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Dresdner Journal : 25.08.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187508257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-08
- Tag 1875-08-25
-
Monat
1875-08
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 25.08.1875
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M1S6. Mittwoch, den 25. August. 1875. ^buunew« ut»;,roi8k AreMerÄurml Verantwortlicher Redacleur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Lu»»«id»:d Ul:» NcwUv» tritt Nott- uaS 8tvinpeI».u»vUt»8 km»a. ^Ldriivdu. . . 16 älicrL ^jLUrUeU: 4 kl»rli K0 ?k. tüinL«Iliv Iiiilum«i-o: IN kk. reiche Motiven beigegeben. — Seiten des Reichskanzlers ist dem Bundesrath ferner der Entwurf einer auf Grund des Gesetzes, betreffend die Einschränkung der Gerichts barkeit der deutschen Consuln in Aegypten, zu erlassenden kaiserlichen Verordnung vorgclegt worden. Die von der ägyptischen Regierung in Angriff genom mene Justizorganisation ist so weit vorgeschritten, daß am 28. Juni d. I. die Einsetzung der neuen Landes gerichte stattgefunoen hat und der Beginn der Geschäfts tätigkeit dieser Gerichte bcvorsteht. Die ägyptische Justiz- resorm darf also als gesichert betrachtet werden, und cs erscheint demnach geboten, durch Erlaß der in dem Gesetz vom 3(>. März 1874 vorbehaltencn kaiserl. Ver ordnung über die Einschränkung der den deutschen Con suln zustehenden Gerichtsbarkeit Bestimmungen zu treffen. Die Einschränkung wird in demselben Umfange erfolgen müssen, in welchem die mit der ägyptischen Regierung getroffenen Verabredungen den neuen Landesgerichten Competenzen zugestandcn haben, so zwar, daß auf dem Gebiete des Civilrechts alle Statusfragen, welche deutsche Neichsangchörige oder Schutzgenossen betreffen, und auf dem Gebiete des Strafrechts die Verbrechen des betrü gerischen Bankrotts der Eonsulargerichtsbarkeit Vorbe halten werden. Außerdem sollen in Bezug auf gewisse nambaft gemachte Personen und Corporationen die bis herigen Gerichtsbarkeitsverhältnissc fortbestehen. Der Tag des Inkrafttretens dieser neuen Bestimmungen ist noch nicht festgesetzt, soll vielmehr von dem Beginn der Amtlicher Theil. Dresden, 10. August. Der Privatdocent der Me- dicin Ör. Hugo Kronecker in Leipzig ist zum außerordentlichen Professor in der medicinischen Facultät der Universität Leipzig ernannt worden. t'ür Nen Rauw vluvr jss»»»lwi,vv kvtitrsiw. 20 kt. Ovtor „LiugvEidt" 2eile: KV ?k. Lpdvkeiu«« r 't'ajxlwu mit Nur 8ouQ- uvd Mr Uuo tol^voäsll Il ¬ feld in der k. Villa zu Strehlen eingctreffcn. Allcr- höchstdieselben haben Sich heute, nachdeni Se. Majestät der König dem Exercircn der beiden Grenadicrrcgimentcr beigewohnt und im hiesigen k. Schlosse die Vorträge der Herren Staatsministcr entgcgengenommcn, nach Pillnitz begeben. Dresden, 24. August. Se. Excellenz der Herr Staatsminister a. D., Niinistcr des königl. Hauses vr. Freiherr v. Falkenstein ist von seinem Landaufent halte nach Dresden zurückgckchrt. Dresden, 24. August. Durch die, in den öffent lichen Landtagsactcn abgedruckte ständische Schrift vom l3. Juni 1874 ist die Staatsregierung ermächtigt wor den, zur Deckung der außerordentlichen Staatsbedürf nisse des Jahres 1875 — welche in erster Linie durch dir ausgedehnten