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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189503136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950313
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950313
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-03
- Tag 1895-03-13
-
Monat
1895-03
-
Jahr
1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1895
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SS.70L. SS,bW, SSÄ7.60 ».* N,b0v- L. v. .8.74. - ot.v.ll. u>2,ioci. c;. «: SlbV »eie. r.S799.2ö «i wv/rsi. .104.608. «öor— L Llsrli »its:SVL. Ii Keik o s v Z^L Zx >,clil-viv. ». ULbv Bezug-Preis k» b« tzauptexpedttto« oder de« kn Stad», b«« -ad d« Vorort« erratet«, »u«. «ckfftellen abgeholt: oierttljährlich^44-ü<4 «1 Uvekualiaer tägltche» 8-ftell,», in« La«» 5^0. Lurch die Post bezöge« für Deutschland und Oesterreich: viertel,Lbrltch ^ 6.—. Direct» täglich« Sreuzbaudiendung ln» >u»la«d: Monatlich ^4 7.50. Df»Vvq»».«»»-«de «fchektt täglich '/,7Uhr. dt» Adead-Ausgab« Wocheotag» L Uhr. Lrdartton «n- Erve-Mo«: Johanne«,«Gr 8. Die «rpeditio« «ft Wochentag« anunterdroch», »eössaet «» früh » bi« Abmd» 7 Uhr. Filiale«: vu« Me»«'» T»rri». (Alfred Hatzn^ U«iversittt«straft» 1. Laut« Lüsche, Rettharkiraßr. 1«. vart. und »önlaSvkatz L» NWgcr Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Nnzergen-Prers die Sgespalrme Petü-eile «0 Reelamr« unter dem M»«etini«strich 14,». ivalten) 50-4. vor de« SaaMvaachrtchk, lSgrspalm») 40^. Gröber» Hchnkrn laut uaf»«« V>ch«- »erzeichnih. Tabellarischer «ad MlerUMh nach höherem Tarif. Gk1r«eVeilageU (gesalzt), „r «kt de» Vtoraeu.vlnsaad». ohne PvftbefördMMg ^4 , mit Postdefördera^ ^4 7V^ ^««ahmrschlüb f»r ^azei-r»; «»»ad-Ausgat«: vormittag» w Uhr. «»»»»»-«"»gab»: Rachmittog« »Uhr. Sonn- m»d Festtag« früh '/^ Uhr. Bei dm Filiale» u«d -lnnahmestellr« j, ein, halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet-a« di« Ardeditwu zu richten. Lr-ck »nd verlaq von «. V«l, i» Seiv^g ^132. Mittwoch den 13. Marz 1895. 89. Jahrgang. Des Busztages wegen fällt die heutige Abeird-2li«-sade aus Zur gef. Beachtung. Die pp ^vooneoteo Lo L.-ES«I>ISs, welche das Tageblatt bisher von Herrn Ili. fpittsebe -lsotifolgsi'» Mittelstraße 5 dort, bezogen haben, wollen sich dasselbe gefälligst von morgen ab von I Herrn Modert ^Altmer, Buchhandlung iu L. Gohlis, Lindenthaler Str. S, gegen Vorzeigung der Abonnementsquittung ab holen oder zusenden lassen. Die Lxpeältlon ä«8 I^elprlßer ^»Aedlrtttes. Amttiche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Unter Hinweis auf die Bestimmung in 8- 368, 2 des Reichsstraf, grsetzbuchs wird den Grundstücksbesitzern bez. Gartenindabern hiesiger Stadl bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 60 Mark oder entsprechender Haft hiermit aufgegeben, ihre Bäume, Sträucher, Hecken rc. wäkrend des Monats April dieses Jahres von den Raupen des Rtngelspinners (Lomd^i dieustria) gehörig säubern und die Raupen sowie deren Nester vertilgen zu lassen. Gleichzeitig geben wir nachstehend unter D eine kurze Beschreibung der Lebensweise und der zweckmäßigsten Bertilgungsart der an- geführten Schmetterlingsgatmng. Leipzig, am 7. März 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 1347. Or. Georgi. Stahl Ringelsptnner (Lowdzii Xeuelria). Der Schmetterling legt seine E»ec Ende Juli oder Anfang August bi- zu 400 Stück beisammen spiralförmig um eia- bis dreijährig» Aestchen. Erst vom nächsten März ab schlüpfen die Anfangs schwarzen, lang gelbbraun behaarten Räupchen aus, nähren sich zuerst von KnoSpen, später von Laub. Ihre Fraßstellen überspinnen sie mit einem leichten lockeren