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Dresdner Journal : 15.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188901157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-01
- Tag 1889-01-15
-
Monat
1889-01
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 15.01.1889
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O 12 Dienstag, dm iS. Januar, abend». 1889. Vevuxsprei», kür vr»»ä«i» vi«rtsjjLkr!iob 2 U. S8 kf., d«1 ä«o lit仫rl. 6eut»okt!ll ?o»t»o»t»It»o vi«rt»l- M»rlicb S II.; ^univrkald äe« ävut-eb«» k»iol>«, tritt l'oit- uuä 8towp«lru»cbla^ tünra. itnkvi»älxu»x«xekvl»rvar kür äso k»llm «io«r ^v»p»Itvn«o ?»ils ^Ivü»«r 8vt»rtkt 28 kk. IIllt«r „LtLjs0»»oät" äi« 2«>ls 58 kk. UljsllsQ- UQÜ 2i8srit»»t« votspr. ^ut»odl»A. Lrvvb«la«»r 1^»liel» vut ^u»LLt»ws der Aoun- nnä k«i«rt»^» »b«nü». kanuprsob-^osoblu»»: Ar. I---. Drks-nerÄoumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Lnuutim« von itnltüuül^uuxvn »U8irkrt»r : /-> LranilÄett«', 6onuui«iooür äs» Oresänsr ^ourolüi; L-uodurv - L«rUu -Vl»o - I^tpii^ - S»,«I Lr«»I»u kr»u>l1url *. N.: //aa»e»«^t<in L koA/er, L«rlio Visu N»mdurx kr»^ L«tp,l^ -kr»oiaurr ». H Hüuet»«»i Luit. .1/o«e, k»r>»-I,ouiioa-L«rUL-kr»uküirt ». L -SlllNx»rl: /^uud« L Oo.,' L«rUn: /npat»üenü««»tL, üürUt»: (/. L/Utt«« ^«rc^/vtAer,' Uumovsrr 0'. Lcäü«ter,' «Lil, ». 2 : Larct L Vo. Uerausxvbvr: küoi^I kxpvüitiou äv» Oresänsr lourasl». Vrvsäsn, üvin^erstr»»»« 28. kvrnsprvot» Xnsvtrlru«: Ar. 1295. Amtlicher Leit. Se. Majestät der König baden Allerguädigst zu genehmigen geruht, daß der Betriebsdirettor bei der Staat»eisenbahnverwaltung Alexander Ernst Theobald Freiherr von Oer in Leipzig das von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehene Ritterkreuz des FranzJosef-Orden- annehme und trage. Nekannlmachuna, die Sächsische Stiftung zum 26. Juli 1811 betreffend. Zum Gebrauche böhmischer oder Sächsischer Heil quellen sind aus den Mitteln der unter Verwaltung des Ministeriums des Innern stehenden Sächsischen Stiftuug zum 26. Juli 1811 an arme Kranke auch für das laufende Jahr eine Anzahl Unterstütz ungen beziehentlich Freistellen zu vergeben. Die Unterstützungsgesuche sind längstens bis Ende März diese» Jahre» einzubringen. Zu Begründung eines solchen Gesuches sind erforderlich: ») ein ärztliches Zeugniß, welches rine kurze Krankengeschichte enthalten und die Nothwendig- keit des Kurgebrauch» unter Angabe des betreffen den Kurort- nachweisen muß. Hat ein der gleichen Kurgebrauch schon früher stattgefunden, io sind die Zeit und der Erfolg desselben an- zugeben, b) der Nachweis der Sächsischen Staats angehörigkeit de« Kranken, v) eine amtlich bestätigte Angabe des Alter«, der Familien-, Erwerb»-, Vermögen». und sonstigen Verhältnisse de« Kranken, woraus ersichtlich ^sein muß, daß der Kranke nicht in der Lage ist, die ihm ärztlich verordnete Kur ohne besondere Unterstützung zu gebrauchen. Gesuchsteller, welche die rechtzeitige Beibringung dieser Nachweise unterlassen oder ihre Gesuche über haupt verspäten, haben e« sich selbst zuzuschreiben, wenn dieselben unberücksichtigt bleiben müssen. Gesuchstellern, welche bereits wiederholt unter- stützt wurden, kann keine Aussicht auf abermalige Be rücksichtigung eröffnet werden. Dresden, am 10. Januar 1889. Ministerium de» Innern. IV. Abtheilung. Jäppelt. Röber Nichtamtlicher Leit. KetegraphiscHe W^chvicHLen. Regensburg, 14. Januar. (W T. B. Bet der heute hier stattgehabten Reichötagöwahl an Stelle dr» verstorbenen Abg. v. Gruben (Zentr.) find bi» jetzt für Graf Walderdorf (Zentr.) 