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Dresdner Journal : 07.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188701071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-07
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 07.01.1887
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mar. (Pro- co 156—175 M G, Mai- Juli 172,00 Roggen loco 35,75 M. G., , Juni-Juli nchend. Spiri- cil-Mai 38,60 K G., Juli. gek., ruhig. April-Mai !6,60 M. G, M G , Mai-Juni -r: Frost, »n . . . 5 . . . . 5 etersburg. 3 !l . . . 3 1. Januar, liger befriedi ge besten, so schwach ent >enz sich etwas >n mit „matt" Nachrichten, flussen können, >ffen und da täglich bester erwarten dür- egung weitere Bon den lei- notierten an m Schluß auf sie inzwischen en. Diskonto- 207,10. Hier leinen ziemlich lachten wieder 3^> Remlen gesetzt wurden, rudert, ebenso resdner,von 17 w- behaupteten jchen Fonds größ. Consols gen sehr sttll. «Kurs, l884er Unter Banken o,üo besser, rk waren fest, lten Verhältnis ind vermochten oas mehr Gr- hervorzuheben. en sich einen Papierfabrik, r 1^ erholen, Hammer waren mann besserten en zeigten sich 0,50 bester. 2^,, Greizer, Brunner wenig escllschasten ge- l den diversen n unverändert !lche in echt den Verein 0,1.« zum Besten listigen In hen, ergeht Sitte, dem- rc Aufträge xpevttion, der Welt ' und " lrt zu-'. . »rovi». ebensves' ige Blät , zu erteil, " n Drelle» - Invaliden, O -Bureau, I rkauf für V nd das Re I iöittxl. ttsri« en. elle siutit, e zu ver hat, ein lück zu ver wünscht, ein ichtigt, eine nirgut rc. re Heir-t Gestt,äft6- gcdenkt — recken an die iLoälacken n (L(o. sn, die vromp- ktokrrteO» nacht. Ent- Bekannt gefälliger ig von bil« a - Voran- nko, desgl. :em Bureau e an unsern «r. Deise. i» DrrSde« >87: .1? I 7» 4n»i,rU»tt>ä«« äovtickeu ^krliob 1» Karle tritt?o»t- unä ^MrUcv: 4 Karle 50 ?s 8toa»p«l,u.cll^ bmru. Lill»«!»« Kummern -10 kr. ^n>eüuä>gung«gkl»Ndrea t ?tlr äon Raum einer gs,paitouon 2oils lclsinor 8okrikt 20 ?k vntor äi« 2«ilo 50 Lk Loi T»b«U«u- u. 2lü«rn«t« ontapr. ^ufaodlag. Lruokklnen t Utgliab mit ^nenattws äor 8oun- unä keiortn^o adonä». Freitag, den 7. Januar, abends. AkSlMtrAmlmal. 1887. Luu»tt»m« »on LukNastrullss«» »aiM-rt»» Lotxetg: Lran Lttetter, Oommi—ionLr Ua» ttre»äa«r iournal»; Lamdarx - L»rti» - Vj.o - l,«tp»tU La»«1-Lr«,1»a-krimtttar< ». i/aaeenetein ^0A/er, 8»rUn-Vtsa-Lamdarx- ?r«ls - I.«>"»IU - kr»i>>ltvrt ». H. UL»ed«t: /talk, äko««,- kart« I-ovckon - L«rU» - ^ranirturl » U »tuttgarl: Daud« <-k?o.,' L«rUa. /noaklcien^an/:, Lr«m«a: L Schott«,' Nr»,1»a: D. ÄanAen'» L^eau <Lm»k LfabatdD Svrlltar D LktUler'« ^acd/oiAer,- S»nnor«r: O. sc^ü«i«r,' L»U» ». 8.: LarcL <S 60. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Dlto Vanck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. Nerunagedor r Kvuigl. Lupettition äs» l>r«,äo«r äonnuU», Dr»»äsn, 2ving«r»tri»»»« Ho. 80. Amtlicher Teil. Dresden, 3. Januar. Se. Majestät der König staben dem in den Ruhestand getretenen Vermessungs ingenieur Döring in Oschatz das Ritterkreuz 2.Klasse vom Albrechtsorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Premierlieutenant a. D. und Telegraphen- Direktor zu Dresden Vitzthum von Eckstädt die Erlaubnis zur Anlegung des demselben verliehenen Königlich