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Mittwoch -—-Nr. 180. 27. September 1843 MM Deutsche Allgemeine Zeitung. ML Auslände». «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» ZurNachricht. Auf das am l. Oct. 1813 beginnende neue vierteljährige Abonnement der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern und Zeitmmsexpeditionen des In- und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übrigen Staaten aber wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. Leipzig, im September 1843. 8* A» MpUtEhUUK. U-be-vtick. ^Deutschland, -j-Leipzig. Ein Ungar über Deutschland. * Leipzig, vr. Auerbach über den.rheinischen Landtag. «Budissin. Eine Adresse an v. Lindenau. «Stuttgart, Der Volksschulverein. Der Bolksschristen- verein. — Die Wahl in Äoburg. « Frankfurt a. M. Geistliche. Das pariser Eomplot. Die russische Eisenbahnanleihe. Pfützen. »«Oerlin, Das Obercensurgericht. v. Gerlach. Der Hosen bandorden. «Aus Preussen, v. Auerswald über den Huldigungs landtag. «Wien. Die Herbstübungen. Der Hof. Die spanischen Vorgänge. Die Nachrichten aus Bosnien. Spanien. «Paris. Das Manifest des Ministeriums.— Die Rathlosig- keit der Minister. Großbritannien. Die Times über O'Connell, Irland und Wales. Praktische Schritte der Repeal. Ankunft französischer Finanzbeamten. Espartero. Afrikanische Entdeckungen. jKrapkeeich. s Paris. Die Coalition der Weinbauinteressen. Die Op position gegen die Befestigung von Paris. « Nismes. Volksunterricht. Theaterbudget. Auswanderer nach Algerien. Belgien. Die Abreise der Königin Victoria. Nriederland«. Neues Budget. "Monstantmopel. GrUnd der türkischen Rüstungen. Das Münzwcsen. Brasilien. «Nie Janeiro. Finanzwesen. Handel und lIndUßtrie. «nkündigungen. DrUtfchlO«-. ff Leipzig, 26. Sept. Als einen Beleg, wie große Anerken nung deutsches Leben und deutsches Wissen im Auslande fin den, wie sehr daS deutsche Volksleben den Ausländer Nach Deutsch land zieht, wie aber auch Vereine mächtig zu wirken vermögen für Verbrüderung, thcile ich in Nachstehendem die Abschiedsrede eines Ungarn, des Barons v. Török aus Pesth, mit, welche derselbe bei der siebenten Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Alten burg hielt: „Mit hoher inniger Freude sehen wir die Schranken zwi schen den Völkern mehr und mehr fallen und die verschiedenen Natio nalitäten, die im Bunde der Menschheit so nöthig sind, einander näher rücken. Humanität und Wissenschaft brechen sich überall Bahn und rufen di« Politik zurück von dem verderblichen Wahne, als sei Isoli rung und gegenseitige Eifersucht der Völker die Stütze der Staaten. Wir Magyaren verdanken dieser Humanität, daß wir den Deutschen immer näher kommen, daß wir ihre Versammlungen besuchen und An theil nehme» an den Fortschritten, die sie machen in Civilisation und Wissenschaft. Sie fesseln Lie Fremden gleich den magnetischen Kräf ten, welche zunehmen mit der Last, die sie tragen. Je öfter wir nach Deutschland zurückkehren, desto mehr erfahren wir Wohlwollen. Wir werden als treue Schüler Ihre Lehren verbreiten in unserer Heimat «nd uns dadurch .den Deutschen, unsern Freunden und natürlichen Bun desgenossen, dankbar zu beweisen suchen, Jedes Jahr besuchen wir ein anderes Gebiet Deutschlands und lerns» hen Organismus seiner ver schiedenen Staaten und die Wirksamkeit seiner mancherlei Institutio nen kennen. Ueberall begegneten mir schönen Zügen eines gesunden Volkslebens. Deutschland ist ein. gesunder kräftiger Baum, der, iM Bauernstände wurzelnd, seine reiche volle Krone in sicherer Ruhe ent falten Die Weisheit sitzt auf seinen Thronen, von deS Bölkes Glück «nd Wohlstände treu bewacht. Ich fühle mich gedrungen, im Ramen aller Ausländer an diesem segensreichen Zustand unsere innigste Theil- nahme auSzusprechen!" * Leipzig, 24. Sept. Gestern bei dem ersten deutsch-israe litischen Gottesdienste der gegenwärtigen Messe benutzte der Prediger dieser Gemeinde, vr. Auerbach, die Gelegenheit, welch« ihm der letzte Sabbat des jüdischen Kirchenjahres darbot, die Versammel ten zum Danke für die Wohlthaten aufzufodern, welche Gott im ver