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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.12.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131203023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913120302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913120302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-03
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Monat
1913-12
-
Jahr
1913
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fibcnft»fiuggabe ft>» fü» ttipji« «>«•• Ovrort« ourd> anfm VrOgt« V« JUy öpV KIJ K • an ö eptMttura »mal tdgtid' In« baue gtbraati aionatudi 1.15 tn.. oitrttlKkbrlld) J.15 Hl B«l ö»< ®»M)äften«U*. unftHI flllalto and fliiegabtftcUtn «bgtbolti moaatlldi l in . oHrt<ll£brtt<t> > HL Par<b bl« Pofti innerhalb B»utf<t>lanOo and bet Oruttdxn Kolonien nionatlid) 1.50 Hl.. olerteliäbrii® ».50 UL. auof4>lHBU<b poRbeneUgelb. Poo ItiPMlgerKageblatl erfbieinl oerrtago »mal Bonn-a. Jet ertogolmaL 3n telpjtg, ben tlatbbarorten anb ötn Orten mit eigenen Jllialen wirb die Abendausgabe noO am Abenö des Crhbrineno Ino baue geliefert» Berliner RcöaCtioai Jn ben gelten n, jernfpcecb-AnfcuiB* Uloabil Ut.bOT. Amtsblatt bea Rates unb besPolijäamtes ber Stabt Heipjio Mufti»« nnb ecfdidftofTeUei 7obannl«gafr« Ue. ♦ Jernfpceft-RntolaB Ur. 14MX MMS and MM4» 107. ^aßrgang rt»nnr»if» • ,U| au * *«PJ‘S and Umgebung die /in^KigKiipCCIjK • ifpaltigt PetitjeileUPf.. öl» Rtflamejeltel Ut., oon auotoärt» 30 Pf.. Reflamen 1.20 Ul. Jamlllen* u. titln» Rnjeigen die Petltjelli nur20Pf.,3nftrat» oon Behörden itn amtti<t>en£cil die Pititjelle «0 Pf. Sef<t)dfteanjeigen mit piaftoorfdirlft im Prellt erhöht. Rabatt nab) tarif Betlagegebühr > Befamtauflagc 5 Ul.pro Kaufend exfl. Poßgebübr. Rnjctgen* Annahme. 7obanniogaffeb. bei fdmtllOtn filiaten oeo leipziger Cageblatteo und aUtn Rnnoncen.<xpeöltlonen deo 3n» und AueLndeo. BeftfiaftsfleUe füt Berlin u Ole Pt Brandenburg PlrettionWalter Sllegel» Berlin W. 10, margaretbenftcaße b. Jernfpred) • RnfdiluB' Uußoip M71. Rlittmodt, den 3. Dejtmber. ilr. 6i4. per llndudjlnii * Vorgeftern noch War in fßariä 3abcrn bie Hojuttg bes Tage#. ilßir haben allerlei berichtet über bie inertiuürbigcn Sleugerungen einer leb- E>aft angeregten ijiljantafie. 2lber während inan fieß mit ben .ßuftänben i ,n niefjt ohne Vioßlgefallen bcjcßäftigte, fteigerte fid) in ber Sammer ber Stampf um bie Derfung ber HccrcS- Vortage ju ber bramatifdjen Vienbung, bie über ba# Sdjiafal be# DRinifterpräfibeuten $ a r 11) o u entfeßeiben füllte. Geftern morgen begann bie Gegnerfdjaft ihren Dlufmarfd). SDie (Steuerfreiheit ber Diente mar ber Gegenftanb beä Streites, unb ber Diabifaie Gaillauj Ifatte halb gewonne ne# Spiel. ÜB a r 1ß o u unb fein ginanzminifter 2) u m o n t hatten fid) auf ben Gebanfcn ver- fteift, bei bem neuen Vnteißegefcßäft von 1300 DRtllionen granten ben Dicntcnbcfipern bie Steuerfreiheit ju fidjern. 