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Fernsprechstelle Nr. 22. D^« „Sächsisch» Elbjk'tung" erscheint Dienstag, Donner«, tag und S'rn dend. Die Ausgabe des Bla'teS erfolgt Pag« vorhir Nachm. 4 Uhr. AbonncmentS.PreiS viertel« jährlich l Mk. V0 Psg-, ,wei> monatlich 1 Mk., ein nonat> lich VO Pf. Lin,ein« Nummern 10 Pf. Alle kaisrrl. Postanflalten, Postboten, sowie dir geitungSträger nehmen stet« Bestellungen auf die „Sächsische Llbzeitung" an. M» IWM Amtsblatt siir BchWc WtzeMt, des Mmchchc tzWizsmi md dk» Wiral zii SlhMm, s«ic siir iirii StMMickrat z« ßahstm. Mit „Allustrlert. «ouutag-blatt". Mit Humor. Beilage „««ifeurlasea". Mit „Landwirtschaftl. Vellage". Tel.»Adr.: Eibzestung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit twochSund Freitags bisspktrsten » vormittags g Uhr aufjugebrn. Preis für die gespaltene EorpuSjeil« oder deren Raum 18 Pf, (tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft). „Eingesandt" unterm Strich »0 Pf. dir Zeile. Bet Wiederholungen ent« sprrchrndrr Rabatt. Jnsrraten'Annahmrstellen: In Schandau: Expedition Zaukenstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen - BureauS von Haasenstein L Vogler, Invalidendank und Rudolfs Mosse, in Frankfurt a. M.: <8. L. Daube L Eo. Schandau, Dienstag, den 23. Oktober 1868. Amtlicher Teil. 30. Jahrgang. Mr 122 BMnhalr-VttsteigMttig: Mitleliidsrstl Siaalssarslrcoier. Sonnabend, den it. November Li»06, nachm. S Uhr, in der Restauration „Kleiner Wasserfall", Kirniyschtalstraßc: 46 IM Knüppel, 69 rm Zacken, 167 rm Neste. Kahlschläge Abt. 51, 68 bis 70. Durchforstungs- und Einzclhölzer Abt. 56, 63, 25, 27, 53, 54. Kömgl. Forstrevierverwaltnng Mittelndorf zu Altendorf nnd König!. Forstrentamt Schandau. Die in städtischem Besitze befindliche Volksbücherei wird dein Publikum zur fleißigen Benutzung empfohlen. Die Ausgabe der Bücher erfolgt an den Freitagen jeder Woche nach mittags zwischen 4 und 5 Uhr im neueren Schulgebäude, 1. Etage, durch Herrn Lehrer Sommer. Der Ausschuß für Vcrwaltuu.q der Volksbücherei. Wieck, Bürgerin. Politische Rundschau Deutsches Reich. Der Kaiser ist von seinem Aufenthalt in der rheinischen Musenstadt Vonn, der nahezu die gesamte vergangene Woche ausfüllte, wieder nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurückgekehrt. Von Bonn aus hat der Monarch fast täglich kleinere und größere Automobil ausflüge unternommen, so auch noch am Tage vor seiner Wicdcrabrcise, am Freitag, an welchem er sich vormittags mittels Automobils nach der Urstcr Talsperre bei Gmünd begeben hatte; überall war hierbei dem Kaiser von der Bevölkerung ein begeisterter Empfang bereitet morden. Der Groß Herzog von Sachsen-W eimar stattete vom Freitag bis Sonntag einen dreitägigen Besuch am Dresdener Hofe ab, in Erwiderung des Besuches des Königs Friedrich August in Weimar im Frühjahre. Die Ankunft des Großherzogs in Dresden erfolgte am Freitag in der zwölften Mittagsstunde auf dem Hauptbahnhofe, wo großer militärischer Empfang stattfand. König Friedrich August begrüßte sich herzlichst mit seinem hohen Gaste und geleitete ihn dann nach dem Nesidcnzschlosse, wo die Prinzessin Mathilde den Grvßherzog begrüßte. Im Schlöffe fand um l/yl Uhr ein Familicn-Frühstück statt, nach welchem der Grvßherzog die Kunstgewerbe- AuSstcllung besuchte. Im weiteren Verlaufe des Freitag Nachmittag fuhren der König und der Großhcrzog nach Schloß Pillnitz, daselbst fand abends größere Tafel statt, bei welcher Trinksprüche