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->«. KiSL Z «>. Mittwoch, den 11. Juni ISIS abends «A Fernsprecher 2136S Postscheckkonto Leiptig R«. 14?«1 «»»„»drei», »,»»»»« X mU tttufn. «etlaa» dterNIMrltq .»8 In Dresden und awu Deullch- m Oesterreich land frei «.4« X. U»«gab, o aus »ttt» vi-rrelsNhrlt« Dresden und ganz Deutsch «.«SA». In an, Deutschland frei Hau» ».- 4» »n Vesierret« ii^Nt X. «tnzei-Simumrr IU 4. «I« «üchstsche «oltrzeltung erscheint an allen Wochentagen nachmittag». Anzeige» 1 Riilurhm« dvntSeschLslemijeiac» bi» 1SK-, von Famttienauzeigkn dts I I Uhr von». Preis lürdi»Petit ipaItz»tIe4U ^.tmRevo- Mtleil I gamilien-Anzeige» »0 » Fkr undeutliid geschriebene, sowie durch gern- ipcechcr ansgcgebene Anzeige» können wir die Peluniwortiichleit sürdieRichiigkeudeSLene« nicht übernehme». Lpreitrslnnde der Redaktion! II-IH Uhr borinittag». Einzige katholische Lageszeitnng i» GMsett. Organ der ZenümMsparzri. Ausgabe ^ mtt U»stri«ktr^ AMWMMWgsdMag« mH »Hig. WochesdeMsK AmMS« K sme «U der WschexdeMtz« Wird unterzeichnet? (Von unserem Vertreter bei der Friedens konferenz in Versailles.) Die Frage, ob es zur Unterzeichnung des Friedens- Vertrages kommt, ruht brennend auf den Lippen oller Deutschen. Namentlich in den westlichen Gebieten Deutschlands, die von einem gegnerischen Einmarsch un mittelbar betroffen würden, legt man sich mit steigender Angst und Sorge diese Frage vor. Gewiß ist im deutschen Volke alles darüber einig. — selbst die äußersten radikalen st reise verschließen sich dieser Meinung nicht — daß dieser „Friedensvertrag" an seiner inneren Unmöglichkeit scheitern wird. Aber eine andere Frage ist allerdings auch die, ob die Entwick lung so schnell 'schreitet, daß wir noch die Früchte einer solchen, letzten .Endes doch zu unseren Gunsten ausschlagen den Entwicklung einheimsen können. Und nach allen ge schichtlichen Erfahrungen muß man leider sagen, daß diese Möglichkeit für uns selbst, die wir die ganze Last dieser Bedingungen in erster Linie zu tragen haben werden, wohl nicht gegeben sein wird. Darüber darf man auch keinen Augenblick im Zweifel sein, daß, wie immer der endgültige Frieoensvertrag sich gestalten möge, seine Grundten denz unverändert die gleiche bleiben wird: nämlich Deutschland wirtschaftlich verkümmern zu lassen, es als Unslaudsfaktor politisch und wirtschaftlich auszuschalten und damit das ehedem große mächtige Deutsche Reich auf den Rang eines Balkanstaatcs herabzudrücken. An Trohinitteln läßt es die Entente nicht fehlen. Sie verinckr uns einznschüchtern und trotz allem zur Unter zeichnung des Friedensvertrages, wie ihn die Gegner sich Senken, zu bewegen. Namentlich ist Frankreich dabei in ganz besonderem Maße am Werk und das ist nur deswillen besonders erklärlich, weil kein anderes Land der Erde außer Deutschland den Frieden so dringend notwendig braucht wie gerade Frankreich. England und Amerika können bei dem machtvollen Aufgebot und bei den riesigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, ohne besondere Besorgnisse eine Fort- daner der kriegerischen Unternehmungen ertragen und sie würden namentlich angesichts der Wehrlosniachnng Deutschlands dabei aber auch nicht das Geringste riskieren. Dagegen ist Frankreichs Lage finanziell und wirtschaftlich so trübe, daß es eine Hinausschiebung des Friedenszustan- dcs gar nickst zu ertragen vermöchte. Darum versucht gerade Frankreich durch Säbelrasseln und durch Drohungen und Einschüchterungen aller Art Deutschland und sein ermüde te-:- und der striegsprüfungen überdrüssiges Volk zur Unter- zeichnug des Friedens zu zwingen. Die durchaus nickst rouge Stimmung, in welcher sich die französischen Truppen besingen, die endlich auch einmal wieder nach Hanse und an ihre Arbeitsstätten möchten, nötigt die französische Regie rung zu möglichst raschem Handeln. Es ist nicht unbeiannr «blieben, daß der Geist der