2lnt Sage vorher mar bie Anleihe felbft genehmigt, aber nur mit 21 Stimmen '.yießrßeit ber Diegicrung eine Ver* trauenderflärung bewilligt morben. Da» mar ber teßte Grfolg Vartßou#. Gr tonnte nidjt meljr in gmcijel fein, maö ihn ermattete. Ü3iel= teießt mar aber burd) einige Diadjgiebigfeit nodj eine Verzögerung möglich. Doch ber DRintfter- präfibent mar offenbar beö Spieles überbrüffig. Gr banb fidj an ben Eintrag Delpierre, ber bie Steuerfreiheit ber Dienten in beftimm- tefter gorm feglegen wollte. Gr mürbe mit 290 gegen 265 Stimmen abgelehnt. Die Diabi» taten unb Sojialiften hatten gefiegt, unb Var- tßou ging, von bem §obn ber Gegner begleitet, aus ber Sammer, um feine Gntlaffung ju Ver langen. Via# Vartßou üerteibigte, bie Steuerfreiheit ber Diente, mar von vornherein unhaltbar. Gr mußte fid) Jagen, baß bie große Haft, bie ber jtanjüfifu)cn Vtböllerung mit bet .£>eere3vor* tage unb ber Sßiebereinfüßrung ber dreijährigen Dienftzeit angefonnen mürbe, nur erträglich mer- ben tonnte burd) eine geredjte Verteilung, burd) .sjeranjiehung ber Vefibenben. güt bie bcutfdje jftegieruitg mar biefer ©runbfaß bei ber Dccfung ihrer Vorlage felbftverftänblid) gemefen unb er mar eS ebenjo für bie DJiebrljeit bcS DieidiStageS. Jrantreid) mar, angeblid) burd) baS Vcifpicl DeutfdjlanbS, in biefelbc SJage gefommen. Dlber ber erfte große gehler mar ber, baß Diegicrung unb Sammer im llnterfrfjieb jn bem Verfahren in Deutfchlanb bie Deciung leichtfertig auf bie in frnukrctdh lange Van! fdjoben. Darin lag eine Xäufdjung beS UanbeS über bie Schmierigfeiten ber Gelb- befdjaffung. VollenbS verborben hat bann Var- tljou bie Dlnleihefad)c burd) bie Verfteifung auf bie „Immunität" ber Dienten. Gemiß, ber „Heine Dientier" ift in grantreid) für ben Staat ein höd)ft midjtiger DJiann. Gr ift eS, ber burd) feine Sparfamteit unb fein Vertrauen jum Staate bie ginanjtraft ber Dicpublit fo erftaunlid) ftei- {jerte. Gr ift eS aber aud), ber bisher burd) tete 3tücffid)tnahme vermöhnt morben ift, unb biefe Diücffid)tnal)me verfdjulbet eS, baß bie Gintommenfteuer für grantreid) bis jeßt ein fdjicr unlösbares Problem geblieben ift. Der Gebante, baß ber Staatsbürger bem Staate einen Ginblitf fdjulbe in Vcfitj unb Vermögen, ift für biefen großen Sreis nodj immer unfaß bar. 9?un foll aber bodj gerabc jeßt bie Gin tommenfteuer vermirtlicßt merben. DJian lammt beim heften SBillen nid)t barum herum. Die Gegner VartfjouS maren alfo mit ber grage, mie man in biefem Slugenblicf baju tomme, einer großen DJienge von befißenben Staats bürgern bie Steuerfreiheit ber Diente ju^u- jid)crn, ihnen ein Vorredjt ju ver)d)affen, baS fie außerhalb ber Ginfommenfteuer ftellcn merbe, burd)auS im D?ecf)t. Gin foldjer Vcfdjluß hätte ja bie von ber Diegierung fe.lbft