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Dresdner Nachrichten : 16.11.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187611161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18761116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18761116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1876
-
Monat
1876-11
- Tag 1876-11-16
-
Monat
1876-11
-
Jahr
1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.11.1876
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D»«merftag, 1« Nuvemver Tageblatt fürWokitik, Hinterhaltung, Geschäftsverkehr. ^ HLörsenbericht und Iremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lltpslh Lc NtlchlUdt in Dresden. Verantw. Redacteur: Fr. Gotdsche in Dresden. Imri«»« »rrdrn M»r!»«- Kirob« >» »,»«».» Uh, »n«,n»n>mr», Sonnt«»» »l, MUl«„ » Ubr. In v!ku>iadl: arohr Möller- «»iie L dl» giachni.L Uhr. Der Raum «lner ein- Wallt«,n Pelltielle loliet lä Plg,. »ülgelandt die Zeile Psge. kille Bauliliie >ür da» »ächillaalge Ericheinen der Jilirrale wird nicht gegeben. dlutlrärlig« Anuvncen- ?lujlräge non im» unde- Ianllli»:ltrl!l,n und Per ionen inlenrcn wir nur gegen Prännmerarido- Z«HI»»g durch Brlii- niarleu oder Pojlciniah- lung. Acht Eilbe» kotlen I» Ptae. Inlerate illr die Montage--Nummer «der nach eine!» Jelltoge die Pelitjclic U« Plge. Rr. 321 »1«M ' »r»«d »hr ir. »»«. ne»<ni«drel« dieltüUllr. MM«. »tnHrl.Ntinunern lüPsg«. «t>n»,r Svooo »r»l. Air dt« «IIik,ad- rtn,,. landter Manulerivt« macht sich die Nedactio» nicht »erdtndltch. Inleratev-Rnnrhm« »u»« wdrt» i Laetlrustri»» un» Pogler in Hamburg. Ber lin. Men, Leipzig, Basel. Breslau, granksurt a. M., -»»>>». lvt-a« in Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, Ilranklurt a, M., Mün chen, — Lerud« » «». in granksurt ». M, — A». ««iattnahemnid,— tt-r-r, t.»llit», »ulilcr ch Vo. in Pari». XL! Jahrgang. Mltredacteur: Vr. L!n»«I Nl«»«zr. Für bas Feuilleton: Ln«I«>>r Hr»rtn»»nn. Dresden, 1878. Politische». Napoleon I., der größte Eroberer der Neuzeit, sprach stets vom Frieden. Sein einziges Bestreben war, Europa den Frieden zu sichern. Nur der Eigensinn der anderen Mächte hinderte ihn an der Durchführung seiner erhabenen Bestrebungen. Ganz wider seinen Willen mußte der friedliebende Franzosenkaiser Kriege über Kriege führen. Zuletzt glaubte aber Niemand in Europa seinen Betheucr- ungcn; alle Völker standen auf, den gemeinsamen Feind und heuch lerischen Fricdcnsbrecher nicderzuschlagen. Diese geschichtliche Er innerung drängt sich Einem unwillkürlich auf, wenn man Fürsten, Kanzler und Preßlakaien um die Wette versichern hört: nur um den Frieden zu erhalten, rüste man. Den Mund voll edler Worte, die Herzen von Haß erfüllt, treiben sic gewaltsam zum Wcltbrande. Was Nußland die Befreiung der Christen im Oriente nennt, er scheint aller Welt als unersättliche Ländcrgicr und brutale Er oberungssucht. Wenn England von seiner gerechten Sache im Oriente declamirt, verstehen Andere darunter die rücksichtslose Ver folgung seiner Handelsinteressen. Wenn die Pforte die Wahrung ihrer Souverainetüt für nothwcndig erklärt, so heißt dies für Europa nichts Anderes als die Beibehaltung ihrer schmachvollen Paschawirlhschast. Es kommt bei dem kriegerischen Schmettern der Trompeten äußerst wenig darauf an, ob die Pforte den Zusammen tritt der Eonferenz hintertreibt oder die Thore des ConfcrenzsaalcS sich einige Male öffnen und schließen. Wer den Dingen auf den Grund blickt, sieht z« seiner Bestürzung, daß der Krieg fast nur noch als der einzige AuSgang aus den Wirren erscheint. Der