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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911027019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891102701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891102701
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-27
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
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AbmmementAhnviA kn der Hanytexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgrholt: vlkltk!jübrlich^t4.50, bei zweimatiger täglicher Zullet tung inS Haus ->d 5.50. Durch die Post bezogen für Deulschland und Oesterreich: vierte!,ährt,ch k.—. Dtrecte täglich« Krenzbaiidseadung tut Anstand: monatlich >tt 9.—. Die Morgen-Au-gab« ers«i>eint täglich '/-? Uhr, die Bbend-Au-gab« Wochentags 5 Uhr. Ne-arlion und Expedition: HsdanneSgaste 8. Die Exyedttton ist ununterbrochen ge» Sssnet ov» früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott« Me»»« Lortim. (Alfred Hahn), UniversttätSst ratze l, L«utS L-sche. kuthorinenftr. 14, Part, und KSnigspIatz 2. Druck »ud Verlag von S. Polz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. InsertionspreiS Margeu-Ausgabe: die 6gefpalteue Aektb- »eile 20^, Reel amen unter dem NcdactionS- strich (4 gespalten) 50^,. vor den Familien- nachrichlen («gespalten) 40.,-. Abend-Ausgabe: die «gespaltene Petitzeile 40^, Neclamen unter dem SiedactionSstrich l4geipa!ten> 1 >l, Familien» achrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände t« gespalten) 20^. BrStzere Schriften laut unserem Preis- verzeichnitz. Tabellarischer und Zissernfotz uach hötzerem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen > Lntaade, ohne Postbesörüeruag Äl—, mit Postdrförderuug 7V^—. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Aanahmeschlnß fir Ivserntrr Adend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Margea-Ausgabe: Nackmnttag» 4 Uhr» Soun- und Festtag» früh S Uhr. Bei den Filialen und Annabmestell«» fe «in« halb« Stund» früher. Inserate swd stet» an di« ExPetztttna zu richten. Dienstag den 27. October 1891. 85. Zahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Zu der am 31. October Vormittags 11 Uhr stattfindenden Feier des NectvratSwechsels in der Aula der Universität ist der Zutritt zur Galerie nur gegen Vorzeigung einer Eintrittskarte gestattet. Da der nur für Damen bestimmte Raum ein überaus beschränkter ist, so können zu nächst nur die Damen der Prosessoren und Tocenten und zwar je mit einer Karte nach der Reihe der Anmeldung Berücksichtigung finden. Leipzig, am 26. October 1891. Der Rector der Universität. vr. Binding. Bekanntmachung, das Befahren der Trnschkenhaltk-Iätze betreffend. Unter Bezugnahme anf unsere Bekanntmachung vom 8. Januar 1891, das Frühaufsahren der Droschken auf den Halteplätzen de- treffend, wird bezüglich derjenigen Droschken, welche auSschlirsttich zum Nachtdienst verwendet werde», hiermit bestimmt, datz diese Droschken, jo bald sie ihrer Nummer nach, gerade oder ungerade, in Gemäßheit der vorstehenden Bekanntmachung an den betreffenden Tagen am Frühaussahren sein würden, von der fraglichen Be stimmung nur dann befreit sind, wenn dieselben auch nach beendeter Nachtzeit, und zwar bis Bormittaas 10 Uhr, im Dienst verbleiben und erst zu letztgedachter Zeit tu ihre Stallungen ei »rücke», wahrend entgegengesetzten Falles Bestrafung in Gemäßheit der Bestimmungen des Droichkenregulativs eintreteu wird. Leipzig, den 24. October 1891. Das Palizeiamt drr Stadt Leipzig v. L. 4315. tretschneider. Nühlner. Marte Helene Tvdtmann aus Gera hat hier angezeigt, datz sie