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Ini: früh 7 U-r. Anserste »erdrn augrnommru: biö Abend» «. SvnntaaSr bis Mittags 12 Uhr MartenstratzeL»; in Rtustadt: vuchdruckerri do» Joh. PLßlrr» gr. Mostergasse S. Lilieigru in dies. Blatte finden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflager Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch L Neichardt. — Verantwortlicher Ncdactem: Julius Reichardt Fksnnement: Vierteljährlich 20«^. bei unrutgeldlicherLir» ferung in'« Hau«. vnrch die «Snigl. P«ß »iertellL-rl. 22'e««k. Einzelne Nummer» 1 R«r. Anserateupreise: 8Nr den Naum Um» gespaltene« Zuz,: 1 Ngr. Unter „«ingefnnbi« dt« Zeile 2 Rr. E. Fünfzehnter Jahrgang.' Mitredacteur: Theodor probisch. Sonnabend, SS. Oktober 187V. Drcöden. 20. Oktober. — Der könlgl. sächsische Major Lei,urig, ,reicher alv ober ster Intendantur-Beamter des 12. Arincccorpo mit I» v Feld cog, ist wegen seiner hierbei entwickelten großen Umsicht und Artigkeit sofort nach der Formation der Maaoarmce zum ober sten Intendanten derselben ernannt worden. Seiner trefflichen AmtStllhrung dürste cö »vescntlich mit zu berdankcu sein, wenn die Truppe» dieser Armee, also daö «.tzardecorpö, bas kgl. säch sische und daö Provinz sächsische ArmeccorpS von Hauö auö vcsscr mit Proviant versehen waren, alö dich bei andere» Corpö der Fall war. Jetzt Ist bekanntlich der Mangel, welcher vor Paris hier und da geherrscht haben mag, überall vollständig verschwunden. Wir bemerken außerdem, daß Mafor Schurig einer der wenigen Offiziere ist, welche sich vom Soldaten cm- porgearbcitct haben. Er avancirtc 1840 in Schleswig-Holstein zum Leutnant und verdankt seine hohe Stellung einzig seine» persönlichen Talenten. — Daö Directorium tcö internationalen HMöverelnö be tau in der nächsten Zeit hauptsächlich: wvlliic Sache», nament lich Unterhosen und «Locken, Filz- und Letceschuhc; Medika mente: alö Morphium, Riciiiiisöl. Cpinin, Opiumtmktu», El'lo roform, Schnapv und starke Weine; Tabak, Cigarren und Tabakspfeifen, trockene Gemüse: alö Gries, Hafergrütze, Ervicn und Zinsen, Schinken und Ecroclatwurst, Butter, Kaffee, T»ee und Zucker, Laternen und dichte, leere Kisten nnd Körbe, bei des mit Deckel, sowie leere Weinflaschen. Wer die humanen, unseren leidenden Brüdern zu Gute kommendest Zwecke tcö internationalen Vereins durch Spenden unterstützen will und nichi verzieht, ln den Geldbeutel zu greifen, der findet in seiner Küche, im Keller oder der Vorratbokammcr nach dem obigen Speisezettel gewiss den einen oder andern Artikel, in welchem er ctwaö thu» kann. Darum nickst beuteliaul! Wer den inter nationalen Verein durch Spenden ln dieser Richtung unterstützt, ist sicher, dah cs ln der zweckmäßigsten Weise verwendet wird. — Auf eine Vorstellung deö hiesigen Stadtrathö an das K. Krlcgoministcrium wegen der unsre Stadt überaus drücken den Einguarticrungstast antwortet das Kricgöministcrium, daß die Znsammcnzlchnng deö bcl Weitem größten TbcllcS der In, Lance verbliebenen königlichen Ersatztruppcn in hiesiger Resi denz nickst auf diesseitiger Entschließung, sondern auf allerhöch ster Anordnung beruht, daß das Generalgouvernement zu Drcödc» aber i» olge hier;» cmgcholte, Genehmigung, und um eben einige Erleichterung für die Stadt hcrbcizuführcn, einen größer» Tbeil der für hiesige» Ort bestimmten Truppen, wie z. B. säst sännntllchc Artillerie mit ibrcni momentan starken Etat an Pferden, anderweit untcrbringen ließ. Hst an könne ferner >voht als bekannt annchmcn, daß nickst nur hiesige Stadt, son dern auch die in deren Nahe gelegenen Ortschaften Einguar- lierung gleichmäßig zu trage» haben. Wenn gleichwohl durch