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> 1878 i. ^s. § Der Friede mit Rom und die Centrumspartei. R.l-.L. Herlin, 6. Nov. In unsern ultramontanen Kreisen spielt sich zur Zeit eine merkwürdige Bewe gung ab. Nach den verschiedensten Anzeichen kann es als feststehend betrachtet werden, daß die in Kissiugen eingeleiteten Friedensverhandlungen ihr stärkstes Hin derniß in der Existenz der CentrumSpartei gefunden haben. Den Führern der Partei ist bei dieser offen kundigen Thatsache nicht wohl zu Muthe; sie fürchten, daß per wirklich friedenSbedürftige Klerus und das für den „Kampf um jeden Preis" nichts weniger als be geisterte Volk sich,in der.That von ihnen abwenden könnten. So werde» denn jetzt die größten Anstren gungen gemacht, die Frage der Verständigung zwischen Staat und Kirche und die Frage des Fortbestandes der Centrumspartei durchaus voneinander zu trennen. Allem Anschein nach ist es der Plan, durch allerlei Kundgebungen aus Wählerkreisen diese Trennung an erkennen zu lassen und gestützt darauf das Centrum als „selbständige politische Partei" zu behaupten. In dieser Richtung ist von Interesse die Resolution einer am Sonntag in Köln gehaltenen WLHlerversämm- lung, in welcher in Anknüpfung an die Stellung der IameS Fazy s. Der «Bund» schreibt über den Tod Fazy'S, worüber wir gestern Mitteilung machten: „Am 5. Nov., früh morgens, ist einer der ver dientesten Manner Genfs gestorben, Jame» Fazy. Er war einer der hervorragendsten Vertreter des schwei zerischen Radikalismus und ein fähiger und schöpferi scher Kopf, der sich aber in seiner Stellung als Staats mann nicht immer charakterfest und uneigennützig er wies, indem ihm die persönliche Machtstellung oft höher stand als das öffentliche Wohl. Immerhin sind seine Verdienste sowol um sein engeres Vaterland als auch nm die Schweiz so bedeutend, daß eS »«gezeigt ist, dem Verblichenen einen kurzen Nekrolog zu widmen. IameS Fazy ist geboren in Genf den 12. Mai 1796. Er stammt aus einer französischen, nach Auf hebung des Edikt» von Nantes m Genf eingewander ten und dort seit 1735 eingebürgerten angesehenen Familie. Er widmete sich in Paris rechts- und staatS- wissenschaftlichen Studie», nahm Antheil an den Käm pfen der liberalen Opposition gegen die Restauration und bethätigte sich als Schriftsteller und Mitarbeiter verschiedener oppositioneller Blätter. So war er Chef redakteur der »Revolution», als welcher er am 27. Juli 1830 die Protestatio« der Journalisten gegen die Or donnanzen unterzeichnete und die Candidajur des Her zogs von Orleans bekämpfte. Nach der Thronbestei gung des letzter« gründete er die Revue republicaine, entschloß sich dann aber wegen der gegen die demo kratische Presse eingeleiteten Verfolgungen im Jahre 1833 zur Rückkehr in die Heimat, wo . er sich bald zu Ar. S63. -Kiwi,. Nchk ag und Nach) r Börse, Rasch- Tagesdienst). Haus am Au- mt I), auf dm äserl. Postamt Zahnhofe (Kai-! dem Silenbnr- stamtVIUM !Üung (Kaus'! »i«u- , lvo, n» 20 »»e«. > LS Uarli. ixm-vxt- l> LIK. - tzu-litLt, >>or)LLNN« ma traullo. eslau. (freiconsevvativ) mit 538 von 947 abgegebenen Stim men wiedergewählt. Der von der CentrumSpartei auf- matischen Vertretung Italiens im Auslande Graf Corti für den Botfchafterposten m Paris und Graf Tornielli-Brusati di Vergano, unter dem Ministerium DtpretiS Generalsekretär im Ministerium deS Aus- wärtigen, für den Bolschafterposten in Konstantinopel in Aussicht genommen sei. *LonVon, 7. Nov. vormittags. Nach einer Mel- Lung der Times aus Philadelphia vom 6. Nov. wurde der Demokrat Wade Hampton mit großer Majorität zum Gouverneur von Südcarolina gewählt. Die Republikaner wählten Head zum Gouverneur von Newhampshire. ichten. Max Lange wig Rau.