ihr am 5. Juni 1886 in Zeitz ausgestelltes Dienstbuch am 20. Juni 1890 in hiesiger Stadl verloren hat. Zur Verhütung vou Mißbrauch wird solches hiermit bekannt gemacht. Leipzig, den 23. October 1891. Da» Poltzeiamt der Stadt Leipzig. IV. 596S. Bretfchneider. M. Bekanntmachung. Das Reinigen der Schornsteine der Gebäude deS Königlichen GarntsonlazarethS soll unter den hier ausliegendrn Bedingungen an den Mindeftsordernden vergeben werden. Verschlossene, mit der Aufschrift: „Schornsteinreinigung" ver sehene Offerten sind bis zum ErvffnungStermine, den 30. dsü. MtS., B«rm. 10 Nhr, portofrei hierher einzuretchen. Leipzig, den 24. October 1891. Königliches varuisoiUazareth. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine nensttberne Lamennhr mit ringförmiger Gravlrung auf der Rückseite und anhängender seidener, mit Perlen besetzter Schnur, am 17. d. M.; 2) eine silberne Acmontoirnhr mit Secunde, Fabriknummer 60319, und anhängender kurzer Nickelkette mit Medaillon und darin befindlichem Knntschuckstempel, aas „Lsiorieb ijuauckt" lautend, am 19. d. M.; 3) eine silberne Remontotruhr mit Secnnde, eine silberne Ehltndcruhr mit marmorirtem Zifferblatt, zwei silberne Ehlinder- Uhrcn mit Secunde (eine dettelben ohne Glas und Ring und mit nur einem Zeiger), ein goldener Siegelring mit grünem Stein, rin vergoldeter Siegelring mit blauem Stein und ein ver goldeter Schlangrnrtng mit dunkrlrothem Stein, Anfang September d. I; 4) eine goldene Kette, kleingliedrig, mit 2 anhängenden goldenen 5-Markstücken, aravirt: .Meiner »llssen LlolF" bezw. .Mein uerrixe« Limi", ,M. S. , sowie einem anhängenden kleinen goldenen Hus- eisen, am 20. d. M.; 5) rin Regenschirm mit schwärzseidenem Bezug und rundem geschnitzten Horngrtff, sowie mit Strobel'S Firma im Ueberzug, am 17. d. M.; 6) eine ältere gelblederne Brieftasche mit den sächs. Lotteic- Loosc Nr. 87336, 27002, 25025 und 29887, sowie einem Braun- fchtoeiger Lotterte-Loos Nr. 25459, sämmtlich IV. Classe, und eia« kleingliedrige Nickrluhrkctte mit Berloque in Form eines Steigbügels, zweier Pferde und einer Münze, vom 11. bis 12. d. M.; 7> eine Hose von schwarz- und dunkelgrau gestreiftem Kamm- garnstoff und ein neuer Regenschirm mit schwarzseidenem Bezug, Rohrstab und gebogenem, mit Sichel versehenem Griff, am 18. d. M.; 8) ein Sommerübrrzteher vonyhellgraurm, gezwirntem Stoff, mit einer Reihe Knöpfe mit verdeckter Batterie, grauem Futter und Henkel mit der Firma „Heinicbo, stenänit-!", ein weitzlctnenes Taschentuch, ?. L grz., sowie verschiedene «eschSstSkarlen und Lutttungcn re. auf,I. Oinlce" lautend, am 16. d. M.; 9) eia dnakelgrauer Nock mit Stoffkragea und grünen TarrS», am 20. d. M: 10) «in Sommerüberzicher, getragen, von dunkelblauem Stoff mit Steinnutzknöpsen, verdeckter Batterie, Kettchenhenkel und schwarz, wollenem Falter, sowie einem Brandloch auf der Unken Achsel, am 19. d. M.; 11) 3 neue Damen-JacketS, im April und October d. I ; 12) eine Partie Porzellangeschirr, theils mit Bunt- und Goldmateret, darunter 2 Taffen mit der Aufschrift „15. Juni !872", eine Anzabl anderer Taffen, 24 Teller, 15 Porttonschüsseln und eine Fruchtschal« in Form eines Weinblatter, vom 1. bis 13. d. M.; 13) ei» neues Desching, ziemlich groß, 9 win Caliber, im September d. I.; 14) ei« aosgestopste» Steinhuhn. vom 20. bis 21. d. M.; 15) 2 halbe Schweine, ausgeichlachtet, vom 12. bis 13. d. M.: 16) ei« ausgeschtachtetc» Kalb, an den Hinterbeinen „6. v. gestempelt, am l3. d. M.; 17) ein Handwagen, 2rädrig, grau gestrichen, mit Eisenschienen an den Langbaumen, sowie mit einem eisernen Ouerbügel versehen, am 13. d. M.; 