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Dloniglieh Sächsischer Staatsairzciger. VerordnunOblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 266. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Tre-den. <r Donnerstag, den 14. November 1907. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kl Schrift der 6 mal gespalt. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum aus 3mal gesp. Dextseite im amll. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Pf. Preisermäßigg aus Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme Vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ab lebens Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Arnulf von Bayern am Königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche vom 14 bis mit 20. November angelegt Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Universitätsmusikdirektor Max Reger in Leipzig der Titel „Professor der Musik" verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Polizciwachtmeister Born in Leipzig die Friedrich August- Medaille in Silber zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchkaffenverwalter Privatmann Johann Gottfried Taubert in Borna die Friedrich August-Medaille in Silber zu ver leihen. Hr»e«»«»ge»,Bersetz»ngea re. im öffentliche»Dienste. I« Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» «ultu» u« Sstentl. Unterricht». Zu besetzen: die ständige Schulstelle zu Raunb. Bad-Elster. Koll.: die oberste Schulbehörde Außer Amtswohn. im Schulhaust und Gartengenuß 1205 M. Grundgehalt, 45 M. vom Kirchendienst, 110 M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule und 55 M. für Sommerturnen Musikalische Befähigung erwünscht. Bewerbungen mit allen erforderlichen Unterlagen bis zum 18 Novem ber an den K Bezirktschulinspektor zu OlSnitz (Bogtl ); — Ostern 1908 die neu errichtete dritte ständige Lehrerstelle an der Zentralschule in Bertsdorf. Koll.: Ministerium deS Kultus rc. Außer freier Amt- Wohnung 1200 M. Grundgehalt und 27,50 M. vom Turnunterricht. Bewerbungen mit allen erforderlichen Beilagen sind bis spätestens 5. Dezember beim K. Bezirksschulinspektor in Zittau einzureichen. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche» Hose. Dresden, 14. November. Nach aus Tarvis emgetroffenen Nachrichten ist das Befinden Sr Majestät des Königs ein sehr gutes Die Rückkehr Sr. Majestät wird nächsten Montag früh erfolgen. — Ihre Majestät die Königin-Witwe ist seit dem 12 d M. an einer Zellgewebsentzündung am Kopfe erkrankt und wird infolge Steigerung der Körpertemperatur mehrere Tage das Bett hüten müssen. — Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde wohnte gestern abend dem vom Königl Konservatorium veranstalteten Konzerte im VcreinShause bei und wird heute abend die Auf führung der Oper „Figaros Hochzeit" im Königl. Opernhaufe besuchen Zeituugsscha». Nber den Kaiserbesuch in England liegen wieder zahl reiche interessante Presseäußerungen vor: So schreibt der „Chronicle": Die Aufnahme, die dem Deutschen Kaiser in den Straßen Londons bereitet wurde, kann Se Majestät nicht über die Gefühle im Zweifel lassen, die das englische Volk für ihn hegt. Die An- ivrachen des Kaiser- sowohl beim Staatsbankett als in der Guildhall werden diA Gefühle persönlicher Wertschätzung bestärken." Die „Tribune" sagt: Tie Einmütigkeit der beiden Monarchen in dem edlen Streben nach Frieden trägt viel dazu bei, die Schranken des Vorurteils und der Mißverständnisse zwischen den beiden Nationen zu beseitigen, die so vieles gemeinsam haben. „Morning-Leader" erklärt: Das Versprechen Kaiser Wilhelms, die englisch, deutschen Be ziehungen stärken zu wollen, ist ein schöne- Vorzeichen für eine glänzende Zukunft, in die er vorwärts schaut. „Daily Telegraph" schreibt: Die Reden, die der Kaiser gehalten hat, enthielten