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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189102035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910203
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-02
- Tag 1891-02-03
-
Monat
1891-02
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1891
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Erscheint UgNch früh 6»/, Uhr. Kkdarllon uud Lrprditio» JohauneSgaff« S. Syrrchkundru der Krdattiou. «onnittag» 10—12 Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. Id« tt,Nit<iy»d« na«»I«n»i«r V»iu>i«rt»I« »acht sich d» A«»»c«>»n «ich» »«rd-»»llch. Nnnstz«, »er für »ie »üchftf»>«en»e N»««er »efttmmtrn Jnserstr «, Wschrnts,«, dt» S Utzr Nach«ttt«g». an La»«- und Festtagen früh dts'Uhr. Zu den Filialen sur Ins.-^nualimr: Ott, tlr«m « Lartl«. fÄIfrrd Hahn,. UutversitätSstraßr 1, Laut» Lasche. tt^hariueustr. 14 part. und KSnigSplatz 7, n»r bis '.,8 Nhr. twMtr TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Äki o n n enr k ti k Ghf rnäS vierteljährlich 4»/, Mk In Alt-Lrtpztg, tncl. Bringerloba 5 Mt-, durch dl« Pojr bezog»» 6 Mk. Eiujaln» Nr«. 80 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt! ahne Postbeiörderung 60 Mt. «t» Postdesordenin, 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Großer» Schriften laut ans. PreiSvertzetchutst. Tabellarischer u. Zlffernsatz nach HSHerm Tarif kl kl lauen unter dnnRedaetio,»strich di« --«sv-lt. ZettedOVk.vor denS,»tl«e»»,chr«ch»,a die ggespalteur Zeit« 40 Pf. 3»s«a«, sind stet» an dt, «rpeditt»» »° sende». — Rabatt wird nicht gegeben- Lahlung xnhsvLwsr^Qäo oder durch PostB uachnahmr. ^ 34. Amtliche Bekanntmachungen. Lekaunlmachung. «a» «»laß der Anwesenheit Er. Maieftät de- A-ntgS wird TienSt«,. den N. Februar d I., Mittag» IS Uhr. eine ParadeausfteNuit- der diesigen Garnison aus dem TluguftuSPlaye siallsinben. Mit Rücksicht hieraus werben iowohi die in schräger Richtung über den Angustusplatz führenden Fußwege, wie di« quer über die Milte de» Platze» hinüderiiihrende Strafe am gedachten Tage von '«12 Uhr an bis zur Beendigung der Paradeaufstellung, etwa -ns die Tauer einer Stunde, für sämmtlichen Fnst- nnd Fährverkehr mit Ausnahme des Pferdebahllverkehr», weicher keine Unterbrechung erleidet, gesperrt. Die den Augusti,»platz paisirrnden »elchirr» haben während dieser Zeit die Fahrstraße vor dem Museum zu wählen, während für den Fupverkehr sowohl diese Fahrstraße mit den angrenzenden Trottoir», wie auch der Uebergang »,r de» neue» Theater frei bleibt. Das Publicum wird ersuchi, den Anordnungen der zur Aufrecht- erhaltung der Ordnung ausgestellien Militatr- und Schutzmann». Posten allenthalben nachzukommen. Leipzig, am l. Februar 1891. Ter Math und das Poltzrtamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschneider. Grätzel. Bekanntmachung. Dt« aus Mittwoch, de» 4. Februar «r. im Loanewttzer Revier anberauiuie Holi-Auctioil kann wegen etngetrrtenea Hoch, wassert Nicht slattsinden. Leipzig, am 2. Februar 1891. Tr» Rath» Farftdetzutatton Diebjtatils-Üekanntmachung. Kestohlen wurden laut bier erslatteter Anzeige: I) eine neusiiberne tLyltnderuhr mit Secunde, gelbem Rand aus dein Zifserblalie, geriester Rückseite mit Schildchen und der Fabriknummer 80109, am 26. v. M.: L, eine silberne vhliudrrnhr mit Secunde und Blumengravirung aus der Rückseite, sowie anhängender vergoideier kurzer «lirdrr: krtte, ferner ein schwarzledernes Portemonnaie mit