Gewebe, ohne ein eigentliches Nest herzu- stellen. Anfangs trifft man diese Raupen zu mehreren Hunderten gesellig an Obstbäumen, Weißdorn, Rosen, Weißbuchen, Eichen, Rüstern, Pappeln, Birken beisammen, in der Gabelung eines Astes oder ähnlichen Stellen dicht aneinandergedrängt. Mit dem zu nehmende« Wachsthum der Raupen werden diese Gesellschaften kleiner und kleiner, bis sie sich Ende Mai oder Anfang Juni gänzlich auf- lösen. Sie fressen bei Tag und Nacht und wandern von Baum zu Baum, wenn die Nahrung zu mangeln beginnt. Die erwachsene Raupe verwandelt sich im Juni in einem eirunden gelb durch stäubte« Gespinnste »u einer weichen schwarzen Puppe, der im Juli der Faller entschlüpft. Zweckmäßigste Bertilgungsweise: Zerquetschen und Vernichten der Rauven in ihren Schlupfwinkeln, aus denen sie, wenn solche hoch am Baume sich befinden, Lurch Anschlägen an die Stämme herab- geworfen werdrn können, im April. Gekanntmachung. Ja Gemäßheit des §. 1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der städtischen Wasserwerke vom 6- Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Gotttteb i-duard Homuiel, Hainsrraße Nr. 20, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei onS sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, de« S. März 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 1158. vr. Georg«. Wolfram. General-Versammlung der LrtSkrankenraffe für Leiprig und Umgegend Donnerstag, den 28. Marz L8S5, Abends 8 Uhr tm «roden Saale -er Central-Halle, Leipzig, Leatralstraße. Die Tagesordnung wird noch bekannt gegeben. Leipzig, am 12. März 1895. Der Vorstand der Ortskrankenraffe für Leipzig und Umgegend. vr. Willmar Schwabe, Vorsitzender. G. Aus dem socialdemokratischen Lager. LH Der italienische Socialdemokrat Professor Enrico Ferri hat mit seiner jüngsten Schrift „SocialiSmuS und moderne Wissenschaft" (Loemliswo e Scisnrg, kositlvL) nichts weniger als Beifall bei seinen deutschen Ge nossen gefunden. Frrri erklärt u. A., daß der Darwinismus nicht nur keinen Gegensatz gegen den SocialiSmuS, sondern daß er eine der grundlegendsten wissenschaftlichen Unterlagen des SocialiSmu» bilde und daß der SocialiSmuS nur die logische und nothwendige Consequenz des Darwinismus sei. Ferner schreibt Ferri: „Die Lehre vom Claffenkampf bedeutet, daß die menschliche Gesellschaft wie jeder andere lebendige Organismus nicht eine homogene Masse, eine gleich förmige Summe mehr oder weniger zahlreicher und un- differenziirter Individuen ist, sondern eine Organisation, die sich au« verschiedenartigen und mit der steigenden Entwicklung immer mehr differeaziirten Theilen zusammensetzt . . Die Taktik der Socialdrmokratie führt Fern auf Naturgesetze zurück. Er schreibt: ^ . . Al« Procrffe der socialen Um Wandlung kommen in Frage die Entwickelung, dir Revolution, die Revolte und die Gewaltthätigkeit gegen Personen. . . Der Proceß der Umwandlung ist um so wirksamer und zweck entsprechender, je mehr er social, je weniger individualistisch er ist. Die individualistischen Parteien verfahren persönlich auch im täglichen Kampf, der SocialiSmuS ist auch »n diesem collectivistisch, weil er kein einzelne» Individuum» sondern die ganze Gesellschaft für den gegenwärtigen Zustand der Dinge verantwortlich macht. . . . Darum sind die Processe der Evolution und Revolution, als die einzigen, die vollkommen sociale und GemeinschaflSbewegungen sind, auch die meist wirk samen; der Aufstand oder die Vergewaltigung einer Person haben dagegen nur einen unbedeutenden Einfluß auf die sociale Umgestaltung und schließen viel Inhumanes und Anti sociales in sich . . Diese Ausführungen des „Genossen" Ferri, insbesondere die ersteren, mußten unsere Marxisten selbstverständlich ver» schnupfen, und es veröffentlicht nun auch der „Parteitbeoretiker" Karl KautSky in der von ihm redigirten „Neuen Zeit" eine Entgegnung, in welcher er die Behauptung, daß der Darwinismus eine grundlegende Unterlage des SocialiSmuS und dieser die logische Consequen; deö Darwinismus sei, als falsch erklärt. Marx habe seine GeschichtSauffassuiig im Verein mit Engels sckon 1847 im „Communistischen Mani fest" niedergeleat, während Darwin s Werk erst l859 er schienen sei. lieber die von Ferri aufgeführten Processe der socialen Umwandlung läßt sich KautSky wörtlich also aus: „Diese vier Processe sind einander keineswegs coordinirt. Die Entwicklung schließt die Revolution nicht auS; diese ist nur eine besondere Phase, eine besondere, unter be stimmten Bedingungen eintretende Form der Entwicklung. Und der Aufstand und der Kampf gegen Personen sind nur besondere Formen des großen Kampfes, der die Triebkraft der gesellschaftlichen Entwicklung bildet. Dieselbe ist nicht ein Vorgang, der außerhalb dieser Kämpfe von selbst vor sich geht, nicht ein Vorgang, der wirksamer ist, als die einzelnen Arten des Kampfes und der sie ausschließt. Die gesellschaftliche Entwicklung ist erst daS Ergebniß der Kampfe in der Gesellschaft. Wenn die Socialvemokratie beute den Aufstand unk Attentate aus einzelne Personen verwirft, so deswegen, weil die historisch gegebenen politischen und socialen Verhältnisse diese Arten des Kampfes zu unwirksamen machen und das Proletariat auf andere, wirksamere verweisen, Streiks, BoycottS, Wahlkämpfe, parlamentarische Kämpfe und dergleichen; nicht aber des wegen, weil „Evolution und Revolution physiologisch", Auf stände und Attentate „pathologisch" sind. Es bat historische Situationen gegeben, in denen Ausstände oder Gewalttbaten gegen Einzelne sehr wirksa me Methoden des ElaffenkampfeS, der „Evolution und Revolution", waren. Glaubt Ferri nicht auch, daß der Bastillensturm oder die Hinrichtung Ludwig'« XVI. für die gesellschaftliche Entwicklung ebenso bedeutsame, ja bedeutsamere Momente bildeten, als heute manche gewonnene Wahlschlacht oder mancher ge wonnene Streik? Nicht einmal daS möchten wir Ferri zugeben, daß der persönliche Kampf „individualistisch" sei, daß die Social demokratie nickt einzelne Individuen bekämpfe, sondern nur das System. Die Gesellschaft ist eben doch kein Organismus nach der Art der Thiere, kein Individuum; sie, und ebenso ihre Unterabtbeilung, die Claffe, kann nicht für sich agiren, sondern nur durch einzelne ihrer Mitglieder. WaS sich in den ökonomischen und politischen Kämpfen zunächst entgegentritt, sind nicht Systeme oder Interessen, sondern Personen als Träger von Systemen und Interessen, und ich kann diese nickt wirksam bekämpfen, wenn ich nicht auch jene bekämpfe. Man kann nicht eine Monarchie in eine Republik verwandeln, ohne einen Monarchen abzusetzen, man kann nicht das capitalistiscbe System durch das socialistische ersetzen, obne die Capitalisten zu expropriireu u. s. w. Für den materia listischen Historiker, der nach den Ursachen der Elaffen kämpfe forscht, mögen die Personen Nebensache sein, nicht für den Kämpfer, bei dem es sich nicht darum bandelt, den Kampf zu erklären, sondern ihn siegreich zu führen. Tie Social demokratie bat gar keine Ursache, den Claffenkampf zu mysti- ficiren, wie es ihre Gegner gerne thun. Die Agrarier mögen sich als „Laadwirtbschast" maSkiren, die Capitalisten als die „Industrie", die Bureaukraten als der „Staat", die Social demokraten sind nicht „die Arbeit", sondern die Arbeiter. Ein jeder Kampf bringt aber