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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931216027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893121602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893121602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-12
- Tag 1893-12-16
-
Monat
1893-12
-
Jahr
1893
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Vez»g-.Prei- G ter Haaptetzpeditioa odo» den im Gtadt» und den Bororton errichteten Aus- ,bestellen abgeh olt: vierteljährlich.«4.äO, wi Mtmalltzer ttztzllchrr ft »stell«", in« » ü.öO. Durch die Post bezagen filr Dealschiand und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Krriizbandsendung ü>4 Ausland: monatlich ^ 7 M. rielÜorgen.Aussob« erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgube Wochentags ü Uhr. Redartion nnd LrpeLition: IotzanneSgafir 8. Ne Tipedition ist Wochentags,in unterbrochen ^«ffnet von sriih 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: ttt» »lr««'s Larti«. tAlsre« Hahn), UniversitütSstrahe 1. L-llis Lische. ßatharineustr. 1«, pari, und »«nt,«platz 7. Abend-Ausgabe. riMM. TMblatt Anzeigep. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeWftsmkehr. Anzeigen Preis dir 6geipalrene Prtitzeile 2<1 Pfß. stie :lamen unter dem RedactionSstrich 14,»» 1p»l!en> »vr den Aamilienuachrichten s6 geipalten. 40 tNrätzere Tckirüten laut uusrrem Preis, vetjeichniß. TabeUaeischer ubd Zifiertt'ap noch hähetem Tarif. Orten-Beilagen lg-salzt), nur mit der Morgen - Aueqab, . oiiue Postbelärdetnag 60 -, mii Poslbesörkerimg AI.—. — » Ännahmeschluli für Äuzrigen: Abend-Ausgabe: Vormittags Iv Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und FesttaaS sriih '/,S Uhr. Bei teil Filialen »nd Anunkniestesten je ein« bnlbe Stunde stiiher. Anzeigen sind stets nn die GtztzetzM«» zu richien! - , ^»e>.— Druck und Vetlog von E. Polz in Leipzig ^ «II. Sonnabend den 16. December 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Geachtung. Unsere Expedition ist nior^en Sonntag, den IV. December, Bormittags nur vis /«tt Uhr geöffnet. LxpeiUtlon Uv« l^elprlKer ^axedlkttvs. PolMsche Tagesschau. * Leipzig. 16. December. Der Herr -letch-kanzlrr hat, lvic gemeldet, die Ansicht ausgesprochen, daß die deutsche Gesetzgebung zur erfolg reichen Bekämpfung »rS Anarchismus au-reiche. Be dingungslose Zustimmung findet dieser Ausspruch, soviel wir übersehen können, nur bei der Socialdcmokratie und den Freisinnigen. Die Presse der übrigen Parteien ist anderer Meinung. Besonders wird darauf binzewicseii, daß der in Denlschland bestellende RechtSzustaud insofern eine Lucke a»s- iveist, als, abgesehen von der in ts. lll Absatz 2 des Gesetzes vom 9. Juni 188t enthaltenen Bestimmung, die Verherr- lichung einer strafbaren Handlung straslvö ist. In der Vorschrift wird Zuchthausstrafe Demjenigen angedrolit, der öffentlich vor einer Menschenmenge oder durch Verbreitung oder öffentlichen Anschlag oder öffentliche Ausstellung von Schriften ober andern Darstellungen oder in Schriften nnd sonstigen Darstellungen zur Begehung einer der in de» tztz. '» und »> des Gesetze» bezeichneten strafbaren Handlungen da durch anreizt oder verleitet, daß er dieselben anpreist oder