zahlreiche Ausdrücke, die für ein englische- Ohr äußerst annehmbar klangen. Des Kaiser- Hoffnung, daß die Geschichte seine unerschütterliche Friedensliebe aufzeichnen werde, wird sicher in Erfüllung gehen. Ohne unS selbst oder unseren ehrenvollen Verpflichtungen gegenüber unseren guten Freunden und Verbündeten etwas zu vergeben, finden »ir Engländer und Deutsche unS wieder iy dem alten, un> zezwungeaen Verhältnis von Freunden, die sich kennen und ver stehen „Morningpost" schreibt: Die Rede de- Kaiser-, die in der Person de- Lordmayor- an die ganze Welt gerichtet ist, gibt eine feste Versicherung auf die Er haltung de- Weltfrieden- und gewährt alle« die Bürgschaft, daß der herzliche Empfang, den da- Deutsche Kaiserpaar in England gefunden hat, eine Kundgebung der Zuneigung ist, frei von allen politischen Hintergedanken und Vorbehalten, eine Kundgebung gleich an nehmbar für da- deutsche Volk wie sür die Nationen, die mit England ganz besonder- verbunden sind durch wechselseitig gegebene und empfangene Verpflichtungen. Die Worte deS Kaisers sind mehr als eine bloße Kundgebung der Zuneigung und der Sympathie; sie geben im Namen der deutschen Nation und der Berliner Bevölkerung den Bürgern Londons die Versicherung eines herzlichen Empfangs in der deutschen Hauptstadt, wo die Engländer aller Klaffen so viel lernen können in Kunst und Wissenschaft aller Art, welche die Wohl fahrt und den Fortschritt zivilisierter Gemeinwesen sördern. „Daily Graphic" sagt: Der begeisterte Empfang des Kaisers und der Kaiserin in London war eine überzeugende Kundgebung der britischen Nation für unsere deutschen Vettern dafür, wie unbegründet der Vorwurf deS Mißtrauens und der Abneigung ist, der so oftmals gegen uns er hoben worden ist. Tie Reden des Kaisers sind als wichtige politische Erklärungen und als Glaubensbekenntnisse aufzufassen. Was die englisch-deutschen Beziehungen angeht, so haben die beiden Nationen und ihre Herrscher ihre Rolle in dem großen Werle der teutonischen Versöhnung glänzend gespielt Es bleibt nun Aufgabe der Staats männer, ihm praktische Folge zu geben durch Pflege des gegen seitigen Vertrauens und der Gewohnheit loyalen Zusammenwirkens, durch Herstellung jeder nur möglichen Gewähr gegeu die Erneuerung deS Mißtrauens auf beiden Seiten, das jetzt s» glücklich und, wir hoffen, vollständig zerstört ist. Deutsches Reich. Zur Reift ves Haiftrpaares nach t^nglanv. (W. T. B.) Windsor, 13. NovBn^cr. Ihre Majestäten der Deutsche Kaiser und die Kaiserin verließen das Schloß um '^,12 Uhr und fuhren unter der Eskorte der berittenen Königlichen Leib wache im offenen Landauer, von der Menge mit Jubel be grüßt, nach dem Bahnhof. Auf dem Bahnsteige schritt der Kaiser unter den Klängen der deutschen Nationalhymne die Front der Ehrenkompanie ab Mit den Majestäten fuhren der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog und die Herzogin von Connaught, Prinz Arthur und Prinzessin Patricia von Connaught. London, 13 November Der Zug mit den Majestäten traf um L12 Uhr auf der Station Paddington ein. Die Musi! spielte die deutsche Nationalhymne Nachdem der Kaiser die Front der Ehrenkompanie abgeschritten hatte, überreichte der Mayor von Paddington eine Adresse, in der den Kaiserlichen Gästen ein herzliches Willkommen entboten wird Der Kaffer sagte in Erwiderung darauf: Wir danken Ihnen für Ihren überaus freundlichen Empfang; Wir sind glücklich, wieder in London zu sein. Der Kaiser und die Kaiserin trafen unter den fortwährenden begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung um 'sei Uhr in der Guildhall ein. Die Guildhall bietet .men prächtigen Anblick dar. Die mit Scharlach bekleidete ^strade, auf welcher der Lordmayor und seine Gemahlin saßen, die Scharlachroben und die goldenen AmtSkettcn der Aldermen und das Blau