daö Eintreffen zahlreicher Kriegsgefangener vorübergehend die hiesige Einwohnerschaft noch stärker zu vclcgen war, alö dies außerdem der Fall gewesen sein würde, so hatte man dicö zwar lcbbait zu beklagen, der Stadlrath würde aber darüber in Ungewißheit siel, nickst befinden, daß anderweite feste, zur Gefangenenauinahmc geeignete und gleichzeitig mit Garnhon versehene Plätze alö der Köiugstein und die Pleißcn- durg zu Leipzig hier im Lande sich nicht befinden und die ticöscits in Bezug aus Dresden ergriffene Maßregel demnach eine nickst zu umgehende verblieb. Dagegen würde die Er richtung eines Barakcnlagcrs, zur Auinghmc der Kriegsgeian gcncn auch während der kälten, Jahreszeit geeignet, ohne Zeit Verlust i» Angriff gcnommc» und mit aller Beschleunigung be triebe». Dasselbe >ci bereits von über 2iXX> Mann bezogen, wird Ende dieses Monats weitere 2,>00 Man» und bis Mitte November La. Luinmarum 7000 Mann Kriegsgefangene aus ncbmcn. Die große Im'antcric-Easenie in Neustadt Dresden wird nach ihrer Restauration thcilwcise sonach schon jetzt und in allernächster Zeit, in ihrer Gesamnstheit aber gegen Ende No vember bon hiesiger Garnison wieder belegt werden. Eine Ab- miiiderung der auf der Statt ruhenden Einguarticrung ist dem „ach, abgesehen von etwaigen unvorhergesehenen cindcrwcitcn Ereignissen, im Verlaufe der kommenden Woche, zu erwarten. — Gestern morgen verunglückte ein Damvicr der sächsisch- böhmische» Dampfschifisahrtögkscllschaft dadurch, daß bei Schan dau daö Steuer zerbrach. Das Schiff mußte liegen dleibcn und zogen es die Passagiere vor, per Bah» ihre betreffende» Stationen zu erreichen. Da das regulär cintrcffcndc Schiff in Dresden nicht antam, so sandte die Direktion den Dcimpscr „Riesa" nach Nicdcrpopritz, welcher die käsigen und die Passa giere der anderen nach Dresden zu gelegenen LanklingSpiätzc aPnal'in. — Gestern ist eö einein Frauenzimmer, welche mit einem schwarz und weißen Uinschlagctuchc und schwarzem Kleide be kleidet gewesen, gelungen, folgenden Schwindel anszusührcn. Dieselbe hat einem Knaben, 8 Jahre alt. aui dem Nachhause wcge auö der Schule begriffen, unter Ucbcrrcichung von 0 Pfen nigen in eine Eonditorci der Hauptstraße um etivav zu holen geschickt und ihn dabei veranlaßt, ihr seine» am Arme getrage nen Winter Ucbcrzicher einstweilen zu übergeben, natürlich ui» mit letzterem sofort auf Ninimerwicdcrscdc» zu verschwinden. Der Ucberzicbcr war von grauem Doppelstoff mit sckiwarzkarrir- tcm Barchent gefüttert ulid außen ringsherum mit grauem Krimmer besetzt. - Von dem bekannten talentvollen Eomvonisten Emll Eule, dessen jüngst crschicnciico Streichguartett „Deö tciitschen Krie gers Traum vor der Schlacht" in de» Eoncerten scvr viel Bei fall gesunden hat und jetzt auch im Arrangement iür Elavicr erschiene» ist, kommt heute Abend im Saale des Königl. Bel vedere aui der Tcnassc et» neues Strcichauartctt, betitelt: „Hcldcngrüße auö Walhalla", ausgcstihrt von der Eapcllc des Konigl. Belvedere unter Leitung ihres Dirigenten, Herrn Mar Pohle, zur erstmaligen Anfsührnng. — Von einem unbekannten Frevler Ist In diesen Tilgen mit einem scharfen Instrumente in eine größere GlaStascl geschnitten worden, die sich in einem Schaufenster aus der Badcrgassc be findet. Man bat leider den Sck>abcil nicht sofort entdeckt und ist daher über die Person des Tbä1c»-S ganz im Ungewissen. * — In der vorvcrgangeneu Stacht ist in dem Hause Brrite- ftraßc Ui eil» dort wohnhastcr Vtctualienhändler, welcher, um nach seiner in, Hose gelegenen zwei Stockwerke hohen Wohnung zu gelangen, einem offenen nur init eluer niedrigen Barriere verichene» Gang zu passircn hat, von