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Wochenblatt für für Nr. 17 Freitag, den 28. Fcbrnar 187S. Erscheint wöchentlich 8 Mal (Dienstag und Freitag) Abonncmentsprcis vierteljährlich I Mark. Eine einzelne Nummer kostet.10 Pf. Jnscratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Neunund-reißigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abvnnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eure einzelne Nummer kostet 10 Ps. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Vom unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte sollen ' den 4. März dieses Jahres von , WormittagS itt Ukr an, verschiedene Gegenstände, worunter 1 Glasschränkchen, 1 Kommode, I Wanduhr, 1 altes Sopha pp. befindlich, gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Königliches Gerichts-Amt Wilsdruff, am 22. Februar E Li'. Gangloff. Tagesgeschichtc. Kaiser Wilhelm vergißt seine alten treuen Paladine aus schwerer Zeit nicht. Unerwartet und unangemeldet tritt er an das Sterbebett seines früheren Kriegsministers v. Roon im Hotel de Rome. Dieser erkennt ihn sofort, ergreift seine Hand mit beiden Händen und sagt: Majestät, welche Freude! — Ich habe Ihnen, lieber Roon, viel, viel zu danken, sagt der Kaiser und nimmt mit Thränen von ihm Abschied. .— Der Generalfeldmarschall Graf v. Roon ist am Sonntag, den 23. Febr., Mittag 5 Min. vor 1 Uhr im Zustande vollständiger Bewußt losigkeit ohne TvdeSkampf entschlafen. — Ter „R. und St. A." begleitet die Mittheilung vom Ableben des Generalfeldmarschalls Grafen v. Roon mit folgenden Worten: „Die hohen Verdienste des Verstorbenen, namentlich bei Durchsührung der Armeereorganisation, sind noch frisch in Aller Gedächtnis; und sichern ihm für alle Zeiten ein dankbares Andenken." Der älteste Sohn des Verblichenen, Oberst Graf v. Roon, ist unmittelbar nach dem Heim gange seines verewigten Vaters behufs der Meldung des Ablebens vom Kaiser und vom Kronprinzen empfangen worden. Der „N. P. Ztg." zufolge empfingen der Kaiser wie der Kronprinz den Grafen v. Roon tiefbewegt; namentlich gab der Kaiser erneut und wiederholt seinem Danke Ausdruck für das, was der Heimgangene besonders in Bezug auf die Reorganisation der Armee und die Wehrkrast des Vaterlandes geleistet. Die englischen Journale, sowohl in der Hauptstadt, wie in den Provinzen widmen dem Grafen Roon enthusiastische Nekrologe, indem sie sagen, daß Deutschland ihm vor allen Anderen die Siege in den Jahren 1866 und 1870 verdanke. Sie preisen des Kaisers Wilhelm wunderbare Gabe, große Männer frühzeitig zu erkennen und aus hohe Plätze zu stellen. Berlin. Da der Reichskanzler unter allen Umständen den re- vidirten Zolltarif dem Reichstag noch in dieser Session vorlegen will, so wird in unterrichteten parlamentarischen Kreisen angenommen, daß die Session sich wahrscheinlich bis gegen Ende Juni ausdehnen wird. — In der Zolltarifeommissi'on ist, wie es heißt, beschlossen worden, Zinn und Zink zollfrei zu lassen. Da Kupfer und Eisen Zollpflichtig sein sollen, wo bleibt da die Conseguenz? Ueber Spiel karten, Kalender, Kunst- und Litcratnrartikel ist nach den Vorschlägen des Vertreters der Hansestädte, Syndikus Barth, entschieden worden, der auch zu dem Anträge des Geheimraths Tiedemann auf Getreide zölle