Volltext Seite (XML)
U'ackcMutt für Pulsnitz, Kiiniftstttiirk, Radebrrg, Radeburg, Moritztznrg und RmgrgrsL. Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend». Abonnementspreis: MnschliekUch des jeder Sonnabend-Nummer deuic^enden SonntagSblatteS) Vierteljährlich I M. 25 Pfg. Inserats werden mit 10 Pfennigen für den Naum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags A Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Htadtrathes zu Dutsnih. Geschäftsst-P^ lit, KönigsbrLS: bei Herrn Kaufm. M. LschersiS. Sechsunddreitzigster Jahrgang. Dresden» Annoncen-Bureaus Haase »Sein L Vogler u. Jnvalideada»». Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwort!. Nedacteur Alwin Endler in Pulsnitz. Druck und Verlag von Paul Webers Erben in Pulsnitz. Leipzig; Rudolph Mots» von unS unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken »dar 144414^^ ^44t444-44^^44 ^444s44444^ Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls aufgerwmwea, mag der Betrag beiliegen oder nicht. LXPKÜliivN Ü68 Hmi8dlLUkG- Sonnabend. 26. 29 Niiirz 1884. Auf dem die Firma Joh. Gottfried Schöne in G)XMiHrsdorf betreffenden Folium 17 des Handelsregisters für den hiesigen Amtsgerichts-Bezirk ist heute verlaut bart worden, daß Herr Fabrikant Gottfried Bruno Schöne daseM als Mitinhaber dieser Firma ausgeschieden ist/ / Pulsnitz, am 27. März 1884. / / , , D/l s K^!> ll^^Wch e Amtsgericht vr. Krenkel. Ein mMiirisches Fiasko in Frankreich. Zwar haben die Franzosen keine Schlacht in Tonkin verlo hn, auch sind ihnen keine Regimenter desertirt, aber eL liegen die unzweideutigsten Beweise vor, daß die ganzen Grundlagen, aus denen seit dem Jahre 1871 die Reorganisation des französischen Heeres stattsand, sich als durchaus unpassend für den französischen National charakter erwiesen haben, daß mit anderen Worten die Deutschland nachgeahmte allgemeine Wehrpflicht für Frankreich nicht die gehofften Früchte getragen hat und die Symptome wieder mehr und mehr hevortreten, in Frankreich eine Prätorianerarmee zu bilden, die man aus Berufssoldaten und armen Teuseln, die sich von der Militärdienstpflicht nicht loskaufen konnten, unter den Napoleonen einst zusammensetzte und die den Franzosen durchaus behagte. Die früheren französischen Soldaten wurden eben geworben oder aus der Klaffe der Armen zur Aushebung gepreßt, jeder, der über ein paar hundert Francs verfügen konnte, kaufte sich frei und das Wohl leben litt durch die Militärpflicht nicht im Geringsten. Das war nun seit 1871 aber anders geworden, sowohl zum Nerger der Franzosen, als auch zum Nachtheile ihres Heeres. Man höre und staune wie in Frankreich die allgemeine Wehrpflicht gewirkt hat! Trotz fünfjähriger activer Dienstzeit fehlt es in Frankreich außerordentlich an tüchtigen Unteroffizieren, weil die viel zu hoch ge schraubte fünfjährige active Dienstzeit in Frankreich gar nicht durchgeführt wurde, wenigstens nicht vom Stand punkte der allgemeinen Wehrpflicht, denn nur ein Theil, die sogenannte „xremiöro Portion" wurde zur fünf jährigen activen Dienstpflicht herangezogen und die ganze „gocvncke xortion", immer aus einem starken Drittel aller Wehrpflichtigen bestehend, übte aus Rücksicht auf „häusliche und berufsmäßige Verhältnisse" nur 6 Monate. Diese viel zu zahlreiche zweite Portion ist nun nicht nur immer sehr mangelhaft ausgebildet geblieben, sondern sie belästigte auch in hohem Maße die Ausbildung der ersten Portion, da die Truppentheile immer jährlich zweimal Rekruten auszubilden halten. Dann konnte man aus der zweiten Portion wegen ihrer kurzen Dienstzeit keine Unteroffiziere gewinnen, deshalb entstand allmählich der große Mangel an solchen. Ferner hat sich aber auch im französischen Heere daS Institut der Einjährig-Freiwilligen und die daraus erwartete Bildung der Reserveosfiziere als total verfehlt