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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- serlionspreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement viertel). 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanvebohn in Eibenstock. — — 41. Jahr«»««. HO. Donnerstag, den 24. Mai 18S4 Bekanntmachung. Bon dem Vorstand der lanv- und forstwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für da« Königreich Sachsen ist dem unterzeichneten Stadtrakh ein Auszug ans der Heberolle für den hiesigen Bezirk zum Zwecke der Einhebung der darin ausgcworsenen Beiträge übersendet worden. Wir bringen Solche« mit dem Bemerken hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß der genannte Auszug gemäß 8 38 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 in Verbindung mit 88 14 und 18 des Landesgesetzes vom 22. Mär; 1888 vom 15. Mai 1884 ab 2 Wochen lang zur Einsicht ter Betheiligten in unserer Rathsregistratur während der gewöhnlichen Geschäftsstunden ausliegt. Einsprüche der Unternehmer gegen die Höhe der Beiträge sind unmittelbar an die Geschäftsstelle der Genossenschaft (Dresden, Wienerstraße 13 II.) zu richten; Gnüchtel. der ausgeworfene Betrag jedoch ist vom Unternehmer ungeachtet des Einspruchs in voller Summe zu zahlen. Die Beiträge sind nach Beichluß der GenostenichafiSversammlung vom 20 März 1894 für das Jahr 1893 mit 1,?- Pfennig von jeder beitragspflichtigen Steuereinheit zu erheben und von den Beteiligten in der in der Heberolle an gegebenen Höhe spätestens öis zum 29. Mai 1894 bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an den unterzeichneten Sladlrath ... n. Der Rath der Stadt. I»r Körner. Die Konkurrenz des amerikanischen Getreides ist in Deutschland sehr füblbar und sie ist ein wesent licher Grund der landwirtschaftlichen Nothlage in den Kulturstaaten Europas. Nordamerika mit seinen riesigen Strecken jungfräulichen Boden«, der keiner besonderen Kultur bedarf, produzirt Getreide weit über seinen eigenen Bedarf hinaus, während Deutschland etwa ein Fünftel seines BrodfruchtbedarfeS noch vom Aus lande zukaufen muß. Nordamerika führt jährlich durchschnittlich zwei (nach anderen Berechnungen fünf) Millionen Hektoliter Getreide nach Europa aus. Aber diese Ausfuhr verringert sich von Jahr zu Jahr, da die BevölkerungSzahl der Ber. Staaten schneller an wächst als die in Anbau genommene Bodenfläche. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird aller Wahrschein lichkeit nach die nordamerikanische Getreidekonkurrenz ganz aufhören, wie das im natürlichen Gang der Entwickelung liegt. Auch Deutschland war früher ein Getreide ausführendes Land und ist inzwischen ein importirendeS geworden. Hört die nordamerikanische Konkurrenz auf, so werden in Deutschland die Getreidepreise etwas in die Höhe gehen. Die Oeffnung unserer Ostgrenze hat einen Preissturz des Getreides, wie er von agra rischer Seite befürchtet wurde, nicht gebracht. Der Weltmarktpreis ist einigermaßen stabil geblieben. Aber die Aussicht unserer Ackerbau treibenden Bevölkerung auf Erzielung höherer Getreidepreise ist auch durch die in Zukunft wahrscheinlich ganz wegfallcnde nord amerikanische Konkurrenz nicht gebessert; denn schon melden sich neue Länder als leistungsfähige Getreide produzenten an. In erster Linie ist hierbei Süd amerika in Betracht zu ziehen. Argentinien, Brasilien, Chile u. s. w. besitzen noch verschiedene Millionen Acres fruchtbaren, zum Getreidebau geeigneten Landes, welches bisher unbeachtet dalag. In Argentinien nimmt der Getreidebau großen Aufschwung, so großen, daß wir die jetzige große Billigkeit des Weizens vor nehmlich diesem Lande zuschrciben dürfen; in den übrigen Ländern geht eS dagegen