Auflösung, der Disziplinlosig keit, ja sogar der Meuterei auch schon im französischen Heer weit um sich gegriffen hat. Eine Berührung dieser miß vergnügten Elemente mit den deutschen Radikalen würde ohne Zweifel für die innere Struktur des französischen Heeres recht gefährliche Wirkungen haben müssen. Darum bat General Foch in die ersten Linien der Truppen am Rhein, die znm Vormarsch in iveiteres deutsches Gebiet be stimmt werden, ausschließlich farbige Soldaten gestellt, die man schon wegen der sprachlichen Eigenart in höherem Maße gegen die bolschewistische Ansteckung gefeit halt, als das bei den übrigen Truppenlorperu der Fall wäre. Nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt hat ein Interesse daran, daß der Friede so rasch wie möglich zu Stande kommt. Aber nur auf einer gesicherten Ba sis, wie sie in den deutschen Gegenv 0 r s ch lägen in festen Linien gezeichnet wird, wäre die Anbahnung zu eineni Ausgleich der Völker mit den Zielen der Herbeifüh rung des Weltfriedens zu erreichen. Dreierlei muß das deutsche Volk von der endgültigen Gestalt der Jriedensbe- dingungen erwarten: Zunächst sofortige Auf nahme in den Völkerbund. Nur diese würde das neue Deutsche Reich auf eine Basis stellen, die es ihm er möglichte, fickt von neuem Weltgeltung und Weltachtung zu verschaffen. Das zweite wichtige Erfordernis bestände in der von deutscher Seite vorgeschlagenen festen Begren - n n g d e'r .striegsk 0 ste n s u in in e. Nur auf Grund fester und sicherer Verhältnisse lassen sich diejenigen klaren Dispositionen treffen, die im Rahmen eines Staatsbudgets noch sorgfältiger überstat sein müssen, wie im Umkreise der lRscl'äftswelt. Zum dritten endlich müssen wir die icherung unserer A n ß c n h a n d e l s b e z i e h 11 n gen fordern. rie Wiederaufnahme des Handels verkehrs mit dem Ausland, der wirtschaftlichen Beziehungen zu den Ländern über See, kann Deutschland wieder in Stand setzen, sein Wirtschaftsleben in Formen aufziibaucn, die es ermöglichen, die ungeheuren Lasten abzutrageu, die wir-anf uns zu nehmen uns bereit erklärten. Auch bei einem Frieden auf dieser Basis würden noch Ungeheuerlichkeiten genug übrig bleiben, die uns die En- languug unserer vollen Arbeitskraft schier unmöglich machen. Trotzdem sind wir bereit, diese harten und schweren Opfer auf uns zu nehmen — um des Friedens willen! Des Friedens willen, den wir brauchen und den wir uns nach diesem verlorenen striegc furchtbar teuer er kaufen müssen. Aber gerade dieser Gesichtspunkt wird bei manchen Erörterungen über die Lage wohl zuviel außer acht gelassen, nämlich, daß wir als besiegtes Land nach einem verioienen striegc wehrkos gegnerischer Siegerwillkür preis- gegeben sind, und daß infolgedessen unsere Wahl nicht mehr srei ist. Niemand in deutschen Gauen kann wünschen, daß der Kriegszustand mit allen seinen Schrecken erneut auflebe, venn darüber dürfen wir uns keinen Augenblick im Zweifel sein, daß im Falle der Nickstuuterzeichnung die Gegner nicht nur unrcr den Gesetzen des Waffenstillstandes, sondern un- ter den furchtbaren Gesetzen des st rieges in unser Land, in unsere deutschen Gaue einrücken und daß Deutschlands Bevölkerung dann die Furchtbarkeiten des strieges un mittelbar zu spüren bekommt. Tie Aeußernug, die man oft hören kann, daß die Franzosen nur komme» möchten, nur würden dann mehr zu essen haben, ist eine wahnsinnige, denn wenn auch in einigen augenblicklich be setzten Gebieten tatsächlich die Möglichkeiten für Erlangung von L-ebensmitteln und sonstigen Gegenständen des täg lichen Bedarfs größer sind, als im unbesetzten Gebiet, so darf man doch nicht vergessen, daß diese Möglichkeiten unter dem Zeichen des Waffenstillstandes geboten sind, daß sie aber unter dem Zeichen des Krieges eine glatte Unmöglichkeit wären. Ganz im Gegenteil würde der ins Land ein- marschicrende Sieger unter dem Rechte des Krieges durch