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Dresdner Journal : 03.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187409039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-09
- Tag 1874-09-03
-
Monat
1874-09
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 03.09.1874
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it Schiertz i« «rlKarl Heia- Herr GotÜob :aucasteiu, i« V, geb Klein - ulsnitz. W kraße, etso, «II«m 6010 b 6er kiee, allein echt »n Hoflieferant, iv tag. >rook, >ens. tPr^S. /8. Mchaft. fLbnk, 1, II., chtigung. ^204. Donnerstag, de» L September 1874 Ldo»»»»»nt»pr«l»: I» « ^UrrUod:. - - « 8»;^«. tritt?o»t-»vck ^jUirUck: 1 H»1r lb ki«r 8tEpvI»u»vkIidg tüarn. k»v»«Io« Hummern: 1 ligr. lnaeratenprelaer isgr 6en kaum oinor goevutteusu ketitaeil«: 2 kigr. Vater „kiugsoauär" äi« 2«ilo: b Hgr. Lraedelnen: lltgliod mit >wmat»me 6er Sonn- anä Feiertage, -tb«u6» kür 6on kolgouüeu l ag. Zres-nerIourml. VerantwoMcher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. la-eratenaaaadmv »narrlrtat Lalxrtg: H /trun6»tetter, OommisaionLr 6« l>re»6uor Journal»; eben6»a : Lu-en u. L ?>e^er, Samdurg-Ierlt» Vt»»-1^>x»qs-S»»«I-Lr«»I»«-rr»lkülrt» N.: ^/aazemree»n et l^vAker, Lerlia Vt«o-R»mdurg-kr»g-L«tptt^-7^«»k- kurl » H Ilimekea t Auel. ^ko«e, LerUa t ^4. 7»:a/t6^i<ian1,4/ FiLrec^t, Nr«»«»: kl, >>c^ott«, Ire» Um: F.ÄanAen» küreuii; 0k«ouUt»: k>'r. ^oiAt, Nr»»'- turl» H.: L' ^arArr'eotiv uF 6. //errmei^,»'»cke kucdd^ 7)a»«LrFt7o., vürUt«: 7nv-O., U«»»or,r: 0'. Lc^«s6rr, karii! k/eieel«, Faulte, L«l/:er et 6Ä., Stuttgart: k>auLr et t>'o., L'üci6. ^»»wnern-Lürea«, VI«»: Itt OMrttt. Uprausxodorr küniffl. krpvüilian 6e^ I>re»6iil>r Journal«, 4>rc»6eu, »tpr^idrettlte'n^u^ti Ko. 1. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König Haden allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Generaldirector der Staats- eisendahuttt von Tschirschky und Bögendorf den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ver liehenen St. Stanislausorden 2. Klasse mit dem Stern annehmr und trage. Bekanntmachung, die Au-loosung königlich sächsischer Staatspapiere betreffend. Die öffentliche Ausloosung der planmäßig am 1. April 1875 zur Rückzahlung gelangenden 3 'io landschaftlichen Ob igationen v. I. 1830, 4^> Staatsschulden-Cassenscheine v. I. 1847 und 3 Staatsschulden-Cas enscheine v. I. 1855 soll den 15. September diese- JahreS und folgmde Tage, Vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Landhause I. Etage stattfinden. Die Auszahlung der laut der Ziehungslisten von 19. und 21. März dieses Jahres ausgeloosten, cm I. October dieses Jahres fälligen Kapitalien der ob- gedachten landschaftlichen Obligationen und Staats schuldencassenscheine, sowie der am gleichen Tage fällig werdenden, laut der Ziehungslisten vom 11. December 1873 und bez. 19. März 1874 ausgeloosten, au/ den Staat übernommenen Albertseisenbahn-Prioritätsobliga tionen lät. 6. und I)., ungleichen der am 30. September resp. 1. October dieses Jahres fälligen Zinsen ver vor stehend bezeichneten landschaftlichen Obligationen und Staatsschulden-Cassenscheine und der Albrrtseisenbahn- Prioritätsobligationen Dit. 0. und D. soll ebenfalls am 15. dieses Monats beginnen und können von diesem Tage an die fälligen Kapitalien und Zinsen gegen Rückgabe der betreffenden Kapitalscheinc und Zinsdocumente bei der hiesigen Staats- schuldencassc sowohl als auch bei der Lotteric-Darlehn- Casse in Leipzig erhoben werden. Dresden, den 1. September 1874. -er Lau-tagrairschuß zu Verwaltung der Ataatzschvi-en. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Uedersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesfleschichte. (Dresden. Großenhain. Berlin. Posen. Parw. Rom. London.