langsamer. Zu be rücksichtigen ist aber, daß die Bewohner Südamerikas lange nicht die Energie, Unternehmungslust und den Fleiß der Nordamerikaner besitzen, im Gegentheil viel fach arbeitsscheu sind. Desgleichen hindern die po litischen Verhältnisse, die beständigen Revolutionen, Kriege und Aufstände jede gesunde Entwickelung. Um Millionen von Acres mit Getreide vortheilhaft bebauen zu können, sind gute Häfen, zahlreiche Eisenbahnen, Elevatoren, Maschinenfabriken rc. nothwendig, alles Dinge, die sich nicht im Handumdrehen beschaffen lassen. Besonders erschwerend wirkt die in Süd amerika bestehende Silberwährung, bei der die Kauf leute nie im Voraus berechnen können, was ihnen das in Südamerika gekaufte Getreide später in London einbringen wird. Stellt man alle günstigen Einflüsse den ungünstigen gegenüber, so kommt man zu dem Ergebniß, daß der Getreidebau in Südamerika sich unendlich langsamer entwickeln wird, als seiner Zeit der norvamertkanische, namentlich weil bei den jetzigen Getreidepreisen der Getreidebau im Innern Süd amerika» nicht lohnend betrieben werden kann, sondern die dort übliche Viehzucht höhere Erträge bringt. Damit ist der Hauptunterschied zwischen der Kon kurrenz Nord- und Süd-Amerika« gekennzeichnet. Die ungeheuren Ländereien im Innern 'Nordamerika» wurden vor der Besiedelung durch Europäer landwirthschaftlich überhaupt nicht verwerthet. Die Indianer jagten dort Büffel, und Tausende von Quadratmeilen lieferten auch nicht für einen einzigen Dollar Lebensmittel für den Bedarf der Weißen. Ander» in Süd-Amerika, wo Millionen von Schafen und Rindern auf den Weideflächen des Innern gezogen, gemästet, geschlachtet und nach England exportirt werden. Will man fort an Getreide dort bauen, so vermindert dies die Fleisch ausfuhr. Es besteht in dieser Beziehung ein stetes Auf und Nieder. Die Erleichterung des Verkehrs, die Zoll politik und sonstige Einflüsse wirken zusammen, dieses Schwanken hervorzubringen. Noch in den fünfziger und sechziger Jahren war Bayern ein starke», sehr beachtenswertheS Exportland sämmtlicher Getreidesorten nach den benachbarten Ländern. Heute führt Bayern kolossale Quantitäten Getreide ein. Da« Gleiche gilt von Ungarns Ausfuhr, welches Land früher enorm viel Getreide nach Deutschland, der Schweiz, Frank reich, England rc. ausführte; sie geht von Jahr zu Jahr zurück und spielt heutzutage, mit einziger Aus nahme des Artikels Braugerste, fast keine Rolle mehr im Welthandel. Tagesgeschichte. — Deutschland. DaS am 10. Februar zwischen dem Deutschen Reich und Rußland getroffene Abkommen, nach dem sich beide Theile verpflichtet haben, ihre gegenwärtigen und ihre früheren Ange hörigen, soweit diese eine andere Staatsangehörig keit nicht erworben haben, auf Verlangen des anderen TheileS zu übernehmen, ist am 7. Mai in Kraft ge treten. Unterm 6. d. hat der preuß. Minister des Innern für die zuständigen Behörden nähere Aus führungsbestimmungen dazu erlassen. — Kiel. Die Eröffnung des Nordostsee kanals ist für den 1. Mai 1895 in bestimmte Aus sicht genommen und wird der Kaiser bei der Feier zugegen sein. — Rußland. Die in den letzten Tagen in Petersburg verhafteten Mitglieder der »Liga zur Erlangung einer Verfassung" werden vor einem Kriegs gericht abgeurth-ilt werden, zugleich mit den Anarchisten, die in der Nähe des kaiserlichen Palastes Bomben niederlegten. Einige von den Verhafteten wurden bereits mit ihren Familien auf dem Verwaltungs wege, da» heißt ohne ordentlichen Richterspruch, nach Sibirien verschickt. ES stehen weitere Verhaftungen hervorragender politischer Persönlichkeiten bevor. In Moskau fand man am Sonntag vor dem Polizei- Bureau eine mit Dynamit geladene Bombe. — Serbien. Zum dritten Male seit