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SllMbmger TaMaN «nd Antsdlati für dkl Stadketh i» WaldtMrg —— Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbeztrke: Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster, in Langenchurs- dors bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaff«; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herr» Eduard Kirsten. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. »»nähme von Inseraten für die nächster- V WZUWM UMMmer Anzeiger Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 M. HF lF O Expedition: Waldenburg, Obergasse 291S. — Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen-- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. M 184. Mittwoch, den 10. August 1892. WitlemugSberichl» ausgenommen am 9. August, nachm. 4 Uhr. Vsrometerstaud 758 mm. rrducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud -s- 20° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 22°) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 71«/°. Thau-nult -s- 15 Grad. Wiudrichtuug: Südwest. Daher Wittecun^Sansfichte« für den 10. August: Wolkiges bis halbheiteres Wetter mit Gewitterneigung. "Waldenburg» 9. August 1892. In London schickt sich der 82jährig« Gladstone, der Führer der englischen Liberalen, an, die Premiermint- nisterschaft zu übernehmen, nachdem die mit seinen Liberalen verbündeten Parteien die Mehrheit im Par lament bet den vor einigen Wochen stattgehabten all gemeinen Neuwahlen errrungen haben. Gladstone's Person ist in England in ganz hervorragender Weise der Gegenstand der Tageserörterung, und zwar sind wohl selten jemals über einen Menschen so verschie dene Ansichten laut geworden, wie über Mr. Gladstone. Seine Bewunderer sehen in ihm den größten Staats mann der Gegenwart, seine Gegner bezeichnen ihn als einen total verdrehten Menschen, der England ruintren und im Jrrenhause sterben werde. Wie dem nun auch sein mag, seine Person bleibt so interessant, daß es sich wohl verlohnt, einige Notizen über das Leben Gladstones zu geben: Gladstone ist trotz seines hohen Alters gegen alle Wttterungseinflüsse ganz außerordentlich abgehärtet. Sobald er aufgestanden, nimmt er im Sommer, wie tm Winter ein kaltes Bad, und wenn er darin herum- plätschert und pfeift, so weiß seine Frau, daß ihr Herr und Meister und Schutzbefohlener sich wohlig und wonnig fühlt. Auf das Bad folgt ein Spazier gang und zwar, wenn es die Umgebung zuläßt, mit dem Hute in der Hand, damit der frische Wind seinen Schädel umspielt. Elastischen Schrittes und erhobenen Hauptes schreitet er einher, als freue er sich über sich selbst, und oft kehrt er schon zurück, bevor die übrigen Bewohner seines Schlosses Howarden sich den Schlaf aus den Augen gerieben haben. Gegen Wind und Wetter hat ihn diese beständige Abhärtungs- cour ziemlich unempfindlich gemacht. Auf seinem letz ten Wahlfeldzuge hielt er in Schottland bei Regen und Schneegestöber eine mehr als einstündtge Rede, und während seine Zuhörer sich mit dem Hut und Regenschirm schützten, blieb er barhäuptig. Als Lieb- ltngssport hat er sich das Baumfällen und Holzhacken erkoren; unbedeckten Hauptes und in Hemdärmeln schlägt er rüstig mit der Axt darauf los, und was als Splitter dabet abfällt, wandert in die Taschen seiner Anhänger. Ungemeiner Mäßigkeit befleißigt er sich bei Tische, indem er im Allgemeinen von Allem nimmt. Langsam essen ist sein Losungswort. Auf merksame Beobachter wollen ausgerechnet haben, daß er jeden Bissen etwa dreißigmal kaut, ehe er ihn dem Magen überantwortet. Von Getränken verehrt er besonders den Portwein, von dem er gern zwei bis drei Gläser trinkt, doch verschmäht