betonte Wbfid)t, bie Saften ber nationalen Vcrteibigung g e - r e d) t über baS aanje Sanb zu verteilen, fo £ut mie aufgehoben. Denn nidjt bloß bie Steuerfreiheit ber Diente märe auSgeiprocßen morben, fonbern felbftverftänblid) bie Steuer freiheit all ber Seute, bie ihr Vermögen in Staatsrenten anlegten unb nun erft redjt ju ber neuen Dlnleihc gegriffen haben mürben, meil fie bamit auf bie bequemfte SBeife ber Velaftung entfdjlüpfen tonnten, g-reilid) — unb hier fommen mir viellclchi. auf ben fpriitgcnbeii Vuntt — bie Diegierung ift offenbar in Sorge, ob bie gemaltige Dlnleißc, menn bie Steuer freiheit fallt, bie große ßugtraft entmicfeln mirb, bie man fid) verfprad) unb mit ber man vor gntanb unb DluSlanb nebenbei einen großen Grfolg Zum Diuljme grantreid)» ju erzielen hoffte. Daher alfo bie $artnäcfigtcit VartfjouS, bie ihn zu galt bradjte. Dille Umftänbe zeigen aber aud), um ma» eS fid) in Sßahrheit hanbelt. GS maren SRinifter- lügen, bie grantreid) unb baS DluSlanb über bie Dragfäl)igtcit ber Diation zu täufdjen luch ten. Gelogen mar bie „Vegeifterung" für bie breijährige Dienftzeit. DllS bie Dlbftimmung geftern vorüber mar, erhob fid) auf ber Sinfen ber Dhif: „DHebcr mit ber dreijährigen Dicnft- Zeit!" unb ber Diuf murbc lauter unb lauter auf genommen. Gr mirb Sjerrn Varthou, ber erft türzlid), mie man fieß erinnert, in einer Diebe bie Vegeifterung grantreidjS für bie breijährige Dienftzeit „fcftgeftellt" hatte, fcljr übel in bie Ohren geflungcn haben. Ginerlei, ob jeßt §err Vrianb, ber Viclgemanbte, micbcr ans Dtubcr fommt, ober .fjerr G a i 11 a u j, ber DJiiniftcr- ftürzer, ober irgenb ein anbercr — grantreid) ftcljt inmitten einer fd)mcrcn Vermidlung, bie eS im Grunbe all ben Staatsmännern zu Verbanten hat, bie ber VoltSvcrtrctung unb bem Volte bie „Gefahr im £>ftcn" cinrcbeten, um eine Gemalt» anftrengung zu erzmingen, bie über baS natür- lidjc 2Raß ber Sräftc ging. ♦’ * * lieber bie Vorgänge in ber Kammer unb ben (Einbrucf im Canbe liegen folgende Draljb melbungcn vor: Varis, 2. Dezember. Der 2Ibänberungsoorfd>lag Delpierre mürbe von Dtoullens, bem (5e* neralberithterftatter ber Vubgetfommifßon, zurüd- gemiefen. Die Slbitimmung fanb unter äußerfter Dlufregung ftatt. (Es mürbe orbnungsgemäß zur Stimmenzählung gef<f>ritt-»n, bie bie Unterbrechung ber Sißung veranlaßte. Jn ber Vaufe unterhielt man fidj, inbem bie oerfd)iebenften Sluslegungen gegeben mürben. 2lls bie Sitjung mieber eröffnet mar, fehlten bie Slbgeorbneten in bießten Steißen in ben Saal zuriirf, ebenfo alle Viini'ter. B.aßlrsidjc von ben anmefenben SIbgeorbneten ber äußerlten fiinfen vertünbeten in freudiger (Erregung, oie 9?e= gierung fei geftiirzt, unb begrüßten fdjon vorher bas Sfbftimmungsergeonis. Destßancl vertünbete unter tiefer Stille, baß ber SSlbänberungsoorftßlag Delpierre mit 290 gegen 265 Stimmen abgeleßnt fei. 21 uf ber fiinfen unb äußerlten fiinfnt braeß man in Veifallsrufe aus. (Ein 21b« geordneter ber äußerffcn fitifen rief: ?lieber mit bem Dreijaß rsgcfeß! 