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SWsche DolksMuim Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn- u. Festtage. Vezugöpretsr Vierteljährl. 1 Mk. 50 Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 8858. Bei außerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. vucdHriiclttrel. beüaktion unä SercdäNrrtelkr Dresden, Pillmtzer Straße 4F. Inserate werden die Ogespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Nhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. 136«. Nr. 41. Donnerstag, den 19. Februar 1903. Ä. Jahrgang. Das Pontifikat Leos XIII.) Von Norbert Schneider. IV. (Nachdruck verboten.) Hervorragend bemühte sich Leo XIII. gleich vom An fang seiner Regierung an, in der lange Jahre hart ge prüften österreichisch-ungarischen Monarchie den Frieden wieder herznstellen. Die Liebe znm Stellvertreter Christi ist im öster reichischen Volke eng verknüpft mit der Liebe, welche es seinem angestammten Kaiserhanse . entgegenbringt. Die Demonstration beim Hinscheiden Pius' IX. war unter dem österreichischen Volke eine so spontane, allgemeine, imposante gewesen, daß selbst die Gegner der Kirche gestehen mußten, dergleichen in Oesterreich nie gesehen zu haben. Und die kindliche Liebe, welche das Volk dem großen Dulder ent gegengebracht hatte, übertrug es auch ans dessen Nachfolger. Am 0. April 1>>78 versammelte sich eine große Schar österreichischer Pilger am Throne des neuen Papstes. An der Spitze dieses Pilgerzuges befand sich einer der tapfersten Verteidiger der kirchlichen Rechte, Graf Pergen. Die Pilger waren gekommen, um am Grabe der Apostelfürsten und am Throne des Nachfolgers des heil. PctrnS Trost und Kraft zu schöpfen im Kampfe gegen die Feinde der Kirche, welche das wesentlich katholische Reich in Unglauben, in Abfall von Thron und Altar zu ziehen bemüht waren. Ter Liberalismus, eine Geburt des Protestantismus, ver schonte weder Kirche noch Staat. Der Hauptzweck der liberalen war, den katholischen Staat in einen Staat ohne Religion nmznwandeln, an Stelle des katholischen Glaubens die „Religion der Vernunft" zu setzen. Um dieses zu erzielen, wurde die „Germanisiernng" Oesterreichs unternommen. Unter dem Drucke auswärtiger Mächte mußte sich das katholische Land dem Joche der liberalen Negierung beugen. Schonungslos wurde die Kirche verfolgt, besonders unter der Negierung der Minister Benst und Andrassy in Böhmen. Zunächst trachtete Leo XIII. der kirchlichen Miß'-re dadurch nachdrücklich entgegenznarbeiten, indem er das Ansehen der Vischöfe erhöhte. Dann bemühte er sich um die Vereinigung der Katho liken; Klerus und Orden wurden, so weit dies notwendig war, reformiert, und besonders tat Leo auch sein Bestes, den Frieden unter den verschiedenen Klassen der Bevölke rung wieder herzustellen und zu sichern. Trotz alledem wurde der von der besten Absicht beseelte Papst von einer gewissen Klasse von Leuten als Feind der habsbnrgischen Monarchie hingestellt. Am 12. September 1K0!j beging das österreichische Volk die 200 jährige Feier der Befreiung Wiens. Bei dieser Gelegenheit richtete Leo XIII. ein Schreiben an den Kar dinal Erzbischof von Wien, in welchem er die Lage der Monarchie schilderte und Klerus und Volk znm Kampfe 0 Siche Nr. 38, 39 und 40 der „Sachs. Vvlkszcitiiiig". gegen den allerwttrts um sich greifenden Unglauben anf- forderte. Der Mahnruf des Stellvertreters Christi sollte nicht unerhört verhallen. Der erfolgte Sturz des liberalen Ministeriums hatte den Katholiken schon eine etwas bessere