Preußischen Rothen Adler-Ordens 4. Klasse zu ertheilen. Mchtamtlicker Teil. Telegraphische Wachrichterr. Berlin, 6. Januar. Se. Majestät der Kaiser hat auf die aus Anlaß des Jahreswechsels dar- gebracdte Glückwunschadreffe der Stadtverordneten von Berlin folgende Antwort erlassen: ,Zn der Adresse, welche Mir bei dem Eintritt in das neue Jahr von den Stadtverordneten von Berlin überreicht worden ist, haben die erneuten Versicherungen der Treue und Ergebenheit Mich auf das Angenehmste berührt und Ihre innigen Glückwünsche Mir ungemein wohlgethan. Ich weiß diese Gesinnung, welche in der Bürgerschaft Berlins Mir fast täglich vor Augen tritt, hoch zu schätzen und danke Ihnen von ganzem Herzen dafür. Im Gefühl tiefster Dankbarkeit empfinde auch Ich es als eine seltene Gnade Gottes, daß Mir in Meinem Alter die Kraft erhalten geblieben ist, um unentwegt Mich den Pflichten des von Gott Mir zu gewiesenen fürstlichen Berufes widmen zu können. Die Fürsorge für das Wohl Meiner Unterthanen ist die höä ste Aufgabe Meines Lebens Ich werde in Meinen Bestrebungen, sie zu erfüllen, nicht müde werden und hege das Vertrauen, daß unter dem Schutze des Friedens, den Gott der deutschen Nation erhalten möge, der Erfolg davon nicht ausbleiben werde. Berlin, den 5. Januar 1887. Wilhelm." London, Donnerstags k. Januar, abendS. (W. T B.) Nachdem der Gouverneur von Canada, Marquis v. Landsdowne den Posten eines KrügS- Minister» abgelehnt hatte, da er Canada gegen wärtig nicht zu verlassen wünsche, hat der biS- herige Staatssekretär der Kolonien, Stanhope, den Kriegsministerposten angenommen. Dresden, 7. Januar. Der Dank des Kaisers an die Armee. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht zur Mitteilung ^as Heer folgenden Erlaß des Kaisers an den "lo rinzen: ' , „Ew. Kaisers und Königl. Hoheit Haven Mir heute in Ihrer n o^enschast als rangältester Generalfeldmarschall der Armee — Heben von einer die einzelnen Teile derselben repräsentieren- M.tch hohen Generalität — die Glückwünsche der Armee zu Meinem 80jährigen militärischen Dienstjubiläum ausgesprochen. Ich habe Ew. Kaiser!, und König!. Hoheit und den Sie umgebenden Generälen aus warmem und tief bewegtem Herzen gedankt, empfinde aber das Bedürfnis, Meinen Dank auch an die ganze Armee weiter gehen zu lasten und an dem heutigen Tage auch an diese einige Worte zu richten. Die Armee weiß, wie nahe sie meinem Herzen immer ge standen hat, und sie wird verstehen, welche Empfindungen Mich heute in dem Gedanken bewegen, ihr nun 80 volle Jahre an gehört zu haben. Es ist eine lange und wahrlich eine wechselvolle, ereigniS- reiche Zeit, die heute an Meiner Erinnerung vorbeigeht. Be ¬ ginnend in ernsten Tagen schwerster Prüfung, habe Ich wohl auch in ihrem weiteren Verlaufe mancher Sorge und manches Tages, wo Mir das Herz schwer war, zu gedenken, aber es sind deren doch nur sehr wenige gewesen im Vergleich zu den vielen des Glücks und der Freude, die Mir zu erleben vergönnt war. Mein Blick kann sich nicht in die Vergangenheit richten, ohne Mein tief bewegtes Herz von Tank für die Gnade des all mächtigen Gottes überströmen zu lasten, die wahrlich Großes an Mir gethan, die Mich so lange erhalten und die Mir soviel des Glücks gegeben hat. Und welchen Wechsel hat die Armee in diesen 