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i«i Berantivortlicher Rcdacteur: Carl Iehne in Dippoldiswalde. 25. Pecember 1857. Inserate werde» mft p S Pfg.'Mr die Zeile berechnet und in ,all^n Expeditionm angenommene Herzen die schauerlich-süße Empfindung der Nähe des Wunderbaren und Geheimnißvollen. Anfangs verwirrt sie die Fülle an Glanz und Licht so sehr, daß sie die einzelnen Gaben nicht zu unterscheiden vermögen, nach und nach aber werden sie ruhiger, und nun sehen sie, daß wirklich ein Gefft, der alle Falten ihres Herzens durchspäht haben mußte, den Baum geschmückt und belastet, alle Wünsche ihrer kleinen Herzen sind überfüllt — sie sehen mit heiligen Schauern darauf hin und schreiben einer überirdischen Macht zu — was der Mutterliebe gelungen; sie wissen noch nicht, daß kein Auge schärfer sieht, als das der Mutter, wenn es sich um die Wünsche ihrer Kinder handelt! Noch nach Jahren, wenn das Herz ein Leichen hof von Erinnkrutigen, an Freuden arm und so ver bittert geworden ist,'daß es sich an dem Duft einer schwebenden Rose nicht erfreuen kann, ohne an die verletzende Schärfe der Dornen denken-znimüsstn, er klingt in dieser Nacht/ tausendfältig- geweckt- kmmer wieder das Echo jenes herrlichen Eindrucks aus den Tagen der Kindhtit, und erhöht die Stimmung jedes Einzelnen, daß sie nicht als Mißtvn dett allgemeinen Erklang feierlicher Beschaulichkeit stört."-"- Das Erhabene dieses Heftes, ist: ja aber,Haß cs in allen Herzen gefeiert wird, daß es jene Fäden, mit denen der Mensch an die Stunde Mit ihren alltäg lichen Sorgen Mühen, «Ansprüchen, und Opfern ge bunden ist, leist iit ote- Hcknd mmmt'und ibn loslöst von dem unnuttelbaren Einflüsse des „Gestern" und „Morgen", so daß er sich äugehört, wenn auch nur für wenige kurze Augenblicke. Wer sich nicht mehr über die Bescheerung der Christnacht freuen kann, der ergötzt ,sich daran, daS Füllhorn des Glückes zu spielen! Geben ist ja ost süßer, als nehmen. . Der aber., der so vereinsamt ist, daß Niemand durch die Spalte der' Thure des Nebenzimmers ent darnach fragt, ob er sich freut, so arm, daß er kein starker Lichtschein, man hört leise Schritte,'.ein Rauschen' Anderes durch eine Gabe beglücken kann, der gehe wie von seidenen Gewändern, ein seltsam heimliches durch die Straßen, luge durch die hellblinkenden Fen- Flüstern,; die,Kinder haben sich mit pochendem Herzen halb von ihren Sitzen erhoben, sie halten sich gegen seitig an den zitternden Händen, wie Menschen, die vor der Größe eines bevorstehenden Glückes Bange haben,.und als nun die Tbüre plötzlich, wie mit einem Schlage anfspringt und der volle Strom des Herein finthen de». Lichtes ihre Augen blendet — da bleiben sie, die Hände vor sich haltend, die Blicke unverwandt auf den Baum heftend, wie angenagelt stehen, und als die Mutter sie mm liebreich an den Händen faßt und hinaussühlt zu dem Bäume, da folgen sie nur schüchtern und mit zaghaftem, .Widerstreben, in dem .'7 '1 u ster — und freue sich an der Anderen Freude; wen die Krankheit hinbannt ayf das' Lager, an dessen Bett „Frau Unglück fitzt und strickt", dtr denke daran, daß heute von dein äußersten Norden bi« zum äußersten Südeu unter den Bekennen« der christlichen Lehre tausend und abertausend Herzen sich erweitern in Selig keit und Jubel, daß die Mtldthätigkeit allüberall glän zende gabenreiche Weihnachtsbäume errichtet. Darum scheuche jeder den Kummer aus seinem Herzen, denn E« stiebt noch Glückliche, wen« Du auch keiner bist. Die Frend'-Ist auf der Welt, wenn sie auch Dein nicht ist; Doch diese Früid' Ist Dein, daß Bitte freu'n sich können, Und .dies« Freud' allein wird Niemand Dir mißgönne». Weihnachtsabend. Die heiteren und seligen Eindrücke, welche der Mensch im kindlichen Alter empfängt, kann das spätere Leben mit allen seinen rauhen Griffen nicht aus seinem Herzen löschen. Die Freude, welche unser Herz an dem ersten Weihnachtsabende erfüllte, den wir mit feierten, zittert in uns noch nach, wenn die Jugend längst unseren Gedanken und Empfindungen ent schwunden, unser Haupt der Schnee des Alters deckt. Ist aber auch ein Ereigniß für alle Welt, so eine Weihnacht I Wochen lang hat man dafür gesorgt und sie vorbereitet, die Eltern haben nach den Wünschen ihrer Kinder geforscht, die Kinder sich in der seligsten Hoffnung gewiegt, daß der „heilige Christ" wirklich die gebeimste Sehnsucht ihres Herzens errathen und auf den lichtbestrahlten, glitzernden und glänzenden Weihnachtsoaum die Erfüllung derselben hinzaubern wird. Endlich bricht der langersehnte Tag an. Die Kleinen erwachen in der feierlichen Stimmung, am frühen Morgen ermahnt sie die zärtliche Mutter: Heute müßt ihr fromm und artig sein, denn heute besucht der „heilige Christ" alle Kinder, und denen, die gehorsam sind, siebt er <nS Herz, um ihre Wünsche auszuspähen - und Abends schwebt er von Haus zu Hans, und überall läßt er seine funkelnden Gaben zurück! Die ungezogenen Jungen werden artig, sie setzen sich ruhig hin nqd sinnen, und so sehr ,sie, auch das Bewußtsein stärkt, heute nichts verbrochen zu haben, so ist ihnen doch wundersam bang und ängstlich zu Muthe, von Stunde zu Stunde werden sie einsilbiger und unruhigerem ihrer Neugierde. Endlich ist es dunkler geworden; die Mutter kommt wieder herein und sagt: Nun setzt euch dort in die Ecke und rührt euch nicht; wenn wir rufen, dann kommt iü das Neben zimmer, dann ist der heilige Christ erschienen. Die Kinder harren und hgrrey. Plötzlich dringt durch die Spalte der Thüre des Nebenzimmers ein l Freitag Erscheint...,., - , ... UZWeißerH-Ieitung ten. P«i« pro l Quart. Ngr. , ' Ein unterhaltendes Wochenblatt für -en Bürger «ü- Sandmann