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Nr. L4L LS. Jahrg. Mittwoch den 21. Juni 1916 Sächsische SesihLstSpelle und Red-iktlo«, Dresden-A. 16, Holbeinftratze 4 Fernsprecher 21366 ^ Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7V7 v«,u«»prrs»i X mit MIN. B»Uag« VIrrteYLHiIIch land frei 4.4» K. Sau» ».«» ganz T m O«I> Icrreich eutschland frei Hau» d 4.67 X. «»»«ab» S blerteljMIIch 1.8« ^ Dresden und ganz Deuts ».M» in Oesterreich Linzel-Nummer Iv 1. Die VSchstlchk Balls,ettung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Nolksmtung Anzeigen, Annahme tan Gelchästsanzeigen dis IVUHr von gamilienanzeigen bis 11 Uhr vorm Preis sü> diePetil-Tpaltzcile!tv 1. im ReNa. meleti SO Fkr undeutlich geschriebene, sowie durch steru svrecher auigegebene klnzcigc» kSnnen wir die LeraiUwvrlilchleit siirdie Richtiglcit des Zerte» nicht übernehmen. kprechslunde bcr Redaktion: 1I-I»Uhr vorm. Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen,' Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. IMWk MklllUll W MAllW Fronleichnam Fronleichnam! Welche Musik liegt in diesem Worte! Es verläßt der Heiland das Gezelt seiner Kirche und wan delt durch wogende Kornfelder, Wiesen und birkengeschmückte Straßen. „Wandeln werde ich unter euch und euer Gott sein und ihr werdet mir sein mein Volk." Als wären sie wiedergekommen, jene Gnadenzeiten des gelobten Landes, jener Sonnentag voll Blumen und Palmen, jene gesegneten Stunden, wo das Volk sich um den Meister drängte, der die Kranken heilte, die Kinder herzte. Seine Freude ist es, bei den Menschen zu sein. Selige Gemeinschaft! Vorbild der ewigen und himmlischen Gemeinschaft der Heiligen, die das Ziel unseres Lebens und die Wirkung deS heiligen Fron leichnams ist. Das Sakrament des Fronleichnams ist das größte der Wunder Ehristi. Jeder gläubige Katholik ist davon in tiefster Seele überzeugt. Daher seine Ehrfurcht vor dem Heiligtum, wo die ewige Lampe und die ewige Liebe brennt. „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen!" Ter, den die Himmel nicht zu fassen vermögen, wohnt sanftmütig und demütig unter uns in der engen Kirche, im kleinen Tabernakel. Unsertwegen! Das tut er für uns! Was tun wir für ihn? Fronleichnam soll eine Antwort sein aus diese Frage, Fronleichnam mit seinen eucharistischen Lie- dern, so voller Begeisterung wie: „UurPv Iiur;uu", „Kuucku Klon", „Kommt und lobet ohne End'" und doch wieder so glaubensiunig wie: „^.ckoro ts", „O Christ, hie merk", Fronleichnam, wo es heißt: Weit aus die Tore, ent faltet die Fahnen, jauchzet Psalmen, streuet Palmen, spen det Weihrauch eurem Herrn! Ties tun wir zu seinem An denken. Wir haben so viel zu danken, zu büßen und zu sühnen. Zweifler und Spötter werden am Wege stehen. Unglaube bildet oft das Spalier des Glaubens. Fronleich nam wäre kein Geheimnis des Glaubens, kein göttliches Wunderwerk, das alle Begriffe, selbst den Scharfsinn der Engel übersteigt, würde Stolz und vorwitzig grübelnder Menschengeist nicht die alte Frage wiederholen: „Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben?" Dieser? Ja, dieser! „Wer ist dieser?" Allmächtiger ist -sein Name. Nicht nur einem Menschen, dem Gottmcnschen bereiten wir einen Triumph, dem Könige der Ewigkeit, dem Unsterb lichen, vor dem die Säulen des Himmels erzittern und beben auf seinen Wink. Das ist unser Glaube, unser Dogma, unser Credo. Es steht fest wie das Evangelium: „Mein Fleisch ist wahrhaftig eine Speise und mein Blut ist wahrhaftig ein Trank." Wahrhaftig, wirklich, wörtlich nehmen wir Gottes Wort und Gottes Gabe. Wenn später einmal eine Geschichte des heiligen Abendmahles geschrieben wird, so wird sein gläubiger Verfasser entsetzt sein, wie die Menschen an dem hochzeitlichen Kleide geändert, getrennt und geschnitten haben. Die Liebe bis ans Ende, die Treue bis in den Tod wird nur eine Kirche bewahren, die Kirche des lebendigen Gottes. Bei ihr gibt es kein Aendern, Fragen, Zagen und Schwanken. „Das ist mein Leib." „Das ist mein Blut." Fronleichnam ist der feierliche, hoch festliche Dank und Glaube an das Wunder des heiligen Gründonnerstags, ist der Lobgesang und das große, jubel- reiche Halleluja. Tief ist dieser Christenglaube verankert im Herzen des katholischen Volkes. Wer