Lage verschafft. Die Regierung hatte 1KW ein neues Schulgesetz herausgegeben, ans Grund dessen die Schule nach einem religiösen Prinzip geleitet werden solle und ihre Vorstände der Religion der Mehrzahl der Schüler anzugehören haben. Dies war der erste Schritt zur Be freiung von dem Atheismus. Gegen dieses nicht mehr als billige Zugeständnis der Regierung erhoben sich die Liberalen und Inden; ihnen genügte eS nicht, den Reichtum in Händen zu haben, sie wollten auch die Religion ans den Herzen der Bevölkerung entfernen. Während versucht wurde, die Kirche mehr und mehr zu knechten, arbeiteten die Gegner von Kirche und Monarchie ruhig an ihrem Zerstörnngswerke fort. Tie soziale Lage Oesterreichs war schwer erschüttert. Ein Aufstand folgte dem andern. Mehrere Länderstriche wurden in den Belagerungszustand versetzt und eine wahre Schreckensherrschaft eingeführt. Indessen suchten aber auch die Katholiken ihre Rechte geltend zu machen. Im Herbste 1KK0 fand ans dem Schlosse Haid in Böhmen und später in Salzburg eine Katholiken Versammlung statt, und die in diesen Versammlungen gefaßten Beschlüsse übten sogar einen gewissen Einfluß ans die Regierung aus. Auch in Oesterreich blieb die Wirkung der Lehren und Ermahnungen, welche Leo XIII. in seinen verschiedenen Sendschreiben gab, nicht ans. Die Lage der Kirche gestaltete sich besser. Selbst die Lauesten hatte die lange Verfolgung ans ihrer Trägheit aufgerüttelt. Ter erste Schritt znm Bessern war getan; allein unter dem Drucke der Freimaurer und Inden, welche den Thron HabsbnrgS zu untergraben trachteten, konnte die Gesundung nur langsam vor sich gehen, und erst zu Anfang der IKOOerJahre trat eine entschiedene Wendung znm Bessern ein. Seit den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts besteht nun die kirchenfeindliche „Los von Nom"-Bewegung, welche hauptsächlich von deutsch-protestantischer Seite sehr unterstützt wird. Infolge des Sprachenstreites wuchs die Erbitterung der Dentsch-Oeslerreicher, die ihren Haß an den Geistlichen kühlten, bei welchen sie in ihrem landesverräterischen Unter nehmen keine Stütze fanden. An der Spitze der Bewegung stehen einige „Ehrenmänner", wie z. B. die Abgeordneten Schönerer, Wolfs .'c. Elfterer, der schon längst der katho lischen Kirche mir dem Scheine nach noch angehörte, trat znm Protestantismus über; ihm folgte noch eine Anzahl weiterer „Katholiken", welchen es sehr gelegen kam, ihre ihnen schon lange lästige Religion unter einem künstlichen Vorwände abznstreife». Verloren hat die katholische Kirche durch den Abfall dieser Leute nichts. Im Gegenteil, die selbe kann durch Entfernung dieser verdorbenen Elemente mir gewinnen. Auch haben sich die Hoffnungen, welche man sowohl in kirchenfeindlichen, als auch in protestan tischen Hetzkreisen ans die Bewegung gesetzt hat, nämlich einen enormen Abfall des österreichischen Volkes vom katho lischen Glauben, in keiner Weise erfüllt. Aber das eine steht schon jetzt fest, die katholische Kirche wird neu gestärkt unter festeren Zusammenschluß seiner Mitglieder ans dem Kampfe hervorgehen! Wie schon erwähnt, war eL eine der ersten Handlungen Leo's, gleich nach seiner Thronbesteigung ein Schreiben an den schweizerischen Bnndespräsidenten zu richten. Dasselbe fand jedoch keinen Anklang. In einem großen Teile der Republik wurde die Verfolgung der Kirche syste- matisch betrieben. Das Land, das wegen seiner Politischen Freiheit so geschätzt ist, hatte in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts einen wahren