aeibei» Bügel, enthüllend einen preußischen LiegcSthalcr, vom 25. bis 26. v. M. Nachts: 3) eine silberne Vyliiidernhr mit Secunde, geriester Rückseite mit herzförmiger Gravirunq und eingekritzeltem „dl.", sowie mit aahängender kurzer rundgliedrigcr Rickrlkrtte, am 20. v. M.; 4) ein kleines Opernglas mit schwarzem Gestell in Futteral nck einer Frankfurter Firma, am 10. December v. I.; b) ein goldene« Medaillon mit den eingravirten Buchstaben „X. d " und anhängendcr goldener Nette, und ein Paar Tamen- LtiefelettkN, ziemlich neu, kalbledern, mit Gummizug und Gurt- strippen, am 27. v. M.; . 5) ein Zacket von schwarz, und braancarrirtrm Stoff mit einer Rnde ichwnrzen hornknäpsen uud hellgestreiftem Aermelsutter, eine Veste ron demselben Stoff, eine Hose von brauneni schwarz, gestreiften Stoff, mit Knöpfen mit der Firma „Tlieisv-Sorkuin , eine Nickel-V>>li»vrrnhr mit eingravirtem Sechseck und kleinem Testet auf dem Zifferblatt, sowie mit anhängender kleingliedriger Nlckelkette, ein Zeugnis;, aus „I-ouis kperlilgz" lautend, am 24, v. M.; 7) ein Wtnterüderzieher von blauem wolligen Stoff mit schwarzer Bordcneinsassung, Sammetkrogen, Hornknüpfen, mit ver deckter Batterie und Kettchenhenkel, am 27. v. M.; 8s ein Wintrrndrrzicbcr von dunkelbraunem glatten Stoff mit dunklem Futter, einer Reib» Hornknöpse mit verdeckter Batterie und Siofshenkel, am 30 v. M.; 9s ein granleinrner Ballen, signirt: „D. 242", enthaltend 4 Stücke Kleiderstoff. und zwar ein Stiick schwarzgestreislen geblümten, ei» Stuck hellblauen, ein Stück fleischfarbigen und ein Stück schwarzen geblümten Stoff, am 28. v. M.; 10s 2 gusgrschlachtrte Lchüpsc und ein au-geschlachteter Hammel, am 23. nnd bezw. 29. v. M.; 11s ein Deckbett mit rolhem Intet und ein Unterbett und Kopstlssen mit roth. und weißgestreistem Intel, vom 15. bis 30. v M.; 12) ein Stück weißer klelngemusterter PtgU», 45 m haltend, am 30. v. M; 13) eine Zteh-Harmontka, am 27. v. M Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lrimtnal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 2. Februar 1891. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. M. Aufgebot. 1) Frau Kaufmann Zimiuermann, vertba geb. vraner, zu Leipzig, Brühl 2, Treppe X, 2> Fräulein vlise Hcntschcl zu Seehausen HÄ. habe» bas Aufgebot folgender Hupothekenurkunden über die auf dem zu Kyritz gelegenen und im Grundbuche von Kyritz, Band 111. Blatt Nr. 258 verzeichnetcn Grundstücke des Apothekers Ernst Müller zu Kqritz in der dritten Abtheilung unter 3 resp. 7 eingetragenen Forderungen von: ») 3000 Thaler — 9000 au- der Obligation vom 1. August 1823 für den Apotheker Otto Albert Carl Friedrich Brauer, auf Höhe von 1800 Thaler für eine DarlehnSsorderuna von 1200 Thaler dem Fräulein Wilhelmine «lexandrine Naide Jfsland zu Zernitz verpfändet — Stamindocument über 1800 Thaler vom l August 1823 und Zweigdocument über 1200 Thaler vom 10. März 1849, d) 2400 Thaler — 7200 ^ii au« der Obligation vom 18. Juni 1842 und zwar 1400 Tbaler für den Kaufmann Friedrich Wilhelm Schütt zu Berlin, sowie 1000 Thaler für Frau Iw. Henschel, Auguste geb. Iegier, zu Eeehausen t-A. — Stoinindocuiiicnt über 1400 Thaler vom 18. Juni 1842 und Zweigdocument über 1000 Thaler vom beantragt. Die Inhaber der Urtunden werden aufgefordcrt, spätesten» in dem auf Donnerstag, den 21. Mai 18S1, vormittag» 1t Uhr vordem Unterzeichneten Gerichte, Zimmer IX, anberaumten Auf- gebotstermine ihre Rechte anzumelden und die Urkunden