Eisenbahnbauten, die Verbesserung der Anlagen und die Vermehrung der Betriebsmittel der bestehenden Staatsbahnen, sowie die Einlösung der Kassenbillcts veranlaßt werden — bei der Verwaltung des Neichsinvalidenfonds eine weitere 4H 1b Anleihe bis zur Höhe von 8 Millionen Thalern unter denselben Bedingungen aufzunehmcn, unter welchen mit dieser Verwaltung eine Anleihe von 8 Millionen Thalern für das Jahr 1874 abgeschlossen worden war. Da aber die Summe von 8 Millionen Thalern zur Deckung des Bedarfes für 1875 nicht ausrcicht, so beantragten die Stände zugleich, die Regierung wolle die Anleihe bei dem Reichsinvalidenfond möglichst spät rcalisircn uns zuvörderst, soweit dies zur Deckung des Bedarfs sich nöthig mache, die Veräußerung von Staatspapiercn aus den Beständen der Finanzhauptkasse thunlichst bewirken. Es ergab sich jedoch, daß der Abschluß einer neuen Anleihe bei dem Juvalidenfond unter denselben Beding- Gcschäststhätigkeit der neuen Gerichte in Aegypten ab hängig gemacht werden. — Zu den wichtigen Gesetzen, welche in der vorigen Session des preußischen Landtags unerledigt geblieben sind, gehört bekanntlich der Ent wurf einer Wegeordnung. Der Entwurf war in der Commission durchberathcn und die Regierung ihrerseits bereit, den dort beschlossenen Abänderungen zuzustim men, so daß das Zustandekommen des Gesetzes im Ab geordnetenhaus! gesichert war. Es wird daher, wie die „K. Z." hört, der Entwurf, und zwar mit den von der Commission beantragten Abänderungen, wieder vorgelcgt werden. Derselbe war bekanntlich nur für die acht ältern Provinzen berechnet, und die Regierung hat die Zwischenzeit benutzt, um festzustellen, wie weit für Ue Ausdehnung desselben auf die neuen Provinzen ein Bedürfniß vorhanden wäre. In dieser Beziehung hat sich ergeben, daß ein solches, auch ohne daß zuvor die neue Provinzialgesetzgebung eingeführt wäre, für Hessen- Nassau und Schleswig-Holstein allerdings vorhanden ist; dagegen für Hannover angesichts der dortigen völlig ausreichenden Wegegesetzgebung nicht besteht; daher wird eine Ausdehnung des Entwurfs auf die gedachten neuern Provinzen vorgeschlagen werden. — In dem Extra- ordinarium im diesjährigen Etat des Kultusministeriums sind in der letzten Landtagssesston 600,000 M. als erste Rate zum Bau einer Begräbnißstätte für das preußische Königshaus in Berlin neben der Domkirche bewilligt worden. Die Summe wird im laufenden Jahre noch nicht zur Verwendung kommen, da die Kosten anschläge noch der Berathung unterliegen und der Bau also noch nicht beginnen kann. Münster, 22. August. Man schreibt der klerikalen „Köln. Vlksztg.": Die hiesigen Klostergebäude der Franciscanrr, Capuciner und Clarissen hielt man bisher für unbestrittenes Eigenthum des Kaufmanns Albers, resp. der Grafen v. Galen und Droste-Erbdroste. Die selben trugen thcils seit dem Bestehen der Niederlassun gen, theils seit einer Reihe von Jahren alle Lasten und sind im Hypothekcnbuchc als Besitzer eingetragen. Auf ihr Anstehen wurde ohne Inhibitorium das Inventar versteigert. Dennoch sind im Auftrage des Rcgiernngs- commissars Naumann die drei Klöster gestern in Staats verwaltung genommen worden. Man verschloß und versiegelte die Kirchenthürcn, vernagelte den Ein gang zur Kanzel und verrammelte die