Die Kaiserin Friedrich traf, von Friedrichshafen kommend, heute Vor mittag bier ein, besichtigte das Münster unter Führung des Oberbürgermeisters Wagner und reiste um 10 Uhr 35 Min. nach Stuttgart ab. * München, 12. Juni. (Telegramm.) Minister Frei herr v. Feilitzsch begiebt sich morgen nach Stuttgart zum Besuche der Ausstellung. Der gestrigen Eröffnung der letzteren wohnte als Vertreter der bayerischen Regierung Ministerial- ratb Haag bei. — Die Kammer der Abgeordnete» nahm beute mit allen gegen 4 socialdemokratiscbe Stimmen daS Finanzgesetz an. Die Petitionen um Zulassung der Feuerbestattung wurden von den Liberalen und den Socialdemokraten befürwortet, vom Centrum bekämpft. Nachdem der Minister des Innern betont batte, daß gegen wärtig kein Bedürfniß für die Einführung der Feuerbestattung bestehe, wurde die Berücksichtigung der Petitionen abgelehnt. Die Schlußsitzung findet Nachmittag 3»/r Uhr statt. — Tie Kammer der ReichSräthe nahm einstimmig da« Finanzgesetz an. Hierauf verla« der Minister v. Feilitzsch die Botschaft de« Prinzregentrn, durck welche der Landtag bi« auf Weitere« vertagt wird. Der Präsident der Kammer, Graf Lerchenfeld, gab die übliche GesckäftSiibersicht und schloß sodann mit einem Hoch auf den Prinzregenten, -i> da« die Versammelten begeistert einstimmtrn * Jllerttsscn, 12. Juni. (Telegramm.) Nach den bis her vorliegenden Ergebnissen der vorgestrigen Ersatzwahl im RcickStagswahlkreise Illertissen dürfte Freiherr v. Herk ling (Ctr.) mit einer Mehrheit von etwa 2500 Stimmen gewählt sein. Lesterreich -Ungarn. * Wien, 12. Juni. (Telegramm.) Wie die „Polit. Correfp" melket, wird Fürst F« r dinand von Bulgarien beule in Oderberg eintreffen, von wo auS er sich zum Cur- gebrauck nach Karlsbad begeben wird. * Prag, 12. Juni. (Telegramm.) Die Bezirksbaupt- mannschaft zu Tepliy untersagte die Frier des für den 13. und 14. Jun, in Teplitz geplanten de ut schr n T ur nfe st es wegen des demoustranveuCharakters desselben. DieSiattbalterei zu Prag verbot die Feier de« für die gleichen Tage bereits bewilligt gewesen«n Sokolfestes in Teplitz, da auS dem Aufrufe der „Narodnn Listy", in welcher dazu aufgefordert wird, die sich zum Svkvlfeste in Teplitz versammelnden, in der Vertheivigung befindlichen Tschechen sollten Stärke, Muth und Vertrauen milbringen, erhelle, daß das ursprüng lich als rein turnerisch angemeldele und als solches bewilligte Sekolfest den eingestantenen Zweck verfolge, eine möglichst glänzende Kundgebung des tschechischen National bewußt seins zu erzielen, so daß insbesondere angesichts des zu erwartenden starken Zuflusses der Tschechen die Ruhe, die Ordnung und daS öffentliche Wohl grsährdet erschienen. * Pest, 12. Juni. (Telegramm.) Im Abgeordneten hause brachte der ffinanzmnnster einen Gesepeniwurf ein, beiressend die Abänderung Les Z n ckerste uerg esc tz es, wonach Lie Bcr- brauchSnbgabcn für Zucker van II auf 13 Gulden, die Ausfuhr prämie von 5 auf 9 Millionen Gulden erhöht wird. Tie AnSsubr- Prämie soll am 1. August 1890 in Kraft treten und diS 31. Juli 1897 in Kraft bleiben. Frankreich. * Paris, 12. Juni. (Telegramm.) Die radikale und socialistische Presse will die gestrige Bombe vom Boule vard Hausmann nicht ernst nehmen. Sie war thalsäch lich so ungefährlich — gewöhnliche« Jagdpuloer, einige Rc- volverkapseln unvPatroneu, das Ganz« in einer unverschlossenen Cacaobüchse —, baß der Sladtchemiker Girard in ihr kein