als etwa» Rühmliche« darstellt. Tic Handlungen, auf die hier Bezug genommen wird, sind: vorsätzlich "mittelst An wendung von Sprengstoffen bewirkte Gefährdung deS EigenthumS, de« Lebens ober der Gesundheit eine- Andern, die auf diese Weise bewirkte schwere Körperverletzung oder Tödlnng oder die Verbindung mehrerer Personen zur Begehung solcher Verbrechen, auch wen» cS nicht zu einem Anfang der Ausführung koinmt. Angesicht« der anarchistischen Bewegung erweist sich diese Bestimmung, wie die „Köln. Ztg." mir Recht betont, als unzureichend. „Thatsächlich", so fuhrt das rheinische Blatt an«, „hat man vo» derselbe» nur höchst selten Gebrauch machen tonnen; wenn Berliner An archisten alljährlich noch die in Chicago Hingerichteten Ge sinnungsgenossen als Märtyrer seicrn nnd ihre Thale» preisen, so ist es nur selten möglich, hiergegen vorzngebdn. Der Grund liegt in der Fassung, welche nicht die Verherr lichung a» sich bestraft, sondern lediglich die Verherrlichung, durch welche zu einer Begehung solcher Verbrechen an« gereizt wird. Zn diesem Pniict eine Acnkerung cintrcten zu lasse», ist notbwe-adig; die Verherrlichung eine« Verbrechens muß ohne Weiteres als strafbar gelten, und cö kann nicht darauf ankommen, ob dieselbe zu dem Zwecke der Verleitung er- solgt oder nicht. Die Aiistislung zur Verübung strafbarer Hand lungen wird nach Maßgabe anderer Bestimmungen geahndet, für die Verherrlichung von Verbrechen bedarf es einer be sonderen Vorschrift. Ter öffentlichen Rechtsübcrzcugung ent spricht es ohne Zweifel, daß Derjenige, welcher öffentlich den Anschlag ßegen die französische Kammer billigt, auch dann bestraft wirb, wenn ihm nicht nachgrwiesen werden kann, daß er zur Begehung ähnlicher Verbrechen habe anreizen wollen. Abgesehen hiervon erscheint aber die Ausdehnung der Slraf- oorschrift auch auf die Verherrlichung der nicht mit Spreng- Feuilleton. Leben um Leben. 3bj Roman in zwei Bänden von M. Gerhardt. Nachdruck »erdeten. (Fortsetzung.) Zwölftes Capitel. Heinz batte sich außerhalb des Städtchens in eine Fubr- mannsberbrrge einquartirrt, deren Besitzer rin Graveliscktrr Kind zur Fra» batte. Diese wäre für ihren junge» Herr», der sie früher so manche- Mal ans Eriitesesten herumgeschwenkt und hinter dem Gartenzan» geküßt batte, durch Wasser und Feuer gegangen, und batte ihren Mann schwöre» lassen, ibn nicht zu verrathc». ES war Verabredung getroffen, daß sic um dir Mittagsstunde deS folgenden Tage- an einer bestimmte» Stelle brS Kirchhofs Hildegard erwarten sollte, die ihrem Bruder auf sichern! Wege Kunde senden wollte, waS sie von dem Stande seiner Angelegenheiten erfahren, nnd was sie glaubte, für ibn tbun zu können. Als Hildegard auf die Straße trat, war ihr, als brenne die Luft Sckieu nnd ohne aufzublicken, eilte sie vorwärts — in dem Gesicht jede- Vorübergehenden glanblc sie die Schande de« Namen Markwald zu lesen. Sie kannte eS ja zur Genüge, jene- neugierige Mitleid der guten Bekannten, hinter welchem die echt menschliche Regung geheimer Schadenfreude lauert — von den erste» Monaten »ach der Zwangsversteigerung von Gravelischken her. Aber die neueste Scanvalgeschichte hatte wohl noch nicht die Runde gemacht. Die Gerichte waren rielleicht