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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189606214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960621
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Bindung fehlerhaft: Seiten in falscher Reihenfolge
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-21
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1896
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Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung vO.—, mit Postbeförderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen find.stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leivsi: ^»311 Sonntag den 21. Juni 1896. W. Jahrgang Peterskirchhof 5 Herr Uax Xtortli, Buchbinderei, Rarrftsche Gasse v Herr Rriodr. Ziselier, Colonialwaarenhandlung, Ranftädter Steinweg 1 Herr 0. LuKoImrum, Colonialwaarenhandlung, Schntzenstrahe 5 Herr öul. 8c;!tüiu1< Iio«, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 32 Herr R. Oittrleli, Cigarrenhandlung, Aorkstrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Lebus, Colonialwaarenhandlung, Meitzer Straße 35 Herr V. Xü8tor, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr A. Orütrinami, Zschochersche Straße 7 a, - Reudnitz Herr W. RuZttiunu, Marschallstraße 1, - - Herr öernli. Mützengeschäst, Leipziger Straße 6, - Thonberg Herr R. Küiit8t;lt, Reitzenhainer Straße 58, - Bolkmarsdorf Herr 0. A. Xauwaun, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). -Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das III. Vierteljahr 1896 baldgesälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4^50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen S LV ^j, durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn v In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sä mmtliche Zeitung sspcditeu re, die Hauptexpeditiou: Johannesgasse 8, die Filiale«: Katharinenftratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 3L Herr R. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr Uleoll. Roter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 8V (Ecke Goethestraße) Herr Rerui. Zle88ke, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OttoRrrmL, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste LL Herr Lüuurll Retter, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstraste S Herr kaut 8ekre1der, Drogengeschäft, Nürnberger Straste 45 Herr N. L. Aldreellt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Robert Oreiner, Zweinaundorfer Straße 18, - Connewitz Frau Rl8vber, Hermannstraße 23, I. - Eutritzsch Herr Lodert 41tner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert Altuer, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Rluüner L Oei8t, Wettiner Straße 51, Ecke Waldstraße, Buchbinderei, - Neustadt 8ede1t'8 Ailironeeii-Rxpeültlon, Eisenbabnstraße 1, Äus der Woche. 12. Zwar nicht, wie beabsichtigt gewesen, am Tage der Einweihung des Kyffhäuser-Denkmals, aber dock am darauf folgenden ist eS möglich gewesen, die zweite Berathung des Bürgerlichen Gesetzbuches im Reichstage zu beginne». ES geschah dies unter vrrhältnißmäßig günstigen Vorzeichen. Ein leidlich besetztes, animirte- Haus, der Verzicht des Herrn Richter auf daS Schlußwort zu seinem Vertagungsantrage und das gänzliche Fehlschlagen des ersten Obstructionsversuches des Herrn Jskraut, die glatte Erledigung des VereinSrechtS — das Alles ist vielversprechend. Leider steht ihm die un begreifliche Haltung der Mehrheit der Konservativen