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Dienstag Preis für dar Biertel- jahr I'/, Lhlr., jede ein- z«lne Nummer 2 Rar. Di. Zeitung encheint m;tAu«nahme des Montag« täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr aut- g«g«ben. - Nk. 56. 7. März 18S4j Deutsche Mgemciue Zcituug. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu »«ziehen durch all. Postämter det In- und Auslände«, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). »nserti-«»DeHu-r für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Natürliche Allianzen. ünter dieser Ucberschrift sagt der Wiener Lloyd vom 2. März: „Was bildet eine conservalive Macht? Viele Personen werden mit der Antwort nicht lange säumen. Eine Macht ist konservativ, die kein Par lament duldet, keine Preßfreiheit, keine Associationösreiheit und kein« andere Freiheit; die ein Haupt hat, welche- thut, was es will, und das alle Andern zwingt, nach seinem Willen zu handeln. In diesem Sinne sind die Soli mans, die Selims und Mohammeds, die Tamerlans und AttilaS die kon servativsten Männer und die Häupter der konservativsten Mächte der Welt gewesen. Die Kaiser von Marokko und China, der Schah von Persien, die hindostanischen Fürsten sind dann pgr exovilonos die Fahnenträger des eonservativen PrineipS, und der geschwungene Säbel, die seidene Schnur, der Sack, welcher auf ewig das Opfer verhüllt, daS in den Wogen des Meeres begraben wixd, sind die würdigsten Embleme desselben. Die Des potie hat gewiß ihre Berechtigung. Sie hat wilde Stämme zu Nationen umgeschaffen; sie ist die dunkle Wurzel gewesen, aus welcher die blüten- reichsten Bäume emporgeschossen sind; sie war der eiserne Reif, innerhalb dessen feindliche Elemente sich geeinigt, gekräftigt und zu einer großen Zukunft vorbereitet haben. Die edelsten Stämme, die nicht in dieses zweite Stadium der Völkerentwickelung hincingerathen konnten, wie die nordame- rikanischen Indianer, rieben sich selbst durch innere Kämpfe auf und er lagen dann dem ersten Anfall von außen. Aber wenn eine Despotie unter gewissen Voraussetzungen berechtigt sein kann, so ist sie doch nie dazu be rechtigt, sich als die Aufrechthalterin des konservativen Prineips zu grriren. Sie ist der natürliche Feind desselben. Die Achtung vor den Rechten An derer, das Alpha und Omega des konservativen Glaubensbekenntnisses, kann selbstverständlich nicht bestehen bei einer Regierung, welche kein Recht als ihr eigenes anerkennt. Wo die Despotie in ihren Eroberungen auf bas konservative Prinrip und dessen Kundgebungen stößt,' da werden sie von ihr vernichtet. Sie dringt mit ihrem eisernen Tritt bis an die Seklen der Menschen und versucht mit Gewalt selbst ihren Glauben in diese zu schleu dern. Eine Despotie ist nach innen der Gegensatz des Eonservativen; sie ist nach außen Dasselbe. Warum sollt« auch daS Recht des Fremden hei liger sein als das Recht de- Einheimischen? Jede Despotie ist eroberungs- lustig, falls sie kräftig ist, und beginnt erst dann den Besitz des Nächsten zu achten, wenn sie zu schwach wird, d«n eigenen zu schützen. Es kann der Fall eintreten, und er ist eingetreten, daß konservativ« und despotische Mächte einen gemeinsamen Feinh zu bekämpfen hatten. Dies machte hi« Despotie nicht konservativ. Dies bewies nicht für alle Zeiten eine Solida- rität dep Interessen der Verbündeten. Dies bewies auch nicht für einen Moment eine Uebereinstimmung in dem Regierungssystcme der so alliirten Staqte». England und Rußland waren zu einer Zeit ebenso gut Alliirte wie Oesterreich und Rußland. Das