vvrzulegen, widrigenfalls die KraftloserklSrung der Urkunden «folgen wird. Kyritz, de» 12. Januar 1891. Königliches Amtsgericht, Abttzetlung II. Menz. Bekanntmachung. Die Stelle eine« Schutzmann»- für hiesige Gemeinde soll vom 1. Marz I89l an anderweit besetzt werden. Da- bestimmte Ein- kommen aul dieser Stelle beträgt jährlich 600 Gehalt, 75 ,4l Bekleidung«, und 60 .st WohnungSgeldzuschuß; jedoch vorbehäitltch des Rechts, an Stelle de- Wohnungsgeldzufchusfe» frei» Wohnung zu gewähren. Wir fordern geeignete Bewerber, von welchen solche, dir beim Nilitair gedient haben, zunächst Berücksichtigung erwarten können, hierdurch aus, selbstgeichriebrn« Gesuche nebst Zcugnißabschristen bi- zum 12. Februar I89l bei uuS «iuzureichen. Aöjtrttz, 31. Januar 1891. Der SemrinSeoorstan». Spie«. Dienstag den 3. Februar 1891. 85. Jahrgang. Bekanntmachung. Bei dem «nterzeichneten Rath« ist durch freiwilligen Abgang de» btsherigen Inhaber» dl» Stelle eine« BezirkSingetttettr» sür de» 1. April Pf». -S. «tt einem «nsangsg,halte von 3600 und Pevsionsbrrrchtigung ue« zu besetzen. Nach dem Regulativ« über di« Gehalte der Gemeindebeamlen rückt der Inhaber der Stelle fünf Mal nach je vter Dienskjahren um LSO >l, also di» «us 4850 .X auf. Bewerber baden nachzuweisen, daß sie entweder di» zweite säch. ische Hoiiplprüiung sür den höheren technische» Etaot»dtenst, »nd zwar für das Jngenieursach im engeren Sinne, nach der Verord nung vom 1. Juli 1888 bezw. nach der Beiordnung vvm 24. Te- cember 1851 bestanden, oder einer anderen, dieser glcichstehenden letzte» Prüfung in einem deulscheu Bundesstaate sich mit Erfolg unterzogen baden. Tie Anstellung erfolgt zunächst probeweise aus eiu Jahr. Gesuche sind unter Beifügung der Zeugnisse bei unS spätesten» bis zum 20. Februar d. I. eiiizureichen. Leipzig, den 30. Januar IIM. Der Aatb »er Stad» Leipzig. Ie384. Ür. Georgi. Lichoriu-, Bekanntmachung. Wir habn, dem Schänkwirih Herrn Leivrl tm Gaftbose zu» Sächsischen Hanse in Leipzig-Connewtd den Verkauf von Outttungs- zeiteln ül>ek Entrichwnc, der Gebühr für die Benutzung der öffent lichen Schuttabladeplätze übertragen. Leipzig, am 30. Januar >891. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 322. llr. Georgi. Eichoriu». Städtische Höhere Schule für Mädchen. Die Ausnahmeprüfnug findet amMtttwoch, den 11. Februar, Vormittags 9 Uhr statt. Nachträgliche Anmeldungen von Schülerinnen nehme Ich bi» Mitte März täglich entgegen, doch bitte ich, dieselben möglichst nur in meiner Sprechstunde, Vormittags 11—12 Uhr, bewirken zu wollen. Leipzig, 1. Februar 1891. vr. G. TiVpoAztzi-ai«. Die Krisis in Italien. Ereignisse von Bedeutung pflegen ihre Schatten vorauS- zuwerscn, und so hat sich denn auch der Rücktritt Eri-vi'S schon zn einer Feit angekitndigt, als die allgemeine Annahme eine Stellung für fest und nahezu unerschütterlich betrachtete. DaS Wahlergcbniß war keineswegs so glänzend, wie cS auf einen flüchtigen Blick scheinen konnte, denn die Mehrheit, welche da« Ministerium zu haben glaubte, batte >.st "ie Probe abzuiegen, welche Stell ing sie in Fnkunft der Regierung gegenüber rinzuncbmcn gedacht«. Eine feste Mehrheit bat eS in Italien niemals gegeben, ihre Zustimmung zn RegierungS- actcn war immer nur bcdingSwcise zu erlangen, und eS giebt kaum sonst noch eine so unzuverlässige nnd wandelbare Volksvertretung sürDurchfübrungeines bcstimmtenRegieruiigS- programmS wie die italienische; die ParlcistcUung wechselt in