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Wöchentlich erscheinen drei Nu-nmern. Pränumeration?-Preis 22j SUbergr. (j Thlr.) vierteljährli^ . 3 Tdlr. fsn das ganze Hakr, ohne Erk-öhuna- in allen Teilen der Preufiiscken Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden non jeder Buchhandlung (in Berlin bei Brit u. Como., Iägerstraße Nr. 28), so wir von allen Konigl. voll-Aenuern, angenommen. Literatur d c s Auslandes. a l/ L36 Berlin, Dienstag den 12. November 1844 Frankreich. Charles Fournel's Gedichte. Vor einigen Tagen erhielten wir ein eben erschienenes Bändchen sran. zösischer, Gedichte.") Die neuesten Erzeugnisse der französischen Literatur hatten uns cingeschüchtcrt. Zögernd und fast mißmuthig schlugen wir endlich das Büchlein auf und lasen die erste Seite, und blätterten um und lasen die zweite, die dritte, vierte, fünfte, und siche da, wir konnten cS nicht wieder aus der Hand legen. Doch nein, wir mußten cS bald thun, um den vom Dichter angeregten Gefühlen und Gedanken freien Spielraum zu lassen. DaS hatten wir nicht erwartet. Wir fanden einen Dichter, der die Stufe der künstlerischen Vollendung eben erreicht, diejenige, auf welcher durch die voll ständige Ueberwindung und Vermittelung der beiden vorhergehende» Momente das Produkt beider als das höchste sich crgiebt. Aus dem Zustande der Un mittelbarkeit nämlich muß der Geist hinübertreten in die Periode der Schule und des Zweifels, bis er, durch dieselbe zum vollständigen Bewußlsipn ge- langt, auf den Punkt zurückkchrt, von dem er auSgcgangen ist, indem er wiederum durchaus unbefangen alle Eindrücke aufnimmt, nun aber, über denselben stehend, sie mit schöpferischer Freiheit zu gestalten und das AUge- meine im Besonderen zu finden weiß. Wenn von irgendwem, so gilt sicher vom Dichter das Wort: so ihr nicht umkehrct und werdet wie die Kindlein, so könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Herr Charles Fournel erscheint in seinen Gedichten als eine unser- dorbene, frische und reine Natur. Die Geschmacklosigkeit und Rohheit jüngster Zeit, welche leider auch in Deutschland viele Bewunderer gefunden hat, ist ihm fremd. Durch seine Lieder klingt als Grundtvn ein wchmüthiger Ernst, aber kein erlogener, der deshalb auch niemals in faselnde Empsindelei auS- artet, sondern anspruchslos und naiv sich gicbt wie er ist. Eben darum kennt er auch die Lust und Seligkeit des Lebens und stellt sie mit derselben Wahrheit dar, obgleich er dem ausgesprochenen Grund-Charakter gemäß diese Saite seltener anschlägt. Fern von Künstelei, ist er doch keincSwcgcs kunstlos-, im Gegcntheil gewahren wir die Spuren vielseitiger und gründlicher Studien. Wenn wir Uhland'S Weise, wenn wir Hans Sachsens Ton, wenn wir Gocthe'S Einfluß erkennen, so ist dies sicher kein Vorwurf für den Dichter, denn er ist über die bloße Nachahmung bereits hinaus; vielmehr stimmen wir Herrn Ackermann'S Urthcil bei (Vorrede XllI), welcher eben in dieser Vermittelung der deutschen und französischen Lprik einen Vorzug erblickt. Auch in technischer Hinsicht genügen Vers und Reim; nur die Composilion läßt zuweilen noch etwas zu wünschen übrig. Bis zu Gocthe'S plastischer Bcgränztheit und Vollendung ist Herr Fournel freilich bei weitem nicht gelangt. So stört uns die Bilderjagd in Nr. V, die Unklarheit in Rr. IX, und gänzlich verfehlt scheinen uns Nr. XVI und XX -, doch werden diese schwächeren Gedichte durch den Reichthum anderer hinlänglich ausgewogen. DaS epische und das lprische Element gchen bei unserem Dichter meist Hand in Hand und fördern einander gegenseitig; zuweilen tritt das didaktische anmuthig hinzu. Der Ton der Balladen wechselt mit dem der Fabel ange, messen und steigert sich vom ruhigen epischen Flusse zu dramatischer Lebendig keit, welche letztere im „wilden Zäger" (XI) ihre Spitze erreicht. Wir haben die Ucbcrsetzung eines Gedichtes versucht, obgleich sie freilich, da wir auf diesem Felde ungeübt sind, hinter dem Originale bedeutend zurück- bleiben mußte. Doch wollen wir sie, auf nachsichtige Beurtheilung rechnend, für den des Französischen unkundigen Leser folgen laffcn, um ihm wenigstens einen ungefähren Begriff von der Weise des Dichters zu gcbcn. XI,VII l'u (nur, en .4,,», la tffmrmaute onvristve, arait pvi- I-, uclge U'tavvr la pl»- pure, vour Paire aukepiue» et-1,«. 