3abäei(ße 2Ibgeorbnete brüeften ben DJiiniftern bie fianb unb brachten Hoch rufe auf fie aus, mäßrenb bie Einte mit ifjten Vei= fallstunbgebungen fortfußr V a r t ß o u anb die anderen DRinifter verließen ben Sißungsfaal durch bas Spalier der 2ltgeorbncten. 3aßlreicße 2lbge- orbnete riefen: ,,(Es lebe granfreieß!“ Vrianb fdjüttelte Vartfjou bie f>anb. Der Väifibent hob bie Sißung auf, mäßrenb bie äußerfte fiinte tßre Vei» falisfunbgebungen fortfeßte unb man im äentrum erregt ben Stuf, „^lieber mit bem D r c i i a ß r s - gefeß!“ erörterte. Di? nätßfte Sißung mürbe auf SRontag nachmittag feitgefeßt. 1913. Sßaris, 3. Dezember. Die SRehrßeit von 2 9 0 S t i m m e n , bie geftern bas ÜRinifterium Vartßou geftürzt ßat. feßt fid) zujammen jus 17S geeinigten JRabitalen, 68 geeiniqt?n Sozialiften, 27 republifanifcßen Sozialiften, 10 'JRit- gliebern ber bemotratlfcßen fiinfen, 3 JBilben, einem DRitglieb ber tcpublifanifcßen Vereinigung, einem gemäßigten Dicpublifaner unb einem Äonfervativen. Vreßftimmen zum Sturze Vartßous. Varis, 3. Dezember. Der fofort naiß ber 21b» ftimmung zutage getretene (Einbrucf, baß bie 'Ji a d)« folgcricßaft Vartßous nicf)t lcid)t zu be« ftimmen fein werbe, macht fich bereits in ben Er örterungen ber Vreffe geltend. Die „fianterne“ fchreibt: Sille Sdiwierigfeitcn, bie bas Drcifaßres- gefch angeßäuft hat, unb alle noch icßwebcnbcn Vrobleme, bas Defizit, bie DBaßlreform unb bie Steuerreform, werben auf den Schultern bes fommen« ben ÜRiniftcriums laiten. — Die „21 u r o r c“ fragt: 2Bas wirb man feßt tun? Das fommcnoc 2Rinb fterium wirb einen neuen (öefeßentwurf über bie 21 n» leiße einbringen müßen, aber bis baßin jchroebt biefelbc vollitänbig in ber fiuft. — Die „Humanite“ ichreibt: 2lls bie Sozialijten bei bet Verfünbigung bes 2lbitimmungsergcbnifies in ber Kammer riefen: „Dlieber mit bem Drei» jaßresgcjc ß!“, war bie SRcßrßeit ficßtlicß ver» legen. Sie feßien ließ zu fragen, was fie mit ißrem Siege anfangen füllte, unb boeß zeigt biefer Äuf deutlich, in welcher Diicßtung bas unternommene 2Berf fortgefetjt werben foll. 2lllc Scßwicrigfeitcn, bie burd) bie Vditif ber Äammer ßerbeigefüßrt würben, föniicn nur baburd) unb bann gelöft wetten, wenn man bas liebel an ber 2Eurzcl faßt. — Der „91 a b i c a l“, bas Crgan ber geeinigten rabifalen Vartci, brüdt bie lebßäftefte Vetricbigung über ben Sturz bes Äabinetts Vartßou aus. Die politifd)c Vebeutung ber 2lbltimmung fei überaus beredt. IRiemanb fönne beitreiten, baß Vartßou nadj rechts gefallen fei. (Ebcnfo flat aber fei, baß ber güßrer bet rcpublifanifdjcn Vurtei (Eaillauj bie unzweideutige 3uftimmung ber 'JRcßrßeit ber Äammer erhalten ßabe. — Von ben gemäßigten unb fonfervatioen Vlättern wirb EaiUauj unb mit ißm bie rabttale Vartei feßr heftig angegriffen. Der „teaulois“ Schreibt: gu demfeibeu 21 ugen» blief, wo bie wirtschaftlichen gragen in ber ganzen 2Belt alle anberen überwiegen, wo bie ÜRöglicßteit beitanb, bem franzöfijeßen Welbmarft aufzußeircu, wo* grantreid) feine ginanzfraft bewiefen ßat unb bie Äoniunftur ausnußen tonnte, hängt bie 21 n» leiße in ber fiuft. 