Italien wie das Wetter im April, weil jeder sich seine eigenen Vorstellungen über die Ausgabe einer Negierung macht. Erispi gab seiner Verstimmung über die Schwierigkeiten, mit welchen er zu kämpfen bat, am Sonnabend klaren Aus- druck, indem er eö al» notbwendig bezcichnete, au» der gegen wärtigen Lage heranörukommen, und ein Votum forderte, welches darüber zu entscheiden bade, oh Italien eine starke Regierung wolle oder eine Regierung, welche auss Neue in Zögern und Unentschlossenheit verfalle. Die starke Regierung ist der Punct, um den eS sich bandelt, und gerade diese kann da» heutige Italien nickt ertragen. Die Kammersihiing vom 19. December ist dafür der untrügliche Beweis. In dieser Sitzung interpcllirte Imbriani die Regierung über die Vorgänge, welche den Rücktritt der Minister Cei-mit Doda und (Vjolitti zur Folge hatten. Die Kammer war an diesem Tage der Schauplatz eines un erhörten Skandals SeiSmit Doda stellte sich als da« Opfer der Willkür Crispi'S dar und schloß seine VertheidigungS- rede mit den Worten: „Ich bosse eine» Tage» (Yenligtvuung zu erhalten für die Demülhigungen, welche Italien unter Erispi erhalten hat." Al« dann Muratori eine Resolution beantragte, welche da» Berbaltrn Cri-pi'S billigt, bemerkte der ehemalige UntcrrichtSniinister Bonghi: „Ich will keine persönliche, sondern eine verfassungsmäßige Regierung." Secks Wochen später reichte EriSpi seine Entlassung ein. Da« war die Genugthuung, welche Seisiuit Doda zuversichtlich erwartete, und da» Ende der persönlichen Regierung, welche Bongbi zurückwies. Die Kundgebungen de- Irredentismus, welche der letzten Wablbeldcgung in Italien vorangingen. waren rin Zeugniß dafür, daß eS in Italien an einer starken Regierung mangelt; der Unfug, welchen die Oberdank« und Barsanti-Vcrcinc trieben, mußte erst einen Charakter annehmen, welcher die Fortdauer de» Bündnisse« mit Oesterreich-Ungarn in Frage stellte, bi- dic Regierung sich zur Schließung dieser Vereine ermannte. EriSpi hat dieses Treiben lange Zeit geduldig mit angesehen, weil er seine Landsleute kennt, und weil er cS an sich selbst erfahren bat, welche Wandlungen Italien durckzumachcn hatte, bis cs auf den heutigen Standpunct gelangen konnte. EriSpi ist ein Staatsmann von Bedeutung, welcher einsieht, daß an dere Zeiten andere Anforderungen stellen; diese Einsicht kann er aber nur bei wenigen Abgeordneten vorauSsctzen, unk daher das stete MißverhLltniß zwischen Wollen und Können. DaS, was Bonghi persönliche Regierung nennt, ist nur da« unentbehrliche Walten einer Kraft, welche den Bedürfnissen der Gegenwart »ur Anerkennung verbilst, aber gerade eine solche Kraft erscheint der Mehrzahl der Italiener als ein unerträglicher Zwang, dem sie sich nickt unterwerfen will. In Italien besteht DaS, was man eine parlamentarische Re gierung nennt, in der höchsten Potenz, und r« gehörte ein hoher Grad von Selbstverleugnung der Volksvertreter dazu, ibrc persönlichen Anschauungen und Wünsche der besseren Einsicht eines bedeutenden Staatsmannes unterzuordnen, der EriSpi unzweiselhast ist. EriSpi mag bei Stellung der EabinetSfrage am Sonnabend in der Form gefehlt haben, in der Sache hatte er ganz gewiß da« Richtige getroffen. Wenn die Volksvertretung sich nicht zu der Unbefangenheit des Ur- tbeils erbeben kann, daß ein Fehlbetrag nur durch erhöhte Einnahmen au-geglicken werden kann bei der Unmöglich keit, die StaatSauSgaben noch weiter einzuschränke», dann ist die Negierung