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W«r sächsisch« WrMker, Wochenblatt für Btsickofswer-a, Stolpe» und Umgegend. I Amtsblatt -es Königlichen Verichtoamtes und -es Stadtrathes >u Dischosowerda. Dt^e Aeitschrist erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabeuv«/"und koket einschließlich der Son»- «bmd« «scheinende „belletristischen Beilage vierteljährlich 12'1, Ngr. Inserat» werden bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. 84. j Mittwoch, den 23. Oktober. j 1872s den alt- eiebenuodzwalljtgster Jahrgang. der Ver ist der Das das Reich in dessen Mittelpunkt anwenden. An die Berufung Hoffmann'S werden wir wenigstens die Hoffnung knüpfen dürfen, daß Hessen nicht mehr der KrhstallisationSpunkt für den UltramontaniSmus in Deutschland sein wird. In seinem Regierungs ¬ programm verspricht er sogar, den Rechtsboden fiir das Verhältnis zwischen Staat und Kirche wieder klar und sicher festzustellen. Das deutsche Reich hat also in ihm einen treuen Mitarbeiter,/ wo eS sich um eine rechtliche Ordnung in Kirchensachen handelt. Er kann dabei auf die Unterstützung der Landesvertretung rechnen, denn mit Ausnahme der materiell Jnteressirteu ist die Zahl derer iy. Hesse» Miog, auf welch« der Bischof von Mainz seine Macht stützt. Nimmt es der neue Ministerpräsident mit seinem Programm ernst, dann muß der hessische Ministerwechsel auch auf Baiern zurückwirken, wäre es zunächst auch nur moralisch und auf die öffent liche Meinung. Ueber den Häuptern des österreichischen Ministeriums ist ein schweres Gewitter vorüber gegangen, scheinbar ohne Nachtheil, aber auch nur scheinbar. Wer hätte vor 14 Tagen noch geglaubt, daß das Cabinet überhaupt bedroht sei ? Aber in Bezug auf konstitutionelle Verwicklungen ist Oester reich, wenn nicht ein Wunderland, so doch ein Laird der Ueberraschungen, in dem man morgen fallen sehen kann, was heute noch für ewige Dauer ge gründet zu sein scheint. Das verfassungstreue Ministerium stand hart an seinem Sturze, und sein« Gegner, die Föderalisten, erhoben schor, die Hand, um sich auf die winkende Erbschaft zu legen. Wie es diesem Sturze entgangen, ist ja bekannt. Die deutsche Verfassungspartei hatte zwar zu der nach 1866 begonnenen HeereSreform der all gemeinen Wehrpflicht ihre, Kstimmung gegeben. Jetzt aber, wo eS sich darum handelte, den Abschluß durch die faktische Durchführung der dreijährigen ohne Rücksicht darauf, daß "die Vollendung ein Liebliugswunsch des Kaisers ist und daß dieser im Mißmuth über das Scheitern desselben sehr leicht mit dem ganzen gegenwärtigen RegierungSshstem . brechM konnte. Die Uebeyeedungskunst, welche die in Mainz wurde, und jetzt sehen wir ihn als Minichr,. die sich in ihrer Gesammthest für die Stimmführer der Hierarchie seine Talente gegen Durchbringung des erhöhten Budgets dem Kaiser Politische Umschau. Wenn wir heute nochmals auf die Fuldaer Denkschrift der deutschen Bischöfe in aller Kürze zurückkommen, so geschieht eS lediglich deshalb, um Act von der Erklärung der officiellen „Prov. Corresp." zu ne-mep, wonach die Reichsregierung das Auf treten der Bischöfe durch die Gesetzgebung beant worten werde. Es ist dies jedenfalls der einzig richtige Weg, den die Regierung einschlägt; die geistlichen Herren haben eS dann mit dem Straf richter zu thun, wenn sie irgend wieder der Hafer sticht, der weltlichen Gewalt gegenüber den alt- testamentlichen Samuel spielen zu «ollen. Und dis» Mrd sie Wohl vorsichtiger machen. Recht erfreulich und ein Beweis von ' jüngenden Kraft des deutschen Reiches Ministerwechsel in Hessen-Darmstadt, alte System Dalwigk hat hoffentlich für immer dort ausgespielt, so lange mindestens, als der jetzige Ministerpräsident Hoffmann am Ruder bleibt. An sich will es für die Nation zwar wenig bedeuten, wer die Geschäfte des Großherzogthums Hessen als oberster Minister leitet, aber im Zusammenhänge mit anderen Erscheinungen gewinnt der Darmstädter Ministerwechsel doch an Bedeutung, und zwar des halb, weil dort einer der eifrigsten Fanatiker aus dem ultramontanen Lager, der Bischof von Ketteler aus Mainz, sein Wesen trieb und an dem Hofe und der Regierung eine Stütze fand. Was auch im übrigen Deiüschland vorgehen mochte, durch welche Rechte der Staat auch gegen Uebergnffe der Hierarchie geschützt war, der Bischof Ketteler war in seiner geistigen Ueberlegenheit über die regierenden Classen der eigentliche Regent; er nahm die Gesetze für sich io Anspruch und ließ keine richterliches Urtheile gegen sich gelten; er beförderte das Klosterweseu und begünstigte die Jesuiten bis zum öffentlichen , , . „ ... „ Skandal, hielt die Landesuniverfität Gießen nieder, Dienstzeit berbeizuführen, versagte sie die Mitwirkung war verfolgungssüchtig gegen Aufklärung über die * ' " " "" " " geistliche Mißwirthschaft und benutzte die staatlichen Gewalten Hessens zur Niederhaltung der Wahrheit in ganz Deutschland. Davon ist die Geschichte des Großherzogthums voll, seit Herr v. Ketteler Bischof