unvermeidlich einzelne Per sonen in den Vordergrund, die tbeils wegen ibrer persönlichen Eigenschaften, tbeils durch die Gunst der Umstände zu Vor kämpfern und Führern werden. Welches immer das Ver bältniß eine- solchen FübrerS zu der Claffe oder Partei sein mag, der er angebört, ob er sie wirklich führt oder von ihr geschoben wird, stets vereinigt er in seiner Person ein gut Theil der gesellschaftlichen Macht jener Elemente, die hinter ibm stehen. Der Kampf gegen eine Claffe oder Partei wird sich kaber stets mit besonderer Wucht gegen einzelne ihrer Führer richten. Daß die Personen der Vorkämpfer und Führer in erster Linie angegriffen werden, gebt aus der Natur de» Kampfes hervor, und e« ändert nichts Wesentliches daran, ob di« «ine der kämpfenden Parteien individualistisch ist oder collectivistisch, ob sie die Verbältnisse für ein Product de- Wirkens der Personen oder umgekehrt letztere für ein Product der Verbältnisse erklärt. So bat die Socialvemokratie BiSmarck und Casimir-Perier bekämpft, so bekämpft sie EriSpi... Während in der socialdemokratischen Presse und Literatur seit Jahren die revolutionaire Absicht geflissentlich abgeleugnet und die „Evolution", sowie daS „Hineinwachsen in den ZukunftSstaat" — eine Liebknecht'sche Erfindung — behauptet wird, erklärt Kautskv die Revolution für eine besondere Pbase der gesellschaftlichen Entwickelung, die unter de stimmten Bedingungen eintritt. Nicht minder interessant ist es, daß KautSky, im strikten Gegensatz zur social demokratischen Presse, zugiebt, daß die Socialdemokratie nicht nur daS System, resp. die gegnerischen Classen, sondern auch die Führer und Vertreter derselben bekämpft, ja daß der Kampf auch gar nicht anders geführt werden könne Selbst Aufstände und Gewaltthaten seien nur zu verwerfen, so weit sit Unwirksam seien und eS an besseren, erfolgreicheren Kampfesmitteln fehle. Der persönliche Kampf ist, nach KautSky, nicht individualistisch, denn die Socialdemokratie filbrt ihn auch, und die Träger von Systemen und Interessen müssen in erster Linie angegriffen werden. Ja, wodurch unterscheiden fick dann in der Hauptsache die Socialdemo kraten von den Anarchisten, die dieselbe Taktik, wenn auch in schärferer Form, befolgen? Die Anarchisten halten sich eben an die einzelnen hervorragenden Personen, und zwar des Präsidenten Caruot durch Caserio principiell geradelt, sondern nur au- takt.fchen wrunoen gemißdilligt. — Deutsches Reich. L. Berlin, 12. März. 2m "D°rwärtS" ist zu lesen: „W-sh°^ find, uns denn England^unv ^menka^i^ DinAHLnik iNehr^'V 2"L"id^L^? weii vorl die Menschen, die sich hervonhnn durch ihre L ungen. otine Weiteres und anständig bezahl, werden. Daher s w r uns so viele Erfindungen aus der Fremde holen und vegmnen v uns mit Nachahmungen, wenn die Tinge ,n den UNprung-ländern Es'b°auch"nicht erst gesagt zu werden. d°ß d°S social- demokratische Blatt mit diesem Urtheile ungeheuerlich über treckt und den „tausend Dingen", in denen d,e Technik de Engländer und Amerikaner den Deutfchen über egen ist. ehr vieL andere - gezäblt baden wir sie -U-rding- mcht - gegenu r- sieben, bei denen das Umgekehrte der Fall 'ck technischen Zweigen ist Deutschland der trotz aller Beinubungen unerreichte Lehrer der anderen Volker. Indessen die Ber kleinerung des eigenen Landes, verbunden "" ".nem lr,fen Versuch zur Drnunciation, wie er sich ia auch m der an geführten Auslassung des „Vorwärts" findet, st man von der deutschen Socialdemokratie gewohnt. Neu hingegen «st es, an jener Stelle einer so vernichtenden Verurlbeitung deS Zu- kunftsstaates zu begegnen. In diesem sollen hervorragende Leistungen nicht nur nicht