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichteu. (Dittersbach.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Eingesandtes. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 2. September, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der hier tagende Verein der deutschen Strafanstaltsbeamten hat »u seinem Präsidenten den Generalstaatsanwalt vr. Schwarze au- Dresden gewählt. Lu Vicepräfidentrn wurden geh. OberregirrungSrat h Illing und geh. Ober- zustizrath Starke auS Berlin, sowie Oberappell- rath Peterssen auS München gewählt. Perpignan, DienStag, 1. September. (W. T. B.) Bei den Truppen de- CarlistenführrrS SabällS kommen täglich zahlreiche Desertionen vor. Wegen erneuter Verletzung der Grenze durch die Earlisten ist eine französische Truppenabthei- lung unter daS Gewehr getreten. Gegen Puycerda unternahmen die Earlisten in der letzten Nacht eiam neuen heftigen Sturm, der siegreich abge- schlagen wurde. Zn der Vorstadt stehen mehrere Gebäude in Flammen. Genf, DieaStag, 1. September, Nachmittag« (W T.B.) Die Mitglieder de- im Herbste vorigen IahreS zu Gent gegründeten internationalen Zn- ÄtutS für Völkerrecht, welche hier zu einer Ver sammlung zusammengetreten fiud, haben den bis herigen Präsidenten, Commandeur Mancini und die Bicepräkdrnten Bluntschli und de Parieu al- solche bestätigt. Rew-Uork, DienStag, 1. Sevtember (W. T. B., Kabeltelegramm.) Bei einem Zusammenstoß zwischen Weißen und Negern in Louisiana find v Führer der letzteren von der Bevölkerung gelyncht worden Nachrichten au- der Havana zufolge sind die Insurgenten wieder sehr rührig; m dem Innern de- Lande- war eS zwischen den Insurgenten und den Regierungstruppen zu mehrfachen Gefechten gekommen, der AuSgang derselben war aber un entschieden geblieben. Tagesgeschichte. Dresden, 2. September. Der heutige Jahrestag der für die deutschen Waffen so ruhmvollen und für die Neugestaltung unseres deutschen Reiches so folgenreichen Schlacht bei Sedan ist hier, wie wohl im ganzen Lande, unter Bctheiligung aller Kreise in einer eines National festes würdigen Weise gefeiert worden. Die Kirchen nnd Schulen des Landes, auch die katholische», feierten den Tag durch Glockengcläutc, Gottesdicust und Fest acte, die Ministerien und die königlichen und städtischen Behörden hatten durch Schließung ihrer Kanzleien, die Kaufmannschaft und der Gcwerbestand durch Schließung der Geschästslocale die Betheiligung ihres Beamten- und Ardeitspersonals erleichtert, und für die größtentheils behufs der Herbstübungen in Cantonnements be findlichen Truppen war auf allerhöchsten Befehl ein all gemeiner Rasttag angeordnet worden. Unsere Stadt prangte schon am frühen Morgen im reichsten Festschmuck; der Thurm des königl. Schlosses, die königlichen und städtischen Gebäude, sowie viele Privat- häuscr sind mit Flaggen in den deutschen und sächsischen Far ben geschmückt. Die Feier begann bereits Morgens 6 Uhr durch ein Concert auf dem zum freien Eintritt geöffneten k. Belvedere der Brühl'schen Terrasse, welche Se. Maje stät der König dem Fcstcomitö zu den öffentlichen Fest lichkeiten des Tages überlassen hat. Unterdessen hatten sich die Vertreter der Stadt, die Comitämitglieder, die Gesang- und Turnvereine, die Jnnungsgenossenschaften, die Dresdner Kriegervcreine und mehrere andere Cor- porationen mit ihren Emblemen und verschiedenen Mu sikchören auf der Terrasse versammelt, von wo auS man sich gegen 7 Uhr in festlichem Zuge nach dem Neumarkte begab. Nachdem dieser imposautc Zug, in welchem wir mehr als vierzig Fahnen bemerkten, auf dem von einer unab sehbaren Menge bereits gefüllten Neumarkte augelangt war, bildeten die Eorporationen ein Carrs um ein an der westlichen Seite des Platzes ausgestelltes Podium, und nun wurde zunächst von den Gesangvereinen der