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Wochentzlatt für Wils-ruf, Lharan-, Rosse«, Sievenkhu rm- -ie Umgegenden. Sonnabend, den 11. November 1^48. !^0. Verantwortlicher R dacteur und Verleger: Albert Reinhold. Po» dits/r HMschrifr rrschein! Mittwochs und Go» »abends -ine Nummer. Der Preis für den Pi-rkel)ahrg»ng beiragt I>> Ngr., für welch,» dieselbe oo» der Rebaetio» in Wilsdraf, den Agenturen in Lharand, Nossen, und Sicbenichn, sowie der Buchdrucker-i non C. E. stlinkicht und Sohll in Meißen bezogen werde» kann. Auch nehmen dieselben Bekanntmachungen aller Art zur Beförderung NN. Die B'edarilon. Der Rechenschaftsbericht des Reichstagsabgeordneten Bürgermstr. Tzschucke über das Wirken der Nationalversammlung zu Frankfurt a. M., gegeben am 9. October d. I. im ^aale der Restauration bei Wilsdruf. (Beschluß.) Ado. Fritzsche, dieser Aufforderung nachkommend, bezeichnet als einen mkereffanten Punkt den „Passus über die künftige Verfassung Deutschlands i" es fehle aber darin eine Bestimmung, die nämlich, über die Wahl des Präsidenten und die Berechtigung zu der« selben. Auch frage er beim geehrten Abgeordneten an, ob man sich bereits mit Plänen über die Me- diatisirung der kleinen Fürsten beschäftigt habe? Der Abgeordnete entgegnet, man habe die Wahl Les Präsidenten durch Oosii-em,, Pre^a .n. Baiern, während die übrigen Sraaten ihre Stim men abwechselnd mit dazu zu geben haben, in Vor schlag gebracht, der aber nicht eben die besondere Zustimmung der Nationalversammlung gefunden. Mit dec Medialisirungsfrage der kleinen Fürsten habe man sich in der Paulskirchc nicht befaßt, weil dies innere Derfassungssache sei, die den einzelnen Staa ten überlassen bleiben müsse, llebrigcns sei man nicht für die Gründung zu großer Staaten, wes halb man sich auch gegen die aufgerauchte Ansicht, alle Fürsten sollten abdankcn, damit Deutschland nur von einer einzigen Regierung beherrscht werde, unter Hinweisung auf Frankreich, wo ein Aufstand der Provinzen gegen Paris in Aussicht stehe, aus gesprochen. Adv. Fritzsche fragt ferner an, ob nicht Hoff nung für baldige Aufhebung des Belagerungszu standes in Frankfurt vorhanden sei? Der Abgeordnete Tzschucke erwidert, die Linke sei aus allen Kräften bemüht gewesen, den Bclage- rungszustand, über welchen die Gesetzgebungen keine Bestimmungen enthielten, aufzuheben. Wahrschein lich werde dieser Zustand mit dem heutigen Tage, an weichem das Gesetz wegen der persönlichen Sicher stellung der Abgeordneten berathcn und voraussicht lich angenommen worden, seine Endschast erreichen oder bereits erreicht haben. Ucbrigens habe der Be lagerungszustand zu keinen Belästigungen Anlaß gege ben, weil fortwährend die größte Ruhe geherrscht. Hierauf richtet Bürgermeister Gruner aus Tha- rand an den Abgeordneten die Frage, ob in Frank furt auch die materiellen Interessen Deutschlands, wie z. B. dec Anschluß Oesterreichs an den preußi schen Zollverband, die Beseitigung der Zollgrenzen, zur Bcrathung gekommen? Tzschucke erwidert, der volkswirthschaftliche Ausschuß habe in ununterbrochenen Sitzungen über diese und ähnliche Angelegenheiten berathen und es seien an die verschiedenen Regierungen Anträge gestellt worden. Nur Hamburg, Lübeck und Bre men haben an dsesea BeraihunKc- keinen Theil ge nommen. Jede Branche habe einen besondern Refe renten und das Material, das gerade hier vorlicge, sei ein überaus reichhaltiges. Das Rcichsministcrium wolle nun die sämmtlichen Vorlagen zuvor prüfen und dann an die Nationalversammlung abgebcn. Die Frage der Amcsactuarien Geudtncr und Eras von Nossen, warum die Linke sich nicht ent schieden gegen den Aufstand vom 18. Seplbr. aus gesprochen, beantwortet der Abgeordnete dahin, daß die Geschäftsordnung es einer Partei nicht gestatte, dem ganzen Hause gegenüber eine Billigung oder Mißbilligung im Sinne des Anfragers auszusprechen, daß aber der Club des deutschen Hofes in einer be- sonderen Ansprache an das deutsche Volk seine Miß billigung über jene Unruhen noch besonders zu er kennen geben werde. Ebenso erklärt der Abgeordnete aus die Frage derselben Amtsactuarien, ob es wahr sei, daß die Linke austreten und ein neues Parlament gründen wolle, entschieden mit nein. Adv. Fritzsche knüpft an die Dislocirungen der deutschen Truppen trübe Befürchtungen, weil die Einheitsbestrcbungen Deutschlands mit soldatischen Maßregeln anfangen. Im Jahre 1830 habe man bereits Ursache gehabt, sich ähnlichen Besorgnissen hiazugcben. Wenn die Nationalversammlung be schlossen habe, daß es den einzelnen Staaten frei stehe, auf gesetzlichem Wege ihre Regierungsform sich selbst zu schaffen, so entstehe die Frage, ob nicht der angebliche Zweck, die Aufrcchthaltung der Ruhe, aus dem Auge gelassen und das Militair gegen die Frei«