obne Weiteres und anständig, sondern überhaupt nicht bezahlt werden, und da der „Vorwärts in der Hoffnung auf materiellen Erfolg den Antrieb zu ausgezeichneten Leistungen erblickt, so räumt er durch seine nächste Schlußfolgerung ein, waS Andere me bezweifelt baben, daß nämlich der Zukunftsstaat, die socralistlsche „Gesellschaft vaS Ende eines jeden menschlichen Forschritt- wäre. * Berlin, 12. März. Eine Anzahl Presbyterien aus Westfalen und Rheinland batten einen Protest gegen die liberale Tbeolo g-'e mit Bezug auf die Vorgänge bei dem FeriencursuS in Bonn an den preußischen Evangelischen Oberkirckenratb gelangen lassen, der mit dem Verlangen schloß, „daß unsere jungen Theologen ans den Hochschulen ,n der wahren Erkenntniß der göttlichen Geheimnisse auf Grund des Wortes GotteS in Uebereinstimmung mit den Bekenutniß- schriften unterwiesen und befestigt werden". Auf diese Ein- abe ist nun. wie der „Krzztg." mitgetheilt wird, unterm . Mär; ein Bescheid ergangen, der im Wesentlichen folgendermaßen lautet: „.. Wir verkennen nicht, baß wissenschaftliche Erörterungen über die Heilswahrheiten des Lhrislentbums und die heilige Geschichte, insoweit sie zu dem in der Kirche anerkannten Ausdruck deS Glaubens in Gegensatz treten, geeignet sind, in den an dem schlichten Glaubensgebalt der heiligen Schrift sestbaltenden Kreisen Ver evangelischen Christenheit Beunruhigung hervorzurusen, und wir würdigen die deshalb bei Leitern and Pflegern christlicher Ge meinden entstandenen Bedenken und Sorgen. Insbesondere br- klagen wir, baß es nicht immer vermieden worden ist, zweifelhafte Aufstellungen gelehrter Forschung weiteren Kreisen in einer Form nabezubringen. welche den Unter'chied ausgesprochener Bermuthung und erwiesener Wahrheit auch bei solchen Punkten nicht erkennbar macht, wo es sich um den Grundbestand deS gemeinen Edristen- glaubens und der der Kirche von ihrem Herrn übergebenen Gnaden- mittel handelt. Dem gegenüber kann eS zur Beruhigung dienen, daß solche Aus führungen einzelner Gelehrten untereinander sich vielfach wider sprechen. daß sie nur geweilte Anerkennung auch in den theologisch wissenschaftlichen Kreisen finden und daß im Streit der Meinungen, der von der Arbeit der Wissenschaft niemals ausgeschlossen werden kann, die evangelische Wahrheit, wie sie von der Kirche, dem resor- matorischen Bekenn miß gemäß, geglaubt wird, unter den Männern der theologischen Wissenschaft keineswegs verlassen und unbezeugt dasteht. Andererseits dark nicht unbeachtet bleiben, daß es der grund sätzlichen Stellung unserer evangelischen Kirche, welche auch aus dem Gebiet der Lehre zu immer größerer Klarheit und Wahrheit hindurchzudringen trachtet, widersprechen würde, wollte man jenen Forschungen mit äußerlichen Mitteln zu begegnen suchen; vielmehr muß daran festgehalten werden, daß Irrthümer, welche bei der wissenschaftlichen Forichung austauchen, nur durch Bezeugung der Wahrheit und durch dir Waffen wissen- schaftlicher Erörterung bekämpft und überwunden werden können. Auf diesem Wege hat in der Kirche des reinen Evangeliums schon manche ernste KrisiS zur Läuterung und Befestigung christlicher Glaubenserkenntniß geführt. Neben der wissenschaftlichen Forschung handelt eS sich aber für die Kirche bei den theologischen Facultäten um die grund legende Ausbildung der für das geistliche Amt sich vorbereitenden lungen Männer. Die Kirche muß erwarten, daß die theologischen ssitätslehrer sich in ihrem Gewissen gebunden halten, ihre wissenschaftliche Lehrthätigkeit unter die Autorität des Wortes Gottes zu stellen und auf das Bekenntniß der Kirche, welcher sie angehüren Arbeit dienen