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DHM-MMLM essr Früher Wochm- Md Nachrichtsblatt U«zMatt K ß>füns. Mit, rmstns, Wins, 8t. Wm. LÄMM WM«, »E MsaSt.». Tt.3«^ St. Wei», Stmakis, Ma, MsMa. AWmel lü Mj«m Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht Md den Stadtrat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im MmWchm WMsgttWsSeM " Jechrs«», — — - — - — - Nr. 192. L-SMLM Sonntag, denl8. August SWLMW 1907. Dies»« Blatt erscheint täglich (außer Vonn- und Keptao«) nachmittag» sür den sorgenden Lag. Vt«tti>ützruchei V»z»s«p»,0 1 d»arl kV Pfp, durch die Pop bezogen 1 Mark 7V Ps> Oknzelne Kummern 10 Pp . — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, ZiviSauerstraß» all» Kaiserlich«, Poponp alten, Postboten, sowie die AustrSger entgeae» Haserat«! »erden die sümg« »r Lrundzei le mU 10, skr an»wärtige Inserenten mit Iv Psrmtioen berechnet. Reklomezeile 30 Psg. Im amtlich«, Lev »oN», d«, «etspaMg« Zeile SV Psennige. Uernsprech-irns Mr. 7. Jnseraten-Annahm, täglich bi» fpitteK»»« NnmirtltnO» I» »H«. LeleHr«»«adrepe r Lagebla tt. Das Wichtigste. * Morens» Hot mit 400 Anhänger»» die Wre»ze Drntfch T»dw«staf»it«S wieder über- schritte» und bewegt stch gegen Warmbad. * König Eduard hat sich am Freitag von Ischl nach Marienbad begeben. * Durch die Dömitzer Dynamitkata- strophe kamen zwölf Arbeiter um» Leben. ZwölfPersonen wurden schwer, 41 leicht * Bei Casablanca dauern die Angriffe der Araber aus die Borpostenstellungen der Franzosen fort. In den Küstenstädtrn ist es ruhig. Diffe renzen zwischen den französischen und spanischen Truppen sind durch neue Wei sungen au« Pari« und Madrid beigelegt worden. * Bon Chicago au» ist an alle Dele- graphistrn in Nordamerika die Weisung er gangen. unverzüglich in den Au« st and zu treten. Morenga. Der Krieg in SÜdwestasrika — da» ist die neue betrübende Kunde — ist nicht beendet. Die Bonde!» zwar sind ebenso wie alle anderen Stämme und Kapitänschaften unterworfen, aber noch lebt und «beitet Jakob Morenga, der Hererobastard, der nach dem Tode de« alten Hendrik unser gefährlichster Gegner war und ist, der Spiritus rector jene« Guerillakriege« im SÜderr de« Schutzgebiete«, in dem unsere besten Truppen und unsere besten Führer solange vergeblich gekämpft und geblutet. Morenga hatte sich nach seiner Fretlaffung ou« der britischen Gesangenschast nach Upington am Oianje- River, nahe der Südostgrenze unsere« Schutzzebtet«, begeben, um nach seiner Familie zu sorschen, in Wahrheit aber, um mit seinen Anhängern zu kon- fpirieren und eine neue Attacke gegen die Deutschen in die Wege zu leiten. Diese Meldung traf zu Anfang de« Monat« bet den deutschen Behörden ein; inzwischen ist aber, wie wir gestern meldeten, Morenga bereit« wieder au« Upington und damit au« dem Machtbereich der Kappolizei verschwunden. Er hat sich noch näher an die deutsche Grer ze hrran- gezogen und soll auch bereit« mit Simon Copper in Verbindung stehen, dem Kapitän der Franzmann- Hottentotten, der sich bekanntlich schon einmal den deutschen Truppen gestellt Halle und dann doch wieder entwischte. Die militärischen und ZivUbehörden in Süd west sind denn offenbar wett entfernt, den Ernst der Situation zu unterschätzen. Sie haben sofort die einzige, aber auch die einschneidendste Maßnahme ergriffen, die ihnen zu Gebote stand: der Rück- transport der Truppen in die Heimat ist sistiert. Jrdenfall« scheint man auch an den amtlichen Stellen der Meinung zu sein, Laß wir in absehbarer Zeit einen abermaligen und nicht leichten Kampf mit den Banden Morenga« zu führen haben werden. Morenga hatte auch in der Gefangenschaft den Gedanken, auf Leben und Tod weitrrzukämpsen, nicht aufgegebrn und sich selbst immer wieder als Unerbittlichen Feind der Deutschen bekannt. Er weiß offenbar ganz