— Schef Franz frl. Hedwig v- icke». — Hr. ma mit Frl. Laucha. ilgel in Leip» m» Erlau. kau mit Frl. annin Sttix- Oehmicheill Sohn. — Hrm I in Sohn. -I Leipzig eiml loaäso un<i<t«w oeotlioll »I» ei» uock loväoovr lokuilc uns 6«, Mio (tsuso Ser »ri», um nacd Seo lem itlustrii'- ^vkütirt. f3082j Centrumsfraction zum Socialistengesetz gesagt wird: Nicht minder verfehlt ist das Bestreben dieser selben Organe, die Haltung der Tentrumsfraction in einer rein politischen Angelegenheit als einen stichhaltigen Grund fiir das Scheitern der mit dem apostolischen Stuhle angeknüpften Berhandl.ungen jn der kirchenpolitischen Frage darzustellen. So freudig wir die Thatsache der Anknüpfung solcher Ver handlungen begrüßt habe», so gänzlich aussichtslos erscheinen nn» dieselben^ wenn sie als ein Mittel behandelt werden svüten. die politische Selbständigkeit der LentrumSPartei zu gesetzt gestörten Frieden» zwischen Staat und Kirche wird Hje-Krchenpolitische Frage als solche und für sich in Be tracht ziehen müssen. " Ueberzeugt, daß unsere Vertreter einer sunt dem apostolischen Stuhl zu treffenden Verein barung bereitwillig zustimmen, vertrauen wir gleichzeitig, daß dieselben der Heibelsührung eines kirchenpolitischen Aus gleiches niemals die politischen Rechte des deutschen Volke» zum Opfer bringen werden. Ferner wird in einem von der «Germania» ver öffentlichten Schreiben de» Wahlcomitt der CentrumS partei im Wahlkreise Trier an den Abg. Majunke gesagt: So schwer auch die Leiden de» „Lulturkampfe»" uns Barth, geb. u Anna vcrir- ipzig. — F-l- . — Hx. Ei' s g in Johani!' Arzt I. H- llfred Krause und Handelt'! Schönefeld. l» in Leipzig, Katholiken betroffen haben, wir halten fest daran, daß unser gute» Recht auf die n-thwendige Freiheit uuserer Kirche nicht Gegenstand politischer Abmachungen werden dürfe, welche die bürgerliche Freiheit zu schädigen geeignet wären, ohne die kirchliche Freiheit wahrhaft zu sichern. Wir haben einem,der einflußreichsten Führer der Opposition empor- schwäng. Bereits im Jahre 1826 hatte er das Jour nal de Geneve gegründet, mußte jedoch dasselbe wegen seiner Theilnahme au der französischen Politik wieder aufgeben. Er leitete sodann die Revue de Geneve, das Organ der bisher in Minderheit gebliebenen ra dikalen Partei. Es gelang nun Fazy bald, die ver schiedenen Elemente der Opposition zu sammeln und gegen den StaatSrath eine mächtige Coalition zu or- ganisiren, deren Resultat der Sturz der bisherigen Regierung war und welche die Einführung einer neuen demokratischen Verfassung im Jahre 1842 zur Folge hatte. Fazy wurde in den neuen Großen Rath ge wählt, in welchem er für die Einführung des allge meinen Stimmrecht« und der Jury in die Schranken trat. Als nun zwar die Radikalen im Municipalrath der Stadt den Sieg davontrugen, die Conservativen dagegen im StaatSrath und im Großen Rath, so ent standen verschiedene Reibereien, die zu dem bewaffneten Aufstande vom 13. Febr. 1843 führten, der zum Zweck hatte, eine provisorische Regierung einzuführen, aber an der Haltung der Miliz scheiterte. Als die schwankende Politik des genfer StaatS- raths in der Jesuiten- und Sonderbundsfrage am 6. Oct. 1846 zu einer abermaligen und diesmal durchgreifenden Revolution führte, trat Fazy an die Spitze der eingeführtcn provisorischen Regierung und brachte mit Hülfe seiner Partei (der sogenannten Ra dikalen) eine Verfassung zu Stande, in welcher Pa» demokratische Princip seinen entschiedenen Ausdruck fand. Fazy