2Bir haben Herrn Caillauj eine nette Vcicßentng zu bauten. — Die „91 e« publique grancaife“ fagt: Scitbcm bie 9lcpublit befteßt, ßat bie Äammer feinen ernft» lieberen Vefchluß gefaßt, als geftern. Die Dlabifalen wollten bie Regierung treffen, aber fie ßaben in ißrer Verblendung nicht nur grantreid). fonbern lief) audj felbft verwundet. — Der „g i g a r o“ meint: Heue Dofumente aus Schillers Heben. Der feinfinnige Stu£tixrpl)i(ofoplj unb -ßifto- rifer Dllejanbcr von Gleicßcn-Diußmurni, ber Urenfel (SdjillerS, barf al3 einer ber be rufensten DRänner gelten, un3 ein ßcbcn^bilb feines großen Dlßnßerrn z u fdjenlen. Gr ßat meßt ate jeher anbere Deutjdjc ttnjercr Dage. «SdjillerS 2öefcn unb 2Bert erlebt unb burd) eine feiten reidje Vilbttng int hödjften Sinne erworben, was er von feinen Vätern ererbt, um eS z u befißen. Das gibt feinem bcmnädßft im Verlage von Julius ^offmann in Stuttgart cr- fdjeinenben Vud) „Sdjiller. Die Gcfd)id)tc fei nes fiebens" ben unvergleid)lidjen Sllang perfön- iid)er SBärme unb tiefften VerfteßenS, unb fo wirb biefe feßöne, ben ganzen Stoff fouverän bcßerrfdienbc Darftcllung fe.bft zum SJunftwert, zu einem Vctenntnis voll inncrlicßften Gefühls. Der Verfaffer tonnte bem 2ßerf eine D?eißc u n - gebrurfter ßeugniffe aus feinem gamilien- areßiv einfügen, bie neues fiidjt auf SdiiHcrS Sehen werfen, unb von benen wir bie widjtig- ften ßier mitteilcn. (Ein Seridjt über bie Uraufführung bet IRäuber. Die berüßmtc Uraufführung ber ,/Räuber" in DRannheim am 13. gaituar 1782, bie D a ß l » berg vcranftaltete, würbe burd) ben ungeheuren gubel, ben fie auSlöfte, zu einem DRarfftcin ber beutfdjen GeifteSgefdjidjte. Die Szenen ber Ve- geifterung, bie fie entfeffeltc, finb öfters ge- fcßilbert worben, nirgenbs aber fo ausführlich unb genau wie in einem bisher unveröffent lichten Vcridjt. G$ heißt ba: ,,gdj ßabe nod) nie ein Zheatcrpublitum in folcßcr Grregung gefeßen. GS ift itnglaublid), was bie DRenge von neuen Gebanten, bie feiner fogleidj in fei nem Stopf unterzubringen wußte, für eine VJir- fung gehabt ßat. $n ben Cogcn hielten fid) bie 3ufd)auer zicmlid) rußig, id) hatte ba$ Gefühl, cingcfd)üd)tertc DRcnfcßen in meiner 'Räße zu Zu ßaben, bie mit einem DRalc leibhaftig vor. fid) faßen, was ißnen cinfame Stunben, ben IRouffeau in ber ,f)anb, sans peur vorgcgautelt hatten. V?ir faßen eng unb feßr unbequem, waren aber jo gefpannt, baß fünf lange Stun ben san« fatiquo