diesem Gang üder die Barriere hinab in den Hoi gestürzt und ist aus der Stelle todt geblieben. — In einem Hause der Galcricstraße Ist vorgestern ein größerer Theil der Decke zwischen der 4. und 5. Etage mit eini gen Balken durchgebrannt. Dav Feuer, welches von der Feuer wehr bald gelöscht wurde, scheint dadurch veranlaßt worden zu sein, daß die Zicgclkäsclung in einer Küche der 5. Etage testet gcioese» ist. — Der Rittergutsbesitzer Hcmpcl in Naundörichcn ist am 25. d. in daö Getriebe der Dampfmaschine gekommen und da durch so verletzt worden, daß er kurze Zelt daraus verstorben ist. — In der stürmischen Nacht vom 20. zum 27. Oktober ist der Almoscncmpsängcr Gottfried Tcichcrt auS Sadisdorf aus dem Wcge von Reichstädt nach Sadisdori verunglückt und ain 27. früh 7 Uhr, mit Schnee bedeckt, ausgciundcn worden. — Aui der Ehaussce in Hänichen ist am 27. r. in der ersten Morgen stunde ein fremder Fuhrmann, dessen Person biö jetzt noch nicht icstacstcllt ist, unter seinem mit Maiktkistcn beladenen Wagen todt auigciundcn worden. Der Kops ist überfahren gewesen. — In Bärcnwaldc bei Kirchberg wurde am 27. in Folge deö orkanähntichc» Sturmes Nactstö 1 Uhr von den» circa 00 Ellen h hcn Kirchthurme die 8 Ellen lange Thurmipille stimmt den» 1' - Elle !>» Durchmesser haltenden kupfernen Knopie, der 5 Ellen langen, 1'« Elle hohen F bne und dem darüber be findlichen Stern abgebrochen und unter erheblicher Beschädig ung deö Kuppclsimicö und tcö Kirchcndachcö hcrabgeschicudert, ohne jedoch daö hart daran sichende Schulgebäude und dessen Bewohner zu verletzen, -r. er dadurch verursachte Schaden wird aus 200 Thlr. tarirt. — Am 20. Oktober wurde in Klappen dorf bei Lommatzsch das Wohnhaus des GntsauSzüglerS Ehrl- stian Gottlob Heinze ein Raub der Flammen. — Am 27. Nachts ist der Diensttncclst Earl Wilhelm Kraiick c bei PnISnitz von einem in Folge deö wüthcntcn Orkans umgeslürzien Wagen erschlagen worden. (Dr. I.) — Ociicntliche stScrichtösitzung am 27. October. Elara Richter hatte ln Bezug daraus, daß sic wegen Eigen thumövcrgehen schon sechsmal bestraft ist, neuerdings wieder ein Jahr 'Arbeitshaus erhalten, dagegen Einspruch erhoben, aber keinen Erfolg erzielt. Ihre leisten Vergehen bestanden darin, daß sie im angeblichen Aufträge vom Fleischer Thomas iür 7' e> Ngr. Fleisch unrechtmäßig entnommen und scrncr 11 Ngr. unterschlug, die sie für eine Frau in einer Leihbibliothek bezah le» sollte. - 'Anders endete lolgcntc Privalanklagcsachc. in der rö sich um Verleumdung handelte, von welcher 'Anschuldigung der Richter erster Instanz die verehelichte Thalheim in Niedcr- häsUch stcigesprochcn. Jedoch erhob die Klägerin Kirchheim aus tcniselbcii Orte Einspruch und so legte mau heute der Be klagten 2 THaler Geldbuße mit Kostcnbezahlung aus. Die Lache beruht aui einem Zant, der zwischen den Parteien wegen einer Waichleiiic herkam, welche die Klägerin zuiällig an einen falsche» Piahl aebunden batte. Die Beklagte bediente sich da bei der schamlosesten 'Ausdrücke, welche daun die Klägern ge richtlich zur Sprache brachte. Wegen eines a»oiivnlc>i Brie sts, den Nonne Keller a» de» DiaeouuS Peter geschrieben und in welchem sic die schon seit Jahren bettlägerige verehelichte Kraiißc zu verdächtigen suchte, ui» ihr die von der zuständigen Behörde bisher gewährte» Naturaluiiterstütziingcn zu entziehen, war die Keller.