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Großenhainer Merh altungs M Anzeigeblatt. MmtKvlatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. ^ö. 62. Donnerstag, den 30. Mai 1822. Bekanntmachung, die Umstempelung der gußeisernen Gewichtsstücke betreffend. Es wird hiermit nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die Frist für die Umstempelung der gußeisernen Gewichtsstücke des bisherigen Landesgewichtssystems von V2 Pfund und größerer Schwere den 1. Juli dieses Jahres abläuft, und es sich daher empfiehlt, mit der Präsentation der umzustempelnden Gewichte beim Eichamte nicht zu zögern. Großenhain, am 22. Mai 1872. Der Stadtrath. Kunze. Tagesnachrichten. *2* Großenhain. Künftigen Sonnabend, den 1. Juni, wird die ins Leben gerufene Ausstellung gewerblicher Erzeugnisse und landwirtschaftlicher Maschinen und Geräthe im hiesigen Reithause und dem angrenzenden, durch umfassende Baulichkeiten dazu hergerichteten Terrain eröffnet; die damit verbundene Thier schau findet am 8. und 9. Juni statt und sind von allen Seiten so zahlreiche Anmeldungen erfolgt, daß wegen Mangel dispo niblen Raumes weitere Annahmen beanstandet werden mußten. — Wer Gelegenheit hatte, einen Einblick in die Thätigkeit des Eomits, das Unternehmen bis hierher zu fördern, zu thun, der wird beurtheilen, wie viel Arbeit und Mühe dieß erforderte und mit welcher Umsicht Alles bedacht und geleitet sein will; es wird aber auch Niemand verkennen, wie bei eigenen pecuniären Opfern das Risico für das völlige Gelingen des Unternehmens für das Comitä ein ganz gewaltiges ist. In Rücksicht auf diesen Um stand aber darf man wohl voraussetzen, daß die Bewohnerschaft unserer Stadt auch an ihrem Theile dazu beitragen wird, das Ganze durch regen Besuch zu unterstützen; man darf dieß wohl um so gewisser erwarten, als durch die Ausstellung und den Besuch derselben von Auswärts, der jedenfalls kein geringer ist, so zu sagen Geld in die Stadt kommt, was indirect doch dem Ganzen zu Gute geht. Und damit den auswärtigen Besuchern der Ausstellung ein freundliches Bild geboten und die Theilnahme der Stadt an dem Unternehmen angezeigt werde, ist dringend wünschenswerth, daß dieß durch Aushängen von Flaggen und Fahnen mindestens am 1., 8. und 9. Juni bethätigt werde. — Man versieht sich hierbei von dem patriotischen Sinn der Be wohnerschaft das beste und ausgedehnteste Entgegenkommen. Mag dieser Wunsch zur Wahrheit werden. Großenhain. Wie vielfach in öffentlichen Blättern zu lesen war, wurde am zweiten Pfingstfeiertage in der Nähe von Nossen ein Eisenbahnarbeiter ermordet. Der Verdacht des Mordes lenkte sich auf einen anderen Eisenbahnarbeiter, den zwanzigjährigen Schuhmacher Beck aus Siebenlehn, der nach dem Morde aus jener Gegend verschwunden war. Bald erhielt man Kunde, Beck sei in Großenhain. Es hat sich derselbe auch drei bis vier Tage hier aufgehalten, um freiwillig unter das Militär zu gehen und als Handwerker verwendet zu werden. Diese Aufnahme ist jedoch nicht so schnell erfolgt, und als am vergangenen Sonnabend die Gendarmerie und Polizei hier und in der Umgegend die sorgfältigste Untersuchung anstellte, fand sich als Resultat, daß Beck, da er nicht als Soldat angenommen worden war, die hiesige Stadt verlassen hatte und in der Frei berger Gegend sein Aufenthalt sein müsse. In einem Dorfe bei Freiberg ist denn auch am Montage der vermeintliche Mörder Beck aufgetaucht und bald von einer größeren Anzahl Dorf bewohner verfolgt worden. Ein kräftiger Schmied hat sich bei der Verfolgung besonders eifrig gezeigt, den Beck auch bald zwischen zwei Kornfeldern gefunden und denselben handfest ge macht. Unter dem kräftigen Händedruck des herzhaften Schmiedes gestand der Schuhmacher Beck den von ihm begangenen Mord sehr bald ein, worauf er an die Behörde eingeliefert wurde. Großenhain. In dem Dorfe Laubach hat man dieser Tage bei der Abgrabung eines Stück Landes, welches vor eini gen Jahren noch mit einem Hause bebaut war, ein vollständiges menschliches Gerippe aufgefunden. Der Fund ist zur Anzeige der Behörde gelangt, und soll dieselbe an Ort und Stelle Be sichtigung gehalten haben. Ob diese Knochenreste einem Erden pilger angehören, der dort zufällig seine letzte Ruhestätte ge funden hat, oder ob dieselben Zeugen eines in dunkler Nacht begangenen und bis jetzt verborgen gebliebenen Verbrechens sind, bringt möglicherweise eine Untersuchung noch zu Tage. Großenhain. Vorgestern ist in Diesbar ein Leichnam aus der Elbe gezogen worden, der schon längere Zeit darin gelegen haben mag und in seinen Formen ganz unkenntlich gewesen ist. Papiere, die der Todte bei sich gehabt hat, haben über die Persönlichkeit Aufschluß gegeben; es ist ein Schuhmacher aus Dresden gewesen. Sachsen. Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin von Italien sind am 27. Mai Abends halb 10 Uhr in Leipzig eingetroffen, haben dort übernachtet und am 28. Mai Vormittags mittelst Extrazugs die Reise nach Berlin fortgesetzt. — Aus Dresden vom 27. Mai berichtet das „Dr. I.": Wolkenbrüche und Regengüsse, welche in Böhmen niedergegangen, haben uns heute eine Hochfluth der Elbe gebracht, wie sie zu dieser Jahreszeit hier wohl kaum dagewesen ist: der Wasserstand war heute früh 6 Uhr seit gestern Abend von 1^ Ellen unter Null bereits um fast 5 Ellen gestiegen, erreichte gegen 10 Uhr 4 Ellen, gegen 12 Uhr 4^ Ellen, um 2 Uhr 5 Ellen über Null, und ist noch immer im Steigen (etwa 4 Zoll per Stunde). Der Strom bietet ein trauriges Bild angerichteter Zerstörungen; schon im Laufe der Nacht, von etwa 3 Uhr an, waren zahlreiche Holz stämme, Trümmer von auf der Oberelbe gelegenen Flößen, hier durchgegangen; bald folgten größere Holzpartien, ja ganz voll ständige Flöße und nach 6 Uhr wurden durch ein solches die oberhalb der alten Elbbrücke auf dem Strome befindlichen „Ma rienbäder" von den Ankern gerissen und gegen die Brücke geführt, wo sie, größtentheils zertrümmert, im Verein mit angeschwom menen Holzstämmen rc. unter einen Pfeiler (nach der Neustadt hin) getrieben sind und Mittags noch fest lagen. Die Dampf schifffahrtsgesellschaft hat um 9 Uhr das letzte Schiff von Dres den (stromaufwärts) abgelassen und dann die Fahrten für heute ganz eingestellt, weil sämmtliche Landungsbrücken weggenemmen werden müssen. In den Niederungen der Elbe, auf Wiesen.