18) ein Handwagen, 4rädrig, blau gestrichen, mit Kastenaus satz. vom 22. bis 23. d. M.: 19) 2 silberne Lhlinderuhren mit Secunde, geriester Rück- seit« und Schildchen und eine silberne Chlinder-Nemontoirnhr mit Goldrand und Secunde ohne Zeiger, sowie mit einem Desect am Glas«, am 19. d. M. Etwaige Wahrnehmangen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal-Lbtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 26. October 1891. D«s Poltzri-Wt »er St«»« Leipzig. vr»tsch»«1d«r. vr. Die Lage in Ostafrika. Der Bericht, welchen Geheimratb Kayscr am 21. October dein Colonialrath über Ostafrika erstattet Kal, ist sebr vor sichtist abgesaßt. Die Regierung will zwar versuchen, mit den >br zu Gebote siebenden Mitteln auözukomiiicn, eS würde ihr aber sehr willkommen sein, wenn der NeichSzuschuß von 2>/, Millionen erhöht würde. Ob daS Unglück der ZciewSki'schen Expedition größere Forderungen nach sich ziehen wird, siebt noch nicht fest, da der genauere Bericht deS Gouverneurs noch auSstcht. Keinesfalls könne man ver lausten, daß der Gouverneur während der kurzen Zeit seiner Thätigkeit definitive Vorschläge zu einem Etat für das Schutzgebiet hätte machen können. Man kann nicht sagen, daß diese Miltbcilunzen geeignet sind, ein klares Bild der Lage in Ostafrika zu gewähren. Der Nächstliegende Wunsch, zu erfahren, welche Maßregeln ergriffen werden sollen, um die Karawancnstraße sicher zu stelle» und ob der Transport des Dampfers nach dem Victoria Nyanzasce trotz der Katastrophe vom 17. August leine Verzögerung erleidet, bleibt unerfüllt. In dieser Beziehung sind wir wieder auf den Correspondcntcn deS „Berliner Tageblatts", Herrn Wolf, angewiesen. Dieser meldet, daß von den 620 durch Sewa Hadgi für die Seen-Expedition angenommenen Trägern in Folge der Nachricht von dcr Niedernietzctung der Zelewski'schen Träger an einem Tage 424 entlausen sind. Außerdem sei sämmtlichcn Beamten der Wissmann'schen Expedition, 30 an der Zahl, gekündigt worden, da der Gouverneur sich außer Stande sieht, vor den nächsten sechs Monaten Bedcckungs- truppen zu liefern, und alsdann die Regenzeit eintritt, wo durch die Expedition eine Verspätung von mindestens neun Monaten erleidet. Dazu kommt noch, daß die Räumung dcö Forts von Sadaani, welches der Gouverneur an Stockes ver kauft hat, zu dem Gerüchte Anlaß gegeben hat, die Deutschen würden die Küste demnächst aufgeben. Diese Nachrichten gewähren ein keineswegs erfreuliches Gesammtbild der Lage in Ostasrika, und wir dürfen deshalb auf scharfe Erörterungen der Verhältnisse in Ostafrika durch den Reichstag gefaßt sei». Der neue Gouverneur steht schwierigen Aufgaben gegenüber, deren Bedeutung und Umfang nicht vorauszuiche» war, aber soviel leuchtet ein, daß nicht zu einer Zeit mit den friedlichen Bestrebungen der Eolonisation begonnen werden konnte, als noch die Bestrafung der Wabebe durch einen Hauptschlag gegen diese Räuberbande bevorstand. Baron von Soden hat seinen Posten als Gouverneur von Ostafrika unter der Voraussetzung übernommen, daß die Civilgewalt in Ruhe und Frieden werde ihres Amtes walten können, diese Voraussetzung war aber irrig, denn sie beruhte auf der siegreichen Beendigung der Expedition Zclewski's. Die Frage, ob ZelewSki seiner Auf- abe gewachsen war und vom mititairischcn Standpuncte aus 'lles gctlian hat, was nöthig war, um daS Unternehmen zu einem glücklichen Ende zu führen, ist noch offen. Herr v. Bülow behauptet es, der Afrikareisende Rcichard verneint eS, er Helft sogar in seinem Tadel Zclewski's so weit, daß er dessen Handlungsweise als geeignet bezeichnet, um durch ein Kriegsgericht