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Doimerstaq, IS. Januar 1808 LS-finemmt: «letteljährlich 20NgN det unentgeldlicher A»q serung in'« Hau«. Durch dir Sünigl, Paß vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummen, 1 Ngr. k - «Ksch<i»t: «Bch früh 7 Mk- -»ferste ^ tverdtn angenommen: «t»UVendrv,Donn. t««s bi« Mittag» 1» Uhr: Marirnstraße IS. Inseratenpreis«: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Nnzeig. in dies. Blatte, d» jetzt iu 11,000 Exemplaren erscheint, finden eine ersolgreiche Verbreitung. Mitredacteur: Theodor Drobisch Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch H Neilhardt. — Verantwortlicher Redacteur: JutiUS Neichlttdt. Dresden, dm IS. Januar. — S«. Maj. der König hat gmehmigt, daß der Oberst ». Boxberg, Commandant der 1. Infanterie-Brigade, das ihm verliehene Ritterkreuz de» k. k. österreichischen Leopoldordens, v«d der Oberst v. Fabrice, Souschef im Grneralstabe, den ihm verliehenen k. k. österreichischen Orden der eisernen Krone zweiter Klaffe annehme und trage. — Se. Maj. der König hat dem Lernehmen nach das i« sogmannten englischen Viertel in Dresden gelegene „Mos- ezinsky'sche Palais" von den Erben des verstorbenen Kammer herrn von Lüttichau erkauft und soll darin die Prinzessin Sophie mit Ihrem prinzlichen Gemahl« Wohnung nehmen. Sein« Majestät sah zwei Prinzessin-Töchter aus Sachsen scheiden, ohne eine derselben wiederzusehen, es ist daher er klärlich, daß die Fürsorge Seines geprüften väterlichen Herzens wenigstens die letzte Tochter um Sich zu behalten wünscht. (L. N.) — Auf eine vom hiesigen literarischen Vereine vorgestern Abend nach Friedberg gerichtete Anfrage über das Befindm vr. Gutzkow's ertheilte der dortige Spitalarzt mit anzuerkennender Bereitwilligkeit folgende Antwort: „Gutzkow's Körperzustand ist befriedigend und gefahrlos; geistig ist Gutzkow etwas gehobener; dm Auftrag (nämlich Gutzkow der Theilnahme des Dresdner literarischen Vereins zu versichern) werde ich noch heute erle- digm. vr. Müller." —» Oeffentliche Sitzung derStadtverordneten - am 18- Januar. Unter dm Registrandeneingängen erwähnen wir namentlich ein Communicat de» Stadtrathes, betreffend eine vollständig« Reorganisation des Stadtwaisenhauses. — Unsere Leser wissen bereits, daß die Redaction des ^Dresd ner Anzeigers" über die Veröffentlichung der Tagesordnung Stadtverordnete» « dm „Dresdner Nachrichten" Be schwerde erhoben hat. Sie stützt sich hierbei auf einen Para graphen des Statuts der„Günz'schen Stiftung" vom 3. Ja nuar 1852, wonach die amtlichen Bekanntmachungen des EtadtrathS u. s. w. ausschließlich im „Anzeiger" zu veröf fentlichen sind. Für dieses vom „Anzeiger" gewahrte Mono pol zahlt die Redaction 600 Thlr. Kanon. Bürgermeister Neubert hat sein Rechtsgutachten in dieser Beziehung dahin abgegeben, daß das Recht der ausschließlichen Veröffentlichung- der Tagesordnung im „Anzeiger" außer allem Zweifel sei. Der Vorsitzende, Herr Hofrath Ackermann, der über die An gelegenheit Bericht erstattete, meinte, daß über das Recht sich streiten lassen könne, die praktischen Seiten einer möglichst vielseitigen Veröffentlichung der Tagesordnung aber nicht zu verkennen seim. Er schlage deshalb folgenden Ausweg vor: die Tagesordnung allemal Dienstag Nachmittag im Stadt- verordnrtensaale auszuhängen, so daß sie Jeder daselbst rin- sehen könne. Hierüber mtspinnt sich eine längere Debatte, an der sich die Stellvertreter Walther, sowie die Stadtver ordnelm Gerlach, Adler, I»r Wigard und Ersatzmann Advo kat Kretschmar betheiligten. Alle Genannten stimmten, mit LuSn«hme des Stadtverordneten Adler, der dm padträth- kichm Antrag: die weitere Veröffentlichung der Tagesordnung in dm „Dresdner Nachrichten" zu verhindern, befürwortet, darin überein, daß der Antrag in seiner rechtlichen Seite sehr zweifelhaft sei, überigenS