Choral „Nun danket Alle Gott" intonirt, in welchen die gesammtc Festversammlung einstimmte, während gleich zeitig das Geläute der Glocken der sämmtlichcn Kirchen der Stadt ertönte. Nachdem die letzten Strophen des geistlichen Liedes verklungen, begab sich der Vorsteher des Stadtverordnetencollegiums, Hofrath Ackermann, auf das Podium, entblößte das Haupt und sprach mit lauter und weithin vernehmlicher Stimme das nachstehende Gebet: Deutschland, Deutschland über Alles, lieber Alles in der Welt! Allgerechter in dem Himmel Du hast Deutschland hochgestellt! Du hast unsre tapfer« Söhne Starr gemacht in Feindes Land, Du hast um des Polkes Stämme Neu gelegt ein einend Band; Du hast eingesetzt den Kaiser In des Ruhmes Strahlenglanz, Du hast uns geschmückt den König Mit dem grünen Lorbeerkran;; D u hast Helden uns gegeben, Die uns reichen Sieg gebracht — Du hast den gesallnen Brüdern Friedevoll ihr Grab gemacht. Gott da oben, hilf uns weiter, Segne, segne unser Reich, Laß gedeihen, was wir schaffen, Mache Alles recht und gleich; Hör' auch heute unser Danklied, Das vom Markt zum Himmel zog. Hör' uns, wenn wir jubelnd rufen: Deutschland über Alles hoch! In wahrer Feststimmung wurde dieses Hoch von der Menge drei Rial begeistert wiederholt, und cs folgte so dann unter 'Musikbegleitung „Die Wacht am Rhein", womit diese Morgcnandacht ihren Abschluß fand. Vormittags 9 Uhr sand in sämmtlichcn evangelischen Kirchen Gottesdienst statt, dem in der Hof- und So- phienkirche die Herren Staatsminister und die Spitzen der königl. Behörden, sowie der Oberbürgermeister bei wohnten. In der katholischen Hofkirche wurde um 11 Uhr ein feierliches Hochamt durch den Bischof Forwerk celebrirt. Ebenso hielt der Oberrabbiner vr. Landan in der Synagoge einen Gottesdienst ab. Die höheren Lehr anstalten und die Schulen blieben für den Unterricht geschlossen und feierten den Tag durch Festacte. Von Nachmittag 3 Uhr an finden auf der mit Guirlanden, Fahnen, großen Transparcntbildern u. s. w. reich geschmückten Brühl'schen Terrasse Concerte statt, deren Ausführung drei Musikchöre, die Dreyßig'schc Singakademie, eine Anzahl Männergesangvereine und ein Knabenchor übernommen haben. Für diese Musikpro- ductionen ist Nachmittags 6 Uhr ein Besuch Sr. Maje stät des Königs in Aussicht gestellt. Gleichzeitig wer den von der „Liedertafel" auf dem Waldschlößchcn, vom „Orpheus" auf dem Fcldschlößchc» und von einer Ver einigung jüngerer Männergesangvercine im Garten des „Münchner Hofes" Festconcertc abgehalten, deren Er trag für patriotische Zwecke, zum Besten des Albertver eins und zur Unterstützung hilfsbedürftiger Invaliden bestimmt ist. Den Beschluß der Feierlichkeiten, die bis jetzt von dem herrlichsten Wetter begünstigt sind, bildet das im Saale des Gewerbehauses abzuhaltcude Festbaukct, den; auch die hier anwesenden Herren Staatsminister, der k. preußische Gesandte rc. beiwohnen werden, bei welchem Hr. Staatsminister Di. v. Gerber die Festrede halten wird und über das wir morgen noch ausführlich be richten werden. Auch in zahlreichen andern Localen wer den von Vereinen u. s. w. entsprechende Feierlichkeiten veranstaltet. Die hier anwesenden akademischen Bürger Leipzigs hatten sich bereits gestern Abend in den Rau men des Restaurant „Boulevard" zu einem Festcommers versammelt. Am heutigen Abend werden sowohl der Haupt festplatz, die Brühl'sche Terrasse, als auch die öffentlichen Plätze der Stadt in festlicher Weise durch ausgestellte Candelaber erleuchtet werden. F Großenhain, 1. September. Se. Majestät der König geruhte in Begleitung Ihrer königl. Hoheiten des Generalfeldmarschalls Prinzen Friedrich Karl von Preußen und des commandircnden Generals Prinzen Georg, Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Altenburg, des