2163 Stimmen, für Hoffmann (liberal) 1668 und für v. Vollmar (Sozialist) 361 Stimmen gezählt. Die Re sultate aus den meisten Landbezirken stehen noch auS. Win, 15. Januar. (Tel. d. Dre» n Journ.) Die heutigen Morgenblätter betonen ausnahmslos mit lebhafter Befriedigung den friedlichen Charak ter der preußischen Thronrede. Pari», 14 Januar, abend». (W. T. B.) In folge drS heutigen Zwischenfalls in den Wandel- gängt» der Deputiertenkammer empfing Aloquet beute abend die Abgeordneten Laisant und Lehs- risse alS Zeugen LaurS. Der Ministerpräsident erklärte denselben, er habe in oer Thal Laur auf gefordert, die in der Presse enthaltenen Behaup ¬ tungen, welche er mit Recht al» „infame" bezeich- uet habe, auf der Tribüne zur Sprache zu bringen. Er halte diese seine Aufforderung aufrecht und habe derselben außerhalb der Tribüne nichts hinzu zufügeu. Die Zeugen zogen fich hierauf zurück. Amsterdam, 15. Januar. (Tel. d. Dresdn Journ) AuS Schloß Loo kommt die offizielle Mitteilung, daß Sr. Majestät der König »ine ruhige Nacht verbracht hat und daß daS Befinden nach Umständen ziemlich gut ist. Rom, 14. Januar. (W. T. B.) Die Ver handlungen über einen neuen Handelsvertrag mit der Schweiz wurden beute nachmittag von den italienischen und schweizerischen Delegierten fort gesetzt. Der Ministerpräsident CriSpi, der Finanz- nivister Grimaldi, der HandelSminister Miceli und der schweizerische Gesandte wohnten den Ver handlungen bei. New-Dort, 14. Januar. (W. T. B.) Ad- miral Kimberly, Befehlshaber des Geschwaders der Vereinigten Staaten in der Südsee, erhielt Befehl, mit der Korvette „Trenton", die fich gegen wärtig zum Schutze der amerikanischen Interesse« in Panama befindet, nach Samoa zu gehen. Mehrere andere Schiffe werden nach Panama ge sendet, da man daselbst Unruhen befürchtet. Dresden, 15. Januar. Unsere Oppositionsparteien und da» Ausland. Während der ganzen Dauer der Amtsführung unsere» Reichskanzlers sind die zu dem deutschen Reiche in grundsätzlicher Opposition stehenden Parteien, dre Deutschfrelsinnigen und Sozialdemokraten, bemüht ge wesen, den ruhmvollen Leiter unserer auswärtigen Politik in der gehässigsten Weise anzugreifeo und in den Staub zu ziehen. Jede, selbst die beste und wohl gemeinteste Maßregel, die da» Unglück hatte, den Herren Richter, Bebel und Grillenberger zu mißfallen, wurde gemißbraucht, um da» große Anathema über die Politik de» Kanzler» auszusprechen. In der letzten Zeit waren e» vorzugsweise die „Fälle" Geffcken und Morier, die den jeden Nationalgesuhl» baren deutsch- freisinnig-sojialdcwokratlschen Blättern Anlaß zu den maßlosesten, wütendsten Ausfällen gegen den hochver- dienten deutfchen Staatsmann gaben. In einem sehr beachtenswerten Aufsätze, dem wir das Nachstehende entnehmen, unterziehen die „Hamb. Nachr." das ver werfliche Gebühren jener Blätter einer ebenso scharfen als zutreffenden Kritik: Die freisinnig-demokratische Partei hat es stet» mit großer Entrüstung al» unberechtigt von sich ge- wnfto, wenn sie etwa bei Gelegenheit ihrer Oppo sition gegen Erhöhung der deutschen Wehrkraft, der Bewilligung des Gehaltes für eii en ferneren Direktor im Auswärtigen Amte, oder in kolonialpolitischen Streitfragen des Mangels an nationaler Gesinnung geziehen wurde. Hätte es noch eines Beweises dafür bedurft, daß diese Ableugnung durchaus zu Unrecht geschah, er wäre durch die Stellung erbracht, welche dl» demokratisch freisinnigen Preöorgane in den um die Angelegenheiten Mackeuzie, Morier