Hauptpforte. Bei den Cap ucinern legte der Rentmeister des Grafen v. Ga len energisch Protest gegen das Verfahren ein; er wurde indeß nebst einem noch anwesenden Pater unter Anwen- dungvon Gewalt entfernt. Metz, 20. August (M. Z.) Nachdem schon seit drei Jahren die Nothwendigkeit der Erbauung einer evan gelischen Garnisonkirchc in hiesiger Stadt hervor getreten ist, konnte vorgestern dir Grundsteinlegung vorgcnommen werden. Zu dieser Feier fand sich Vor mittags auf dem reichverzierten Bauplätze außer den Vorständen der Militär- und Civilbehörden ein großer Theil der hiesigen Garnison, sowie eine große Menge hiesiger Bürger ein. Die Weihende hielt Divisions pfarrer Kriebitz. München, 22. August. Einem ausführlichen Be uchte des „Nürnb. Corr." über die heute Vormittag von Sr. Majestät dem Könige abgrhaltene Truppen revue entnehmen wir Folgendes: Seit dem Einzugstage des Sommers 1871 hat München kein so großartiges und glänzendes militärisches Schauspiel mehr gesehen, wie die heutige große Königsparade auf dem Kugel fange bei Oberwiesenfeld, zu welcher auch Truppenabthei- lungen aus den Garnisonen Augsburg, Ingolstadt, Regensburg, Kempten, Burghausen und Passau heran- gezogcn worden waren. Sämmtliche Waffengattungen waren in Gala (ohne Tornister und Mäntel) ausgerückt. Das Cvmmando über die ganze Parade führte der Armeccomman deur General v. d. Tann; das erste Treffen commandirte Divisionsgeneral Ritter v. Täuffenbach, das zweite Brigadier Frhr. v. Leonrod. Jedes Treffen nahm eine Ausdehnung von nahezu H Stunde ein; eben so groß war die Tiefe. Um 11 Uhr sollte die ungen, unter welchen die Anleihe von 1874 abgeschlos sen worden, unausführbar war, und das Finanzmini sterium fand sich daher bei der Beschaffung der zur Deckung des außerordentlichen Staatsbedarfs erforder lichen Mittel lediglich auf die Veräußerung der in der Finanzhauptkasse noch vorhandenen Staatspapiere be- schränn. Der bei dieser Sachlage zum Verkauf zu bringende Betrag derselben war aber zu groß, um in Sachsen allein untergcbracht werden- zu können, ohne den Cours empfindlich zu drücken. Das Finanzmini sterium mußte sich daher an den gesammten deutschen Markt wenden, und dies setzte wieder voraus, daß eine Einrichtung getroffen wurde, um an zwei Hauptplätzcn Deutschlands, in Berlin und Frankfurt a. M., die Coupons einlösen und im Falle der Auslassung der Schrine die Zahlung dafür erheben zu können. Die Kosten dieser Einrichtung werden übrigens sehr geringe sein und stehen jedenfalls außer allem Verhältniß zu den Nachtheilen, die für die Besitzer sächsischer Staats papiere dann entstanden sein würden, wenn der Versuch gemacht worden wäre, einen so großen Betrag derselben mit einem Male in Sachsen allein unterzubringen. * Berlin, 23. August. In Bezug auf die Reise Sr. Majestät des Kaisers nach Italien wird jetzt aus- wärtigen Blättern von hier telegraphisch gemeldet, daß die desfallsigen Dispositionen bis nach den Herbst- manövern vertagt seien; alsdann werde das ärztliche Gutachten den Ausschlag geben. — Der zur Zeit hier anwesende königliche Gesandte in Dresden, Graf Solms- Sonnewalde, wurde heute von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen; auch hat derselbe eine Einladung zur heutigen Tafel bei Ihren Majestäten erhalten. — Die „D. R.