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Dresdner Journal : 23.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187506233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-23
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 23.06.1875
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W142. Mittwoch, den A. Juni. 1875 ^dovQvmvvUtpr«!»: Iw >»u„a S,»t»«I»«L L«leL« i iLbrlivb: ... 18 Nitril ^^Lkrlüül: 4 U»rll 50 ?k. Liorsln« Kummers: 10 ?s L»»»«ri»«Id 6e» 6«utxrt>«a lteiobs« tritt koit- a»ä 8tvMP«lLU»vdI»A lÜLIll. Iu»«r»1v»pr«l8« 1 >'tlr 6«iv k»uiu eiuvr 8e»paltovsu?s6tt«i>«: 20 kt. llntor „kin^vtttuxlt" Ui« ^eil«: 50 l>k. Lr»vl»vluo»r l'ü^liek mit ^uso^kme äer 8ovo- unU keistts^s, XbsvUs tür äs» kolzsollva '?»K. DreMtrIoumal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. 1»tt«!iat<,ui»uu»tim« »u8«Lrt»r OommiiwioaLr Ue« vresänsr ^ourn»I»; »Oxiliilid».: L'«Avn / N»»d»r-->«rUL Vi«n-l^ip,i^ S»»«I-8r«,I»i»-k'r»i»KMN » N.: 4/aa«rn«te«»» ct ^oAier; L«rlu» Visu »Edsr^ rrAU-l^ipit^ - kr»Lll1art ». U Nüllcks»^ ^turi. 8«rlm: §. /^ornict,' /nvaltUkn e/anL,/c. XILrrc/it/ Lrim«»: Sr«»I»a: /. L't<«»Ae»»'» UürvLii; vd-wmti: /»> ^oiat, kr»Lkl»rt »n.: L u. / <7. //^mann xen« Uuldtl, /)u,»5e^(7t>., OLrlitii /»v-/), L»m»ov«r! <7. ,- //«r««, (7a., 8tllltx«rr" /)«»/>« U <7a., Lmodmzi L7e«<iA«»», Visa: XI. O/rpe/»L. 11»rLU88«kvrr llöai^i. kr.xxtitioll Uv- Or«««laer UouiiucI«, Oresclvn, tl^r^rotkxnstiiix»« Xo. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 21. Juni. Seine Majestät der König haben in einer am heutigen Tage dem Don Francisco Merry y Eolom ertheilten Particularaudienz dessen Beglaubigungsschreiben als Königlich Spanischer außer ordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister entgegenzunehmen geruht. Bekannmachung. Die nachstehenden Bekanntmachungen rc. über die Einziehung des Staatspapiergeldes des Großherzogthums Baden, des Herzogthums Sachsen-Altenburg und des Fürstenthums Schwarz burg-Rudolstadt werden hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 15. Juni 1875. Finanz-Ministerium. Für den Minister: Uhde. v. Brück. Landesherrliche Verordnung. Die Aufrufung des Gropherzoglichen Staatspapier- geldes betreffend. Friedrich, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Auf den Antrag Unseres Finanzministeriums und nach Anhörung Unseres Staatsministeriums haben Wir im Hinblick auf Artikel 18 Absatz 3 des Rrichsmünz- gesetzes vom 9. Juli 1873 (Reichs-Gesetz-Blatt Seite 233) und auf 8 2 des Gesetzes vom 30. April 1874, be treffend die Ausgabe von Reichskaffenscheinen (Reichs- Gesetz-Blatt Seite 40), beschlossen und verordnen, was folgt: § 1. Das auf Grund der Gesetze vom 3. März 1849, vom 20. April 1854 und vom 21. April 1866 aus gegebene Großherzogliche Staatspapiergeld im Gesammt- betrage von 6,500,000 Fl. wird hiermit zur Einlösung aufgerufen. K 2. Die Einlösung hat von jetzt ab bis spätestens zum 31. Decrmber d. I. zu erfolgen und kann bis dahin, außer bei der Grobherzoglichen Generalstaats- kasse, gemäß Artikel 4 Zifftr-S ks Gesetzt? vöttC Juni 1874, den Nachtrag zum Hauptfinanzetat für die Jahre 1874 und 1875 betreffend, auch bei sämmtlichen Domänenverwaltungcn, Obereinnehmereien und Haupt- steuerämtrrn, den beiden Salinekassen und dem Haupt zollamt Mannheim bewirkt werden. Gegeben zu Schwetzingen, den 20. Mai 1875. Friedrich. Ellstätter. Auf Seiner