Pforte, die sich anschickt, vielleicht ihren TodeSgang zu gehen, wird man eS nicht verübeln, wenn sie sich auf diplomatische Hin- und Herzerrereien nur so weit einläßt, als diese ihren Zwecken dienen. Aber auch Rußland ist zu tief in die panslavistische Agita tion verstrickt, als daß «S noch zurück könnte. Der Zar, der Reichs kanzler Gortschakoff, die konservativen Kreise in Adel, Bürgcrthum und Bauernstand, kurz das ganze officiellc Rußland ist von den entfesselten Gewalten überflügelt. Die Wogen des PanslaviSmus hrben die Friedensliebe des Zaren hinweggeschwcmmt. Soll die Pforte, soll Rußland umsonst gerüstet haben? Der Zar würde in den Augen seiner Untertanen nicht ohne schwere Einbuße seiner Herrschergemalt erscheinen, wenn er, nach Ernennung seinesSohncS und Thronerben zum Generalissimus, nach der Mobilisirung seines Streitheeres, das halbgezückte Schwert in die Scheide stieße, ohne nur einen Theil der Verheißungen verwirklicht zu haben, die er als Programm seiner Politik ausstellt. Dem Sultan aber würde binnen Kurzem von dem Fanatismus -seiner Unterthanen nur die Wahl zwischen seidener Schnur, Aderöffnungsscheere oder Säcken gelassen werden, wollte er gegenüber den lüsternen Begierden Rußlands, statt die grüne Fahne des Propheten zu entrollen, von Reformen sprechen. So bleibt beiden friedlich gesinnten Selbstherrschern kaum noch ein anderer Schritt übrig, als ihre Völker zur Schlachtbank zu führen. Welches immer auch der AuSgang sein mag — keines der beiden Reiche wird in seiner jetzigen Gestalt und Verfassung in den künftigen Frieden übergehen. Daher begreift es sich, wenn Zar wie Sultan nur mit Widerstreben dem kriegerischen Impulse nachgeben. England aber spielt sowohl in Konstantinopel als in Egypten ein hohes Spiel. Es schickt sich jetzt bereits an, sich des Landes der Pharaonen sich zu bemächtigen. Ismail Pascha, Vicekönig(Khedivü) von Egypten, thut sich zwar viel zu Gute auf seine Pariser Lebens art, auf die Oper (ließ er doch durch Verdi eine eigene Oper, die „Aida", componiren!), den Circus, das Schauspielhaus, die Boule vards, die er in Kairo eingeführt hat, Eisenbahnen, Telegraphen, selbst eine Art Parlament, Orden u. s.w. Sie sollen den Europäern beweisen, daß Egypten den Orient abgethan, neben dem Koran ist der Code Napoleon zur Grundlage des öffentlichen Rechtes erklärt worden, und ein Gerichtshof, gemischt aus Europäern und Einhei mischen, sollte die richterlichen Entscheidungen fällen in den Pro cessen zwischen beiden Theilen. Aber wie regte sich so rasch wieder das orientalische Blut in Ismail, als er selber auch auf die For derung seiner europäischen Gläubiger sich die Beschlagnahme seiner Einkünfte gefallen lasten sollte! Europa, sein Recht und seine Sitte soll wohl draußen herrschen, wo des Vicekönigs und seines Hauses Interessen nicht davon berührt werden, aber über die Schwelle seines Palastes soll der Occidcnt nicht dringen. Er klagt seinen Finanzminister, Sadik Pascha, der Verschwörung an, bringt ihn eigenhändig ins Gefängniß, verbannt ihn nach Nubien und wirft ihn auf der Nilfahrt den Krokodilen zur Nahrung vor. Sadik wurde beschuldigt, die religiösen Gefühle der Egypter aufge reizt und vom Khcdive ausgcsprengt zu haben, er wolle Egypten an die Engländer verkaufen. Nun haben es die Unterthanen dem Khcdive bisher kaum verübelt, wenn er, statt den Ramadan durch strenges Fasten zu heiligen, mit Pariser Dämchen lustig auf Nil barken spazieren fuhr und bei Champagner Orgien feierte, oder wenn er, dem Koran zum Trotze, öffentliche Plätze mit Statuen versah. Nur