zwischen den beiden Monarchen ausgetauscht wurden. Am Sonnabend früh begaben sich dieselben mittels Automobils von Pillnitz nach Schloß Moritzburg und hielten dort eine Jagd ab. Abends 6 Uhr mar im Moritzburger Schlosse Jagdtafel, an welcher auch die Königin Wilhelmina der Niederlande und ihr Gemahl Prinz Heinrich tcilnahmcn, die hohen Herrschaften weilen bekanntlich zur Zeit auf Schloß Albrechtsberg bei Dresden. Am Sonntag reiste der Großherzog wieder von Dresden ab. Der bayerische Ministerpräsident Freiherr v. PodcmilS ist am Sonnabend in Dresden zu einem Besuche des leitenden sächsischen Ministers Grafen zu Hohenthal ein- getroffcn. Die braunschweigische Ncgentschaftsfrage nähert sich jetzt der Entscheidung. In einer am ver gangenen Freitag abgehaltencn vertraulichen Sitzung hat der braunschweigische Landtag der Vorlage des Negcnt- schastSrates, betreffend die Wahl eines neuen Regenten, gutem Vernehmen nach einstimmig zugestimmt. Die nächste Sitzung findet an diesem Dienstag statt, doch wird sie voraussichtlich noch nicht die Neuwahl bringen, da dem Herzoge von Cumberland eine nochmalige Frist behufs endgilliger Acußcrung zur Thonsolgefrage gewährt werden soll. In der neuen Bergarbcitcrbemcgung in Westfalen ist noch keine entscheidende Wendung zu verzeichnen. Inzwischen hat die Bewegung auch die Berg leute in den Erzbergwerken des Dill-Reviers (Rheinland) ergriffen. Das Dillenburger Sekretariat des Gewerk- verelns der dortigen Bergarbeiter hat eine Eingabe an das Königliche Oberbergamt in Bonn gerichtet, in der eine Erhöhung der normalen Schichtlöhnc auf 3,20 Mk. und für die Arbeiter, die in festem Gediugelohn stehen, eine 15prvzentige Lohnerhöhung beantragt wird. Dänemark. Den immer wieder auftauchenden Gerüchten von einem bevorstehenden Herbstaufenthalte der Zarcn - familie am dänischen Hofe tritt jetzt folgende Nach richt aus Kopenhagen entgegen: Der letzte Kurier brachte vom Zaren Nachrichten, nach denen es sehr unwahrschein lich ist, daß der Zar und seine Familie den in Aussicht genommenen Besuch am dänischen Hofe diesen Herbst noch werden abstatten können. Oesterreich-Ungarn. Der österreichisch-ungarische G e n e r a l st a b s ch e f Graf Beck feierte am 20. Oktober sein 60 jähriges militärisches Dicnstjubiläum unter zahlreichen Ehrungen. Auch Kaiser Wilhelm li^.den um Oesterreichs Heer so hochverdienten begujawunsche» und zwar durch General Hülsen-Haseler und Oberst v. Below, Kommandeur des vom Kaiser dein Grafen B ver- na) Nichtamtlicher Teil. liehencn 19. Infanterie-Regiments. Freitag abend fand eine militärische Tafel beim Kaiser Franz Josef in Schloß Schönbrunn statt. Der österreichische Ministerpräsident v. Beck hat seine Ucbcrzcugung ausgesprochen, daß die Wahlreform trotz aller Schwierigkeiten nicht scheitern werde. Zur Goluchowsk i-Krisis ist nichts neues zu melden. Frankreich. Der französische Minstcrpräsidcnt Sarrien hat am Freitag offiziell seinen mit Gesundheitsrücksichten begrün deten Rttcktrittsentschluß bekannt gegeben und hierbei gebeten, seinen Nachfolger aus dem bisherigen Kabinett zu wählen. Der Ministcrrat beschloß hierauf, dem Präsi denten FallidrcS die Gesamtdcmission des Kabinetts zu unterbreiten. Als zweifellos gilt, daß der Minister des Inneren, Clemenceau, das Ministerpräsidium übernimmt. In einer am Sonntag vormittag zwischen Sarrien und Clemenceau stattgehablcn Unterredung sprach sich jener dahin aus, daß eine Neugestaltung des Ministeriums nicht