wurde sodann Abgeordneter in der eid- genössischen Tagfatzung, wo er für sofortige Aufhebung gestellteGegencaudidat GrafLazy-Henckelarhielt^^, »«^r Srdtr Verwarwu erwef^ Versuch der Herfiel- ,Stimme«. lpqg de» zum schwerste» Schaden von Land und Volk fort- 7. Nov. Der Kölnischen Zeitung wird ' S^g'Mt-nKed^ Kttche wird ans Rom gemeldet, daß nach den neuesten Angaben alber die bevorstehenden Veränderungen in der dipla- Telegraphische Depeschen. * Srieg, 7. Nov. nachmittag». In Gegenwart de« Kronprinzen sowie der Prinzen Karl, Friedrich Karl, Albrecht und de« Prinzen August von Würtemberg, denen sich in Breslau der Oberpräsident v. Putt- kamer und der commaudirende General Graf Branden burg angeschloffen hatten, fand um 4 Uhr die Ent hüllung de« Denkmal» Friedrich'« de« Großen statt. Der Kronprinz wurde am Bahnhofe von dem Festausschüsse empfangen und von dem sehr zahlreich versammelten Publikum mit enthusiastische« Zurufe« begrüßt. Se. kaiserl. und königl. Hoh. begab sich so fort nach dem Festplatze. Die Feier wurde mit dem Choral „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'" eiu- gelritet; alsdann fiel auf Befehl des Kronprinzen die Hülle de« Denkmals.^ In diesem Augenblicke erscholl «in begeistertes Hoch auf den Kaiser, woran sich die Abstngung der Nationalhymne schloß. Der Landrath v. Reuß Hielt darauf di« Festrede und übergab das Denkmal der Stadt Brieg. Nachdem der Bürger meister Heideborn daS Denkmal übernommen hatte, brachte derselbe ein Hoch auf den Kronprinzen aus, in welches die Anwesenden enthusiastisch einstimmten. Der Gesang „Sslvttm koo regem" bildete den Schluß Ler Feier:. Se. kaiserl. und königl. Hoh. besichtigte alsdann das Denkmal und äußerte sich sehr befriedigt über dasselbe. Ueber die Enthüllungsfeier ließ höchst- derselbe alsbald eine Depesche an Se. Maj. den Kaiser abgehen. Nachdem, der Kronprinz noch Pas alte Rath- haus in Augenschein genommen hatte, erfolgte die Rück kehr'«ach Breslau, wo im, Schlosse ein kleineres Diner stattfindet, dem der Festausschuß und die Spitzen der Behörden beiwohnen werden. *Sruth«w, 7. Nov. Bei der heute hier stattge habte« anderweiten Wahl eines Landtag »ab geord nete« wmde der Oberberghauptmann 0r. Serlo ^Äthea, 7. Nov. Da» neue Ministerium ist folgendermaßen zusammengesetzt: Comunduro» Inneres und Justiz, BonbouliS Krieg und Marin«, ArgerinoS Unterricht und Cullys - Delyanni Auswärtiges und Finanzen. Die Minister leisteten heut« den Eid auf die Verfassung. bjsbex in der Eeyttum«sracti»n mit Freuden die wahre unp unerschütterliche Vertreterin nicht blo» der religiöse», sonder» auch der bürgerlichen Freiheit gesehen, uud ««- blicken gerade in dem Festhalten der Fraktion an diesen, Grundsätzen und Bestrebungen eine sichere Gewahr einer bessern Zukunft. Mau muß sagen: die Taktik ist nicht schlecht be rechnet. Das Centrum hat es verstanden, sich der großen Masse deS katholischen Volkes als den allein zuverlässigen Hort der bürgerlichen Freiheit darzn- flellen, warum sollt« eS nicht in dieser selben Masse den Glauben erwecken können, daß seine Beseitigung die Vernichtung der bürgerlichen Freiheit bedeuten würde? Die Losung lautet also: „Nimmermehr darf der Friede zwischen Staat und Kirch« erkauft werden, durch die Aüflösung der CentrumSpartei!" Gewinnt diese Losung maßgebende Bedeutung für den bisherigen Anhang des CentrumS,. s» werden freilich alle Ver handlungen mit Rom nicht zu einem nennenSwerth«« Ergcbniß führen können. Dey« die Auflösung der CentrumSpartei — so ist wenigsteys unsere Meinung —' ist die Vorbedingung einer aufrichtigen und