Generals v. Podbiclski, des Kriegsministers v. Fa brice Exellenzen rc. mit hohem Gefolge den gestrigen Feuilleton. Redigirt von Otto Baue?. Aus der Jnseetenwelt. Bekannt und oft ausgesprochen ist cs, daß die kleine Welt der Jnsecten auf die geschichtliche Erdbildung und auf den Haushalt in der Natur mehr Einfluß aus geübt hat und immer noch ausübt, als irgend ein anderes Reich der Thiere. In Bezug auf diese Wichtig keit der kleinen Geschöpfe und auf das Interesse, welches so viele derselben finden oder den Menschen abnöthigen, ist höchst dankenswerth ein lichtvolles Urtheil und eine klare Auseinandersetzung über die Menge der Arten und ihre Verlheilung auf Erden. Dieses Urtheil, welches besonders auf den Bildungs- und Wandlungsproceß mit parteiloser, echt wissenschaftlicher Berücksichtigung neuer Theorien eingeht, entnehmen wir hier dem Auf sätze des bekannten Entomologen, H. v. Kiesenwetter, der sich durch die Feinheit und Ruhe seiner Beobachtungen in seinem Fache den Ruf einer hochgeachteten Capacität erworben hat. Der Autor sagt in jenem Aufsatze, der im neuesten Jahresbericht des Dresdner Vereins für Erdkunde ent halten ist: Die Idee von einer uranfängltchen Schöpfung, deren unveränderte autochthone Descendenten wir noch heute in den einzelnen verschiedenen Faunengebieten unwan delbar antreffen, sowie nicht minder der Gedanke von einer Reihe selbstständiger, aufeinander folgender Neu schöpfungen, als Beginn besonderer Schöpfungsprrioden, ist in der Gegenwart allgemein aufgegeben. Der in zahllosen paläontologischen Vorkommnissen niedergrlegte Schöpfungsbericht lehrt mit zu entschiedener Evidenz, daß Flora und Fauna der Erde zwar im Laufe der Zeiten große Veränderungen erlitten haben, daß aber die jetzt lebenden Arten gleichwohl mit den früher existiren- den in der Grundlage — selbst in minder wesentlichen Punkten — übereinstimmen, so daß man sich der Ueber- zeugung, sie seien die modificirten Nachkommen der frühern Lcbeformcn, nicht entschlagen kann. Die Pflan zen- oder Thicrwclt eines besondcrn einzelnen Gebietes kann nun hauptsächlich in zweierlei Weisen in; Laufe der Zeit umgestaltet worden sein. Einmal, indem die ursprünglichen Formen sich bei eintretenden neuen kli matischen Verhältnissen oder sonstigen veränderten Natur bedingungen allmählich umbildeten, oder aber indem die ältere Flora oder Fauna vernichtet und durch eine von andern Gegenden her cinwandernde ersetzt wurde. Diese Anschauungen haben namentlich durch Darwin allgemeinere Verbreitung gefunden. Allein auch die Naturforscher, welche seine Lehre von der Entstehung der Arten nicht, oder nicht rückhaltlos annehmen, die den Proceß, durch welchen die Umbildung der ursprüng lichen Typen in neue Typen erfolgte, sich anders als Darwin vorstellen und der Meinung sind, daß neben den von Darwin angenommenen Ursachen der Umbil dung noch weitere wesentliche, zur Zett noch nicht er kannte Momente wirksam sein möchten, bestreiten diese Umbildung, d. h. die Entstehung neuer Formen, als Descendenten früherer Stammformen nicht, statuiren vielmehr ebenfalls, daß die jetzt vorhandenen zahlreichen verschiedenen Arten in der organischen Schöpfung sich aus gewissen Stammarten infolge der aus sie eiuwirken- den natürlichen Bedingungen heraus zu Dem, was sie jetzt sind, entwickelt haben. Vielleicht hat dieselbe Stamm form unter dem Einflüsse völlig gleicher Naturverhält nisse gleichzeitig dieselben, genau in gleicher Weise mo- dificirten Tochterformrn, d. h. dieselben neuen Species, an verschiedenen Punkten eines bestimmten FauucngebictS erzeugt. 