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Geschäftsstelle und Redaktion r Dresden»A. 16, Holbeinstrahe 4M Nr. A IT. Jahrg. Mittwoch den 5. Januar 1916 Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 797 Aosaabe ^ mit Ulnstr. Beilage vierteljAhrlich ».I« I» Dresden imd gan, Deutsch land frei Haus ik.SK ; iii Oefterrcich 4 4» X. A»«gab» » vierteljährlich >.»k Dresden »nd ganz Dentichland irei Saus ».ikik in Oesterreich 4.07 X. Einzel-Nummer I» Die Shchfische Volkszcitnna ericheint an allen Wochenlagcn nachmittags. o c iilnzetgrii: Annahme von Gelchüflsanzeiae» bis IKN^r. von fsaniilienanzetge» bis 11 Uhr vorm Preis für die Petit.Tpattzctle SO im Netta- meteit KO H>ir „ndeittiich geschriebene, sowie durch Fern, ibrecher ausgegebene Anzeige» können wir die Lcrautwortttchkeit sürdieRichtigkeit des Textes nicht iibcrnchnien. Sprechstunde der Redaktion: 11—I!k Uhr vorm. O lt Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage unb relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Lik »klklistktkll Külisiilii luieükl slki Vvntts aäoromu8! oloch iuiiiier residiert iiii Stalle oder in der Höhle bei Bctblehem der neugeborene König, Lenker der Weltgeschicke, aber achtlos zieht der Menschenstrom der von der Volks zählung Heinikehrenden an ihm vorüber. Die Hirten glau ben, schon in Bethlehem zweifelt, in Jerusalem weis; man nichts von ihm. Den Thron Davids, die Herrschaft über Jakob, ein Reich ohne Ende hat Gabriel verheißen. Was Maria erblickt, sieht nicht aus wie Thron, Herrschaft und Reicb ohne Ende. „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester: aber der Menschensohn weiß nicht, wo er sein Haupt hinlege." (Matth. 8, 20.) Der neugeborene König hat keinen Palast, keine kostbare Wiege und blan- weißes Seidenbett, keine Lakaien, die auf den Zehen über schwere Teppiche ins Zimmer schweben, jeden Winks ge wärtig. Eine Krippe ist seine Wiege, Stroh sein Bett. Ochs und Esel sein Marstall. „Der Ochs kennt seinen Be sitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel hingegen kennt mich nicht, und mein Volk merket nicht aus." (Js. 1, 8.) In Todesschatten, die Binde vor den Augen, sitzt Jerusalem. Mache dich ans, werde licht! Barmherzigkeit ist bei dem »Herrn und überreiche Erlösung. — Vanlta n<1aiamu>! Kommt, laßt uns anbeten! Armes Christkind! Arm und in Mühsal von Jugend ans. Arme Mutter! Haben böse Geister mit durch triebener Ironie die unerfahrene Jungfrau genarrt und ins Verderben geführt? — Standhaft glaubt und vertraut die Gebenedeite. Sie neigt sich nicht zu ihrem Jesus mit der bangen Mnttcrfrage: Bist du ein König, die Er wartung der Völker, die Sehnsucht der ewigen Hügel? Tn zartes Lamm — Beherrscher der Erde, Befreier der Sün- -nr? Maria glaubt: Liegt in der Krippe und leuchtet im Hinrmel: Ewigkeiten fassen dich nicht, und ich kalte und fasse dich, Christkind von Bethlehem. Wie mag sic gewünscht haben, daß alle kommen, ihn kennen, an ihn glauben, an ihn, der arm geworden, um sie reich zu machen, alle vom Aufgang bis znm Niedergang, vom Meer bis znin Meere, vom Strom bis an die Grenzen der Erde, Gelehrte, Un gelehrte, Hohe, Niedrige, Volk und Fürsten, Inden und Heiden. — Vanita nckai <-inn>! Es kommen die heiligen drei Könige. Keine regierenden Könige, — Priester, sternkundige Gelehrte, Magier, Weise sind es. Ihre Haltung und Gesinnung, ihre Gaben sind königlich, ihre Stellung nur, insofern sie als Räte der Könige fürstlichen Rang bekleiden. So lehrt die heilige Wissenschaft. Mein die Kunst und das gläubige Volk hängen an den Namen und den farbenreichen Bildern der heiligen drei Könige, und nichts ist dagegen einzuwenden. So denkt und liebt das Volk Könige: Wahre, fromme Führer und Fürsten, sic gehen und leuchten mit gutem Beispiel voran, die Scharen folgen, eine unübersehbare Wallfahrt. „Und es wandeln Völker nach deinem Lichte und Könige im Glanze deines Aufganges." (Js. 60, 3.) — Vonite uckaramu^! Wenn alle kommen, die sich jetzt grimmig befehden, um in gemeinsamem Glauben und i» derselben Liebe vor dem Könige der Ewigkeit das Knie zu beugen, wenn sie sich erinnern, daß sie Brüder sind, Kinder eines Gottes und -eines Vaters, sich die Hände zum Frieden geben, ein