Königlichen Hoheit höchsten Befehl: Gaier. Bekanntmachung. Auf Grund des Reichsgesetzes vom 30. April 1874 und des hierländischen Gesetzes vom 16. Juli 1848 werden die Herzoglich Sachsen - Altenburgischen einthä- lcrigen und zehnthälerigen Kassenscheine (Gesetz vom 16. Juli 1848, Beiordnung vom II. November 1858 und Bekanntmachung vom 27. Februar 1860) somit zur Einlösung gegen Vergütung ihres Werthcs in klingen dem Kourant aufgerufen. Die Umtauschung hat bis zum 30. Juni 1876 bei hiesiger Herzog!. Finanzhauptkasse und aushilfsweise bei den hierländischen Steuer- und Rentämtern, soweit deren jeweiliger Kassenvorrath aus reicht, zu geschehen. Nach Ablauf dieser Frist verlieren diejenigen Scheine, welche nicht zurückgelangt sein werden, ihre Giltigkeit. Altenburg, den 25. Mai 1875. Herzoglich Sächsisches Ministerium, Abtheilung der Finanzen. Nach Maßgabe des § 2 des Gesetzes über die Aus gabe von Reichskassenscheinen vom 30. April 1874 (Reichsgesetzblatt Seite 40) wird das von der Fürst lichen Staatsregierung auf Grund der Gesetze vom 30. Mai 1851 (Gesetzsammlung Seite 25) und vom 4. Januar 1856 (Gesetzsammlung Seite I) ausgcgebcne Staatspapiergeld — die Fürstlich Schwarzburg-Rudol- städtischen Kassenanweisungen zu I Thaler und die Fürstlich Schwarzburg-Nudolstädtischen Kaffenscheine zu 10 Thaler — hiermit zur Einlösung aufgerufen. Die Einlösung erfolgt von jetzt ab bei der Fürstlichen Haupt- landcskasse in Rudolstadt und bei den Kassen der Fürst lichen Rent- und Steuerämter in Königsee und Franken hausen. Mit Schluß des laufenden Jahres verliert das Staatspapiergeld die Eigenschaft eines gesetzlichen Zah lungsmittels (Gesetz vom 10. November 1848 8 4 — Gesetzsammlung Sette 67 —) und vom 1. Januar 1876 sind nur noch die Staatskassen z >r Annahme desselben verpflichtet. Rudolstadt, den 1. Juni 1875. Fürstlich Schwarzburgisches Ministerium. v. Bertrab. WiMmMchtr Theil. ?! ob erficht. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Berlin. Brandenburg. Stuttgart. Mainz. Weimar. Meiningen. Prag. Brünn. Triest. Karlowitz. Paris. St. Petersburg. Athen.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Bautzen. Grimma. Mügeln.) Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz.) vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton Inserate. TageSkalrnder. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Teltyraphilche NnchrWen. Münster, Dienstag, 22. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „Westfäl. Provinzialztg." zufolge haben gestern in Rheine aus Anlaß von ultra- montanen Demonstrationen Exceffe Statt gefun- den, bei denen der Bürgermeister Sprickmann, welcher den Gesehen Achtung verschaffen wollte, durch fünf Messerstiche schwer verwundet wurde. Versailles, Montag, 21. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung begann in ihrer heutigen Sitzung, nachdem sie zuvor die Gesetzvorlage über verschiedene Eintragungs- aebühren genehmigt hatte, die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Beziehungen der öffentlichen Gewalten. Die Dcputirten Louis Blanc, Madier und Mantjan von der äußersten Linken bekämpften lebhaft den Gesetzentwurf, da derselbe den Interessen der Republik zuwider laufe und dem Präsidenten der Republik Gewal ten übertrage, welche die Souvcränetät der Nation beeinträchtigten. Pari«, Montag, 21. Juni, Abend«. (W. T. B.) Von der Linken