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/reitäg. Nr. 42 1. Juni 1866. Erscheint - MWeißerih-Zeitung. M Amts- v«d Auztige-Dlatt der KömMen Gerichts-Ämter und Stadtrüthe zu Dippotdiswatde. Mueusteiu und Attenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dresden. Am Montag, 28. Mai, Mittags 1 Uhr, hat durch Se. Maj. den König im Paradesaale des königl. Schlosses die feierliche Eröffnung des außerordentlichen Landtages stattgefunden. Als Se. Maj. der König unter Vortritt der Herren Staats minister und der Herren der» ersten und zweiten Hof rangordnung, begleitet von den königl. Hoh. dem Kron prinzen und dem Prinzen Georg, in den Eröffnungs saal eintrat, wurde derselbe von der Versammlung mit einem dreimaligen Hoch empfangen. Se. Maj. nahm auf dem Throne Platz und las bedeckten Hauptes folgende Thronrede: „Meine Herren Stände! In einer verhängnißvollen Zeit habe Ich Sie heute um Mich versammelt, wo Verwickelungen zwischen den deut schen Großmächten Deutschland mit einem blutigen Innern Kampfe bedrohen. Es konnte nicht Aufgabe der dabei unbetheiligten Staaten Deutschlands sein, für einen der streitenden Theile Partei nehmend, mit demselben Verbindungen einzugehen, sondern nur auf Erhaltung des bundesverfassungsmäßigen Landfriedens hinzuwirken und die Streitfragen auf bundes rechtlichem Wege der Entscheidung zuzuführen. Dieser Auf gabe, die noch jetzt das Ziel Meines Strebens bleibt, habe Ich Mich, in Vereinigung mit mehreren Meiner deutschen Miwerbündeten, Baiern an der Spitze, nach Kräften zu unter ziehen gesucht. Dazu war es aber unerläßlich, einige Vorkehrungen zu treffen, um unsere Wehrkraft unversehrt dem Bunde zur Verfügung stellen zu können. Wegen dieser Vorkehrungen mit militärischen Maßregeln bedroht, habe Ich den Bund in versöhnlichem und friedlichem Sinne um seine Vermittelung angegangen; aber nunmehr auch zugleich Mein Heer unter die Waffen gerufen, um von keinem unvorhergesehenen Angriffe überrascht werden zu können; denn auch der Mindermächtige würde sich entehren, wenn er ^unberechtigten Drohungen nicht mit männlichem Muthe entgegen träte. Mii rühmlicher Bereitwilligkeit sind Beurlaubte und Kriegsreservisten auf Meinen Ruf zu den Fahnen geeilt, und mit voller Zuversicht erwarte Ich von Ihnen, Meine Herren Stände, von Ihrem bewährten patriotischen Sinn, daß Sie den unaufschieblichen Verwendungen Ihre Billigung, und Meiner Regierung diejenigen finanziellen Ermächtigungen er- theilen werden, welche die Lage der Dinge und vor Allem der bedrohte Zustand unseres Handels und Gewerbfleißes erheischt. Noch ist indrß die Hoffnung einer friedlichen Lösung nicht auszugeben, und Meine Bemühungen werden unausge setzt auf Erreichung eines so heilsamen Zieles gerichtet sein. Meiner oft bethätigten Ueberzeugung gemäß werde Ich auch mit Freuden bereit sein, zu einer den wahren Bedürf nissen Deutschlands entsprechenden, aus dem Wege des Rechts und unter Theilnahme von Vertretern der Nation ins Leben zu rufenden Reform der Bundesverfassung die Hand zu bieten. Das Zustandekommen eines solchen Werkes, für das auch gegenseitige Opfer nicht zu scheuen sind, wird uns am Besten gegen die Rückkehr so trauriger Verhältnisse schützen. Stark durch die Liebe und Treue Meines Volkes, in dem Bewußtsein, dadurch keine feindliche Gesinnung heraus gefordert zu haben, sondern nur mit Beharrlichkeit für das Recht eines deutschen Volksstammes und Fürstenhauses ein getreten zu sein, gehe Ich getrost den Wechselfällen des Schick sals entgegen und vertraue auf den Schutz des Allerhöchsten in einer gerechten Sache." Am Schlüsse des vierten Absatzes, nach den Worten: „denn auch der Mindermächtige würde sich entehren, wenn er unberechtigten Drohungen nicht mit männlichem Muthe entgegenträte," wurde So. Maj. durch langan dauernden lebhaften Beifall unterbrochen; ebenso wurde die aus die Bundesreform bezügliche Stelle mit lautem Beifall begrüßt. — Nach Beendigung der Thronrede erklärte Staatsminister v. Beust im Namen des Königs den Landtag für eröffnet, woraus Se. Maj. unter einem abermaligen Hoch den Saal verließ. Das dip lomatische Corps war bei der Eröffnungsfeier vollzählig anwesend. Präsident der ersten Kammer ist wiederum Geh. Rath v. Friesen-Rötha, Vicepräsident Oberbürgermeister Pfotenhauer ; zum Präsidenten der zweiten Kammer wurde Bürgermeister Haberkorn und zum Bicepräsi- denten Rittergutsbesitzer Oehmichen aus Choren ernannt. Dresden. Aus dem königl. Decrete, welches die Regierung an die Kammern am 29: gelangen ließ, ent nehmen wir folgende interessante Thatsacken: Die gierung rechtfertigt zunächst die Einberufung eines außerordentlichen Landtags, sie erwähnt des bekannten DepeschenwechsekS zwischen Preußen und Sachsen und berichtet, daß die sächsische Antwort in Berlin „ nicht befriedigend befunden wurde, daß ihr aber nie eine Mittheilung darüber zugegangen, warum sie nicht befriedigend sei. Auch sei ihr weder amtlich, Noch außeramtlich eine Bestätigung der Ansicht des hiesigen preußischen Gesandten geworden, daß die von Preußen angedrohten militärischen Maßregeln gegen Sachsen sich nur innerhalb der preußischen Grenzen bewege«. Unter so drohenden Verhältnissen habe die Regierung energisch gerüstet; der gesammte autzerordentstche Mf