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Pulsnitzer Tageblatt Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. Giro-Konto 146 Erscheint an jedem Werktag Zm Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung dek Betriebes der' Zeitung- oder der BefördcrungSeinrichtungen, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.60 E bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.50 E; durch die Post monatlich 2.40 E freibleibend Wochenblatt Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Anzeigen-Grundzahlen in SH/: Die 41 mm breite Zeile (Mosse's Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 SH/, in der Amtshauptmaunschast Kamenz 8 SH/; amtlich 1 mm 30 SH/ und 24 ÄH/; Reklame 25 SH/. 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Mohr in Pulsnitz Nummer 258 Donnerstag, den 5. November 1931 83. Jahrgang Mr MWWerW Starke Meinungsverschiedenheiten z über die Behandlung Zur Beratung des ausführlichen Berichtes, Len Ler deutsche Botschafter v. H o es ch nach Berlin übermittelt hat, war am Mittwochvormittag Gegenstand einer Minister- besprcchung. In dieser Besprechung handelte es sich einmal um die Kenntnisnahme der von dem deutschen Botschafter dargelcgten Haltung der französischen Regierung und zum andern um die Prüfung der Voraussetzungen, unter denen die deutsche Regierung gegebenenfalls der Einberufung des Beratenden Sonderausschusses der BIZ. zustimmen könnte« Diese Voraussetzungen find vor allem darin zu erblicken, daß auf diplomatischem Wege zwischen Ilaris und Berlin ein Einverständnis über die Zuständigkeit des Sonderausschusses herbeigeführt würde. Nur wenn einwandfrei festgestellt ist, daß die deutsche und die fran zösische Regierung sich vollkommen darüber einig sind, daß der Beratende Sonderausschuß die Zahlungsfähigkeit Deutschlands ohne irgendwelche Einschränkungen nach- " zuprüfen hat, würde es vom deutschen Standpunkt aus zweckmäßig er»' scheinen, der Einberufung des Ausschusses zuzustimmcn. Es würde vom deutschen Standpunkte aus ein untragbarer Zu stand sein, H>enn der Beratende Sonderausschüßen seinen Kompetenzen eingeschränkt werden sollte. Vielmehr müsse man sich auf die Feststellung der erweiterten Kompetenz nach Artikel 120 des Poungplans richten, wonach der Aus schuß in eine gründliche Prüfung der Lage Deutschlands eintreten solle. Nur auf diese Weise wäre es möglich, auch die Frage der kurzfristigen Kredite in den notwendigen Zusammenhang mit dem Reparations- Problem zu bringen und die Ge'samtverschuldung sowie die gesamte Leistungsfähigkeit Deutschlands in Basel zur Er örterung zu stellen. Das französische Interesse liegt ledig lich in der Richtung einer Erörterung der Revaratiönen. Es ist bisher unwidersprochen geblieben, daß der fran zösische Finanzminister, der an der Unterredung zwischen Laval und Hoesch und ebenso Briand beteiligt war, mit allem Nachdruck auf die „Verpflichtungen" hingewiesen hat, die Deutschland nach dem Poungplan habe.. Selbst wenn Deutschland ein Moratorium beantrage, müßte es die gesamten geschützten Zahlungen in Höhe von 612 Millionen, weiter die Hälfte der ungeschützten Zahlungen in Höhe von 550 Millionen und außerdem die Nachzahlungen aus dem Hoover-Freijahr leisten. Cs scheint, daß auch der französische Ministerpräsident zu gegeben hat, daß Deutschland diese Zahlungen nicht leisten könne. In der französischen Presse kommt sogar zum Aus druck, daß Deutschland im wesentlichen durch Sachliefe, rungen zahlen soll. In Verbindung damit wird aber erklärt, Laß Deutschland auch politische