Ansrottniigskrieg gegen die katholische Religion unternommen. Bischöfe wurden nach Willkür der Negierung abgesetzt, Priester ihres Amtes enthoben und des Landes verwiesen. Klöster wurden auf gehoben, Kirchengüter eingezogen und die Teminarien ge schlossen. Nach dem vatikanischen Konzil wurde die Ver folgung der Kirche noch in eit rücksichtsloser betrieben. Bald nach dem Negiernngsantritt Leo's XIII. bahnte sich auch in der Schweiz nach und nach der lang erseynte Friede an. Die Lage der Katholiken besserte sich. Ein neuer Vertrag zwischen der Negierung und dem hl. Stuhle kam am 10. März 1KKK zustande, infolgedessen das Bistum Lugano errichtet wurde. Als erster Bischof von Basel - Lu gano folgte dein bereits am 2-t. Mai IKKK verstorbenen Bischof von Basel, Fiala, der NegenS des Priesterseminars von Luzern, Leonh. Haas. Die religiös politischen Ver hältnisse gestalteten sich von Tag zu Tag günsiiger. Eines der wichtigsten Ereignisse war 1K01 die Wahl eines eifrigen Katholiken, des 1)r. Josef Zemp, in den BnndeS- rat, welcher dann 1K07 als BundeSpräsident an die Spitze der Eidgenossenschaft trat. Das katholische Studium hatte sich durch die Gründung einer internationalen Uni versität in Freibnrg (1KK0> ebenfalls wieder gehoben. Man sieht, auch in der Schweiz trug das segensreiche Wirken Leo's XIII. reichliche Früchte. Dev NliLitävetat in -er Aonrinissisn. Die Bndgetkominission des Reichstags setzte die Be ratung des Etats für die Verwaltung des Neichsheeres am Dienstag fort mit dem Kapitel 21: Geldverpflegung der Truppen. Tie laufenden Ausgaben werden unverändert genehmigt, von den Mehrfordernugeii, die KO),707 Mark betragen, werden Abstriche in Höhe von etwa .70,000 Mark gemacht. Bei Kapitel 20, Bekleidung und Ausrüstung der Truppen, werden 10 Militärs und Beamte bei den Beklei- dnngsämtern des Gardekorps, des >7. und 1 l. Armeekorps verlangt. Die Personalvermehrnng ist bedingt beim Garde korps und dem 17. Korps durch die Einführung des Betriebs mit Zivil Handwerkern, beim II..Korps, dom die Fürsorge für 2 Armeekorps obliegt, ist sie notwendig, Iw Goldfieber. Ein Roman aus dem Kapland. Von Erich Friese». (<». ffortselrung.) (Nachdruck Verbote» ) Doch unten im Gesindezimmer allgemeines Kopfschütteln, Tuscheln, Vermntnngen-Anstanschen. Die ganze Sache ist doch gar zu sonderbar .... Nur Nero scheint sich nicht zu wundern. Freudebellend umspringt er seine Herrin. Er hat sie während der acht Tage schmerz lich vermißt und findet ihre Rückkehr nur natürlich. Abenddämmerung senkt sich bereits herab. Unmöglich, heute noch Paul aufznsnchen. Irenes Herz blutet bei dem Gedanken, bis morgen warten zu müssen. Das Abendessen wird anfgetragen. Unberührt nimmt Fanny es nach einer halben Stunde wieder fort. Erneutes Befremden im Gesindczimmer. Der braven Fanny stehen sogar ein Paar Helle Tränen in den munteren Aenglein. In der Nacht schläft Irene fast gar nicht. Ihre Ge danken sind beständig auf den einen Punkt gerichtet: wie kann sie den Geliebten von dem unwürdigen Verdacht der Wechselfälschung befreien? Dies und nur dies erfüllt momentan ihr ganzes Sein. Sie hat die Aufzeichnungen von Lord Roberts Rechts anwalt so oft durchgelesen, daß sie dieselben fast auswendig weiß. Wie eingebrannt in ihr Hirn erscheinen ihr all jene schrecklichen Worte. Als am nächsten Morgen der junge Tag erwacht, findet er Irene in Lord Roberts' Bibliothek. Sie sucht im Adreßbuch nach John Försters Adresse. Da Paul sein Kompagnon ist, wird sie ihn am ersten in dessen Bureau treffen. Nachdem