mit einer solchen Volksvertretung über- baupt unmöglich. Es genügt nicht, den Dreibund al» eine Rotbwcnvigleit und al« eine unersetzliche Bürgschaft dc- Frieden« anzuerkeimrn, wie da- di« bisherigen Anhänger Eri-pi'- grthan haben, sonder« e- müssen auch dl« Opfer gebracht werden, welche von der Bündnißpolitik untrennbar sind. Die Erhöhung der Eingang«zöllr und der Steuer aus die Fabrikation von Atkobol mag die Interessen vieler schädigen, aber die Schädigung steht in keinem Vrrhältniß.1" dem allgemeinen Nutzen, der dadurch errricht wird. Als dir Mehr beil der Kammer gegen die Mancini'sche Eolonialpolitik Einspruch erhob, war sie vollkommen in ibrem Rechte, benn Italien war nicht in der Lage, sich in kostspielige auswärtige Unternebmungen einzulasten Da« Glück hat Italien begünitigt, da- Verbälliiiß zum Regu» Menelik von Scboa und Aetbi- opien hat sich >m Laufe der Zeit so gestaltet, daß Italien daran« wadrscheinlich großen Bortheil ziehen wird. Aber dadurch ist Italien nicht der Pflicht überhoben, seine Heere«- Vcrbältniste im Einklang mit denen seiner Verbündeten ,» erbalten. Tie Gegner der Grimaldi'schen Fiiianziiiaßrrgtlii wissen kein andere» AuSkmiftSmittel, um da« Gleichgewicht i», Budget berzuslellen, al« die HeerrSverminderuna Diese« Mittel ist ebenso bequem al« gefährlich, denn der Werld des Bündnisse« mit Italien verliert in dem Maße an Bedeutung, al- seine militairische Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft sich verringert. Bon dem Rücktritt EriSpi'S ist dir Erwägung nicht zu trennen, daß eine starke Regierung in Italien nicht populär, ja vielleicht unmöglich ist. WaS über die Formen gesagt wird, in denen sich EriSpi dem Parlament gegenüber bewegte, ist unerheblich; die Kammersitzung vom >9. December ist der beste Beweis, welchen Grad von AnbeauemnngSsähigkcit an unmögliche Verhältnisse EriSpi gezeigt hat; woran cS fehlt ist da« Vcrstäntiiiß der Bedingungen, welche die heutige gespannte Lage in Europa an die Träger de« Frieden«- gedankenS stellt. E« muß alS ein glückliche« Zusammentreffen bezeichnet werden, daß gerade jetzt Anzeichen bervortrete», welche einen Anschlag Frankreich« ans Tripolis al« nabcz» gewiß erscheinen kaffen. An demselben Tage, an welchem die Mehrheit der Kammer sich gegen die Regierung erklärte, sollte eine^Inter- pellatio» über die Gerüchte verhandelt werte», welche die Störung des «latus gno in Tripolis zum Gegenstände hat. Diese Gerüchte besagen, daß die Franzosen die Grenze zwischen Tunis und Tripolis verschoben haben. Sie treten mit solcher Bestimmtheit auf, daß kaum an den gemeldeten Tbatsachen ,u zweifeln ist, obwohl noch vor Kurzem der französische Minister des Auswärtigen einen Anschlag auf Tripolis alS eine lächerliche Erfindung bezeichnet bat. E« wird von allen Seiten betont, daß der Rücktritt EriSpi- de» Dreibund unberührt lasse, und eS unterliegt keinem Zweffel. daß dem so ist, aber eS genügt nicht, daß auf maßgebender Seite der Wille porbaiiden ist, daS Bünd- niß ausreckt zu erballen, sondern eS ist »othwendig, daß auch im Volke da» Verständnis! sür die Bedingungen vorbereitet ist. unter welchen ein solche» Bündniß nur aufrecht zu er halten ist. Gegen freundschastliche Bczicbnngcn zwischen Italien und Frankreich ist nicht« einzuwenden, wenn sie in entsprechender militairiscbcr LeislungSsähigteil ihr unerläß liches Gegengewicht finden. * Leipzig, 3. Februar. * Eine Berliner Eorrespondcnz der Münchner „All gemeinen