Sicherheiten geben müsse. Das kann bedeuten, daß Frankreich für eine, vielleicht sogar nur für eine Uebergangszeit zugestandene Herabsetzung der Tributverpflichtungen Deutschlands noch bestimmte politische Garantien fordert. Tributkonferenz im Zanuar in Paris? Was die Pariser Presse schreibt. Der „Jntransigeani" glaubt jetzt schon versichern zu können, daß im Januar in Paris eine Konferenz der Gläubigermächte und Deutschlands ftattfindcn werde. Tas Gerücht von einer Dezember-Tagung in Biarritz sei aus der Luft gegriffen. Der „Temps" führt aus, Frankreich sei nicht bereit, die Grundsätze des Boung-Planes und sein Recht auf Reparationen zu opfern. Es erkenne jedoch an, daß mit Rücksicht aus die Schwierigkeiten, in denen sich das Reich befinde, eine Neuregelung notwendig erscheine. Diese müsse jedoch aus dem in Young-Plan vorgesehenen Wege er folgen. Frankreich werde niemals zulassen, daß die Tri bute dem augenblicklichen finanziellen Interessen Deutsch lands endgültig und unwiderruflich geopfert würden. Führer der Mrtschastsparlei beim AetchSpräsldenlev Der Reichspräsident empfing die Abgeordneten Mol lath und Hermann von der Wirtschaftspartei. Die Bespre chungen bezogen sich auf die politische Lage. M Sem MS«MH oischen Deutschland und Frankreich der Reparationssrage Dr. Brüning unterrichtet die deutschen Botschafter und Gesandten Berlin, 5. November. Auf Grund der Ministerbe sprechung über, den Bericht des Botschafters v. Hoesch am Mittwoch dürfte — wie der Lokalanzeiger erfährt — Reichs kanzler Dr. Brüning in nächster Zeit die deutschen Botschaf ter und Gesandten empfangen und unterrichten, die bei den an dec Reparationsfrage interessierten Mächten beglaubigt sind. Der Plan für die Erwerbslosenfiedlung Berit«, d. November. Wie die Boss. Ztg. erfährt, werden voraussichtlich am 10. November die allgemeinen Richtlinien des Reichskommissars Saassen für die Erwerbs losensiedlung veröffentlicht werden. Vorgesehen ist ein Sechs monatsplan, für dessen Durchführung monatlich 8 Millionen Mark vom Reichsfinanzministerium zur Verfügung gestellt werden. Das Halbjahresprogramm rechnet etwa mit der Schaffung von 20000 Siedlerstellen und 30000 Kleingärten. Verbot des Zugabewefeus? Als erster der zahlreichen Reichstagsausschüsse, die wäh rend der Pause des Reichstags zusammentreten werden, ver- saminelte sich der Volkswirtschaftliche Ausschuß, um zunächst die Anträge verschiedener Parteien über das Zugabewesen zu beraten. Reichsjustizminister Or. Joel war zu der Sitzung erschienen und erklärte, daß der Entwurf eines Gesetzes über die.Gewährung von Zugaben zu Waren oder Leistungen b e - reits imKabinett v e r ach s ch i e d e t wracken sei und sofort dem Leichsrat zugeleitat werden würde. Außerdem Ernennung des Der Reichspräsident wird wahrscheinlich in allernächster Zeit den Abgeordneten Ler Landvolkpartei Schlange- Schöningen zum Minister ohne Portefeuille und zum Kommissar für die Ost Hilfe ernennen. Im gleichen Augenblick wird bekannt, daß die preu ßische Regierung und die Preußenkasse sich völlig aus der Osthilfe zurückzieht. Die preußischen Vertreter in den Ost stellen werden abberufen. Zwischen dem Reich und Preußen bestehen Meinungsverschiedenheiten über die Osthilfe, und zwar im wesentlichen darin, daß die preußische Re gierung eine Siedlung im Osten mit den Mitteln der Ost- Hilfe durchführen wollte, wobei der Grund und Boden im wesentlichen zu billigsten Preisen der verschuldeten östlichen Landwirtschaft abgekauft werden sollte. Das Wichtigste Der stellvertretende Vorsitzende des Obersten