erwiesen, weil die französische Regierung dieses Institut nicht in der Hauptsache auf eine moralische Basis stellte, sondern auf den Geldpunkt. Jeder wehrpflichtige Fran zose, der als Einjährig-Freiwilliger dienen will, muß nämlich in erster Linie sich dieses Recht durch die Zahl ung von 1200 Francs an das Kriegsministerium erkaufen und das wissenschaftliche Examen der französischen Ein jährig-Freiwilligen ist auf ein so geringes Maß herab gesetzt, daß die Mehrzahl der französischen „volontsirs ck'un an" (Einjährig-Freiwilligen) an Bildung und Be fähigung eher unter als über den anderen Rekruten steht, da es hauptsächlich verzogene „Muttersöhnchen und reiche Dummköpfe" sind, aus denen sich die Einjährig-Frei willigen in Frankreich in Folge des Geldprivilegiums bilden und bei denen man in Bezug auf geistige und körperliche Tüchtigkeit so schlechte Erfahrungen gemacht hat, daß der jetzige französische Kriegsminister General Campenon die Aufhebung des Einjährig-Freiwilligen- Jnstituts beantragt hat. Gleichzeitig will aber auch der französische Kriegsminister im Einverständnisse mit der republikanischen Presse die fünsjährige und sechsmonat- liche Dienstpflicht aufgehoben und eine allgemeine drei jährige eingeführt sehen. Man hängt natürlich der Affaire ein demokratisches Mäntelchen um und behauptet, die allgemeine Gleichheit verlange dies in Frankreich. Durch diese abermalige Militärreform ist aber auch der Beweis erbracht, daß die Franzosen mit ihrem bisherigen Militärsystem sich ein sehr mangelhaftes Heer gebildet hatten. Zeitereignisse. Pulsnitz. Schöffengerichtssitzungen Dienstag, den 1. April von Vormittags 9 Uhr an. — Vom 1. Dccember d. I. ab treten die Bestimm ungen des Neichsgesetzes vom 15. Juni 1883, die Krankenversicherung der Arbeiter betreffend, in Kraft. Tie zur Einführung dieses Gesetzes erforderlichen Vor arbeiten haben bereits begonnen. Ueber den Inhalt und den Zweck des Gesetzes wirb, wie wir hören, Herr Bür germeister Schubert in der Osterwoche an einem noch näher zu bestimmenden Tag und Ort einen öffentlichen Vortrag halten, zu welchem Jedermann der Zutritt ge stattet fein wird. — Post-Sperrgutsendungen sind nicht allein Sen dungen von bedeutender Längenausdehnung, sondern alle Päckereien, welche sich nicht bequem mit anderen Gegen ständen verladen lassen und daher bei der Verladung einen unverhältnißmäßig großen Raum in Anspruch nehmen. Ebenso sind Päckereien, welche eine besonders sorgsame Behandlung erfordern, als Sperrgut zu taxiren. Als Sperrgut gelten also z. B. Käfige, Körbe mit leben den Thieren, leicht zerbrechliche Rahmen, umfangreiche Gestelle, Kartenkasten, rollensörmige Sendungen von erheblicher Länge, große Mappen, lebende Pflanzen in Körben, Spiegel in Papierumhüllung, Büsten und Sta tuen ohne Verpackung. Wir machen auf den Begriff „Sperrgut" besonders aufmerksam, weil die Postverwal tung auf genaue Einhaltung obiger Bestimmungen bei Austaxirung der Postsendungen sieht. — Wer gewerbsmäßig Singspiele, Gesangs- und deklamatorische Vorträge, Schaustellungen von Personen oder theatralische Vorstellungen, ohne daß ein höheres künstlerisches oder wissenschaftliches Interesse dabei ob waltet, in seinen Räumen veranstalten oder feine Räume hierzu benutzen lassen will, bedarf zu diesem Gewerbe nach Z 33s der Gewerbeordnung der Erlaubniß. Die Mitwirkung des Bezirksausschusses bei dieser Erlaubniß- ertheilung ist nach der bestehenden Behördenorganisation keine entscheidende, sondern lediglich fakultativ und be- rathend (Minist.