80 Jahren mit Mir erlebt! Sie stand, als Ich in dieselbe trat, nach dem schwersten Schlage, der Preußen jemals getroffen, zurückgedrängt an die äußersten Grenzen des Reiches, aber der Soldatensinn, den Meine glorreichen Vorfahren in sie gepflanzt, blieb ungebrochen und trieb bald neue Keime. Das bethätigten, die schönste Er innerung Meiner Jugend, die Befreiungskriege, das erhielt sie sich in der treuen Arbeit einer langen Friedenszeit, und die Ruhmesthaten der Armee in neuester Zeit bezeugen wahrlich, daß dieser Sinn in voller Kraft erhalten und weiter ge diehen ist. Ich habe viele Veränderungen mit der Armee erlebt, in ihrer äußeren Form — in ihrer Truppenzahl —, Ich habe die Bereinigung mit den deutschen Kontingenten sich vollziehen und die Marine entstehen sehen —, es sind unter Meinen Augen Generationen durch die Armee gegangen, aber innerlich in den Herzen und dem Empfinden der Armee giebt eS keine Veränderung. Den Sinn für Ehre und für Pflicht über Alles hoch zu halten und jederzeit bereit zu sein, das Leben dafür zu lassen — das ist das Band, welches alle deutschen Stämme eng um schließt, welches Enkel und Urenkel jetzt eben so fest wie früher die Vorfahren vereinigt und welches Meine Regierung mit Siegen geschmückt hat, deren Ich heute als der hellstrahlendsten Stellen Meines militärischen Lebens in hochgehobenster Empfin dung gedenke. Es ist wahrlich eine hohe Freude für Mich, an dem heu tigen Tage in solcher Weise zur Armee sprechen zu dürfen und über diese 80 Jahre sagen zu können, daß wir sicherlich, voll und ganz, fest zu einander gehört haben, Ich mit Meinem gan zen Herzen und Denken, die Armee mit vollster Treue, Hin gebung und Pflichterfüllung, für welche Mein Dank und Meine Anerkennung die lebendigste Empfindung Meines Herzens bis zu Meinem letzten Atemzuge bleiben wird." Diese Kaiserworte bedürfen in ihrer Einfachheit und treuherzigen Wahrhaftigkeit eigentlich keiner Er klärung; wohl aberfordern sie überall zu weiter Ver breitung an sichtbarer Stelle auf. Der Sache nach an die Armee gerichtet, gelten sie doch der ganzen deutschen Nation, aus deren Kraft und gutem Geist die Armee erwächst und immer neu geboren wird. Diese Einheit ist es, welche schlichten Biedersinn, Vaterlandsliebe und Ehrgefühl läßt zu großen Thaten kommen, sie ist es, welche Geschichte macht und für uns die Tage der Zukunft sicher begründet. In dieser Überzeugung floß gesegnet und ruhmreich das Wirken des greisen Fürsten dahin. Angelangt auf einer sel tenen Hochwacht des Lebens, giebt Er in Demut und hochgemutem Gottverlrauen Seinen Gefühlen Aus druck und was wir hören, erhebt und bindet Alle inniger und fester; denn es ist die offene Sprache eiues Mannes zu Männern, das liebevoll vertrauende Wort eines Vaters zu feinen erwachsenen Söhnen. Möge es Deutschland vergönnt sein, daß solch ein Herzens- und Heldenton nie und nimmer verklingt! Eay?sgtschich!k * Berlin, 6. Januar. Se. Majestät der Kaiser empfing heute mehrere höhere Offiziere und nahm dann die neue Rang- und Quartierliste für das Jahr 1887 entgegen. Später hörte der Monarch den Vortrag des Grafen Perponcher und arbeitete längere Zeit mit dem Chef des Milttärkabinetts. Bei Ihren Kaiser!, und Königl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin fand vor gestern nachmittags zu Ehren der noch in Berlin an wesenden kommandierenden Generäle der deutschen Armee ein Diner von einigen 30 Gedecken statt, an welchem außer den kommandierenden Generälen auch der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke, der Chef der Admiralität Generallieutenant v Caprivi, der Kriegs minister Generallieutenant Bronsart v. Schellendorff, die Generäle der Infanterie v. Voigts-Rhetz, v. Strub berg und v. Stichle und mehrere andere höhere Offi ziere, sowie die Damen und Herren des Kronprinz!. HofeS teilnahmen. Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Kronprinzessin zur Rechten saß der Generalfeld marschall Graf Moltke und neben diesem Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Victoria, links von der Kron prinzessin hatte ver kommandierende General des 9. Armeekorps, General der Infanterie v. Tresckow seinen Platz. Se. Kaiser!, und Königliche Hoheit der Kron prinz, welcher seiner erlauchten Gemahlin gegenüber- saß, hatte Platz zwischen den kommandierenden Gene rälen des 4. und 14. Armeekorps, Generälen der In fanterie Graf Blumenthal und v. Obernitz. Nach Auf hebung der Tafel verabschiedeten sich die kommandie renden Generäle von den Kronprinz!. Herrschaften zu ihrer bevorstehenden Abreise. Nach den „Berl. Pol. Nachr." bestätigt es sich nicht, daß der Reichskanzler Fürst Bismarck hier einzu treffen beabsichtigt. Graf Wilhelm Bismarck ist heute aus Friedrichsruhe hier eingetroffen. Oberst v. Hodenberg, Commandeur des Königl. sächsischen 2. Grenadierregiments Nr. 101 „Kaiser Wil helm, König von Preußen", ist wieder nach Dresden abgereist. Aus Heidelberg wird gemeldet, daß der Reichs- tagSabgeordnete Professor Ur. Roß Hirt gestern da selbst gestorben ist. vr.jur. Franz Karl Friedrich Eugen Roßhirt war geboren am 4, Februar 1820 zu Heidelberg, studierte 1836—40 an der Universität daselbst und trat 1841 in den badischen Justiz und Verwaltungsdienst ein, in welchem er (1877) die Stelle eines Oberhosgerichlskanzlers erreichte. Er führte als Großherzogl. badischer Bevollmächtigter 1858—59 zu Rom die Verhandlungen über die zwischen dem heil. Stuhl und Baden abgeschlossene Konvention In den Jahren 185»—61 und 1863—71 war yc Mitglied des badischen Landtags, 1868—70 Mitglied des deut schen Zollparlaments Im Reichstag vertrat er als Mitglied des Zentrums den 7. badischen Wahlkreis Offenburg-Oberkirch- Kehl. Für Abg. Ur. Roßhirt, welcher auch Mitglied der Militärkommission des Reichstags war, wurde schon bei seiner vor einiger Zeit erfolgten schweren Er krankung Domkapitular Ur. Moufang aus Mainz als Stellvertreter gewählt. Der ehemalige Staatssekretär des Reichsschatzamts v. Burchardt wurde zum Präsidenten der Seehand lung ernannt. Das Schulgeschwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Stein", „Moltke" und „Prinz Adalbert", Ge schwaderchef Kapitän zur See und Kommodore v.Kall, ist heute von St. Thomas in See gegangen. Wie die „Berl. Pol. Nachr." vernehmen, soll das zwischen Deutschland und Portugal getroffene Übereinkommen, betreffend die Besitzverhältnisse in Afrika, in Bälde dem Bundesrate und Reichstage zu gehen. Derselben Quelle zufolge liegt es in der Ab sicht, dem Bundesrate und dem Reichstage eine die Besitzverhältnisse deutlich