Zeitung" bestätigt, daß Genera lGras Wald crsee die Ilebernabnie eines EorpScoininandoS, als der heutigen Stellung des EbcsS des Gencratstade« nickt entsprechend, a d gelehnt bat. Die Krisis, welche auch an auswärtigen Höfen große« Aussehen erregt, dürste ibrcn Au-gangSpnnct in den 'chlesischen Manövern haben. MilitairischcrseilS gilt der iicklritt des General« als Systcmwechsel, der namentlich auch die seit Mottke so hervorragende Stellung de» EbesS de» GcncralstabeS zum Gegenstände hat. — Nach einer anderen Eorrespondcnz desselben Blattes a»S Berlin glaubt man in unterrichteten Kreisen, daß der ReickStanzler von Eaprivi demnächst daS Amt de« preußischen Ministerpräsidenten an den F i n an z in in i ste r vr. Miquel adgcdeii werde. Letzterer würde Finanz »iinister bleiben. * Obwohl man im Königreich Preuße» bei den Volkszählungen, die in den Jahre» >87l, 1875, 1880, 1885 und 1890 stattgefiindcii baden, von einer Aufnahme der Muttersprache oder Umgangssprache abgesehen hat, läßt sich doch aus der 1886 vorgenoinmenen Schnlstatistik fast mit Sicherbeit die Zahl der Polen, Litauer, Wende», Ezcchcn, Wallonen nnd Dänen in den sprachlich gemischten Provinzen und Bezirken ermitteln. Im nördliche» Schleswig gab cS 24 65l Schulkinder, welche beim Eintritt in die Schule nur dänisch, und 1627, welche neben dem Dänischen auch deutsch sprachen. Da in Schleswig aus 100 Erwachsene etwa 18 Schulkinder komme», so würde die Gesammtzahl der Dänen sich auf elwa 145 000 belaufen. Andere Unter suchungeii sind fast ^u dem gleichen Resultat gelangt. Die 1600 wallonischen Schulkinder im -Kreise Malmedv de- RbeinlandeS lassen auf eine wollonische Bevölkerung von ungefähr 9000 Kopsen, die 11 589 czecbischen Schulkinder in den Kreisen Ratibor, Leobschüh. Glatz, Neurodc und Streblei, in Schlesien aus eine czechische Bevölkerung von 60000 Köpfe» schließen. Wendisch sprachen 1886 9961, wendisch und deutsch 4419 Schulkinder; die Zahl der Wenden in der preußischen Nicdcrlausitz beträgt demnach ungefähr 75 000 Nur litauisch redeten 12 754, litauisch und deutsch aber 8393 Schulkinder; da in Ostpreußen auf lOO Bewohner 17 bi» l 8 Schulkinder kommen, so ist die Zahl der Litauer au etwa t2v000 zu berechnen. Nur polnisch sprachen 1886 503 064, pol»och und deutsch 72 74» Schulkinder. Da die polnischen Fainilien kinderreicher sind als die deutschen so werden auf lOO polnische Bewohner unacsähr 20 Schul linder zu rechnen sein. Außerdem ist in Betracht zu ziehen daß ein Theil der deutsch »nd polnisch sprechenden Schulkinder deutscher Abstammung ist, zum Beispiel in den sogenannte» Bamberger Eolonie» bei der Provinzial Hauptstadt Pose,,, in den „Hauländereien", die meist rings von polnischen Orten umschlossen sind, und in den Orten Obrrschlesteii», WcstprenßcnS »nd Posen«, die eine über wiegende polnische Bevölkerung haben Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse läßt sich die Zahl der Polen i» Ober- schlesien aus «60 000. ,n MIttelschlesten auf 65 000, in Pose» auf 965 000, in Wcstpreußen auf 480 000, in Ostpreußen a» 38» 000. inSgesammt also ans etwa 2 850 000 Köpfe berechnen. Mit Einschluß der 48 000 Wenden in der sächsischen Ober- lausitz und der 220 0V0 Franzosen in Elsaß Lothringen würde die Gesammtzahl der mchtdeutscheii Bewohner im Deutschen Reiche reichlich 3 500 000 Köpf« oder reichlich 7 Procent der gesammlen Bevölkerung betragen. Eine Abnahme hat sich in den letzten 30 Jahren ergeben bei den