wird, wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, für die Berathung dcS Gesetzes über die Beziehungen der öffentlichen Gewalten bei der zweiten Lesung die Dringlichkeit beantragt werden. Der „Moniteur" erfährt, daß die Linke br- schlossen habe, die Gesetze festzustellen, welche die Nationalversammlung noch vor ihrer Auflösung zu berathen habe. Dasselbe Blatt fügt hinzu, daß die Regierung nicht abgeneigt sei, sich diesem Vorschläge anzuschließcn. DaS Ministerium halte es zwar nicht für angezeigt, den Tag für die Auf- lösung der Nationalversammlung zu bestimmen, glaube aber, ohne die Rücksichten gegen die Ra- tionalversammluyg zu verletzen, an dieselbe da« Ersuchen stellen zu dürfen, die Gesetze aufzuzählen, welche sie vor ihrer Auflösung erledigen wolle. Brüssel, Montag, 21. Juni, AbendS. (W. L B.) Wie der „Nord^' meldet, hätte der deutsche Gesandte, Graf Perponcher, dem Minister der aus wärtigen Angelegenheiten, Grafen d'ASpremont- Iynden, eine neue Note überreicht, in welcher der belgischen Rcaierung für ihre jüngsten Mitthei- lungen der Dank der deutschen Regierung ausge sprochen wird. Es heißt, daß die Note der Kam- «er werde mitgetheilt werden. London, Montag, 21. Juni, Abends (W T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses be antwortete der UnterstaatSsecretär des Auswär tigen, Bourke, eine bezügliche Anfrage Dilke'S da hin, daß die einzige Information, welche die Re- gierung über die russische Expedition nach Hissar erhalten habe, in einem Auszüge der Zeitung von Turkestan bestehe. Er werde denselben mittheilen. Es sei im Uebrigen sehr wahrscheinlich, daß die Expedition von einer militärischen Escorte be gleitet werde. Der UnterstaatSsecretär des Drpar- tementS für Indien, Lord Hamilton, erklärte auf eine bezügliche Anfrage Richard s, daß die Regie rung d»e Instructionen für den englischen Abge sandten nach Birma, Sir DouglaS Forsyth, nicht mittheilen könne, da die Veröffentlichung der In- structionen den Erfolg der Gesandtschaft in Frage stellen könnte. Kopenhagen, Montag, 21. Juni, AbendS. (W.T. B.) Die Großfürsten Alexis und Konstantin find heute hier eingetroffcn und haben sich mit dem Kronprinzen, welcher sie empfangen hatte, sofort nach der k. Svmmerrefidenz Bernstorff be- geben. TMscieschichte. * Berlin, 2l. Juni. Der Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers in Ems wird bis zum 4. Juli verlängert werden, und gedenkt Allerhöchstderselbe sich alsdann zu einem zweitägigen Aufenthalt nach Coblenz zu begeben. Die weiteren Reisedispositionen sind noch Vorbehalten. Der Reise zur Badecur in Gastein wird ein kürzerer Aufenthalt in Karlsruhe und auf der Mainau vorhergehen. Ihre Majestät die Kaiserin traf heute, von Coblenz kom mend, in Ems ein. An dem Diner bei den Majestäten nahmen der Erzherzog Albrecht, der Prinz August von Württemberg und der Kriegsminister v Kamcke Theil. Die Kaiserin begiebt sich heute Abend nach Coblenz zu rück. Der Erzherzog Albrecht wird Ihrer Majestät morgen dort einen Besuch abstatten. — Die vereinigten Ausschüsse desBundesraths für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen. — Man telegraphirt der „Wes.-Ztg.": Wie verlautet, hat der Justizausschuß des Bundesraths den Antrag der Hansestädte wegen Beibehaltung der Handelsgerichte einstimmig befürwortet. — Das Staats- ministerium trat heute Mittags zu einer Sitzung zu sammen. — Die Enqustecommission für die Eisen bahntarifreform hat am Sonnabend ihre Arbeiten ver tagt und wird, wie der„D. R.