Eines konnte das Sklavenblut seiner Unterthanen rascher pulsiren machen, das war der Gedanke, der Khcdive möchte eines Tages die letzten Bande sprengen, die ihn noch an den Oberherrn der Gläubigen, den Padischah in Konstantinopcl, knüpfen. Hierbei herrschte jedoch nicht sowohl das religiöse Gefühl vor, als die einfache Furcht, der Khedive möchte dann, jeder Schranke ledig, sein Land vollends todt wirtschaften und dieses, bis auf den letzten Tropfen auSgesogen, so zu sagen an den Meistbietenden verschachern. Das wäre England. Es ist charakteristisch, daß der Muselmann selbst die Herrschaft seiner Freunde, der Engländer, verabscheut. Die Großartigkeit der politischen Ereignisse im Oriente ent bindet uns nicht der Pflicht, den trockenen Dingen der Heimath sorgsame Aufmerksanckeit zu widmen. Besonders verdient diese der Reichstag und in ihm wieder das Justizgesetzgebungswerk. Die Com- I Mission hat ihr Werk beendet und kam rasch an's Ziel, indem sie über alle politisch wichtigen Fragen dem Reichstags-Plenum die Entscheidung vorbehielt. Dieses soll die hartcnNüsse knacken. Einst weilen ermahnen sogar die Blätter der Nationallibcralcn denNcichS- tag, sestzustehcn. In einer Reihe von Fragen d ürf e der Reichstag dem Bundcsralhe (soll heißender preußischen Negierung) nicht nachgeben, wenn nicht, wie die „Magdcb. Ztg." cs ausdrückt, geradezu eine Verschlechterung des jetzigen RechtSzustandcS herbeige führt werden soll. Entziehung der Prcßvergehcn von den Schwur gerichten und ihre Ueberweisung an rechtsgclchrtc Richter, Einfüh rung des Zeugnißzwanges für das gesammte NcdactionSpecsonal, Verminderung der Garantien der richterlichen Unabhängigkeit, Stärkung der Staatsanwaltschaft und Schwächung der Verthei- digung — das ist das Quartett, worin der BundeSrath Nachgiebig keit der Volksvertretung erheischt. In hundert andern Punkten ist dem Bundesrathe nachgcgeben worden, hierin sollte aber der Reichs tag unerbittlich sein. Mir haben cs leider verlernt, auf den Reichs tag zu rechnen. Zu oft sind wir enttäuscht worden. So ungefähr wird cs kommen: Bei der 2. Lesung der Justizgesctze wird eine mehr oder minder große Mehrheit sich gegen die Verschlechterung deö öffentlichen NechtszustandeS in Deutschland aussprcchcn und cs werden dabei höchst erbauliche und tapfere Reden gehalten. Der neue NcichskanzleramtS-Präsidcnt Hofmann und der Justizminister Lconhardt werden darüber besorgt die Blicke nach Varzin lenken und eines schönen Wintertagü erscheint im Reichstage die bekannte Kürassier-Uniform mit dem schwefelgelben Halslragen. Es wird von der hohen Bedeutung der Justiz-Einheit, der Folgenschwere des Augenblicks, der Verantwortlichkeit der Vertagung der Justiz-Reform gesprochen, die Vertrauensfrage gestellt, mit dem Rücktritte gedroht werden — und ... um Gottes Willen, jetzt, wo der Orient in Flammen steht, Rücktritt? ... nein, niemals! lieber muthct man dem deutschen Volke einen Rückschritt im NcchtSlebcn und den öffentlichen Freiheiten zu und bei der 3. Lesung wird der „Hammel sprung", so hoch auch diesmal der Stock gehalten wird, prompt be sorgt. Und das deutsche Volk? „Muß cs eben leiden!" Neneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, den 15. November, Abends. Der Reichs tag verwies den Gesetz-Entwurf, betreffend die Feststellung des elsaß-lothringischcnLandcshauühnlts für 1877 in erster Lesung nach längerer Debatte, woran sich der clsässische Deputirte Wintcrer, Guerber und der Bezirkspräsident Lothringens, Puttkammer, bc- thciligten, an eine besondere Commission. Morgen beschäftigt