Requisitionen und Kontributionen der deutschen Bevölke rung noch die kümmerliche Habe, die sie besitzt, abzunehmen imstande sein. Auch die Hoffnung, daß beim Einrücken de, feindlichen Truppen der Geist des Bolschewismus in die gegnerischen Heere getragen würde, ist außerordentlich trügerisch. Hat man schon einmal davon gehört, daß wäh rend der jetzt sechsmonatigen Tauer der Besetzung in dev linksrheinischen Gebieten Unabhängige oder Spartakisten es gewagt hätten, ihre völkerbeglückcnde» Ideen bei den Besatznngstruppen anzubringen? Es würde ihnen schlecht bekommen sein und im Zustande des Krieges würde mir solchen Anbiederungen recht kurzer Prozeß gemacht. Bei unserer trostlosen Lage, die offensichtlich in ihrem ganzen Ernste und in ihrer furchtbaren Gefahr für unsere ! Zukunftsentwickinng von weiten Kreisen des- deutschen Pol- § kes doch noch nicht ganz erkannt wird, müssen wir, soweit t sich nur irgend welche Möglichkeiten bieten, unbedingt nach eineni solchen Zustande für die Ruhe und Sicherheit de! ganzen Welt erwachsen würde, auf unsere Gegner abschieben. Wir müßten dann bei Abschließung des Friedensvertrages feierlich erklären, daß wir unter dem Zwange der Lage dielen Gewaltfrieden unterzeichnen, um dem in fünf sor genvollen, grainerfüllten striegsjahren hartgeprüsten deut schen Volke die Ruhe nicht länger vorzuenthalten. Wic müßten hinzufügen, daß nur, wie es deutscher Art ziemt, nach bestem Wissen und Gewissen an die Erfüllung der uns gemachten Aufgaben Herangehen, daß nur aber jetzt schon erklär?» müssen, keinerlei Garantie dafür übernehmen zu können, daß diese Bedingungen auch tatsächlich innegehalten werden können. Mit einem solchen feierlichen Proteste beschwert, würde ein Gewaltfricde, wie ihn die Entente uns jetzt aufzwinge!, will, tatsächlich nur den Wert eines beschriebenen Stück Papieres besitzen. Zu einem historischen Dokument würde es erst dann, wenn cs erfüllt würde, mit dem neuen Geiste der Friedfertigkeit, der Versöhnung, der Hilfsbereitschaft und Opfern»,igkeil, mit dem allein die gequälte Welt wieder anfgerichtet werden kann. —Säst»K »!'.»! »MW > ä > ch > - ----- .z. ' ','« Religionsunterricht oder Moral unterricht? Wenn wir uns auch nicht mit jeder im nachstehenden Brief aus gesprochenen Ansicht des Herrn Prof. Wundt einverstanden erklären können, so geben »ir doch den folgenden Ausführungen, die nnS von geschätzter Sette zugehen, um so lieber Raum, als die Grundtendenz de« Brieses WundtS: Für die Erhaltung de« christlichen Religions unterrichtes, gegen den Moralunterricht, durchaus die mistige ist. D. Red. Tie Leipziger Ortsgruppe des evangelischen Pfarrer vereins hat sich (wie schon kurz gestern in der „Sächsischen Volks.ztg." berichtet) an den Leipziger Universitätsprofcssor Exzellenz Wnndt gewandt mit der Bitte mn Aenßeruiig seiner Meinung über die obige Frage, die zurzeit alle Ge müter der treugesinnten sächsischen Katholiken bewegt. Das „Leipziger Tageblatt" bringt in seiner Abendausgabe von. Psingstsonnabend (Nr. 2>>») folgende Antwort des hocbangr- sehenen Leipziaer Philosophen: „Hochgeehrter Herr Pastor! Ter verbreitete Ruf »ach Abschaffung des Religions unterrichtes in der Schule verbirgt unter diesem Namen nach meiner Meinung eine der größten stnltnrbarbareien der Gegenwart. Dieser Ruf bat einen Sinn, wenn inan unter Religionsunterricht das Einblänen der Bibel als- cines dogmatischen Lehrstoffes versiebt, der entweder als Offenbarung oder als geschichtliche Wahrheit hingenvmmen werden iiiüiie. Ich bin aber der Meinung, daß nur der jenige Lebrer ein brauchbarer Neligivnslehrer lein kann, der selbst ans dem Standpunkte der heutigen Wissenschatz steht, daß aber, gerade von diesem Standpunkte ans be trachtet, die biblische Geschichte und der in ihr überlieferte religiöse Gehalt durch nichts anderes »nd am allerwenig sten durch einen aus irgendwelchen anderen Ouellen