-Anz." hört, dieselben erst am 6. September wieder aufnehmen. Von einem Commis- sionsmitgliede wurde noch in der letzten Sitzung ein Vor schlag zu einem Compromißsystem gemacht, der als Basis für eine allgemeine Verständigung dienen soll. Nach diesem Vorschläge soll, laut der „D. R.-C.", der Maxi- malsatz in Markpfennigen pro Centner nnd Meile be tragen: für Stückgut l. Klasse — 4, II. Klaffe --- 3 (Stückgüter der Specialklassen). In der Wagenladungs klasse (bedeckte Wagen) 100 Centner — 3,200 Cent ner — 2,5, Wagenklasse k (offene Wagen) 100 Cent ner — 2,s, 200 Centner — 2. Zu demselben Satze werden die Güter der Spccialklassen bei Aufgaben von 100 Centner befördert. Für besonders benannte Güter Specialtarif I. — 1,5, Specialtarif 11. — 1,25, Special tarif Hl. — I Markpfennig. Expeditionsgebühr für Wagenladungen 2 Thlr. pro 100 resp. 200 Centner für alle Entfernungen, — eventuell 6 Pfg. pro Centner bei Entfernungen über 10 Meilen, unter 10 Meilen mit fallender Skala bis zu 3 Pfg. pro Centner für Entfernungen bis zu 1 Meile. Der „K. Z." zufolge wäre es zweifellos, daß das Eisenbahnnetz zu den Vorlagen für den nächsten Reichstag gehören wird. — Im preußischen Handelsministerium ist vor einigen Tagen der Vertrag wegen Ankaufs der Pommerschen Centralbahn zur Unterzeichnung cingegangen; die königl. Direction der Ostbahn ist vom Handelsminister bereits aufgesordert worden, eine Commission zu bilden, welche mit dem Bau der Centralbahn betraut werden soll. Bezüglich des Ankaufs der Berliner Nordbahn sind die Dinge noch nicht so weit gediehen, doch wird, wie die '„N-Z." erfährt, auch hier der Abschluß nicht mehr lange auf sich warten lasten. Mit der Ausführung dieser Bahn wird eine von der Niederländisch-Märkischen Eisenbahndirection zu bildende Commission beauftragt werden. Brandenburg, 21. Juni. (Tel.) Der heute hier zu sammengetretene brandenburgische Städtetag war von 56 Dcputirten aus 34 verschiedenen Städten be sucht. Es wurde mit großer Stimmenmehrheit be schlossen, auf die Tagesordnung des im nächsten Jahre zu- fammentretenden Städtetqgcs bestimmt sormulirte Thesen über die Gemeindebesteuerung zu setzen. Ferner wurde der Vorstand beauftragt, dem nächsten Städtetage Vor schläge über eine Vereinigung der brandenburgischen Städte behufs gegenseitiger Ucbertraaung der Pensions- kasten für die Wittwen und Waisen städtischer Gemeinde beamten zu machen. Zum Versammlungsort des nächsten Städtetages wurde die Stadt Guben bestimmt. Stuttgart, 18. Juni. lieber ein kameradschaft liches Rendezvous, welches am 14. d. in Fried richshafen, der Sommerresidenz unserer Majestäten am Bodensee, stattfand, entnehmen wir einer Corrcspon- denz der „Schles.Ztg." Folgendes: Sämmtlichc Offizier corps der am Bodensee und in dessen Nähr gelegenen Garnisonen hatten sich am genannten Tage zu ciner militärisch-geselligen Festlichkeit vereinigt. Es waren die Württemberger aus Weingarten, die Bayern aus Lin dau, die Oestcrreichcr aus Bregenz uud die Badenser aus Constanz vertreten, welch letzter» Herren sich noch eine Anzahl Offiziere aus Freiburg «»geschlossen hatten. Auf dem Bregenzer Dampfboot, welches die Oesterreicher Feuilletou. Redigirt vou Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 21. Juni: „Dorf und Stadt", Drama nach Auerbach's Er zählung „Die