es kennt, das opferfreudige, be geisterungsfähige katholische Volk, das kein Unwetter der Natur und der Welt, kein offenes und verstecktes Hohn gelächter, keine törichte oder geistreiche Kritik ans seinem Fronleichnamsgange irre machen kann, der liebt es, und liebt noch mehr den, der die Ursache seiner Freude und die Stärke seines Glaubens ist. Und wie ehrt und liebt das gläubige Volk seine gläubigen Priester! Jene geweihten Diener des Allerhöchsten, denen so wunderbare Gewalt, so unsagbare Gnade zuteil geworden ist. „Du bist Priester ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech." Wie ehrt und liebt der Priester seine Kirche, die seine Mutter, die Heimat seiner Seele und sein geistiges Vaterland ist. In diesem Tal der Tränen, was hat er Größeres als seine heilige, katho lische Kirche! Volk, Priester, Kirche — sie verharren in der Gemeinschaft des Brotbrechens. Der heilige Fronleichnam ist die Ursache und das Zeichen ihrer Einheit, das Band und Bild ihrer Liebe. „Denn ein Brot, ein Leib sind wir viele, wir alle, die wir an einem Brote teilnehmcn." t'urpus Olnisti — eorpu» Obriatianoi um! „Darum hat Christus dieses Sakrament unter den Gestalten des Brotes und Weines eingesetzt, um uns an zudeuten, daß aus der Menge der Gläubigen, die kom muniziercn und an diesem Sakramente teilnehmen, ein geheimnisvoller Leib wird, gleichwie aus den vielen Weizenkörnern nur ein Brot und ans den vielen Wein . trauben nur ein Wein wird." (Angnstinus.) Das Neueste vom Tage Al WlUk AMk AMlW. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 21. Juni l9l6. Westlicher Kriegsschauplatz An verschiedenen Stellen der Front zwischen der bei- gisch-französischen Grenze und der Oise herrschte rege Tätig keit im Artillerie- und Mineukampfe sowie im Flugdienste. Bei Patrouillenunternehmuugen in Gegend von Berry- au-Bac und bei Frapelle (östlich von Sl. Dis) wurden französische Gefangene eingebrachl. Ein englisches Flugzeug stürzte bei Puisieux (nordwest lich von Bapaume) in unserem Abwehrfeuer ab; einer der Insassen ist tot. Ein französisches Flugzeug wurde bei Kemnat (nordöstlich von Pont - ü - Mvussou) zur Landung gezwungen; die Insassen sind gefangengenommen. Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des G e n e r a l f e l d m a r s ch a l1s v. Hindenburg: Vorstöße unserer Truppen nordwestlich und südlich von Tünaburg, in Gegend von Dubatowka (nordöstlich von Smorgon) und beiderseits von Krewo hatten guten Er folg. In Gegend von Dubatowka wurden mehrere russische Stellungen überrannt. Es sind über 200 Gefangene ge macht sowie Maschinengewehre und Minenwerfer erbeutet. Die blutigen Verluste des Feindes waren schwer. Die Bahnhöfe Zalesie und Molodeczno wurden von deutschen Fliegergeschwadern angegriffen. Heeresgruppe des G e n c r a l f e l d m a r s ch a l l s Prinz Leopold von Bayern: Tie Lage ist unverändert. Heeresgruppe deS Generals v. Linsingen: Bei Grnziatyn (westlich von Kolki) wurden über den Styr vorgegangene russische Kräfte durch Gegenstoß zurück- geworsen. Feindliche Angriffe wurden abgcwiesen. Nord westlich von Luck setzte der Gegner unserem Vordringen starken Widerstand entgegen; die Angriffe blieben im Fluß. Hier und bei Grnziatyn büßten die Russen etwa 1000 Ge fangene ein. Auch südlich der Turya geht es vorwärts. Bei den Truppen des Generals Grafen von Bothmer keine Veränderung. Balkan-Kriegsschauplatz Keine wesentlichen Ereignisse. Oberste Heeresleitung. Drakonische Bedingungen an Griechenland Verschiedenen Blättern zufolge soll der Vierverband neue drakonische Bedingungen an Griechenland stellen und die Auflösung des Parlaments, Neuwahlen und die end gültige Beseitigung der Minister Gunaris und Skulndis verlangen, außerdem noch die Besetzung aller griechischen Häfen zur Ermöglichung einer Kontrolle, sowie das Recht zur Ausübung der Polizeigewalt und die Besetzung der Bahnen zu strategischen Zwecken. Der russische Generalstab soll, wie von verschiedenen Seiten gemeldet wird, sämtlichen Generalkommandos der Feldarmee wiederholt zur Kenntnis bringen, daß die Familien derjenigen Soldaten, die sich freiwillig gefangen nehmen lassen, der gesetzlich ihnen zu kommenden dauernden Unterstützung verlustig gehen. Zum hrutigrn 50jährigen Militärjubiläum