gegenüber, die — es ist dies angesichts des geschichtlichen Verlaufes keine entstellende oder auck nur übertreibende Be zeichnung — hinter den Socialdemokrate», Demokraten und Antisemiten einherliefen. Scheitert, was wir jedoch nicht be fürchten zu müssen glauben,das Gesetzau der Beschlußunfähigkeit, so trifft die Verantwortung einzig und allein die Conser- vativen, denn an die Socialdemokraten rc. wird man sich vernünftiger Weise nicht halten können, wenn eine nationale Aufgabe unerfüllt geblieben ist. Durch die conservative Ab stimmung für den Verschleppungsantrag Richter ist aber die Gefahr der Beschlußunfähigkeit größer geworden, als sie ge wesen wäre, wenn die Partei sich geschlossener für die sofortige Durchberathung erklärt hätte. Es liegt auf der Hand, daß der Antrieb, präsent zu sein, bei den Mitgliedern einer Partei, deren Führer sich gegen die Vornahme der Verhand lungen ausgesprochen hat, nicht stark sein kann. Was die Folge sein muß, wenn die deutsch-konservative Partei im Gegensatz zum Centrum die Negation in einer nationalen Frage ersten Ranges vertreten haben wird, darüber sollte sich doch selbst ein Politiker wie Herr v. Manteuffel klar sein. Herr von Bennigsen hat am Freitag schwere weitere Schädigungen des parlamentarischen Lebens für den Fall vorausgesagt, daß das Gesetzbuch jetzt nicht vollendet werden sollte. Sie werden um so gewisser eintreten, als die ganze Cam pagne für die Verzögerung — von den Socialdemokraten und Demokraten immer abgesehen — vom Abgeordneten Zs kraut ausgrgangen ist und der Reichstag nach einem Mißerfolge als von diesem Herrn beherrscht angesehen werden müßte. Man hat öfter Gelegenheit gehabt, das nationale Mißgeschick zu be klagen, das einen Eugen Richter zum Lenker der Dinge m der deutschen Volksvertretung halte werden lassen. Aber so viel steht fest: die Demüthigung eines Reichstages, der Jskraut als Herrn über sich hätte walten lassen, wäre noch größer, als die Demüthigung, die in der Ueberlassung der Zügel an einen Mann lag, der mit wahrer Virtuosität die eigne Partei ruinirt hat. Er wußte doch wenigstens für seine Vorschläge zumeist bestechende Scheingründe anzuführen. Was Herr Jskraut unter dem Beifall der Freunde des Herrn v. Man teuffel für die Verschleppungstaktik geltend gemacht hat, ent behrt sogar des bestechenden Scheins. Zu welchen „Beweis mitteln" die Verschleppungsfreunde greifen mußten, das hat einer der welfischen Redner deutlich genug gezeigt. Derselbe Herr v. Ho den berg, der am Mittwoch erklärt hatte, er unterschreibe ohne Einschränkung die Worte, daß Fürst Bis marck ein jammervoller Stümper in der Beurtheiluiig geistiger Bewegungen gewesen sei, derselbe Herr v. Hodenberg berief sich am Freitag auf denselben Fürsten BiSmarck. Wenn die Conservativen das Erröthen noch nicht verlernt haben, die Gelegenheit dazu ist günstig. Ursache zur Genugthuung ist dieser Partei auch nicht durch da« jüngste Auftreten ihre« Mitgliedes Grafen Mirbach gegeben worden. Der Witz über die körperliche Beschaffenheit deS — beiläufig bemerkt dreiundsiebzigjährigen — Herrn Ludwig Bamberger war zu wohlfeil, als daß selbst die seit dem Tode deS alten v. Maher-Arnöwalde in Bezug auf Vorrath an attischem Salz bei ihren Mitgliedern nicht mehr verwöhnte conservative Partei ihn hätte sonderlich goutiren können. Er verrieth dazu das Gegentheil von Feingefühl und rief endlich die Erinnerung an die vielen Fälle wach, in denen der somatisch allerdings wenig ausgiebige Bamberger den breitbrüstigen und muskulösen