noch nicht aufgsbvteti. Vielleicht war noch Zeit zur Rettung. E« war ein grauer Tag, In dem breiten Mittelgang de» Kirchhofs flatterten die gelben Blätter der Linden und Ulmen, die ihn beschatteten, vor dem Winde. Niemand war zu sehen — um diese Stunde saßen die guten Woblaner um ihren MiltagStisch. Doch nein — da tauchten zwei Gestalten aus, ein Herr und «ine Dame, die Arm in Arm, langsam, in ver traulichem Gespräch, vor ibr her wandelten. Hildegard blieb unschlüssig stehen. Sir wollte nicht an Jenen vorüber. ES kannte ja hier Jeder den Andern, man rarste ihre Schritt« nicht beobachten Sie trat in eines der schmale» Oluergäßchen zwischen den Grabhügeln, dir ihren stoffen verübten Verbrechen »otbwendig; weshalb soll bei spielsweise die Verherrlichung des Mordversuchs straflos sein, den kürzlich in Paris rin Anarchist aus den serbischen Ge sandte» verübt bat, weSbalb läßt man t!e Verherrlichung der Brandlegung straflos, die von den Eviumnnistcn in Paris begangen wurde? Ein criminalistischer Grnnb, der diesen Unterschied rechtfertigte, ist nicht ersichtlich, nnd die Gesev- gebniig sollte eS sich dicserhalb wobt überlegen, ob sie nach wie vor die Verherrlichung schwerster Verbrechen gestatte» will. Wir geben gern zu, baß dieselbe vft genug einen komischen Anstrich bat und ans de» gebildete» Mensche» den Eindruck macht, daß ihr Urbeber in die Irrenanstalt gehöre, aber die Wirkung auf den Ungebildeten, den Desperado, ist eine ganz andere, nnd eS kann nickt geleugnet werden, daß die Straflosigkeit dazu beiträgt, den Abscheu vor dem Ver brechen abzuschwäcken nnd zu entkräften. Gerade die- muß aber verbinden werden." In Belgien bat zwar, wie gestern berichtet wurde, brr General Prvcurator rer öffentlichen Sicherheit im Iustiz- niinisteriuin, de la Tour, sich höchst zuversichtlich über die an geordneten SicherbeitSiiiaßregel» gegen anarchistische Anschläge ausgesprochen, aber auS den heule vorliegenden Nachrichten gebt bervor, daß die leitenden Kreise in Belgien doch nickt obne Sorge sind. So werden im Kainmerpalasle große Vor sichtsmaßnahmen getroffen, um anarchistische» Attentaten vor- znbengen. Nicht ohne Grund, denn die klerikale Mehrheit ist jetzt bei der Berathun^ des Wahlgesetzes eifrig an der Arbeit, um daS allgemeine c^timmreckit cinznschräntc». In Folge dessen sind die Militairwachen reo Palastes verdoppelt worden. Vor jeder Thür stellt ein Militairpvften-, in den Wandelgänge» und Eorridoren, vor den Tbiiren der Tribunen stehen Soldaten nnd halte» Wackt. Ncn angelegte Fernsprkch- leitnngen sicher», fall« ctwe.S passirt, daS sofortige Schließ-» aller Thürcn. Niemand darf re» Palast verlassen. Der Krieg-minister hat allen inilitairischc» Autoritäten dringlickst anbcsohlcu, der socialisiiscben Propaganda, de» Broschüren nnd Zeitungen in den Easerncnsiuben die größte Ucberwacknmg zu widmen. Im Uebrigcn verdient »och die Thalsache Er wähnung, daß die belgischen Kammern i» dieser Session vo» allen Mililairbcbatten abseben werden; erst die neuen, auS dem erweiterte» Sliniinrechle bervorgegaugrncn Kammern sollen alle Militairfragen entscheiden. Die sraiizösische Deputirtenkainmcr bat gestern, wie der Telegraph bereits gemeldet bat, auch die Gesetzentwürfe