einem Jahr hat der kaum 18jährige König Alexander von Serbien sein Land durch einen Staatsstreich über rascht, der sich am Montag in aller Ruhe vollzog. Allerdings dürfte Ex-König Milan dabei wohl ein wenig mitgeholfen haben; denn in seinem Interesse lag die Umwälzung am meisten. König Alexander hat in einer Proklamation an da« serbische Volk die Aufhebung der Verfassung vom 22. Dezember 1888 verkündet, die allerdings vielfach zu einer Quelle der Gefahr für Serbien wurde. Nach der alten und jetzt wieder neuen Verfassung vom 29. Juni 1869 bestand die Skupschtina, ebenso wie jetzt, au« 134 Mitgliedern doch wurden von diesen nur 101 vom Volke gewählt, 33 dagegen von der Regierung ernannt, während die Verfassung von 1888 alle Skupschtina-Mtglieder durch da» Volk wählen ließ. Die Wiedereinführung des Rechtes der Regierung, den vierten Thcil der parla mentarischen Mandate nach eigenem Gutdünken zu vergeben, würde nicht genügen, die radikale Mehrheit in der Skupschtina zu sprengen, wenn man überhaupt freie Wahlen vornehmen lassen wollte. Aber daran ist natürlich nicht zu denken. Man wird die Wahlen wieder machen, nur jetzt noch nicht, va die Aufregung zu groß ist. Einstweilen sind die Richter des Kassations- hi-fes, die den verfassungswidrigen Ukas de» Königs wegen Wiedereinsetzung seines Vaters in dessen frühere Rechte nicht anerkannten, abgesetzt worden und aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Preß- und Ver sammlungsfreiheiten für eine Zeil lang aufgehoben werden. Im ganzen Lande herrscht nach offiziöser Meldung Ruhe und zahlreiche HuldigungSdepeschen an den König treffen in Belgrad ein. Die Führer Mder Radikalen erklären, abwarten zu wollen. Loeale «ud sächsische Nachrichten. 194 31 7 0 weibl. 16I - 355 121 -- 152 38 -- 45 3--- 3 — Eibenstock. Die Zählung der Fabrik arbeiter am 1. Mai dss. IS. hat folgendes Re sultat ergeben: In hiesiger Stadt sind 34 Anlagen vorhanden, bei welchen die Voraussetzungen für diese Zählung vorlagen; nämlich 16 Stickereien, 2 Corset- fabriken, 2 Posamentenfabriken, 3 Sägewerke, 2 Mühlen, 1 Brauerei, I Buchdruckerei, 1 Bleicherei, I Spunddreherei und Bürstenholzschneiderei, 1 Gas anstalt, 2 Holzstofffabriken, 2 Gerbereien. Gezählt wurden inSgesammt 555 Arbeiter, 232 männliche und 323 weibliche. Auch die einzelnen Altersklassen ver- theilten sie sich wie folgt: männl. 21 Jahre und darüber 16—21 Jahre 14-16 » 12-14 „ ES sind demnach vorhanden 48 jugendliche Arbeiter, 200 minderjährige Arbeiter, 282 Arbeiterinnen und 225 männliche Arbeiter. — Schönheide. Am 1. Pfingstseiertag wurde der 12jährige Sohn des Schneidermeister« Hentschel in Stützengrün von seinem Vater nach Schönheide geschickt, um fertige Sachen abzuliefern. Auf dem Rückwege wurde er aber von drei Bürschchen, 16 bis 17 Jahre alt, überfallen und ihm drei Stiche in die Brust beigebracht. Die Gendarmerie ermittelte zwei der hoffnungsvollen Bürschchen, da diese an der Kleid ung erkannt worden waren. — Dresden. Ihren Majestäten dem König und der Königin wurde im Garten Sibyllen- orts am Pfingstsonnabend von den Zöglingen des Seminars zu Oel» unter Leitung des Hrn. Seminar- musiklehrerS Winkelinann eine Sange-Huldigung dargebracht, worauf dann auf Weisung Sr. Majestät eine festliche Bewirthung der jugendlichen Sängerschaar erfolgte. Ihre Majestäten waren über die ihnen zu Theil gewordene Huldigung hoch erfreut. — Dresden. Da» »Dresdner Journal" schreibt: Sicherem Vernehmen nach liegt dem König!. Mini sterium des Innern nunmehr ber Entwurf eines Gesetzes über die Verwaltungsrechtspflege vollständig ausgearbeitet vor und e» hat auch die zu seiner endgiltigen Feststellung niedergesetzte Kommission bereits mit ihren Berathungen begonnen.