Anarchislenwerk erkennt. Die regierungsfeindlichen Blätter bezeichnen die Bombe, wie gewöhnlich, als Polizei arbeit, da daS Ministerium ras Bedürfniß nach etwas Gesell- schaftsreltung empfinde. (Voss. Ztg.) Spanien. * Madrid, 12. Jun- (Telegramm.) Der oberste Gerichtshof beschloß, da er die Annahme des Zwei kampfes durch Marschall Martinez CampoS nickt als rin von diesem begangenes Delict betrachtet, um die Er mächtigung nachzusuchen, gegen General Borrero allein das Verfahren zu eröffnen. — Der Gesetzentwurf gegen die Anarchisten wird am Montag im Senate zur Beratyung kommen. (Der Entwurf statuirt unter Anderm, daß die jenigen, die sich Anarchisten benennen, ohne Weitercs Aus weisung oder Deportation zu erwarten haben. Die Pro paganda wird streng überwacht und Attentate sollen stets mit dem Tode bestraft werden. Das Projekt wird sicherlich drbattelos durchgehen. * Barcelona, 12. Juni. (Telegramm.) In der letzten Nacht sind neuerliche Verhaftungen vorgenommen worden. — Gestern entstand während einer Procession Verwirrung dadurch, daß ein schwarze« Packet plötzlich von dem Balcon eines Hauses herabgeworfen wurde. Großbritannien. * London, 12. Juni. (Telegramms In dem Pro- cesse gegen Jameson und seine 14 Ossiciere wurde beule die Vernehmung der Kronzeugen beendet und sodann die weitere Verhandlung auf Montag vertagt. Dänemark. * In welcher Weise man bei den Dänen ofsiriell den Gegensatz gegen Deutschland pflegt, bas beweist wieder einmal die Tbatsache, daß als sch ri f tliche A uf gabe für die dem deutschen Abilurientenexamen entsprechende Prüf u n g in Kopenhagen „der nationale Streit in Slikjüt- land" gegeben worden ist. Sogar ein Theil der dortigen Presse rügt die Wahl dieses TbemaS, da« nickt zu Anderem, als zu leerer Phraseologie und chanrc- nistifcher Gehässigkeit anleiten kann. Bei diesem Anlaß erwähnt die „Nat.-Zlg." gegenüber der dänischen An fechtung des geschichtliche» Wortes „Schleswig-Holstein", daß neulich das dänische AgitationSblatt in Flensburg die ver- hältnißmäßig sehr starke Verbreitung deutschen Wesens in einer so nördlich gelegenen Stadt wie Hadersleben dem Umstande zuschrieb, da» dort gleich nach den Napoleonischen Kriegen da« „schleSwig-holsteinische LancierSregimenl" ter dänischen Krone in Quartier gelegen habe. AngesichlS dieses Zeugnisses nimmt sich der in demselben Organ er lassene Appell an die deutsche Gerechtigkeit in der nort- fckleSwigscken Sprackenfragr und für den jetzt verbotenen Gebrauch deS Namen« „Südjütland" für Schleswig doppelt komisch aus. Rußland. Die Stellung de« Franzosenthum« in Ruß land ist noch heute im Wesentlichen genau dieselbe, wie sie seit langen Jahren gewesen ist. Alle« Gerede von der französisch - russischen Freundschaft kann nicht über di« That- fache hmwegtäuschen, daß der Franzose sich zu dem Russen nickt bingezogcn fühlt und selbst nach jahrelangem Auf enthalt i;i Rußland seiner Denkweise, seiner Lebenshaltung und seiner Sprache nach vollkommen Franzose bleibt. Es giebt ja in Rußland zahlreiche Franzosen in einträglichen und auch eiiiflußreicken Stellen al« Inhaber oder Leiter beziehent lich Geschäftsführer, Ingenieure größerer FabriketablissementS oder sonstiger wirthschaftlicker Unternehmungen; aber sie treten innerlich den Russen nicht nm Haaresbreite näher, r lassen fick >,>ich nur in de« allrriel^eotk?» FäU -n naturalistrrn.
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