veranschaulichende Karte zu- gehen zu lassen. Nach Zeitungsnachrichten, welche wiederzugeben wir wegen ihrer Unsicherheit Bedenken trugen, sollte der luxemburgische Generaldirektor der Justiz, Ur. Eyschen, in der dortigen Kammer erklärt haben, daß zwischen Deutschland, Frankreich, Holland und Belgien Besprechungen behufs Herbeiführung eines Über einkommens über ein gemeinsames Vorgehen bei Arbeiterunruhen stattgefunden hätten. Nun mehr schreiben die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." in dieser Angelegenheit: „Diese Mitteilung scheint, soweit wir in der Lage waren, Informationen einzuholen, insofern Deutschland in Betracht kommt, nicht zu treffend zu sein. Es dürfte jedenfalls nicht versäumt werden, zur richtigen Zeit in authentischer Weise den Sachverhalt klarzustellen." München, 5. Januar (W. T. B.) Die Mit glieder der hiesigen Künstlergenossenschast, die Zöglinge der Kunstakademie und der Kunstgewerbeverein brach ten dem Prinz-Regenten heule abend einen glänzen den Fackelzug dar. Maler Stieler hielt im Thron saale des Königl. Schlosses eine Ansprache an den Prinz-Regenten; die vor dem Schlosse versammelte zahlreiche Menschenmenge brachte stürmische Hochrufe auf den Prinz-Regenten aus. Stuttgart, 5. Januar. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Marie von Württemberg, älteste Schwester Sr. Majestät des Königs Karl von Würt temberg, ist, wie bereits kurz gemeldet, gestern nachts im Alter von 70 Jahren nach langen Leiden gestorben. Die Verewigte war die Tochter des verstorbenen Königs Wilhelm aus dessen erster Ehe mit Katharina Pau- lowna, Großfürstin von Rußand. Sie vermählte sich 1840 mit dem Grafen Alfred v. Neipperq und lebte nach dessen 1865 erfolgtem Tode in stiller Zurück gezogenheit in Stuttgart. Für sich selbst fast bedürf nislos, entfaltete sie eine Mildthätigkeit von beispiel loser Ausdehnung. Die sie überlebenden Geschwister, König Karl, Prinzessin Katharine von Württemberg und Prinzessin Auguste zu Sachsen-Weimar, entstam men der zweiten Ehe des verstorbenen Königs Wil helm mit der Königin Pauline (st 1873); der ersten Ehe des Königs war außer der Verewigten die 1877 verstorbene Königin Sophie von Holland entsprossen. Wien, 6. Januar. In dem kleinen „Land Tirol", das in mannichsacher Hinsicht sich eine Son derstellung innerhalb des Kaiserstaates gewahrt hat, spielt sich seit 1868, d. h. seit Einführung des neuen Reichsschulgesetzes, ein Stück Kulturkampf ab. Dort herrschen noch Pfarrer und Kaplan seit undenk lichen Zeiten als unumschränkte Führer und Ratgeber des Volkes in geistigen wie auch in weltlichen Dingen und demgemäß gehörte von jeher die Schule in Tirol zu dem Bereiche der Kirche. Das moderne öster reichische Volksschulgesetz, welches den Unterricht unter die unmittelbare Aussicht des Staates stellte und prinzipiell den Religionszwang ausschließt, vermochte in Tirol niemals zur Durchführung zu gelangen. Denn die klerikale Mehrheit des Landtages, welchem die Festsetzung der Vollzugsbestimmungen obliegt, ver stand sich nie dazu, die durch die „lex Lboruiiiabili»" aufgestellten Grundsätze anzuerkennen und daraus er gab sich ein fast anarchischer Zustand im Schulwesen, unter dem der Unterricht wie auch der Lehrerstand gleich arg litten. Alle