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ZWschkPMszkitilllg anabhängige» Lagebiatt 1-^--—s tt», Wahrheit, Recht and Freiheit >k^-r-^LLLS-r--H «ch^»»«,—»«»<' »I>v 27^ Geschästsftelle und Redaktion "e. ^ Dresden.«. »«.Holdeinitratze»« Mittwoch den 2. Dezember tU14 Hrrn»prccr,er 2 l At>« 13. Weitere schwere Verluste der Russen Die vier Gefahren Urber vier Gefahren glaubt Mr. Churchill, der eng. lische Marineminister, seine Landsleute beruhigen zu sollen. Die erste Gefahr bestand in einem deutschen Uebersall. und die sei jetzt vorüber; die zweite seien die deutschen Ausland«, kreuzer und Handel»zerstörer. aber auch diese Gefahr sei jetzt überwunden ; die dritte Gefahr bestände in den deutschen Minen und die vierte endlich in den deutschen Untersee. booten. Die Minengefahr sei „durch die ergriffenen Matz, regeln eingeschränkt" und zur vierten tröstet Churchill da- damit, daß die Zahl der englischen Tauchboote viel größer sei. als die bei uns. Wir wissen nicht, ob diese Beruhigung-, rede Churchills im englischen Unterhause, im englischen Volk die erwünschte Wirkung erzielt hat. Lückenlos ist jedenfalls der unS übermittelte Bericht über die Lhurchtllsche Rede nicht, und darum wollen wie zu Ehren des englischen MarinemtnisterS annehmen, daß er in Wirklichkeit doch etwa» überzeugender gesprochen hat. als der übermittelte Auszug aus seiner Rede anzunehmen berechtigt. Was zunächst die Gefahr eines deutschen Uebersall« angeht, die Churchill als überwunden bezeichnet, so möchten wir annehmen, daß die selbe ernstlich in diesem Kriege kaum bestanden hat, da nicht die Engländer, sondern wir die Angegriffenen sind und nicht wir, wohl aber die Engländer bereits vor Aus bruch der Feindseligkeiten die Flotte mobilisiert batten und bei Spithead der Welt ein Schauspiel ihrer Stärke bieten zu müssen geglaubt haben. Bemerkenswert ist es aber immerhin, daß Churchill von dieser Gefahr überhaupt redet, denn vor Tisch las man ganz ander«; da hieß ed. Deutschlands Flotte läge aus dem Meeresgrund, ehe die KrtegSbotschaft Berlin erreicht hätte. Nicht recht verständ lich ist uns auch die Geste, mit der Herr Churchill die zweite Gefahr, die deutschen Handelszerstörer, abtun zu können glaubt. Uns und auch wohl manche Engländer will e» bedünken. als ob jdie deutschen AuSlandSkreuzer auch nach dem Erliegen der „Emden" dem britischen Handel noch allerhand Schaden zusügen, ganz zu schweigen von den südamerikantschen Gewässern, in denen britische Handels schiffe nach der Vernichtung des südamerikanischen englischen Geschwaders an der chilenischen Küste vor der Hand jedes Schutzes bar sind. Die Mtnengesahr ist, wie Mr. Churchill sich vorsichtig ausdrückt, nur „eingeschränkt". Das mag insofern richtig sein, .als die englischen Schiffe sich aus dem sicheren Fort kaum noch heraus- trauen und solange allerdings vor deutschen Minen sicher sind; draußen dürste ihnen aber leicht das Schicksal des stolzen „AudaciuS" drohen. Da» BeruhtgungSpulver, das Churchill seinen Landsleuten aber gegen die Angst vor der Pest der deutschen Unterseeboote verabreicht, bekundet doch gar zu sehr die fürchterliche Verlegenheit und Hilflosigkeit, in der sich der arme Churchill angesichts der erfolgreichen Tätigkeit der deutschen Unterseeboote befindet. Gewiß mag die Zahl der englischen Tauchboote weit größer sein, als die der unfern, wie überhaupt Englands Flotte der unseren an Zahl