soll, gebührende Rücksicht zn nehmen. Deshalb erkennen wir es nach wie vor für unsere Pflicht, dahin zu wirken, daß eS den theologischen Facultäten an fest im evangelischen Glauben stehenden Lehrern nicht fehle. Wir haben nicht unterlasse«, Do«, waS wir in dieser Beziehung tur nothwendig hatten, auch an der Stell», welch» über die Be. setzung der akademischen Lehrstühle zu entscheiden bat, zum Ausdruck zu bringen, und dürfen hoffen, daß es unseren Be. mühungen an Entgegenkommen nicht fehlen wird . . . Borkhansrn." V. Berlin, 12. März. (Telegramm.) DaS Katser daar unternahm gestern Nachmittag «ine gemeinsame Spazier- fahrt. Zur Abendtafel, welche um 6-/4 Uhr stattsand d" und die Herzogin, sowie Prinz Albert von SchIeSw,g-Holste,n.Sonderbnrg.Glücksbura geladen. Nach der Abendtafel besuch ey d.e Ma,estä.en vnt den Gästen da« ^ Ubr nahm der Kaiser den - » ^b»fs beS Geheimen Civil-Cabinet« entaeaen u"d,,"öffnete um lO Uhr die Sitzungen des Engeren AuS l'»/' UU^N. Red.) Abends um Teckl!nbur? a^L,^ des Fürsten v. Bentheim ^ .„ ^?ulaßl,ch dessen Beförderung zum Major der Armee rntgegenzunehmen. Um 8 Uhr ' sind u. A. sämmtliche Herren der hiesigen bayerischen Gesandtschaft, der Reichskanzler und der Staattsecretair des Auswärtigen. V. Berlin, 12. März. (Telegramm.) Die Sitzung der Engeren Versammlung de» LtaatSrathS ist heute, wir schon kurz gemeldet, vom Kaiser im Saale deS Bundesraths (Reichsamt deS Innern) mit folgender Ansprache eröffnet worden: „Meine Herren! Die andauernd ungünstige Lage -er Land- wirthschaft macht es, wie Ich dies wirderholt ausgesprochen habe, Meiner Regierung zur unabweisbaren Pflicht, Mittel und Wege zn suchen, welche den Ertrag der Bodenbewirthschaftuug z« heben und damit die Gefahren abzuwenden geeignet sind, denen di« landbau- treibende Bevölkerung z. Zt. ausgesetzt ist. Je lebhafter die Frage der Abwehr des Nothstandes in immer weiteren Kreisen erörtert wird, je zahlreicher und einschneidender die Vorschläge sind, weiche dieser Opernhaus. Vortrag de« suite Schlosse Bayern zur ein Feier Diner W ü I» findet im Abwehr dienen sollen, um so gründlicher und sorgfültiger wird ihre Prüfung vorgenommen werden müssen. In dieser Erwägung habe Ich beschlossen, die gutachtliche Aeußerung des StaatsrathS zu erfordern, dessen Engere Versammlung durch eine Anzahl von Männern verstärkt worden ist, von deren praktischer oder wissen schaftlicher Thäligkeit ein sachgemäßes Urtheil icker die znr Erörtc- rung stehenden Fragen erwartet werden darf. Ich drücke Ihnen Meinen Tank für die Bereitwilligkeit aus, mit welcher Sie Meiner Berufung gefolgt sind. Von den Berathnngen dieser Versammlung verspreche Ich Mir den Erfolg, daßdie weitauseinandergchenden Auffassungen über daS aus dem vorliegenden Gebiete Mögliche und Erreichbare berich tigt und der Verständigung näher geführt, und daß daneben für Meine und Meiner Regierung Entschließungen werthvolle Grundlagen ge wonnen werden. ES wird Mir zur Genugthumzg gereichen, wenn die aus Ihrer Mitte hervorgehenden Vorschläge eine Gestalt an- nehmen, welche ihr« Durchführbarkeit erkennen läßt, und wenn Ihre Berathnngen sich ans Ziele richten, welche ohne Verletzung anderer, berechtigter Interessen und unter Achtung bestehender Vertragsverhältuisse den ans der Landwtrth- schüft lastenden Druck thunlichst zu beseitigen geeignet sind." Die Verhandlungen, welche vom Kaiser emgeleitet wurden, betreffen als ersten Gegenstand der Tagesordnung Maßregeln :ur Hebung der Getreidepreise und wurden bis zum beginn der Pause, 1 Uhr Mittags, fortgesetzt. (7) Berlin, 12. März. (Telegramm.) Die gestrige Nachricht der „Post", betreffend die Ernennung