und Geffcken ent brannten Streitigkeiten der jüngsten Vergangenheit ein genommen haben. Mit derselben leidenschaftlichen Ver blendung, mit der sich jene Parteiprrsse aus die Seite de» euglischen Arzte- stellte und die deutschen Kollegen desselben auch dann noch in der häßlichsten Weise an griff, als schon niemand mehr daran zweifeln konnte, daß Hr. Mackenzie in der That nichts weiter sei, als ein Eharlatan, der mit seiner angeblichen ärztlichen Autorität ganz andere Zwecke als solche der Heilkunst deckte — Has sich die freisinnig-demokratische Presse sokort dem ausländischen Diplomaten Morier gegen die eigenen Landsleute zur Verfügung gestellt, obwohl der Engländer unter dem Verdacht stand, Deutschland verraten zu haben. Alle«, was in deutsch-nationalen Blättern an belastendem Material gegen Hrn. Morier erschien, verfi l sofort der freisinnigen Einschätzung als unwahres, vrrläumderische» Reptilienfabrikat und wurde mit den höhnischsten Glossen abgethan; dagegen erfuhr jede noch so deutschfeindliche und innerlich unwahre Auslassung der englischen oder französischen Presse zu Gunsten MorierS von diesen „deutschen" Blättern eine Behandlung, als stelle sie den Gipfel aller Gerechtig keit, Wahrheit und Unwiderleglichkeit dar. In der Geffckenfchen Sache aber gab es für eben d'ese Presse keinen höhern Triumph als den, ein ausländisches, m englischem oder französischem Solde stehendes Blatt als Zeugen für die Auffassung ansühren zu können, daß der deutsche Reichskanzler eine Niederlage schwer ster Art erlitten habe. So beschämend solche Wahrnehmung für das Nationalgefühl des deutschen Volker gewesen sein mag, so hat sie, wie wir hoffen, doch ihr Gutes; und zwar insofern, als sie ebenso nachteilig für das Ansehen der freisinnig demokratischen Richtung im Volke wirken wird, wie die vorerwähnte Agitation gegen die Er höhung der Wehrkraft und d e angemessene Besetzung de« Auswärtigen Amtes mit geeigneten Hilfskräften für den leitenden Staatsmann. In solchen, die Macht und Würdestellung des Reiches betreffenden Fragen erweist sich das deutsche Nationalgefühl um jo em pfindlicher, je länger und schmerzlicher es in der Vergangenheit aus Gründen innerer Ohn macht und Zerrissenheit Deutschlands unlerdrückt werden mußte. Das vollste Recht steht ihm hier bei zur Seite. Das Nationalgefühl entspringt dem nämlichen sittlichen Bewußtsein, wie das Ehr gefühl des Einzelnen. Wie dieier nicht jenes ent behren kann, ohne moralisch Schiffbruch zu leiden, so kann kein großer Staat d«r starken Triebfedern des Nationalgesuhts evtraten, ohne daß der Geist erlischt, mit dessen Kraft ein Volk im Kriege wie in fried licher Kulturarbeit seine größten Thaten verrichtet: der Geist unbedingter Vaterlandsliebe. Wie im Pri vatleben derjenige verächtlich erscheint, der, sei es aus niedriger Gesinnung, aus Bosheit, Gewinnsucht oder ähnlichen Mottvcn cynisch die Gebote der eigenen per- sönlichen Ehre verletzt und um fremde Gunst buhlt, so trifft mit Fug und Recht jedes Volk Gering schätzung und Spott, das e» da an sich fehlen läßt, wo feine nationalen Interessen aus dem Spiele stehen. Sobald dl»» der Fall ist, müssen alle angeblichen „Gründe der Gerechtigkeit", mit denen eS ohnedies meist die denkbar peinlichste Bewandtnis zu haben pflegt, schweigen, genau so wie im Kriege kein Volk fragen darf, ob seine Sache oder die des Feinde» die gerechtere sei, sondern mit Herz und Arm da stehen muß, wo die Fahnen des Vaterlandes wehen. Mit solchen Grundsätzen wird keineswegs Fremden