Dänen, Wenden und Litauern, besonder« bei den letzteren Stammen, ein Stillstand bei den Wallonen und Liechen, eine sebr starke Zunahme jedoch bei den Polen in Oderschlesien, Posen, Weslprrußcn und Ostpreußen. Im Jahre 1861 ermittelte man bei der "chlung nur 2 2l l 000 Polen; e« hat sich also die Zahl der -len in 25 Jahren um 640 000 Köpfe vermehrt. Zurück- zufübren ist diese starke Vermehrung auf dir bedeutende Ein- ivanderung russischer und galizischer Polen, auf den ansehn lichen Geburtenüberschuß des polnischen Namen« und auf die Polonisirung von Tausenden deutscher Familien. * Nicht geringe Anstrengungen werden in Posen und Westpreiißen seit zwei Iakren von den polnischen land- wirtbschastlicken Kreisen gemacht, um den im polnischen Be- itze befindlichen Grund und Boden zn erhalten und aus reutschcn Händen neuen Grundbesitz zu erwerben. Man ucht wirtbschaftlich schwache Besitzer z» unterstützen und ibnen ausreichenden Credit zu verschaffen; bei Zwangs versteigerungen polnischer Rittergüter aber bieten reiche polnische Grundbesitzer häufig mebr, als die AnsiedrlungS- commisstcn geben kann. In den Jahren 1889 und 1890 sind einige deutsche Rittergüter ko» Pole» angekaufl Worte», z. B. Gniewkowo im Kreise Gnesen. Dzicncgvn im Kreise Iarotschin, Lussowko im Kreise Poscn-Wcst. Deutsch-Poppcn bei Schmiegel, Trczin im Kreise Löba», IaSkolki mit Kotowo im Kreise Schrimm: letztere beiden Güter werden parcellirl und an polnische Kleinbauern verkauft werden. Gegenüber der Arbeit der AiisicdeluiigScoiiimission, die schon über achtzig größere Güter mit einer Gesammlfläche von fast 50 000 Hek taren erworben und etwa 35 neue deutsche Dörfer ausgcbaut bat, fallen allerdings die auf Erhaltung des polnischen und Erwerbung deutsche» Grundbesitze« gerichteten Bestrebungen nickt sehr ins Gewicht, aber sie zeugen dock davon, daß die Polen erkannt baden, daß ihnen mit der Berringeniiig de« polnischen Großgrundbesitzes eine große Gcsabr trobt und ibr Einfluß »nd ihre Mackr allmälig geringer wird. Hoffent lich bleib- die preußische Regierung in idren Bemüblvigcii fest, da« deutsche Element in Posen nnd Westpreiißen durch Ansiedelung deutscher Bauern zu verstärke» und eine weitere Polonisirung deutscher Ortschaften oder deutscher Minder heiten »i überwiegend polnischen Orten zu Verbindern. * Die „Neue Freie Presse" erörtert die Gründe der eben i» Belgrad berrschciiden Ministerkrisc. DaS Eadiuel sei wobt radical gewesen, aber vielen Parteifreunden nicht radical genug. Der Entwurf de« neuen PreßgesetzcS, das neue Gcmcindeacsetz, der Verzehrung« Tarif hätten Vcr stimniung und Unwillen erregt. Ter Zwist der töniglichen Ebegattcn hätte die Natieale» unter ciiiandcr culzweit und einen Keil zwischen die Regierung und die Mcbrbcit der Ekupschlina getrieben; der Brief der Königin Mutter Natalie an die Skupschtina und die Veröffentlichung de« Vertrage« vom 23. Februar 1889 zwischen dem Könige und der Regent schaft Kälten da« Ibrige zum Sturze tc« Ministerium« bci- gclragcii. Als Nachfolger de« General« Gruie werde Herr Pasic genannt. Werde er Minister-Präsident, so kcnnen wir in Oesterreich Ungarn sagen: nichts gewonnen und nichts verloren. Wir konnten Grnic und G>aja ruhig scheiten sehen, denn sie seien nicht unsere Freunde gewesen, leider könnte» wir aber auch Herrn Pasic nicht mit Vergnügen an die Spitze der serbische» Regierung treten seben. „Herr Pasic ist ein sebr aiiSgesprochencr Ruffenfrennd, vielleicht