8ex ckolgl-, st paurore vermeille, ^valent pn« fvuivheiw et «armiu, kt falt ml Ile vo-v«, gu'eretUe I-s et,aut Nea »l-eaux, au Mtttill. S'errai-, uouuue uu erre au fevue a^e, tuouSe Ue z»ie et ll'e-poir, I. An einem jungen Fnibtingsmergen Rahm die Natur den reinsten Schnee, Ter sich in tiefer Kluft gcborgrn, Und wob draus Lilie» und Klee. T>aus von dem bunten Wolkensaume Nahm Arische sie und Purvurdust Zu tausend Rosen, die vom Traume Der Bögel Chor am Morgen ruit. Von Freud' und Hoffnung ringe umgaukcst, Schweift' ich durch Busch und Feld und Lbal, r) kailacke« et iui« pur e'havle« houvuel. .Vveo uue pretave par l'aul .Vester- wann. Ileriiu, L. baller. pari«, Kaul Sl-agau», I8S4. Mz S. 8. 8'evelN« bvou «omire, ö mer, eat dieu Soux. Huami dritte, -elM-Me, empourpree, kovee. V Not-, tu elurte «tau- l'arnr; 8ereiu, rjuuml tu luix -nr la pluiue ka mort, staut je voi« le traut -omhre van» pomdre, pour mau eoeur xunrit eucare mieux! Der Fliege gleich, die froh sich schaukel« Im milden Abcndsonnenstrahl. Und ach! am andern BergeSbange Barg man zur Stund' in Grabckschlucht Da« Kind, nach welchem schon so lange Mein liedcsehnend Herz gesucht. Wenn in des Frührolhs ersten Strahlen Sich malen Die Wolken an den Beracehöh'n; Wenn silbern glänzt die Blumcnauc Im Lbauc: Wie lächelst «Lide du so schön! Wenn du den Abend sanft umschlungen. Bezwungen, Daß er dein Liebessehncu stillr. Ein Seufzer nur am Strand sich hebet, Dcrslhwebct- Wie lächelst Meer du dann so mild. Wenn auS der Welle wiederkchrel Verkläret Ter Nest» Wölkchen feuchter Schein; Wenn Glan; durch Thal und Eb'ne gleitet. Sich breitet: Wie lächelst Himmel du so rein! Q, lächelt mir, da« Herz bestrichcnb, Erguichcnd, Ihr, Erde, Meer und Himmel! Doch Der düstre Arzi, den meinen Wunden Ich iunden. Der Lod, mir lacht er süßer noch. Ich kenne Manern, die verfallen: Wenn heiß die Mittagssonne glüht, Dann ringeln Schlangen in den Hallen; Und nächtig heult der Käv; sein Lied. Durch ste stiegt selbst zur Zeit der Rosen Kei» Lüstchen ohne Seufzen hi»; Um Mitternacht mit wildem Losen Erscheinen Schreckgestalten drin. VII. Meint ihr, ich will daS Mähr euch künden Don einem Schloß, da« einst erbraust Von graulen, schweren, lauten Sünden, In welchem nun der Leusel haust? Nein, ihre Qualen, die geheimen, Tie kenn' ich bester, ihren Schmerz; Ich dacht' in diesen bitter» Reimen An da« gebroch'ne krankt Herz. Auch einige Nachbildungen denlschcr Gedichte hat Herr Fournel gegeben. Wir finden von Uhland des Sängers Fluch und der Wirthin Töchterlein, und von Freiligrath den Löwcnritt, letztere beide im Versmaß des Originals. Ob nun, wie Herr Ackermann in der Vorrede (S. XIV ff.) behauptet, der trochäische Tetrameter für das Epos vorzüglich geeignet sey und unser Dichter sich durch die Einführung desselben in die französische Literatur ein Verdienst erworben habe, laffcn wir, als uns nicht berührend, dahingestellt sepn: uns ist die Vernachlässigung der Cäsur sehr ausgefallen. Dem Leser wird es wohl genehm sepn, wenn wir zum Schluß die schwierigste Uebersetzungsprobe mit- theilen, zumal er das Original bald vergleichen kann, da er es auswendig weiß. Ide «hex »uv hvtv«-e II- eutvereilt -ouckaiu ,,kvuue hierre et -Io, ckame hote«-e eu a-t-eHe? tlä ckonv e«t »a Kile et »I fe,me -t «i Helle >" la hievte, au via, voll« pomex kalte «ocueil; Via stlle «i Helle e»t ist Sm" ml rereeuU.'' Vollst gue ton- teoi- llllli- la eh.lmhre II- eutvereM, k» -wellt eooehee au eetvellil, et pieurereut. Ipuu ü'eux repau--a le hl»»« volle st I'ecart, Idt la eoutemphl ll'im ckonlomelix regarck: „tstli! -i tu vlvai-, Helle eutallt «zue I'vll plellve, Le tv ckoiluevai Moll aiuolir üö- «ette lieure!" 1,'autre roooiivrit la Morte cku ckrap hlaue, kt »'elolgua ck'elle, et pui- ckit ei, pieurautl ,,^l>, to -ollst Sou« a» cerveuil e»kerluee, Kelle eutaut <zue s'ai peuckaut lougtem» aimee!"