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VoigllimWitr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und StadLrAhs- zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ecsMlWetienziBer Jahrgang. Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, MittwocbS, Donnerstag? und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSpreis, welcher pi-iinumel-anilo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Nar. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in tue Lags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 N'gr. für die gespaltene Lorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn C. A. Hüttel 8«n., in Mühltroff bei Herrn Chauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. MO» 28. Januar 1863. Der Bürgerkrieg zwischen dem Norden und Süden in Nordamerika hat bis an's Ende deS Kalenderjahres in Kämpfen und Bestürmungen sich fort gesetzt, da das Klima der Carolina's, Virginien's und Georgiens, wo gegen wärtig der Hauptkriegsschauplatz ist, die Fortführung des Feldzugs selbst in der bei uns rauhesten Jahreszeit gestattet, ja den Truppenbewegungen günstiger ist, als der heiße, dortige Sommer. Die Erfolge des vorigen Jahres sind im Ganzen und Großen unbestritten auf Seite des Nordens. An Boden zwar hat der Norden, außer der Stadt Savannah und dem Shenandoah-Thal blut wenig gewonnen; auch die vereinigte Flotten- und Landheer-Expedition gegen den Hafen von Wilmington, unter Admiral Porter und General Buttler, ist gänzlich verunglückt, so daß die Südlichen diesen Hafen, durch welchen sie'hauptsächlich mit Europa, des Kriegsbedarfes wegen, verkehren, auch fernerhin behaupten werden. Buttler ist für das Mißglücken abgesetzt und Porter zurückberufen worden. Auch Grant's Feldzug gegen Richmond, die Hauptstadt des Südens, hat kein Resultat geliefert, die darauf gesetzten großen Erwartungen sind nicht erfüllt, den schweren Opfern, die er gekostet, ist nicht entsprochen worden. Der Südgeneral Lee steckt hinter seinen Verschanzungen, die Grant nicht zu stürmen wagen darf, so wenig sonst von den Nördlichen das Blut geschont wird. Trotz der bewunderungswürdigen Geschicklichkeit aber, mit welcher bisher die bei weitem meisten Südgenerale den Krieg zu führen verstanden, zumal der Ungeschicklichkeit der meisten Nordgenerale gegenüber, und trotz der verunglückten Bestürmung von Wilmington re, ist doch im vorigen Jahre der Norden entschieden in Vortheil gekommen. Im Verlaufe des Krieges haben sich im Norden tüchtigere Führer gefunden und gebildet, die nicht mehr wie früher Hirn- und planlos in die Welt hinein marschiren und ins Blaue hinein Schlachten liefern, die Mittel zur Kriegsführung von Seiten des Südens scheinen nachzulassen, dessen unter den Waffen stehende Mannschaft 200,000 M., gegenüber den doppelt starken Heeren des Nordens, nicht zu übersteigen. Die Neger, wie Lee verlangt, scheint man nicht bewaffnen, überhaupt eine Partei des Südens nicht Alles opfern zu wollen. Daher kommt es, daß, während vor Jahresfrist der Süden die vollste Freiheit der Bewegung hatte, der angrei fende Theil war und die nördliche Bundesstadt Washington bedrohte, er dieses Jahr auf die Vertheidigung, selbst seiner eigenen Hauptstadt, beschränkt ist. Das ist aber ein großes moralisches Ergebniß für den Norden. Rechnet man noch hinzu, daß im Norden die sogen, republikanische Partei, welche den Süden unterjochen will, es koste, was es wolle, in den Wahlen über die demokratische Partei, die zu einem Vergleiche mit dem Süden geneigt war, wenn auch auf breitdemokratische Weise, aber doch der Form nach gesetzlich, gesiegt hat, und Linkoln's Präsidentschaft auf weitere vier Jahre gesichert ist, so liegt auf der Hand, daß der Norden im vorigen Jahre entschieden in Vortheil gekommen ist. Manche versprechen sich davon nun eine baldige Beendigung des Bürger krieges, der