dauer- verheißenden Verständigung. Um das wahre Wesen der CentrumSpartei zu er kennen, braucht man sich nur ihxes Ursprunges zu, erinnern, Haben wir es nicht alle miterlebt, wi« ini Herbst 1870, während Kopf und Herz unserer Nation bei unsern Kriegern in Frankreich waren, diese Partei wie mit einem Zauberschlage ohne jede in un? fern innern Verhältnissen liegende Nöthigung eutstan- den war? Bis dahin waren die katholischen Autori täten bis hinauf zum Papst voll deS Lobes über die der Kirche in Preußen gewährte Stellung gewesen. AuS welchem Anlaß bildet« sich jetzt plötzlich im preußi schen Abgeordnctenhause, inmitten der politischen Volks vertretung eines paritätischen Staates, eine konfessio nelle Fraktion mit dem Programm, „insbesondere für die Freiheit und Selbständigkeit der Kirche und ihrer Institutionen einzutreten"? Aus welchem Anlaß trat man in die Wahlbewegung zum ersten Deutschen Reichs tage, dessen Competenz sich auf daS Verhältniß zwi schen Staat und Kirche M nicht erstreckte, mit dem Aufruf ein, Männer zu Wählen, welche „die kirchliche Freiheit und daS Recht der Neligionsgesellschaften gegen möglich« Eingriffe der Gesetzgebung sowol als gegen feindliche Parteibestrebungen entschieden gewahrt Mffen wollen"? Kein Mensch ist darüber im Zweifel: es handelte sich lediglich um einen Vorwand, um unter der Gunst deS Augenblicks in Deutschlands gesetzgebend« Faktoren jenen weltbeherrschenden Einfluß hiNeinzu- tpagen, den daS unter PiuS IX. zur höchsten Aus bildung gelangte System der römischen Kirche auch in politischen Dingen vindicirt. Die CentrumSpartei ist also recht eigentlich das am grellsten in die Augen springende Product jener Bestrebungen, gegen welche Reich und Staat in einer seit 1ß72 erlassenen Reihe von Gesetzen sich zu wahren genöthigt waren. Und jetzt sollte mä» an chs'' — ' ' des Sonderbundes stimmte. Auch wählte ihn das Volk zum Mitglied des neuen Großen RatheS und pes Staatsrathes und er übte fortan in allen wichtiger» schweizerischen und genferischen Angelegenheiten ein«« großen Einfluß aus. Als «zweiter Haußmann» er warb er sich große Verdienste namentlich um dje Er weiterung und Verschönerung der Stadt, di« seitdem in großartiger Weise sich emporgeschwungen hat und wol auch «Klein-Paris» genannt wird. Im Jahre 1847 sandte ihn der Canton Genf in die Tagsatzung, welche die neue eidgevössischx Bundes verfassung ausarbeitete, und er war dann später auch Mitglied der Bundesversammlung. Der Sturz der französischen Republik erschütterte auch die Autorität der genfer Radikalen. In Genf selbst rief Fazy'« persönliches und parteiisches Regi ment eine Opposition ms Leben, welche sich zum Theil aus Altconservativen, zum Theil aus Ultraradicalen zusammensetzte. Diese Coalition siegte bei den Staats- rathSwahlen im Jahre 1853, wurde aber schon nach drei Jahren wieder gestürzt und Fazy'S Regiment war wtzt, indem er auch die Katholiken durch gewisse Concessio- nen zu gewinnen wußte, eine Zeit lang sehr populär. Als Mitglied des StänderathS nahm Fazy 1856 leb haften Antheil au den Debatte» über die Neuenburger Frage und zeigte sich im Preußenhandel als eifriger Verfechter der schweizerischen Nationalität einerseits, der cautonalen Souveränetät andererseits^ Allein bald riefen seine Finanzvergeudung sowie seine parteiische und willkürliche Staatsgebarung eine neue Opposition hervor, die sich den Namen «Independen ten» beilegte und bei den StaatSrathSwahlen im Herbste Deutsche Mgeuieiuc ZÄuug. ZU «Wshrhtit iid Necht, Freiheit »b Gesetz!» »t»«p,. ige Pri»cipien- g es erwünscht «. f«083j V., IvPriM Huslsnttos.