Grafen Mirbach ohne Anstrengung geistig in die Tasche gesteckt hätte. Der Reichstag ist eben kein Athleten-Club, und soweit der Witz deS Grafen antisemitisch sein sollte, so ist man dort von Andere» Bessere« der Art gewöhnt. Originell hingegen war da« Auftreten deS Herrn Grafen in seiner — leider imKeimr erstickten — Duellanaelegenhcit, aber gerade damit hat er, wie wir wissen, den Beifall seiner FractionS- ßenoffen am allerwenigsten gefunden. Sehr begreiflich. Die jenigen Conservativen, denen es mit ihrer Mitwirkung bei dem Duelldeschluß deS Reichstages Ernst war, konnte von dem „Ancontrahirea" im Reichstag und dem Rencmmiren mit dieser Leistung nicht anders, als peinlich berührt werden, und diejenigen, die den Zweikampf für eine ernste Männerangelegenheit an sehen, mußten sich geärgert fühlen durch die Farce, mit der ihr Parteigenosse Pariser Parlamentshelden copirt hatte. Deutsches Reich. -8- Leipzig, 20. Juni. Auf die in Nr. 298 deS „Leipz. Tagebl." enthaltene Klage darüber, daß auf jede Postkarte aus dem Auslande, die auf der Vorderseite eine Ab bildung zeigt, der Betrag von 25 nachgezablt werden muß, ist „von zuständiger Stelle" die Antwort ertheilt worden, daß die Postverwaltung mit dieser Forderung vollkommen in ihrem Rechte sei und daß die Ansicht, die ausländische Ver waltung hätte die Postkarte zurückweisen müssen, nicht zutrcffe. Diese Antwort ist ebenso richtig wie — unbefriedigend. Denn daß es unangenehm ist, auf eine Postkarte, für die daS vorgeschriebene Porto — und von den meisten betheiligten Ländern her beträgt dieses nicht einmal 10 ^s, sondern nur 8 — bereits bezahlt ist, noch einmal 25 bezahlen zu sollen, das ist doch nicht Wegzuleugnen. Der Fall kommt aber so häufig vor, daß es Wohl der Mühe lohnt, nach einer Abhilfe zu suchen. Fragen wir zunächst nach dem Grunde der unliebsamen Erscheinung, so finden wir ihn darin, daß die Vorschriften über das, was auf der Vorderseite einer Postkarte stehen darf oder nicht, in anderen Ländern weniger streng sind oder dock weniger streng gehandhabt werden, als bei uns. In Italien z. B., woher wohl die meisten dieser unglücklichen Karten stammen, steht auf der Vorderseite der amtlich ausgegebenen Postkarten deutlich zu lesen, daß auf diese Seite nichts geschrieben werden darf, als die Adresse des Empfängers. Das hindert aber den Italiener nicht, sich seine Postkarten mit seiner eigenen Adresse, mit Abbildungen seiner Fabrik, seines Gasthofs, seiner Ausstellungsmedaillen und dergl. selber drucken zu lassen, und die Postverwaltung sieht darüber hinweg, sie befördert die Karten und verlangt kein Strafporto. Daß für die Postver waltung Schwierigkeiten daraus entstanden wären, hat man bis jetzt nicht gehört; für eine gut lesbare Adresse noch Raum übrig zu lassen, liegt ja im eigenen Interesse des Absenders. Aehnlich ist es nicht nur in anderen romanischen Staaten, sondern auch in dem sonst in geschäftliche» Dingen viel strengeren England. Natürlich denkt aber der Italiener, der Spanier, der Engländer, was in seinem Lande thatsächlich gestattet ist, müsse es ebenso auch anderswärts sein, und so schickt er solche Karten auch nach Deutschland, und dasselbe thun mit gleicher Unbefangenheit Deutsche, die sich auf der meise befinden. Nun ist wohl die Frage erlaubt, ob nicht das, was in anderen Länder» ohne Schaden geschieht, auch bei uns nachgesehen werden könnte. Es gab eine Zeit, wo die Postverwaltung das Staatswohl gefährdet glaubte, wenn auf der Rückseite einer Postkarte eine