aber höchst kleinlicher Art und des Stadtraths unangemessen erachtet werden müsse. Man meinte daher, daß eS räthlicher sei, dem Stadtrathe in dieser Ange legenheit entschieden entgegen zu treten, als den Ausweg des Herrn Vorsitzenden zu wählen. Es lagen in dieser Beziehung verschieden« Anträge vor, unter dmm schließlich der des Hrn. Stellvertreter Walther zum Beschlüsse erhoben wurde, dahin lautend, daß der Stadtrath ersucht werden möge, die Sache nochmals zu erwägen und ihn zu fragen, ob er gewillt sei, die Stiftungsrechte so weit auszudehnen und geltend zu machen; wmn dies der Fall sei, würde die ganze Angele genheit einer näherm Prüfung der VerfaflüngSdeputation der Stadtverordneten zu unterwerfen sein." Bis auf Weiteres wird also die Tagesordnung der Stadtverordneten nach wie vor in den „Dresd. Nachrichten" erscheinen. (Schluß folgt.) — Wir haben über 2 Sitzungen des Gewerbevereins zu berichten, von denen eine in Brauns Hotel, die andere in HelbigS Saal abgehalten wurde. In ersterer wurde zunächst «itgetheilt, daß die neuen Statuten bestätigt und dem Ver eine dabei die Rechte einer juristischen Person erlheilt worden sind. Durch Erheben von den Plätzen dankt man den Be hörden für Beschleunigung dieser Angelegenheit und für das dem Vereine dabei bewiesene ehrende Wohlwollen. — Herr Krone legt eine Satinirmasthine sür Keine Gegenstände, Herr Heinrich Gegenstände au» hämmerbarem Guß, einen Lubri- faetor »md einen EntlüftungShahn vor. ES finden diese Ge genstände ihre Erklärung und werden die Vortheile derletz- swm in» schönste Licht gezogen. Herr; Grüner stellt in einem KommisfionSberichte die Unmöglichkeit eine» BaarzahlungSver- «n» dar, empfiehlt aber da» Baarzahlm und insbesondere auch dm Zutritt zu der hier bestehenden Schutzgemeinschaft, deren Mitglieder sich gegenseitig vor schlechten Zahlern war nen. Er hofft, daß durch die Solidität, deren sich die Ge- werbtreibenden selbst befleißigen, ein gutes Beispiel gegeben und daß dasselbe vielfach nachgeahmt werde, so daß die schlech ten Zahler immer seltener und dabei immer auffälliger wer den müssen und wünscht, daß die Gewerbtreibmden selbst durch rechtzeitige Uebersendung der Rechnungen ihren Kunden ihre Verpflichtung so bekannt geben, daß sie in Bälde und bei paffender Gelegenheit bezahlen können. — Herr Partikulier Bcksolt unterhält hierauf die Versammlung durch einm durch bildliche Darstellungen erläuterten Reisebericht, welchem die Herren Oberingenieur Tauber und Photograph Krone man- nichfache Erläuterungen beifügen. — In der letzten Sitzung wurden zunächst eine große Anzahl Angemeldete (wenn wir recht gezählt haben 28) und dann zahlreiche Eingänge ver lesen. Die Gesellschaft Flora fordert auf zur Betheiligung bei ihrer Frühjahrsausstellung, die Handels- und Gewerbe kammer zu Beschickung der Merseburger Industrie-Ausstellung. DaS Festkomitee ladet zu reger Betheiligung an dem den 28. d. M. zu feiernden 31. Stiftungsfeste ein und erwähnt dabei, daß Herr Gehlhorn das coulante Anerbieten gestellt habe, die Festtheilnehmer sämmtlich unentgeltlich per Omnibus zu be fördern, falls das Fest auf dem Linckeschen Bade abgehalten werde. Es sei jedoch schon vorher mit Herrn Braun abge schloffen worden. Eine längere Debatte entspinnt sich darüber, ob Damen der Zutritt zu den Versammlungen gestattet wer den könne Man fürchtet jedoch, daß dann kein Saal Dres dens groß genug sein werde, um die Versammlung aufzu nehmen, weil die Fraum und erwachsenen Töchter die Mit glieder zum Besuche treiben würden, um selbst mitaehen zu können. Man habe 'dame^lmM- Personen zu rechnen. — Herr Busolt berichtet über Anwendung eines Luft stroms zum Treiben der Weberschiffchen, Herr Klaus über eine neue amerikanische Farbpflanze (Laaguinaris) und über die Thätigkeit des niederösterreichischen Gewerbevereins zu Wien. Herb