über tie Erplosivstosfe n»b die Vereinigungen, welche verbrecherische Zwecke verfolge», mit imponireiider Mehr heit anaenoinmc», ebenso die Voriage, welche einen Credit zur Verstärkung der Polizei verlangt. Das war indes; zu erwarten, und bereutet sin das Ansebcn des neuen Mini- sterintnS weniger, als der Doppelsieg, den cS vorgestern er rungen hat und der eS mindestens für einige Zeit der Sorge »m sein Dasein überhebt. Mit INI gegen Ull Stimme» lehnte bekanntlich die Kammer den ersten Tbeil deS Antrags BaSlh auf Untersuchung deS letzten Kohlenarbeiler-Aus- standcS ab, mit N66 gegen 16V Stimmen den zweiten Theil, der eine Untersuchung der ArbeitSberingungen in allen Gruben förderte. Die Beifallsstürme, die Easimir- Perier's wiedcrbvlte schneidige Entgegnungen ans die socialistischen Angriffe begleiteten, zeugten sür daS Ansehen, daS er sich i» rer Kammer bereits erworben bat. Ein besonders schwerer Schlag ist diese Doppelniederlage sür die socialdcmokratische Deputirtengruppe. Sie war schon auf dem beste» Wege, es an Selbstüberhebung ihren teutscheii (röt-os et nmis gleich zu tdun, findet aher jetzt, daß eS doch ein Unterschied ist, ob die Verlheidigcr der bestehenden sommerliche» Blumenschmuck schon mit dem dürftigen grünen Tannen Nnd Epheukranze vertauscht batte». Zwanzig Schritt weiter blieb sie an dem einfache» Eisengilter stehe», das die „Ruhestätte der Familie Markwald" »mhegte. Aber znrück- blickcnv gewahrte sie das Paar, da« gerade am Eingang dieses GäßckienS stand Der grane Regenmantel der Dame zeichnete ihre schöne, voll nnd schlank gebaute Gestalt — ibr feines, aufwärts gerichtetes Profil unter dem schwarze» Spitzeiibülchen hob sich von der hoben, dunkeln Gestalt ibrcS Begleiter« ab — sei» Arm umpsing sie, ihre Hand ruhte auf seiner Schulter — ja, kein Zweifel, cS war Bertba — Bertba von Götz »nd Hauptmatm Arel dock Lükrritz i» Eivilkleider». Während Hildegard wie versteinert binüberstarrtc, hatten die Beiden sie ebenfalls bemerkt »nv sich eiligst hinter die Bäume znrückgezoaei«. — Hildegard- Händen nikiainnikrten dir seuchtkalten Eiscnstäbc deS Grabgittcrs, ihre Stirn sank darauf nieder. ,Ack>, Vater, Vater, noch eines Deister Kinder, daS den rechte» Weg verloren! Wohl Dir, daß Du da unten schläfst, wo kein peinvollcr Rückblick, »och sorgender Ausblick in die Zu kunft Deinen Frieden stört! —" Auf dem bestimmten Platz fand Hildegard Heinzen s Ver tränke unk übergab ihr sür ihn den schriftlichen Bericht ihrer bereits getbancn Schritte und fernere» Absichten. — In dem Rest schlafloser Nachtstunden war sie z» dem Entschluß gelangt, Oskar i»S Vertrauen zu ziehen, ihn als Jurist »in Ralb, al- Bdndcr um Beistand zu Hilten. Vielleicht vermochte er die Großmutter, dem Unglücklichen zur Flucht über den Lcean die Mittel zn gewähren. DieS schien die einzige RettungS- niögiickkcit, kenn wo sollte Hein; einen Freund finden, der ihn in Stand setzte, die veruntreuten Summen zu erstatte»? Hcimkekrend fand Hildegard die Götz'sche Equipage vor der Thür kalten nnd Bertha bei der Mutter. Es war ein Schreibe» vo» Oskar eingetroffen, er meldete, der Zustand der Grvßmuliter. die schon seit Wecke» sehr schwach geworden, habe sich verändert, ihr