eine Gegendenkschrift eingereicht hat. Wie verlautet, ist der preußische Entwurf eines Tabaksteuer gesetzes den Ausschüssen deS Bundesraths zugegangen. Die Steuer von ausländischem Rohtabak soll 70, die von inländischem 50 Ä. be tragen. Auch ist Nachbesteuerung beantragt. Bei der am 21. Febr. in Breslau stattgehabten Neichstagswahl (engereWahl) wurdeJustizrath Freund mit 8959 Stimmen zum Ab geordneten gewählt. Sein Gegenkandidat, der Socialdemokrat Kräcker, erhielt 7544 Stimmen, über 2000 Stimmen mehr, wie im ersten Wahlgange. — Am Tage vor der Nachwahl wurden an den Straßen ecken feuerrotste Placate angeschlagen, welche folgende Geschäftsanzeige enthielten: „Eine hochfeine Cigarre z»m Preise von 5 Pfg. deutscher Reichswährung verkause heute und die folgenden Lage, so weit der Vorrath reicht. Ich erlaube wieder auf diese Sorte'ganz besonders aufmerksam zu machen, und rathc, daß Jedermann diese Cigarre wählt. «Kräcker, Cigarren- und Tabakshaudlung, Altbüßerstraße Nr. 35." Liest man die fettgedruckten Worte allein, so lauten sie: „zum Reichs tage wählt Kräcker." Kräcker, der bekannte Socialdemokrat, unterlag aber einem Liberalen. In Teplip begann unter entsprechenden Feierlichkeiten Sonnabend Vormittag in Gegenwart des Fürsten Clary, der anwesenden Geologen, der Vertreter der Negierung, der städtischen Behörden und einer großen Menschenmenge die Quellenabteufung. Nach der Festrede des Geologen Laube, in welcher derselbe nochmals hervorhob, daß begründete Aus sicht auf Wiederherstellung der Quellen vorhanden sei, führte der Bürgermeister Uherr im Namen der Stadt die ersten drei Schläge in das Erdreich. Der Ingenieur Zsigmondi hat sich dem Gutachten der drei Geologen augeschlosseu; der Sprengtechniker Mahler leitet die Ab teufung. Das Vertrauen der Bevölkerung ist wesentlich gewachsen, nachdem namentlich auch Professor Sues; sich dahiu ausgesprochen hatte, daß die schweren Besorgnisse über die Zukunft der Stadt Tcplitz, welche da und dort geäußert wurden, durch die Natur der Dinge nicht gerechtfertigt Aien. Die Säveüberschwemmung gestaltet sich immer ernstlicher und droht dieselben Dimensionen anzunehmen, wie die letzte Herbstüber schwemmung. Längs des Savestrandes sind schon alle Dörfer und Städte unter Wasser. In einzelnen Orten beginnen die Häuser einzu stürzen. Die Regierung und die Donaudampsschisffahrtsgescllschaft helfen nach Möglichkeit. Besonders groß ist das Elend in Varos, Dubvcac und Kobas. Genf, 21. Febr. In der vergangenen Nacht wurde die ganze Westschweiz von einem sehr heftigen Sturm heimgesucht, der auch hier und in der Umgegend großen Schaden angerichtet hat. Auf dem See gingen mehrere Boote zu Grunde und bei St. Saphorin (Canton Waadt) gerietst ein Eisenbahnzug aus dem Geleise. Mehrere Eisen bahnwagen wurden in den See geschleudert, indeß hat dabei kein Ver lust an Menschenleben stattgefunden. Mit banger Sorge sieht man in England den weiteren Nach richten aus Natal entgegen, da den jüngsten Nachrichten nach die Lage der englischen Truppen eine überaus bedrohte zu sein scheint. General Pearson's Lager befindet sich noch immer in der Nähe von Ekowe. Er verfügt über eine Macht von 1200 Mann. Das Lager ist, den letzten Nachrichten zufolge, von Zulus umringt. Die Ber- i proviantirung