Abbildung sich befand. DaS hat nicht lange gedauert. Vielleicht geht es ebenso auch mit der Vorderseite. Aber wenn sie das nicht verantworten zu können glaubt, dann sollte unsere Postverwaltung wenigstens dafür sorgen, daß bei der nächsten Welt-Post-Conferenz, wie dies die hiesige Handelskammer vor einiger Zeit angeregt hat, gleichmäßige Bestimmungen über die Postkarten getroffen werden. Der jetzige Zustand ist mit der modernen Verkehrs-Entwickelung nicht verträglich. O. V. 6. Berlin, 20. Juni. Sowohl in der Reichs-, als auch in der Landes - Gesetzgebung ist in den letzten Jabren eine ganze Reihe von neuen Fundamental- und Svecialgesetzen geschaffen worden. DaS Rechtsleben des Einzelnen beginnt sich angesicktS der Fülle von Gesetzesbestimmungen und Ver waltungsvorschriften immer schwieriger zu gestalten. Der Kaufmann, der Industrielle, der Lanvwirth müßte fast ein Rechtsgelehrter sein, wenn er alle ihm nach der neueren Gesetz gebung zugewiesenen Pflichten beherrschen und erfüllen und sich vor Strafe sichern will. Daß Ordnung im Staate herrschen muß, versteht sich von selbst, ebenso, daß Jeder ge halten ist, den Aufgaben nackzukommen, die daS Gemeinwohl erheischt. Eine Reihe von Gesetzen aus de» letzten Jahren hat aber in der Praxis die größten Schwierigkeiten hervor gerufen, weil sie zu viel theils gencralisirten, theil« specialisirten und dadurch den für gesetzgeberische Maßnahmen vorhandenen Umständen nicht immer in wünschenSwerther Weise gerecht wurden. Eine weitere Wirkung der stetigen Zunahme an Paragraphen zeigt sich in der außerordentlich hohen Ziffer von Polizeibestrafungen im Allgemeinen und bei einzelnen Orten im Besonderen. Diese Erscheinung muß in ernste Er wägung gezogen werden, um so mehr, als es sich bei diesen Bestrafungen zumeist nur um an sich unbedeutende, häufig genug durch die Nichtbefolgung von Vorschriften formaler Natur begangene Uebertretungen handelt. Die neueren Gesetze und V. -waltungsvorschriften haben in stetig wachsendem Umfange auch geringfügige Unterlassungen der Bestrafung unterworfen und damit den Kreis der Uebertretungen derart erweitert, daß es schließlich zu den Seltenheiten gehören wird, Menschen zu finden, die noch keine Polizeistrafe erlitten haben. Hier engere Grenzen zu ziehen, will uns dringend geboten erscheinen, und es wird sich darum handeln, eutweder mildere Strafmittel (z. B. ein- oder zweimalige Verwarnung) gesetzlick einzusühren, oder die unerheblicheren Uebertretungen, soweit sie nicht auf absichtliche Verletzung der Bestimmungen zurückzuführen sind, überhaupt von der Bestrafung auszu schließen. Zu diesem Zwecke dürfte es sich empfehlen, die Strafverfolgung aller Uebertretungen dem Amts anwalt zu übertragen und diesem die Entscheidung im einzelnen Falle nach Benehmen mit dem Ersten Staatsanwalt zu über lassen. Es würde hierbei etwa in der Weise zu verfahren sein, daß die örtlichen Polizeibehörden, abgesehen von schleunigen Sachen, allmonatlich dem Amtsanwalt eine Nach weisung der zur Anzeige gebrachten Uebertretungen mit einer näheren Begründung darüber vorzulegen hätten, ob und durch welche Umstände der einzelne Fall eine Bestrafung angezeigt erscheinen lasse. Auf diesem Wege ließe sich unschwer und ohne erhebliche Arbeitslast für beide Theile eine Verminde rung der Polizeistrafen erreichen. V. Berlin, 20. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser wird sich gegen Ende dieses Monats von Kiel nach Wilhelmshaven begeben und von dort voraussichtlich am 1. Juli die dies jährige Nordlandsreise antreten. Die Kaiserin bleibt bis zum 29. d. M. in Kiel, begiebt sich von dort zu einen: mehr tägigen Aufenthalt nach Grünholz und holt im AnsanHe des nächsten Monats die beiden ältesten Prinzen aus Plon ab, um mit ihnen auf längere Zeit in Wilhelmshöhe bei Cassel Aufenthalt zu nehmen. (Wiederholt.) Berlin, 20. Juni. (Telegramm.) Dem Cardinal Prinzen zu Hohenlohe Tchillingsfürst in Rom, Bruder des Reichskanzlers, ist das Großkreuz des Rothen Adler- Ordens verliehen worden. (-) Berlin, 20. Juni. (Telegramm.) Wie aus Köln gemeldet wird, schreibt die „Köln. Ztg.": Eine friedliche Karawane arabischer Händler von der Küste Lstafritao ist, wie bereits kurz gemeldet, am südöstlichen Ufer des Tanganyka-Sees von Truppen des Congostaates über fallen und ihres Elfenbeins und ihrer Waffen beraubt worden. Die Araber waren deutsche Schutzbefohlene aus Bayamoyo und zwar keineswegs reiche Leute, sondern kleine Händler, die sich nach dem Ueberfall, der sie mittellos gemacht hatte, scheuten, nach der Ostküste zurückzukehren, weil sie nicht mehr in der Lage waren, die Vorschüsse zurückzuerstatten, die sie auf den Ertrag ihrer Karawane von den reichen indischen Kaufleuten erhalten halten. Wir können es nur mit Dank begrüßen, daß wegen dieses schändlichen Ueberfall« und Raubes nun die deutsche Reichsregierung durch den Ge sandten in Brüssel bei der Regierung des Congostaates mit anerkennenswerthem Nachdruck hat Beschwerde erheben und vollständigen Schadenersatz fordern lassen. Die Regierung des Congostaates hat eine Untersuchung des Thatbestandes und gegebenenfalls Bestrafung der Schuldigen zugesagt. Die Untersuchung ist noch im Gange. Es ist bekanntlich nicht das erste Mal, daß Deutschland Anlaß hat, sich über das Treiben der Agenten deS Congostaates zu be schweren. Von einer Drohung der deutschen Reichsregierung, den Berliner Vertrag zu kündigen, wovon in der Mittheilung der Brüsseler „R^forme" die Rede ist, weiß man in Kreisen, die darüber unterrichtet sein könnten, nicht-. Berlin, 20. Juni. (Telegramm.) Nachdem daS Herrenhaus heute in einer Vormittagssitzung den Gesetz entwurf, betr. die Aushebung der rheinischen Hypotheken ämter, nach dem CommissionSantrage angenommen hatte, fand Nachmittag« 3 Uhr im Abgeordnetenhaus- die gemeinsame rchlutzfiynng beider Häuser des Landtags statt, wclcker das gesammte Staat-Ministerium beiwohnte. Bei der Eröffnung der Sitzung durch den Bicepräsidenten deS Herren hauses Frhru. v. Manteuffel verlas der Ministerpräsident eine Allerhöchste Botschaft, nach welcher die beiden Häuser des Landtags heute, am 20. Juni 1896, geschlossen werden. Nach dreimaligem Hoch auf den König wurde die Sitzung alsdann von dem Vorsitzenden geschlossen. — Aus Samoa ist zur Zeit Vorsitzender der Munici palität in Apia ein Deutscher, der bisherige Viceconsul Schmidt. Seine Amtsperiode läuft im Herbste 1896 ab; er gedenkt dem „Hamb. Corr." zufolge von Samoa weg zugehen und wieder in den Consulatsdienst des Reiches ein zutreten. Als sein Nachfolger wird der Hauptmanu a. D. Brand eis, der gegenwärtig in der Colonial-Abtheilung zu Berlin beschäftigt wird, genannt. — Ueber die Aufnahme und Entlassung von Geisteskranken in und aus Privatirrenanstalten haben bekanntlich die Minister der Medicinalangelegenheiten, der Justiz und des Innern neuerdings eine gemeinsame Beifügung zur Ergänzung der An- Weisung vom 20. September 1895 erlassen. Hierdurch werde» die Bestimmungen der vorjährigen Anweisung in mehreren wichtigen Puncten abgeändert