Tod stehe zu erwarten. Oskar, der noch immer bei der alte» Dame wohnte, wünschte die Seinigen vorzubereitcn, sür den Fall, daß die Mutter oder eine der Schwestern zum Begräbniß »ach Königsberg kommen würden Bertha wollte sich ein Traucrkleid bestellen — Frau Markwald war mit einem solche» versehen und hatte große Lust zu der Reise — war es anck nur eine Tranerfestlichkeit, so gab eS doch Abwechselung. Und dann die Ordnung de« Nachlasse« — da würde sie ia wobl ronnöthen sein. Vor der Hand lebte dir Großmutter freilich noch. staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung sick wie Ein Mann im Kampfe zusammen- nnd aus Seile der Regierung stellen, wie in Frankreich, oder ob, wie in Deutschland, ein Tbeil der socialdemokratischen Geschäfte von andercn demagogisch wir kenden Parteien mit besorgt wird. Jedenfalls werken die Herren Bebel, Liebknecht »nd Eomp. ihre aus den Siegeslauf der französischen Genossen grsevten hochtrabenden Hoffnungen ganz bedeutend bcrabstiinine» müsse». Noch ein paar solcher parlamentarischer Actione» ä Ia BaSl», nnd die sranzösiscke Socialdemckralie bat ihre Rolle in der.Kammer auSgespielk. In Spanten entfallet die Regierung i» llebercinstiinmniig mit den EorleS eine umsaffende Tbäligkeit zur Unschädlich machung der Anarchisten. ES werden in Znkunst grund sätzlich keinerlei öffentliche anarchistische Hetzvcrsainmlnngen, geschweige denn das Halten anarchistischer Brand- und Mvrd- redcn gestaltet werden. Wer sich anarchistischer Unitrieht schuldig niackt, wird mit der vollen Strenge deS Gesetzes be straft, »nd zwar wird man mit den Anarchisten kurze» Prvceß mache». AIS hauptsächliches, freilich allznspanisciikS ^Irasmillel soll die Deportation in tropische Vrrbrechcrcolonien zurAnwrn- d»ng gelangen. Die VoikSitimmung gegen daS anarchistische Mvrdbaiitilentbnm ist eine hochgradig erbitterte und droht den Frevlern mit Lnnckjustiz. I» Barcelona beginnt sich daS Volk von dem Entsetzen, welches da« Sprengdvinbrnatieniat im Lpcriiliitbcater be>vo>geruscn balle, zu erhole» nild dii Stadt niniini atlmälig ihr gewohntes Aussehen wieder an. Ein ^iaiiplverdicnst um dir Rückkehr des Vertrauen« Kat sich die Polizei durch ibr nachdrückliches Einschreiten erworben. Die Mehrzahl der Bareelonaer Anarchisten sitzt hinter Schloß und Riegel eine ganze Anzahl srcmdländiskhrr, namentlich französischer Anarchisten ist anSgewiese» worden. Das nach der »Ageiizia Slesani" nunmehr gebildete neue itatirntschc Eabincl ist koch etwas ander« zusammengesetzt, als gestern gcuieldek wurde. Es müssen also noch in letzter Stunde neue Schwierigkeiten bervergetreten sein. Nack der genannte» Ouelle bat sich daS Eabinet in folgender Zu- sainmtiisktziing constituirt: EriSpi Vorsitz nild Inneres , Baron Albert Blanc Auswärtiges; Ealenda Justiz; Sonnino Finanzen nnd inlerimistksch Schatz; Saracco össeiitliche Ar beiten; Mocenni Krieg; Morr» Marine; Baccelli Unter richt; Bosellt Ackerbau; Ferraris Post nnd Telegraphen. Hieraus ergicbt sich zunächst, daß Erisp, den Plan, wie i» seinem früheren Eabinct die äußere Politik in die Hand zn nehme», jetzt ansgcgehcu und die Führung deS Auswärtigen dem frühere» langjährigen Botschafter Italiens in Kon- stantinrpel