den Reichstag eine Reihe kleinerer Gesetze. Berlin, 15. November. Die neueste Nninmcr der „Provin- zial-Correspondcnz" schließt einen längeren Artikel über das Rcichs- justizgesetz mit dem Satze: „Die Summe der Bedeutung dessen, worüber der Reichstag mit den Negierungen einig sei, wäre zu groß und gewaltig, als daß man für möglich haltcn sollte, daß an den noch bestehenden Differenzen das ganze Werk scheitern könnte. Der Gewinn für die deutsche Nation bestehe nicht in einzelnen Punkten, sondern in dem ganzen großen Werke. Wer auf dieses seinen ganzen Blick richte, werde an die letzte Berathung mit Uebcrzeugung und dem Willen Herangehen, cs müsse gelingen, und darum werde cs auch gelingen." Wien, 15. Novbr., Abends. Die „Polit. Corrcsp." rcsumirt in ihren aus Petersburg zugcgangencn Briefen die Garantien, welche Rußland für die Durchführung der Reformen der insurgir- tcn Provinzen als unerläßlich zu fordern beabsichtige: Entwaffnung der gcsammtcn Bevölkerung Bosniens, der Herzegowina und Bul gariens ohne Unterschied des Glaubens ; Neorganisirung der Lokal- Polizei unter Zulassung der christlichen Bevölkerung: Entfernung der regulären türkischen Truppen; Ueberkiedelung der in Europa angesicdcltcn Tschcrkesscn nach Asien; nur Eingcborne, aus Wahlen Hervorgegangcne dürfen als Beamte verwendet werden; die bis herige Zehntocrpachtung soll durch gerechteres Steuersystem ersetzt werden; die Landessprachen sollen bei den Aemtcrn und Gerichten Angeführt werden; für jede der drei Provinzen soll ein eingeborener Christ von der Pforte als Gouverneur ernannt werden. Ferner Einsetzung einer permanenten UcbcrwachungScommission, «uS den Konsuln der Großmächte bestehend. Wien,15. Nov. DaS „Frcmdcnblatt" glaubt an die Auf richtigkeit der Friedcnsbetheucrungcn, womit Gortschakoff die Mobi lisirung der russischen Armee begleitet. Angesichts der immer fried lichen Gesinnung des Zaren und im eigensten russischen Interesse würde Rußland isolirt keinen Krieg beginnen. Oesterreich habe keinen Anlaß zu außerordentlichen militärischen Maßregeln. Locale» nnd Sächsisches. — Nack'bcnannte königl. preußische Offiziere baden verlieben erhalten: tav Großkreuz des kgl. sächs. AlbrcchtS- OrdenS der Gcneralltcutencmt von Büiow. Inspektor dcr2. Felt- artitterie-Jnspectlon, und der Generaiiicutenaiit von Nothmalcr, Commandeur der 8. Division (Erfurts: daö Eomtblirkrenz L. Classc desselben OrdcnS der Flügcladlutant von Fehrabisch, Oberst ä la kiiito Im Regiment Nr.'.»5, (Gotbau rer Obcrstilentcnaiit von Fassung, Chcs teS Generalstabcö der Gencral-Jnspection der Artillerie; dem Prcmlerlicutenant Graf von Keller vom Ncgi- ment Nr. 94 (Weimars. - Dem Tborcontrolcnr Zoban» Wilhelm Ungewi ß in Leipzig ist baö aUgcmclne Ehrcnzeichen verliehen worden. — — Herr Staatsminlstrr Abckcn Err. bat siel' vorgestern nach Berlin begeben, um an den Arbeiten deö Buntcölgthcö Thcil zu nehmen. — — Gestern Morgen hat I. K. Hohhcit die Großbcrzogin von ToScana vcrschiedentliche Einkäufe in der Stadt gewacht und unter Anderem auch daS KIndcrgarderode-Magazin von P. Schlesinger, WilSdrufferstraße 37. mit ihrem Besuche beehrt und sich höchlich ersreut über daö reiche Lager durchaus geschmack voller Gegenstände ausgesprochen und natürlich Verschiedenes entnommen. - Nachdem eine wärmere Temveralur elngetrctcn ist, hat sich die Direktion der S ä chsi s ch-Bö hin Isch en Da inps- s ch I s f fa hrtS - G c s c l l s cha s t veranlaßt gesunden, von mor gen, Freitag, dl; Fabrtcn zwischen Dresden Pirna und LrcSde», Meißen wieder auizunehincn. und zwar Vorm. 8, io. >2. :« u. 4 nach Pillnitz, I u. 2 nach Pirna u. 5, nach Loschwst Blascwitz. Nach Meißen fährt nur Nachm. 