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Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. Rbonnementspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnscratenannabme Jnseratenannabme Montags u. Donnerstag« H K LK. H ll ß I Ug Z g ZU E V H ß Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. H.'M bis Mittag 12 Uhr. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Königl. Amtshanptmonnschaft zn Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Einun-vierzigster Jahrgang. Ur. 8Z. Dieustag, den 18. Octoder 1881.^ In den Nachmittagsstunden des 6. September a. c. sind aus einem Wohngebäude in Hühndorf ein Paar ziemlich neue Beinkleider von grauem Turncrtuch, ein Hemd 6. k. 8 gezeichnet, eine blaue Leinwandschürze und ungefähr 1 Mk. Geld gestohlen worden. Des Dieb stahls dringend verdächtig ist ein ca. 16—17 jähriger mit grauer Hose und Jacke und blaugrauer Mütze bekleideter Bursche, der sich an jenem Gage bereits am Vormittage in Hühndorf Herumgetrieben, angeblich mit Strohdeckeln gehandelt und ein Shawltuch, das man vorher bei ihm bemerkt hatte, am Thatorte zurückgelassen hat. Etwaige Spuren bitte ich anher anznzcigen. Wilsdruff, den 13. October 1881. Der Königs Amtsanwalt. Friedrich. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll den HZ. November H88! das zum Concurse des Schankwirths Carl August WeHold in Neutanneberg gehörige Hausgrundstück Nr. 27 des Katasters, Nr. 22 des Grund- und Hypothekenbuches für Alttanneberg,^welches Grundstück am 27. September 1881 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 72KO Mark —- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle anshängenden An- slplag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 12. Octuber 1881. Königliches Amtsgericht daselbst. vr. Gangloff.Friedrich. TogtSgeschlchre. Der Minister v. Putkammer ist zum Vizepräsidenten des Stantsministcriums, also z»m Stellvertreter des Fürsten Bismark er nannt worden, weches Amt seit dem Rücktritt des Grasen zu Stollberg- i Wernigerode erledigt war. Fürst Bismarck richtete nach dem „Fremdenblatt" folgende De pesche von Barzin an dieBaronin v. Haymerle: „Genehmigen Sie, gnädige Frau, den Ausdruck meiner herzlichsten Theilnahme und des i eigenen Schmerzes, mit dem mich der unerwartete Verlust eines per sönlichen Freundes und eines zuverlässigen Kollegen und Mitarbeiters erfüllt." Wien, 12. Oktober. Ueber den Kondolenzbesuch, welchen gestern Nachmittag der Kaiser der verw. Baronin Haymerle nbstattete, wird folgendes Ausführlichere berichtet: Se. Maj. wurde im Por tale des Palais des Auswärtigen Amtes von dem Major R. von Haymerle, dem Bruder, und Ür. Obersteiner, dem Stiefbruder des dahingeschiedeuen Ministers Baron Haymerle, empfangen und über die Stiege iu die Appartements geleitet. Auf der obersten Stufe der Treppe erwartete die Baronin Haymerle, in Trauerkleider gehüllt, den Mcnmrchxn. Die Baronin, deren Züge den tiefsten Schmerz ver- riethen, hatte ihre beiden Kinder an der Seite. Der Kaiser reichte der Baronin die Hand und sagte: „Sie haben einen unersetzlichen Verlust erlitten und ich auch.' Er kann mir nicht ersetzt werden." Den Kindern die Hand reichend, fügte der Kaiser hinzu: „Die Sorge für Ihre Kinder liegt mir ob." — Die Baronin weinte laut, der Kaiser sprach ihr Worte des Trostes zu und betrat sodann mit der Witttwe und den Kindern den Salon. Der Kaiser verblieb gegen zehn Minuten im Gespräch mit der Baronin und wendete sich dann im Heraustreten zum Major von Haymerle mit den Worten: „Ich will ihn noch einmal sehen." -Der Kaiser wurde sodann vom Major V. Haynierle und vr. Obersteiner in das Stcrbezimmer des Ministers geleitet. Die Leiche lag noch auf demselben Ruhebette, auf welchem er 24 Stunden zuvor den letzte« Seufzer ausgehaucht. Das Gesicht, etwas entstellt, trug das Gepräge erlittenen großen Schmerzes. Der Leichnam war noch völlig angckleidct, nicht die geringste Veränderung war mit ihm und im Zimmer vorgenommen worden. Der Kaiser trat zum Ruhebette und warf einen Blick auf das blasse Antlitz des Todten. Dann faltete der Monarch die Hände und verrichtete an der Leiche seines Ministers ein stilles Gebet. Ein Augenblick der er greifendsten, erschütternsien Weihe. Major v. Haymerl c und Vr. Obersteiner hatten sich ehrfurchtsvoll bis zur Thüre zurückgezogen. Mit langsamem Schritt verließ der Kaiser, der tief gerührt war, das Sterbezimmer. Se. Maj. gab nochmals seinem Beileid über das Hinscheiden des Ministers in warmen Worten Ausdruck und sagte zum Major von Haymerle: „Der Verstorbene hat sich überarbeitet". — Nach beinahe halbstündigen Aufenthalt verließ der Kaiser, von den Brüdern des Ministers wieder bis znm Portale des PalaiS be gleitet, das Auswärtige Amt und begab sich nach Schönbrunn zurück. Der Ueberall-und-Nirgends Gambetta ist also wieder nach Frankreich znrückgekehrt. Französische Zeitungen geben seine