->»» :> Thlr. Geldstrafe verurtl-eilt. In dem von ihr erhohcnen Einspruch leugnete sic die Urheberschaft, was jedoch nichts ball, denn das Urtheil des Schrcibvcrstandigen constatirtc dieselbe durch die Aehnlichtcit der Schristzüge in dem Brieie mit den ihrige». Dresden, 28. October. Bazaine ist nun glücklich aus Metz heraus — aber wie? Sein Ausfall ist übel genug aus gefallen. In unabsehbaren Reihen ziehen die Eolonnen vor hungerter Gestalten vorüber, bleichen Antlitzes, mit hohlen Augen und schlaffen Gliedern, die Waffen unmuthig streckend oder an den Steinen zerschlagend. Sie dcfiliren, wenn man's so nennen darf, vor dem Aushungcrer von Metz, Prinz Friedrich Carl, vorbei, dem nunmehr wohl das eiserne Kreuz erster Klasse nicht ausblciben wird. Wenn ganz Deutschland bei der Kunde von dem endlichen Fall von Metz jubelt, so hat Friedlich Carl und fast noch mehr seine brave Armee doppelten Grund dazu. Der Erstere wird nun eine seinen» Temperamente mehr zusagende Beschäftigung erhalten, als in Corny abzuwartcn, ob es Vazainen beliebt, einen Ausbruchsversuch zu machen; die Letztere braucht nicht mehr die Nebelnächte der Mosclsümpfe hindurch in hatb mit Wasser gefülllen Schützengräben zu liegen. Bazaine aber, mögen die Capitulationsbedingungen laute»», wie immer, ergielst sich, nur dem Hunger, nicht dem Schivertc erliegend. Selbst seine Gegner werde'»» ihm den Ruhm eines tapfer,, Degens nicht absprechcn; die Hartnäckigkeit, mit der er sich hielt, bis er nur noch über Schatten, nicht mehr über Soldaten coiiimandirtc, hat »ms empfindlichen Schaden genug zugcfügt; die Anerkennung, seine Pflicht als Soldat in jeder Weise erfüllt zu haben, »vird ihn» Nieiiiand streitig machen. Die Capitlllation von Bazaine und Pietz überbietct noch die Kapitulation Napoleons bei Sedan, lieber noch einnral so viel Pünschen fallen in unsere Hand. Das ist abermals etwas, was »och nicht dagcivesen ist. lind wie seltsam verschieden sind alle diese großen Ereignisse! Bei Sedan eine kleine Festung mit 80,000 kräftigen, streitlustigen Soldaten, in Metz eine unversehrte Festung ersten Ranges mit 17.8,000 abgezehrten, kampfcöunmuthigcn Mann; in Straßburg eine halbzerschosscne Festung mit einer winzigen Besatzung von 15»,000 Kriegern, in Paris aber liegen wir noch vor einer Riesensestung, die Alles, aber lein sehr starkes AuSfallshcer hat. Wenn Razaine's Heer, statt vor den Mauern von Metz, vor denen von Paris bivoualirte — wie anders stände es um die Franzosen! Jedes dieser Ereignisse, großartig in seiner Gattung, alle einem und demselben Zwecke dienend, jedes uns zum Bor theil und keines doch dem andern gleichend! Und nun beginnt wieder eine Völkerwanderung wie nach Sedan. Nach Osten strömen diese Zehntausendc Gefangener, aus Metz werden die 20,000 Berwundeten und Kranken nach deutschen Lazarethen evacuirt; daneben inventarisiren wir die kolossalen Vorräthe. bald lesen wir von so und so viel Hundert Kanonen, Tausend Eentnern Pulver, Bomben und Granaten; dazwischen treffen Proviantzügc rnit Lebensmitteln für die ausgehungerte Bürger schaft von Metz ein; einzelne mit dem Bewachen und dem Verladen der Gefangenen nicht betraute Truppentheile rüsten sich bereits zu weiteren Operationen, sei es gegen Bourbaki im 'Norden, sei es gegen Garibaldi oder Eambriel im Süden — kurz, wir haben abermals ein neues Bild der interessantesten Art. Ein Soldatenwitz aus der Mitte des 16. Jahrhunderts lautete von Metz und Magdeburg: Die Metz und die Magd haben dem Kaiser den Tanz versagt (Karl dem V.); jetzt ist die jungfräuliche Festung, auch ohne daß ihr die Kanonen zum Tanz aufgespiclt haben, kraftlos in den deutschen Soldatenarm gesunken und nun werden vennuthlich die Riesengeschütze, die sie und ihre Außenforts bewahrten, zum Bombardement von Paris mit verladen »verden. Einer der Hauptersolge, welchen die Uebergabc von Metz »nit sich führt, dürfte der sein, daß nur» eii» Heer von 200,000 Deutschen zu »vetteren