zuiam- »lengeleseiien sogenannten Moralnntel'richt ersetzt werden kann. Das Kind und der naive Mensch bedürfen irgendeiner Form, in der ihnen die allgemeine Geschichte der Menichheik und ihr moralischer Gehalt überliefert wird. Ich möchte ober z. B. diejenigen, die die Bibel ans der Schule verbannen wollen, fragen, ob sic einen passenden Ersatz für den durch ihre wundcrbare Einfachheit ebenso wiv durch ihren unauf dringlichen religiösen Hintergrund ausgezeichnete biblische Schöpfungsgeschichte finden wollen? Der griechische, der germanische oder irgend ein anderer Tchöpsungsunsthns, der mir bei meinem aus diese Frage gerichteten Studium be gegnet ist, würde nach meiner lieber,zeugung völlig unge nügend sein. Sol! darum etwa dein Kinde oder dem naiven Naturmenschen ein Kompendium moderner Urgeschichte als Ersatz geboten werden? Genau so wie mit der Frage der Entstehung der Welt verhält cs sich aber mit der ältesten Geschichte der Menschheit. Ein Vakuum statt ihrer zu lassen, ist unmöglich, die Wirklichkeit an die Stelle zu setzen, ist aber ebenso unmöglich. In der Urgeschichte der biblischen Ueberlicsernna bat aber diele älteste Geschichte der Mensch- beit gerade diejenige Form angenommen, die noch beute für das naive Bennißtiein die am meisten adäquate ist, ir den- sie außerdem tiotz mancher Widersprüche mehr als irgena eine andere sür eine kindliche, zugleich »ach einer allge meinen religiösen Gnmdlaae beaehreude Anssassung ge eignet ist. Dder welche unter den älteren Literaturen vor der griechischen batte Werte von io unvergänglichem poe tischen und religiösen Wert ansziiwenen, wie sie viele der Psalmen, der Propheten, das Buch Hiob und manche andere dardieten. Ich niöcbte in dieser Beziehung iogar dem Neuen kaum einen besonderen Vorzug vor dem Alte» Testa ment geben, das n:n io weniger, als dieics »eben jenem gar nicht entbebrl werden kann. Daß sich ein solcher Religionsunterricht von selbst zu gleich zu einem Morainnterricht^t gestaltet, versteht sich sür die Anfänge des letzteren von selbst, während dagegen für die weiteren Stnscn allcrdiiws nocb meiner Ueberzengnng weit mehr als dies bisher gestbeben ist, ans der einen Seile die Geschabte und Staatslehre, ans der anderen Seite für die reifete» Stufen die Philosophie hinzntretcn sollten. Wie das geschehen kann, das ist allerdings allzu sehr Auf gabe pädagogischer Erwägungen, als daß iw hier näher daraus ei»a:hen könnte. Im ganzen aber möchte iw sehr entschieden daran sesihaltcn, daß der Rns nach der Ersetzung des Religionsnnterriwts durch einen allgemeinen Moral- »nteriwt eigentlich aus einem veralteten Standpunkte in der Ausassung der Religio» selbst beruht. Auch ist nicht zu vergessen, daß die konfessionellen Unterschiede, die natürlich schon die Persönlichkeit des Lehrers mit siw führt, um so weniger einen störenden Einfluß ansüben werden, sc mehr die wisscnsctzaitliwe Behandlung des Religionsunterrichts durch den Lehrer zur Geltung gelangt. Indem ich gegen eine Veröffentlichung dieser meine,. Meinnngsänßernng niwls cinzmvendeii babe, zeichne ich mit vorzügltwer Hochachtung Ibr ergebenster W. W >1 n d t."' Was werden die bisher auf Wundt schwörenden Lehrer und Gegner der stonfcfsionsschnle tun? Wahrickzeinlich daS: Die unentwegten Anhänger der Vernichtung der konfessio nellen Volks'chnle durch Gewalt werden ilmi das Recht ab- sprcchen, daß ihr bisher als Führer allseitig anerkann ter Führer drein.znreden und Anspruch ans Beachtung habe. Die kleinere Zahl der stillen, und bisher durch die Majori tät vergewaltigte» Dulder der tonsestionellen Schule und deren Anhänger werden diesem Nestor deutscher Philoiov diesem gewaltigen Foruber der „Völkcrpsvcholoqie" vom Herzen danken, daß er die allen ernst gerichteten Wahrbeit- suchcrii aus der Seele gesprochenen Erkenntnisse seines mehr als R) Jahre zählenden erfolgreichen Foricherlebens der be-