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„Welßeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Meißmtz-IkitW. Amtsblatt Inserate, welch« bei d« bedeutenden Auflage de« Blattes «ine sehr onrk- same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg- di« Epaltenzeil« oder vere» Raum berechnet. — Ta» bellarische und complicirt« Inserate mit entsprech««» dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Nr. 107. Donnerstag, den 11. September 1890. 56. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die im Jahre 1890 an die Steuergemeinden im Steuerbezirk Dippoldiswalde für die Schulgemeinden gezahlten Grundsteuerbe- träge betragen nach 1,288,547,,, Steuereinheiten zusammen 25,770 M. 98 Pf. gegen 25,637 M. 18 Pf. im Jahre 1889 und 25,559 M. 28 Pf. im Jahre 1888. Die höchsten Beträge erhielten Dippoldiswalde: 1071 M. 59 Pf., Reichstädt: 950 M. 73 Pf., Pretzschen dorf: 914 M. 25 Pf., wogegen Dönschten: 18 M. 57 Pf., Gleisberg: 19 M. 20 Pf., Bärcnburg: 19 M. 30 Pf. empfingen. — Die diesjährige amtliche Haupt-Konferenz der Lehrerschaft des hiesigen Jnspektionsbezirks wird Freitag, den 19. September, Vormittags 10 Uhr, im Saale des hiesigen Nalhhauses abgehalten werden. Außer der Erledigung verschiedener anderer Punkte steht ein Vortrag des Herrn Kirchschullehrer Brückner in Reichstädt „lieber die Fortbildungsschule" auf der Tagesordnung. — 10. September. Das wenn auch meist kühle, doch in der Hauptsache trockene Welter der letzten Tage hat es ermöglicht, daß wieder ein guter Theil des noch auf den Stoppeln liegenden Hafers unter Dach ge bracht werden konnte; noch ein paar sonnige und regen freie Tage und die letzten Gaben der Ceres werden von den Feldern verschwunden sein. Die Grummet ernte bedarf freilich gleichfalls noch der Gunst des Himmels, die wir denn allen Wiesenbesitzern herzlich wünschen. Unsre Gegend, allerdings von den aus giebigen Regengüßen nicht verschont, ist vor dem Nieder lande, wo die Fluthen so beträchtlichen Schaden an gerichtet haben, wahrlich gut daran, und das in Aus sicht stehende Erntefest kann in der That als ein Dank- und Freudenfest begangen werden. Wie man Gott für seine Gaben um so dankbarer sein wird, wenn man auf Diejenigen schaut, denen sie noch kärglicher zugemessen worden sind, so dürfte auch Heuer bei uns zur Erhöhung der Erntefreude wesentlich der Hinblick auf die beitragen, denen durch die Wassersnoth so großes Unheil widerfahren ist. Aber auch zur thäligen Mithilfe und Unterstützung werden die von der Kalami tät Verschontgebliebenen gern bereit sein. Wir halten es für angezeigt, daran zu erinnern, daß bereits ver schiedene Veranstaltungen im Werke sind, den Wasser beschädigten Unterstützung zufließen zu laßen, und wir zweifeln nicht daran, daß auch bei uns, sei es durch obrigkeitliche, sei es durch private Sammlungen, den Nothleidenden Hilfe geboten werden wird. — Bei der schon recht merklichen Abnahme der Tage und der zunehmenden Länge der Abende erinnert man sich hoffentlich der „Volksbibliothek für Dippoldiswalde und Umgegend", welche in ihrem alljährlich vermehrten Bücherschatz Unterhaltung und Belehrung für den Einzelnen und den um „des Lichts gesellige Flamme" versammelten Familienkreis in angemessener Auswahl darbietet. Eine recht gute und bildende Sitte, die wir übrigens zur Nachahmung empfehlen, ist es, gröbere Kinder Abends aus einem unterhaltenden Buche laut vorlesen zu lassen. Es dient diese Sitte nicht nur zur Ausbildung der Lesefertigkeit und deS Lesetons, sondern übt nach und nach ohne besondere Mühe gebildetere Sprachformen ein; man frage nur Diejenigen, die einen guten Styl schreiben, wodurch sie dazu gelangt sind. Durch Lesen und verständiges Nachahmen des Gelesenen. Dazu aber können Eltern eben durch die ihnen hiermit nochmals warm empfohlene Sitte wesentlich beitragen helfen. — Bei der nunmehr stattgefundenen Eröffnung der Jagd