Operationen frei wird. Wenn ein Corrcspondcnt eines schlesischen Blattes, welcher behauptet, daß bis zum 17. Octbr. noch kein einziges Stück der großen Belagerungsgeschütze vor Paris avgekommen ist, Recht hat, so zauderte Moltke, die schweren Geschütze auf der weiten Strecke von Strahburg »rach Paris vorzubringen, so lange diese Linie von beiden Seilen bedroht war. Um diese Bedrohung zu hindern, wurde General v. Werder nach Süden gesandt, die Vogesen zu säubern; die 2. Gefahr, durch den et waigen Durchbruch Bazaines vom Norden her die Verbindung unterbrochen zu sehen, ist nunmehr auch beseitigt, so daß die Vorbringung der schweren Geschütze völlig gesichert ist. Wie wett General v. Werder seine Expedition nach Süden ausdeh nen würde, darauf durfte man, so lange Metz noch nicht über »vor, billig gespannt sein. Er befand sich und befindet sich auch jetzt noch, so lange er nicht von den nunmehr frei wer denden Metzer Truppen namhafte Verstärkungen erhält, in einer Lage, die ebenso die größte Energie als die äußerste Vorsicht erforderte. Der von ihn» nach BcsancM zurückgeworfene Cam briel kann mit leichter Blühe ihn» in den Rücken fallen. Die neueste»» Nachrichten lassen vermulhc»», daß Werder sich etwas wieder »»ach Norden gewendet hat, »veil er zu schwach ist, 2 Festungen iin Rücken, noch mehr nach Süden vorzugehcn. Vennuthlich »vird er aber bald durch Metzer Truppen verstärkt, seine Bewegung nach Süden »nieder siegreich ausnehmcn können. Ein weiterer Theil der Friedrich Carl'schen Armee dürfte sich gegen die Truppen im Norden wenden, welche Bourbaki in Lille zusammcnrasft. Einigermaßen begierig sind »vir, welches neue Eommando Friedrich Earl, sobald er die Wegschaffung des Bazaincschen Heeres besorgt habe»» wird, erhält. Er kann cntwever mit seincm'Haupleorps vor Paris ziehen, er kann aber auch, je nachdem Moltke diesen Zweck für zunächst wichtiger erachtet, eine größere Expedition gegen Lille oder gegen Bclsort, resp. Besanoon oder Lyon zuertheilr erhallen, jedenfalls steigt er, der so lange wider Willen gesessen, nun bald zu Roß. — Ehe wir noch ein Wort von den Waffe»» stillstandsuittcrhandlllngen sagen, sei noch erwähnt, daß Paris jedenfalls auf längere Zeit verproviantirt ist und die gegen theiligen Mittheilungen von Fleisch und Brodtraivallen vor sichtig aufzunehmen sind. Rindfleisch »st nicht sehr tl>eucr. Pferdefleisch sehr billig, die Mehlvorrathe reichen auf Monate, Kaffee und Reis giebt es in Hülle und Fülle, die Weinvor rathe sind ein wahrer Oeean. Gute, wem» auch nicht frische Eier sind noch zu haben, Milch, Butter, Fett und Käse sind aber ganz verschwunden, inan bratet das Fleisch in Oel. Wich tigcr als alles das ist, daß die radikale Demokratie in Paris immer mehr zur herrschenden Macht »vird und diese durchaus nichts vom Frieden wissen will. Wir fürchten, selbst wenn die Nachricht von der Uebergabc von Pietz zur Eröffnung der Wasfeirstillstands Unterhandlungen in» passendsten Augenblick bekannt »vird, das; die Unterredung in Versailles wenig bessere Resultate als die zu FerriörcS hat. Beide Thcilc werden ihre Berichte nachträglich veröffentlichen, »vorn» jeder den, ander», die Scknild des Scheiteriis zuschieben wird. Wen» sowohl die Exkaiserin in London, als die Regierung in Tours jede»» Ge danken an eine Gebietsabtretung zurückweist, wo soll da eine Friedensbasis Herkommen. Wir fürchten, Thiers kommt mit leeren Hände»» und wir werden uns hüten, einzuschlagen. Für diese Uebcrcinstimmung Frankreichs, kein Gebiet abzutrctcn, giebt es nur eine menschenmögliche Erklärung, wenn »nan nicht Hellen Wahnsinn annchmcn will: Frankreich wehrt sich so lange