und theilweise abgeschwächt. Namentlich gilt dies von der neuerlichen Bestimmung über das Mindestmaß der psychiatrischen Vorbildung der Aerzte an Privatirren anstalten. Angeordnet wird nämlich, daß die ärztliche Leitung solcher Anstalten, die unheilbare Geisteskranke in geringer Zahl oder Idioten verpflegen, die Anforderung einer besonderen sachwissen- schaftlichen Vorbildung entsprechend ermäßigt werden kann. Außer dem werden die Regierungspräsidenten ermächtigt, für bereits be stehende Pflegeanstalten von der Forderung einer psychiatrischen Vorbildung des Arztes überhaupt abzusehen, wenn die An stalten vorzugsweise jugendliche Idioten und Epileptische aufnehmen und „es mit besonderer Schwierigkeit verbunden sein würde, einen in dieser Weise vorgebildeten Arzt zu beschaffen." Damit wäre, wie die „Nat.-Ztg." bemerkt, wieder eine Hinterpforte geöffnet zur Dul dung von Zuständen ü, la Mariaberg. — Zu dem vom 11. bis 13. Juli ds. Jrs. in München statt findenden zweiten deutschen Congreß für Volks- und Jugendspiele ist der hiesige Magistrat von dem betreffenden Centralausschusse eingeladen worden, eine Abordnung zu entsenden. Das Magistrats-Collegium hat indessen beschlossen, die Einiadung abz ulehnen. * Kiel, 18. Juni. Die „Nordostsee-Ztg." schreibt: „Die Presse verbreitet die Meldung, daß der Betriebschef der dänischen jütländisch-fühnenschen Eisenbahnen das Aushängen der Plakate über die Kieler Ausstellung an den Bahnhöfen verboten hat. Sollte sich diese Meldung be stätigen, so hätte man da wieder einen neuen eigenartigen Beweis für den dänischen Chauvinismus, der an Albernheit dem der Franzosen nicht nachsteht. In: Uebrigen möchten wir empfehlen, sich zur richtigen Werthschätzung dieser Handlungsweise deS Entgegenkommens zu erinnern, mit welchem die deutschen Verkehrsbehörden s. Z. den Besuch der Kopenhagener Ausstellung erleichtert haben." * Kiel, 20. Juni. (Telegramms Der Kaiser und die Kaiserin verblieben bis heute Mittag an Bord der „Hohenzollern" und schifften sich sodann an Bord S. M. Jacht „Meteor" zur Theilnahme an der Regatta des Norddeutschen Regattavereins ein. Prinz Heinrich und Gemahlin, sowie die Herzogin Friedrich Ferdinand zu Sonderburg-Glücköburg fuhren an Bord der Jacht „Esperance" zur Beobachtung der Regatta in See. Um 1l Uhr 55 Minuten starteten in sechs Classen 27 Jachten, darunter S. M. Jacht „Meteor". Heute Nachmittag werden die kaiserlichen Prinzen aus Plön hier eintreffen. * Hamburg, 17. Juni. Der hamburgische Staat ist der erste der Bundesstaaten, der einen wichtigen Gegenstand, auf den die Berufs- und Gewerbezählung im Reiche vom 14. Juni 1895 und auch die Volkszählung vom 2. December 1895 sich erstreckt, eingehend statistisch bearbeitet hat, nämlich die Arbeitslosigkeit. Nach seiner Publikation waren am 14. Juni vorigen JahreS in Hamburg 15 596 Arbeitslose, am 2. December 17 596, die Zahl der zu ernährenden An gehörigen betrug für beide Daten 11 121 und 17 802. Von den Arbeitslosen waren 11 402 bezw. 14 190 männlich und 4194 bezw. 3406 weiblich. Es waren also in Hamburg im Juni 26 vom Tausend der Gesammtbevölkerung, im December 28 vom Tausend ohne Verdienstgelegenheit und — mit Beachtung der Frauen, Kinder, zu ernährenden Eltern — im Juni 44, im December 56 vom Tausend ohne Sub sistenzmittel! * Ttrtlin, 20. Juni. (Telegramm.) Der chinesische Vicekönig Li-Hung-Tschang traf hier um 10 Uhr 50 Min. mit Gefolge ein und wurde von dem Oberpräsidenten, dem
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