vergangen waren, als ein 3ubcl auSbrad), wie id) ißn bis bato in einer bcutjdicn Stabt nicht für möglich gehalten haoe. 2fias id) im th^ätro xwifeßen Vicctniften unb Glurfiften in Vuri« erlebt, mar nid)ti bagegen. Gin fol- d>er Gntßufiaimu« ift beifpielloS. Der Ver faffer foll zu bem Üöürttcmber gif dien DRilitär gehören, fagte mir Varon bc Dahlberg, bem id) nur in Giic meinen Diefpeft bermeibete: er I feßien feßr en gräce unb war überglüdlid), baß ißm baö J&ageftüd mit ber Dragöbic gelungen. Gemmingen vertraute mir, son excelence wä ren ber Sadjc nicht ganz fiefjer gewefen. geßt war er au^neßmenb heiter, fragte midj, wa$ benfen Sic von biefen bcutfdjen Originalen, ging aber, Von einem Satai abberufen, oßne meine Dlntwort zu erwarten. Da fagte id) zu Gemmingen, baec neue Drama ift, bünft mid), gerabc baS, wa$ unferen Tagen fo woßl, als bem Genie unferen jungen Dtnflugä vorzüglich angemeffen ift. . . ." 26. v. Humboldt über Sdjiller unb (Eßarlotte v. Äalb. lieber bie für Sd)illcr§ Gntwidlung fo wich tige Vezicßung zu ber genialen grau non ftalb ßat fieß VJilßelm von .üumbolbt in fpätcrcr 3eit in einem Vriefe an Gmilie von G l e i d) e n - D? u ß w u r m in bebeutfamer Döeifc auSgefprodjcn. „llßir fteßen nod) in 3ßre3 Vaters Sturm- unb Drangperiobe," ßeißt e5 in bem bi3ßcr ungebrudten Schreiben, „wie fold)c ja alle Gemüter, bie baS Gewöhnliche um eines vollen SdjeitelS $öße überragen, ßaben. Die Sdiranfen bes Sfonventionellen, baä Gezientcnbc, wie wir baS .9>ergebrad)tc nennen, würben von SdjiUer unb grau non Halb burd)* brodjen. !gßr Verhältnis gewann baburdj an Eeibcnfcßaftliditeit, fo baß md)t gorm ber gorm, fonbern unvermittelt burd) bie gorm Seele ber Seele gegenübertrat, gär mieß ift ein foldfcr 3u- ftanb, wie er jwifd)en gßrem Vater unb feiner greunbin ßcrr’djtc, aber feine in fid) vereinzelte Grfdjcinung, fonbern ber ßödjfte Vnöbriid jener Diidjtung, bie bie in ihrer Gntwidlung fort- fd)rcircnbc DRcnfdfheit bcS vorigen gaß.ß.inbcrtä annaßnt, inbent fie mit urlräftiger grifeße baß n brängte bie Dlatur in ißre alten Dlecßtc cinzu- feßen." Scfjillero Sötte über den Seipjtger Triumph. Gine ber großartigften Gßrungen, bie Schil ler bei feinen Sehweiten zuteil gctvoröcn ift, war bet Gmpfang, ben ißm bas leipziger Vublitum bei ber Dluffüßrung ber „Jungfrau von DrlcanS" bereitete. Gine ergreifenbe Scßilbc- rung biefee benfmürbigen GreigniffcS bietet Schiller# grau in einem unveröffentliduen '-Brief an feine Sd)Wefter G ß r ift op l)i n c Di ein mal b: „Der Tag war glüßenb ßeiß, unb mir fürditeten fdwit, baß niemand in» Theater fäme, nnb bie Sdiaufpieicr fcßledjt {vielen mürben. Dlber e# mar zum Grbrüdcn voll unb eine .’pitzr, Ibaß mir faft fdjledjt würbe, ftaum fanl nadj bem erften ‘llft ber Vorhang, ba erfcßoll im 'Bublifum ein taufcnbftimmigcö „ei lebe griebridj Schil ler!" unb in ben gubelruf roivbelten bie Raufen unb Trompeten bei Tßeaterordjcfteri. Schiller war ergriffen, er bantte mit einer Verbeugung von ber Soge aui. Uni ftanben bie ßcllen Trä nen in ben vlugen. 