haß oder Ungerechtigkeit gegen da» Ausland gepredigt, wie unseie einheimischen Ausländer gerne glauben machen wollen, sondern nur das deutsche Volk daraus dingewiesen, was es thun muß, um nicht sich selbst zu Gunsten jenes angeblich idealsten Zustandes des Kos mopolitismus zu verlieren, der ihm nur deshalb immer als das höchste Ziel alles menschlichen Streben» hin gestellt wird, wett die Hintermänner der falschen Pro- vheten, welche diese Lehre verkünden, bei dem Zu standekommeu einer internationalen Börsendemokratie, in deren Dienst dann die einzelnen Staaten zu nehmen und gegen einander für die Zwecke der Hausse und Baisse zu verwerten wären, sich allerdings am besten stehen würden. Da» Volk al» solches könnte durch seine Hingabe an solchen Kosmopolitismus nur die alle: schwersten Nachteile erleiden. Die Eigenart und Selbstständigkeit ter Nationen ist die erste Bedingung ihres Gedeihens; sie entspricht auch völlig dem natür lichen Zustande, daß nicht die ganze Menschheit nach Rasse, Sprache und Lharaktereigenschast eine gleich artige Masse bildet, sondern eine Reihe von Völkern und Stämmen, welche die Bestimmung haben, im fried lichen oder kriegerischen Wettkampf mit einander um den Vorrang zu ringen und durch diesen Wettbewerb die Entwickelung des Menschengeschlecht» zu ge währleisten. Es liegt aber auf der Hand, daß bei diesem Bewerbe diejenige Nation sich selbst und folglich der menschlichen Gemeinschaft die größten Dienste leistet, welche ihre nationale Kraft und Eigen art am entschiedensten zum Ausdruck bringt; denn da durch werden die übrigen Völker nur um so mehr angespornt, es ihr gleich oder zuvor zu thun, wo durch dann abermals die einheimische Bethätigung der nationalen Kraft einen neuen Antrieb und somit das Weltgetriebe immer wieder, bald von dieser bald jener Nation, diejenigen Anregungen erhält, deren es be darf, um nicht in Stagvot on zu verfallen. Wer unter diesen Umständen seinem eigenen Volke rät, zu Gunsten des Auslandes auf die nachdrückliche Wahr ung der nationalen Interessen, seien diese moralische, politische oder materielle, zu verzichten, um nicht etwa ungerecht gegen daS Ausland zu sein, dessen Absicht kann, wenn er nicht völliger Verblendung anheimge- fallen ist, nur drhiu gehen, sein Volk und dessen nationale Kraft im Kampf gegen das Ausland zu Gunsten des letzteren zu schwächen. Diese schnöde Absicht aber erreicht nicht einmal den augenblicklichen Erfolg, den sie sich verspricht: die Anerkennung de» Auslandes. Wie der Einzelne in Mißkredit gerät, der unter Preisgabe seiner eigenen Würde andere mit seinen Schmeicheleien verfolgt, so muß jeder Ausländer, mag er ein Engländer oder sonst etwas sein, die denkbar niedrigste Meinung von Deutschland und der deutschen Presse bekommen, weun er sieht, wie würdelos und vaterlandsfeindlich sich die letztere ber jedem Anlässe benimmt, in welchem deutsche und ausländische Interessen kollidieren. Daß die» Be nehmen werft nur im Haß gegen den Reichskanzler wurzelt, mag hier und da begriffen werden; aber än dert dies etwas an der Schmach? Was thut jeder nichtdeutsche Patriot, wenn das Prestige seines Staates irgendwie bedroht rst? Unbekümmert darum, wie er sonst zu seiner Regierung steht, tritt er für diese ein; es fei denn, er gehöre anerkanntermaßen zu einer hoch verräterischen Umsturzpartei. Wie em Mann trat in der Morierfrage die englische Presse für den englischen Diplomaten ein, obwohl dessen Verdienste um Eng land gegenüber denen des Fürsten Bismarck um unser Va