bedeutend überlegen ist. Wenn Churchill darin aber einen BeruhtgungSgrund für die Engländer sieht und sich vollends selbst üdertrifft, wenn er kühn und stolz be hauptet. der einzige Grund, weshalb die englischen Tauch boote bisher geringeren Erfolg zu verzeichnen Härten, als die deutschen, sei der Umstand, daß sich den englischen Unter seebooten weit seltener ein Angriffsziel bietet, dann erlauben wir unS doch, auch aus die Gefahr hin, den Unwillen des englischen Marinegewaltigen zu erregen, die englischen Köpfe bedenklich wackeln zu sehen. Wenn unsere Unterseeboote bisher mehr geschafft haben als die englischen, dann liegt das eben daran, daß sie die englischen Schiffe ausgesucht und gesunden haben; für seine Unterseeboote scheint der gute Churchtl zu erwarten, daß unsere Kreuzer und Schlacht- schiffe sich ihnen schußgerecht präsentieren. Hierin überschätzt Mr. Churchill aber wohl das Entgegenkommen der deutschen Flotte, obwohl wir nicht in Abrede stellen wollen, daß unsere Torpedoboote und Kreuzer sich gelegentlich auch ein- mal der englischen Unterseeboote anmhmen werden. Im übrigen wünschen wir dem Herrn Churchill nächstens mehr Glück bet seinen Beruhigungsreden an die englische Nation, damit ihm das bischen Wohlwollen, das ihm die Engländer noch bewahren, erhalten bleibt. Der amtliche deutsche Schlachtbericht (Für einen Teil der Auflage wiederholt) Großes Hauptquartier, 1. Dezember, vorm. Auf dem westlichen Kriegsschauplätze ist nichts Neues. Auch in Ostpreußen und Südpolen herrscht im allgemeinen Ruhe. In Nordpolen südlich der Weichsel steigerte sich die Kriegsbeute in Ausnützung der gestern gemel deten Erfolge. Die Zahl der Gefangenen vermehrte ! sich um etwa »5VV, die der genommenen Geschütze i um 18. Außerdem fielen S« Maschinengewehre und ! zahlreiche Munitionswagen in unsere Hände. Oberste Heeresleitung. Die Vermehrung der Gefangene» in» 9500 hat überall ini Lande große Freude hervorgernfen, die sich noch erhöhte, als gestern abend folgende Meldung eintraf: (Amtlich.) Großes Hauptquartier. An- tiilipfeild a» den russischen Gencralstabsbericht vom 29. No vember wird über eine schon mehrere Tage zurückliegende Episode in den für die deutschen Waffen so erfolgreichen Kämpfe» bei Lodz fcstgcstellt: Tie Teile der deutsche» Kräfte, die in der Gegend östlich Lodz gegen die rechte Flanke und den Rücken der Russen im Kampfe waren, wnr den ihrerseits wieder durch starke, von Osten und Süden her vorgehende russische Kräfte im Rücken ernstlich bedroht. Tie deutschen Truppen machte n angesichts des vor ihrer Front stehenden Feindes Kehrt und schlugen sich in dreitägigen er bitterten Kämpfen durch den von den Russen bereits ge bildeten Ring. Hierbei brachten sie noch 1 2000 ge fangene Rnssen und 25 eroberte Geschütze mit, ohne auch nur ein Geschütz cinzubüßen. Auch fast alle eigenen Verwundeten wurden mit zurückgeführt. Die Ver luste waren nach Lage der Sache natürlich nicht leicht, aber durchaus keine ungeheueren. Wohl eine der schönste» Wafsentaten des Feldzuges. Oberste Heeresleitung. Unsere stets ehrliche Oberste Heeresleitung gibt hier offen zu, daß wir bei der herrlichen Waffentat schwere Ver luste gehabt haben, aber die der Russen sind ungleich schwerer und das ist die -Hauptsache, lieber den Aufenthalt des Kaisers im Osten kommt folgende Nachricht: (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 1. Dezember Der Kaiser