2lli wir nach ber Vorftcllung, bie redjt beiriebigenb war, au5 bem .Haufe ta rnen, ftanb ber weite Vtafc uom Sdjaujpiclijaui bi# zum iRanftäbtcr Tor voll DRenfcßcn. Sdjiiler trat ßinaui, ber Heine Hari, ber Slngft vor ben vielen Seuten huttc unb Vor ben gadeln, bie ba unb bort aufleuditeten, Hämmerte fid) an ben DRantel feines Vater#, ilöir grauen hielten un» zurüd, um verborgen nach unferen Vortediaifen z u fommen. gm Diu bildete fidj eine Gaffe, einige DRänncr fdjrien „Hut ab, ba fommt er!" 'RUe Häupter entblößten fid), unb jo fdjritt ber Didjtcr wie ein Honig burdj bte Reißen feiner Vewunberer. $d) faß Heute, bie ißre Hinber cmporßieltcn unb auf Schiller beute ten. G‘3 war erljcbenb. gdj ßabe im Vctt nod) lange vor Rührung geweint." fiunjl und WtfjenMfaft. * ttusftellunq „SRutttt und Säugling". DRit Unterftühuna bes Rates der Stabt fie.pzta, ber im 'Reuen Ejanbeisßofe bie erforberlicßen Räume jur Verfügung {teilt, oeranftaltet bie Volfsborngeiclbcßait für mebizinifrf) - ßtjgienifdje 2luftiärung oon DRitte ganuar an eine populär«ibiffenicbaitlid)e 21usitellunq ,,'JR utter unb Säuglin g“. Das (Sebiet ber 21usftellung umfaßt ßauptiäcßlicf) roigenbe (bruppen: Eignung unb Vorbereitung >ur Elternicßaft - Eigen« art bes weiblichen Äörpers — Entwidelung im 'JRutterleibc — Scßivangcricßaft, ©eburt unb 2Bocfien» bett — Säuglingsfranheiten unb Säuglinasfterblich« leit — Vflegc unb ioziale gürforge für 9Rutter unb Äinb. — Die fiepten ber wiffenidjaftiießen gorjetjung, ber ärztlichen, tecfjnifchen uno fürtorgeriirfien Er fahrung werben ßier bem Volte in leidjtveriiänblicßen unb anregenben Darjtellungen oorgeiührt. Den in Vetracßt fommenben 3nßituten unb Vereinen in fieipzig foll Gelegenheit geboten werben, bie DBanber» ausftellung für ißre eigene 2Irbeit aus’ubeuten, weshalb es erwünicßt ift, wenn alle au) bem frag« ließen (hebiete tätigen 3nftitutionen fid) feßon jeßt mit ber Volfsborngeiellicßaft — Dresden, V5ai|en- ßausftraBe 29 — in Verbindung feßen. * granz DOn Scßöntßan f. 2lus 2B i e n meldet bcrDraßt: 21m Dienstagabend ift der befannte fiuft» fpielbirfjter granz oon Sdjöntßan im 2llter oon 64 3aßren in einem Sßiener Sanatorium an ben golgen einer Operation geftorben. gram oon Sdjöntßan war am 20 3uni 1849 in 2Bien geboren, trat in bie öfterreicßifcßc SRarinc ein, quittierte aber balb ben Dienft unb ging zur Vüßne. ffileicßzeitig begann er zu feßreiben. Vc- tannt würbe er burd) fein fiuftfpiel „ Da« Stäbchen aus ber grembe“ im Saßrc 1879 Seither folg» ten in ununterbrochener Dletlje feine 2Berte, von benen die weiften einen burdifcßlageiiben Erfolg errangen. Sdjöntßan lebte lange 3«it in Verltn unb Dresden, bis er bann endgültig nach 2Bicn ubcrfiebelte. Sein Vruder Vatil, ber fid) »benfalls als odiriftftellcr einen befannten Rainen gemacht hatte, in ißm bereits im 3aßtt 1905 im Tobe voran» gegangen VJtr werben in ber Tonnerstagnunimer un eres Vlatics eine furze DBüroigung bes befannten fiuftfpielbiditers veröffentiidjen * föcßeiuirat §tvgejell wirb, wie bet „V. fi.