erlaub gar nicht erst in Betracht gelangen; ebenso nahm sich die sranzösiiche Presse, ohne nach fonstigen Parteiunterschieden -u sragen, des Marschalls Bazaine an. Unsere deutsche Demokrat'e aber? Sie hat durch weg für den Ausländer Partei ergriffen, hat mit lei denschaftlicher Girr nach jedem Vorwand gesucht, um ihr Mütchen an dem deutschen Staatsmann, dem wir so großes und schönes verdanken, zu kühlen. Blickt man auf diese Lands leute — in der Thak, man könnte sich schämen, ein Deutscher zu sein. Soweit hat e« der vielgepriesene Freisinn gebracht. Bliebe die Ausländerei unserer deutschen Demo kraten auch dann noch beschämend, wenn die deutsche Politik, anstatt überall erfolgreich und nutzbringend für unser Vaterland gewesen zu sein, da» Gegenteil von alledem bewirk! hatte, so erscheint sie gegenüber der Thatsache, daß sich das brutsche Reich auf fast allen Gebieten de» nationalen, staatlichen, wirtschaft lichen and sozialen Strebens im Vergleich zum übrigen AuSlande auf einer Stufe befindet, welche es zum Gegenstände des Neides eben dieses Auslandes machen muß, um so verwerflicher. Da- deutsche Reich ist FcuiUeton. Konzert. Montag, den 14. Januar, gab Frau Rosa Papier ihren zweiten Liederabend im Börscnsaal. Ihre Vorträge boten den Hörern einen wahrhaften Hochgenuß, zumal da ihre Stimme, welche am ersten Liederabend im Oktober angegriffen er schien, wieder in voller Kraft und Schönheit und be redtem Ausdruck wirkte. Sie begann mit der großen Arie des Orpheus, in welcher Partie wir sie zuerst auf dem Königl. Hoftheater al- dramatische Sängerin und Darstellerin bewunderten. Fast vollendeter noch in der Behandlung einfachen edlen Kautilengesauges, im großen Stil und plastisch zu nennender Art der Gestattung erschien ihre Ausführung einer späteren Zugabe, der Händelschen Arie: ob'io pinou»". Von den folgenden Liedern (Liechtenstein, Brahms, Hartmann) mußte das „Schwanenlied" von Hart mann wiederholt werden. Eine so innige zum Herzen sprechende Empfindung mit unmittelbarem Ausdruck wiedergeaeben, tief und stark i« Gefühl ohne Empfindsamkeit, voll begeistigter feinsinniger Auf fassung der wechselnden GemütSerregungen, wie die Konzertgeberin zum Schluß iu dem Schumann- scheu LedercykluS „Frauen-Liebe und Leben" entfaltete, haben wir von ihr in früheren Liederoorträgen fo gleichmäßig meisterhaft durchgeführt noch nicht gehört. Die erhöhte Schwierigkeit geistiger Auffassung und lebenswahrer Wiedergabe der Stimmung in einzelnen Lieder» steigerte nur die seelische Sprache und die treffenden schönen Modulationen ihrer Töne. Als Zugaben — das Verlangen danach ist Modebrauch geworden — spendete die Künstlerin noch die „Sapphijche Ode" (Brahms) und den Kreuzzug (Fr. Schubert). Hr. Prof. Krantz begleitete sämtliche Gesänge in aus gezeichneter Weise. — Die Pianistin Miß Agnes Bartlett aus London vervollständigte das Programm durch Klavlervorträge. S»e spielie Beelhoveu» 6io- mott-Sonate (op. 27); die ersten b iden Sätze musika lisch korrekt aber leblos und langwellig, den letzten auch in der Technik mangelhaft. Besser gelangen ihr die Ausführung der Variationen von Rameau und zweier Sonatensätze von D. Scarlatti und am besten — weil für ihre harmlose, naiv ruhige Auffassung passend — eine Zugabe, ein leichtes, einfaches und liebenswürdige« Klavierstück — mir unbekannt —, das vielleicht von Haydn sein könnt«. L. B. Sybilla Holm. LrtLhlung von L. Pauly. (Kortsetzuna) „LaritaS? Warum nicht Halle der Freundschaft?" Erfüllt jene allegorischen Figuren im