Ereigniß, welches sie einst vereinigte, ist ebenso wenig permanenter Natur gewesen als das Bündniß, welches sie geschloffen hatten. Es ist überhaupt ein Jrrlhum, zu wähnen, daß eine Aehnlichkeit oder selbst eine Gleichheit der Regierungssormen die Basis einer natürlichen Allianz sei. Genua und Venedig haben einander bekriegt als Republiken,, Die Thatsache, daß Mexiko die Constitution der Vereinigten Staaten copirt hat, schützte es nicht vor einem Kampfe mit den letzter«. Die Kriege, welche Despoten mit Despoten, konstitutionelle Staaten mit konstitutionellen, konservative Länder mit konservativen geführt haben, sind zahllos. Natürliche Allianzen ergeben sich nur aus einer Verschiedenheit der Bestrebungen und aus einer Gemeinsamkeit der Gegner. England und Oesterreich z. B. können und sollten natürliche Alliirte sein, ebenso England und Preußen. Mit seinen großen östlichen und westlichen Nachbarn kann es für Mitteleuropa keine permanente natürliche Allianz geben. Es muß, je nach Umständen, heute einen Uebcrgriff von der einen Seite, morgen einen Uebergriff von der andern abwehren. Dies ist sein natürlicher Beruf, an dessen Erfüllung seine Existenz geknüpft ist. Eine natürliche Allianz mit Rußland, eine Allianz um jeden Preis und gegenüber jeder Provokation, wäre ebenso verderblich als ein ähnliches Bundniß mit Frankreich. Es würde erst Unterwürfigkeit, dann das anerkannte Vasallenthum, zuletzt die staatliche Auflösung bedeuten." Deutschland. IPankfurt a. M., 4 März. Nachträglich vernehmen wir, daß die Angtlkgrüheit de-Contreadmirals Brommy in der vorgestrigen Sitzung der Bundesversammlung zur Schlußverhandlung gelangte. Die Anträge des Ausschusses über eine dem Contreabmiral Brommy zu gewahrende Entschä digung, welche bereits früher ihrem wesentlichen Inhalte nach bekannt wur- den, sind angenommen worden. — Vom Main wird dem Frankfurter Journal unterm 4. März geschrie ben: „Die Kasseler Zeitung läßt sich an- Berlin vom 28. Febr. schreibet;: «Von Bedeutung ist die Mitthcilung au« Paris, nach welcher man in dortigen diplomatischen Kreisen einer Zusammenkunft außerordentlicher Ge sandter von verschiedenen kleinen deutschen Staaten entgegensicht. Der württcmbergische Graf Bcroldingen soll cs vorzugsweise sein, welcher diese Conferenz zustande bringen wollte.» Wir vernehmen von bestunlerrichteter - Seite, daß die dieser Mittheilung zugrunde liegenden vermeintlichen That- sachen völlig unwahr sind, ebenso unwahr, wie neuliche Mittheilungen des selben Blatts über vermeintliche rnsscnfreundliche Scparationsgelüste einiger Staaten. Auffallend muß es erscheinen, daß ein für officiös geltendes Blatt einer deutschen Regierung solche unwahre Angaben in die Welt schickt, die nur geeignet sind, ein unbegründetes Mistrauen in die Absichten deutscher Regierungen zu wecken." Preußen, t Berlin, 5. März. Von Seiten Oesterreichs ist, wie in den hiesigen höher« Kreisen angedeutet wird, vor wenigen Tagen die Einladung an Preußen ergangen, sich der zwischen Oesterreich und den bei den Westmachten jüngst abgeschlossenen Uebcreinkunft anzuschließcn. Das hiesige Cabinct soll in dieser Beziehung noch keine festen Beschlüsse gefaßt haben. Wenn es auch zweifelhaft sein möchte, daß Preußen sich in der orientalischen Angelegenheit in irgendeiner Weise vorzeitig binden sollte, da hier entschieden die Anschauung vorwaltet, sich bis zur äußersten Grenze der Ausführbarkeit freie Hand zu behalten, so kann doch wol so viel mit Bestimmtheit ausgesprochen werden, daß Preußen nicht mit Rußland gehen werde. Die