“ er» fäßrt, betnnädjft einem an ißn ergangenen 'Ruf natß V e r 1 i n golge leihen. * Eßrenbottorwürbe. Die EoIumbta«Utii» verfttät in 9lew 'Jjorf ßat ben 'liustaujcßpro» fefi'ore.r R a t ß g e n » Homburg unb Sdjumpeter» (5raj bie Eßrcnboftorwürbc verließen. * 2Ius bet Ißeaterdjronif. ErnitHarbts Scherz« ipiel „Sdjirin und (hertraube“ hatte, un erftüßt cureß tünulcrijcße 3n,zenierung Pes 3ntenban<en v. (Serlad). im E l b e r r e l b e r Stadttßeater einen ftürmifdjen Er.olg. — „9R a r i g n a n o“. ein fünf» atttges Schweizer Voltsbrama von Earl griebridj IBiegano, das ani nächften Donnerstag im fieipzig er Dleucn .ißeatcr feine beutieße Erft» auffübrung erlebt, ift im Vucßßanbel bei Rafdjer i Eo., 3ürid)«Vetpzig, ernßienen — ..Die Erben“, eine breiattige Tragifombbie oon Earl von fievetjow, würbe ioecen vom Deut eßen Theater in Verl in zur 2lufiüorung erworben Die Uraufführung bes Viertes findet in der zweiten Hälfte ber Spielzeit am Hoitßeater in 9Rüntßen ftatt. '■ Die wahre Verliner Volßhümnia. 2lus Vta0 wirb uns uejeßneben ea'jon zweimal ßat ber fieiter bes Vtager ulrdjäologiicßcn 3nitituts, Vcofeffor ÜBilhelm Älein, bie gcbilbete 2Belt burd) feine cbenfo füßnen wie woßlbegriinbeten ardjäolo» glichen Refonftruftionen überra eßt unb um bie Erfenntnis verloren geglaubter ant.ter 'liierte be» reießerr. 3ßm verbanlt inan bie 3u ammenftellung ber unter bem Titel „2lufforberung zum Tanz" leit» her befannt geworbenen Gruppe bes fanbalen» löjenbcn 'JRabdiens in Vrüffel (Äepf in Dresben) unb bes fro alenipielenben Satnrs in glorenz bzw ‘liaris unb bie Erneuerung bes naeßprajite» lifdien Hermes mit bem Dionqiostnaben aus Stucfen in Rom uno DRadrib. 3eßt ift ihm eine befonbers reizvolle Erneuerung gelungen, bunt) bie ein aller» liebftes, bisher wegen ber falidjen Ergänzung nicht vo<l verftanbenes Viert bes Verliner DRufeums zu unerwarteter Geltung gelangt. Es hanbelt fid) um bie unter bem Rainen ber „Voltjßtjmnia" betannte Statue bes Verliner DRufeunts, zu her Vrofeffor Älein in einem wunbcrvollen '.'Räbchentopf bes Dresdner Slibertinums den echten Äopf wieder« ertannt ßat. Die ini Vrager 3nftitut bureßgefüßrte Ergänzung ift fo glüdlid) und überzeugend, daß das neuentftanöenc 2Bert an tünftleriicßem Reiz einem I Original wie etwa dem DRädcßen von 2lntium gleich» geftellt werben tann. Eine ausführliche wiffcnfdjaft» lidjc Veröffentlichung fteßt unmittelbar beoor. A.SL
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