einzig in seiner Art in der Weltgeschichte dasteht und im April dieses Jahres seinen fünften Jahrgang beginnen wird. Wir sind nicht im Stande, die Hilfsmittel zu beurtheilen, welche dem Süden noch zu Gebote stehen; auch wissen wir nicht, ob die äußerste Partei im Süden, welche sich unter den Trümmern ihres Vermögens begraben will, siegen und die äußerste Maßregel der Sclaven - Bewaffnung durchsetzen werde; jedenfalls aber dürfte vorläufig ein Ende noch nicht abzusehen sein und am allermeisten diejenigen sich täuschen, welche dann, wenn der Süden unterjocht sein würde, wieder einen reichlichen und massenhaften Bezug amerikanischer Baumwolle nach Europa er warten. Der gegenwärtige Bürgerkrieg in Nordamerika wird um die Macht, um die Herrschaft im Regiments zwischen den ämterhungrigen und staatsmelkenden ?)ankee's des Nordens und den großen Grundbesitzern des Sü dens geführt, durchaus aber nicht, wie die sentimentale Familie Michel meint und schwärmt, um den „Schandfleck der Menschheit," die Sclaverei, auszurotten. Linkoln hat mit seiner Partei die Negersclaverei aufgehoben, um dem Süden einen Pfahl in s Fleisch zu bohren. Wer da glaubt, daß ein Aankee auch nur eine Schlüsselbüchse, um die Negersclaven zu befreien, losgeschossen hätte, der sieht vor lauter Menschenfreundlichkeit nicht, oder will nicht sehen. Die Neger aber werden, wenn der Süden niedergeworfen ist und die Schwarzen frei sind, ihrem Naturell gemäß, das kein Mensch ändern kann und das sich seit Jahr tausenden in ihrer afrikanischen Heimath bewährt hat, so weit thätig sein, als sie es müssen, um nicht zu verhungern, weiter aber nicht. Was vor 25 Jahren in den englischen Kolonien eintrat, nachdem dort die Neger freigekauft waren, wird und muß sich in Nordamerika wiederholen — es wird für die Baum- wollen-Kultur an Arbeitern, an Händen fehlen in den heißen Südstrichen. In den englischen Kolonien hat man sich durch Chinesen geholfen, die man unter der Firma „freie Arbeiter" gemiethet, damit aber nur eine neue Form der Sclaverei unter wohlklingendem Namen errichtet hat. Womit wird und will man sich denn in Nordamerika helfen? Vertrüge der Weiße den glühenden Sonnenbrand, so würde man schon lange im Süden freie Arbeit, die unendlich billiger ist, als Sclavenarbeit, eingeführt haben, wie dies in den nördlichen Südstaaten, in den sogen. Vorderstaaten bereits geschehen und dort die Sclaverei allmählich von selbst erloschen ist. Wir leben der Ueberzeugung, wenn die amerikanische Machtfrage zu Gunsten des Nordens entschieden werden sollte, würde die Sea-, Island-, Georgia - und andere Wolle, wenn überhaupt noch, doch nur sehr sparsam auf die Märkte kommen. Zeitungen. Hachsen. Volkszählung. Döbeln zählte 8707 (4345 männl, und 4362 weibl.) Einwohner in 1949 Haushaltungen (gegen 8228 Einw. i. I. 1861). Mügeln hatte 2575 Einwohner; der Gerichtsamtsbezirk Mügeln überhaupt 10,134 Ein wohner. Dresden. Ein Nennthier-Braten ist gewiß hier zu Lande etwas Seltenes und selbst die verwöhntesten Feinschmecker dürften nicht oft in die Lage kommen, derartiges Fleisch vorgesetzt zu erhalten. Jetzt hat nun Herr Wildhändler Bringk- mann in der Webergasse 2 solche Thiere von Petersburg kommen lassen, zwei Prachtkerle von über 300 Pfd. Gewicht, von ihrer 10tägigen Hierherreise noch eisig fest gefroren, aber junge schöne Thiere, die gewiß sehr bald die Parade herrschaftlicher Küchen und Tafeln passiren werden. Als Beweis, mit welchen geringfügigen Streitigkeiten die Gerichte leider belästigt werden, dient die Nachricht, daß im vergangenen Jahre das k. Bezirks gerichtsamt Dresden 2 Klagsachen, eine wegen eines zerschlagenen Topfes, im Werth von 1 Ngr., die andere wegen 15 Pf. für 3 zertretene Enteneier zu verhandeln gehabt hat. Die Stadtwrordneten zu Zwickau haben ihren bisherigen Vorsitzenden, Advocat Heubner, mit 21 von 24 Stimmen wieder gewählt.