genau, daß man, bi« vor kurzem wenigsten«, in gewissen Kreisen der Kapkolontr den Aufstand in SÜdwestasrika wenn auch nicht offen begünstigt, so doch sicher nicht ungern gesehen hat, daß man jede Schlappe unserer braven Truppen im stillen wenigsten« begrüßte. Diese gehetmen Sympathien sind e« denn wohl auch gewesen, die die ungewöhnlich milde Lehandluna und Beaus- sichtigung de« gefangenen Rebellen führe»« in Kap stadt veranlaßt, di« vor wenigen Monaten zu seiner „provisorischen" Fretlaffung geführt und die e« ihm jetzt ermöglicht haben, fast unter den Augen der Kappolizei eine neue Erhebung vorzubereiten Konnte man den letzten Meldungen nach eine schwache Hoffnung haben, daß e« den Kappolizisten gelingen werde. Morenga« wieder habhaft zu werden, so wird diese bei der durch folgende, ganz über raschend eintreffrnde Meldung zerstört: Berlin, 17. August. Ein Telegramm der Gouverneur« von Lindequist au« Wind- Huk meldet dringend: Der Gouverneur der Kap- kolonie drahtet, daß nach den Nachrichten de« Polizeiinspektors, der Morenga« Spuren über Kuida« bi« zur Grenze verfolgte, dieser weit 40V Anhänger», von denen 180 bewaffnet find, und zwar «eist «1t Martini Henry- Gewehren, a« IS d. M. die deutsche Grenze bei Orlogskloof überschritten hat und an der G»enze von Hottentotten mit Pferden und Rin dern getroffen worden ist. Di« Kappolizei konnte wegen de« ungünstigen Gelände« mit Mo renga keine Fühlung gewinnen. Der Premierminister hat dem Generalkonsul mitgeteilt, daß Morenga angeblich nach Warmbad will, um mit Johanne« Christian wegen der Fortsetzung desAufstandeS zu verhandeln. Der Kap Gouverneur be nachrichtigte den Magistrat von Upinton, daß Morenga da« Asyl in der ttapkolonte verscherzt habe, Laß olle verfügbaren Polizetkräste an der Grenze zu stationieren seien und daß Morenga zu arretieren oder in da« deutsche Gebiet zurückzutreiben sei, fall« er versuchen sollte, britische« Gebiet zu betreten. Truppen werden nach Möglichkeit im Süden für den NeuauSbruch von Feindseligkeiten bereit gestellt, bezw. dorthin in Marsch gesetzt. Die Farmer sind gewarnt. Die bittere Kunde eröffnet die schlimmsten Aussichten aus einen neuen Ausstand im Süden der Kolonie. Kaum ist da« Land leidlich beruhigt, so sitzen wir dank der englischen Indolenz wieder mitten im Wurstkessel. Bon neuem müssen unsere Truppen in Marsch gesetzt werden, um tn unweg samen Süppen und Stetnwüsten den Feind aufzu- pirschen. Do« ganze Elend beginnt von neuem. Gewiß, etwas besser sind wir dran als einst; die Lüderitzbuchtbahn ist schon ein« erhebliche Strecke ins Land hineingetriebrn und die Stappenstraße sür unsere Trupp:n ist wenigsten» aus eine leidliche Strecke fertig gestellt. Wo aber bleiben heute die hochmögenden Herren, die vor dretvirrtel Jahren mit ihrer nörgelnden Ueberklugheit ganz genau wissen wollten, wie viel Truppen in SÜdwestasrika nöirg seien. Wäre es nach ihnen gegangen, so wäre der Süden der Kolonie heute Len Banden McrengaS schutzlos preirgegeben. In dieser bitteren Stunde richten wir aber die nachdrückliche Frcge an die Kopregierung: Wie ist es denn in oller Weit möglich gewesen, Loß Mo- rengo, der Gefangene Ler Kapbehörden, unter den Bugen Ler Kappolizei, unmittelbar an der Grenze, 400 Anhänger um sich sammeln und 150 davon mrt englischen Gewehren bewcffnen konnte? Solch Gesindel schleicht sich doch, 400 Mann hoch, nicht unter Lem Schutz von Tarnkoppen zusammen. Lte Kappolizei n uß geflissentlich Lre Bugen geschloffen haben. Jetzt sind die Nachrichten der letzten Tage allerdings verständlich. BlS das Unglück fertig war, al« Morenga feine Leute zusammen hatte, da fiel den wockereren kc Modischen Grenzwächtern sreiltch da« Herz »n Lie Hosen, und sie meldeten da« Er gebnis UwcS ängstlich nach Kopstcdt. Dann setzte mar dem rirfigen