Frau Professorin" von Charlotte Birch- Pfeiffer. (Frl. Ba st 6, vom Hoftheater in Stuttgart, als Gast.) Frl. Bastä spielte das Lorle, und ihre nächste Par ste wird, wie das Wochenrepertoire zeigt, „Die Anne- Lise" sein. Bei der Beurtheilung fraglicher Künstlerkräfte be reiten nationale Dialect- nnd Costumrollen ein peinliches Hinderntß. Der Dialect und das Costum, wie es z. B. die Dorfgeschichte oder das Alpenterrain mit sich brin gen, bilden eine anheimelnde und dabei sehr pikante geistig und sachlich malerische Tracht, welche die eigent liche gebildete Individualität des modernen Cultur- rlementes maskirt und bet einiger Geschicklichkeit den Träger dieser Maske sehr vortheilhast erscheinen läßt. Auch im Leben wirken solche liebenswürdige originelle Vermummungen kleine Wunder, wie das der Grnremaler am sichersten in seinem Atelier wahrnehmen kann: Die Natur muß an Kopf und Gestalt ihre besten Gaben verschwendet haben, wenn sich die betreffende Person auch im modernen oder gar im idealen Gewand so gut wie im volksthümlichen Kostüm ausnehmen soll. Was sie aber eigentlich ist und leistet, kann man erst in einer äußerlichen Repräsentationsform sehen, die unsere ge wohnten Anschauungen oder die allgemeine künstlerische Harmonie durch keine sich hervordrängende Etgenthüm- lichkeitrn stört. Und dieses Gesetz findet auch in Bezug auf die menschliche Rede seine Anwendung. Es handelt sich für unsere Bühne darum, eine junge Schauspielerin zu gewinnen, die für das sentimentale und muntere Liebhaberinncnfach eine Zwischcnstcllung neben Frl. Ulrich und Frl. Haverland einnehmcn und zugleich für eine gediegene Besetzung classischcr Stücke in zweitenParstecn, sowie für die leicht in einzelnen Rollen collidirende Doppelthätigkeit unserer beiden Häuser eine Stütze bieten kann. Julia, Louise, Klärchen, Marie im Clavigo rc. würden dieses Fach in seinen höchsten Spitzen bezeichnen, denen sich dann abwärts im bürger lichen Drama und modernen Lustspiel andere Partieen anschließen. Rollen wie Lorle, Anna-Lise und ähnliche genrebildltche Gestalten in stark gebrochenen Farben gehen als Zugaben wohl oder übel mit ein. Es macht aber einen incorrecten unlogischen Eindruck, wenn man die Prüfung auf derartige Experimente wesentlich con- centrirt und beiläufige Ausnahmefälle maßgebend macht. Frl. Basts ist mit einer vorthrilhasten Erscheinung von angenehmer Jugendfrische ausgestattet. Ihr Organ erschien vielleicht in dem ihr nicht heimischen mühevoll gewonnenen Dialekt des süßen Schwäbelns ärmer an anmuthigem Wohlklang als es ist, Hindernisse, die in dessen von der Ueberwindung eines richtigen, gerade scenisch hier sehr wichtigen Gcsangvortrags einfacher Volkslieder nicht zurückhalten dürfen. Der Totaleindruck der vom Publicum freundlich aufgenommenen Leistung war insofern vortheilhast, als das Naturell der jungen Künstlerin sympathisch berührt und man den redlichen Willen correctrn Lernens und klar einsetzendcr Accentuation wohlthuend empfand. Neben diesen günsti gen Seiten steht der Darstellerin ein warmer herzlicher Ton und rin zwangloses Treffen des Naiven zu Gebote, lauter Fähigkeiten, die indessen aus einem angehenden Anfängerthum noch nicht zur überraschenden Kraft indi vidueller Wirkungen, innig fesselnder Effecte oder feiner realistischer Wahrheit dnrchgcdrungcn sind. Hier bleiben noch alle wichtigen schauspielerischen Fragen an die Zu