-C." meldet: Dem Bundcsrathe ist jetzt feiten des Reichs kanzleramts ein Gesetzentwurf, betreffend die Abän derung des Titels 8 der Gewerbeordnung, sowie ein Gesetzentwurf über die gegenseitigen Hilfs lassen, zur Beschlußfassung unterbreitet worden. Bekanntlich wurde unter dem 22. Januar d. I. vom Neichskanzler- amt ein Gesetz über die gegenseitigen Hilfskassen zur Veröffentlichung gebracht und außerdem der Beurtheilung einzelner, mit dem Hilsskassenwesen praktisch vertrauter Männer vorgelegt. Auf Grund des so gewonnenen reichhaltigen Materials ist der Entwurf vom 22 Januar rcvidirt worden und hat die gegenwärtig zur Berathung vorgelcgte Form erhalten. Der erstere Gesetzentwurf besteht aus 2 Artikeln, welche an Stelle des 8 141 der Gewerbeordnung, 5 andere Paragrapben setzen. Der Gesetzentwurf über die gegenseitigen Hilfskassen umfaßt 34 Paragraphen. Beiden Gesetzentwürfen sind umfang Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. Vermischtes. Statistik und BolkSwirtbschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Börsennachrichten- Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. NnlstrMtn. München, DienStag, 24. August. (W. T. B.) Einer hiesigen Correspondenz zufolge ist Se. Ma jestät der König in Begleitung deS Oberststall- meisterS Grafen v. Holnstein gestern Abend mit dem Pariser Schnellzuge zu einem viertägigen Aufenthalte nach Frankreich abgereist. AlS Reise ziel wird RheimS bezeichnet, Wien, Montag, 23. August, Abends. (W T. B.) Wie die „Politische Correspondenz" zu wissen glaubt, hätten sich die von der 'Dforte angenom- menen Vorschläge der Großmächte von allem An- fang an nicht auf dem Boden einer verlangten Einstellung der militärischen Operationen gcgen die Insurgenten bewegt, vielmehr sei die Pforte in ihrem militärischen PacificationSverfahren durch nichts behindert; jedoch könnten die zwischen der Pforte und den Großmächten schwebenden Ver handlungen eventuell zu einer Einstellung der mi litärischen Action führen. (Val. den Wortlaut der betreffenden Mittheilung unter „Tagesgeschichte".) Agram, Montag, 23. August. (Tel. d. Boh.) Der kroatische Landtag wurde beute durch den Banus alS königlichen Kommissar feierlich er öffnet. Im königlichen Rescripte wird der Land tag aufgefordert, sogleich die Wahl der ReichStagS- deputirten vorzunehmen, damit diese der Dele- gationswahl und den Verhandlungen über die kroatisch slawonischen Bahnen am gemeinsamen Reichstage beiwohnen können; weiter seinerzeit eine Deputation zu wählen, welche mit einer gleich artigen ungarischen Deputation die Fiumaner Krage lösen wird Schließlich wird bervorgehoben, daß die Regierung für die gänzliche Jncorporirung der Grenze zum Mutterlande Sorge tragen wird. Die Verlesung deS königl. RrscripteS wurde wie derholt durch stürmische Hochrufe auf den König unterbrochen. Ragusa, Montag, 23 August, Nachmittags. (W. T. B.) Zwischen den türkischen Truppen, welche einen Ausfall aus Stolatz gemacht hatten, und den bei Lodra stehenden Insurgenten hat ein Gefecht stattgefuuden, in welchem die Türken ge- schlagen wurden und sich nach Stolatz zurückzieden mußten. - Morgen soll in Klek eine neue Ab- theiluna türkischer Truppen iu der Stärke von 20V0 Mann aus Konstantinopel eintreffen. Konstantinopel, Dienstug, 24. August. (W. T. B.) Von officicller Seite wirb bestätigt, daß die diplomatischen Vertreter Oesterreichs, Deutsch lands, Rußlands, Italiens, Englands und Frank reichs vereinbart haben, der Pforte die Absendung H. Lomiuö-iouitt U« I)re»<tuer N»,»I-Nro»I«i>-rnut>Mu4 » H : tern -- 8»rlla Vi»o-N»mdarss-Nr»L-l.