deS Re gierungs-Präsidenten v. Hcydebrandt zum Dber-Prisidenlcn von Lstpreussen ist nach der „Nordd. Allgem. Ztg." un zutreffend. (D Berlin, 12. März. (Telegramms Der Antrag Kanitz wurde mit 103 Unterschriften im Reichstage ein gebracht. — In den „Münch. N. N." lesen wir: „Die dem Fürsten BiSmarck vom Kaiser zugedachte Ehrung entzieht sich völlig der Oeffenllicbkeit. Die Mittheilungen beruhen lediglich aus Vermuthungen, da eine Ueberraschung geplant ist." — WaS über die unausbleiblichen Folgen der — aller dings nicht zu erwartenden — Annahme deS Centrums antragS auf Wiederherstellung der Artikel 15, 10 und 18 der preußischen Verfassung gesagt wurde, bestätigt der klerikale „Westsäl. Merkur" höchst unbefangen wie folgt: „Besonders die Artikel 15 und 18 würden von großer praktischer Bedeutung sein. ES würde das bureaukratische Hineinregieren und Hineinreven in alle möglichen kirchlichen Dinge ein Ende haben und namentlich die katholischen Orden Luft bekommen. Desgleichen würde die An zeige Pflicht für dir Geistlichen in ihrem jetzigen weiten Umfange beseitigt sein. Die kirchliche Vermögensverwaltung würde allein nach den kirchlichen Anordnungen stattfinden. Nöthigenfalls wird das Centrum auch bereit sein, »ach Annahme seines Antrages eine weitere Anzahl von Anträgen zu tellen, durch welche die der Verfassung widersprechende« Gesetze und Verordnungen aufgehoben würden." — Der Socialpolitiker vr. Rudolph Meyer schreibt in der „Gegenwart", daß der Urbrber der Kanitz'schen Pläne ver österreichische Kunstmüller Till in Bruck sei. Am 26. November 1893 habe sich Herr Till an den Herrn v. Ploetz gewandt, den Vorsitzenden des Bunde« der Land- wirthe, der unter dem 3. Januar 1894 erwiderte: „So sympathisch manche Ihrer Vorschläge mir auch sind, halte ich es doch für sehr schwierig, dieselben durchzuführen und um so mehr, da sie uns sehr dem soctaltsttschen Staate näher führen würden." — Die beiden in der Ausrüstung befindlichen Kreuzer vierter Claffe, „Schwalbe" und „Habicht", geben, laut dem „B. T", an Stelle des kleineren Kreuzers „Möwe" und de? 1878 erbauten Kanonenbootes „Hyäne" nach der ost- afrikanischen bezw. westafrikanischen Station. — Die Stadtvoigtei hatte gestern mit 1827 Ge fangenen den höchsten Bestand, der bisher in diesem Winter überhaupt erreicht ist. Der lange Winter mit seiner Arbeitslosigkeit dürfte als die Ursache dieser Erscheinung an- zusehtt, sein. Im Vorjahre waren um die jetzige Zeit Bau- und Erdarbeiter, schon längst im Gange. Auch Plötzensee mrt 2305 Gefangenen ist zur Zeit überfüllt. * AuS RordschleSwt«, 1 l. März. Der sogenannte „Skole- lorenlng sor det uordligr SleSwig" (Schulverein für das nördliche Schleswig) hielt kürzlich in WogenS seine General- Versammlung ab, die stark besucht war. Nach dem Jahres bericht ist die Zahl der Mitglieder im letzten Jahre von 4202 auf 4319 gestiegen. Der Verein hatte im verflossenen Jahre eine Gcsammtrinnahmr von 20 580 ^ Lübeck, N. März. Nachdem sich der Senat mit aller Entschiedenheit gegen die Errichtung einer LüdeckischenStaatS- lotterie ausgesprochen hat, glaubte man, die Sacke sei hiermit abgethan. Allein die gesetzgebenden Körperschaften scheinen keineswegs gewillt zu sein, auf diese ergiebig« Steuer- quellr Verzicht zu leisten. Der BürgeranSschuß beschloß nämlick u. A., da» Staatsbudget, dessen Fehlbetrag von 402 000 ^ aus 356 754,89 ermäßigt wurde, der Bürger Geburtstages deS Prmzregenten von I sckaft zur Mitgenehmigung zu empfehlen; dieselbe ist zu er- zu e.mgefl^o Gedecken statt. Geladen j suchen, di. vom Senate zur Deckung de« F«hlb.trag„
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