flossenen Jahre ihnen als Menschen, als Gliedern der bürgerlichen Gesellschaft und als Israeliten «»gedeihen lassen, und gedachte unter den Wohlthaten, die er namentlich hervorhob, auch der von dem letz ten rheinischen Provinziallandtage an den Tag gelegten Gesinnung für die Aufnahme der israelitischen Staatsbürger in die wirkliche bür gerliche Gemeinschaft. „War nicht, sagte er wörtlich, das hinschei dende Jahr insbesondere ausgezeichnet an Huld Gottes gegen Israel? hat nicht in demselben eine glorreiche Versammlung hoher Landesver treter einen Zoll der Gerechtigkeit unserm Glaubensbekenntnisse an- aedeihcn lassen und den Wunsch ausgesprochen: sich mit uns, ohne Rückhalt und Einschränkung, als Söhnen des Vaterlandes innig zu verbrüdern? Erkennet den ganzen Werth der göttlichen Wohllhat! Nicht, daß der Wunsch in Erfüllung geht, ists, was diesem AuSipruche seine erhabene Bedeutung gibt, sondern der Triumph, den die Wahr heit in ihm gefeiert. Jene zwiefache Waffe ist vernichtet, die der Haß uns entgegen hielt, so oft von der Aufnahme Jsrael's in den Bund der Nationen die Rede war, jener schmachvolle Vorwand: unser Bekennl- niß mache uns derselben unfähig, unwürdig, und die unüberwindliche Abneigung der Nationen gegen uns selbst mache sie unausführbar. Eine erleuchtete, gottesfürchtige Versammlung, der es mit der Religion ge wiß der höchste Ernst ist, die ihre Sendung sowie die Stimmung De rer, die sie vertritt, gewiß erkannte und begriff, hat jene Lästerung unseres Glaubens, jene Verleumdung der Nationen Lügen gestraft. Sprechet nicht, jener Ausspruch komme in seinen Folgen nur einem Theile unserer Glaubensbrüder zu Gute. Die Gerechtigkeit, Vie unser Bekenntniß gefunden, kommt unS Allen zu Gute, und selbst in Absicht auf die Folgen: müssen wir doch so ost in unserer Gesammtheit die Schmach tragen, die ein Einzelner durch sein Verhalten sich-zugezo- aen, warum sollten wir nicht die Freude mit empfinden einer so großen Anzahl unserer Glaubensgenossen, warum nicht in den Jubel ihres Dan kes mit einstimmen? Eben hier, an dieser heiligen Stätte, wo Israel durch Theilnchmer aus allen Ländern und Gegenden in seiner Ge sammtheit vertreten wird, sprechen wir laut unsern freudigsten und in nigsten Dank den hohen Männern aus, die den Sinn und Muth ge habt, der Wahrheit, der Gerechtigkeit das Work zu reden und der Versündigung so vieler Jahrhunderte aN uns mit einem Ausspruche der Liebe und der Versöhnung entgegenzutreten. Und fürwahr, im Ramen der Gesammtheit sei es ebenfalls hier, an heiliger Stätte, auSgeKrochen: Israel wird die Erwartungen der ihm brüderlich gesinnten Nationen durch ein edles Streben für alles Große und Göttliche, durch die in nigste, wo es erfoderlich mit dem Leben zu besiegelnde, Brudertreue, zu jeder Zeit rechtfertigen." Diese Worte waren den zahlreich Ver sammelten zu sehr aus der Seele gesprochen, um nicht einen allge meinen und tiefen Eindruck zu machen. ES fühlte Jeder, daß das Versprechen, Israel werde die von den ihm günstig gesinnten Brüdern anderer Religion gehegten Erwartungen seines immer lebendigem Auf tretens rechtfertigen, wirklich der Ausdruck des GesammtgefühlS ist, und man kann nur wünschen, daß die Möglichkeit, ein solches Ver sprechen nach allen Seiten hin durch die That zu erfüllen, nicht zu lange mehr den sehnlich harrenden Tausenden versagt bleiben möge. * Oudissin, 24. Sept. Sobald das AbschiedSwort des Mini sters v. Lindenau in unsertr Provinz angelangt war, ward die Ab- sendpng von Dankadressen an denselben angeregt und wurden zur Ausführung die nöthigen Anstalten getroffen. Außer officiellen oder halboffiritllen Daukschriften von Corporationen, z. B. vom Stadtrath und den Stadtverordneten zu Budissin, ist eine solche abgegangen, die zur allgemeinen Unterschrift einige Zeit auslag, um Oberlausihem al ler Stände die Gelegenheit zu bieten, die Pflicht deS Dankes zu üben. Eine ansehnliche Anzahl von Staatsbürgern vornehmlich in Budissin und dessen Umgegend, darunter die geachtetsten und ehrenwerthesten, unterschrieben folgende Worte: „Allgeliebter Herr Minister! Ew. Exc.