geprüft zu werden. Unter den obwaltenden Umständen muß eS entschieden bezweifelt werden, daß die Berufung des Barons v. Soden nach Ostafrika eine glückliche und zeitgemäße Maßregel war. Die dem Gouverneur bciczegebcncn ReichScommissare von Wissmann und vr. Peters können nur für Das verantwortlich gemacht werden, waS sic übernommen haben. Die Expedition nach dem Victoria-Nyanza ist erst beschlossen worden, als bereits seststand, daß Ostasrika einem Civilgouverneur unter stellt werden solle. Damit waren der Thätigkeit Wiffmann's Grenzen gezogen, die er nicht überschreite» konnte. Er halte gehofft, daß er die Expedition nach dem Victoriasee trotz des unglücklichen AuSgangeS deS Zuges Zclewski's gegen t Wahchc auSführcn könne; die Verhältnisse erwiesen si aber stärker als der Wille deS kühnen und erfolgreichen ManneS, die Expedition Zclewski's bat zur vorläufigen Auf lösung deS Unternehmens Wissmann'S geführt. Die Frage liegt nahe, ob daS Alles so gekommen wäre, wenn Wissmann NeichScommissar geblieben wäre, statt seine Befugnisse an einen zwar tüchtigen und bewährten, aber mit den Verhält nifsen OstafrikaS nicht hinreichend bekannten Verwaltung- beamten abzugcben. Selbst wenn der Feldzug Zclewski's glücklich zu Ende geführt worden wäre, bleibt eS immer noch sehr zweifelhaft, ov die Civilverwaltung in einem kaum ober flächlich dem Frieden gewonnenen Lande am Platze war. Nach den großen militairischen Erfolgen, welche Wissmann während seiner einjährigen Thätigkeit in Ostasrika errungen batte, bol er sich von selbst als die geeignetste Persönlich keit dar, den von ihm erkämpften Frieden auch zn befestigen und die Uebcrlcitung in den neuen Zustand selbst zu voll ziehen. Schon die Bestellung eines Nachfolger- mußte bei den Bewohnern Ostasrika- die Vorstellung erwecken, daß die Verhältnisse schwankend seien und daß eS an der Sicher heit und Stetigkeit der Regierung fehle, welche ein neuer Zustand besonder- dringend nöthig macht. Die Engländer haben a»S dieser Lage Nutzen gezogen, und der englische Generalkonsul Portal in Zanzibar bat die Zügel der Regierung mit fester Hand ergriffen, um Einheit in die Verwaltung von Brilisch-Ostafrika zu bringen. Die Ergebnisse, welche die Engländer bisher in Ostafrika zu Ver ne» hatten, sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben, besonder« haben sie daS Feld in Uganda räumen müssen, auf dessen Colonisatio» sie doch ihr Hauptaugenmerk gerichtet batten, aber sic babcn es von jeher verstanden, aus den Fehlern ibrer Mitbewerber Vorlbeil zu zicben, und wir haben alle Ursache, ihr Thun in Ostasrika mit größter Aufmerksamkeit zu beobachten. ES ist sehr leicht gesagt, daß der Mißerfolg Zclewski's ein Fall ist, wie er bei ColoiiisatiouSbestrcbuugen stets vor kommt. trotzdem ist die Frage erlaubt, ob dieses Unglück nicht Kälte vermieden werden können. Wissmann bat dieser Angelegenheit gegenüber große Zurückhaltung gezeigt, aber eS sind doch Urtbcile von ihm über die militairische LeistuiigS- fäkigkcit Zclewski's aus früherer Zeit bekannt geworden, welche darin zusammeiilrcffen, daß ZelewSki ein vorzüglicher Stationschef war, aber kein befäbigler militairischer Führer. Solche Dinge richtig zu bcurtheüen, ist ein Civil-Gouverneur nicht i»i Stande, um so wcuiger, wenn er neu in unbekannte Verhältnisse bineintrilt. Diese Erörterung würde zwecklos erscheinen, wenn sich nicht daraus der Echluß ergäbe, daß der begangene Fehler wieder gut gemacht werden muß. Dazu ist bereits ein Schritt gescheben Lurch Ernennung deS Corvettencapilains Rüdiger zum Stellvertreter deS Gouverneurs. ES ist bier wieder die mititairiscke