«ipii^-kr»LktLrt ». N.- «üvckeo: .Vo»»«, SerN»: § /nvaOite»» 7.. i Vk-wllir»: H Vcnot, » kl.: ck<»<Ac7»ok« u. ck <7. »oas Ouetld, ls l,'»., SörUt»: Znv -D„ Leküntef,- Luti»«- , Matten: Dai-Le <s t?o., L7eaciAen, Vi«: At. t-xpeiit llorausxvdvrr käiüxl. kxpeUiUov U«» Vrv»cw«r ^oura»!», 4>rv»Uon, Ito. 1. eines bevollmächtigten CommiffarS anzurathen zur Prüfung der Beschwerden der Insurgenten und nötigenfalls zur Abhilfe derselben. Die Boch schafter benachrichtigten gleichzeitig die Pforte, di auswärtigen Consuln seien instruirt, auf alle Weis den Insurgenten begreiflich zu machen, daß si keine Hilfe und Intervention von Seiten de Mächte zu erwarten haben. Der Großwefir er widerte, er sei zur Absendung eines Commissarß bereits entschlossen gewesen und habe hierzu Seve- Pascha drsignirt. Der Großwefir dankte für ditz freundschaftliche Haltung der Mächte, die nicht im Geringsten den Charakter einer Intervention habe, und erklärte, die türkische Regierung wünsche den Werth, den sie den Rathschlagen beilege, zu be weisen, indem sic dieselben innerhalb der Grenzen ihrer eigenen Würde befolge. Die türkische Re gierung werde Alles anwenden, um den Aufstand mit möglichst wenigem Blutvergießen zu be schwichtigen. Belgrad, Dienstag, 24 August (W. T. B.« Da die Neubildung deS CabinetS durch Rustichj großen Schwierigkeiten begegnet, hat der Fürst di« Weiteramtirung der alten Regierung verfüg welche am 27. August auch die Skupschtina ervffH neu soll. Ler Fürst verbleibt vorläufigen Belgrad. Athen, Montag, 23- August, Nachmittags. (W. T. B.) Die Deputirtenkammcr ist heute durch' den König eröffnet worden. Die Thronrede ge denkt der guten Beziehungen Griechenlands zu den auswärtigen Mächten, betont die Nothwendig- kcit einer treuen Beobachtung der bestehenden Ver fassung, verheißt die Umarveituug und Revision mehrerer Gesche, sowie die Reorganisation der Grundsteuer und hebt ferner hervor, daß alle Bür ger eine militärische Erziehung erhalten müßicn. Zum Schluß giebt der König die Zusage, daß er ein Ministerium aus der Majorität der Deputir- tenkammer wählen we de. 0 Dresden, 24. August. Ihre Majestäten der Kö-' nig und die Königin sind gestern Abend von Rehe- Fruilletou. Rrdigirt von Otto Banck. Rückblick auf die Ausstellung älterer kunstgewerb licher Erzeugnisse zu Dresden. Von 0>-. A. v. Eye. Die Ausstellung im kurländer Palais steht vor ihrem Abschlusse. Das besuchende Publicum, bei wel chem allem Anscheine nach die Voraussetzungen für ein mehr oder weniger eingehendes Vcrständniß vor handen waren, wird sich sein stilles Urtheil gebildet haben; in der Presse ist das Unternehmen von ver schiedenen Gesichtspunkten aus behandelt worden, meistens in anerkennender Weise, doch auch unter Ausübung einer so herben Kritik, daß dieselbe um so mehr einer ernstlichen Gegenprüsung bedarf, als sie von einer Seite ausgeht, der man ein Gewicht beizulcgen geneigt sein könnte. Wir