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ERSTES ABONNEMENT-KONZERT IM SAALE DES GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG DONNERSTAG, DEN 6. OKTOBER 1910. Leitung: Professor Arthur Nikisch. ERSTER TEIL. Ouvertüre zu »König Manfred« (Op. 93) von C. Reinecke. Ellens drei Gesänge aus Walter Scotts »Fräulein vom See« von F. Schubert (instrumentiert von Henry Wood), vorgetragen von Frau Julia Culp. a) Ellens erster Gesang. Nicht der Trommel wildes Rasen, Nicht des Kriegs gebietend Wort, Nicht der Todeshörner Blasen Scheuchen deinen Schlummer fort. Raste, Krieger! Krieg ist aus, Schlaf den Schlaf, nichts wird dich wecken, Träume nicht von wildem Strauß, Nicht von Tag und Nacht voll Schrecken. In der Insel Zauberhallen Wird ein weicher Schlafgesang Um das müde Haupt dir wallen Zu der Zauberharfe Klang. Feen mit unsichtbaren Händen Werden auf dein Lager hin Holde Schlummerblumen senden, Die im Zauberlande blüh’n. Nicht das Stampfen wilder Pferde, Nicht der Schreckensruf der Wacht, Nicht das Bild von Tagsbeschwerde Stören deine stille Nacht. Doch der Lerche Morgensänge Wecken sanft dein schlummernd Ohr, Und des Sumpfgefieders Klänge Steigen aus Geschilf und Rohr. b) Ellens zweiter Gesang. Jäger, ruhe von der Jagd! Weicher Schlummer soll dich decken! Träume nicht, wenn Sonn’ erwacht, Daß Jagdhörner dich erwecken. Jäger, ruhe von der Jagd! Schlaf! Der Hirsch ruht in der Höhle, Bei dir sind die Hunde wach, Schlaf, nicht quäl’ es deine Seele, Daß dein edles Roß erlag. Jäger, ruhe von der Jagd! Weicher Schlummer soll dich decken Wenn der junge Tag erwacht, Wird kein Jägerhorn dich wecken. Jäger, ruhe von der Jagd! Ellens dritter Gesang. c) Ave Maria! Jungfrau mild, Erhöre einer Jungfrau Flehen, Aus diesem Felsen starr und wild Soll mein Gebet zu dir hin wehen. Wir schlafen sicher bis zum Morgen, Ob Menschen noch so grausam sind. O Jungfrau, sieh der Jungfrau Sorgen, O Mutter, hör’ ein bittend Kind! Ave Maria! Ave Maria! Reine Magd! Der Erde und der Luft Dämonen, Von deines Auges Huld verjagt, Sie können hier bei uns nicht wohnen. Wir woll’n uns still dem Schicksal beugen, Da uns dein heil’ger Trost anweht; Der Jungfrau wolle hold dich neigen, Dem Kind, das für den Vater fleht! Ave Maria!