Hirt und eine Herde, — das wäre ein Königs- und Fricdensfest, ein Weihnachten sondergleichen! Beglückt wäre die Erde, erfreut der Himmel, Gloria sängen die Engel, Tedenm die Menschen, und verherrlicht wäre der Friedensfürst Christus von allen Königen der Welt. Herr, lenke die Füße der Völker auf den Weg des Friedens! — Vonito ackoremn;! Aber das ist vorläufig wohl nur ein frommer Wunsch. Ein verborgener König ist Christus. Heilige Gewalt, gol- dene Treue, himmclansteigcnde Frömmigkeit und Myrrhen- bittere Opfer fordert cs, ihn zu suchen, zu finden und nicht mebr zu verlieren. Das Evangelium des Friedens und die Weisheit des Erlösers: Krippe, Kreuz klingen hart irdischen Ohren. Trotzdem eine gewaltige Prozession znm Christ kind gegangen ist. sind Abertausende, die fehlen. Einsam keit von Bethlehem ist um Jesus, . . . kommt in sein Eigen tum und die Seinen nehmen ihn nicht auf. Viele sind berufen, wenige auserwählt. Alte, immer neue traurige Wahrheiten! Bleibt die Bitte, ein Fricdensgebet zum Fnedcnsfürstev: Vanito nckoromns! Dazu, großer Herr und König, gib Kraft, Gnade und Erfüllung, wie sie geschrieben steht in, wundcrhcrrlichen Psalm 71: „Es werden ihn anbeten alle Könige der Erde, alle Völker ihm dienen." Ach, könnten wir je solchen Frieden in der Welt hoffen, „des Friedens Fülle, bis nicht mehr ist der Mond"! Friede den Menschen! Friede auf den sonnigen Bergen, Friede in fruchtbaren Tälern! „Und Das Neueste vom Tage Tic verhaftete» Konsuln in Freiheit Berlin. 5. Januar. Tie „Voss. Ztg." schreibt zur Meldung, daß die in Saloniki verhafteten Konsuln nach Marseille nnd von da zur Schweizerischen Grenze gebracht werden. Die Konsuln werden also in Freiheit gesetzt werden. Ihre Verhaftung hatte die Bedeutung einer g e - waltsa in e n A n s w eisn n g. Ein Völkerrechtsbrnch bleibt es nicht minder. Das Verlangen der griechischen Re gierung, die Verhafteten den griechischen Behörden zu über geben, lehnten Frankreich nnd England demonstrativ ab. Sie lassen die Konsuln zwar frei, aber ohne der griechischen Regierung Genugtuung zu geben. Eine Windhose Das „Berl. Tagebl." meldet: Eine Windhose hat die Ortschaften Steinfels, Treppendorf nnd Wisentfeld schwer heinigesucht. Hunderte von Bewohnern sind obdachlos. Viele Häuser wurde» teilweise ganz zerstört oder vom Sturm abgedeckt. Vom Schlosse des Grafen Gich ist das Dach abgerissen. Die Waldungen sind in einem Umkreise von 18 Kilometern verwüstet und die stärksten Stämme sind zerbrochen. Eine Mahnung an Griechenland Der „Berl. Lekatanz." schreibt: Die politische Gewalt ist nicht mehr in den Händen der Griechen. Wenn Griechen land sich nicht mit Gewalt sein Recht verschafft, so werden sehr bald seine eigenen Beamten nicht sicherer in seinen! eigenen Lande sein, als die fremden Staatsangehörigen. In der „Voss. Ztg." schreibt Rokheit zu Griechenlands Vergewaltigung: Das, was jetzt in Saloniki vorgehe, mute an, wie die Vergeudung der letzten Habe durch einen Bankbrüchigen. Engländer und Franzosen treiben erst recht die Griechen in das entgegengesetzte Lager. Russische Unterschlagungen K opcnhagen, 4. Januar. Wie „Berlinske Tidende" aus Moskau meldet, sind in den letzten Itzb Monaten an den Polizeipräfekten von Moskau 2500 Eisenbahnwagen mit Lebensmitteln zur Versorgung der Flüchtlinge abgesandt worden, von denen bisher aber nur 36 angekommen sind. Die englischen Werbungen London, -1. Januar. (W. T. B.) Reuter. Auf Grund der Derby-Propaganda meldeten sich seit dem 23. November 1 150 000 Unverheiratete und 1670 263 Ver heiratete. Davon wurden für untauglich befunden 207 000 bezw. 221853. 103 000 Unverheiratete nnd 112-131 Per- heiratete meldeten sich zum sofortigen Dienstantritt. 