einer der eitrigsten Verkünder der Lehre, daß alles Gute für Serbien von Rußland koniuic. Er würde zwar al« Minister- Präsident hoffentlich so viel polnische« Verstäudniß haben, um die Nothwcndigkcit guter Beziehungen mit Oesterreich zu erkennen, aber erfreulich ist die Aussicht, daß er die Zügel der Regierung ergreifen wird, in keinem Falle. Herr Rlstic dürste einige Muke haben, die Liebe sür Rußland, die ja auch in seinem Herze» lebt, im Gemülbe des Herrn Pasic aus jene Temperatur abznkükle», welche sür einen leitenden serbischen Minister noch schicklich ist." * Alle französischen Morgenblättcr sprechen ihre lebhafte Befriedigung über die Demission EriSpi'S a»S Da« „Journal de« DöbatS" sagt, ob EriSpi bleibe oder nicht, jedcnsall« würden sich die gegenseitigen Beziehungen Frank reichs und Italiens in Zukunst bester gestalten. Militliirisches. * Bekanntlich hat die Budgetcominissioil de« Reichstags die Erhöhung der Uiiterosticier-Dienstprümien abgelehnt. Ein mililairücher Mitarbeiter schreibl der „Naliv»alzettung' dazu: „Es ist sehr zu beklagen, daß auch der Antrag Hammacher, betreffend NewLhrung solcher Dieiislprämien, in der Commission ab- gelehnt worden ist. Der Abg Hammacher hatte sehr richtig da« Bedürfnis, der qualitativen Hebung des IlntcrofficiercorpS betont und auch mit der Bewährung der Prämien von» neunlen Dienst, iahre ob ganz das Richtige getroffen. Der Standpunct der Bertreler der deutsch-freisinnigen Partei war, wie in so vielen Fragen, wieder ein ciniach »egirender. De» sachlichen Angaben de« Abg. Ham- machcr und des Regikrungscominiffars gegenüber wurde behaupici, das Bedürfnis sei nicht nachgewiese», solche Prämien widersprächen „dem Geist und den Grundlagen unserer Armee". — Wenn das der Fall wäre, dann müßten auch die 3MOOO .41 für die »nwirksame, schon jetzt bestehende Prämie von 165 X nach zwölfjähriger Dienst, »eit nicht bewilligt werden. — Die Aeußerung des Abg. Richter, die Verbesserungen waren weniger aus finanziellem Gebiete, als in einer neuen dienstlichen Ordnung zu tuchen, ist schwer zu versieben. Sollt« darunter das alte Project der radikalen Parteien, die Be- svrderung der Unterofficiere zuin Lsflcier verstanden sein? Es könnte dann de» Worlsübrcr», die sich so gern aus den großen Schorn- Horst berufe», der Wortlaut des von ihm inspirirte» Gesetzes von 1808 ins Gedächtnis, gerufen werden, welcher al» Bedingung der Beförderung zum Ofstcier festsetzt: „Bildung tm Frieden und Tavserkett im Kriege." — Die „National-Zritung" bat ichon betont, welche Wichtigkeit ei» gutes Nnleroisiciercorps, abgeseden von der Kriegstuchtigkeit der Armee, für Erhaltung der gesellschastlichen und staatlichen Ordnung beßtzi. Mann lvnnie lnerubcr allein, von der großen sranzösische» Rcvviuiioii ansangcnd, ein Buch schreibe». Hoffentlich ist das letzte Wort in dieser Sache im Reichstag noch nicht gesprochen." * ES hieß, der Abschied des Generals v. Le-zczvnskt lei in milttalrischen Kreisen durchaus nicht überraschend gekommen. Nach de» der „National-Zettung" zugehenden Nachrichten war das Gegeiitheil der Fall. Das Ausscheiden des Oienerals, der al- einer unserer besäbtglste» »nd sriicheslen mililainichen Führer gilt und den letzten Krieg in einer höberen G-ineralslabsstellung initniachle, der immer als ein entschiedener Bertreler gejunde» inilitairischea Fortschritts austrat, ist jedensalls ungemein zu bedauern.
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