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85. Jahrgang. 1S5. vei»«»grtt-r »ierleljUM. «r Dr^. den det lSgltch >w«I- inal>a«rZuna,un,<»n s«nn- und Mv»lN„rn nur »inmall »,dv Mt., durch audwärttn« <«m- „ilstdnir, ».« Mk. »e« «InmiNger Nu« prllun, durch dt« Post »Miobne »«stell,«ld>. II« den Lesern »«n Dresden u, Umgebung am Da,, vorher »»- gestellten LIbend.»u», gar en erhalten die au»« niitrllae» »ksteher mit der Morgen > Au«? ab» lusamme» ,»gestellt. Slochdruck nur mit dem- lecher Quellenangade <„Dre»d. Nachr ^s ,u- losst,. — Unverlangte Llanuslrlvt« werden nicht ausdewahrt. Sonntag. 16. IM ,«11. ^»egvüiröot 1858 Druck und Verlag von tiepsch 6c Reichardt in Dresden. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 1t » 2696 » 3661. kur sseinsckmecke»' l.o8cc«< L cs ^ k?/»oco/ocke , ^ /ks/i/n- ^doco/sc/e > ose 7ä/e/ 50^ ^,//sk»- ^doco/scks! Lscso per ^ /(§. 0o;s 2.40 5t. Osrrs/»/- cs?kon Z u. 5 ^ . Nujeigen-Taris Annahme von Ankun. digitngen bis nachm. 3 Uhr, Sonntags nur Manenstrahc 38 von N bis '/,1 Uhr. emspaUige t^rundieile (ca. U Silben) 25 Ps . Kamillen. Nachricht, n aus Drcoden 26 Pi : Oieschäira Änzcjgen a n der Privatst ne Zcjie 36 Pf.; die zwelspauia- Zeile a. TextseueOOP'. - In Nummern na h Sonn u Ieiertnnrn. die emspalrige ^trunr-- »eile '.KiPf .tUn Prn'al- f> ite <0 Pf., ^milieü- Nachrichten ci. Tre^oet'. die6)rund;eUe2'»Ps.- Auswartiqe 2(uNr«'^e nur gegen Vorausbe zahlung. — Jedes Be- legvtatl kostet 10 Pf. Hauptgeschäftsstelle: M„ric»stras;e 38/46. Vir laäen, reparieren, ^^»»»«» in lünäerrellen 4^Le///7^ S <?/ve^e/' SemkstrLvdo II. ^acherlin «vor n»»v in Ata sehen, «vo ^kcrkcrts «nohängsn. Lsinsts a. im1ä68i.6 Lllsi loilsttk- :: :: Zeisen! vr«»(>en Lutkmsng'L ist Si« d,»te kuf6»a7'«ia1 12^25 pfq. Iloedköm xarküiniert. 2u linden in nU. einseiil. lresoiintten. 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Der Besuch des Zaren in Kopenhagen ist auf Ende August oder Anfang September verschoben worden. Zur Unterdrückung der revolutionären Bewegung in Nord-Haiti ist ein amerikanisches Kanonenboot nach dvrt in See gegangen. Hom gegen Wn untl umgekehrt. Der häusliche Zwist im Zentrum, der in den Bor gängen ans der bereits einige Jahre zurückliegenden Kölner Ostcrkonferenz seinen ersten sichtbaren Ausdruck fand, Ist gegenwärtig in ein scharf kritisches Stadium getreten, das auch in nichtultramontancn Kreisen das lebhafteste Inter esse hcransfordert und mit unverhohlener allgemeiner Spannung die weitere Entwicklung der hochgradig zuge spitzten Situation erwarten läßt. Um zunächst das Wesen des Streites klar zu umgrenzen, muß der fernstehende Be obachter sich in erster Linie vor Angen halten, daß es falsch ist, wenn in der Presse vielfach die Meinung vertreten wird, es handle sich um unterschiedliche Auffassungen über den Grundcharaktcr des Zentrums. In dieser Hinsicht stimmen vielmehr zweifellos beide gegensätzliche Gruppen, die Köln-Glaübachcr und die Berlin-Trier-Brcslaiicr Richtung, völlig überein, insofern, als beide ans dem strengen römisch-konfessionellen Standpunkte stehen. Der Streit dreht sich nur darum, ob der konfessionelle Grnnd- charaktcr des Zentrums auch nach außen hin ganz reinlich und zweifelsohne in die Erscheinung treten soll, wie cS die Berliner wollen, oder ob es ans politischen Rücksichten vorzuzichen ist, ihn nach Art der gegenwärtigen Kölner Leitung der Partei zu verschleiern, um ans solche Weise in der Politik bessere Geschäfte machen zu können. Als im Verfolge der Ostcrkonferenz die Geister im Zentrum zum ersten