enthalten uns hier, polemisch auf einzelne Kritikeneinzugehen, halten vielmehr für geeigneter, aus einem übersichtlichen Rückblick die Sache für sich selber sprechen und die Frage beantworten zu lassen, ob sie neben dem Genüsse, welchen sie ui beanstandet jedem Kunst- und Altcrthumsfreunde geboten, auch ein hinreichendes Maß der Belehrung gewährt hat, um die darauf verwandte Zeit, Mühe und Kosten zu rechtfertigen. Das Stoff liche der gegen die Ausstellung erhobenen Einwände wird dadurch von selbst zur Sprache und, wie wir hoffen, zur Erledigung kommen. Gelingt es uns, in der räumlich und numerisch abgeschlossenen Gesammtheit auch einen geistig gehaltvollen Abschluß nachzuweisen, der dir Auswahl und Zusammenstellung der einzelnen Bestandthrilr rechtfertigt, glauben wir unsere Aufgabe geltst zu haben. Wir folgen dabei dem Gange der ge schichtlichen Entwickelung, deren Darlegung offenbar auch Ler Cvmits der Ausstellung mit Rücksicht auf das zu erwartende Publicum von vorn herein vorzugsweise be absichtigt zu haben scheint. Einige Ausgrabungen aus vorgeschichtlicher Zeit, welche ringesandt waren, kleine, rohgearbeitetc Grab- urncn, sind, als dem Kunstgcwerbc noch nicht ange.hö- rcnd, mit Recht zurückgesicllt worden. So erscheint als das älteste Stück der Sammlung eine Elfenbeinschnitzerei mit Darstellung des Erzengels Michael (Nr. 24 des Ka talogs) aus der Stadtbibliothek zu Leipzig, eine Arbeit, die man versucht sein könnte, noch als spätrömische an zusehen, die aber in Ermangelung des auch der spätcrn wirk lichen Antike nie ganz abhanden kommenden idealen Zuges schwerlich einem elastischen Boden zuznwcisen und deshalb gewiß richtig auch als frühromaniscb bezeichnet worden ist. Dieses Schnitzwcrk, das offenbar einem Buchdeckel, vielleicht dem Tobten- und Mcßregister einer bedrutendcrn klösterli chen Anlage entnommen — der Erzengel Michael übernahm in der kirchlichen Mythe schon früh das scelenführcnde Amt des Mercur — leitet als bloscr Abglanz der großen untergcgangenen Epoche die nordische Knust, deren schlummernde Elemente zunächst allein des Anstoßes bedurften, passend ein. Die großen Ströme, in welchen sodann aus dreifacher Richtung die An regung des elastischen Alterthums belebend und ge staltend über die Alpen und den Rhein drang, sind nicht weniger in charakteristischen Zeugnissen vertreten. Der dogmatische Gehalt des Mittelalters, der in unmittelbarem Zusammenhänge mit den Philosophcn- fchulen des griechisch-römischen HeidenthumS alle Er scheinungen in den Bann seiner einseitig verstandes mäßigen Betrachtung zu ziehen suchte und Bilder wie Schristrn, nicht mehr zur Ergötzung, sondern ausschließ lich zur Belehrung verwandte, bekundet sich in den zu sammengesetzten Darstellungen der Elfenbeineinlage im Deckel dcs Evangcliencodex Nr. 28, die, vollständig hand werksmäßig und konventionell ansgeführt, nur das Was, nicht das Wie des Vorwurfs berücksichtigen, und noch keine Ahnung gewähren von der strengen Hoheit, welche die nordische Plastik im 13., von der milden Schönheit, welche die dcs 14. Jahrhunderts erfüllte, immerhin aber den Stoff lieferte, wovon die echt künstlerische Entwicke lung sich entfaltete. Diese selbst haben wir aus rein nationalen Gründen herzuleiten und entdecken ihre