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Dienstag. Ur. 99. 18. December 1866. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost- anstalten. WeißerttZ-Zeitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- ulld Iuzkigc-Dlatt der Köuiglichcu Gerichts-Icmter und Stadtrathe zu Pippotdiswalde und /raveustei». Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Weihnachten. Wem unter dem ernsten Drange und Drucke des Lebens noch nicht alle Poesie geschwunden, wie freund lich fühlt er sich angemuthet von dem lieblichen Worte — Weihnachten. Wie daö herrliche Fest in die Oede der rauhen Jahreszeit hineinleuchtet als ein mildblin- kender Stern, so umstrahlt es selbst noch die Winter tage des Lebens mit dem Hellen Glorienscheine der Erinnerung. Beklagenswerth freilich Der, der „weinend sich aus dem Bunde der Fröhlichen stiehlt," weil ihm das Fest nur trübe Bilder ans entschwundener Zeit vor die Seele stellt. Glücilich Der, den die Erinnerung, wenn auch nur auf Augenblicke, in die Tage einer glücklichen Jugend zurückführt; doppelt glücklich Der, „der auch nur Eine Seele sein nennt auf dem Erden rund," mit der er die Freude des Festes theilen kann. — Und so ist es denn wiedergekommen nach den schweren Tagen der Noth und des Schreckens, die uns das nun bald verflossene Jahr brachte, wiedergekommen mit seiner süßen Sorge, seiner heimlichen Geschäftigkeit, seinen Ueberraschungen, seinen Hoffnungen. „Friere auf Erden" ist wieder erschienen, und so möge es denn auch „den Menschen ein Wohlgefallen" bringen, wahre innige Freude, die „Allen, Allen widerfahren soll." — Und es wird daran hoffentlich nicht fehlen, denn schon hat die Zeit des Friedens Handel und Wandel wieder belebt, Vertrauen zum neuen Stande der Dinge beginnt einzuziehen in die besorgten Gemüther; man geht nicht mehr kalt und theilnahmloS vorüber an Dem, was das Leben verschönt unv versüßt. Beschränkungen und Entbehrungen, die die verdienstlose, trübselige Zeit des Jahres dem Einzelnen auflegte, lassen sich auf die Dauer doch nicht gut mehr durchführen, und da kommt eben zu guter Stunde das liebe Weih nachts fest. Euch Allen, die Ihr es vermöget, bietet eS Gelegenheit, Freude zu schaffen den Eurigen, der Werkstatt des fleißigen Arbeiters, den Hütten der Armuth. Es giebt Euch Gelegenheit, zu sorgen und zu spenden, Thränen zu trocknen, gesunkenen Muth neu zu heben, fleißige Hände zu beschäftigen, Hoffnungen und freudige Thä- tlgkeit neu zu wecken. — Lenken wir nun noch den Blick unserer Leser ins besondere auf unsere Stadt, so können wir ihnen die Versicherung ertheilen, daß unsere Kaufleute und Ge- werbtresenden Alles gethan haben, um den Anforde rungen des Festes zu entsprechen, daß geschickte Hände bereit sind, den verschiedensten Wünschen zu genügen, und daß Alle die Hoffnung erfüllt, zahlreicher Zuspruch werde es ihnen möglich machen, mit den Ihrigen auch ein recht fröhliches Weihnachtsfest zu feiern. TageSgeschichte. * Dippoldiswalde. In der letzten Versammlung des Gewervevereins sprach Herr Seifensiedermeister Lommatzsch über Stearin, und zwar einfach, na türlich und deshalb auch allgemein verständlich, wie man es in solchen Vereinen gewiß gern hört. Das feste Stearin, welches nebst dem flüssigen Elain ein Bestandtheil der Fette und Oele ist, pflegt vorzugs weise aus Talg, Palmöl, Cocosöl und Schweinefett gewonnen zu werden. Dabei spielt der Dampf eine nicht unwichtige Rolle, weil man mit Hilfe desselben das Stearin in besonderer Reinheit erhält; so wird z. B. das Palmöl mit Kohlendampf gebleicht, damit es seine Farbe verliere und weiß werde. Für diese Mittheilungen über die Gewinnung und andere über Fabrikation der Kerzen hat sich der Genannte die Ver- sammlnng zu Danke verpflichtet. Jedes Gewerbe bietet so Manches, was von den betreffenden Gewerb- trcibenden in unseren Versammlungen mit Nutzen be sprochen werden könnte, und man möchte sich wirklich wundern, daß nicht öfter derartige Mittheilungen ge macht werden. Man sage nicht, dergleichen verstehe sich von selbst und sei deshalb nicht geeignet, bei Anderen Interesse zu finden; im Gegentheil: gerade Demjenigen, was dem einzelnen Handwerker täglich unter die Hände kommt, gewinnt der Eine diese, der Andere jene interessante Seite ab. Ost ist es ferner, wir kennen das recht gut, nur das Vorurtheil Anderer, welches von der Verallgemeinerung solcher Kenntnisse abhält. Aber warum sich durch solche schiefe Meinungen beirren lassen? Wie Derjenige, welcher ein großes Stück Ackerland mit dem Spaten umzugraben hat, eine solche Stellung nimmt, daß er wohl die bereits bearbeitete Fläche, nicht aber das noch zu bewältigende Stück vor Augen hat; ebenso kümmere man sich doch nicht um dergleichen Vornrtheile; über diese hat die Zeit selbst das Urtheil gesprochen. — Von nicht minderem In teresse waren die hierauf folgenden Mittheilunaen des Herrn Lehrer Holsert über Glycerin, dessen Ge winnung und vielseitige Anwendung. — Bei der am vergangenen Freitag hier statt gehabten Ergänzungswahl von Stadtverordneten durch 16 Wahlmänner sind gewählt worden: Herr Kfm. Reichel mit 8 St. j - Destill. Liebscher mit 8 St. ^wer- - Graupenfabr. Fischer mit 7 St. § ordnete, - Posthalter Flemming mit 6 St. ) Stellver- - Rathskellerp. Melde mit 6 St. ! treter. Frauenstein, 13. Decbr. Das diesjährige Ge burtsfest unseres allverehrten König- wurde