übertrage» bat. Ferner ersieht man, baß Saracco nickt de» Schatz, dessen Leitung der Fittanzminisler Sonnino provisorisch nberiiiiiiint, sondern die öffentlichen Arbeiten erhalten Kat, deren Leitnng Para z zi noch i» letzter Stunde abgelehnt Kat. lieber die Gründe dieser Ablehnung »nd den Eindruck, den die Ernennung de« Bnrons Blaue gemacht hat, wird dem „Bcrl. Tagebl." telegraphisch an- Nom gemeldet: Ter plötzlich- Rücktritt Parozzi'S cus dein Eabin-t EriSpi beruht auf ein-r Jiilrigiic der Eonlcrvaktve», die Erl-Pi noch im ietzien Augenblick ci.i Bei» zu siellen veriuckilen. Ti-stibe» Hostien, durch die- nnwiirdige Manöver das Eabinet Eri-pi sühnlich wie dnS Eabinet Iaiiardelii) noch vvr seinem vssiclelle» Hervorireien erdrosseln und ein llabiuet illlidini nn ieiiie Stelle seye» z» könne». Tie Ernennung de- Varvn- Blanc, frtikerrn VollckiasterS in Koiistaniinopel, eines der besten Diplomaten Italien-, inacht hierbei»»» vortrefflichen Eindruck. „Pariamentv" schreibt, selbst wer, wie die Frnnzose», biSker »och a» den Fricden-absichien Italien- zwetielte, »Nisse tariu eint Gnraniie tnr die absolute Friedlichkeit Italien« erblicken Ais Senoior besprach ubrigeno Boro» Blanc vor etwa zwei Jahren in einer denkwürdigen Rede die Tripelallianz, deren Gründung zum — — „ > ——————— Hildegard, rer eine neue Hoffn»ngSsia»ime anszuleuchlen begann, bat Bertha, sie nach Dannenberg »litziinediiier', sie wünsche mit Waldemar wegen einer Geschäft-sackS z» sprechen. Btrika war eS zusriede». IliiterwegS hinderie die Gegenwart deS Kutschers Und einer mitgenommenen Nähterin jede« ver trauliche Wort. In Dannenberg Wartete bas Mittagessen und man ging gleich zu Tische „Tn siehst elend a»S, Hilde", sagte Waldemar, Un scharf inS Gesicht blickend. „Bist Du krank vdcr ist etwa- pasfirt?" Er selber batte sich i>» Laus de» letzten Jahre merklich ver ändert. Ein sinstcrer, »icnschettscindlicber Zug kalte sich in seinem bager geworkencit Antlitz, in den tiesliegenden Angen eingetristkt «nd trat sogar in seinem seltenen Lackeln zu Tage. „Hast Du etwas davon gekört, Waldemar, daß Heinz den ganze» Erlös ans dem Verkauf der Nemonten in Weidenburg in einer Nackt verspielt bat?" fragte Bertba ihren Mann. Er schüttelte den Kopf. Hildegard ries erschreckt: „Du weißt schon?" „Bei Eubalzer war der Dortvr und ein paar andere Herren, die hatte» sich schon roth nnd beiß an der Neuigteit geschwatzt und subren bei meinem Eintreten auseinander. Der Docker tuschelte mir dann die Hauptsache zu. Ich hatte e- ja kommen sehen." Waldemar zuckte die Achsel Der eisige Gleich»»»!!,, mit welchem Bertha von dem Ereignis;, wie von dem erste» besten ZcitnngSkiatsck sprach, schnürte Hildegard das Herz zusammen. Sie hörte schweigend zn, wie Bertba sich über all' die wilden nnd tbönchlcn Streiche ansließ, die Heinz früher, größlen- theils i» Waldcmar's Gesellschaft vollsiibrl, wie sie all die abenteuerlichen Gerüchte wiederholte, die über die Baronin v. k. Hardt und den Hofstaat ihrer Verehrer im Schwange gingen. Waldemar steuerte nur ein paar beißende Bemerkungen bei, sein Auge ruhte aber wiederholt ans Hildegard und cs war nnverkeunbar, daß er ihr Hiersei» mit jenen« Vorfall in Zu sammenhang brachte Nack