kunft offen. Die Darstellung hatte manche wenig präcise Mo mente. Herr Dettmer, in seiner Persönlichkeit ganz zum Darsteller des Reinhard geschaffen, blieb bei aller inneren Gemüthswärme nicht immer im charakteristischen Rahmen seiner Nolle. Herr Dessoir strebte mit dem Fleiß seiner talent vollen Lebensbeobachtung nach genrebildlicher Gcstalung; aber dieser Schwarzwaldbauer muß bei allen traitablcn Gemüthsambitioncn doch aus markigerem Holze geschnitzt sein. O. B. Die Muskelkraft der Jnsecten. Interessant ist es, die bewegende Kraft der Jnsecten sowie der Vögel und der Vierfüßler untereinander zu vergleichen. In wenig Minuten legt der Condor in der Höhe eine Meile zurück; die Schwalbe wird nicht müde, ihre schnellen und anmuthigen Flugcurvcn durch volle fünfzehn Stunden lang unausgesetzt zu machen; und man hat berechnet, daß der Adler in seinem schnell sten Fluge eine Kraft ausübt, die im Vergleiche zu seinem Gewichte 26 Pferdekräftcn gleich käme. Die Organisation der Jnsecten ist eben so wunder bar wie die der Vögel. Die Energie, welche in ditsen kleinen Geschöpfen lebt, muß ost das Staunen des Be obachters erregen. Schon Plinius sagte von dm Amei sen: „Wenn man die Lasten, welche sie sich aufladen, mit der Größe ihrer Körper vergleicht, so muß man zugeben, daß kein anderes Thier mit einer solchen Kraft im Verhältniß zu seiner Größe ausgestattet sei." Walter Scott bespricht in seinen Werken dieselbe Idee und sagt: „Wenn man einen Käfer unter einem Leuchter giebt, so bewegt er ihn bei seinen Anstrengungen, zu entkommen, was relativ dasselbe ist, als wenn ein Gefangener in Ncwgatc mit seinem Rücken dieses Gebäude schütteln würde." Linnde erklärte, wenn ein Elephant im Ver hältnisse dieselbe Stärke hätte, wie ein „Horuschröter", so würde er fähig sein, einen Berg zn bewegen. M. Felix Plateau, ein junger belgischer Natur forscher und Sohn eines renommirtcn Arztes, hat es in neuerer Zeit versucht, durch sehr zarte Experimente die Muskelkraft vieler Jnsecten zu messen, sowie man cs mit der des Menschen und des Pferdes gethan. Die Stärke der beiden letztem wird mit Hilfe einer Maschine bestimmt, die man Dynamometer nennt, wobei die Spann kraft einer Feder ein Gegengewicht durch eine An strengung erhält, die eine sehr kurze Zeit ausgeübt wird. Was ein Mensch oder ein Pferd zu ziehen vermag, ist sehr wenig im Vergleiche mit der Kraft der Jnsecten, von denen viele 40 Mal diese Summe ziehen können. Die Weise, in welcher M. Plateau diese Kräfte ge messen hat, ist genial. Er schirrte das Jnsect an einen horizontal liegenden Faden, der über eine leichte, be wegliche Rolle ging; daran war eine Wage angebracht, mit wenigen Sandkörnern beladen. Um das Jnsect zu verhindem, Scitensprünge zu machen, ließ er es zwi schen zwei Glasstreifrn gehen, auf einem Lrete, das mit Muslin bedeckt war, um dem Thiere eine rauhe Ober fläche zu bieten. Indem er das Jnsect zwang, vor wärts zu gehen, schüttete er nach und nach immer mehr frischen Sand auf die Wage, bis das Jnsect nicht mehr weiter konnte; der Sand und das Jnsect wurden dann gewogen und das ganze Experiment drei Mal wieder holt, in der Absicht, zu einem corrcctm Schluffe kom men zu können. Die Tabellen, welche die Resultate dieser Versuche angebcn, beweise» klar, daß in derselbe» Gruppe von Jnsecten die leichtesten und kleinsten die
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