Reisefolge so an: von Hamburg nach Lübeck, von da Abfayrt am 26. October in der Richtung nach Danzig (Schlanze). Dann große Lücke-, später wird die Rückkehr von Eydtkuhnen nach Dresden, Frankfurt und Paris gemeldet. In die Lücke würden passen.Varzin und Petersburg. Ein Thüringer Blatt schreibt: „Da streiten sich die Leute 'rum, ob Gam- belta wirklich in Dresden gewesen und seinen Neffen besucht habe; es sei sicher irrthümlich, da er keinen Neffen hat. Gambetta war in Dresden und hat einen „ihm näher stehenden" Knaben besucht; jedoch »lag diese Herzeusneignug zn befriedigen nicht der Zweck der Reise vzch Deuischland gewesen sem — Dresden sollte nur die Varziner Rekognoszirung verdecken. Der Name Massaliua, unter dem er anf- trat, ist der Name seiner Mutter." Den Redaktionen der russischen Zeitungen ist ein Zirkular der Oberpreßverwaltung mit dem Befehle zugegangen, kein Wort über die eventuelle Kaiserreise, sowie überhaupt über ein Mitglied der kai serlichen Familie zu bringen. Dies dürfte als ein dcntliches Zeichen zu nehmen sein, daß die Kaiserreise behufs einer Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oestereich unmittelbar bevorsteht. WaterländifHes. — Der Parteitag der Konservativen Sachsens, welcher dieser Tage in Chemnitz stattfand, gab dem Reichstagsabgeordneteu vr. Fregc-Abnaundorf Veranlassung, Folgendes über die „nächsten Ausgaben des Konservatismus" auszuführen: „Die konservative Partei stehe heute noch auf dem Boden des Programms von 1876. Dasselbe sei nicht veraltet, durch die Zeitverhältnisse nicht überholt. Mau könne sich auch den brennenden Frage» von heute gegenüber aus dasselbe einfach berufen, brauche nicht nach Art anderer Parteien unsicher zu schwanken und hin und her zu laviren. Grundpfeiler eines jeden Staatslebens seien Religiosität und Königstreue, sie zu pflegen und zu stärken sei daher des Konservatismus nächste Aufgabe. So bilde er ein-m Schutzwall gegen die internationale Revolution. Allein diese sei zn bekämpfen nicht allein mit Maßregeln der Unterdrückung, mehr und Sicheres werde erreicht durch positive Reformen. Die konservative Partei sei eine Reformpartei, doch nicht im Sinne jener neuen Reform partei, mit der sie zwar in den meisten und wesentlichsten Stücken sympathisire, mit der sie aber nicht gehen könne, soweit dieselbe in überstürzender Hast gegen das Judenthum angriffsweise vorgehe und den konfessionellen Frieden störe. Auch der Konservatismus erkenne die aus den Uebergriffen des modernen Judenthums und jüdischen Geistes entstehenden schweren Schädigungen der Gesammtheit an und denke auf Abhilfe, aber diese müsse und könne auf anderem Wege und unter Handhabung strengster Gerechtigkeit gegen Jedermann gefunden werden. Redner beleuchtet sodann die einzelnen Gebiete, auf denen Reformen noth thun, er erörterte Freihandel und Schutzzoll und for dert den letzteren gleichmäßig für Industrie und Landwirthschaft. Er mag nichts wissen von der Phrase der „ehrlichen Probe", verlangt aber Stabilität rm Tarif von 1879 znm Mindesten für längere Zeit. Besonders gilt es, der „modernen Vagantcnnoth" zu steuern, eine Re vision des Unterstützungswvhnsitzgesetzes thnt noth, dem Handwerk müssen zu seiner Wiedergesundung Hilfen gegeben werden, nicht zwar in der momentan kaum möglichen Zwangsinnung, aber doch in der Beschränkung des Rechtes, Lehrlinge zu halten, auf Jnnungsmeistcr, in Handwerkskammern, Beschränkung des Hausirgewerbes, Verbot der Wanderlager. Die Aktiengesetzgebung ist zu reformiren, eine prozen tuale Börsensteuer einzuführen. Das Ünfallversicherungsgesctz bezeichnet gegenüber dem Haflpflichtgesetz einen großen Fortschritt und ist zu unterstützen, die Altersversorgung ist ein großer und schöner Gedanke, der der Verwirklichung nahe zn bringen, „des Schweißes der Edlen werth". Redner denkt an genossenschaftliche Verbände für die einzelnen Erwerbskreise für Kreise, Bezirke und Länder und nach der Art der sächsischen Allersrentenversichernng nnd Jmmobiliarbrandkasse orga- nisirt. Das Tabaksmonopol bekämpft Redner auf das Entschiedenste. Vor drei Klippen warnt Redner die Konservativen: vor starrem Fest halten an veralteten Gebilden nnd unwiederbringlich Verlorenem, über haupt aber doktrinärer Prinzipienreiterei. Niemand soll, etwa aus altem Groll gegen die Neugestaltung der Dinge, sich in den Schmoll winkel zurückziehen. Sozialdemokratie und Liberalismus hätten nicht so breite Schichten des Volkes für sich gewonnen, wenn nicht s. Z. viele Konservative von der Mitarbeit an der politischen Weiterent- wickelnng Deutschlands sich zurückgezogen hätten. Der Konservative sei und müsse sein „reichstreu" in dem Sinne, iu welchem einst König Johann das Wort sprach, „mit derselben Treue, mit der ich dem alten Bunde zugethan war, stehe ich zum neuen (dem norddeutschen) Bunde" und in dem Sinne, in welchem unser erhabener König Albert reichstreu