Stroßenräuber nach und trieb ihn hohnlachend — über di« Grenze. Nun ist man Lie ganze Bande Io«, und der deutsche Nachbar mag zusehen, wie er mit dieser freundnachborlichen Sendung fertig wird. Was nützt uns die Versicherung, daß Morenga da« A ylrecht in der Kapkolonie verfcherzt habe? Kommt die Sache zum Klappen, ist natürlich nirgend» einKappolist vorhanden, um ihn wieder über die Grenz« zu treiben. Ist es nicht ein wunder bares Zusammentreffen, daß man uns Morenga just zu der Stunde über die Grenze trieb, als König Eduard von England aus der Reis« nach Wil- helmShöhe war? Diese« Gastgeschenk wird nicht durch Zentner wohlmeinend herablassender Artikel der Londoner Presse über die „Besserung der Beziehungen zu Deutschland" ausgewogen, denn auf unserer Seite wiegt das Leben der deutschen Sol daten, die jetzt wieder gegen Morenga zu sFelde ziehen müssen. » , Zu den Nachrichten über den Einbruch 'nach, Deusch-Südwestastika ist «S von Jntereffe, die Stärke zahl der im Schutzgebiete befindlichen Schutztruppe zu ersahren. Zurzeit befinden stch nämlich inr Schutzgebiete 217 Offiziere, 47 Sanitätsoffiziere» 124 Beamte und 5534 Mannschaften, in Summa 5922 Köpfe. Hierzu kommt der am 1. d. M. von Kuxhaven abgeganaeu, AblösungLtranS porL in Stärke von 8 Osfizieren, 1 Sanitätsoffizier und 950 Mannschaften, so daß sich im kommenden Monat September im Schutzgebiet 6881 Köpfe be finden werden. Deutsches Reich. Berlin. (Zur Entrevue tn Wilhelms» höhe.) Wie in der Umgebung des deutschen Reichskanzlers erklärt wurde, wird tn diplomatischen Kreisen da« Schwergewicht der Begegnung nicht in der Klärung etwaiger Fragen der auswärtigen Politik, sondern in der Wiederherstellung der früheren innigen Freundschaft beider Monarchen erblickt. Die Trinksprüche haben den unanfechtbaren Beweis er bracht, daß die früheren verwandtschaftlich herzlichen Beziehungen wieder hergestellt sind. Der König hat wiederholt sein Bedauern auSgedrückt, daß der Besuch beim Kaiser nur etn so kurzer sein könne. Man darf behaupten, daß der König derjenige gewesen ist, der die Hand geboten hat, daß die alten Un stimmigkeiten zwischen ihm und seinem Neffen sämtlich beseitigt wurden. Nus der Abwesenheit LeS englischen Botschafters LaScelleS darf geschloffen werden, daß die Begegnung der beiden Monarchen nicht nur Ler Aussprache über politische Themata galt, sondern in der Hauptsache privater Natur war. — (Unbegreiflich!) Die Haager Friedens konferenz hat den Antrag LeS Deutschen Reiche» obgelehnt, Loß Milizen der FretwilltgenkorpS rin bestimmtes, deutliches und von weitem erkennbares Abzeichen tragen sollten. Bon einem „Friedens kongreß" wirklich ein starkes Stück! Man erinnere sich an die Franktireurs von 1870. Nichts trägt so zur Verrohung der KriegSsittrn bei, al« wenn es der Soldat statt mit einem ehrlichen Gegner mit heimtückischen Gesellen zu tun hat, die, nachdem sie noch eben auf den Gegner geschossen, ihr« Gewehre verstecken und sich al« harmlose Bauern ergeben. Immerhin ii»«S etwas, daß die Konferenz wenigsten» einem zweiten Anträge de- Deutschen Reiches zuge stimmt hat, nach dem di« Bevölkerung einer nicht besetzten Gebietes, die beim Herannahen bet Feinde» srriwillig zu den Waffen greift, verpflichtet sein fall» ihre Wo An offen zu tragen. — (D r. Arendtund FrauDr. Kayser.) Einen Nachtrag zum Münchner Piters-Prozeß bildet eine bet T. A. Schwetschke <L Sohn tn Berlin erschienene Broschüre L,S R-tchltagsakgeordneten Lr. Arendt, worin dieser eine Darstellung der Ver handlung mit dem verstorbenen Kolonialdirektor Dr. Kayser über die Verwendung von Dr. Karl PeterS im deutschen Kolonialdlenst gibt und stch hierbei eingehend gegen die Borwürfe zur Wehr setzt, welch« Frau Dr. Kayser tn dem Münchner Prozeß unter ihrem Eide gegen ihn erhoben halt«.