der belagerten Abtheilung wird auf 2 Monate reichen, i Seit dem 1. Februar fehlen in Port Natal alle Nachrichten über i Pearson. General Chelmsford sucht die Verbindung mit General i Pearson herzustellen. Die Contingente der Eingeborenen, welche man j jetzt nicht mehr für zuverlässig hält, werden entwaffnet. Eine Invasion l durch die Kafferu wird für sehr möglich gehalten. Die Eingeborenen j in den Diamantengruben desertiren. Dem gegenüber klammert man i sich nur noch an die Hoffnung, daß auch die Zulus durch ihre schweren, namentlich durch die Gatlingkanonen veranlaßten Verluste entmuthigt sind und in der nächsten Zeit keinen Angriff wagen werden. Bis der selbe erfolgt, hofft man auf die Ankunft der Verstärkungen. OertlicheS und Sächsisches. Wilsdruff. Am 25. d. M. wurde durch unsern umsichtigen und thätigeu Gendarm die im Gendarmcrieblatt ausgeschriebene Bertha Pauline Nitzsche ans Großröhrsdorf, im benachbarten Sora, wo sie bis jetzt gedient, ermittelt und verhaftet und an das hiesige Gerichtsamt abgelicfert. Dieselbe ist geständig, das von ihr am 29. Dezember v. I. in Dresden außerehelich geborene Kind männlichen Geschlechts nach ihrer Entlassung aus dasigem Entbindnngsinstitut in der 7. Abendstande des 7. Januars von der Albertbrücke aus in die Elbe geworfen und somit den Tod desselben vorsätzlich verursacht zu haben. — Zu der gestern Abend stattgefundcuen Gewerbevereinsver- sammlung hatte sich die hiesig^ Einwohnerschaft zahlreich eingefunden und bekundete dadurch istr reges Interesse an dem Bortrage des Herrn Ingenieur Merkel jun. aus Dresden über Gasbcleuchtungsaulagen und insbesondere über deren Anwendung für unsere Stadt. Ueber das Weitere behalten wir uns einen ausführlichen Bericht für nächste Nr. vor. — Unser Vorschußverein gewährt seinen Mitgliedern auf das Jahr 1878 eine Dividende von 14 Proccnt. Bezüglich des Geschäfts ganges im vergangenen Jahre verweisen wir auf den Rechnungsab schluß, welcher der vorigen Nr. d. Bl. bcigelegt war. In der Mittagsstunde des 23. d. M. brannte das dein Häusler Flade in Grumbach gehörige Wohnhaus total nieder. Der Ur sprung des enlstanvenen Brandes dürfte in einem Defect des nur I selten benutzten Backofens, der von der Ehefrau Flade zum Backen j geheizt worven war, zu suchen sein. Der bisherige Vorsteher der Stadtverordneten in Meißen, Finanz- ! procurator Hallbauer, ist in Anbetracht seiner großen Verdienste um i die Stadt Meißen zum Ehrenbürger derselben ernannt worden. Oschatz, 21. Febr. In der gestern hier unter dem Vorsitz des i Bezirksgerichtsdircctors Müller abgehalteuen Hanptverhandluug wurde der Handarbeiter Ernst Heinrich Hering von hier, der im Herbste des ! vor. Jahres den Tod seines Kindes verursacht hatte, wegen fahrlässiger j Tödtung mit einer Zuchthausstrafe von drei Jahren, dem höchsten ge- > schlich zulässigen Strafmaß, belegt. Nos sen. Nachdem die diesige Epstorie mit Beginn dieses Jahres aufgelöst worden ist, legt dec bisherige Superintendent 1>r. Locke, welcher scsi 34 Jastrcn als solcher hier thätig war, sein Amt dem nächst nieder. Zu seinem Nachfolger ist der durch mehrfache ver dienstvolle theologische Arbeiten bekannte Pastor Röntzsch in Miltitz gewählt worden und wird noch vor Ostern als Oberpfarrer sein Amt antretcn.