notwendig sei, die Ersetzung des Justizministers würde genügen. Dem gegenüber erklärte Clemenceau, er würde aus politischen Rücksichten wahrscheinlich zu einer weiter- gehenden Neubildung des Ministeriums gezwungen sein. Clemenceau stattete dann dem Präsidenten des Senats und Bourgeois Besuche ab; dieser lehnte aus Gesund heitsrücksichten die Ucbcrnahme eines Portefeuilles im neuen Ministerium ab; nm nachmittag wird Clemenceau mit seinen politischen Freunden und morgen mit Brisson eine Besprechung haben. — Präsident FalllörcS hat Clemenceau die Bildung des Kabinetts übertragen; dieser hat den Auftrag angenommen. Italic». Der in Nom eingetrosfenc deutsche Staatssekretär des Auswärtigen, Freiherr v. Tschirschky, wurde am Freitag vormittag in der deutschen Botschaft vom Grafen di Ccllcre, dem Kabincttschef des italienischen Ministeriums des Acußeren, namens des Ministers Tittoni bcwillkommet. Rußland. In Kronstadt ist ein gegen den dortigen Festungs kommandanten und die Mitglieder des Kriegsgerichts geplantes Bombenattentat noch rechtzeitig entdeckt worden. Die in das Komplott verwickelten Personen, ein Zivilist, eine Frau und ein Soldat, wurden verhaftet. In Rußland liebäugelt man wieder einmal mit den Polen; der Lodzer Eisenbahn und der Warschau—Wiener Eisenbahn wurde die Wiedereinführung des Polnischen als innere Dienstsprache gestattet. Serbien. Gegen Serbien herrscht am englischen Hofe noch immer Verstimmung wegen des Königsmordes. Aufsehen erregt in Belgrad die plötzliche Absage des Besuches des englischen Herzogs von Teck. Der Herzog sollte auch dem König Peter einen Besuch abstatten. Die Absage wird mit der Haltung des Königs Eduard dem serbischen Hofe gegenüber in Verbindung gebracht. Balkauhalbinscl. In der Nähe der Stadt Kumanow (Mazedonien) ist eine 180 Mann starke wohlorganisierte bulgarische Bande ausgctaucht, bei der sich der Jnsurgenteuchef Sarafow befinden soll. In Belgrad wird befürchtet, daß binnen kurzem ein blutiger Zusammenstoß zwischen den serbischen und bulgarischen Banden in dieser Gegend erfolgen werde. Nicu. Der Schah von Persien soll abermals schwer erkrankt sein. — England und Rußland haben sich über eine Persien zu gewährende Anleihe verständigt. — Infolge der Abtretung des Südteils der Ostchinesischen Bahn an Japan werden die aus Europa nach Japan reisenden Passagiere bei der direkten Verbindung zwischen Rußland, China und Japan künftig nicht mehr über Dalny, sondern über Wladiwostok! befördert werden. Amerika. Die Insel Kuba ist von einem heftigen Cyklon hcimgesucht worden, dem zahlreiche Menschenleben zum Opfer gefallen sind und der schweren Schaden angerichtet hat. Die Eisenbahnverbindungen von Havanna nach dem Inneren sind unterbrochen. Lokales und Sächsisches. Schandau. Noch immer ist es den Bemühungen der Behörden nicht gelungen, den Täter der schrecklichen Verbrechen bei Postclwitz und Lichtenhain festzunchmcn und daniit unsere ganze Gegend von einem Alp zu be freien, der neuerdings schwer auf ihr lastet. Zwar sind im Laufe dieser Tage in Sebnitz, Tetschen und Rosendorf bei Hcrrnskrctschcn verschiedene verdächtige männliche Personen festgcnommen worden, die aber sämtlich mit dem Mörder nichts gemein hatten. Dagegen ge lang es, mit ziemlicher Bestimmtheit fcstzustellen, daß es sich auch im zweiten Falle bei Lichtenhain um den selben Täter handelt, der der Tat an der Botenfrau Maric Richter so gut wie überführt ist. Es handelt sich um den am 8. August 1881 