Tisch begleitete Bertba ihren Gast »ack dem hübschen Zimmer, da- für ihre Mutier nnd Schwestern stets bereit stank. Cie schloß die Thür nnd zog dir Hildegard neben sich auf da- Sopba. „Sag', Hilde, warst Tu eS wirklich, heute Vormittag aus dem Kirchhof?" „Ja, Bertba, ich war es." „Und was — was denkst D»? Wa« sagst Tu?" „Wa< könnt« ich sagen, Bertha?" erwidert« Hildegard, mit großen Tbeile ilnn seihst als Staatösecretair und tr-»em Mitubester MonclNt'S gebührte Er war eo, der damals im Bunde mit Manoini und gegen den Willen Tepretis' den lti». tritt Italien- in die dentsch-österteichische gRINaiiz du rch setzte." Tie luilgarischr» Soeia liste nsühr er haben der Sc- branjc eine Eingabe nnlerbreilet, in welcher sie eine Kürzung der Arbcilszeit, Regelung der Frauen- nnd Kinderarbeit n. s. w verlangen Ks ist jedoch sehr zweiselbasi, ob die Sobranje in dieser Session noch Zeit und Muße finde» wird, mit den Ferdernngc» der Socialtsten, die genau so laute», wie die ihrer Gesinnungsgenossen in anderen Ländern, sick zn hksasse». Jedenfalls wirk aber die Regierung bald in die Lage komme», energische Maßregeln zn ergreifen, damit nicht die stndireuke Jugend, die fast durchgehend- socialisiisch angebauckit ist, den besonneneren Elemente» über den Kopf wachse. In dem benachbarten Serbien treiben eS die Secialisten gar arg, weil die serbische Regierung von der irrigen Ansicht ausgckt. völliges Ignoriren sei daS beste Mittel, die Anhänger der Socialrcinokialie nn'cbädlich zn mache». Allein dieses Mittel würde in Bulgarien ebtiisowenig verschlagen wie «iiterwärls; inan ist de- kalb auch i» Sofia der Meinung, man müsse diesem gefährlichen Feinde der modernen Gejellschasl kühn in« Auge sehen »iid rechtzeitig Maßnalmen trcff-n, uni etwaigen Ans schreitungen thatkrästig z» begegne». Leider fehlt eS in Bulgarien auch nickt an Anarchiste», wie die häufigen Verjchwörungen zeigen, die bald da, bald dort im Lause der letzlen Jahre entdeckt wurden — Verschwörungen, lei denen auch die Jugend eine nicht »»bedcuiende Rolle spielte Bekanntlich wurde» anläßlich der jüngst entdeckten Ver schwörung wider das Leben des Fürsten Ferdinand und seine Ministerpräsidenten Slanibulow inebrere Verhaftungen i Studentrnkreisen vorgrnoininen. Trotz der beruhigende» Berichte, welche durch die brc lianischen Gesandtschafie» in den Hanpisiädtrn Europa- da nnd wann verbreitet werden, nnd ungeachtet aller Ansire gungen deS Marschalls Peirotv, sich am Ruder zu k baupten, ist terZusammcnbrnw der gegenwärtigen Eent, regitrnng der Vereinigte» Staaten von Bt«sttisN iss , bar nur noch eine Frage der Zeit. Die Flott« ist säst ganz von Prsioto abgesatlen »»d auch vo» de», Lan ' sind bereit- ganze Triivpentbritc zu den Insiirgrnten .