-Verordnung vom 12. März d. I.). Königsbrück, 24. März. Gestern Nachmittag hat die Zeiler'sche Familie in Laußnitz ein schwerer Unfall betroffen. Der 12 jährige Sohn derselben faßte ein Strickende des mit Heu beladenen Wagens des Fuhr manns Klare aus Pulsnitz M. S., wahrscheinlich um ein Stück mit weiter zu kommen, dabei stolperte er und fiel so unglücklich, daß ihm der Wagen über den Kopf ging; er war sofort todt. Der auf der an deren Seite des Wagens gehende Fuhrmann hat von dem Unfall nichts bemerkt und wurde erst von dritten Personen darauf aufmerksam gemacht. Es kann ihn also kein Vorwurf treffen. Möge dieser traurige Fall zur Warnung dienen! — Dem Gendarm Thoß in Bischofswerda ist cs am Sonnabend gelungen, den in Freiberg ausgebrochenen berüchtigten Hutterer aus Annaberg auf offener Land straße zu verhaften und an das dasige Amtsgericht ab zuliefern. Hütterer hatte am Freitag an die Ehefrau des Goldarbeiters Gräfe altes Silber im Werthe von 18 Mark verkauft. Gräfe, welcher das gekaufte Silber nach seiner Heimkehr geprüft, erkannte in demselben total zusammengeschlagene alte, aus dem 17. Jahrhun dert stammende Kirchengerälhe und zwar aus der Kirche zu Königsbrück, derselbe machte dem Gendarm Thoß am Sonnabend früh davon Anzeige und, wie oben bemerkt, nicht vergebens. Hütterer führte ein completteS Ein brecher-Werkzeug in einem Packet bei sich, bestehend aus ca. 40. Kirchen- und Hauptschlüffeln, Dittrichen, Feilen rc., auch Spreng- und Schießpulver wurde vorgefnndrn; ferner enthielt das ca. 25 Pfund schwere Packet altes Silber, und auch diverses Kirchengerälhe noch ziemlich unverletzt. Der Kirchenraub in Königsbrück hat in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch stattgesunden und wurde auf telegraphische Anfrage von Bischofswerda aus erst daselbst entdeckt und bestätigt; 3 silberne Kelche, 2 w-rlhvolle Hostienteller und Lederbeutel wurden in Königsbiück gestohlen. Dresden, 25. März. Das Befinden des Prinzen Georg ist nach überstandener Masernkrankheit ein so günstiges, daß regelmäßige Bulletins nicht mehr ausge geben werden. Dresden, 26. März. Die erste Kammer nahm in heutiger Sitzung gegen 14 Stimmen den Vereinigungs- Vorschlag, das Chausseegeld 1885 aufzuheben, an. Die Zweite Kammer erklärte die Annahme des Budgets bez. Finanzgesetzes pro 1884/85 und bewilligte hierdurch 69,920,022 ordentliche und 17,656,715 außer ordentliche Abgaben. — Tie Königliche Altersrentenbank in Dresden (Alt stadt, Landhausstraße 16, im Landhaue) Hal auch im vorigen Jahie wieder, wie in den früheren Jahren, die erfreuliche Wahrnehmung gemacht, daß ihre Nachbarn gute Freundschaft mit ihr halten und von dem Vertrauen, daß sie zu ihr hegen, durch immer zahlreichere und be deutendere Einlagen beredtes Zeugniß ablegen. Da ihre Nachbarn am leichtesten im Stande sind, sich genaue Kenntniß über sie zu verschaffen,, so dürste dadurch der Beweis erbracht sein, daß, wer die Altersrentenbank näher kennen lernt, auch von ihrer Güte überzeugt wird und daß, da sie nach und nach in immer weiteren Krei sen bekannt wird, auch ihre Benutzung immer allgemeiner werden wird. Von den im vorigen Jahre insgefammt bei ihr eingezahltcn 772,335 (gegen 594,023 im Jahre 1882) stammen 368,012 (gegen 261,542 im Jahre 1882) das ist nahe die Halste, aus Dresden selbst, und aus den amtshauptmannschastlichen Bezirken Kamenz 9,115 und Bautzen 8,595 Für Personen, welche außerhalb Sachsens im Deutschen Reiche wohnen, sind von ihnen selbst oder anderen 53,501 (gegen 15,951 im Jahre 1882) und für außer halb des deutschen Reiches wohnhafte Personen 5,466 (gegen 3,334 nn Vorjahre) eingezahlt worden. Die größte einmalige Einlage betrug 22,421 52 die kleinste 1 — Der Sächsische Dampskessel-Nevisions-Verein mit dem Sitze in Chemnitz hat jetzt seinen Ingenieur-Bericht über das Jahr 1883 veröffentlicht. Diesem Bericht zu folge hat der Verein auch in dem verflossenen sechsten Geschäftsjahre erheblich an Ausdehnung gewonnen. 993 Dampfkessel und 14 Dampfgefäße waren dem Vereine 1883 zur Revision und Prüfung, sowie 57 Dampfma schinen zur regelmäßigen Untersuchung mittelst Indikator