des Königs von Württemberg erinnern die Blätter daran, von welchem Wert für die Schlagfertigkeit der württembergischen Armee und die Leistungsfähigkeit ihrer höheren Truppenführer die vom König 1893 mit Preußen abgeschlossenen Vereinbarungen waren, durch welche der Uebergang geeigneter württem- bergischer Offiziere in höhere preußische .Kommandostellen gesichert wurde. Ta kniet der Herr und da der Diener, da der Fürst und da der Untertan, der Jünger neben dem Meister, der Schüler neben dem Lehrer. Sie alle fühlen sich eines, gleict', niedrig und klein vor dem großen Gott und doch wieder so hoch und erhaben, daß sie fragen möchten: „Was ist der Mensch, daß du ihn so erhöhst?" Fronleichnam heißt Leib des Herrn, ist ein neuer und ewiger Bund, das unwider rufliche Vermächtnis, das Testament des Gottmenschen Jesus Christus, welcher ist der Sohn des Hochgebencdeiten. Es geht eine Kraft aus von dem heiligen Fronleicb- namsfeste, ein Strahl, nein, Strahlen von dieser herrlictien Sonne. Uuverwelkliche Blumen windet es hinein in den Kranz unseres Lebens, himmlische Aehren und Trauben, und schafft Erinnerungen, die zu den besten und reinsten unseres Daseins gehören. Auf der Harfe unserer Seele wird ein geheimnisvoller Ton. ein leises „Kees punm iiustslttmim" angeschlagen, das fortklingt, stark und stärker wird, bis es sich auflöst in den Sternengesang der Ewigteir. Bis dahin, solange der Felsen der Kirche steht, bleibt Fronleichnam. Man kann das Fest in die Verbannung schicken, kann es binden und einkerkeru, es kann sich flücki- ten in die Stille des Dorfes, in die Einsamkeit der Berge, in die Armut einer Tiasporakapelle, in die Dunkelheit der Katakomben, es kann herabsinken zum Seufzer, zum Heim weh christlicher Pilger, aber es wird nicht ausklingen und aussterbcn, es wird da sein bis ans Ende, bis die Binde von unfern Augen, der heilige Schleier vom Sakramente genommen und der rätselhafte Vorhang zwischen den Wellen aufgerollt wird, bis die Prozession nicht wieder zurück- tehrt in die Enge der Kirche, die Monstranz in den kleinen Tabernakel, sondern der Zug aufsteigt, und die Seligen ihm entgegenjauchzen ihr himmlisches: „Imiul.-i dz.ilvutorsni." Dann sind wir am Ziel, im Reiche GotteS. Was unser lieber Herr und Heiland am Gründonnerstag verheißen, ist erfüllt: „Ich werde von nun an nicht mehr trinken von diesem Gewächs des Weinstockes, bis zu jenem Tage, da ich cs erneuert mit euch im Reiche meines Vaters trinken werde." Gekommen ist dieser Tag einer heiligen und ewigen Kommunion, bereitet ist daS Mahl, von dem geschrieben steht: „Selig, die zum Hochzeitsmahle des Lammes berufen sind." Nun glauben wir nicht mehr, wir schauen: von Klar heit zu Klarheit und von Angesicht zu Angesicht. Es ist ein Hirt und eine Herde, ein König und ein Volt, ist Fron leichnam ohne Ende, Gemeinschaft der Heiligen und ein ewiges Leben. Amen. Ocsterreichisch - ungarischer Kriegsbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 20. Juni 1916: Russischer Kriegsschauplatz. In der Bukowina hak der Feind unter Kämpfen nur unseren Nachhuten den Sereth überschritten. Zwischen Pruth und Dnjestr, an der Strypa und im Gebiete von Radziwillow verlief der Tag verhältnismäßig ruhig. In deu erfolgreichen Abwehrkämpfen südöstlich und nordöstlich von Lokaczy in Wolhynien brachten unsere Truppen bis jetzt 1300 Gefangene, ein russisches Geschütz und drei Maschinen gewehre ein. Im Raume von Kisielin schreiten die Angriffe der Ver bündeten in zähem Ringen vorwärts. Zwischen Sokul und Kolki haben wir nencrlicki starke feindliche Angriffe abgeschlagen. Bei Grnziatyn, wo es der Feind unter Aufgebot starker Kräfte zum vierten Male ver- sucht, in die Linien der tapferen Verteidiger einzndringen, wird erbittert gekämpft. Italienischer'Kriegsschauplatz. Die Kampftätigkeit an der Jsonzofront und in den Dolomiten sank ans das gewöhnliche Maß zurück. Neuerliche Vorstöße der Italiener gegen einzelne Front stellungen zwischen Brenta und Astico wurden abgewiesen. Südöstlichcr Kriegsschauplatz. Bei Seras an der unteren Vojusa Geplänkel. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Höfcr, Feldmarschall-Leutnant. Kisielin liegt in Wolhynien, ungefähr ch) Kilometer westlich von der Festung Luck.