Seile der obersten Leitung in Ostasrika zur Geltung gelangt, aber dock nur soweit, als die Küste in Be tracht kommt, und doch sind eS gerate die Angelegenbeitcn im Innern Deutsch-OstafrikaS, welche der militairischen Regelung harren. Vorläufig schwebt über diesen Dingen noch ein gewisses Dunkel, das aber nach dem Zusammentritt des Reichstages bald gelichtet werden wird. Wir sind die Letzte», welche extremen Schritten das Wort reden, aber so viel scheint uns klar, daß die Lage in Ostasrika einer durch greifenden Aenderniig bedarf. Eö erscheint uns dringend nothwendig, daß eine bereits anerkannte militairische Autorität wie die Wissmann'S in Ostafrika mit denjenigen Befugnissen aus- gcstattct wird, welche ihn in den Stand setzen, die verfahrenen Zustände wieder in das rechte Gleis zu bringen. * Leipzig, 27. October. * Telegraphisch wird uns au- Berlin gemeldet: Lieb knecht beabsichtigt, mit Neujahr von der Leitung deS „Vor wärts", des Centralorgans der Socialdcmokratie, zurück- zutretcn. In die Redaction tritt alsdann Carl Hirsch aus Paris, derzeitiger Correspondcnt der „Frankfurter Zei tung", ein. * Der König Wilhelm von Württemberg richtete an den KricgSininisrcr einen Erlaß, in welchem mitgethcilt wird, daß anläßlich deö Regierungsantrittes auch ein Änaden- act für das Militair eintrctcn soll. * Wie der „Staalöanzeigcr für Württemberg" über den Hauptinhalt des Testaments des verstorbenen Königs Karl mitthcill, ist die Königin Olga zur llniversal- erbin eingesetzt. Das Mobiliar, welches zum Privatvermögen deS verewigten Königs gehört, erkält der regierende König. Als sofort zablbare Legale wurden vermacht: 400 000 an die Centrallcitung des WohlthätigkeitSvereinö, 100 000 ^ für besonders bedürftige Arme und 100 000 für die Karl Olgasliflung. Weitere namhafte Legate zu Gunsten der An gehörigen deS KönigSbauseS werden zu einem späteren Zeit puiictc fällig. Der Rest deS Vermögens wird zunächst der Königin zusiießen und später dem regierenden König zu fallen. * Ein Berliner Brief der „Politischen Correspondenz' hebt hervor, sicherlich seien die Zusammenkünfte des Königs von Rumänien mit dem König von Italien und dem deutschen Kaiser, sowie die wahrscheinliche Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oesterreich nicht ohne eine gewisse politische Tragweite, da die zu treffenden Unterredungen zwischen den Monarchen wohl auch zu Aussprachen über die politische Lage Gelegenheit bieten dürften. Aber ebenso bestimmt sei eS, daß Veränderungen in den bestehenden poli tischen Verhältnissen hierbei nicht inS Auge gefaßt würden, daher cö auch zu darauf bezüglichen Abmachungen nicht ge kommen sein durfte. * Gegenüber den Blättermelbun^en über den Austritt des Majorö Wissmann aus dem Colonialdienst werden die früheren Nachrichten bestätigt, wonach Major von Wissmann den Auftrag hat, in Kairo Sudanesen anzuwerben und diese nach Ostasrika zu führen. * Aus den altczechischen Vorschlag, einen Verein zu con stituiren, dessen Zweck eS wäre, daß Czechen nur bei Czechen kaufen, antwortet heute da« Organ derIungczcchen, „Narodni Lysti", indem eö den Vorschlag bekämpft, mit der Bemerkung, daß es nur Wasser auf die Mühle Derjenigen wäre, wclcbe eine Zweitheilung Böhmens anstreben: zur politischen Zwei theilung käme dann die auf wirthschastlichem Gebiete. * In der Affaire deS ungarischen IustizministcrS Szilaayi und dcS Abgeordneten HoranSzkp wird von den beiderseitigen Vertretern die gemeinschaftliche Erklärung ab gegeben, daß seilen- des IustizministcrS keine persönliche Be leidigung vorliege. Die Angelegenheit ist hiermit endgiltig