in Chemnitz geborenen Handarbeiter Hugo Arthur Schilling, der den Behörden bereits sehr gut bekannt ist, da er schon vier Jahre Zuchthaus wegen SittlichkeitSvcrbrcchen verbüßt hat. Derselbe ist von mittlerer Statur, 1,63 Meter groß, trägt dunkelblondes Haar, kleines dunkles Schnurrbärtchcn, besitzt kolbige Nase und als besonderes Kennzeichen eine Narbe am rechten Unterarm. Außerdem trug er bei Verübung der Verbrechen dunklen Anzug und eine Sportmütze. Den Weg von Schandau (wo er bekannt lich in der Herberge übernachtete) nach Postclwitz legte er mit einem des Weges kommenden Fuhrwerk zurück. Erwähnt sei noch, daß die Tat unterhalb der Postelwitzer Steinbrüche, wohin er sein auf dem Elbdammc daher- kommcndes Opfer geschleppt hatte, verübt wurde. Als dann floh der Räuber durch die Steinbrüche nach den Schrammsteinen zu, wo er erstmals auf der dieses Ge biet durchkreuzenden Elbleithcnstraße wieder gesehen worden ist. Von hier aus wandte er sich nach dem Nassen Grund ins Kirnitzschtal, wo er im Kleinen Wasser fall gegen 11 Uhr Einkehr hielt, um sich bei Bier und Ausschnitt zu stärken. Auch nahm er sich zehn Stück Zigarren mit auf den Weg. Von hier aus schlug er die Richtung nach Lichtenhain ein, wo er auf sein zweites Opfer stieß, das, nachdem es vorher noch einige Besorg ungen gemacht hatte, gegen >/s1 Uhr auf dem Heimweg von Lichtcnhain begriffen war. Daß er die verbrecherische Absicht bereits in sich trug, als er sich dem Mädchen anschloß, beweist der Umstand, daß er sein Opfer auf den falschen Weg, und zwar statt auf den direkten Fuß weg nach der Lichtenhainer Mühle, dem Wohnort der Ermordeten, auf die beim Lichtenhainer Wasserfall ein- mündcnde Fahrstraße lockte. Auf diesem Wege begegneten ihm auch zwei Frauen aus Lichtenhain, von denen er eine nach dem Wege fragte. Daß das bereits über 13 Jahre alte Mädchen dem Mordbuben anscheinend willig folgte, wird auf die Furcht zurückgesührt, die das selbe stets an den Tag gelegt hatte und schien sie lieber den kleinen Umweg machen zu wollen, als den Weg allein zurückzulegcn, ohne zu ahnen, daß gerade diese Furcht ihr zum Verderben werden sollte. Die Mordstclle selbst läßt im Gegensatz zu diesem planmäßigen Vorgehen eher auf einen plötzlichen Entschluß schließen, denn nachdem die Straße zuerst meist zu beiden Seiten der Straßenböschung dicht mit Wald bestandenes Gebiet durchquert, das dem Mörder reichlich Schutz zur Ausübung seiner schändlichen Tat gemährt hätte, öffnet sich der Wald zur Linken plötzlich zu einem anmutigen, von einem kleinen Wässerchen durchrauschten Wiesentale und an dieser von beiden Setten der Straße ziemlich weit übersehbaren Stelle kennzeichnet eine nur durch die abfallende Straßenböschung von der Straße getrennte dnnkelrotc Blutlache den Ort der Tat. Der Tod scheint durch die fürchterliche Schuitt- wundc nm Halse und die dadurch hervorgcrufcne Ver blutung sehr rasch eingetretcn zu sein, denn am Tatort finden sich keinerlei Spuren, die auf einen vorher gegangenen Kampf schließen lassen. Der Körper scheint bereits völlig blutlos gewesen zu sein, als der Unmensch seinem Opfer den Unterleib auftrcnnte, denn während die Stelle, an der der Kopf des Mädchens lag, tief mit Blut durchtränkt ist, zeigen sich an anderen Stellen keinerlei Blutspuren mehr. Dagegen trat natürlich der gesamte innere Organismus zu Tage. Entgegen anderen Meldungen steht fest, daß er seinem Opfer keinerlei Gewalt antat. Der Schmerz der untröstlichen Eltern,