2 Uhr ein Dainpsschifs. DaS letzte Schiff von Pirna trifft Abcntö 5^ in Dresden ein. — Gewcrbevercin, a in 1 3. N ov c», be r. Herr Kaui- mann Harnapv bezeichnest vor Kurzem ein Wcilmcsscr für Huibcschlag a!ö eine amcrikanische Ernnoung. Ein Schreiben an den Vorstand bestreitet ticö und nennt tasielbe arabischen Ur sprungs. Vor ca. Iä Jahre» durch Graf Einsiedel nachDret-den gebracht, wurde cö durch die Firma E. F. Stunde. Dresden, wesentlich verbessert in den Handel Angeführt. — Herr Lukbardt knüpft an den Vortrag des Herrn Waller in letzter Sitzung an und erwähnt, daß die bairischen Gcwcrbevcreinc sich z» einem großen Verbände zusammeiigcthan. nm so mehr und ersprießlicher wirken zu könucn. 'Namentlich bezwecke man dort auch die Gründung weiterer Geweibcmiisrcn. Der Dresdner Gewerbere:«.'!» möge nicht länger znrückbicibcn. sondern ebenfalls mit der Gründung eines solchen Museums vergeben. Herr Vorstand Walter ent gegnet, daß dies schon längst seine und des VcrwaltuugSrathS LlebliiigSIdee gewesen. Inzwischen habe aber die Negierung daS hiesige arniistgewerbcmuscum in ö Leben geruien und der Gewcrbcverein könne doch unmöglich die Regierung in dieser Hinsicht übcrbictcn. Zwei dergleichen Anstalten in einer Stadt (und der Gcwcrtevcrcln müsse mit der scinigcu aus materiellen Gründen doch immer dahinter bleiben) sei wehl zu viel verlangt. Ucbrigens werde die Benutzung der obigen Samm» iiliigen demnächst wesentlich erleichtert und erweitert werden. — Herr Nähmaschincnfabrlkant Naumann erörtert in längerem Vor trage Folgendes. Professor Rcnlcaur habe einen Vorläufer ge habt, der einen Zweig der deutschen Industrie nicht be- sondern ver nrtbcilt. Es sei dies Herr Ingenieur Uhland, Vorstand der Polvtechniieben Gesellschaft in Leipzig, Redacteur einer technischen Zeitschrift. Derselbe habe, wohl nicht, wie ein übelwollendes Ge rücht behaupte, weil die Herren Neidlingcr n. Eo. i! in eine alte Nähmaschine gegen eine neue umgetauscht, aber ans bic-her noch nncriorschten Grünten, ticOrigiual-Singcr-Nähmaschincniür die besten erklärt. Die Agenten der Singcr-Mannsacturh leiteten nun dies Urthtll ln höchstmöglichstem Maße anS und daö Publikum glaubte ihnen, weil cö nun einmal ausländisches Fabrikat deut schem vorzöge. Die deutschen Siähmaschincniabrtkantcn wurden bei dem Vorstände der Leipziger Polytechnischen Gesellschaft vor stellig und derselbe veranstaltete, um der Singer-Maschine Ge legenheit zu geben, den Beweis ihrer Vorzüglichkeit zu liefern, ein Prciswettnähen. A!S ob man dabei die Güte des Fabrikats, die Feinheit und Sauberkeit re. Nachweisen könne. Zu einem Preiöwcitnähcn bedürfe man nur einer gcüblcn Näherin und die hätte die Singcr-Gcsellschast allerdings in großer Zahl zur Ver fügung gehabt. Die kcntschen Fabrikanten proiestirtcn gegen dieses Wctlnähen; cö fand dennoch statt; nur zwei kleine deutsche Fabriken nahmen Theil. Selbstverständlich siegte die Singer- Maschine; indes! erhielt eine der beiden deutschen Fabriken den selben Preis, »ne ohne Ehrendlplom, weil bcran dcrMaschlne be schäftigte Arbeiter etwas längere Zeit brauchte, um ein gleich vorzügliche Arbeit zu liefern. Ob da nicht einzig der Arbeiter der Tüchtigere gewesen nnv nicht die Maschine? Die aburthci- lcndc Eommlssion sei auö Kansteutcn. Schlossern, Kürschnern re., alw saft nur Nicht,'achinänncrii zusammengesetzt gewesen. Der Vorstand teS Dresdner Gcwerbevercinö möge nun eine Gegen« concurrcnz