erledigt. * Die „Tribuna" bestätigt, daß die HandelSvertra gS Verhandlungen mit Deutschland bis auf einige Förmlichkeiten beendet seien. Die in den Verhandlungen mit Oesterreich noch ungelösten Fragen werden zwischen Rudini und dem österreichisch-ungarischen Gesandten m Rom, Baron v. Bruck, in Rom erledigt werden. * Die kurländischc Gouvernementsobrigkeit hat die ihr unterstellten Behörden angewiesen, von den in Kur land sungirenden ausländischen Consulaten, jnicht mebr wie bisher, Schriftstücke entgegen zu nehmen, die nicht in russischer Sprache abgcfaßt sind. — Der Gouverneur hat den Bau- commifsarcn aufs Neue eingeschärft, streng darauf zu achten, daß auö den GouvernementScasscn keinerlei Gelder zum Unterhalt der lutherischen Kirchen und Prediger verausgabt werden. * Der neue Führer drr parnellitischen Partei, der Abgeordnete für Nord Wexford, John Rcdmond, ist erst 34 Jahre alt. Vor drr Spaltung der irischen Partei hat er der Sache Irland» gut« Dienste geleistet, u. A. durch einen Besuch in Lustraliea, »« er für di» Nationalliga 10 000 Lstrl. sanimelte. Nedmond ist der ältere Sohn eines frittieren Abgeordneten für Wexford. Er empfing seine Cr» Ziehung in dem Clvngowcs Wood und dem allberühmten Trinily College in Dublin. Während seine« AufcuthaltcS in Australien eroberte er auch da« Herz der hübschen Tochter eines reichen Australiers. Seit dem Jahre 1881 sitzt er im Unterbaust. Die „Pall Mall Gazette" schreibt über ihn: Rcd mond oder „Noscius Redmond", wie ihn die Spötter des Unler- bauses infolge seines ein wenig an die Bühne erinnernden Auftretens nennen, gebraucht starke Worte, ist jedoch lein starker Charakter. Er läßt sich oft von seinem Gefühl fort- rcißcn und hat häufig in parlamentarischen „Scenen" eine Nolle gespielt. Eine der Brandfackeln deS Hauses trägt er durch seine kaltblütigen und am Schlüsse jeden Satzes durch ein energisches Kopfnicken bestätigten Declamationen in der Regel zur Verschärfung der Debatte bei. Aus der Ncdncr- buhne gilt er als glänzender Sprecher. Er stand Parnell in Kilmainham bei und ließ sich von ihm dazu bewegen, eine Landbill cinzubringcn, welche Amendements zur Healy- und Ankauföclausel enkbielt und der erste wirkliche Versuch zur Lösuiigs des Problems der Pachtrückstände war. Die thcil- weise Annahme dieser Bill durch Gladstone galt als ein wichtiges Zeichen der Zeit. * Eine Konstantinopeler Depesche der „Times" zu folge überreichte der deutsche Botschafter dem Sultan daö lebensgroße Bild deS deutschen Kaisers als Zeichen seiner Werthschätzung. Auch Kaiser Franz Josef sandle dem Sultan sein Portrait. — Am 2o. d. sind in DamascuS 30 Cholera- sälle, 15 mit tödtlichcm Ausgange, vorgckommen. In Aleppo kamen keine neuen Cholerafäüc mehr vor. Auö Syrien an- kommende Reisende müssen sich hier der Quarantaine unler- werfen. Die österreichischen Lloyddampfcr haben aufgehört, diese Häfen anzulausen. * Ofsiciellen Nachrichten auS Hemen zufolge unterwarfen sich die Rebellen in der Umgebung von Sana. Die Ver bindungen mit Kaaba sind wieder bergestelll. Tie in Haaar aiigcsammclten Nomadcnstämme wurden zerstreut und iyre Anführer gctödtet. Die Ordnung ist wieder hergestellt. * Die chinesische Angelegenheit nimmt die öffent liche Aufmerksamkeit in hohem Grade in Anspruch. Europa und Amerika haben die größten gemeinsamen Interessen in China und werden selbstverständlich auch gemeinsame Schritte unternehmen. Aber auch andere Staaten haben Sonder- intercssen in China. Aussprachen zwischen den europäischen Cabincten werden wobl zu bestimmten Abmachungen führen. Gegenüber der Behauptung, daß dieses bereits geschehen