und Gelb der deutschen Uni formen boten ein glänzendes Farbenbild. Der Lordmayor trug die Tracht eines Earl mit einem Hermelinmantel, der nur beim Empfang von königlichen Herrschaften getragen wird Außer dem Gefolge des Kaisers waren als Gäste anwesend der eng lische Botschafter in Berlin LaScellcS, Generalkonsul Johannes, der deutsche Bizekonsul Karl Mayer, die Herren Iuliu» Wernher, Hubert Herkomer, A Siemens u. a In der Guildhall hatten sich schon vorher die Mitglieder der deutschen Botschaft eingesunden, die mit lautem Beifall begrüßt wurden, besonders als Prinz Wilhelm zu Stolberg-Wernigerode dem Lordmayor und den Sheriffs die ihnen vom Kaiser verliehenen Orden über reichte. Als der Kaiser den Saal betrat, ertönten Fanfaren klänge Der Kaiser, der die Gemahlin de« Lordmayors führte, wurde zum einem Thronsitz zur Linken, die Kaiserin zu einem Thronsitz zur Rechten des LordmayorS geleitet Se. Majestät trug die Uniform der Zirtenhusaren und sah sehr wohl au», augenscheinlich befand er sich in heiterer Stimmung Der Lordmayor überreichte dem Kaffer namens der städtischen Ver waltung eine, in einer wertvollen Kassette liegende Adresse, in der e« u a. heißt: »Wir freuen uns, Ew Majestät nicht nur al- den nahen Ver wandten und Gast unsere- geliebten Königs, sondern auch als den berühmten Herrscher der großen deutschen Nation bewillkommnen zu dürfen, und wir sind glücklich, bei dieser Gelegenheit in unserem Namen und im Ramen der Bürger Londons den Gefühlen der Hoch achtung, Freundschaft und Sympathie Ausdruck zu geben, welche da- Volk deS vereinigten Königreichs gegenüber dem deutschen Volke beseelt. Wir geben der zuversichtlichen Hoffnung Au-druck, daß die Gefühle von Achtung und Wertschätzung, welche schon so lange be stehen, zwischen der großen Nation, über welche Ew Majestät regiert, und der unsrigen, sich immer stärker und dauerhafter gestalten mögen, zum Wohle und Glücke beider Völker.' Bei der Entgegennahme der Adresse schüttelte der Kaiser dem Lordmayor, der inzwischen den ihm vom Kaiser verliehenen Orden angelegt hatte, die Hand, und erwiderte mit vernehm licher Stimme „Ich bitte meinen Dank für die Adresse und die prächtige Kassette, sowie den glänzenden Empfang eulgegennehmen zu wollen. In mitten all der Ausschmückungen sah ich eine Inschrift: »Blut ist dicker als Wasser ' Möge dies immer so zwischen den beiden Ländern bleiben und möge die große Stadl London sich unter den Auspizien meines geliebten Onkels, den Gott schützen möge, immer erfolgreich weiterentwickeln.' Bei dem Festmahl in der alten Banketthalle der Guildhall saß der Kaiser zur Rechten, die Kaiserin zur Linken des Lord mayors, die Gemahlin deS LordmayorS zur Rechten des Kaisers, während die Kaiserin zu ihrer Linken den Prinzen von Wale« hatte Der Deutsche Botschafter saß neben Lord Lan»downe, Staatssekretär v Schoen zwischen dem Botschafter LaScelles und dem Staatssekretär Grey Nach dem Festmahl brachte der Lordmayor zuerst den Trinkspruch auf den König und die Königin, und dann auf den Kaiser und die Kaiserin aus In dem letzteren Trinkspruch sagte der Lordmayor u a: .Mancherlei Ereignisse und Änderungen haben sich zugelragen, seit Ew Majestälen zuletzl in dieser Halle waren, sowohl in diesem Lande, als auch im Ausland ' Wir leben hier unter einer andern Regierung, manche unserer hervorragendsten Staatsmänner sind vom Schauplatz ihrer Tätigkeit zurückgetrelea, und eine jüngere Generation ist an ihre Stelle getreten. Tas gleiche läßt sich von anderen Nationen und Völkern sagen. Aber die Veränderungen haben offenbar das große Teuliche Reich nur leicht berührt, und es scheint, daß es weniger Wandlungen durchgemachl dal, als die meisten seiner Nachbarn Ter Deulsche Kaiser regten noch immer mir all der bewundern-werlen Kraft, dem Geschick und Fleiß, die