Male mit voller Wucht über diese Meinungs verschiedenheit aufeinander platzten, erkannten die diplo matisch gewandten Führer der Partei sofort mit richtigem Scharfblick die schwere Gefahr, die der Einigkeit und Festig keit der bisher so unerschütterlichen Organisation des deut schen Nltramontanismns von einer Fortsetzung der heiklen Erörterungen drohte, und sic bemühten sich daher mit allen Kräften, das weitere öffentliche Hervortreten -cs Nebels zu verhindern. Das gelang ihnen auch so ziemlich, wie aus der Tatsache hervorgeht, daß die öffentliche Meinung durch allerlei geschickt abgcfaßtc Kundgebungen und Er klärungen in der ultramontancn Presse In den Glauben versetzt werden konnte, der jüngste, im Anschluß an die Osterkonferem anSgebrvchenc Zwist zwischen dem Fürst bischof Dr. Kopp, dem Haupte der Berliner Richtung, und dem Fürstbischof Dr. Fischer, dem Leiter der Kölner Gruppe, sei so gut wie restlos ausgetragen und es habe sich sogar durch persönliche Vorstellungen Dr. Fischers in Nom die Wagschale ein wenig zugunsten der Kölner Auffassung gesenkt. Nunmehr aber Ist wie eine Bombe in die anscheinend friedliche Lage eine Kundgebung der vatikan-offiziösen „Corrcspondence de Rome" hineingeplatzt, die eine ganz «»verhüllte schonungslose KriegSerklä- rungderKurieandieKölnerRtchtung darstellt. Den äußere» Anlaß zu diesem sensationellen Vorgehen des Vatikans hat der Umstand gegeben, daß die Kölner sich -erau-genommeu haben, schwere Angrisje des katholischen Dheologieprofessors Dr. Albert Maria Weiß in Freiburg in der Schweiz gegen die kirchliche Zuverlässigkeit des deutschen Katholizismus zurückzuweisen. Der genannte ultramontane Eiferer füllt in einem kürzlich von ihm ver öffentlichten Werke harte, unerbittliche Urteile über das Zentrum und die deutschen Bischöfe, die vielfach zum Zen trum in einem gewissen Slbhängigkeitsverhältnis stünden und in ebendem Maße an hierarchischem Zielbewußtsein verlören und modernistischen Einflüssen zuncigten. Dr. Weiß macht sich auf seine Art den bekannten Aus spruch des Fürstbischofs Dr. Kopp von dem „moder nistisch durchseuchten Westen Deutschlands" nicht nur zu eigen, sondern er dehnt ihn auch noch ganz erheblich aus. Gegen diese Schrift ist von Köln aus eine Widerlegung er gangen, die den beteiligten Kreisen in vertraulicher Form znging. um den erneuten Zwist nicht an die große Glocke zu hängen. Der Vatikan denkt aber nicht daran, eine solche Rücksichtnahme dankbar zu würdigen, sondern ver kündet seinerseits urbi et orbi mit großem Schalle das ent setzliche ketzerische Verbrechen der Versendung eines Kölner „Geheimzirkulars" gegen das Buch des Dr. Weiß. Der vatikanisch-offiziöse Artikel spricht von der die Kirche be drohenden Gefahr in Deutschland, die von dem „Kölner Gcncralstabe des Modernismus" ausgche, und verurteilt aufs schärfte das „geheime Zirkular", das den zahl reichen, mit dem „Generalstab" verbundenen Zentren zugesandt worden sei, als ein verwerfliches Mittel. Im An schluß hieran erhob sich in der ultramontancn Presse des Aus landes wie aus Kommando ein allgemeines Kesseltreiben gegen den deutschen „Zcntrumskatholizismus". Wenn die vatikanischen Drahtzieher vielleicht gehofft hatten, mit ihrem schonungslosen Bcrdnmmungsnrtcil die verhaßten Kölner ohne weiteres aus die Knie zu zwingen und sie zu „löblicher Unterwerfung" zu bringen, so haben sic sich jedenfalls gründlich getäuscht. Kein Geringe rer nämlich, als das bekannte publizistische Haupt der Kölner Richtung, Herr Dr. für. Karl Bachem, der Verleger der „Köln. Volksz.", des