8-10 000 bezw. 1 34-1 070 meldeten sich znm Eintritt in das Heer nach dem Dcrbyschen Grnppensystem. Die Zahl der Untier- heirateten, die sich nicht meldeten, beträgt 1 029 231. Davon gelten 378 071 als unentbehrlich, wdaß 651 160 Unver heiratete übrig bleiben, die sich nicht freiwillig meldeten, obwohl sie nicht anderweitig in öffentlichen Diensten beschäf tigt sind. Dev Bericht sagt: Es ist nicht möglich, sich der Dienste der Verheirateten zu bedienen, bis die Unverhei- rateten durch andere Mittel zur Dienstleistung veranlaßt worden sind. Die Blätter teilen mit, daß vier weitere Gruppen von Derby-Rekruten für den 16. Februar einbernfen werden sollen. Italiens Bedrängnis Rom, 4. Januar. (W. T. B.) „Avanti" schreibt: Die Felder könnten nicht bebaut werden, weil Bargeld fehle. Tausende und Abertausende von Landarbeitern befänden sich in sehr bedrängter Lage. wenn sie wallen im Winde, die dichten, vollen Aehren, so rauschen sie wie Libanons Hochwald." Genug, übergenug! Nur ein Strahl dieser Gnade, ein Streifen dieses Segens! - Vanita nckcil-oininU. 8. Der Weltkrieg Ter östcrrcichisch-ttngariskhc Tagesbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlantbart den !. Januar 1016: Russischer K r i c g S s ch n u p l a tz. Die Schlacht in Ostgalizien dauert an. Der Feind setzte gestern seine Durchbruchsvcrsnche bei Toboroutz an der bcßarabischen Grenze init großem Krästeanfgebok fort. Sein Mißerfolg war der gleiche, wie an den vergangenen Tagen. Die russischen Angriffe wurden überall abge- schlagen, zum Teil in langandauerndem blutigen Hand gemenge. Besonders erbittert waren die Kämpfe Mann gegen Mann in den zerschossenen Gräben bei Hegehans, östlich von Rarancze, wo sich insbesondere das Warasdiner Infanterie-Regiment Nr. 16 neuerlich mit Ruhm bedeckte. Ebenso wie an der bcßarabischen Front scheiterten die Angriffe, die der Feind nordöstlich von Okna und gegen die Brückenschanze bei Uscieczko führte, und alle mit großer Zähigkeit erneuerten Versuche der Russen, im Raume nord östlich von Buczacz in unsere Gräben einzudringen. Die Verluste des Feindes sind nach wie vor überaus groß. In einem 10 Kilometere breiten Mschnitte zählten wir 2300 russische Leichen vor unserer Front. Einzelne russische Bataillone, die mit 1000 Mann ins Gefecht gingen sind laut ihren eigenen Meldungen mit 130 zurückgekehrt. Tie Zahl der nordöstlich von Buczacz in den letzten Tagen eingebrachten Gefangenen übersteigt 800. An der oberen Jkwa schossen die Truppen der Heeresgruppe Böbm-Ermolli ein russisches Flugzeug ab. Die Bemannung, ans zwei Offizieren bestehend, wurde gefangen. Italienischer Kriegsschauplatz. In Süd-Tirol und an der Dolomiten-Front fanden wieder Artilleriekämpse statt. Unsere Flieger belegten ein Magazin des Feindes in Ala mit Bomben. Ter Ort Mal- borgeth wurde abermals durch schwere Geschütze beschossen. Auch im Flitscher Becken und im Krn-Gebiete rührte sich die italienische Artillerie. Nördlich Dolje nahmen unsere Trup pen gestern früh einen feindlichen Graben, um den seither hartnäckig gekämpft wird. Drei italienische Angriffe wur den abgewicsen. Auf der Hochfläche von Doberdo kommt es täglich an einzelnen Frontteilen zu Handgranaten- und Mi nenwerferkämpfen. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfcr, Feldmarschall-Lentnant. Vom westlichen Kriegsschauplatz Der neue große Kriegs rat der Verbün deten findet am 12. Januar in Paris statt. Außer eng lischen und französischen Ministern nehmen der italienische »nd der russische Kriegsminister daran teil. Der stellver tretende Generalstabschef Porro ist in Paris eingetroffen. AuS dem Berichte über die Ergebnisse des Dcrbyschen Werbefeldzuges geht hervor, daß von den unverheirateten Männern, die sich hätten nnwerben sollen, 651 160 sich nicht gemeldet haben. Der deutsche Kronprinz richtete an die Trup pen der 5. Armee anläßlich des Jahreswechsels einen Armee befehl. der nach der „Saarbrücker Zeitung" lautet: „Kameraden der 5. Armee! Zum zweiten Male trifft uns der Jahreswechsel in, Felde in Feindesland. Das ver flossene Jahr hat die Bande, die mich und meine Armee verknüpfen, noch fester geschlungen. Ich weiß, was ich an Euch habe, ich weiß, daß ich mich auf Euch verlassen kann, wenn, was Gott geben möge, d a s n e n c Ia h r u n s zur Entscheidung ruft. Nur ein Gedanke lebt in uns allen: Vorwärts mit Gott für Kaiser und Reich einer großen Zukunft entgegen. Wilhelm, .Kronprinz des Deutschen Reiches nnd von Preußen." Eine e n g li sch - fr a n z ö s i s ch e Lu st offen- sive? Der „Petit Parisicn" erfährt von zuständiger Stelle, daß man sich zurzeit bemühe, ein einheitliches Kom mando in der Lustoffensive herbeizufsihren, wie es von den