ersten unscheinbaren Anfänge im Fuße dcs durch eine viel spätere Cuppa zn einem Kelch umgestaltetcn Crucifixes Nr. 95 aus dem 12. Jahrhundert. Die auch hier zur Anwendung gebrachten, in ihrer endlosen Wiederholung als eins der beliebtesten Bilder der genannten Epoche sich zu erkennen gebenden Eidechsen, die richtiger als Drachen aufgefaßt werden und in der That in nächster Verwandtschaft zu den Lindwürmern der deutschen Sa^e und Lichtung stehen, stammen, wie erhaltene Belege in jedem Grade der Entwickelung Nachweisen lassen, von massiven Handgriffen römischer Thon- und Glas- gcfäße her, deren ursprünglich rein mathematische For men die rege Phantasie der germanischen Völker mit organischem Leben versah und nach den von der poeti schen Ucberlicfcrung vorgcbildcten Gestalten umwandelte. Im vorliegenden sind die geflügelte Rücken dieser Fabel wesen auSgctiest und mit Engclfiguren besetzt, welche in dieser Zusammenstellung den zweiten Haupthebel mittel alterlicher Entwickelung, den mystischen Zu,, kennzeich nen. Das dritte Element unserer frühesten Cultur, die aus dem tyzantinischen Reiche übcrlieferten Handfertig keiten, finden einen ausgezeichneten Repräsentanten in dem Relief Nr. 93 aus Kloster Marienstern, der zu den seltenstcn und kostbarsten Denkmälern romanischer Gold- schmiedekunst gehört, die uns überhaupt erhalten sind. Es ist an den Erzeugnissen der folgenden Perioden leicht zu erkennen, wie die geschickte Behandlung des Metallcs eher zurückgcht als fortschreitet, dagegen in dcm Bestreben der edleren Gestaltung ein neues wesent liches Moment weiterer Kunstentwickclung gewonnen wird. Wir enthalten uns, den in jedem Handbuche nach- zuschlagenden Uebergang von der romanischen zur gothi- schcn Kunst, die Unterschiede der Früh- und Spät- gothik, die Merkmale ihres Verfalles und die Bedeu tung der Renaissance zu wiederholen, haben aber da rauf hinzuweisen, wie allein in den Kelchen unserer Ausstellung die ganze Geschichte der Goldschmiedekunst bis ins 18. Jahrhundert in den ausgezeichnetsten Be legen übersichtlich vorgcführt, überhaupt aber jede Technik der weitern Ausstattung ihrer Arbeiten, Durchbrechung, Treibung, Gravirnng und Ciselirung des Metalls, Emaillirung, Niellirung, Lie Auf- und Einsetzung von Edelsteinen, Korallen und Perlen, die Verwendung des Bergkrystalles u. s. w. in hervorragender Weise vorge führt wird Die Zeit dcs Ucberganges repräsentirt der Kclch Nr. 98 mit romanischer Cuppa, gothischem Knauf und wenigen durchbrochenen Verzierungen im selben Stile an dem noch rnnden Fußc. Ihm schließt sich Nr. 94 an mit kegelförmiger Cuppa und massiv auf gelegtem Reliefschmuck, dessen Entstehungszrit im Kataloge etwas zu spät festgesetzt sein dürfte. Der besten Zeit der Gothik gehören die Nummern 99, 1<iO, 104 und 105 an, deren edle Verhältnisse und schöne Formen mit Recht von anderweitigem Schmucke möglichst freige- halten sind, der indeß, wo er vorkommt, wie die hübsche Figur der h. Barbara an dem Exemplare im Besitz des Dresdner Stadtrathes, dcr übrigen Arbeit entspricht. Mit äußeren Zicrrathen fast überladen und dennoch von gutem Ansehen erscheinen Nr. 96 und 97, an deren ersterem die in reinem Renaissancestil ansgeführte Cuppa
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