Leib organs der Zcntriimspartei, ist in Person auf den Plan getreten und hat entschlossen den Spieß »mgedrcht. In einem -RH Bollspalten langen Artikel weist Dr. Bachem die Angriffe des vatikan-offiziösen Organs zurück und führt dabei eine Sprache, die man von solcher Stelle aus in solcher Schärfe einfach nicht für möglich gehalten hätte, wenn sie nicht schwarz aus weiß in dem ultramontanen Hanptorgan z» lesen wären. Die Bezeichnung „Gcncral- stab des Modernismus" hat es dem Zcntrumssührer ganz besonders angetan. Er erklärt rund heraus, daß damit direkt Verlag und Redaktion der „Köln. Volksz." ge meint seien, und weist diese Unterstellung als eine „ebenso törichte wie nichtsmürdigc Verleumdung" zurück. Die Versendung des Geheimzirkulars rechtfertigt Dr. Bachem mit der Notwendigkeit, den schädlichen Wirkungen des Weißschen Buches rechtzeitig vorzubcugen, weil andernfalls zu fürchten sei, daß durch die Weißschen Behauptungen „das Selbstvertrauen und die Arbcitsfreudigkcit der deut schen Katholiken in Verbindung ihres Glaubens und ihrer Kirche geschädigt werden könnten". In vatikanischen Blättern werde aber schvn „jede einfache Feststellung von sachlichen Unrichtigkeiten als modernistisch hingcstcllt". Deutsche Verhältnisse könne nur richtig beurteilen, wer sie selbst aus eigener Erfahrung kenne,' wer sie nicht kennt, sei auch nicht befugt, mitzurcdcn, „mag er nun ein fran zösischer Abba oder ein italienischer Monsignore sein". Weiter erklärt Dr. Bachem, daß die Geduld der deutschen Katholiken gegenüber dem „leidenschaftlichen und über hitzten Tone" des genannten vatikanischen Organs er schöpft sei, und daß das Ansehen der Kurie selbst unter derartigen Ausschreitungen leiden müsse. Ein solches Ge baren sei unverträglich mit der Würde und dem Wohle der Kirche. Den Hauptschlag aber führt Dr. Bachem durch den Hinweis, daß durch solche Erörterungen bei minder urteilsfähigen Katholiken „das Vertrauen zum Mittelpunkte der katholischen Christenheit einer gewissen Probe auSgesetzt werden könne". Ent kleidet man diese Aeußerung ihres vorsichtigen diplomati schen Gewandes und geht ihr aus den Grund, so enthält sie eine sehr bemerkenswerte Mahnung an Pius X., den antimodernistischen Bogen nicht zu straff zu spannen, da sonst Folgen von unabsehbarer Wirkung eintreten könnten. Zu de» Folgen solcher Art rechnet Dr. Bachem auch de» schädlichen Einfluß der vatikanischen Quertreibereien aus die Geschlossenheit de- Zentrums. Er meint, nur wenn , das Zentrum in Kraft und Geltung erhalten bleibe, könnten die deutschen Katholiken mit Zuversicht der Zu kunft cntgegenblicken. Angriffe aber, wie sie in dem Weiß schen Buche und in dem vatikan-offiziösen Organe enthalten sind, erschütterten dadurch, das, sie die katholische Uebei- zeugungstrcue der führenden Mitglieder des Zentrums in Frage stellten, das Vertrauen der Wählen zu den Zen trumsfraktionen in den deutschen Parlamenten. Liegt in diesen Worten ein offenes Bekenntnis, das; das Zentrum auch nach der Anschauung der Kölner Richtung, soweit ihre wirkliche Herzensmeinung und nicht der taktische Anschein nach außen hin in Frage kommt, eine konfessionelle Partei ist. so lassen sic zugleich einen Rückschluß auf die politischen Beweggründe zu, von denen die entschlossene Selbstver teidigung der Kölner Gruppe gegen die vatikanischen An griffe geleitet wird. Herr Tr. Bachem und die mit ihm eines Sinnes sind fürchten offenbar allen Ernstes, daß bei einer ungehinderten Fortsetzung der vatikanischen Politik, die allen Ketzcrriechern willig