sei, können wir fcststelleo, daß dieses brS heute noch nicht der Fall ist. Die Neformbestrebungen der Neuzeit auf strafrechtlichem Gebiete. einem zaklrcichen Auditorium behandelte am jüngsten Herr ReichsaericktSrath M. Stenglein in seinem ;e über die „Neformbestrebnngen der Neuzeit Bor einem Freitag Vortrage auf straf rechtlichem Gebiete" in höchst klar und faßlich gegebener, fesselnder Abhandlung einige Gcsichtüpunctc über die Entwickelung de« Strafrechts in Deutschlaud und über die Bemühungen, dasselbe zu reformiren. Wer von einem wissenschaftlichen Strafrecht sprechen will, der muß auf die Zeit zurückgebcn, in welcher daS römische Recht mit seinen strafgesetzlickeu Bestimmungen in Deutschland zur Einführung gelangte und mit ibm das canoniscde Recht, welches mit sich brachte, daß an Stelle freier mündlicher Volksgerichte der schriftliche Proccß trat. Es bildete sich dann ein Recht aus, daS auf keiner gesetzgeberischen Basis beruhte, das aber als einfaches Recht hmgenommen wurde. Während man in das systematisch logische Gefüge des römischen CivilrechtS nichts hincinbringcn konnte, wurde das Strafrecht, daö aus ganz anderen BolkSauschauungen beruhte, von der Iuristenschaft dahin interprctirt, das sic in dasselbe hineinbrachte, was ihr gut schien. Es kam eine Art Natur philosophie zur Geltung, eS wurde daS Recht, der Gesittung der Zeit entsprechend, gehandhabt. So milderte sich daS Recht in seiner Ausübung ganz un willkürlich, eS schritt wie die Menschheit in der Gesittung fort, allein aus die Dauer befriedigte eS nicht. So kam eS bald z» anderen gesetzgeberischen Versuchen, wie die Entstehung der „BambergcnsiS" beweist, aus welcher die berühmte „Carolina" hcrvorging. Gewohnheit und Iuristenvorrecht überwucherten bald wieder diese gesetzgeberische Basis und schufen ein eigenthümlicheS Conglomcrat von RechtS- vhilosophie, welckeS nur zu willkürlichen Strafen führte. Erst mit den Gesetzbüchern, die Oesterreich (Criminal- gesetzbuch), Preußen, Bayern (Oocker orinuiiLlis und Maii- uuttaneu») Herausgaben, kam eine gewisse Strenge wieder; eine neue Bahn brach in systematischer Bearbeitung deS Materials daS bayerische Strafgesetzbuch von 1813. 1848 war daS letztere nominell in Bayern noch in Geltung, aber mit Novellen überdeckt, gewährte es den Anblick eines Bettcl- mannSrockcS. Bald trat indessen eine neue Epoche ein: das deutsche Strafgesetzbuch erschien. Es gab dem Richter eine fucccssivc Milderung der Strafe an die Hand, so daß er daS subjektive Verschulden entsprechend bemessen konnte. Trotzdem waren die Strafen noch zu streng. Immerhin war die Milderung noch nicht abgeschlossen, es trat eine neue Er scheinung ein, eine außerordentliche Milde des Richters in Anwendung des Gesetzes. Dazu kam, daß mit dem Straf vollzug die menschliche Milde große Fortschritte machte. Das war der Stand der Sache, nach welchem die nothwcndige Reaction eintreten mußte, eine Rcaction nach zwei ver schiedenen Richtungen. Diese Rcaction machte sich zunächst in einer gewissen extensiven Interpretation der Gesetze und dann in einer höheren Repression der Strafe geltend. So straft man nicht nur die Täuschungen, sondern auch die Absichten, zu täuschen. Die Internationale kriminalistische Bereinigung bat ein voll ständiges System ausgestellt, da« den Fingerzeig mebt, wie Strafen ernster und schwerer werden müssen, um al» Repression zu dienen. Man muß zugeben, daß die Mißstände, welche mit den kurzzeitigen Freiheitsstrafen verbunden sind, leugnen lasse». Nach de» Kestftrllmr-e» de» sich nicht ab« ReichsHnstiz»
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