Pursch trägt vor über die Kasseler plastisch-po röse Kohle, legt dieselbe in den verschiedensten Formen vor und erklärt deren Verwendung zum Wasserreinigen, zu Löth- kohlenplatten, zu (Mindern für elektr Zwecke, zu Topfstürzen, Keffelsteinsammlern, Säuresaugern in Blumentöpfe, zu Pfei fenköpfen, Cigarrenspitzen, Treibhaus-, Krankenstuben- und Fleisch- und Eisschrankverkleidungen. Eine längere lebhafte Debatte, bei der sich die Herren Prof. Sußdorf, Bergingenieur Schmidt, Maschinenbauer Lukas, Dir. Claus, 0. Rentzsch, Chemiker Wollmar u. a. betheiligen, stellt die Vortheile die ser Kohle noch mehr klar. — Weitere Debatten behandeln das Kochen mit Petroleum, die Windhausensche kalorische Ma schine und eine Dampfmaschine nach einem neuen Systeme. — Fräulein Geuse, der kleine allerliebste Kobold des zweiten Theaters, der lebensfrohe, mundgewandte Komiker in der Crinoline, wird heute wiederholten Aufforderungen zufolge, eine ihrer Lieblingsrollen, die Virch-Pfeiffersche „Grille" spie len. Schon bei der erstmaligen Vorstellung war das Orchester geräumt, auch heute ist gleicher Andrang zu erwarten. — Herr Mauersberger, dessen Bestrebungen für Mnemo nik schon einige Male in diesem Blatte in anerkennender Weise besprochen worden sind, wird in den nächsten Tagen wieder einen oder mehrere mnemonische Curse beginnen. Es mag wohl im Interesse der Lernenden selbst zu wünschen sein,.daß recht Viele jener Gedächtnißkunst, welche die wichtigsten und schwierigsten Gegenstände einzelner Wissenschaften so schnell und sicher, dabei in so interessanter Weise bewältigt, ihre Aufmerksamkeit schenken. Gewiß ist aber die Mnemonik auch im gewöhnlichen Leben, von Geschäftsleuten u. s. w. mit recht viel Vortheil zu verwenden. Mit Vergnügen hörten wir vor Kurzem das Uriheil eines intelligenten jungen Mannes, eines Schülers des Herrn M., welches dahin ging, daß er die Er wartungen, welche er von der Mnemonik früher schon gehabt, jetzt bedeutend übertroffen sehe, und daß es einen seiner lieb sten geistigen Erholungen geworden sei, sich selbst in der ge nannten Kunst zu versuchen. — Vorgestern Abend hat sich ein Handarbeiter Namens Hermann aus Tronitz gegenüber dem an der Bürgerwiese be findlichen Porticus an einem Baum erhängt. Hermann war erst 34 Jahre alt und wurde noch in der darauf folgenden Nacht polizeilich aufgehoben. — — Die Verloosung der in der Weihnachtsausstellung des Frauenvercins unverkauft gebliebenen Gegenstände wird Montag den 23. Januar d. I. stattsinden. — Schon wieder hat die Behörde gegen eine unredliche Dienstperson wegen Diebstahls verschiedener, werthvoller Wäschstücke einschreiten müssen, die sie in dem Hotel, in dem sie gedient, entwendet hatte. Wie wir hören, kommt außer dem hierbei noch eine Nätherin in Frage, die bei Verübung der Entwendung geholfen hat. — — Das tiefe Gefühl der Wehmuth, welches Raum er<i griffen in Aller Brust bei dem Verhängniß, das über dm unglücklichen Gutzkow gekommen, es erweitert seine Schran ken immer mehr, zumal Stellen aus Briefen bekannt werden, die Gutzkow in letzterer Zeit an vertraute Freunde in Dres den gerichtet. Der Arme trug schwer, denn — er trug sei» Herz: ein Herz, gefoltert von Qualm, erfüllt mit Betrübniß und tiefem Kummer. In einem Briefe vom 17. November v. I. schreibt er aus Weimar: „Ich habe meine Entlassung eingereicht, aber ich besorge, sie erfolgt unter Stürmm für Ehre und Leben. O wohl — die unselige Schiller stiftung." — Eine spätere Zuschrift aus Nürnberg vom 7. Januar 1865 enthält folgendes: „Tage und Nächte, wie sie noch nie erlebt worden! Ich bin unsäglich unglück lich? Ueber Einzelnes kann ich mich jetzt nicht aussprechen. Es ist mit zu vielem Schmerz für mich verbunden. Wird hienieden noch Erlösung kommen! Oder jmseits? Gebm Ihre Blätter über Das, wo es mich bedrückt, keine Auskunft oder