sie die Adresse notiert und schnell eine Tasse Thee und ein paar Bisquits zu sich genommen, begiebt sie sich in Neros Begleitung auf den Weg. Zwar weiß sie, daß die Bureaus erst um neun Uhr geöffnet werden; sie hat also noch über eine Stunde Zeit. Aber es duldet sie nicht mehr im Hause. Ihr ist, als müsse sie innerhalb der vier Pfähle des Zimmers ersticken. Planlos schlendert sie nuten am Onai ans und ab. Manch' verwunderter Blick trifft die bleiche, elegant ge kleidete junge Dame. Sie achtet dessen nicht. Nero am Halsband neben sich herführend, geht sie in Gedanken ver sunken, gleichgiltig gegen alles um sie her, langsam weiter — in der Richtung nach der Adderley-Street .... Endlich, endlich erdröhnen vom Turm der St. GeorgeS- Kathedrale nenn tiefe Schläge. Nenn Uhr. Wie elektrisiert fährt Irene ans. In wenig Minuten steht sie vor dem Hanse der Adderley-Street, welches sie sich notiert hat. Mit fliegender Hast eilt sie die Treppe hinauf. Vor dem großen Messingschild „John Förster <L Paul van Gülpen, Direktoren der Diainantminen-Gcsellschaft Fortuna" bleibt sie einen Augenblick stehen. Das Geschäftsleben liegt ihr so unendlich fern. Schon die vielen Türen mit den Geschäftssinnen darüber verwirren sie. Endlich faßt sie Mut und klopft. Sofort öffnet der kleine silberbetreßtc Diener. Ein etwas verwunderter Blick streift die elegante junge Dame. „Zu wem wünschen Sie, Madame?" „Ich komme in einer besonderen Angelegenheit. Ist Herr —" „Herr Direktor Förster ist verreist." „Aber der andere — Herr van Gülpen —" „Herr van Gülpen ist da. Doch ich weiß nicht, ob er jetzt zu sprechen ist. Wollen Sie inzwischen ins Warte zimmer treten? Darf ich um ihren Namen bitten, Madame?" „Ist unnötig. Zeigen Sie mir nur sein Zimmer." Verblüfft deutet der Diener auf eine nahe Tür. Er will voraneilen und die Dame melden; doch ungeduldig schiebt Irene ihn beiseite. Mit raschen festen Schritten geht sie auf die Tür zu, auf welcher ein Schild Prangt, milden Worten: „Paul van Gülpen. Privatbureau." Leise, ohne vorheriges Klopfen öffnet sie. Paul van Gülpen sitzt am Schreibtisch vertieft in seine Arbeit. Die komplizierten Kniffe und Tricks der „Diamant minen Gesellschaft Fortuna" sind ihm noch nicht recht ge läufig. Von Herzen wünscht er, daß John Förster bald znrückkehren möge. Als er jetzt Schritte hinter sich vernimmt, ruft er erfreut: „Sind Sie es, Förster? Helfen Sie mir mal! Ich kann durchaus nicht mit dem Anfstetten der Dividende der Viktoria-Mine fertig werden!" „Paul!" Klar und hell tönt Irenes Stimme durch das Zimmer. Paul van Gülpen wendet überrascht den Kopf. „Du, Irene?" Im nächsten Augenblick schon wandelt sich die Ueber- raschnng in seinem Antlitz in Helle Freude. Rasch springt er ans und drückt seine Braut an seine Brust. „Wo kommst Du so plötzlich her, mein Lieb? Ich glaubte Dich noch in Port Elizabeth. Wie froh bin ich, daß Du da bist!" Und wieder und immer wieder küßt er ihre frischen Lippen. Nachdem die erste freudige Erregung des Wieder- sehens vorbei ist, bemerkt er gar bald ihre auffallende Blässe. „Was hast Du, mein Liebling? Du siehst so ernst ans." Forschend blickt er in die lieblichen Züge. Ja, Irene ist sehr bleich. Was sic zu sagen hat, wird ihr unendlich schwer. Und doch — es muß ja sein!" „Ich habe mit Dir zu sprechen, Paul," beginnt sic mit etwas bebender Stimme. „Bist Du sicher, daß nnS niemand stört?" „Gewiß. Aber ich kann ja noch den Schlüssel herum drehen, wenn es Dir lieber ist ... . So! Nun schieß los, mein Lieb!" (Fortsetzung folgt.)