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M 101 Weißeritz-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost- anstalten. 24. Wecember 1869. Preis pro Quartal 10 Ngr. . Inserate die Spalten - Zeile 8 Pfg. Ms- und Anzeige-Matt der Königticheu Gerichts-Ämter und Stadträthe zv Pippotdiswatde und /raneusteia. Der Weihnachtsbaum. „Das Christkind da! Herbei, ihr lieben Kinder!" So ruft die Mutter — und die kleine Schaar Drängt jubelnd sich um ihren Lnstverkiinder, Staunt frendeselig auf zum Schaualtar. Da grünt der Weihnachtsbaum in hehrem Prangen, In Lichterglanz und bunter goldner Zier; Was junge Herzen träumten und verlangen, Sie finden es als Engelsgabe hier. Hier Bilderbücher, Säbel, Heft nnd Mappe, Und Puppen, Malerkasten und Gewehr, Auch Jäckchen, Trommel, Pfeif' und schmucke Kappe, Und von Soldaten wohl ein ganzes Heer; Dort Kochgeschirre, Wagen, Pferd und Reiter, Für's Pferdchen gar ein feinlackirter Stall, Und Hampelmännchen, Knckuk und so weiter — Wer zählt die lieben schönen Sachen all? Der süße Zucker, ei wie wirb der schmecken! Der Kuchen dort in goldner Nüsse Glanz! — Die Kinder sehnend froh die Händchen strecken Und Hüpfen jauchzend um des Baumes Kranz. O laßt sie leuchten denn die Hellen Kerzen: Ein Gast vom Himmel ist heut eingekehrt! O jubelt nur, ihr jungen Kinderherzen, Das Alles hat der heil'gc Christ bescheert — Und wir? — O vor dem grünen Weihnachtsbaume Das Herz quillt voll von Jugendseligkeit, So wonnig tauchen wie im schönen Traume Die Bilder all' aus längst entschwundner Zeit: ! Da liebe Englein zu uns niederflogen Uns küßten, mit uns spielten hold und traut, Da alles Glück vom Muttermund wir sogen, Im Mntterauae Himmelslust geschaut! Vorbei! Vorbei! — Die Mutter ist gebettet Im kalten Hügel — ach, ihr Äug' ist todt! — So selig einst — das ernste Leben kettet Mit Sorgen, Manchen nun mit herber Nvth. Doch klaget nicht, wir sehn auch uns erblühen Den großen schönen Weihnachtsbanm: Natur mit ihren Lichtern, die dort ziehen > Und ewig leuchten durch den Himmelsraum; Natur mit ihren wonnevollen Spende», Mit ihrem Frühling und der Blumen Pracht, Die gute Mutter, die mit vollen Händen De l Menschenkindern Wcihej-Feste macht; Die Kunst, ein Göttcrkind, das frohen Blickes Den Baum des Lebens schmückt und Schätze beut; Ob aller Fülle noch des Menschenglückes: Der Herzensliebe Himmelsseligkeit. — Die Erde ist kein „Jammerthal" so trübe, Ein schönes Eden, wenn der heilge Christ Mit seiner echten reinen Menschenliebe In nnsrc Herzen eingezogen ist. So laßt sie leuchten denn die Hellen Kerzen: Ein Gast vom Himmel ist heut eingekehrt! O freu» wir uns wie junge Kinderhcrzen Des Seelenfriedens, den ein Gott bescheert! Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 23. Decbr. Das herangekom- mene Weihnachtsfest mit seinen tausendfältigen Freuden hat in den letzten Tagen noch unseren Gewerb- treibenden solche bereitet, da die Kauflust von hier und den Besuchern aus der Umgegend eine regere war, als vor 8 Tagen. Möchten auch heute und morgen noch die Geschäfte flott gehen, damit Jeder reiche Gaben finde und solche spende unter den Christbaum, den er den Seinigen anzündet. — Wir erwähnen bei dieser Gelegenheit noch der Ausstellung der Conditoreiwaaren des Hrn. Kögel, die in reicher Auswahl Alles bietet, was an den Lichterbaum gehört, und empfehlen den Besuch derselben, da die Maaren gut und billig sind. * Schmiedeberg. In unserm Orte hat sich am 18. Octbr. d. I. ein Männer-Gesangverein be gründet, der gegenwärtig 32 Mitglieder zählt. Von diesen ist die eine Hälfte activ, die andere passiv. Ein Instrument besitzt der Verein zur Zeit leider noch nicht, jedoch hofft man, sobald als möglich ein solches anzu schaffen. Wie man in etlichen Geographien lesen kann, waren die „Schmiedeberger Bergsänger" ehemals ihres Gesanges wegen berühmt und durften bei Hoffesten nie fehlen. Möchten die Sänger des neuen Vereins jenen sich als Muster dienen lassen und ihnen mit Ernst und Eifer nachstreben. Dresden. Vom nächsten Jahre an treten bei dem sächsischen Armeecorps neue Bestimmungen bezüglich der Bekleidungswirthschaft in Kraft. Es soll nämlich die Beschaffung der Montirungsstücke für den Friedens bedarf nach und nach auf die Regimenter übergehen und wird dies mit dem Schuhwerk bereits am künftigen 1. Januar geschehen, weshalb bei den Regimentern be reits jetzt mit der Errichtung von Schuhmacherwerk stätten begonnen wird, rn denen unter Leitung eines geschickten Zuschneiders die Oekonomiehandwerker der Truppenabtheilung beschäftigt werden. Das Monti- rungSdepot wird daher künftighin nur den Bedarf an Schuhwerk für den Kriegsfall zu decken haben. Die Verwaltung der Bekleidungsattgelegenheiten wird von dieser Zeit ab in die Hände von BekleidungS-Com missionen gelegt, die aus mehreren Offizieren incl. dem jetzigen WirthschastSoffizier bestehen werden. Leipzig. An hiesiger Universität lehren jetzt 46 ordentliche Proffessoren, 6 Honorar-Professoren, 45 außerordentliche Professoren und 33 Privat-Docenten, in Summa 130 Lehrer. Der derzeitige Bestand der Studirenden beträgt 1515, nämlich 797 Inländer und