möchten wir Besitzer von Hunden darauf aufmerksam machen, daß es gesetzlich verboten ist, die selben aus's Feld mitzunehmen, wo sie herumstöbern und der Jagd Schaden zufügen können. Die Jagd berechtigten können nämlich jederzeit die Besitzer zur Bestrafung anzeigen und die herumlaufenden Hunde ebenso gut wie die 300 Schritt vom nächsten Gehöfte entfernt umherlaufenden Katzen todtschießen. — Diejenigen Ersatz-Reservisten, welche im Jahre 1885 der Ersatz-Reserve überwiesen worden sind und nicht geübt haben, treten am I. Oktober d. Js. zum Landsturm 1. Aufgebots über. Dieselben haben ihre Ecsatz-Reserve-Päffe im Laufe dieses Monats zum Zwecke der Uebersührung an das hiesige Meldeamt abzugeben. Mit Uebersührung zum Landsturm 1. Auf gebots treten dir Betreffenden aus der militärischen Kontrolle und sind fortan von den üblichen Meldungen und von ven Kontrolversammlungen befreit. Es liegt im eigenen Interesse dieser Ersatz-Reservisten, die Pässe pünktlich einzureichen, denn so lange derUeberführungs- vermerk im Paffe noch nicht bewirkt ist, gehört der Mann noch der Ersatz-Reserve an und verbleibt als solcher melde- und kontrolpflichtig. — In Bezug auf die in Kreischa vorgekommene, sehr bedauerliche Steinwurfaffaire wird uns von dem einen der Betheiligten mitgetheilt, daß er die ganze Angelegenheit sehr bedauere, daß es aber irrthümlich sei, wenn man sie mit der Sozialdemokratie und dem Sedantage in Verbindung bringe, da sich die Affaire an einem früheren Tage ereignet habe. — Bei Bewohnern ländlicher Ortschaften begegnet man noch vielfach der Ansicht, daß sie ihr Mobiliar gegen Brandschaden nicht zu versichern vermögen, weil mit Rücksicht auf ihr feuergefährliches Besitzthum eine derartige Versicherung entweder überhaupt nicht, oder nur gegen Abentrichtung einer besonders hohen Prämie ausgenommen werden würde. Eine solche Befürchtung zu hegen, liegt aber gar kein Grund vor, da nach Z 7 der Verordnung zu Ausführung des Gesetzes über das Mobiliar- und Privat - Feuerversicherungswesen vom 20. November 1876 alle konzessionirten Feuer-Ver sicherungs-Anstalten, und zwar eine jede bis zur Höhe von mindestens 5 Prozent des Betrages ihrer im König reich Sachsen laufenden Versicherungen gegen die ge ordnete Prämie auch Versicherungen unter Stroh- und Schindeldachung zu übernehmen verpflichtet sind. Das grundsätzliche Ausschließen von Versicherungen unter weicher Dachung, sei es nun im Allgemeinen, wenn auch nur vermittelst der den Bevollmächtigten oder den Agenten gegebenen Instruktion, oder sei es im Be sonderen für gewisse Orte oder Ortstheile, ist ebenso wenig gestattet, als ein indirekter Ausschluß derselben z. B. dadurch, daß übermäßig hohe, den der Kon- zessionirung zum Grunde gelegenen Tarif übersteigende Prämiensätze gefordert werden. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften dieser Verordnung werden nach 8 62 derselben, insoweit nicht die im Gesetze oder in der Reichsgewerbeordnung bestimmten Strafen einzu treten haben, mit Geldstrafen von 15 bis 300 Mark und im Falle des Unvermögens mit verhältnißmäßiger Haftstrafe belegt. Die zum Betriebe des Geschäftes der direkten Feuer-Versicherung ertheilte staatliche Konzession aber verpflichtet zur genauen Befolgung aller im Gesetz- und Verordnungswege hinsichtlich des Privatfeuerversicherungswesens ergangenen, sowie der in der Konzessionsurkunde enthaltenen Bestimmungen und ist auch jederzeit widerruflich. — Zu besetzen: die 3. ständige Lehrerstelle an der Schule in Kreischa. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen 1000 Mark und freie Wohnung im neuen Schulhause. Gesuche sind bis zum 27. Sep tember bei dem kgl. Schulinspektor Richter in Dippoldis walde einzureichen. — Im Berichte unserer letzten Nummer über die Wasserstände der Elbe ist der von 1845 mit 644 om angegeben; wie aus dem vom Sächs. Ingenieur- und Architektenverein herausgegebenen Werk „Die Bauten Dresdens" zu ersehen ist, ist damit der Stand ober halb der Brücke gemeint, während damals der Pegel stand unterhalb der Brücke, nach welchem auch dies mal die amtlichen Angaben erfolgten, 559 om betragen hat. Es steht demnach die Höhe der diesmaligen Fluth der vom Jahre 1845 nur um 22 om nach. Das an nähernd gleiche Unterschiedsverhältniß ergiebt sich auch bei den Merkstrichen, welche sich an älteren, der da maligen Hochfluth ausgesetzt gewesenen Häusern noch vorfinden. Die Hochfluthen der Elbe in diesem Acht hundert würden also in folgender Reihe aufeinander zu folgen haben: 1845 — 559 om, 1890 ----- 537 ow, 1862 --- 524 om, 1876 — 484 om. Schmiedeberg. Von den Bewerbern, die sich zu der mit 600 M. ausgeschriebenen Gemeindediener stelle gemeldet hatten, ist von dem Gemeinderathe hier der Kohlenbergarbeiter Philipp aus Deuben gewählt worden. Selbiger wird in nächster Zeit sein Amt an treten und dabei mit einer entsprechenden Uniform ausgestattet werden. — Unsere Sommergäste, deren Zahl auch in diesem Jahre wieder gestiegen ist, haben uns der an haltenden regnerischen Witterung halber größtentheils wieder verlassen; doch giebt es immer noch eine hübsche Anzahl, die wacker ausharren und aus sonnige Sep tembertage hoffen. Mögen solche Tage nicht nur ihnen, sondern auch dem um das Einbringen seiner Feldsrüchte besorgten Landmann unsrer Gegend recht bald beschieden sein. Schönfeld. Auch hier ist die zwanzigste Wieder kehr des Tages von Sedan, und zwar durch eine Nach feier am vorigen Sonntag, festlich begangen worden. Die Anregung hierzu war vom hiesigen Militärverein ausgegangen. Die patriotische Festrede wurde von Herrn Kirchschullehrer 0. Laue gehalten. Ein heiteres Tänzchen im hiesigen Erbgerichlsgasthof hielt die Theil- nehmer noch lange in fröhlicher Feststimmung bei sammen. S Glashütte. Die Schwalben, welche be kanntlich nur im Fluge die ihnen zur Nahrung dienen den Insekten fangen können, haben durch die lange Regenzeit, welche die Insekten in ihre Schlupfwinkel trieb, ganz gehörig gelitten, überall in den Gärten und auf Feldern findet man jetzt tobte Schwalben, die durch Hunger umgekommen sind. Dresden. Wie bereits erwähnt, hat die dies jährige Wassers luth in der Nacht zum Montag ihren Höhepunkt überschritten und das Wasser ist in ununter brochenem Zurückgänge begriffen. Am Montag Vor mittag betrug der Wasserstand bereits 478 ew und am Abend 446 ow, es war also in etwa 16 Stunden fast einen Meter gefallen. In der Nacht zum Diens tag und an diesem Tage selbst fiel das Wasser gleich mäßig weiter, so daß fast sämmtliche Straßen frei wurden, und der Verkehr überall, zumal auch sämmt liche 3 Brücken wieder in Benutzung sind, ein ge regelter wurde. Damit konnte aber die Einziehung mehrerer Pontonstationen erfolgen und wurden die Pioniere, welche mit anerkennenswerther Unverdrossen heil fast 3 Tage und 2 Nächte gearbeitet hatten, ihres Dienstes enthoben; gleichzeitig traten aber die Mann schaften der Feuerwehr und der städtischen Straßen kehrerkolonne in Thätigkeil. Erstere, um die noch über schwemmten Keller zu entleeren, die letztere, um die Straßen von Schlamm unv Unrath zu reinigen. An den Grundstücken wurden unter Aufsicht von städtischen Beamten Maßstriche über die Höhe des Wasserstandes angebracht. Die vom Wasser überschwemmt gewesenen Wohnungen werden noch längere Zeit unbenutzt bleiben müssen, doch sucht man durch Aufstellen von Koaks- körben und stärkeres Heizen eine möglichst baldige Aus trocknung des Mauerwerkes herbeizuführen. Wo die Dielen der Wohnräume nicht gestützt worden waren, sind dieselben vom Wasserdruck ausgehoben worden und müssen erneuert werden. Ganz bedeutenden Schaden hat das Wasser in den Gewächshäusern deS königlichen Palaisgartens angerichtet, woselbst ein großer Theil des Pflanzenbestandes nicht geborgen werden konnte. Auch in der Herzogin-Garten, dessen