er auch nicht ge legentlich ein Glas Champagner, schlürft selbst zu- weilen eine Tasse Kaffee, wenn er auch sonst ein begeister ter Theetrinker ist, besonders bet ausgedehnten Nacht fitzungen tm Parlament. Zuweilen setzt er dort bet langen Reden ein kleines Fläschchen an den Mund; es soll eine Mischung aus Eidotter und Sherry enthal ten, als Lösungsmittel für seine Stimmbänder, die in den letzten Jahren viel von ihrer früheren Elasticttät eingebüßt haben. Daß er im Uebrtgen nicht über die Stränge schlägt, dafür sorgt sein guter Genius, seine Frau. Frau Gladstone wird überall das Urbild der sorg samen, nachgiebigen und anspruchslosen Gattin genannt, die in dem Wirken und Wohlsein ihres Mannes auf geht und ihm, halb unbewußt, der Steuermann seiner Gesundheit geworden ist. Sie regelt sein Leben, dämpft : seinen Eifer, hält ihm widerwärtige Scenen und un- z liebsame Besucher fern, begleitet ihn auf seinen Reisen > und hört seinen Reden von der Damcngalerie des Par- lamentes zu. § Auf seinem Schloß Howarden schlägt Gladstone jeden Morgen vor 8 Uhr den Privatweg nach der be- z nachbarten Dorfkirche ein, wo sein Sohn ote Prediger- ' stelle versieht, und wohnt dem Gottesdienste bet. Sonn- ; tags verliest er sogar die Ktrchengebete, ein vielbegehr- i tes und vielbesprochenes Schauspiel für die zahlreichen z Ausflügler, die nach Howarden strömen, um ihn zu > sehen. Sonst verbringt er den größten Theil des Tages s in seinem Allerheiligsten, seiner Bibliothek. Dort hat i er, ein unermüdlicher Bücherwurm, an 12,000 Bände ! aufgestapelt, von welchen d:r größte Theil der Theo- - logie, sowie der Homer-, Dante- und Shakespeare- / Litteratur angehören. Die Bücherltebhaberet ist wohl : neben dem Baumfällen die einzige Passion, die er sich : gestattet hat. Auf die Pürsche ist er nie gegangen; ob s er jemals geritten, ist zweifelhaft; Glücksspiel und Ta- bak find ihm fremd. In London streift er mit Vor- liebe die großen Verkehrsstraßen ab. Unbekümmert : darum, daß er der Gegenstand der allgemeinen Be- . obachtung ist, bleibt er an den Berkaufsläden stehen - und rennt dann wieder so schnell vorwärts, als gelte es, in kurzer Zeit ein fernes Ziel zu erreichen. In der Kleidung trägt er eine gewisse Koketterie zur Schau, : wenn sie auch nach Schnitt und Faltenwurf höchstens ! das Kunstwerk eines unternehmenden Dorfschneiders ; erster Güte erscheint. Ins Parlament kommt er oft ' mit einer Blume im Knopfloch. Charakteristisch ist ß sein hoher Hemdskragen, unseren verflossenen Vater- f Mördern vergleichbar, aus dem sein Kopf herausspringt, / wie der einer Schildkröte aus ihrem Gehäuse. Wider spruch verträgt Gladstone nicht, und selbst, wenn er sich einmal, was bei seinem hohen Alter natürlich ist, geirrt, so giebt er dies ungern zu. Fragt man nach den Nationen, für die er eine besondere Vorliebe hat, so kommen erst alle übrigen an die Reihe und dann noch lange nicht die deutsche. Vergebens bemüht man sich, in seinen Schriften irgend eine freundliche Bemerkung für Deutschland zu entdecken. Nur in einem - Punkt läßt er uns Gerechtigkeit widerfahren, wir be sitzen die beste metrische Homerübersetzung, die von Johann Heinrich Voß. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser trifft heute Dienstag Vormittag aus England wieder im Marmorpalats bet Potsdam ein, wo die Kaiserin zur Zeit wohnt. Auf der Heimreise begrüßte der Kaiser seine drei ältesten Söhne bet der Borüberfahrt vor Norderney, wo die Prinzen sich jetzt aufhalten. Ein Torpedoboot brachte die Knaben an Bord der Macht „Kaiseradler". Ein dicht mit Men schen besetzter Vergnügungsdampfer kreuzte den Kurs des „Kaiseradlers", wobei dem Monarchen enthusiastische Ovationen dargebracht wurden. Montag Abend er folgt die Ankunft in Wilhelmshaven und daran an schließend sofort die Weiterreise nach Potsdam. In Mainz fand am Montag vor dem Könige Christian von Dänemark, der aus Wiesbaden vorhin gekommen war, Parade und größeres Exerzie ren des Thüringischen Ulanenregtments Nr. 6, dessen Chef der König ist, statt. Eine Tafel bildete den Abschluß der Besichtigung. Heute Dienstag wird die Z Kaiserin Friedrich dem Könige von Dänemark in 8 Wiesbaden einen Besuch abstatkn. Der Aufruf Professor Haeckels in Jena zur Einigung der deutschen Parteien findet eine scharfe Abweisung in der conservativen „Kreuzztg.". Das Blatt bezeichnet das ganze Auftreten Haeckels als ko misch und bedauert die Rolle, welche Fürst Bismarck dabei spielt. Es ist bekanntlich aus Anlaß der Niederlage des Freiherrn von Bülow am Kilimandscharo in Deutsch- Ostafrika mitgetheilt, die Engländer hätten den dor- : tigen Eingeborenen Waffen und Schteßbedarf Z geliefert, und aus London war dann die Richtigkeit dieser Behauptung rundweg bestritten worden. Dazu s schreibt nun die „Köln. Ztg.": Das Reutersche Bureau ' will ermächtigt sein, unsere Nachricht, die Britische Ostafrikanische Gesellschaft habe die Eingeborenen mit ? Waffen und Schießbedarf versehen, und die Station Taveta der Gesellschaft habe ihnen 90,000 Snider- patroncn gegen Lieferung von Elfenbein verschafft, als unrichtig zu erklären. Wir können demgegenüber ? einfach feststellen, daß unsere Meldung von einer Seite ; herrührt, die über jeden Zweifel erhaben ist. Die i Schuld der Engländer, die fie jetzt ableugnen möchten, , besteht thatsächlich. Seit dem Buchdruckerstreik ist es in der socialdemo- > kratischen Gewerkschaftsbewegung still geworden; z. Z. ; ist kein größerer Streik zu verzeichnen. Ohne einen nennenswerthen Reservefonds kann keine Gewerk- ! schäft daran denken, in absehbarer Zeit in einen Streik ' einzutreten. Nach dem zuletzt von der Generalstreik- > commisfion festgestellten Vermögensstand der Gewerk- ' schäften kamen auf den Kopf jedes organifirten Bött- j chers 0,04 Mk., Hafenarbeiters 0,15, Töpfers 0,15, i Korbmachers 0,18, Bauarbeiters 0,25, Metallarbeiters ! 0,46, Zimmerers 1,82 Mk. Diese Zahlen werden i wohl genügen. Von 47 Organisationen hatten 15 i einen Bermögensstand bis 50 Pf. pro Kopf der Mtt- , glteder, 11 von 50 Pf. bis 1 Mk., 8 bis 1,50 Mk., > 3 bis 2 Mk., 4 bis 3 Mk. und nur 6 Organtsatto- j nen über 3 Mark. Die zweite Hauptversammlung des Verbandst a- - ges deutscher Post- und Telegraphenassisienten Z wurde am Sonntag im Böhmischen Brauhause in j Berlin von dem Berbandsvorsitzenden mit einer länge- ren Ansprache eröffnet. Der Berbandstag war von z etwa 600 Mitgliedern und Delegtrten besucht. Die von der 1. Hauptversammlung angenommenen Anträge wurden einstimmig gut geheißen. Zum ersten Male seit Bestehen des Verbandes fand polizeiliche Ueber- wachung der Versammlung statt; cs war auch verbo ten, über die Postbehörde und über Politik zu sprechen. Die Versammlung sprach sich sehr energisch für das Festhalten an dem Verbände aus. Graf und Gräfin Herbert Bismarck find in Berlin verblieben, wo sie im Hotel Kaiserhof abge stiegen find. Im Reichsamt des Innern fand am Montag eine Conferenz von Vertretern des Reichsrefforts und der preußischen Ministerien, soweit letztere an der Wahr nehmung wirthschaftlicher Interessen betheiltgt find, statt, in welcher, dem Vernehmen nach, in vorbesprechende Erörterung über die von russischer Seite gegebene Anregung zu einer handelspolitischen Regelung der beiderseitigen Beziehungen eingetretcn sein dürfte. Der „Wes.-Ztg." wurde Seitens der Rhederei de«