- gegangen Auch räinnlich hat der Aufstand »ich! nnerss- sich auSgrbreitet. Die „legitime", d. h. die durch einen ^rro liitionairen Act an die Stelle des kaiserlichen Gouvernements gesetzte Negierung bc-hanpiet sick allerdings einstweilen neck in Rio de Janeiro; sollte cS de Mell» und seinen Mitkämpfer» jedoch gelinge», sine Ähsichi, die Hanptstacl durch eine Blockade von der See abznschnciden und ans diese Weise ihre» Verkc-Kr lal»» zn lege», so dürste auch in Rio selbst ei» Handstreich geg»»t Peipöto nickt allzu lange mclir ans sich warte» lasse». Schon jetzt soll rer Hantel daselbst schwer darnieberliegen und mit der Noll» anck die tt»zusricbe»hcit sichllich wachsen. Die Nachricht, daß die Aufständischen taS Banner ker Mongrchie bereits entrollt hätten, ist durch spätere Meldungen nickt bestätigt Wörden, allein al- zweifellos darf es gelte», daß natiitttllich i» den Kreisen de» Flotte der Wnüsch Nach Rülkbernfttiig der kaiserlichen Dviiaslir vielfach (ich geltend macht. Der vor Kurzem zu dc» Insurgenten übergigaNgkNe Admiral Sctldanha hat in seinen, Manifest, wie bereits telcgrapbisch gemeldet, übrigens erklärt, baß die Frage, welche Negierung Brasilien in Zukunft erhalten solle, »ach kel» Sturz der jetzige» Niilitairischen Usurpatoren vom Volke selbst in srtler Abstimmung entschieden werden müsse. dunkelt», trübem Blick die schöne Frau anschaurnd. „Es liegt mir fern, mir ein ttrtheil anznmaßen. Ader — wo sott r« hinaus?" „Gott weiß eS". erwiderte Bertha seufzend. „Ich würde »lick keine» Augenblick bedenken, eS zum Bruch mit Waldemar zn treiben, aber WaS nachher? Axel könnte niich jetzt hriralbcn, aber — eine geschiedene Frau —. Obne schreckliche Anstößig keilt» würde es nickt abgehen, das läßt sich voraussthen Und Arel ist Ossicier mit Leib und Seele. ES dürfte nichts ge schehe», was ihn zwängt, den Abschied zu nehme». — Und ick — ack, Hilde — ich hin eine verwöhnte Frau! Ich liebe ibn so grenzenlos, aber ivtnn ick mir ein Leben voll Hnt- bchruNßkli verstelle — ich würkt es nicht ertragen, nicht ein mal mit ihm." „Wenn Du Dir so klar über die AnSsicht-losigktit Teiner Liebe bist, Bcrlkia —" „Wer kan» wisse», was die Zukunft bringt! Der nächste Tag — ein Tode-saU vielleicht, de» wir erwarten, kann Alle« andkrS gestalten. — Bertba ninscklang ihre Schwester mit ganz ungewöhnlicher Wärme »Nd flüsterte ihr zu: „Wen» Du Dick Meiner aNntbmen wolltest, Hilde!" „WaS la»» ich tbun", Bertba, erwiderte Hildegard, sich un willkürlich etwa« zurnckz«ebenk „tteberrcte Waldemar, mich nach Königsberg zn schicken. Du hast große» Einfluß ans ihn. Axel kommt nickt hierher, Du weißt, wie schrecklich ungezogen ilnn mein Mann bei seinen, ersten Besuch vor zwei Ialiren begegnete, lind eS ist durch aus »öivig, daß wir jetzt i» Verbindung mit einander bleiben. Ick werde bewacht mir eingesprrrt wir eine Haremsfrau. Ich muß zn Heinilichskiicii nikiiie Zuflucht nehmen. In König« berg wäre ick dock freier." .Glaubst D» nickt, daß Waldemar sich daS ebenfalls sagt und daß meine Vermittelung ganz vergeblich wäre?" „Aber, großer Gott, s«;l man denn geduldig still kalten lind seine beste» »nd wahrsten Gefühle roh zertreten lassen? Seine schönsten Ingendjabre vertrauern? — Hilde, von Dir könnte ick, wobt etwas Verständnis, etwas Mitgefühl erwarten. Wir könnte» u»S so gut zuweilen bei Euch sehen —!" „Liebste Bertba, daS ist ja ganz unmöglich Bedenke, daß wir Waldemar Dank schulte», daß wir gänzlich von seinem guten Wille» abhangen Dir beistrlien, ikn zu betrllgen, hieße Mutter und die Geschwister in eine ganz unhaltbar« Lage bringen." „Da- Kälte ick von Dir erwarten können!" -rttidettS
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