ihn fiel- ausgezeichnel haben, über eines der größlen Reicht und über das palNolischst gesinnte Volk, daS die Welt je gesehen Hal. Sein Jnlereffe für Kunst, Wissenschaft, Lite ratur und Kultur im allgemeinen ist noch genau so lebhaft, wie es immer gewesen ist, und zu keiner Zeil war da- Ansehen Deutsch lands und deS Kaisers Volkstümlichkeit größer al- jetzt. Wir hegen da- aufrichtige Vertrauen, daß Ew Majestäten Regierung eine sehr lange sein möge, und wir hoffen und beten, daß Ew Mairfläl und der Kaiserin ein langes Leben beschieden sei, um sich der wohl verdienten Liebe nnd Ehrfurcht ihres Volkes, und der Achtung und Ehrerbietung zu erfreuen, auf die Sie durch ihre vielen Tugenden und ihren persönlichen Verl überall Anspruch haben. Hierauf erwiderte der Kaiser mit folgender Rede: . Mein lieber Lordmayor! Tie Worte, die Ew Lordschaft in so beredter und warmer Weise an Ihre Majestät die Kaiserin und Mich selbst gerichtet haben, und der Willkommen der Bürger dieser großen Stadt, haben Mir eine große Genugtuung gewährt. Wir find überaus dankbar für den herzlichen Empfang, den London unS bereilel hat, und Ich ergreift gern die Gelegenheit, die Uns durch Ew Lordschaft glänzende Gastfreundschaft geboten ist, um von dieser alten Halle Unseren wärmsten Dauk an die Bürger Londons für den der Kaiserin und Mir bereiteten Empfang zu richten Wie Ew. Lordschaft bereits in Ihrer Ansprache erwähnt haben, bin Ich in der Tat kein Fremder in Ihrer Mitte, und Ich bin stolz in dem Gedanken, durch ein enges Band mit Lieser Welt stadt verbunden zu sein Es war Ihr verehrter Vorgänger, Sir Joseph Savory, der Mir bei Gelegenheit Meines ersten offiziellen Besuchs in der Guildhall im Sommer 1891 da- Bürgerrecht dieser großen Stadl verlieh. Ich bin erfreut, daß Ich Ihrer Einladung habe Folge leisten können, und noch mehr, daß Ihre Majestäl die Kaiserin Mich Hal begleilen können Ihre Maiestär würdig! den herzlichen Willkomm durch die Stadt ebenso wie Ich. Mt Vergnügen erinnere Ich Mich daran, daß die Hauptstadt Meines Reiches im vergangenen Sommer die Ehre gehabt hat, in ihren Mauern Ew Lordschaft unmittelbaren Vorgänger Sir William Treloar zu empfangen und Ich hoffe, daß er sich in Berlin ebenso wohl befunden Hal, wie Ich Mich jetzl in der Gesellschaft der Bürger London- Jede Verlretung der City von London wird ein herzliches Willkommen m Berlin finden, wo wir stelS erfreut sein werden, die Gastfreundschaft zu erwidern, welche die LordmayorS von London im Laufe der Zeit bei fo vielen Gelegenheiten meinen Landsleuten erwiesen haben. Als Ich an dieser selben Stelle vor 16 Jahren zu Sir Joseph Savory sprach, sagte Ich, daß Mein Be streben vor allem darauf gerichtet sei, den Frieden zu erhalten. Tie Geschichte wird Mir, hoffe Ich, die Gerechtigkeit widerfahren lasten, anzuerkennen, daß Ich dieses Ziel seit jeher unerschütterlich verfolgt habe. Die Hauptstütze und die Grundlage deS Weltfriedens ist aber die Aufrechterhaltung von guten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern. Ich werde auch fernerhin dieselben stärke», soweit die» in Meiner Macht liegt. Die Wünsche der deutschen Nation decken sich hierin mit den Meinigen. Dann wird die Zukunft glänzende Aussicht zeigen, uud der Handel zwischen den Nationen, die sich gegenseitig zu vertraue» gelernt haben, sich weiter entfalten. Lasten Sie Mich, Euer Lord- fchaft sowohl wie der Vertretung der Stadt London und durch Ihre freundliche Vermittelung den Bürgern der Stadt London selbst noch mal- Meinen Dank au-sprechen für den glänzenden Empfang, de» Sie der Kaiserin und Mir heute bereitet haben. Wir werden un dankbar der Herzlichkeit erinnern, mit der die Bürger von London un- ausgenommen haben, und Wir werden Ihr schöne- Angebinde all ein sehr wertvolle- Andenken an Unsere» Besuch bewahren.'