arrangircn. Er, Redner, habe eine Singcrmaschlne, taut Ecrtifieat echt, and Kassel bezogen, die er hierzu zur Ver fügung stelle. Eine Commission von Sachverständigen möge die selbe und mitauözustellente Fabrikate deutscher Nähmaschincn- labriken prüfen und ein unparteiisches Urthcil darüber ab- gcben. Die Produkte seiner Fabrik sollten dabei, da er den Antrag gestellt, ganz außer Concurrcnz bleiden. Man müsse dem Pnblikuin zeigen, daß cö für sein gutes Geld auch In diesem Fabrikate im Jnlande gleich gute Waare erhalten lönnc. Herr Vorstand Walter meint, daß zu der betreffenden Jury sicher auch Leute auö der in Leipzig in Tbätigleit gewesenen Eommlssion zugezogcn werden müßten, salis der Vorschlag zur AnSiühruiig gelange, doch wolle er die Sache erst mit dem Vcrwaltungorathe besprechen und nlödann erst Wei teres darin perfügcn. Herr Kaufmann »loch, auö Firma Roch und Bödme, Dresden, Schössergaffc, legt Proben von patentir- icm Hartgiaö der Hildcbrand'schen Glasfabrik zu Schecktha! bei Kamcnz (arindcrmilchstaschen, Trinkgläser, Lampcn-Eyllndcr» vor und unterzieht dieselben einer schweren Probe. Mit einer Milchflasche wurde ein Nagel durch zwei 2 Zoll storic Bretcr getrieben, ohne daß die Flasche eine Beschädigung crütt. Selbst von der Höhe einer Stube herunter geworfen, springt dieselbe nicht. Man kann heißes Wasser hincingleßcn und dieselbe dann in Schnee stellen, sie bleibt ganz. Mit einem Cylinder ließ sich ein kleinerer Nagel i» ein Brct treiben. Dergleichen Milch- Flaschen kosten 40 Pfennige, Bleigläser - unten aus- gcschliff'cn - ebenfalls 40 Pfennige, Lampen-Cylinder baden ungefähr denselben Preis. Svätcr verliest Redner noch eine famose sübcrspaimtc) Rcelame, die die Amerikaner stir ihre HartglaSiabrikate machen. Den Hauptdortrag hielt Herr I)>. Dochu: DaS Pnrttancrthuin in bcr Weltgeschichte. Ter 10. Novcmber gab Deutschland 3 große Männer: Luther, Schiller, Scharnhorst. Im November starb auch John Milton, der puri tanische Dichter nnd Gelehrte. Redner gebt sodann aui die Vor läufer der Reformation ein, schildert die Sittenlosigkeit am eng lischen Könlgöboic, die den Hauptanstoß zur Gründung des Pnri- tauerthlims gegeben, gicbt ein Cbargktcrbild deö gewaltigen Eromwcll, der Karl I. aus dem Schaffet enden ließ und schließt mit dein Hinweis ans die Wirksamkeit der Puritaner In Amerika, wo sic am Ende 1620 den Grund zu dem blühenden Staate Massachnssctö legten. Herr!),-.Doch» sowohl aiö HerrRanmann fanden reichen Beifall. — Nach der im NcichS-Eisenbabnamt ausgestellten Nach- wcisung über die aui den Eisenbahnen Deutschlands erci. VaicrnS vorgekemmenen Unfälle waren Im Monat Sep tember d. I. Im Ganzen zu verzeichnen: 2.', Entgleisungen und 20 Zusammenstöße fahrender Züge, und zwar wurde» hiervon I I Züge mit Pcrsonenbcsördcrimg — von je > I.üB.» Zügen dieser Gattung Einer — und 34Gü'rrzüge rcsp. Iccriahrendc Maschinen betroffen; ferner 41 Entgleisungen und 21 Zusammenstöße beim »längsten und 61 sonstige Bctricböcreignissc Mebcriahren von Fuhrwerken aus Wcge-Ucbergängcn, Delcctc au Maschinen nnd Wagen re.). In Folge dieser Unfälle wurden: 3 Personen ge- ttbtct l l Passagier und 2 Beamte), 27 Personen verletzt ,6 Passa giere, 18 Beamte und 3 sremdc Personen); 61 Thicre getödtct, 3 2hlc>c verletzt und 72 Fahrzeuge erheblich und 190 unerheblich beschädigt. Außer den vorstehend auigeführtcii Verunglückungen von Personen kamen. größtcnthcilS durch eigene Unvorsichtigkcst hervorgernfen. noch vor: 43 Tödtungen il Passagier, 22 Bahn-
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