in Rede stehende Uebereinkunft zwischen Oesterreich, Frankreich und England soll sich nicht allein darauf beziehen, daß die Unverletzbarkeit des Bestandes des türkischen Reichs gewährleistet wird, sondern auch auf die Aufstellung von Heerestheilen in gewissen bezeichneten Fällen von Seilen Oesterreichs gegen Rußland, zumal wenn letzteres ersichtlich eine Erweite rung seines Ländergebiets anstrebcn sollte. Wie man hier andeuten hört, ist in den jüngsten Tagen «in Schreiben des Kaisers Nikolaus beim hiesigen Hofe eingetroffen, in welchem nochmals der eifrigste Versuch-gemacht sein soll, Preußen für die russische Auffassung der russisch-türkischen Streitfrage geneigter zu machen. Die Eröffnungen indessen, welche von Seiten des englischen Ministeriums in Bezug auf das Verfahren Rußlands gegen Preu ßen in den Jahren 1849 und 1850 gemacht worden sind, dürften hin länglich im Stande sei«, dem allerdings tiefen Eindruck, welchen das be sagte Schreiben gemacht haben soll, das Gleichgewicht zu halten, wenn nicht denselben bald zu verwischen, da hier keine Geneigtheit vorzuwalten scheint, sich zum Schildträger Rußlands und seiner Plane zu machen. / Berlin, 5. März. Die Enthüllungen, welche die englischen Parla- menlsvrrhandlungen über die Politik Rußlands Preußen gegenüber zutage gefördert haben, sind allerdings geeignet, unsere Ruffenfreunde zu beschämen, die Abneigung des Landes gegen die Russen zu stärken und, wenn dies möglich wäre, zu vermehren; allein auf die Maßregeln unserer Regierung dürften sie schwerlich von Einfluß sein. Daß Rußland es nicht gut mit Preußen meine, ist eine bekannte Sache. Es hat, gegen den Wie- «er Traktat über die Handelsverhältniffe in Polen, Preußen die ganze Ost grenze von Memel bis Krakau hermetisch für den Handel geschloffen; es Hal Krakau an Oesterreich gegeben; selbst unserer sogenannten Junkerpartei ist cs nicht mit Einem Kosacken zu Hülfe gekommen, als dieselbe 1848 vor Angst weder aus noch ein wußte; 1850, beim Conflicte mit Oesterreich und den bregenzer Verbündeten, hat es unsere Ehre durch seine Drohungen an- getastct. Wie könnte nach solchen Vorgängen ein guter Preuße Rußland noch lieben? Wenn es nun auch allerdings außerdem noch 1850 England den Antrag gemacht hat, im Falle eines Kriegs zwischen Preußen und Oesterreich unsere Häfen mit ihm gemeinschaftlich zu blockiren, so ist dies zwar ein neuer Beweis der russischen Bundesfreundlichkeil; allein zum Bruche mit Rußland kann uns dies allein nicht bewegen; denn wir müß ten ja sonst mit England auch brechen, welches damals und unmittelbar vor her in der dänischen Sache uns eben auch nicht bundesfreundlich behandelt hat. Der Hauptgrund, warum wir die Sache Rußlands weder activ noch passiv unterstützen können, ist offenbar der, weil wir, sobald wir eine fer nere Vergrößerung desselben im Süden zugebcn, eine solche auch gegen W«. sten, d. h. auf unsere Kosten befördern. — Wie der augsburger Allgemein«» Zeitung von der Spree geschrieben wird, ist von Hannover wirklich Einsprache gegen die Anlegung einer Eisenbahn, resp. Etappenstraße, vom Jahdcbusen nach Prcußisch-Minden er hoben worden, welche über hannoversches Gebiet geführt werden müßte. — Den Bemühungen der sächsischen Regierung ist es, wie die Spener'- sche Zeitung schreibt, gelungen, einen Theil der süddeutschen ZollvereinSstaa- ten dahin zu bewegen, daß auf der in Berlin abgehaltcnen Zollconfcrenz die Frage wegen des Contirungsrechts der leipziger Kaufleute nicht zum endgültigen AuStrag gekommen ist. Es iff jedoch an^unehmen, daß