ihr Ohr leiht und an allen Ecken und Enden modernistische' Berrätcrei wittert, eine verhängnisvolle Erschütterung des bisher „nnzerbröckel- baren" Zcntrumstnrmes herbcigcführt werden könnte. Tie Energie, womit sich Tr. Bachem dagegen wendet, das; den Führern des Zentrums beständig vatikanische Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, entspringt also der Besorgnis um die Existenz der Partei und bringt so, von der Hand eines Kundigen und Eingeweihten skizziert, die schweren Gefahren, die dem Zentrum von dieser Seite her drohen, zur allgemeinen Anschauung. Inzwischen scheinen der Kurie angesichts der scharfen Opposition des leitenden Kölner Organs des Zentrums Bedenken über ihr Vorgehen ausgcsticgen zu sein, und es ist der mit dem Vatikan in engster Fühlung stehende Wiener Nuntius Frühwirt beauftragt worden, beschwich tigend auf die erregten Gemüter einzuwirken, wie aus folgender Drahtmcldung hcrvorgeht: München. Gegenüber den Verdächtigungen, die der deutsche Katholizismus und der Erzbischof von Köln in ausländischen katholischen Zeitungen erfahren und die zum Teil an den Artikel der „Correspondcnce de Rome" an- knüpsen, ermächtigt der Nuntius Frühwirt den „Bayerischen Kurier" zu der Erklärung, das; der Artikel der „Correspondcnce de Rome", dessen Ton er selbst miß. billigt, in keiner Weise von der höheren zuständigen Be hörde inspiriert l?) sei. Er protestiere ans das ent schiedenste gegen die Artikel der ausländischen Zeitun gen, in denen so schwere Anklagen gegen die Katholiken Deutschlands und das Zentrum erhoben werde», und in denen man sogar Schatten aus die nnantastbare Per son des durch seinen Hirtcnciser rülimlichst bekannten Erzbischofs von Köln werfen möchte. Neueste viMniMungen vom 15. Juli. Zur Marokko - Krage. Berlin. (Priv.-Tcl.i lieber Madrid kommt die Meldung der dortigen Zeitung „El Liberal", das; zwischen Marakcsch und Agadir in der Nähe von Tariidant Un ruhen der A s r a r st ä m m c aiisgebrochen sind. Die Besetzung Marakcschs durch eine Schntzmache im Name» des Sultans von Marokko ist dem diplomatischen Korps in Tanger offiziell noch nicht angezeigt worden, doch liegen demselben zuverlässige anderweitige Meldungen vor. Madrid. (Priv.-Tel.) „El Liberal" meldet: Die französischen V v r st e l l n n g c n wegen der Zwischen fälle in Elksar sind von der spanischen Regierung in freundschaftlichem Sinne ausgenommen worden. Eine Untersuchung der Beschwerden ist zngesagt. Madrid. sPriv.-Tel.) Die Regierung setzt die weiteren Verstärkungen Ser Besatzungen in Marokko fort. In Cadiz werden Montag weitere voll Mann nach Larrasch eingcschisft. Spanien verfügt in Marokko zurzeit über 2l oolt Mann Truppen. Der französische Botschafter Geoffroy wird Montag in Madrid eintreffen und eine offizielle französische Pro testnote gegen die spanische Marokkopolitik überreichen. Zum dentschcn Flottenbcsnch in Norwegen. Berlin. (Priv.-Tel.) Aus Christiania wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Anläßlich des bevorstehenden deutschen Klottenbesuchs und der in Norwegen herrschenden Verstimmung über den Aufenthalt der deut schen Torpedoboote In der strategisch wichtigen Gegend von Drammen lChristiania-FIord) schreibt heute das der Re gierung nahestehende „Morgcnbladet", daß die Mißstim mung durchaus nicht als das Zeichen einer deutschfeind lichen Gesinnung zu betrachten sei. Die Tendenz zeigt viel mehr, baß man allen fremden Mächten gegenüber ein ge wisses Maß von Vorsicht an den Tag legen müsse. Die Mitglieder der deutschen Marine seien in alle»