Andeutung?" — Wenn man diese Worte aus Gutzkow's Feder näher erwägt, Worte, geschrieben umherirrend in fremden Lan den, dann möchte das Herz brechen. Wie wir hörm, hegte Gutzkow die Hoffnung, hier in Dresden die Stelle des Ober bibliothekars an der königl. Bibliothek zu erhalten, welche bisher der Herr Hofrath Klemm inne gehabt hatte. Leider ist diese Hoffnung nicht in. Erfüllung gegangm, man hat eine geistige Capacität aus Dresden scheiden lassenauf welche Dresden stolz sein konnte, denn Hunderte von Fremden, wenn sie den hiesigen Kunstschätzen ihre Blicke zugrwendet, trachteten danach: auch Gutzkow's ansichtig zu werden, ein Wort mit ihm zu wechseln, sich an den Strahlen seines Geistes zu er wärmen. Man lieh später das Haupt eine» ruhmreichen Mannes mit Sorgen belasten, während Pygmäen, die in den geistigen Harnisch des Niesen kriechen wollten, mit Titeln, Or den und Gehaltszulagen beglückt wurden: — Als vorgestern Abend de? von Görlitz kommende Postzug, der hier um 9^ Uhr eingetroffen, das vierte Bahn wärterhäuschen passirt hatte, nahm der Lokomotivführer in den Nädern der Locomotibe ein eigenthümliche« Knistern wahr, das er sich in der Weise erklärte, als müsse er einen harten Gegenstand, vielleicht einen Stein, der auf den Schie nen gelegen, zerfahrm haben. Die Geschwindigkeit des Zuges verhinderte ihn, sich von dem Vorkommniß genauer zu über zeugen. Später hat man gefunden, daß an der fraglichen Stelle eine Frau überfahren worden ist, die sich unzweifelhaft auf die Schienen gelegt gehabt hat Die Locomotive hat ihr dm Hals durchschnitten und den Kopf vollständig vom Rumpfe getrennt, außerdem aber noch einen Arm und beide Beine abgeschnitten. Der abgeschnittene Arm ist ungefähr 80 Schritte vom Körper entfernt aufgefunden wordm, soweit war derselbe weggeschleudert. Wie wir hören, ist die Unglückliche eine Schänkwirths Ehefrau Namms Pause aus Neustadt, die in der letzten Zeit sich tiefsinnig gezeigt haben soll. — — Das wegen Eintritt müderer Witterung verschoben« Schlittschuhfest auf dem großen Gartenteich wird, sobald die Witterung dazu nicht ungünstiger, d. h. wä-mer wird, als wir es dieser Tage hatten, nunmehr heute Abend von 7 Uhr an bei Concert und solenner Beleuchtung stattfinden. — Einen unglücklichen Fall that vorgestern Abend eine ältliche Frau über ein an der Ecke der Trabantengaffe im Wege liegendes Grundstück. Sie beschädigte sich am Dau men und klagte sehr über Brustschmerzen, als sie nach ihrer Wohnung gebracht wurde. Nach geschehenem Unglück wa» der schon lange im Wege liegende Stein alsbald ver schwunden. — Ein furchtbarer, orkanähnlicher Sturm wüthete in der Nacht vom 14—>6- d. M. in der Meißner Gegend, wel cher auf mehreren hoch gelegenen Stellen starke Bäume ent wurzelte' Auf der Römischen Posel hat derselbe nicht unbr- deutenden Schaden verursacht, indem er daselbst die, im ver gangenen Frühjahr erst neu erbauten Restaurationslocale ab gedeckt, und mehrere Mauern umgeworfen hat. — Wie wir vernehmm, ist wegen Erkrankung der Tän zerin Nemanoff die bereits aus ihrem Engagements-Verhält nisse vom hiesigen Hoftheater geschiedene Solotänzerin Fräulein Verena Stuffy auf mehre Gastrollen erworben worden. Nach Beendigung derselben begiebt sich Frl. Stussy nach der Schweiz. — Subrector 0r. Ditteü in Chemnitz wird einen, höchst ehrenvollen Rufe nach Gotha folgen, wo er die Stellung eines Äminardirectors und Herzog!. Schulraths begleiten soll. — Am 18. d. Morgens gegen ss 8 Uhr kam in Bischofs werda in dem Wohnhause des Färber Peisel auf de: Kamenzer Straße dadurch Feuer aus, daß in der Druckstube zum Ab trocknen aufgehängte Zeuge von den Lampen, welche die Arbeiter beim Drucken an der Stirn befestigt tragen, sich entzündeten und bei der leichten Brennbarkeit das Feuer von den Arbeitern nicht gleich gelöscht werden konnte. Durch den entstandenen