besuchte gestern bei Gumbinnen und Darkehmen unsere Truppen in Ostpreußen und deren Stellungen. Oberste Heeresleitung. Die allgemeine Lage der Landwirtschaft in Sachsen im Iahre 1913 behandelt ein soeben erschienener ansführlicl-er Drnckbericbt des Landeskulturrates für das Königreich Sachsen. Von be sonderein Interesse sind zunächst Mitteilungen der König lichen Landeswetterwarte über den Witternngsverlanf ans Grund der Beobachtungen an 13 Korrespondenzstatione». Im Jahre 1913 herrschte vorwiegend warme und heitere, aber durchschnittlich zu nioderschlagsreiche Witterung. Der März hatte einen Wärmeüberschuß von 3,8 Grad, der No vomber von 3,5 Grad im Mittel anfzutveisen. Zu kühl ver liefen nur die Monate Juni bis September, am meisten der Juli mit einem Fehlbeträge von 2,1 Grad. Das Jahres- mittel der Temperatur lag im Durchschnitt 0,9 Grad zn hoch gegen das vieljährige. An den einzelnen Stationen be- trugen die Mittelwerte 9,9 Grad (Dresden) bis 4,9 Grad (Reitzenhain) und waren 1,3 Grad bis 0,1 Grad über Nor mal. Im Mai und Juni wurden im Maximum 30 Grad erreicht, der höchste Wert trat mit 32 Grad in Dresden am 2. Juni ein; die Minima gingen in den ersten drei Mo naten am tiefsten herab, der niedrigste Betrag stellte sich erst am 2. März mit — 18,9 Grad (Reitzenhain) ein. Die mitt lere Bewölkung war in den meisten Monaten zu gering, im Februar und April sowie im September und Oktober um 10 bis 18 Prozent. Nur im Juli und Dezember übertraf sie ihren Normalwert »in 8 bis 11 Prozent. An den einzelnen Stationen schwankten ihre Mittelwerte zwischen 56 Prozent (Alenbcrg) und 67 Prozent (Freiberg) oder einem Fehl beträge von 10 Prozent und einem Ueberschuß von 2 Pro- zent. Die Sonne schien in Dresden an 303 Tagen 1690 Stunden oder 36 Prozent der möglichen Dauer gegen 1537 un Mittel 1906/13; am häufigsten im Mai mit 226 Stun den oder -17 Prozent, am seltensten im Dezember mit 24 Stunden oder 10 Prozent. An 143 (Bautzen) bis 207 (Reitzenhain) Tagen fanden neßbare Niederschläge statt, welche mit 586 (Leipzig) bis 1184 (Reitzenhain) Millinieter oder 1 Quadratmeter durchweg zu groß waren, in Plauen und Leipzig um 13 bis 18 Millinieter, in Schneeberg und Reitzenhain um 239 bis 273 Millimeter. Die drei nieder- 'chlagsreichsten Monate waren der Juni, August und De zember. Nachtfröste stellten sich in Dresden und Leipzig 71- bis 74mal ein, in Reitzenhain 153mal. Nach dem Ergebnisse der Berufs- und Betriebszählung vom 12. Juni 1907 waren im Königreiche Sachsen über haupt 175 428 landwirtschaftliche Betriebe vorhanden, wo von (B270 als Hauptbetriebe und 107 158 als Nebenbetriebe zu bezeichnen sind. Aus einer Zusammenstellung geht her vor, daß der landwirtschaftliche Kleinbetrieb in Sachsen weit verbreitet ist; es nehmen die Parzellenbetriebe sogar fast oie Hälfte, nämlich 47,7 Prozent aller gezählten Betriebe ein. Die nächst größere Gruppe mit den Betrieben von 1 bis 5 Hektar Fläche umfaßt 24,9 Prozent, die Gruppe der klein bäuerlichen Wirtschaften in einer Größe von 5 bis 20 Hektar nimmt 21,5 Prozent aller Betriebe ein. Von mittelbäuer- lichen Gütern wurden 6 Prozent, von großbäuerlichen 0,5 Prozent und an Großbetrieben 0,44 Prozent gezählt. Tie Inhaber der großen Mehrzahl der Betriebe unter 2 Hektar treiben zum bei weitem größten Teil nicht ausschließlich Landwirsäiaft, sondern sie haben ihre Hauptbeschiftiguug in einem anderen Berufe. Von