Flügelschmuck hier zum Reigen, dort zu anmutigen Gruppenbildern verbunden, nicht alle da« einheitlich« Streben, jene Harmonie zn wecken, die nur der frererwählte Herzens- ound kennt? Wo lebt wohl ein schönerer Akkord hienieden als im Zusammenklingen der Seelen bei wahrer Freundschaft?' sagte sie halb vorwurfsvoll, halb begütigend. „LaritaS, aber nicht iu dem besonderen Bezug aus Mutterglück, sonder» in der allumfassenden Bedeutung der Menschenl ebe steht mir höher, weit höher, als Freundschaft, verehrte Baronesse." Sie schüttelte das Haupt mü den wirren, dunklen Locken. „Laritas erinnert mich unwillkürlich au Mitleid, an menschliche Schwäche, während der Brustharnisch des Opfermutes die Freundschaft umpanzert hält." „Lein Kind verleugnet fein mütterliches Blut", warf der Graf lebhaft ein, „Mitleid und Freundschaft und Laritas, olle drei sind Linder der Psyche, nur haben nicht alle denselben Erzeuger Caritas ist ein Mantelkind, vom Seelenadel untergeschoben. Begei sterung gab man ihm zur Amme. ES überragt die Geschwister, wie allemal ein echte- Kind der Liebe thut, und geht mit seinem gewaltigen Genius bi heute noch unverstanden durch die Welt. Einst aber kommt ein höherer Zeitenflug, der dieses GebUde gott- gleichen Ursprung- auf seine Schwingen erhebt, um e« auf den Thron im Reich der Menschheit zu stellen. Alsdann werde» sich alle Menschenkinder iu Ehrfurcht vor ihm beugen, uud die Gesetze heilig hatten, die sein HeroldSruf ihnen kündet " Boller Begeisterung hatte er gesprochen. „Ihre Theorie predigt eine erhabene Moral, Graf, doch mein Sinn ist zu kalt, um dafür zu erglühen und ihn zwingen wollen, hieße gegen die Natur trotzen. Sin fester Band der Freundschaft, von Aug zu Aug, von Hand zu Hand, von Herz zu Herz, da» ist mein Ideal. Für alle da» Gleiche zu empfinden, ver mag ich nicht Hier liegt die Kluft der Lrbe^Sanschau- ung, die weit sich aufthut »wischen Ihnen und mir." „Line Lluft?" gab er sehr rasch zurück. „Selbst am steilsten Ufer laßt steh mit gutem Willen eine Brücke bauen, die hinüber führt Sybilla, thun Sie den ersten Hammerschlag za solchem Bau." Er stand auf und trat zu ihr heran, blickt-' ihr bittend in» Auge. Die Baronesse zog die Stirn in Falten; ein düsteres Feuer sprühte aus ihrem Blick, als sie ihn zu dem vor ihr stehenden Grafen erhob. „Vielleicht könnte ich e», wären Sie nicht jeneS Maanes Sohn, durch den mein Vater fiel; wären Sie nicht jenes Mannes Bruder, der meinem Bruder grollte!" fagte sie leise. „Sybilla erweitrn Sie Ihr Herz: erheben Sie sich zu meinem Grundsatz. Der Seelenfriede, zn dem die allumfassende Menschenliebe auch Sie führen wird, gebietet aller schlimmen Leidenschaft Schweigen, denn diese giebt nur die besten Lebensjahre dem Irr tum preis." Er bat sie fast innig. „Lassen Sie mich des VaterS Schuld, fall- eine solche wirklich bestand, lassen Sie mich meines Bru der- Groll Ihnen durch die Gefühle der hingehendsten Liebe aufwägen", fuhr er immer beredter fort. Da zuckte plötzlich ein hellleuchtender Blitz vor ihnen auf. Die Baronesse erhob sich rasch, al» habe sie der furchtbare Donnerfchlag emporgetrieben, unter de« die Rotunde darauf erdröhnte. „Liebe, Graf Han-, nimmer!" „Sybilla!" er legte seine Hand aus ihren Arm. „Niemals — nie! Mich schuf die Mutter Natur nicht zum liebenden, zum hingebenden Weibel Nur wer in voller Hingabe die höchste Lugendschätzuug er blickt und darin de» Dasein» edelste Aufgabe sucht, darf sich v-r»ähleu", rief sie.
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