Volkswirtschafts» rates der Sowjetunion, Piatakow, der auch sür die Ver gebung der Sowjetbestellungen in Deutschland verantwortlich ist, ist in Vertin eingetroffen, um sich über die Fragen des deutschen Vuhlandgeschäftes zu unterrichten. Der Vordosten von Japan ist am Mittwoch von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden. Vis jetzt istn ur bekannt geworden, daß ein Teil einer Insel in der Nähe von Ka- maischi ün Meer versunken ist. sei beabsichtigt, dieses Gesetz im „Reichsanzeiger" beschleunigt zu veröffentlichen. Im Hinblick auf diese Sachlage bat der Minister den Ausschuß, von der Beratung der vorliegenden Anträge äbzusehen, da ja dbr vorbereitete Entwurf die ganze Materie gesetzestechnisch zusammcnfasse. Der Ausschuß be schloß daraufhin, die Anträge Uber das Zugabewesen von seiner Tagesordnung abzusetzen. Im Zeichen der Abrüstung. 201 Personen an Bord eines Kriegslustschiffes. Lakchurst (New Jersey). Das neue amerikanische Riesen luftschiff „Akron" ist mit 207 Personen an Bord gestartet. Diese Zahl stellt einen Rekord dar. -I- Ein neues französisches Riesenbombenflugzeug. Paris. Auf dem Militärflughafen in Bordeaux haben die ersten Versuche Frankreichs mit einem neuen französi schen Riesenflugboot begonnen, das als Bombenflugzeug der französischen Kriegsmarine einverleibt werden soll. Das Flugzeug ist mit drei Maschinengewehren ausgerüstet und kann 2500 Kilogramm Bomben mit sich führen. Vier Mo toren von 2040 ?8 geben ihm eine Geschwindigkeit von 215 Kilometer. schüfe - Kommissars Die Reichsregierung hat gegen eine übermäßige Siedlungstätigkeit Bedenken, weil auch die Siedlungen gefährdet sind. Man weist bei der Reichsregierung darauf hin, daß drei Voraussetzungen, die man bei der Osthilfe machte, nicht eingetreten seien. Man habe mit einer stärkeren Rentabilität der Landwirtschaft, mit der Beschaffung von Auslandsmitteln und mit einem höheren Stand der Grundstückspreise gerechnet. Die Reichsregierung werde demnächst in den Verhandlungen des Wirtschafts beirats die Frage prüfen lassen, ob eine Zinsen se n k u n g ' möglich sei, die der östlichen Landwirtschaft wesentlich helfen werde, und ob ein Teilmoratorium bis zur nächsten Ernte durchgeführt werden könne. Selbsthilfe -er Rügenschen Lan-wirie Boykott gegen die, die landwirtschaftliches Inventar nach der Zwangsversteigerung erwerben. Stralsund. Die im Pommerschen Landbund zusammen geschloffenen Rügenschen Landwirte haben infolge der katastrophalen Zusammenbrüche landwirtschaftlicher Be triebe und der darauf folgenden Zwangsversteigerungen einen Beschluß gefaßt und damit eine Selbsthilfe geschaffen, die in Zukunft von weittragender Bedeutung sein wird. Der Beschluß lautet: „Zeder, der vom heutigen Tage an einen landwirtschaft lichen Groß- oder Kleinbetrieb, Grund und Boden, lebendes oder totes landwirtschaftliches Inventar nach einer Zwangs versteigerung sich aneignet, verfällt dem Verruf sämtlicher Berufsgenossen, die ihn geschäftlich, gesellschaftlich und persönlich als Gegner betrachten und be- handeln werden. In allen wirtschaftlichen Organisationen, auf die die Landwirte Einfluß haben, wird dieser Verruf so durchgeführt, daß weder die Aufnahme als Mitglied, noch ein geschäftlicher Verkehr, wie er beim Verkauf von Produkten erfolgt, möglich ist. Der Verruf gilt auch für diejenigen, die bisherige Pächter aus ihren Pachtstellen verdrängen. Mit Händlern, Handwerkern und Gewerbetreibenden, die mit in Verruf Erklärten in Geschäftsverbindung treten, wird sofort jede geschäftliche Ver kni ndung abgebrochen."