Vermittelungsversuche früherer Regierungen blieben erfolglos. Man weiß nun, daß der gegenwärtige Unterrichtsminister Or. v. Gautsch eine von dem größten Entgegenkommen für die Kleri kalen erfüllte Schulgesetzvorlage im tiroler Landtag eingebracht hat, welche einzig dar Prinzip der Staats aufsicht aufrecht erhält, in konfessionellen Dingen jedoch die Schule völlig der Kirche überweist. Ist es doch dieser Vorlage nach sogar zulässig, das Lehrcramt mit dem Meßnerdienste zu vereinbaren. Aber die Kleri kalen Tirols, ihrer sicheren Stellung bewußt, verlangten mehr. „Die Erziehung ist Sache der Kirche, nicht des Staates; daher fort mit der Staatsaufsicht!" haben Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 5. Januar: „Im Vorzimmer", Dramolet in 1 Akt von Hahn. — „Der 30. November", Originallustspiel in 1 Akt von Feldmann. — „Der zerbrochene Krug", Lustspiel in 1 Akt von Heinrich v. Kleist. (Herr Friedrich Haase, Ehrenmitglied, als Gast. Der auf seinen unermüdlichen Gastspielreisen überall Genuß und Erheiterung hintragende Gast, Herr Friedrich Haase, wurde selbstverständlich auch in diesem Jahre wieder vom hiesigen Publikum mit lebhafter Teilnahme ausgenommen. Dieselbe würde sich noch steigern nnd zugleich der Kunst ein Vorteil erwachsen, wenn durch ein längeres, bei mühevollem Verweilen fruchtbar zu machendes Gastspiel Hr. Haase bier einige ihm eigentümliche Rollencharaktere vor führen und im Repertoire zum Austrag bringen könnte. Im nächsten Jahre ließen sich dieselben noch einmal wieder aufnehmen und durch eine neue mit unserer Bühne gemeinschaftlich gethane Arbeit er- aänzen. Darin läge etwas Fortwirkendes, welches sich von dem Virtuosentumgastspiel erfreulich unter scheidet und den fahrenden Künstler selbst zum Mit beteiligten an einem ihm dann weniger fremden Kunst institute macht. Die beiden kleinen Rollen, der Diätist Knabe und der Hauslehrer Meister — in ihrer Gestaltung zwei wahre Perlen allerliebster Durchführung und Fein heit — sind in Dresden schon früh« mit dankbarer Heiterkeit genossen worden. Sir bewährten auch dies ¬ mal wieder all' die kleinen Zauber der Detailmalerei, welche der Meisterschaft des Hrn. Haase so gefällig zu Gebote stehen. „Der zerbrochene Krug" wurde seit 27. Mai 1882 wohl nicht wieder gegeben. Damals spielte, wie ich aus meiner gleichzeitigen Besprechung soeben ersehe, Hr. Swoboda mit vielem Fleiß und wackerem Streben nach dem Charakteristischen den Adam, welchen übrigens auch Hr. Haase schon in unserm JnterimS- theater gegeben hat. Mit Hrn. Swoboda zusammen wirkten vor fünf Jahren bereits Frau Wolff, Frl. Diacono, deren frische Anmut dem Stücke für's Auge sehr zu gute kommt, und Hr. Dettmer in den Rollen Nartha Rull, Tochter Eva unde Tümpel. Die wundersam drastische Gestalt des Adam hat für die Künstlerschaft der verschiedenen Darsteller eben falls mannichfache Zugänge. Hr. Haase, dem an und für sich das hier in der Mitte stehende Urwüch sige, Plumpderbe, Originelle des nordischen Typus und dessen robuster unwillkürlicher Humor nicht an heimelnd ist, sucht bei dieser Darstellung seinen sichern Gewinn in der feinen Ausmalung der Stimmung-- Übergänge, der psychologischen Wandlungen, der kleinen und großen komischen Effekte. Dabei ist ihm seine Mimik und seine im engen Tonumfänge