'Nicht wohl denkbar oder doch in hohem Grade unwahrscheinlich ist es dagegen, daß identische Formen völlig unabhängig von einander an ganz verschiedenen und daher den Naturverhältnisscn nach auch nothwendig verschiedene Bedingungen darbielenden Punkten entstan den sein könnten. Es fragt sich nun, ob die zahllosen Arten der heute lebenden Organismen, welche unter den denkbar ver schiedensten Lebensbedtngungen unsre Erde bevölkern, in den Eigenthümlichkeiten ihrer geographischen Verbreitung mit dieser Vorstellung über die Entstehung der Arten übereinstimmen oder nicht, und das Material, welches gerade die Entomologie für die Beurtheilung dieser Frage darbietet, ist geradezu unerschöpflich. Zwar ist nach dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft eine Halbwegs zuverlässige Schätzung der auf der Erde ver kommenden Jnsecteuarten noch unmöglich. Nur aus der Zahl der bekannten phanerogamischen Pflanzen auf der Erde — die in runder Summe zu 200,000 angenom men werden kann — vermag man sich ein ungefähres Urtheil zu bilden, indem man von dem Zahlenverhält nisse der Jnsecten zu den Phanerogamrn in botanisch und entomologisch aut bekannten Gebieten auf das All gemeine schließt. A. Speyer hat aus diesem Wege die wahrscheinliche Zahl der auf der Erde existirenden Schmetterlinge auf mindestens 130,000 Arten berechnet, indem er von dem Verhältnisse der deutschen Schmetter linge zu den phanerogameu Gewächsen Deutschlands (3000 — 3300) ausgeht und die aus dieser Proportion hervoraehende Zahl noch erheblich reducirt. Kann man also die Speyer'sche Zahl mit Grund als eine Minimal zahl ansehcn, und dürfen wir, theils nach dem Vrrhält- nisse der Schmetterlinge zu den Käfern in Deutschland oder Europa, theils nach dem Ergebnisse der Samm- und heutigen Gefechtsübungen der Cavaleriedivision beizuwohnen. Während das gestrige Manöver zu den; Zwecke eines einheitlichen Schlagens dreier durch schwie rige Defilceu marschirendcn Cavaleriecolonnen ange legt war und bei der Durchfurthung der Röder am Gabclwehr von Zabeltitz manchen lehrreichen Act ge währte, sollte das heutige Manöver einer großen schlag fertigen Cavaleriemasse Gelegenheit zum Eingreifen in das Gefecht eines nebenan kämpfenden Corps geben. Zu diesem Zwecke stand die Cavaleriedivision früh 9 Uhr nördlich Medessen in 3 Treffen aufmarschirt. Das supponirte Corps focht bei Skassa und Raschütz um die Röderübcrgänge, die feindliche Cavalerie hatte man bei Wildenhain recognoscirt. Als nach dem Ein treffen Sr. Majestät des Königs der Befehl kam, daß die Division zum Schutze des cxponirteu liukeu Flügels die feindliche Reiterei zurückzuwerfen habe, ging die Division gegen Weißig vor, nachdem die reitende Artillcrie- abthciluug mit dem 2. Reiterregiment dahin vorausge- sendet war. Die feindliche Reiterei setzte ungeachtet des diesseitigen Feuers vom langen Grunde aus zur Attaque an, sobald die in 2 Haupttreffen masfirte Cavalerie division über die Weißiger Höhen vortrabte. Das linke Flügeltreffen (General v. Miltitz, 2. Reiterregiment, 2. Ulanenregiment) ging westlich Weißig dcbordireud vor, das mittlere Haupttrcssen (General v. Carlowitz, Garde- reiterreaiment, 3. Reiterregiment, 1. Reiterregiment) stieß östlich Weißig vor in der Idee, daß dasselbe die feind liche Mitte durchbrechen und aufrollen sollte. Das I. Ulanenregiment folgte als intacte Reserve. In dem nun folgenden Choc wurde die feindliche Reiterei ge worfen. Leider hinderte aber ein unbeschreiblicher Staub das Melde und die Verfolgung. Da unterdessen Wilden hain von feindlicher Infanterie besetzt worden war, so entzog sich die Division dem Gewehrfeuer und raillirte sich auf dem Plateau vou Collmnitz, wo um 11 Uhr der Vorbeimarsch in Galop erfolgte. Nachmittags '/^2 Uhr fand im hiesigen Gesellschaftshause Hoftafel statt, wozu an die fremden Herren Offiziere und an die sächsischen Generäle und Stabsoffiziere Einladungen erlassen waren. Se. Majestät der König erhob hierbei das Glas und sprach einen Toast auf den deutschen „Reitermarschall" Prinz Friedrich Karl, der es nicht verschmäht habe, den Versuchen der sächsischen Cavalerie division beizuwohnen. Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl erwiderte sofort, an die Erinnerungen des heutigen Tages anknüpfend, mit einem Hoch auf „den Sieger von Beaumont und Sedan, Se. Majestät den König Albert". Se. königl. Hoheit geruhten dabei zugleich auch auszusprechcn, das es ihn; zum Vergnügen gereicht habe, auf die Einladung Sr. Majestät die Hebungen gesehen zu haben. Er habe manches Lobens- werthe in der Division gefunden, besonders müsse er die gleichmäßige Ausbildung der Regimenter, ihre Leich tigkeit im Ueberwinden von Hindernissen, die rationelle Schonung des Materials und das gute Berittensein der Offiziere anerkennen. Die Division könne den Ver gleich auShaltcn, sic sei in der deutschen Reitermasse ein den anderen Divisionen ebenbürtiges Glied. * Berlin, 1. September, lieber die heute stattge- fundcne Confirmation des Prinzen Friedrich Wilhelm berichtet der „R.-A." in seinem amtlichen Theile: „Heute erfolgte iu der Friedenskirchc zu Pots dam die Confirmation Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm Victor Albert von Preußen, ältesten L-ohnes Ihrer kaiserlichen und königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin des deutschen Reiches und vou Preuße», in Gegenwart Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, der durchlauchtigsten Aeltern, der zur Zeit anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, Sr. königliche» Hoheit des Prinze« v. Wales, Sr. königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen-Weimar, Sr. Hoheit des Prinzen Eduard von Sachsen Weimar, dcr obersten, Oberhof- und Hof chargen, des Ministers des königlichen Hauses, der königliche» Staatsminister, der Generäle der Infanterie und Cavalerie, der Ritter des hohen Ordens vom lungen in andern Gegenden der Erde, die Zahl der Käfer als mindestens drei Rial so groß, als die der Schmetterlinge ansehcn, so würde man eine Gcsammt zahl der auf der Erde eristircuden Käfcrartcu vou 400,000 bis 500,000 erhalten, eine Zahl, die übrigens ganz ent schieden nur die untere Grenze bezeichnet. Schwerlich kommen weniger, höchst wahrscheinlicher Weise mehr, ja sogar erheblich mehr Käscrarten auf dcr Erde vor. Wenn man nun weiter erwägt, daß die Diptern (fliegenartige Jnsecten) und Hymeuoptern (Wespen, Ameisen, Bienen, Schlupfwespen, Mordwcspcn rc.) an Zahl der Arten den Käfern mindestens gleichkommen, und sie wahrscheinlich übertreffen, und bringt man weiter die minder reichen Ordnungen der Neuropteren ('Netzflügler), Orthoptern (heuschrcckenartigen Jnsecten), der Hemipteru (Wanzen) in Rechnung, so bleibt die An nahme einer Zahl von einer Million verschiedener Jn- scctenarteu auf der Erdoberfläche wahrscheinlich noch er heblich unter der Wirklichkeit zurück. Dagegen dürften die in den Sammlungen der Ento mologen wirklich vorhandenen Jnsectcnarten wohl nur auf etwa 200,000 Arten anzuschlagen sein, wenn schon, mit jedem Tage fast, aus den entlcgeneren Gegenden der Erde neue Schätze herbeiströmen, wie denn z. B. eine in den letzten Jahren vorgcnommene entomologische Durchforschung Japans eine reiche Ausbeute an fast durchgängig neuen, der Wissenschaft bisher unbekannten Käferarten geliefert hat. Diesem ungeheuren Reichthumc an Jnsectenarten stehen verhältnismäßig kleine Zahlen von Wirbelthieren gegenüber: Säugcthiere z. B. finden sich auf der ganzen Erde etwa 2000 Arten, während Deutschland allein an Käfern die doppelte Zahl enthalten mag. Der entomologische Sammler, der zum ersten Male aus Centraleuropa nach dem Süden unseres WrltthrilS
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