der landwirscl-aftlich benutzten Fläche entfallen auf die Kreishauptmannschaft Bautzen 157 203 Hektar, auf die Kreishauptmannschaft Dresden 281815 Hektar, auf die Kreishauptmannschaft Leipzig 278 013 Hektar, auf die Kreishauptmannschaft Chemnitz 128 487 Hektar und auf die Kreishauptmannschaft Zwickau 129 059 Hektar. Im ganzen Königreiche Sackffen werden 974 577 Hektar landwirtschist- lich benutzt. Der Bericht äußert sich ferner über den Stand und die Tätigkeit der verschiedenen landwirtschaftliclien Kredit institute, z. B. der Landständischen Bank des Königlich Sächsischen Markgraftums Oberlausitz zu Bautzen, des Erb ländischen ritterschaftlichen .Kreditvereins im Königreiche Sachsen, des Landwirtschaftlichen Kreditvereins im König- reiche Sachsen und der LandesgenossenschrftSkasse für das Königreich Sachsen. Hieran schließen sich Mitteilungen über die Landesbrandversicherungsanstalt, über die landwirt schaftliche Fetterversicherungsgenossenschaft, über den land wirtschaftlichen Mobiliar - Brandversicherungsverein „Z,,r Weintraube", über die -Hagel-Versicherung, über die Vieh- Lebensversicherung, über die Seuckn-n-Versickn-rnng, über die Schlachtvieh-Versicherung usw. Hierzu kommen noch inter essante statistische Mitteilungen über die Land- und Forst wirtschaftliche Berufsgenosseuschaft im Königreich Sachsen im Jahre 1912, über die Hastpflicht-Versicherungsgenossen- schaft sächsischer Landwirte usw. Ciu ausführliches Kapitel ist dem Arbeitermarkt des verflossene» Jahres gewidmet, der im Frühjahr 1913 ein ungemein trauriges Bild bot, das besonders ans die politischen Unruhen und aus die Spannung zwischen -Oesterreich und Rußland zurückzuführen war. Die Landwirtschaft mußte zu der Eigenvermittlnug greifen, die allerdings mit bedeutende» Kosten verbunden war. Die Getreidepreise zogen vorübergehend etwas an, im allgemeinen Mir aber bis gegen Ende des Jahres ein au dauerndes Fallen feftzustellen. Nach dem Jahresdurchschwtl berechnet sind für alle Getreidearten in Chemnitz, Dresden und Leipzig erheblich niedrigere Preise erzielt worden als im Vorjahre. Auch die Obstpreise waren infolge der ge ringen Ernte ziemlich hohe. Die Schlachtviehmärkte in Sachsen wurde» insgesamt mit 130 817 Rindern, 773 146 Schweine», 176 562 Schafen und 218 623 Kälbern beschickt. Ter Anteil Sachsens an der Versorgung der Schlachtvieh- Märkte ist im Vergleich znm Vorjahre gestiegen. Von den zur Schlachtung gelangten Ochsen iind Bullen lieferte die sächsische Landwirtschaft 46,6 Prozent, von den Kühen und Kalben 59,4 Prozent, von den Schweine» 48,3 Prozent und von den Rindern überhaupt 55,47 Prozent. Die Jahres durchschnittspreise der beiden letzten Jahre in den erste» Oualitätsklassen betrugen für je 50 Kilogramm Schlacht- gelvicht für Ochsen durchschnittlich 92 bis 96 Mark, für Bullen 88 bis 92 Mark, für Kühe und Kalben 91 bis 91 Mark, für Kälber 78 bis 118 Mark, für Scl-weine 75 bis 78 Mark und für Schafe 43 bis 100 Mark. Der städtische Verkaufsvermittler am Vieh- und Schlachthofe zu Dresden wurde in 61 Fällen in Anspruch genommen. Zn», Ver- kauf winden von 20 Einsendern 58 Stück Großvieh und 89 Stück Kleinvieh eingesandt. Infolge der geringen In- i.nspiuchnahine und der sich hieraus ergebende» geringen Rentabilität der städtischen Verkaufsvermittlung sah sich der Vermittler veranlaßt, die Posten am Schlüsse des Be richtsjahres niederzulegen. (Schluß folgt.)