so vielseitig schattierte Sprache ungemein behilflich. DaS Gesamt bild des Adam that, was es vor allem zum Zwecke der Darstellung soll, er rief eine unbefangene Er heiterung und für den Schauspieler freundlichen Beifall hervor. O. B In der Fremde. Novelle von H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) Er hatte seinen Arm auf die Barriere gestützt und der dunkle Kopf ruhte in seiner Hand. Die ernsten Züge waren von der Nacht beschattet und nur über seinen Mund fiel schräg der Reflex der Lichter, die aus den geöffneten Luken im Saal kamen, und zeigten einen weichen, fast wehen Zug, der die gewöhn lich etwas herben Linien wunderbar verschönte. Leon tine hatte das Gesühl, als möchte sie zu ihm gehen, ihre Hand in die seine legen und ihm sagen: Ich ver stehe Dich, Du bist auch einer von denen, die das Leben gepeitscht, bis sie keinen Boden mehr unter den Füßen fühlen und fort, fort eilen, einerlei wohin! Komm her, ich will Deine Schwester sein, ich will Dich trösten und mit Dir weinen. Sie konnte das Auge nicht von ihm wenden, ein eigenartiges Gefühl übermannte sie. ein Gefühl, wie sie eS noch nie gehabt, und als Walter jetzt den Kopf zu ihr hinbog, schimmerte in ihrem Auge eine Thräne. ,Haben Sie keine Eltern mehr, Herr Doktor?" fragte sie weich. „Doch, ich habe einen Vater, aber er hat sich, während ich in Bonn studierte, mit einer jungen Dame vermählt — die nicht älter als meine Schwester ist. Ich fühlte mich nicht mehr wohl im Vaterhause", fuhr er nach einer Pause fort. „DaS muß hart sein, die Erinnerung an dasselbe möchte ich nicht missen, obgleich sie auch,bei mir ihr bittere- und sorgenvolles hat." „Ich wurde damals," fuhr der Doktor sott, „fast krank, als ich nach den Ferien das erstemal wieder die heimatliche Schwelle übertrat, wo noch vor einem Jahr die beste aller Mütter gewaltet. Es waltete ein total anderer Geist, für mich eine so rauhe Luft darin, daß es mich hmaustrieb — fort, wo ich wenigstens mir das Einst vergegenwärtigen konnte und das Jetzt vergesfen." „Und wo verlebten Sie denn Ihre Ferien?" „Teils bei meiner ältesten verheirateten Schwester, teils in dem Hause eines Freundes, an welchen ich mich auf der Universität warm angeschlossen hatte." „O, das war ein Glück für Sie," sagte Leontine wie erlöst. „Ja, ein Glück! Es war eine Zeitlang ein so sonniges Glück, so groß, daß ich Vaterhaus und alles vergaß! So unermeßlich, daß mir die Welt ein Ely sium schien und meine eigene Brust ein Himmel! — Aber dann kam ein Abend," fuhr er mit bebender Stimme fort, „an welchem ich, wie Ihr Onkel, ein armer, einsamer Mann geworden bin, ein Mann ohne Liebe und ohne Glaube! Und diese Stunden, die waren es auch, die mich Hinausgetrieben aus meinem Vaterland!" Leontine harte sich abgewandt, ihr Herz schlug ge waltig Gab cs denn nur Elend, wohin sie schaute? Da stieg der Mond in seiner ewigen Ruhe aus den Fluten und legte sein mildes, friedenbringendes Licht über das Meer. Die von den Rädern des Schiffe- aufgewühlten Wellen rauschten musikalisch durch die Nacht. Friede, Friede überall, wo keine Menschen- spuren die Erde berühren! Ihre Augen suchten Doktor Günther, er stünd weit ab, üver die Barriere gelehnt und sein Gesicht erschien
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